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Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur verschlackenden Vergasung fester Bennstoffe unter Druck.
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Bei den bekannten Verfahren der Wirbelschichtvergasung werden körnige, kohlenstoffhaltige (C-haltige) Vergasungsstoffe mit Vergasungsmitteln, die Sauerstoff enthalten und sogar überwiegend aus Sauerstoff bestehen, in Wirbelschichtvergasern bei hohen Temperaturen zu dem eigentlichen Vergasungsprodukt Rohgas und den Vergasungsrückständen Bodenprodukt und Staub umgewandelt. Die Bodenprodukte werden unterseitig des Wirbelschichtvergasers abgezogen.
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Die Stäube werden aus den staubbeladenen Rohgasen, die den Zyklon des Wirbelschichtvergasers oberseitig verlassen, abgetrennt und ebenfalls abgezogen. Bodenprodukte und Stäube bestehen aus Aschen, Schlacken und Restkoksen und sind kohlenstoffhaltig (C-haltig). Daraus ergibt sich der Nachteil der Verfahren der Wirbelschichtvergasung gegenüber den konkurrierenden Verfahren der Flugstromvergasung, der darin besteht, dass der Kohlenstoffumsatz (C-Umsatzgrad) unvollständig bleibt. Üblicherweise werden C-Umsatzgrade, bezogen auf den mit den Vergasungsstoffen eingebrachten Kohlenstoff, von nur 90% oder sogar darunter, erreicht.
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Um selbst diese noch unbefriedigenden Werte der C-Umsatzgrade zu erzielen, ist ein hoher apparatetechnischer Aufwand erforderlich, der darin besteht, eine vergaserinterne Staubrezirkulation aufrecht zu erhalten, mittels derer die Verweilzeit der C-haltigen Stäube in der Wirbelschicht erhöht wird. Zu diesem Zweck werden die am oberen Ende des Vergasungsraumes des Wirbelschichtvergasers über den Rohgasabgang abgezogenen, staubbeladenen Rohgase sofort in einen Heißgaszyklon eingeleitet, in dem etwa 95 Ma.-% und mehr der aus der Wirbelschicht ausgetragenen Stäube aus den Rohgasen abgeschieden und auf direktem Wege ohne nennenswerte Abkühlung wieder zurück in die Wirbelschicht geleitet werden.
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Die C-haltigen Vergasungsrückstände müssen, um umweltgerecht deponiert werden zu können, oxidativ nachbehandelt werden. Die Nachbehandlung besteht aus einer Nachvergasung und einer Nachoxidation, wobei durch Nachvergasung der C-Gehalt auf tolerierbare Restgehalte (z. B. < 2 Ma.-%) abgesenkt und durch Nachoxidation die unter Umgebungsbedingungen nicht stabilen Oxide und Verbindungen (insbesondere Eisenoxide und Sulfide) auf eine unter Umgebungsbedingungen dauerstabile Oxidationsform gebracht werden. Die Nachbehandlung kann außerhalb oder innerhalb des Wirbelschichtvergasers erfolgen (interne oder externe Nachbehandlung).
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Im ersteren Fall wird die Nachverbrennung in einer Wirbelschichtfeuerung, vorzugsweise einer atmosphärischen zirkulierenden Wirbelschicht, durchgeführt. Diese Verfahrensweise ist anlagen- und betriebstechnisch sehr aufwendig sowie effizienzmindernd.
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Verschiedene Vorschläge zur internen Nachbehandlung waren bisher nicht erfolgreich. Die Patentschrift
DE 103 43 582 A1 betrifft die Anordnung eines Schlackebades unterhalb der Wirbelschicht, wobei zwischen Schlackebad und Wirbelschicht als Trennzone ein Trennbett vorgesehen ist. Die strömungstechnische Beherrschung der Trennzone gestaltet sich in großen Reaktionsräumen nicht einfach. Insbesondere können Schräglagen und Ungleichmäßigkeiten der Durchströmung nicht vermieden werden. Solche Schräglagen werden primär verursacht durch lokale Ansammlungen von Schlacken im Trennbett, die lokale Verlegungen des Gasweges verursachen. Sobald die heißen, aufwärts strömenden Gase die Innenwände des Vergasers, die das Trennbett umhüllen, berühren, kommt es sowohl zu massiven Schlackeablagerungen, die die Durchströmung des Trennbettes stören, als auch zum schädigenden Angriff der Innenwände durch unreagierten, freien Sauerstoff. Letzterer Fall ist für den sicheren Betrieb des Vergasers kritisch, da ein Durchbrennen des metallischen Innenmantels möglich ist. Hinzu kommt, dass die Gase, die durch die Oberfläche des Trennbettes in die darüber liegende Wirbelschicht eintreten, nahezu beliebig über den Querschnitt verteilt ausströmen. Die Funktion der Basisfluidisierung der Wirbelschicht wird dadurch nicht erfüllt. Die Strömungsschräglagen setzen sich mit den genannten negativen Folgen in der Wirbelschicht fort. Das Erfordernis einer weitgehend gleichmäßigen Durchströmung des Trennbettes wird am ehesten erfüllt, wenn Brennstoffe eingesetzt werden, die hinsichtlich ihres Körnungsaufbaus eine gut durchströmbare Schüttung ausbilden. Dies ist jedoch in den meisten Anwendungsfällen nicht gegeben.
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DE 26 40 180 A1 beschreibt ein Verfahren zur Vergasung fester Brennstoffe, wobei der Brennstoff in übereinander angeordneten Vergasungsräumen, zu unterst in einer ruhenden oder quasi ruhenden Schicht und darüber in einer Wirbelschicht, vergast wird. Es wird ein trockener Ascheabzug mittels eines Drehrostes vorgeschlagen, der alternativ als Abstichgenerator ausgelegt werden kann. Auch hier ermangelt es einer Lösung für den verschlackungsfreien Betrieb der quasi ruhenden Schicht und der Wirbelschicht.
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Eine Abhilfe wird gemäß Patentanmeldung
DE 10 2006 005 626 A1 darin gesehen, dass über der Schlackebad-Vergasungszone zwei Spouted-bed-Vergasungszonen und darüber eine Flugstrom-Vergasungszone eingerichtet werden. Dadurch sollen verschiedenste Festbrennstoffe mit einem breiten Körnungsband bei gleichzeitiger Erzielung eines nahezu vollständigen Kohlenstoffumsatzes einsetzbar werden. Hier ist zu befürchten, dass die in Rede stehende randgängige Abwärtsströmung, die überwiegend aus Feststoff bestehen soll, sich nicht ausbildet, oder mit anderen Worten „einfriert”, somit große Teile des wandnahen Strömungsquerschnittes des Vergasers bis oberhalb der dritten Düsenebene unbewegt im Vergaser stehen bleiben und nicht mehr an den Vergasungsreaktionen teilnehmen. Letztlich würde kein oder zu wenig C-haltiger Feststoff mindestens in die unteren Bereiche des Vergasers, die als Schlackebad-Vergasungszone und als erste Spouted-bed-Vergasungszone bezeichnet werden, gelangen, mit der Folge, dass das Schlackebad einfriert.
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Verschiedentlich wurde versucht, die Gleichmäßigkeitsanforderungen der Fluidisierung in der Wirbelschicht zu umgehen, indem gezielt Reaktionsbereiche mit starker und Reaktionsbereiche mit schwacher Durchströmung eingerichtet werden. Hierfür wurden so genannte Spouted-bed (Sprudelbett)-Verfahren oder auch Jet-bed (Jet-Bett)-Verfahren vorgeschlagen, die jedoch den Nachteil aufweisen, dass in erster Linie nur staubförmig aufbereitete Brennstoffe eingesetzt werden können.
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Beispielhaft sei der Vorschlag des Spouted-bed-Vergasers gemäß
JP 57174391 A näher betrachtet. Über zwei vertikal übereinander angeordneten Düsenebenen wird Vergasungsmittel gemeinsam mit pulverisierter Kohle eingeblasen. Die untere Düsenebene wird mit Sauerstoffüberschuss und die obere Düsenebene mit Dampf betrieben. Vor den Düsen bildet sich ein Strahl aus, in dem die Vergasungsreaktionen bevorzugt ablaufen und die keinen direkten Kontakt mit der Wand haben. Die sich im unteren Bereich bildende Schlacke fließt an den Wänden abwärts und wird abgezogen. Der Nachteil der Lösung gemäß
JP 57174391 A besteht darin, dass nur pulverisierte und pneumatisch förderbare Brennstoffe eingesetzt werden können. Des Weiteren ist dem Patent keine Lehre zu entnehmen, wie die Vergaserinnenwand im Übergangsbereich zwischen unterseitiger Verbrennung und oberseitiger endothermer Vergasung im Dauerbetrieb verschlackungsfrei gehalten und wie vermieden werden kann, dass unvergaster Restkoks mit der Schlacke abgezogen wird.
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Um das Körnungsspektrum zu erweitern, soll der Reaktionsraum der Vergasung gemäß
JP 59053592 A in einen oben angeordneten Jet-bed-Reaktionsraum und einen darunter angeordneten Wirbelschicht-Reaktionsraum getrennt werden, wobei beide Reaktionsräume durch eine eingeschnürte Öffnung miteinander verbunden sind. Der obere Jet-bed-Reaktionsraum wird mit pulverisierter Kohle versorgt, während dem unteren Wirbelschicht Reaktionsraum gröbere Wirbelschichtkohle zugeführt wird. Flüssigschlacke soll aus dem oberen Jet-bed-Reaktionsraum in den unteren Wirbelschicht-Reaktionsraum fließen, der bei moderaten Temperaturen unterhalb des Ascheerweichungspunktes betrieben wird. Das aus dem unteren Wirbelschicht-Reaktionsraum durch die gleiche Öffnung nach oben strömende staubbeladene Rohgas bildet gemeinsam mit dem über die Vergasungsmitteldüsen seitlich zugeführten Vergasungsmittel-Kohle-Gemisch einen Vergasungs-Jet. Hierbei bleibt wiederum ungeklärt, wie der Jet-bed-Reaktionsraum verschlackungsfrei betrieben werden kann. Zudem ist keine Lehre gegeben, wie Flüssigschlacke entgegen dem „kalten” Gasstrom nach unten fließen kann, ohne zu erstarren und ohne die eingeschnürte Öffnung zu blockieren. Das aus dem Wirbelschicht-Reaktionsraum unten abgezogene Bodenprodukt enthält außerdem unvergasten Restkohlenstoff.
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Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Verfahren und eine Vorrichtung zur verschlackenden Vergasung fester Bennstoffe unter Druck bereitzustellen, bei denen die Vergasung verschiedenster körniger, C-haltiger Vergasungsstoffe mit einem breiten Körnungsband bei gleichzeitiger Gewährleistung eines nahezu vollständigen Kohlenstoffumsatzes so durchgeführt werden kann, dass ein sicherer und verlegungsfreier Betrieb des Vergasers gewährleistet wird.
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Die Aufgabe der Erfindung wird durch ein Verfahren zur verschlackenden Vergasung fester Bennstoffe unter Druck gelöst, bei dem die Vergasung mit Vergasungsmitteln, die freien Sauerstoff enthalten, in einem Vergasungsraum, aus dem unterseitig Flüssigschlacken in ein Schlackebad und oberseitig staubbeladene Rohgase abgezogen werden, durchgeführt wird, bei dem die Vergasungsmittel in annähernd einer horizontalen Ebene kurz über der Oberfläche des Schlackebades so eingedüst werden, dass mit den Vergasungsmitteln die weitgehend vollständige Vergasung der Vergasungsstoffe durchgeführt wird, Temperaturen am Rohgasabgang eingestellt werden, die 0 bis 100 K unter der Ascheverlegungstemperatur liegen, sowie Strömungsgeschwindigkeiten der Rohgase im Vergaser von 0,5 bis 3 m/s eingestellt werden und bei dem die Vergasungsstoffe soweit oberhalb der Ebene der Eindüsung der Vergasungsmittel eingebracht werden, dass der Vergasungsraum in Höhe des Eintrags der Vergasungsstoffe und darüber keinen freien Sauerstoff mehr aufweist.
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Vorteilhaft werden die Vergasungsstoffe in einem vertikalen Abstand von etwa 1 bis 10 m über den Vergasungsmitteln seitlich in den Vergaser eingebracht. Die Vergasungsmittel werden nach einer bevorzugten Ausführung des Verfahrens dem Vergasungsraum seitlich, in annähernd einer horizontalen Ebene, in Höhe der Oberfläche eines Schlackebades oder kurz darüber, d. h. bis etwa 1 m über der Oberfläche des Schlackebades mit Strömungsgeschwindigkeiten von 20 bis 100 m/s zugeführt.
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Die Vergasungsmittel bestehen hauptsächlich aus Sauerstoff, Wasserdampf und/oder Kohlendioxid. Der Eintrag der Vergasungsmittel erfolgt mit mehreren Vergasungsmitteldüsen, die vorzugsweise gleichverteilt über den Umfang des Vergasers sowie radial (strahlenförmig) und leicht nach unten geneigt angeordnet sind. Die hohen Strömungsgeschwindigkeiten von 20 bis 100 m/s am Austritt aus den Vergasungsmitteldüsen sind notwendig, dass sich vor den Mündungen der Vergasungsmitteldüsen Flammen ausbilden, die sich im Bereich der Strömungsachse des Vergasers konzentrieren und sich dort der Oberfläche des Schlackebades nähern. Der dadurch überwiegend horizontal ausgeprägte Flammenbereich vor den Vergasungsmitteldüsen, der einer Flugstromvergasung nahe kommt, löst sich nach oben hin in einen überwiegend vertikalen Bereich einer verschlackenden Wirbelschichtvergasung auf.
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In der oberen Zone der verschlackenden Wirbelschichtvergasung, d. h. in einem vertikalen Abstand von etwa 1 bis 10 m über der Zuführung der Vergasungsmittel, werden die Vergasungsstoffe mittels Eintragsschnecken oder Schwerkrafteintrag seitlich in den Vergaser eingetragen. Die Eintragsmündungen können sich in dieser Zone in unterschiedlicher Höhe und Verteilung über den Umfang befinden. Die Strömungs- und Reaktionsverhältnisse im Flammenbereich und im Bereich der verschlackenden Wirbelschichtvergasung werden im Folgenden kurz beschrieben.
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Der freie Sauerstoff der eingetragenen Vergasungsmittel reagiert im Flammenbereich vor den Mündungen der Vergasungsmitteldüsen mit Restkoksen und brennbaren Gasen unter starker Wärmefreisetzung und unter Bildung von Vergasungs- und Verbrennungsgasen. Im Flammenbereich herrschen Temperaturen von > 2000°C, die die Aschefließtemperatur der Aschen der Vergasungsstoffe weit übersteigen. Die sich bildenden schmelzflüssigen Aschen, vermischt mit Restkoksen, sinken aus dem Flammenbereich nach unten und gelangen in das Schlackebad. Die Restkokse schwimmen auf der Oberfläche des Schlackebades auf, werden von den Vergasungsmittelstrahlen erfasst und vergast; zurück bleiben nahezu C-freie Schlacken, die unterseitig des Schlackebades abgezogen werden.
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Die heißen Vergasungs- und Verbrennungsgase strömen aus der Flammenzone überwiegend in einer Zentralströmung nach oben in die verschlackende Wirbelschichtvergasung. In der unteren Zone der verschlackenden Wirbelschichtvergasung vergleichmäßigt sich das radiale Strömungsprofil auf dem Strömungsweg der Gase, d. h. die aufwärtsgerichtete Zentralströmung geht unter intensiver Rückvermischung in das für eine Wirbelschicht typische Strömungsprofil, die sog. Nierenströmung, über, die aus einer zentralen Aufwärts- und einer wandnahen Abwärtsströmung besteht. In der unteren Zone der verschlackenden Wirbelschichtvergasung setzt sich der noch unreagierte Restsauerstoff der Vergasungsmittel unter Wärmefreisetzung vollständig um, wobei Temperaturen herrschen, die überwiegend oberhalb des Ascheschmelzpunktes liegen. Die Schmelzanteile gelangen an die gekühlte Innenwand des Vergasers, erstarren und bilden eine schützende Schlackeschicht. Die Dicke der Schlackeschicht beträgt einige Millimeter bis wenige Zentimeter. Sie regelt sich entsprechend der resultierenden Temperaturgradienten von selbst. Abschmelzende Schlacke fließt nach unten in das Schlackebad. Auch die in der unteren Zone der verschlackenden Wirbelschichtvergasung sich bildenden schmelzflüssigen Aschen, vermischt mit Restkoksen, sinken nach unten und gelangen in das Schlackebad.
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Die untere Zone der verschlackenden Wirbelschichtvergasung, in der noch freier Restsauerstoff vorliegt, hat eine horizontale Ausdehnung in der Größenordnung von 1 bis 5 m. Die hohe Ausdehnung ist niedrigflüchtigen bzw. hochinkohlten Vergasungsstoffen (z. B. Steinkohlen), die niedrige Ausdehnung hochflüchtigen bzw. niedriginkohlten Vergasungsstoffen (z. B. Biomassen) zuzuordnen.
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Die obere Zone der verschlackenden Wirbelschichtvergasung ist dadurch gekennzeichnet, dass kein freier Restsauerstoff mehr vorhanden ist, die Temperaturen aber noch überwiegend gleich oder größer als der Ascheschmelzpunkt sind. Ihre vertikale Ausdehnung beträgt nochmals mindestens einen bis einige wenige Meter. In dieser Zone, d. h. in einem vertikalen Abstand von etwa 1 bis 10 m über der Ebene der Eindüsung der Vergasungsmitteln, werden die Vergasungsstoffe seitlich in den Vergaser eingebracht. Durch Einhaltung dieser Höhendistanzen wird der direkte Kontakt der Vergasungsstoffe mit freiem Restsauerstoff am Eintritt der Vergasungsstoffe in den Vergaser und somit ein „Zurückbrennen” in die Eintragseinrichtungen vermieden.
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Der Eintrag der festen Vergasungsstoffe erfolgt mittels Eintragsschnecken oder Schwerkraft über Schrägrohre. Es ist auch möglich, flüssige Vergasungsstoffe, wie Öle, Slurries etc. bis zu überwiegenden Anteilen an den Vergasungsstoffen einzubringen. Die hohen Temperaturen bewirken eine sehr schnelle Aufheizung der eingebrachten Vergasungsstoffe, verbunden mit einer spontanen Freisetzung von Pyrolysegasen. Die festen Pyrolyserückstände gelangen mit der wandnahen Abwärtsströmung nach unten und mischen sich in die heiße Aufwärtsströmung der unteren Zone der verschlackenden Wirbelschichtvergasung ein.
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Die obere Zone der verschlackenden Wirbelschichtvergasung geht an ihrem oberen Ende in die nichtverschlackende Wirbelschichtvergasung über. In der nichtverschlackenden Wirbelschichtvergasung werden die Temperaturen infolge endothermer Reaktionen auf Werte abgesenkt, die 0 bis 100 K unter der Ascheverlegungstemperatur liegen. Die Rohgase werden mit dieser Temperatur in einem vertikalen Abstand von 5 bis 15 m über dem am höchsten gelegenen Eintrag der Vergasungsstoffe aus dem Vergaser abgezogen. Die großen Abstände gelten für hochinkohlte, wenig reaktive Brennstoffe (z. B. Steinkohlen), die niedrigen für hochflüchtige bzw. niedriginkohlte Vergasungsstoffe (z. B. Biomassen). Durch die Bereitstellung einer ausreichend hohen Verweilzeit wird sichergestellt, dass der geforderte hohe C-Umsatz stattfindet und die Austrittstemperatur der Rohgase nahe der Gleichgewichtstemperaturen liegt. Dementsprechend werden die Strömungsgeschwindigkeiten bezogen auf den freien Querschnitt des Vergasungsraumes bei Werten von 0,5 bis 3 m/s eingestellt. Die Ascheverlegungstemperatur ist die Temperatur, bei der es unter den jeweiligen Vergasungsbedingungen zu betriebsstörenden Anbackungen von Asche an den Wänden des Vergasers oder des Rohgasabganges kommt. Die Ascheverlegungstemperatur liegt in der Nähe des Ascheschmelzpunktes und ist neben anderen Einflussgrößen vom Mengenanteil und der Körnung der freien Asche am kohlenstoffhaltigen Material abhängig.
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Die staubbeladenen Rohgase werden vorzugsweise durch indirekte Wärmeabführung soweit abgekühlt, dass sie in einem Warmgasfilter abgetrennt und zwecks vollständiger Vergasung in den Vergaser zurückgeführt werden können. Die Rückführung der Staubpartikel erfolgt analog der Zufuhr der Ausgangsvergasungsstoffe oberhalb der Vergasungsmitteleindüsung in den keinen freien Sauerstoff aufweisenden Teil des Vergasungsraumes, vorzugsweise auf gleicher Höhe der Zufuhr der Ausgangsvergasungsstoffe.
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Die Rohgase werden in einem vertikalen Abstand von 5 bis 15 m über dem am höchsten gelegenen Eintrag der Vergasungsstoffe aus dem Vergaser abgezogen.
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Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch eine Vorrichtung zur verschlackenden Vergasung fester Bennstoffe unter Druck auf Basis eines Vergasers gelöst,
dessen zylindrisches, kühlbares und mit Hitzeschutz ausgerüstetes Druckgefäß einen Vergasungsraum umschließt, mit einem oberseitigen Rohgasabgang und einen unterseitigen Schlackeabzug für ein Schlackebad, bei dem Vergasungsmitteldüsen zur Eindüsung von freien Sauerstoff enthaltenden Vergasungsmitteln annähernd einer horizontalen Ebene kurz über der Oberfläche des Schlackebades am Umfang des Vergasers so angeordnet und ausgebildet sind, dass mit den Vergasungsmitteln eine weitgehend vollständige Vergasung der Vergasungsstoffe durchführbar, dass Temperaturen am Rohgasabgang, die 0 bis 100 K unter der Ascheverlegungstemperatur liegen, und dass Strömungsgeschwindigkeiten der Rohgase im Vergaser von 0,5 bis 3 m/s einstellbar sind, und bei dem mindestens ein Eintrag für Vergasungsstoffe soweit oberhalb der Vergasungsmitteldüsen am Umfang des Vergasers angeordnet ist, dass der Eintrag der Vergasungsstoffe in einen keinen freien Sauerstoff aufweisenden Teil des Vergasungsraumes erfolgt.
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Die Vergasungsmitteldüsen sind so ausgelegt, dass sie eine Vergasungsmittelzufuhr mit Strömungsgeschwindigkeiten von 20 bis 100 m/s erlauben. Der Eintrag für Vergasungsstoffe ist in einem vertikalen Abstand von etwa 1 bis 10 m oberhalb der Vergasungsmitteldüsen angeordnet.
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Der Rohgasabgang ist mit einem Wärmetauscher und einem Filter zur Abtrennung mitgeführter Stäube verbunden. Der Eintrag für Vergasungsstoffe umfasst auch einen Eintrag zur Rückführung aus dem Rohgas abgetrennter Stäube.
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Anhand der stark vereinfachten schematischen Darstellung nach 1 wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung näher erläutert.
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1 zeigt einen Vergaser (1) mit einem Vergasungsraum (3). Der Vergasungsraum (3) des Vergasers (1) wird von einem zylindrischen Druckgefäß (4) umfasst, das aus einem äußeren Druckmantel (5), einem Wasserraum (6) und einem Innenmantel (7) besteht. Der Innenmantel (7) ist bestiftet und mit SiC als keramischen Schutz bestampft.
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Am oberen Ende des Vergasers (1) befindet sich der Rohgasabgang (8) und am unteren Ende das Schlackebad (9), von dem in 1 nur die Oberfläche des Schlackebades (10) und der Schlackeabzug (11) angedeutet sind, aus dem die Schlacke (12) abgezogen wird.
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Sechs Vergasungsmitteldüsen (13), von denen in 1 zwei dargestellt sind, dienen der Einspeisung der Vergasungsmittel (14). Die Vergasungsmitteldüsen (13) sind gleichmäßig über den Umfang des äußeren Druckmantels (5) verteilt angeordnet. Sie sind radial und 20° nach unten geneigt ausgerichtet.
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In der oberen Zone (19) der verschlackenden Wirbelschichtvergasung (18), d. h. in einem vertikalen Abstand von 6 m über der Zuführung der Vergasungsmittel (14), sind seitlich des Vergasers Eintragsschnecken (20) für den Vergasungsstoff angeordnet. Von den üblicherweise mehrfach ausgeführten Zuführungseinrichtungen für den Vergasungsstoff (2) ist in 1 beispielhaft nur eine Zuführungseinrichtung als Eintragsschnecke (20) dargestellt.
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Der Rohgasabgang (8) steht mit einem Abhitzewärmetauscher (25) und einem Warmgasfilter (28) zur Abtrennung der mitgeführten Stäube in Verbindung. Zur Rückführung der abgetrennten Stäube mittels Dichtstromförderer (28) ist ein Staubeintrag (29) in etwa gleicher Höhe der Eintragsschnecken (20) am Vergaser (1) angeordnet.
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Die staubbeladenen Rohgase (24), die den Vergaser (1) mit einer Staubeladung von ca. 30 g/m3 i.N. über den Rohgasabgang (8) verlassen, gelangen über den Abhitzewärmetauscher (25), in dem sie auf 250°C abgekühlt werden, in den Warmgasfilter (26). Dort werden die mitgeführten Stäube (27) praktisch vollständig abgeschieden und mittels einer Einrichtung zur Dichtstromförderung (28) in die obere Zone (19) der verschlackenden Wirbelschichtvergasung (18) zurückgeführt. Die staubfreien Rohgase (29) werden den weiteren Stufen der Gasreinigung zugeführt.
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Im Vergaser (1) wird bei einem Druck von 33 bar Trockenbraunkohle (2) der Körnung 0 bis 10 mm mit einem Wassergehalt von 12 Ma.-%, einem Aschegehalt von 6 Ma.-%, einer Ascheverlegungstemperatur von 1000°C, einer Ascheschmelztemperatur von 1200°C und einer Aschefließtemperatur von 1280°C vergast. Die Vergasungsmittel (14) werden mit einer Strömungsgeschwindigkeit von 80 m/s und einer Temperatur von 280°C in den Vergasungsraum (3) des Vergasers (1) eingedüst.
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Die mengenmäßige Zuführung der Vergasungsmittel (14) wird im Folgenden der besseren Verständlichkeit halber auf der Bezugsbasis von einem kg Trockenbraunkohle (2) erläutert. Auf 1 kg Trockenbraunkohle (2) werden insgesamt 0,367 m3(i.N.) Sauerstoff (15) und 0,095 kg Wasserdampf (16) zugeführt.
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Über der Oberfläche des Schlackebades (10) bildet sich vor den Vergasungsmitteldüsen (13) der überwiegend horizontal ausgeprägte Flammenbereich (17), der einer Flugstromvergasung nahe kommt. Er löst sich nach oben hin in einen überwiegend vertikalen Bereich einer verschlackenden Wirbelschichtvergasung (18) auf. In der oberen Zone (19) der verschlackenden Wirbelschichtvergasung (18), d. h. in einem vertikalen Abstand von 6 m über der Zuführung der Vergasungsmittel (14), wird die Trockenbraunkohle (2) mittels Eintragsschnecken (20) seitlich in den Vergaser (1) eingetragen. In der unteren Zone (21) der verschlackenden Wirbelschichtvergasung (18) bildet sich eine schützende Schlackeschicht (22) am Innenmantel (7). Die Dicke der Schlackeschicht (22) beträgt wenige Zentimeter. Die obere Zone (19) der verschlackenden Wirbelschichtvergasung (18) geht an ihrem oberen Ende in die nichtverschlackende Wirbelschichtvergasung (23) über. In der nichtverschlackenden Wirbelschichtvergasung (23) werden die Temperaturen aufgrund endothermer Reaktionen auf 950°C abgesenkt.
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Die Rohgase (24) werden mit dieser Temperatur in einem vertikalen Abstand von 15 m über den Eintragsschnecken (20) abgezogen. Die Strömungsgeschwindigkeit bezogen auf den freien Querschnitt des Vergasungsraumes (3) wird bei 2 m/s eingestellt, um mit einer mittleren Verweilzeit der Gase im Vergasungsraum (3) von ca. 10 s ausreichend hohe C-Vergasungsgrade zu erzielen.
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Die staubbeladenen Rohgase (24), die den Vergaser (1) mit einer Staubeladung von ca. 30 g/m3(i.N.) über den Rohgasabgang (8) verlassen, gelangen über den Abhitzewärmetauscher (25), in dem sie auf 250°C abgekühlt werden, in den Warmgasfilter (26). Dort werden die mitgeführten Stäube (27) praktisch vollständig abgeschieden und mittels einer Einrichtung zur Dichtstromförderung (28) in die obere Zone (19) der verschlackenden Wirbelschichtvergasung (18) zurückgeführt. Die staubfreien Rohgase (29) werden den weiteren Stufen der Gasreinigung zugeführt.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Vergaser
- 2
- Vergasungsstoffzufuhr
- 3
- Vergasungsraum
- 4
- zylindrisches Druckgefäß
- 5
- äußerer Druckmantel
- 6
- Wasserraum
- 7
- Innenmantel
- 8
- Rohgasabgang
- 9
- Schlackebad
- 10
- Oberfläche des Schlackebades
- 11
- Schlackeabzug
- 12
- Schlacke
- 13
- Vergasungsmitteldüse
- 14
- Vergasungsmittel
- 15
- Sauerstoff
- 16
- Wasserdampf
- 17
- Flammenbereich
- 18
- verschlackende Wirbelschichtvergasung
- 19
- obere Zone der verschlackenden Wirbelschichtvergasung
- 20
- Eintragsschnecke
- 21
- untere Zone der verschlackenden Wirbelschichtvergasung
- 22
- Schlackeschicht
- 23
- nichtverschlackende Wirbelschichtvergasung
- 24
- Rohgase
- 25
- Abhitzewärmetauscher
- 26
- Warmgasfilter
- 27
- Staub
- 28
- Einrichtung zur Dichtstromförderung
- 29
- staubfreie Rohgase