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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Dosieren und Verteilen von landwirtschaftlichen oder kommunalen Schüttgütern aus wenigstens einem Schüttgut-Behälter mit wenigstens einem bodenseitig angeordneten Dosierorgan und wenigstens einem diesem nachgeschalteten Verteilorgan, die jeweils über eigene Antriebe steuerbar sind, wobei die Vorrichtung mit einem Traktor verbindbar oder Teil eines Selbstfahrers ist, dessen Motor einen Generator zur Bereitstellung einer elektrischen Spannung treibt.
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Im Zusammenhang mit der Erfindung werden unter landwirtschaftlichen Schüttgütern insbesondere körnige Mineraldünger und Saatgut, unter kommunalen Schüttgütern insbesondere Winterdienststreumittel, wie Sand, Salz, Splitt oder Gemische derselben, aber auch Mineraldünger und Sand zum Bestreuen von Rasenflächen verstanden. Vorrichtungen zum Verteilen der vorgenannten Schüttgüter weisen stets eine Rahmenkonstruktion und einen von dieser getragenen Behälter zur Aufnahme einer mehr oder weniger großen Menge des Schüttgutes auf. Über wenigstens eine Bodenöffnung, der das Schüttgut in der Regel unter Schwerkraft zufließt, und ein dieser zugeordnetes Dosierorgan gelangt die Dosiermenge zu wenigstens einem Verteilorgan.
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Mineraldünger oder kommunale Schüttgüter werden mittels rotierender Verteilorgane zentrifugal beschleunigt und auf der gewünschten Streubreite ausgebracht. Für große Arbeitsbreiten und Flächenleistungen sind zwei rotierende Verteilorgane nebeneinander angeordnet, denen das Schüttgut aus zwei trichterförmigen Unterteilen des Behälters mit je einer Bodenöffnung und je einem Dosierschieber zufließt. Das rotierende Verteilorgan ist als Streuscheibe mit aufgesetzten, gegebenenfalls verstellbaren Wurfschaufeln ausgebildet. Man unterscheidet folglich zwischen Ein- und Zweischeibenstreuern. Häufig ist noch eine Einrichtung zur Verlagerung des Aufgabepunktes des ausdosierten Schüttgutes auf die Streuscheibe vorgesehen, um Form und/oder Lage des Streubildes zu beeinflussen.
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Bei einer Vorrichtung in Form eines Zweischeibenstreuers für Dünger sind verschiedene Antriebsarten bekannt. Bei der konventionellen Lösung werden die beiden Verteilorgane - die Streuscheiben - von der Gelenkwelle über ein aufwändiges, quer liegendes Getriebe angetrieben. Die Drehzahl der Streuscheiben wird von elektrischen Sensoren überwacht. Für die Betätigung einer schweren Grenzstreueinrichtung dient ein Hydraulikzylinder, der von elektrischen Sensoren überwacht wird. Die als Dosierorgan wirkenden Dosierschieber werden mittels elektrisch angetriebener Aktuatoren betätigt. Sie werden in Abhängigkeit des gewünschten Massenstroms von einem Bedienterminal auf dem Traktor und/oder über einen Bordcomputer auf der Vorrichtung gesteuert und/oder geregelt. Es sind also drei verschiedene Antriebssysteme gleichzeitig vorhanden, die über jeweils eigene Schnittstellen (Zapfwellenanschluss, Hydraulikkupplung, Schwachstromstecker) angeschlossen werden müssen.
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Es ist ferner bekannt (
DE 198 35 487 A1 ), die Streuscheiben eines Zweischeibenstreuers durch jeweils einen Hydromotor anzutreiben und die Aktuatoren für die Dosierschieber elektrisch zu betätigen. Zwischen dem Traktor und der Vorrichtung zum Verteilen und Dosieren, nämlich dem Zweischeibenstreuer, verbleiben jedenfalls zwei Schnittstellen für die Antriebssysteme. Schließlich sind bereits rein elektrische Antriebssysteme (
EP 1 605 747 B1 ,
DE 28 43 487 A1 ) vorgeschlagen worden, bei denen jedoch nur eine Spannungsquelle vorhanden ist. In die Praxis haben diese Antriebssysteme keinen Eingang gefunden.
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Die
DE 201 21 898 U1 beschreibt eine Vorrichtung zum Dosieren und Verteilen von, insbesondere landwirtschaftlichen, Streugütern gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Sie umfasst einen Schüttgutbehälter mit einem bodenseitig angeordneten Dosierorgan und einem dem Dosierorgan nachgeordneten Verteilorgan in Form einer Streuscheibe. Sowohl das Dosierorgan als auch das Verteilorgan sind jeweils über eigene Antriebe steuerbar, wobei jener des Verteilorgans mittels eines variablen Frequenzumrichters drehzahlveränderlich ansteuerbar ist. Ferner ist die bekannte Vorrichtung mit einem Traktor verbindbar oder Teil eines Selbstfahrers, wobei der Motor des Fahrzeugs einen Generator zur Bereitstellung elektrischer Energie antreibt.
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Aus der
DE 25 04 726 A1 ist eine weitere Streuvorrichtung zum Dosieren und Verteilen von - hier wohl vornehmlich kommunalen - Streugütern bekannt, welche ein Dosierorgan in Form eines Förderbandes sowie ein diesem nachgeschaltetes Verteilorgan in Form einer Streuscheibe aufweist, die jeweils über eigene Antriebe steuerbar sind. Die Streuvorrichtung ist mit einem Traktor verbindbar, wobei jedoch nicht dessen Motor einen Generator zur Bereitstellung von elektrischer Energie antreibt, sondern hierfür ein separater Generator mit einem Dieselmotor vorgesehen ist, der beide Antriebe von Dosier- und Verteilorgan mit derselben Spannung versorgt.
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Darüber hinaus beschreibt die zum Prioritätsdatum der vorliegenden Anmeldung noch nicht veröffentlichte
DE 10 2006 011 993 A1 einen Regelkreisantrieb für ein landwirtschaftliches oder kommunales Arbeitsaggregat, mit einem für das Arbeitsaggregat vorgesehenen Antriebsmotor in Form eines Drehstrommotors, welcher mit einem Drehstromgenerator über einen Frequenzumrichter zusammengeschaltet ist.
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Zum Dosieren und Verteilen von Mineraldünger in der Landwirtschaft sind ferner Vorrichtungen in Form pneumatischer Düngerstreuer bekannt, bei denen der Dünger in einem großvolumigen Behälter untergebracht ist, der auf einem Traktor in Form eines Systemschleppers (
DE 34 29 042 C1 ,
DE 35 39 754 C2 ) oder auf einem Nachläufer (
DE 10 2004 030 240 A1 ) angeordnet ist. Die Anordnung ist so getroffen, dass an beiden fahrtrichtungsparallelen Längsseiten des Behälters im Bereich der unteren Wandteile mit Abstand voneinander angeordnete Auslauföffnungen vorhanden sind, in denen jeweils ein Dosierorgan in Form eines Nockenraddosierers umläuft und den Dünger in einen oder mehrere Injektoren leitet, an die jeweils eine Streuleitung anschließt. Je ein Paket von Streuleitungen erstreckt sich im Betrieb nach je einer Seite quer zur Fahrtrichtung, wobei die Streuleitungen in abgestuftem unterschiedlichem Abstand enden und dort Prallorgane aufweisen. Als Verteilorgan dienen ein oder für jede Seite je ein Gebläse, das den in jede Streuleitung ausdosierten Dünger pneumatisch an das offene Ende der Streuleitung transportiert, wo er auf die Prallorgane auftrifft und in einem Fächer verteilt wird. Wegen der unterschiedlichen Bauart und der Betriebsweise wird auf den vorstehend zitierten Stand der Technik verwiesen.
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Bei dem pneumatischen Düngerstreuer nach der
DE 34 29 042 C1 wird das Verteilorgan (Gebläse) über die an die Zapfwelle des Systemschleppers angebaute Gelenkwelle angetrieben, während die Nockenraddosierer von drehzahlregelbaren Hydraulikmotoren, die an das Hydrauliknetz des Systemschleppers angeschlossen sind, angetrieben werden. Bei dem pneumatischen Streuer nach der
DE 35 39 754 C2 sind für jede Seite je ein Gebläse als Verteilorgan vorgesehen, die jeweils von einem Hydraulikmotor angetrieben sind. Die Dosierorgane in Form von Nockenraddosierern werden von drehzahlregelbaren Hydraulikmotoren, die vom Hydrauliknetz des Systemschleppers versorgt sind, angetrieben. Bei dem pneumatischen Großflächenstreuer nach der
DE 10 2004 030 240 A1 werden die einzelnen Nockenraddosierer von je einem Hydromotor oder einem Elektromotor drehzahlregelbar angetrieben, wobei nur über den Hydraulikantrieb nähere Angaben gemacht sind. Über den Antrieb der Verteilorgane in Form von Gebläsen macht die Druckschrift keine Aussage.
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Als Vorrichtungen zum Verteilen und reihenweisen Ausbringen von Saatgut werden heute vornehmlich pneumatische Sämaschinen eingesetzt, deren trichterförmiger Saatgut-Behälter eine Bodenöffnung und einen diese abschließenden, als Dosierorgan arbeitenden, rotierenden Zellenraddosierer aufweist. Das dosierte Saatgut gelangt in einen Injektor und wird dort von einem durch ein als Verteilorgan wirkendes Gebläse erzeugten Förderluftstrom erfasst und über einen als Strömungsteiler wirkenden Verteilerkopf auf zu den Säscharen führende Schlauchleitungen verteilt. Bei der Aussaat werden einzelne Schlauchleitungen zur Fahrgassenbildung abgeschaltet. Häufig werden pneumatische Sämaschinen in Verbindung mit einer das Saatbett vorbereitenden Kreiselegge verwendet und auf dieser aufgebaut. Die Kreiselegge wird von der Zapfwelle des Traktors über eine Gelenkwelle angetrieben.
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Bei einer bekannten Ausführung (Prospekt „Pneumatische Drillmaschinen Solitär“ der Fa. Lemken GmbH & Co. KG, D-46519 Alpen, Druckvermerk Fs. B.O.S.S. 09/05 175 0058/De) wird das Verteilorgan, nämlich das Gebläse, von einem Hydraulikmotor über die Traktorhydraulik angetrieben. Trotz schwankender Motordrehzahl des Traktors kann über Regelventile der hydraulische Volumenstrom konstant gehalten und die Drehzahl des Gebläses stufenlos eingestellt werden. Aufgrund des geringen Leistungsbedarfs ist dies hydraulisch möglich. Das Dosierorgan, nämlich der Zellenraddosierer zur Saatgutdosierung, wird von einem Elektromotor angetrieben, der von dem Generator des Traktors bzw. dessen Bordnetz mit einer Spannung von 12 V versorgt wird. Die Drehzahl des Elektromotors ist elektronisch regelbar. Aufgrund des sehr geringen Leistungsbedarfs lässt sich der elektrische Antrieb verwirklichen, jedoch wird bei Sämaschinen, die für höhere Fahrgeschwindigkeiten (> 15 km/h) auszulegen sind, bereits die Leistungsgrenze des elektrischen Antriebs erreicht. Es sind also zwei verschiedene Antriebsarten - hydraulisch und elektronisch - für das Verteilorgan und das Dosierorgan vorhanden und erforderlich.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, für eine Vorrichtung der eingangs genannten Art gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 eine einheitliche und auf den jeweiligen Leistungsbedarf der Verteil- und Dosierorgane abgestimmte sowie preiswerte Antriebstechnologie vorzuschlagen, die im Wesentlichen mit Standardbauteilen auskommt.
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Diese Aufgabe wird bei einer Vorrichtung der eingangs genannten Art erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass das Verteilorgan als Antrieb einen mit Mittelspannung von ca. 400 V betriebenen Elektromotor mit einer Leistung > 1 kW und < 50 kW und das Dosierorgan als Antrieb einen mit leistungsfähiger Niederspannung zwischen 12 V und 48 V betriebenen Motor oder Aktuator mit einer Leistung > 0,01 kW und < 1 kW aufweist.
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Das Verteilorgan, das bei den zuvor zum Stand der Technik geschilderten Maschinen als rotierende Streuscheibe oder bei pneumatischen Düngerstreuern oder Sämaschinen als Gebläse ausgebildet ist, wird erfindungsgemäß von einem leistungsfähigen Elektromotor mit einer Leistung von > 1 kW und < 50 kW, vorzugsweise 10 kW, angetrieben. Diesem Zweck dient eine Versorgung mit einer Mittelspannung von ca. 400 V. Das Dosierorgan, das bei einer Vorrichtung mit rotierendem Verteilorgan in der Regel als Dosierschieber, bei einer pneumatischen Sämaschine hingegen als Zellenraddosierer und bei einem pneumatischen Düngerstreuer als Nockenraddosierer ausgebildet ist, weist als Antrieb einen mit leistungsfähiger Niederspannung zwischen 12 V und 48 V betriebenen Motor mit einer Leistung > 0,01 kW und < 1 kW auf. Auf diese Weise ist eine vollelektrische Lösung für die Antriebskomponenten einer Vorrichtung zum Verteilen von landwirtschaftlichen oder kommunalen Schüttgütern geschaffen. Es kann insbesondere auf mechanische Antriebe, die aufwändig sind und eine hohe konstruktive Masse mit sich bringen, wie auch auf hydraulische Antriebe verzichtet werden.
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Der bisher bei einer leistungsfähigen mechanischen Antriebslösung für die Verteilorgane notwendige Gelenkwellenanschluss weist zwar einen hohen Wirkungsgrad auf, bereitet jedoch wegen der schwankenden Traktormotordrehzahl Schwierigkeiten. Auch ist der Anbau der Gelenkwelle beschwerlich und werden die gebotenen Sicherheitsmaßnahmen oft nicht konsequent eingehalten. Hydraulische Antriebssysteme weisen hinsichtlich der Regelbarkeit gegenüber mechanischen Antriebssystemen erhebliche Vorteile auf, jedoch ist der Wirkungsgrad deutlich niedriger und sind die Anforderungen an die Kühlleistung des Traktors sehr viel höher, so dass der Treibstoffverbrauch erheblich höher liegt. Durch Leckagen beim Kupplungsvorgang ergibt sich stets ein Ölverlust, der zu Umweltschäden führen kann, die bei einem geplatzten Hydraulikschlauch oder Hydraulikmotor in der Regel sehr groß sind.
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Ferner benötigen die vorgenannten bekannten Antriebssysteme unterschiedliche Schnittstellen am Traktor. Die rein elektrische Versorgung der Antriebskomponenten des Streuers, wie sie die Erfindung vorsieht, vermeidet alle vorgenannten Nachteile und führt zu einer technisch sauberen und sicherheitstechnisch leicht zu beherrschenden Lösung mit nur einer einzigen Schnittstelle am Traktor bzw. Selbstfahrer.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform ist das Dosierorgan von einem mit der leistungsfähigen Niederspannung betriebenen elektrischen Aktuator als Stellglied betätigbar, der die bisher in der Praxis meist hydraulisch angetriebene Lösung ersetzt.
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Auch die zur Steuerung und Regelung eingesetzten Schalter und Sensoren werden vorzugsweise mit Niederspannung versorgt.
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In einer Ausführung der Erfindung sind die Mittelspannung und die Niederspannung über elektrische Leitungen getrennt in die Vorrichtung einleitbar. Stattdessen kann aber auch aus der in die Vorrichtung eingeleiteten Mittelspannung über vorrichtungseigene Spannungswandler Niederspannung abgezweigt werden, so dass zwischen der Vorrichtung und dem Traktor nur Mittelspannung an die Vorrichtung übergeben wird, was durch eine einfache elektrische Steckverbindung geschehen kann.
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In einer weiteren Ausbildung der Erfindung ist ein Frequenzumrichter vorgesehen, über den die Frequenz der Mittelspannung für den elektromotorischen Antrieb des Verteilorgans und damit dessen Drehzahl steuerbar ist. Da das ausschließlich elektrische Antriebssystem einen hohen Wirkungsgrad bietet und schon bei sehr niedriger, treibstoffsparender Drehzahl des Traktormotors bzw. des Generators ein großer Schüttgutmassenstrom erreicht werden kann, bietet die stufenlose Drehzahlregelbarkeit der Verteilorgane mittels des Frequenzumrichters besondere Vorteile.
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Der Frequenzumrichter ist auf dem Traktor, vorzugsweise jedoch auf der Vorrichtung angeordnet, so dass die Vorrichtung selbst, insbesondere in Verbindung mit dem vorrichtungseigenen Spannungswandler, weitgehend autonom und unabhängig von der Traktorbauweise arbeiten kann und nur auf die Mittelspannungsversorgung vom Traktor angewiesen ist.
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Zum Stillsetzen des Verteilorgans ist der antreibende Elektromotor über eine Frequenzumrichter-Kennlinie abbremsbar, so dass keine hohen und anhaltenden Bremsmomente entstehen.
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Vorzugsweise ist die Vorrichtung als Streuer zum flächigen Verteilen von Mineraldünger, Sand, Salz oder Splitt ausgebildet, wobei das Verteilorgan eine rotierende Streuscheibe ist. Sie ist auf ihrer Oberseite mit Wurfschaufeln versehen, die das dosierte Schüttgut zentrifugal beschleunigen und am Umfang der Scheibe bzw. am Ende der Wurfflügel abgeben. Die Streuscheibe ist, wie oben bereits hinsichtlich des Verteilorgans dargelegt, von einem Mittelspannungsmotor angetrieben.
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Bei Einscheibenstreuern, wie sie insbesondere zum Verteilen und Dosieren von kommunalen Schüttgütern, aber auch auf kleineren landwirtschaftlichen Flächen und Gemüseanbaubetrieben zum Verteilen und Dosieren von Mineraldünger und Sämereien eingesetzt werden, ist die Antriebswelle der Streuscheibe mit einem in dem Vorratsbehälter angeordneten Rührwerk gekoppelt, das im Sinne der Erfindung von dem die Streuscheibe antreibenden Mittelspannungsmotor mit angetrieben ist.
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Auch bei einem Einscheibenstreuer erfolgt die Steuerung und Regelung des als Dosierschieber ausgebildeten Dosierorgans im Sinne der Erfindung über eine Niederspannungsquelle für das Bedienterminal und die Aktuatoren.
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Eine bevorzugte Anwendung der Vorrichtung besteht darin, dass sie als Streuer zum Verteilen von Dünger auf großen Arbeitsbreiten ausgebildet ist und zwei mit Abstand voneinander angeordnete Verteilorgane in Form von Streuscheiben aufweist, die jeweils von einem mit Mittelspannung betriebenen Elektromotor angetrieben sind, dessen Drehzahl einstellbar ist. Mit dieser Ausbildung lassen sich beim Anschlussfahren Arbeitsbreiten bis zu 48 m bei hoher Verteilgenauigkeit erreichen, wobei sich die gewünschte Arbeitsbreite durch die stufenlos einstellbare Drehzahl der Mittelspannungsmotoren vorgeben und ändern lässt.
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Vorzugsweise ist die Drehzahl der beiden Elektromotoren unabhängig voneinander stufenlos einstellbar und regelbar, wodurch asymmetrische Streubilder erreicht werden können, was insbesondere beim Grenz- und Randstreuen Vorteile bietet und in Verbindung mit der Regelbarkeit des Antriebs der grenznahen Streuscheibe auch ein einwandfreies Streuen im Keilwinkel eines Feldes zulässt.
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Die Drehzahl der beiden Elektromotoren ist vorteilhafterweise über je eine Mittelspannungsleitung und einen vorgeschalteten Frequenzumrichter unabhängig voneinander einstellbar und regelbar, was dann, wenn der Frequenzumrichter auf der Vorrichtung, also beispielsweise auf der Rahmenkonstruktion des Zweischeibenstreuers unmittelbar angeordnet ist, eine traktorunabhängige Steuerung und Regelung der Drehzahl der Streuscheiben ermöglicht.
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Ein Zweischeibenstreuer weist üblicherweise einen Schüttgut-Behälter mit je einem trichterförmigen Unterteil, je ein Dosierorgan und je ein im trichterförmigen Unterteil angeordnetes Rührwerk auf, wobei in einer besonders vorteilhaften bekannten Bauweise beide Rührwerke von außerhalb des Behälters von einem zentralen Antrieb angetrieben sind. In diesem Fall ist erfindungsgemäß der Antrieb ein Niederspannungsmotor, dessen Drehzahl an das fließfähig zu haltende Schüttgut angepasst ist. Da das Rührwerk und die Dosierelektronik über die 12 V Niederspannungsversorgung angetrieben werden, während die Streuscheiben mit der 400 V Mittelspannung versorgt werden, ist es möglich, dass zur Abdrehprobe oder zur Restmengenentleerung oder zur Reinigung die Streuscheiben stillgesetzt werden, während das Rührwerk über einen Sensor an den Dosierschiebern beim Öffnen derselben automatisch eingeschaltet und beim Schließen ausgeschaltet wird.
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In diesem Sinne ist ferner vorgesehen, dass die Mittelspannungsantriebe und die Niederspannungsantriebe von einem Bedienterminal und/oder einem Jobcomputer steuerbar und/oder regelbar sind.
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Das Bedienterminal und die Aktuatoren für die Dosierschieber und für die Verstellung des Aufgabepunktes auf der Streuscheibe sind wiederum von einer Niederspannungsquelle versorgt. Der Aufgabepunkt lässt sich beispielsweise dadurch verlagern, dass die Dosieröffnung und der mit ihr zusammenarbeitende Dosierschieber gegenüber der Streuscheibe verlagerbar sind.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass bei einem die Streuscheibe(n) antreibenden Mittelspannungsmotor das Drehmoment erfasst wird und daraus der vom Dosierorgan auf die Streuscheibe abgegebene Dünger-Massenstrom durch Messung von Spannung, Stromstärke und Drehzahl der Streuscheibe ermittelbar ist. Dieses bei hydraulischen Zweischeibendüngerstreuern bekannte Massenstromregelsystem (
DE 199 08 141 A1 ) lässt sich bei dem erfindungsgemäß ausgebildeten elektrischen Antriebssystem durch Messung von Drehzahl, Stromstärke und Spannung nahezu aufwandslos verwirklichen.
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Bei als Düngerstreuer arbeitenden Vorrichtungen, bei denen im Behälter ein Rührwerk umläuft, ist üblicherweise ein Schutzgitter zur Absicherung des Rührwerks gegen unbeabsichtigtes Berühren vorgesehen, das durch eine mechanische Verriegelung in Schließlage gehalten ist und nur durch einen bewussten Handgriff geöffnet werden kann. Gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung ist dem Schutzgitter ein Verschluss zugeordnet, der durch elektrische, mit Niederspannung versorgte Sicherungselemente nur in Öffnungslage bringbar ist, wenn das Rührwerk steht. In einer anderen Ausführungsform kann vorgesehen sein, dass beim Öffnen des Schutzgitters der elektrische Antrieb des Rührwerks automatisch stillgesetzt wird. In beiden Fällen ist ein wirksamer, von dem Benutzer nicht zu umgehendes Sicherheitssystem geschaffen, das vor Verletzungen durch Berühren des Rührwerks schützt.
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Ist die Vorrichtung als pneumatische Sämaschine mit einem Dosierorgan in Form eines Zellenraddosierers und einem Verteilorgan in Form eines Gebläses ausgebildet, das die ausdosierte Saatgutmenge über einen Verteilerkopf auf einzelne Saatgutleitungen verteilt, so ist erfindungsgemäß das Gebläse von einem Mittelspannungsmotor und der wenigstens eine Zellenraddosierer von einem Niederspannungsmotor angetrieben. Sowohl die Drehzahl des elektrischen Gebläseantriebs, als auch die des Zellenraddosierers lässt sich an die auszudosierende Saatgutmenge regelungstechnisch problemlos anpassen. Auch sind die durch die bisher eingesetzten 12 V-Motoren gegebenen Leistungsgrenzen bei der Saatgutdosierung problemlos zu überwinden. In diesem Zusammenhang ist zweckmäßigerweise vorgesehen, dass der Niederspannungsmotor für den Antrieb des Zellenraddosierers stufenlos einstellbar und regelbar ist.
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Bei einer pneumatischen Sämaschine ist eine Fahrgassenschaltung, die ein Ausbringen von Saatgut in den nach Aufgehen der Saat verwendeten Fahrgassen vermeidet, zwingend notwendig. Hierzu dienen bisher Aktuatoren, die jedoch erfindungsgemäß mit Niederspannung betreibbar sind und die Saatgut zuführung zu den betreffenden Saatgutleitungen unterbinden.
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Die Vorrichtung kann auch als pneumatischer Düngerstreuer mit wenigstens einem Dosierorgan in Form eines Nockenraddosierers und wenigstens einem Verteilorgan in Form eines Gebläses, das die ausdosierte Düngermenge über einzelne Streuleitungen auf die Arbeitsbreite verteilt, ausgebildet sein, wobei das Gebläse von einem Mittelspannungsmotor und jeder Nockenraddosierer von je einem Niederspannungsmotor angetrieben ist. Vorzugsweise ist auch bei dieser Ausführung der Niederspannungsmotor für den Antrieb jedes Nockenraddosierers stufenlos einstellbar und regelbar.
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Die großen Vorteile der erfindungsgemäßen Vorrichtung ergeben sich bei der Anwendung auf pneumatische Großflächenstreuer insbesondere durch den leicht zu beherrschenden hohen Leistungsbedarf der Gebläse und die stufenlose und insbesondere auch voneinander unabhängige Einstellbarkeit und Regelbarkeit der Vielzahl von Nockenraddosierern.
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In Verbindung mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird vorzugsweise ein Traktor oder Selbstfahrer oder auch ein Systemschlepper eingesetzt, dessen Generator eine Mittelspannung von ca. 400 V Drehstrom und eine leistungsfähige Niederspannung von 12 V bis 48 V Gleichstrom liefert. Die Vorrichtung kann Teil des Selbstfahrers sein oder an dem Traktor über einen Dreipunkt angebaut oder als Nachläufer angehängt sein.
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Nachstehend ist die erfindungsgemäße Vorrichtung anhand eines in der Zeichnung schematisch wiedergegebenen Ausführungsbeispiels eines Zweischeibenstreuers zum Ausbringen von Mineraldünger, insbesondere auf großen Arbeitsbreiten, in Verbindung mit einem Blockschaltbild erläutert.
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Auf der Kurbelwelle 1 des Dieselmotors 2 eines Traktors 3 sitzt ein Generator 4 zur Erzeugung einer Mittelspannung von ca. 400 V (Drehstrom), die beim gezeigten Ausführungsbeispiel über die Leitung 5 einem Frequenzumrichter 6 zugeleitet wird. Die in ihrer Frequenz steuerbare Mittelspannung wird über zwei Leitungen 7, 8 an die Steckverbindungen 9, 10 weitergeleitet. Ferner liefert der Traktor 3 über die Leitung 11 eine leistungsfähige Niederspannung an die Steckverbindung 12.
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Beim gezeigten Ausführungsbeispiel ist ein Zweischeibenstreuer schematisch in Seitenansicht und bildlich im Hintergrund wiedergegeben. Er weist eine Rahmenkonstruktion 13 und einen von dieser aufgenommenen Behälter 14 auf, der sich nach unten in zwei trichterförmige Unterteile, von denen nur das in der Zeichnungsebene vorne liegende 15 erkennbar ist, verjüngt. Der Zweischeibenstreuer ist als Anbaustreuer ausgebildet und über an dessen Rahmenkonstruktion 13 angreifende Unterlenker 16 und einen Oberlenker 17 an den Traktor 3 angeschlossen.
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Unterhalb jedes trichterförmigen Unterteils 15 befindet sich ein Verteilorgan in Form einer Streuscheibe 18, von denen nur die in der Zeichnungsebene vorne liegende erkennbar ist. In der Draufsicht (nicht gezeigt) laufen die Streuscheiben 18 vorzugsweise entgegen der Fahrtrichtung von innen nach außen um. Die Streuscheiben 18 werden jeweils von schematisch angedeuteten Elektromotoren 19, 20 angetrieben, die über die Steckverbindungen 9, 10 und die Leitungen 21, 22 mit Mittelspannung versorgt werden und eine Leistung im Bereich von 2 bis 10 kW aufweisen. Ihre Drehzahl ist über den Frequenzumrichter 6 stufenlos und unabhängig voneinander einstellbar und getrennt regelbar.
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Am Boden jedes trichterförmigen Unterteils 15 ist eine Dosieröffnung und ein Dosierschieber (nicht gezeigt, weil bekannt) angeordnet, der über ein Bedienterminal (nicht gezeigt) jeweils von einem elektrischen Aktuator 23, 24 mit einer Leistung < 1 kW betätigt wird. Die Aktuatoren 23, 24 werden über die Steckverbindungen 12 und die Leitungen 25, 26 mit leistungsfähiger Niederspannung versorgt.
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Bei einem Zweischeibenstreuer der beschriebenen Bauart ist oberhalb des Bodens jedes trichterförmigen Unterteils 15 ein Rührwerk angeordnet. Beide Rührwerke werden von einem zwischen den Streuscheiben 18 angeordneten Elektromotor von außen her angetrieben. Der Rührwerksmotor 27 wird gleichfalls über die Niederspannungs-Steckverbindung 12 und die Leitung 28 mit leistungsfähiger Niederspannung versorgt.
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In Abwandlung des vorstehend beschriebenen Ausführungsbeispiels kann die Ausbildung auch so getroffen sein, dass traktorseitig lediglich die vom Generator erzeugte Mittelspannung von ca. 400 V über Steckverbindungen zur Verfügung gestellt wird und der Frequenzumrichter auf der Verteil- und Dosiervorrichtung, beim beschriebenen Ausführungsbeispiel also in geeigneter Weise auf dem Zweischeibenstreuer angeordnet ist. In gleichfalls vorteilhafter Weise kann von der vom Traktor gelieferten Mittelspannung erst durch auf der Verteil- und Dosiervorrichtung angeordnete Spannungswandler die leistungsfähige Niederspannung abgezweigt werden.
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In sinngemäß angepasster und den Patentansprüchen und der Erfindungsbeschreibung entsprechender Weise lässt sich die zuvor beschriebene, vollelektrische Antriebstechnik und Anordnung auch auf andere Verteil- und Dosiervorrichtungen, wie Einscheibenstreuer oder pneumatische Sämaschinen und pneumatische Düngerstreuer, übertragen.