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Die
Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur perkutanen Gefäßintervention,
insbesondere zur Durchführung einer Stentimplantation mit
einem Führungskatheter und einem Führungsdraht,
welcher in einem Katheterlumen des Führungskatheters zum Interventionsort
im Gefäß geführt ist.
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Die
perkutane Gefäßintervention ist eine nichtchirurgische
katheterinvasive Maßnahme, welche häufig zur Eröffnung
stenosierter Gefäße zum Einsatz kommt. Das bisher
hierzu verwendete Kathetersystem besteht im wesentlichen aus drei
Teilen, nämlich aus einem Führungskatheter, einem
Führungsdraht und einer Sonde. Der Führungsdraht
wird bei dieser Maßnahme zunächst in einem Katheterlumen
des Führungskatheters bis zum Interventionsort im Gefäß,
beispielsweise bis zu einer Stenose vorgeschoben und dient zur Schienung
der Sonde, bei welcher die Sonde über den Führungsdraht
zur Stenose vorgeschoben wird. Mit der Sonde wird der zum Einsatz
zu bringende therapeutische Mechanismus, beispielsweise ein Ballon,
zum Interventionsort gebracht. Mit dem Ballon wird das Gefäß,
beispielsweise im Bereich der Stenose aufgeweitet. Ferner ist es möglich,
ein Ballon-Katheter-Stent-System über den Führungsdraht
bis in die Stenoseregion zu bringen und den Stent durch Aufweiten
des Ballons zu implantieren. Die Durchführung des Eingriffs
ist relativ aufwendig. Beispielsweise aus
EP 0 779 062 A1 ist ein
Ballon-Stent-Kathetersystem bekannt.
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Aufgabe
der Erfindung ist es, eine Vorrichtung der eingangs genannten Art
zu schaffen, bei welcher die perkutane, insbesondere korronale Intervention
mit verringertem Aufwand, insbesondere mit verringertem Zeitaufwand
durchgeführt werden kann.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale
des Patentanspruches 1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen
der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Bei
der Erfindung kommt ein gesteuerter Führungskatheter zum
Einsatz, welcher zwei mehrlumige Katheterrohre mit unterschiedlicher
Steifigkeit aufweist. Ein erstes Katheterrohr besteht aus einem relativ
steifen Material, welches jedoch für den Vorschub im Gefäß eine
noch ausreichende Biegbarkeit aufweist. Mit dem distalen Ende dieses
ersten Katheterrohres ist ein zweites Katheterrohr verbunden, welches
mit Hilfe eines Steuerdrahtes retrograd gebogen werden kann. Der
Steuerdraht ist mit dem distalen Ende des zweiten Katheterrohres
zum gesteuerten Biegen des Katheterrohres verbunden und in einem
Katheterlumen längsverschieblich geführt.
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Durch
die Steuerung des zweiten gegebenenfalls retrograd biegbaren Katheterrohres
erreicht man eine Anpassung an die Gefäßform beim
Vorschieben des Katheters in das Gefäß. Vor allem
werden hierbei periphere vaskuläre Komplikationen vermieden.
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In
bevorzugter Weise ist der Steuerdraht um seine Längsachse
drehsteif ausgebildet. Auch das erste Katheterrohr ist vorzugsweise
um seine Längsachse drehsteif ausgebildet. Der Steuerdraht
und das Führungsrohr sind gegeneinander um die Katheterlängsachse
verdrehbar, wobei stufenlos unterschiedliche Drehwinkelstellungen
fest eingestellt werden können. Hierzu können
das proximale Ende des ersten Katheterrohres mit einem Adapter und das
proximale Ende des Steuerdrahtes mit einem Schieber verbunden sein.
Durch Gegeneinanderverdrehung von Adapter und Schieber können
die unterschiedlichen Drehwinkelpositionen von Führungskatheter
und Steuerdraht eingestellt und für den Chirurgen sichtbar gemacht
werden. Aufgrund der Drehsteifigkeit des Steuerdrahtes folgt das
gebogene distale Ende des zweiten Katheterrohres der Drehwinkelposition
des Steuerdrahtes gegenüber dem ersten Katheterrohr.
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Vorzugsweise
ist am distalen Ende des zweiten Katheterrohres ein Ballon vorgesehen,
der über ein entsprechendes Lumen im Führungskatheter
mit einem Füllmittel, beispielsweise Kochsalzlösung oder
einem Gemisch aus Kontrastmittel und Kochsalzlösung gefüllt
wird und dabei aufgeweitet werden kann. Insbesondere bei scharfen
Abwinkelungen im Gewebe erweist sich dieser Ballon von Vorteil.
Durch das Aufweiten des Ballons wird die Gefäßwand
im Bereich der Abwinkelung versteift, so dass beim Herausschieben
des Führungsdrahtes über das distale Ende des
Führungskatheters hinaus der Führungsdraht sich
ohne vaskuläre Komplikationen weiterschieben lässt.
Durch den aufgeweiteten Ballon ist der Führungskatheter
im Gefäß während des Vorschiebens des
Führungsdrahtes über das distale Katheterende
hinaus blockiert. Nach dem Entleeren des Ballons kann der Führungskatheter
dem Führungsdraht folgend weitergeschoben werden. Dieses schrittweise
Verschieben des Führungskatheters kommt insbesondere in
Gefäßbereichen mit scharfen Abwinkelungen zum
Einsatz.
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Der
Vorschub des Führungskatheters erfolgt in herkömmlicher
Weise unter röntgenologischer Kontrolle, wozu am distalen
Ende des Führungskatheters entsprechende Marker, wie beispielsweise Metallmarker,
eingearbeitet sein können. Anstelle der Röntgenkontrolle
kann auch eine Ultraschallkontrolle durchgeführt werden.
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Die
beiden Katheterrohre des Führungskatheters weisen ferner
ein Arbeitslumen auf, in welchem der Führungsdraht geführt
werden kann. Ferner kann der Durchmesser des Arbeitslumens so bemessen
sein, dass eine Sonde mit therapeutischem Mechanismus, beispielsweise
mit einem Ballon oder ein Ballon-Stent-Katheter bis zum Interventionsort, beispielsweise
in den Bereich einer Stenose geführt werden kann. Anstelle
einer Sonde kann auch ein Stößel durch das Arbeitsvolumen
bewegt werden, wobei mittels des Stößels ein Stent
bis in den Bereich der Stenose gebracht wird. Hierbei kann es sich
beispielsweise um einen sich selbsttätig expandierenden
Stent handeln, der nach Verlassen des distalen Endes des Arbeitslumens
sich ausweitet. Derartige Stents beispielsweise aus Nitinol sind
bekannt.
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Ferner
ist es möglich, durch das Arbeitslumen eine Vorrichtung
zur Mikrosondenchirurgie, beispielsweise einen Mikrobohrer zum Interventionsort zu
bringen, um eine Rotablation, beispielsweise bei stark fibrotischen,
verkalkten oder geschlängelten Stenosen durchzuführen.
Auch können am Stent Durchlässe zu vom Stent abgedeckten
Gefäßabzweigungen mittels des Mikrobohrers am
distalen Ende des zweiten Katheterrohres hergestellt werden. Entsprechende
Vorrichtungen zur Duchführung von Mikrochirurgie, insbesondere
Bohrwerkzeugen, welche durch das Arbeitlumens des Führungskatheters geschoben
werden können, sind in
DE 197 44 856 A1 und
DE 199 56 517 A1 beschrieben.
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Anhand
der Figuren wird an einem Ausführungsbeispiel die Erfindung
noch näher erläutert.
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Es
zeigt
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1 ein
erstes Ausführungsbeispiel in Seitenansicht;
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2 eine
schnittbildliche Darstellung durch einen Führungskatheter,
welcher beim Ausführungsbeispiel der 1 zum
Einsatz kommt; und
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3 eine
Mother-Baby-Anordnung der Führungskatheter gemäß einem
weiteren Ausführungsbeispiel der Erfindung.
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Die
dargestellten Ausführungsbeispiele beinhalten einen Führungskatheter 1,
welcher zwei mehrlumige Katheterrohre mit unterschiedlicher Steifigkeit aufweist.
Ein erstes Katheterrohr 2 besteht aus einem relativ steifen
Material. Das erste Katheterrohr 2 ist jedoch so weit biegbar,
dass es gering von einer geradlinigen Ausdehnung abweichenden Gefäßverläufen
sich anpasst. Ferner kann das erste Katheterrohr 2 um seine
Längsachse drehsteif ausgebildet sein. Hierzu kann in ein
entsprechendes Lumen 18 ein drehsteifes sich längs
erstreckendes Element 19, beispielsweise eine rohrförmige
Spirale, ein dünnes Rohr oder ein drehsteifer Draht eingeklebt
sein. Dieses sich längs erstreckende steife Element 19 ist ebenfalls
geringfügig biegbar, so dass es die erforderliche oben
erläuterte Biegbarkeit des ersten Katheterrohrs 2 nicht
beeinträchtigt.
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Das
proximale Ende des ersten Katheterrohres 2 ist mit einem
Adapter 6 aus einem starren Material verbunden. In den
Adapter münden verschiedene Anschlüsse, welche,
wie noch zu erläutern ist, Zugänge zu einem Arbeitslumen 9,
einem Ballonlumen 8 und gegebenenfalls zu einem Optiklumen,
welches nicht näher dargestellt ist, schaffen.
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Das
distale Ende des ersten Katheterrohres 2 ist mit einem
zweiten Katheterrohr 3 verbunden. Das zweite Katheterrohr 3 ist
derart flexibel ausgebildet, dass es retrograd gebogen werden kann.
Diese Biegung erfolgt gesteuert mit Hilfe eines Steuerdrahtes 4.
Der Steuerdraht 4 wird in einem Katheterlumen 5 längsbeweglich
geführt und ist an seinem distalen Ende mit dem distalen
Ende des zweiten Katheterrohres 3 verbunden. Am proximalen
Ende wird der Steuerdraht 4 durch den Adapter 6 und
ein mit dem Adapter 6 fest verbundenes Führungsrohr 17 geführt. Das
proximale Ende des Steuerdrahtes 4 ist mit einem Schieber 12,
beispielsweise mit Hilfe einer Feststellschraube 15 fest
verbunden. Der Schieber 12 ist beispielsweise in einem
Längsschlitz längsgeführt in einem Schiebergehäuse 14 angeordnet.
Der Schieber 12 kann mit nicht näher dargestellten
Handgriffen, insbesondere zwei Fingergriffen in bekannter Weise
verbunden sein.
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Das
Schiebergehäuse 14 ist mit einer Feststellschraube 16 drehfest
mit dem Führungsrohr 17 und über den
Adapter 6 drehfest mit dem ersten Katheterrohr 2 verbindbar.
Durch Lösen der Feststellschraube 16 kann der
Steuerdraht 4 um seine Längsachse gedreht und
somit eine zusätzliche Ablenkung des distalen Endes des
zweiten Katheterrohres 3 gegenüber dem ersten
Katheterrohr 2 um dessen Katherrohrachse eingestellt werden.
Die Verdrehung des Führungsdrahtes 4 gegenüber
dem ersten Katheterrohr 2 ist stufenlos und die jeweilige
Drehwinkelposition kann mit Hilfe der Feststellschraube 16 fest
eingestellt werden.
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Anstelle
der Verstellschrauben 15, 16 können auch
andere geeignete Fixiermittel zum Einsatz kommen. Aus der Position
des Schiebergehäuses 14 gegenüber dem
Adapter 6 lässt sich die durch die Verdrehung
von Steuerdraht gegenüber dem ersten Katheterrohr 2 verursachte
Ablenkung des distalen Endes des zweiten Katheterrohres sichtbar überprüfen.
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Zwischen
dem Schieber 12 und dem Schiebergehäuse 14 kann
eine durch Haftreibung, Klemmung oder sonst wie erzeugte Selbsthemmung
wirken, so dass auch beim Loslassen des Schiebers 12 die
eingestellte Biegung des zweiten Katheterrohres 3 beibehalten
wird.
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Durch
ein Arbeitslumen 9 im Führungskatheter 1 kann
ein Führungsdraht 13 durch einen entsprechenden
Anschluss am Adapter 6 und ein Arbeitsvolumen 9 im
Führungskatheter 1 bis zum distalen Ende des zweiten
Katheterrohres 3 und über dieses distale Ende
hinaus verschoben werden. Wie oben schon erläutert, ist
dieser Führungsdraht 13 insbesondere dann von
Nutzen, wenn der Führungskatheter 2 und insbesondere
das zweite Katheterrohr 3 in scharfen Abbiegungen des Gefäßes
geführt werden muss. Hierbei wird, wie schon erläutert,
mit Hilfe eines am distalen Ende des zweiten Katheterrohres 3 vorgesehenen
Ballons 7 der in das Gefäß schon eingeführte
Teil des Führungskatheters 1 blockiert. Dies geschieht
dadurch, dass der Ballon 7 mit Hilfe eines Füllmittels,
beispielsweise Kochsalzlösung oder Gemisch aus Kochsalzlösung
und Kontrastmittel aufgeblasen wird, wie es strichliert in 1 dargestellt
ist. Hierdurch wird eine zusätzliche Versteifung des Gefäßes
im Bereich seiner Abbiegung erreicht und der Führungsdraht 13 kann
ohne Beeinträchtigung der Gefäßwand über
das distale Ende des gebogenen zweiten Katheterrohres hinaus weitergeschoben werden.
Das Füllmittel wird über ein Ballonlumen 8 im
Führungskatheter 1 zugeführt. Im Ballonlumen 8 sind
im Bereich des Ballons 7 Öffnungen zum Füllen und
Entleeren des Ballons vorgesehen. Nach Entleerung des Ballons 7 kann
der Führungskatheter 1 gestützt durch
den Führungsdraht 13 ebenfalls weitergeschoben
werden. Diese Schritte können beim Vorschub des Führungskatheters 1 und
des Führungsdrahtes 13 wiederholt werden.
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Sobald
der Führungskatheter 1 mit seinem distalen Ende
den Interventionsort, beispielsweise einen Stenosebereich im Gefäß erreicht
hat, kann mit Hilfe einer geeigneten Sonde ein Ballon (Ballonkatheter)
oder ein Ballon-Stent-Katheter durch das Arbeitslumen, gegebenenfalls
nach Entfernung des Führungsdrahtes 13 zum Interventionsort
geschoben werden. Ferner ist es möglich, mit Hilfe eines
Stößels oder eines Stoßwerkzeugs einen
Stent, insbesondere expandierenden Stent durch das Arbeitslumen 9 zum
Interventionsort am distalen Ende des Führungskatheters 1 zu
bringen. Ferner ist es möglich, ein mikrochirurgisches
Werkzeug, insbesondere einen Bohrer in diesen Bereich zu bringen,
um durch Rotablation eine Therapiebehandlung im Interventionsbereich,
beispielsweise bei verkalkter oder verschlängelter Stenose
durchzuführen. Auch können mit Hilfe des Mikrobohrers
in einem implantierten Stent eine oder mehrere Durchgangsöffnungen
vorgesehen werden, um Zugänge zu abgezweigten Gefäßen
zu öffnen.
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Die
Längen des ersten Katheterrohres 2 und des zweiten
Katheterrohres 3 können in Abhängigkeit
von der jeweiligen medizinischen Indikation und insbesondere in
Abhängigkeit von der Art und Form der Gefäße,
in denen die jeweiligen Eingriff durchgeführt werden sollen,
bemessen sein. Vorzugsweise kommt ein Führungskatheter 1 mit
einem Außendurchmesser von etwa 9 French und einem Arbeitslumen
mit etwa 6,0 bis 7,0 French, insbesondere 6,5 French zum Einsatz.
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In 3 ist
eine weitere Ausgestaltung der Erfindung dargestellt, welche eine
Mother-Baby-Führungskatheteranordnung zeigt. Hierbei wird
im Arbeitsvolumen 9 des Führungskatheters 1,
der den Mother-Katheter bildet, ein steuerbarer Baby-Katheter 10 geführt.
Der steuerbare Baby-Führungskatheter 10 kann den
gleichen Aufbau besitzen, wie der Mother-Führungskatheter 1,
wobei der Außendurchmesser des Baby-Führungskatheter 10 an
den Innendurchmesser des Arbeitslumens 9 im Führungskatheter 1 angepasst
ist. Mit Hilfe des in 3 dargestellten Ausführungsbeispiels
können beispielsweise abgezweigte Gefäße
angesteuert werden. Beispielsweise kann durch ein Arbeitslumen 11 im
Baby-Führungskatheter 10 Kontrastmittel in abgezweigte
Gefäßbereiche eingebracht werden.
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- 1
- Führungskatheter
- 2
- erstes
Katheterrohr
- 3
- zweites
Katheterrohr
- 4
- Steuerdraht
- 5
- Katheterlumen
für Steuerdraht
- 6
- Adapter
- 7
- Ballon
- 8
- Ballonlumen
- 9
- Arbeitslumen
- 10
- Baby-Führungskatheter
- 11
- Arbeitslumen
des Baby-Führungskatheters
- 12
- Schieber
- 13
- Führungsdraht
- 14
- Schiebergehäuse
- 15
- Feststellschraube
- 16
- Feststellschraube
- 17
- Führungsrohr
- 18
- Lumen
- 19
- verdrehsicheres
sich längs erstreckendes Element
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - EP 0779062
A1 [0002]
- - DE 19744856 A1 [0011]
- - DE 19956517 A1 [0011]