DE102007006041A1 - Bordstein-Prüfstand - Google Patents

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Winfried Barth
Karsten Bloss
Frank Fröhner
Rainer Gerlach
Michael Dipl.-Ing. Paul
Lutz Stöß
Stefan Dr.-Ing. Weihe
Peter Dipl.-Ing. Zimmermann (FH)
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Iamt Pruefsysteme GmbH
Mercedes Benz Group AG
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IAMT PRUEFSYSTEME GmbH
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    • G01MEASURING; TESTING
    • G01MTESTING STATIC OR DYNAMIC BALANCE OF MACHINES OR STRUCTURES; TESTING OF STRUCTURES OR APPARATUS, NOT OTHERWISE PROVIDED FOR
    • G01M17/00Testing of vehicles
    • G01M17/007Wheeled or endless-tracked vehicles
    • G01M17/06Steering behaviour; Rolling behaviour

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Abstract

Die Erfindung betrifft ein Verfahren und einen Prüfstand (2) zur Prüfung eines Lenksystems (8) eines Fahrzeugs (1) bei Lenkbewegungen des Fahrzeugs (1) gegen einen Bordstein. Hierzu weist der Prüfstand einen als Hindernis dienenden Bordsteinadapter (4, 4') auf, der beweglich gegenüber dem Fahrzeug (1) gelagert ist. Eine das Lenksystem charakterisierende Messgröße, insbesondere die in einer Spurstange (12, 12') wirkende Spurstangenkraft, als Regelgröße zur Positionierung des Bordsteinadapters (4, 4') gegenüber dem Fahrzeug (1) verwendet wird.

Description

  • Die Erfindung betrifft ein Verfahren und einen Prüfstand zur Erprobung eines Lenksystems bei Lenkbewegungen gegen ein Hindernis, insbesondere einen Bordstein.
  • Im Zuge der Fahrzeugentwicklung wird eine Vielzahl von Fahrmanövern auf Prüfständen getestet. Ein spezieller Fall ist das Anlenken von Bordsteinen, das mit einer hohen Belastung des Lenksystems einhergeht. Vor allem für im Lieferbetrieb eingesetzt Fahrzeuge, z. B. Transporter, ist dieser Lastfall „Bordsteinabdrücken" von Bedeutung, da diese Fahrzeuge vergleichsweise oft ein- und ausparken und dabei gegen den Bordstein lenken. Zur Absicherung des Lenksystems und der Lenkgetriebebefestigung muss dieses Manöver in einer realistischen, reproduzierbaren Weise auf einem Prüfstand erprobt werden.
  • Zur Simulation des Lastfalls „Bordsteinabdrücken" werden herkömmlicherweise Prüfsysteme verwendet, bei denen die Spurstangenkräfte in Geradeausstellung der Räder eingeleitet werden; dies ermöglicht jedoch keine realitätsnahe Darstellung der beim Lenken real auftretenden Kräfte und Momente.
  • Weiterhin ist ein Prüfverfahren bekannt, bei dem die zu prüfende, im Fahrzeug integrierte Lenkachse seitlich neben ein stufenförmiges Hindernis (Bordstein) positioniert wird. Im Prüfmodus werden durch eine Lenkbewegung die Räder eingeschlagen; sobald dabei das Rad in Kontakt mit dem Bordstein kommt, erfolgt zunächst eine Reifenverformung, die bei fortgesetztem Einschlag des Lenkrads zunimmt, bis – bei Über schreiten der Haftgrenze der Reifen – sich das Fahrzeug seitlich vom Bordstein wegbewegt. Dieses seitliche Wegschieben des Fahrzeugs geschieht in einer unkontrollierten, nicht reproduzierbaren Hoppelbewegung. Im weiteren Ablauf muss das weggeschobene Fahrzeug für den nächsten Prüfdurchgang in die Ausgangsposition zurückgehoben werden, was bei der Durchführung von Prüfreihen sehr zeitaufwendig (und bei schweren Fahrzeugen mit einem hohen apparativen Aufwand verbunden) ist. Weiterhin können infolge des sich durch Verschleiß, Erwärmung oder Verschmutzung ändernden Reibwerts zwischen Reifen und Bordstein bzw. Radaufstandsfläche die Versuchsrandbedingungen bei diesem Verfahren nicht konstant gehalten werden.
  • Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zu schaffen, mit der der Lastfall „Bordsteinabdrücken" gut reproduzierbar und mit geringem apparativen und zeitlichen Aufwand realistisch simuliert werden kann.
  • Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale der Ansprüche 1 und 7 gelöst.
  • Danach wird das Fahrzeug zur Prüfung des Lastfalls „Bordsteinabdrücken" gegen einen beweglich gelagerten Bordsteinadapter gelenkt. Während des Lenkeinschlags wird die Position des Bordsteinadapters relativ zum Fahrzeug durch einen Regelprozess bestimmt; als Regelgröße dient dabei eine das Lenksystem charakterisierende Kraft, beispielsweise die in einer Spurstange wirkende Spurstangenkraft. Die Spurstangenkraft ist die zentrale Beanspruchungsgröße des Lenksystems und eignet sich daher besonders gut als zentrale Regelgröße. Solange die aufgrund der Lenkbewegung in der Spurstange wirkende Spurstangenkraft einen vorgegebenen Wert nicht überschreitet, befindet sich der Bordsteinadapter in einer festen Position; beim Erreichen eines vorgegebenen Grenzwerts der Spurstangenkraft wird der Bordsteinadapter in einer solchen Weise geregelt vom Rad wegbewegt, dass die Spurstangenkraft über den gesamten verbleibenden Einschlagwinkel hinweg konstant bleibt.
  • Der Prüfling ist ein komplettes Fahrzeug. Aufgrund der verschieblichen Anordnung des Bordsteinadapters und des geregelten Zurückweichens des Bordsteinadapters bei Erreichung einer Grenzkraft verbleibt das Fahrzeug während der gesamten Prüfung in ein- und derselben Position. Über eine entsprechende Lageregelung der beweglichen Bordsteinadapter wird gewährleistet, dass das Fahrzeug zu Beginn jedes Abdruckvorgangs in einer reproduzierbaren Position gegenüber dem Bordsteinadapter positioniert ist. Das aus der herkömmlichen Bordsteinprüfung bekannte Verschieben des Fahrzeugs (mit dem damit einhergehenden unkontrollierten „Hoppeln" und dem anschließenden Zurückheben des Fahrzeugs in die Ausgangslage) entfällt. Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht daher wesentlich schnellere und besser kontrollierbare und reproduzierbare Prüfabläufe. Mit dem Prüfstand können in jedem Beanspruchungszyklus reproduzierbar hohe Spurstangenkräfte bei konstanten Lenkwinkeln erreicht werden.
  • Der zugehörige Prüfstand umfasst eine Grundplatte zur Unterstützung des mit der Lenkbewegung zu drehenden Rades sowie eine Belastungseinheit mit einem gegenüber der Grundplatte beweglich angeordneten Bordsteinadapter. Der Prüfstand umfasst weiterhin eine Steuer- und Regeleinheit, mit deren Hilfe der Bordsteinadapter gesteuert oder geregelt bewegt und gegen das Fahrzeugrad gedrückt werden kann. Über eine entsprechende Software kann durch eine geregelte Gegenkraft des Bordsteinadapters je nach Aufgabenstellung entweder das am Lenkrad eingeleitete Lenkmoment oder die Spurstangenkraft konstant gehalten werden.
  • In einer vorteilhaften Ausgestaltung ist der Bordsteinadapter linear verschieblich gegenüber der Bodenplatte angeordnet; die Verschiebungsrichtung liegt vorzugsweise senkrecht zur Fahrzeuglängsachse. Auf diese Weise wird durch den Bordstein adapter ein parallel zur Fahrzeuglängsachse verlaufender Bordstein simuliert, an dem das Fahrzeug eingeparkt ist. Der Bordsteinadapter wird vorzugsweise durch einen rechteckigen Block mit einer Höhe zwischen 100 mm und 200 mm gebildet. Der Bordsteinadapter kann bezüglich seiner Größe, Material und Oberflächenbeschaffenheit variiert werden. Ebenso kann die Grundplatte mit auswechselbaren Belägen (zur Simulation unterschiedlicher Straßenverhältnisse) versehen werden. Der erfindungsgemäße Prüfstand ermöglicht somit eine realistische Simulation des Manövers „Abdrücken vom Bordstein" zur Absicherung der Betriebsfestigkeit des Lenksystems und der Lenkgetriebebefestigung. Weiterhin ermöglicht die erfindungsgemäße Konstruktion des Prüfstands – ein auf einer Grundplatte beweglich angeordneter Bordsteinadapter – eine platzsparende Aufstellung.
  • Um in ein- und demselben Prüfzyklus (d. h. ohne Umorientierung des Fahrzeugs) Lenkbewegungen des linken und des rechten Rades gegen einen Bordstein zu ermöglichen, ist der Prüfstand zweckmäßigerweise mit zwei beweglichen Bordsteinadaptern versehen, die links- und rechtsseitig des Fahrzeugs angeordnet sind, so dass bei einem Lenkradeinschlag nach links das linke Rad gegen den linken Bordsteinadapter gelenkt wird, während bei einem Lenkradeinschlag nach rechts das rechte Rad gegen den rechten Bordsteinadapter gelenkt wird. Die Prüfung erfolgt – vorzugsweise abwechselnd – auf beiden Fahrzeugseiten. Es wird also jeweils nur gegen einen der beiden Bordsteinadapter gelenkt. Ein Prüfungszyklus umfasst dann ein Bordsteinanlenken auf der einen Seite, gefolgt von einem Bordsteinanlenken auf der anderen Seite. Dabei erfolgen wechselnde Zustellungen der beiden einander gegenüberliegenden, horizontal beweglichen, kraftbeaufschlagten Bordsteinadapter. Die Bordsteinadapter weichen beim Erreichen eines einstellbaren Kraftniveaus gesteuert oder geregelt aus und ermöglichen so die Fortführung der Lenkbewegung bis kurz vor den beanspruchungskritischen Lenkeinschlag. Innerhalb jedes Prüflaufs werden die Randbedingungen und die Vorgänge hochgenau repro duziert. Während eines Einmessvorgangs wird die Position der Bordsteinadapter in einer solchen Weise gegenüber dem Fahrzeug justiert, dass das Fahrzeug auf dem Prüfstand zentriert ist. Der Prüfstand ermöglicht die gleichzeitige Prüfung von beiden Achsseiten, insbesondere die fahrerabgewandte, im Verteilerverkehr relevante Vorderachsseite mit Schädigungserhöhung für Lenkgetriebeanbindung. Die Beanspruchungsermittlung erfolgt dabei integriert auf demselben Prüfstand. Es sind komplette Beanspruchungszyklen auf unterschiedlichen Kraftniveaus möglich.
  • Weiterhin kann der Bordsteinadapter entweder über einen Kontaktpunkt an der Radvorderseite oder über einen Kontaktpunkt an der Radhinterseite angelenkt werden, was zu Druck- oder Zugbelastungen der Spurstange führt. Beide Kontaktpunkte können auf dem erfindungsgemäßen Prüfstand in ein- und derselben Aufstellung des Fahrzeugs geprüft werden. So umfasst beispielsweise der Prüflauf zur Erprobung von Transportern Bordsteinanlenkungen an insgesamt vier Kontaktpunkten (Vorderrad links/rechts mit Kontaktpunkt an der Radvorderseite/hinterseite).
  • Im Prüflauf werden die Spurstangenkräfte und Lenkmomente als Funktion des Lenkwinkels gemessen. Aufgrund der Konstruktion des Prüfstands kann dabei eine genaue Kontrolle aller signifikanten Größen (Spurstangenkraft, Lenkmoment, Bordsteinkraft, Lenköltemperatur, Lenkungsdruck) erfolgen. Insbesondere können die Komponenten des Lenksystems praxisrelevanten Belastungen ausgesetzt werden. Dabei werden alle relevanten Größen wie Lenkmoment, Lenkwinkel, Spurstangenkräfte sowie Bordsteinkräfte ständig erfasst und verarbeitet. Auf diese Weise kann eine Vielzahl von Systemen und Einzelkomponenten im Lenksystem (z. B. Lenkgehäuse, Anbindung an den Fahrschemel, Verzahnungen, Spurstangen und zugehörige Gelenke, Lenkhebel im Achsschenkel, Querlenker, Flanschgelenke ...) erprobt werden. Der erfindungsgemäße Prüfstand ermöglicht eine hohe Prüfqualität durch Kontrolle aller signifikanten Größen. Auf dem entwickelten Bordsteinprüfstand kann der Sonderlastfall „Bordsteinabdrücken" mit hoher Reproduzierbarkeit erprobt werden. Dabei können Lenkbewegungen bis kurz vor Lenkungsanschlag durchgeführt werden.
  • Mit dem erfindungsgemäßen Prüfstand wird die Einhaltung definierbarer, konstanter Prüfbedingungen in jedem Lastzyklus gewährleistet. Unabhängig von den Kontaktbedingungen am Rad können insbesondere
    • – das Lenkmoment als Funktion des Lenkwinkels oder
    • – die Spurstangenkraft als Funktion des Lenkwinkels konstant gehalten werden.
  • Im folgenden wird die Erfindung anhand eines in den Figuren dargestellten konkreten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Dabei zeigen:
  • 1 eine schematische Schnittansicht eines Fahrzeugs auf einem erfindungsgemäßen Prüfstand;
  • 2 eine schematische Darstellung der Räder des Fahrzeugs zwischen den Bordsteinadaptern des Prüfstands in einer Aufsicht;
  • 3 ein Messprotokoll (Lenkmoment und Spurstangenkraft als Funktion des Lenkwinkels) eines Einmessvorgangs eines Fahrzeugs auf dem Prüfstand;
  • 4 ein Messprotokoll (Lenkmoment und Spurstangenkraft als Funktion des Lenkwinkels) eines Prüflaufs eines Fahrzeugs auf dem Prüfstand.
  • 1 zeigt eine schematische Schnittdarstellung eines zu prüfenden Gesamtfahrzeugs 1 mit gelenkten Rädern 10, 10' auf einem erfindungsgemäßen Prüfstand 2 zur Simulation des Lastfalls „Bordsteinabdrücken". Der Prüfstand 2 umfasst zwei Grundplatten 3, 3' mit je einem Bordsteinadapter 4, 4', der mit Hilfe einer Belastungseinheit 5, 5' gegenüber der Grundplatte 3, 3' bewegbar ist. Die Bordsteinadapter 4, 4' werden dabei von geregelten Linearantrieben 6, 6' entsprechend der Prüfbedingungen definiert in Fahrzeugquerrichtung Y bewegt. Die Bord steinadapter 4, 4' sind auswechselbare Blöcke mit Bordsteinhöhen 7 zwischen 110 und 205 mm; sie können mit Holz- oder Kunststoffverschalungen versehen sein, um das Felgenhorns des Fahrzeugs 1 vor Beschädigungen während der Prüfung zu schützen.
  • Zur Prüfung eines Lenksystems 8 des Fahrzeugs 1 wird das Fahrzeug 1 auf den Grundplatten 3, 3' zwischen den beiden Bordsteinadaptern 4, 4' positioniert. Um eine. realistische Simulation der Lenkbewegung während der Prüfung des Lenksystems sicherzustellen, erfolgt die Lasteinleitung der Lenkbewegung am Lenkrad 9. Dadurch wird gewährleistet, dass die Erprobung des gesamten Lenkvorgangs – vom Lasteintrag am Lenkrad 9 bis hin zum Lastabtrag des Rads 10, 10' am Bordsteinadapter 4, 4' – realitätsnah erfolgt. Die unterschiedlichen Lenkwinkel und Lenkmomente am Lenkrad 9 des Fahrzeugs 1 werden über ein eigenes geregeltes Antriebssystem 11 eingestellt. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel wird dieses Antriebssystem 11 hydraulisch betrieben.
  • Zur Messung und Regelung der auf die Spurstangen 12, 12' des Lenksystems 8 wirkenden Spurstangenkräfte werden die Spurstangen 12, 12' mit Dehnungsmessstreifen 13, 13' versehen. Vor dem Einbau in das Fahrzeug 1 werden die auf diese Weise mit Dehnungsmessstreifen 13, 13' versehenen Spurstangen 12, 12' in einer zum Prüfstand gehörigen (aber in 1 nicht dargestellten) integrierten Kalibriereinrichtung kalibriert. 2 zeigt eine schematische Aufsicht auf die zwischen den Bordsteinadaptern 4, 4' angeordneten Fahrzeugräder 10, 10 mit den zugehörigen Spurstangen 12, 12'.
  • Die Bordsteinprüfung des Fahrzeugs 1 erfolgt bei abgeschaltetem Motor; in diesem Zustand ist ein fahrzeuginternes Lenkhilfsaggregat nicht in Betrieb, weswegen das Lenksystem 8 fahrzeugseitig nicht ordnungsgemäß mit Lenkhilfsöl versorgt werden könnte. Um dennoch in diesem Zustand der fehlenden Motorunterstützung eine ordnungsgemäße Ölung des Lenksystems 8 und eine realistische Servounterstützung beim Lenkvorgang sicherzustellen, ist ein externes Lenkhilfsaggregat (14) mit Temperaturregelung des Lenkhilfsöls vorgesehen. Temperatur und Druck des Lenkhilfsöls können fahrzeugspezifisch eingestellt werden.
  • Ein zentrales Steuer- und Regelsystem (15) dient zur Ansteuerung des Antriebssystems 11, zur Bewegungssteuerung bzw. -regelung der Linearantriebe 6, 6' der Bordsteinadapter 4, 4', zur Steuerung von Zusatzaggregaten (z. B. des Lenkhilfsaggregats 14) sowie zur Erfassung, Speicherung, Visualisierung und Auswertung der Messdaten (z. B. der von den Dehnmessstreifen 13, 13' auf den Spurstangen 12, 12' erzeugten Messwerte).
  • Bevor der eigentliche Prüfablauf stattfindet, muss das zu untersuchende Fahrzeug 1 auf dem Prüfstand 2 eingemessen werden. Ziel des Einmessvorgangs ist die Ermittlung einer Belastung, die bei einem vorgegebenen Grenzlenkmoment (z. B. 60 Nm) des Lenkrads 9 im Lenkverband 8 auftritt. Das Grenzlenkmoment entspricht dabei dem maximalen Lenkmoment, das beim normalen (d. h. nicht missbräuchlichen) Gebrauch des Fahrzeugs 1 auftreten kann. Die maximalen Kräfte sind aus dem Kundenverhalten bekannt.
  • Im Einmessmodus wird der Lenkwinkel 18 am Lenkrad 9 (Lenkradeinschlag) kontinuierlich in Form einer Rampenfunktion erhöht (so dass Lenkwinkelzunahme/Zeit = konstant ist), bis ein voreingestelltes Lenkmoment (im vorliegenden Fall 60 Nm) erreicht ist. Dabei wird das Endlenkmoment, die Spurstangenkraft und der Lenkwinkel 18 dokumentiert. 3 zeigt ein Messprotokoll eines Einmessvorgangs, bei dem die am Lenkrad 9 wirkenden Lenkmomente (Kurve 16) und die an der Spurstange 12 gemessenen Spurstangenkräfte (Kurve 17) als Funktion des Lenkwinkels 18 dargestellt sind. Beim ersten Einschlagen des Lenkrads 9 ist das Lenkmoment nahezu konstant (Teil 16a der Kurve 16). Bei einem Lenkwinkel 18b von etwa 25° beginnt das Rad 10 den Bordsteinadapter 4 mit einem vorderen Kontaktpunkt 10A zu berühren, was mit einem steilen Anstieg des Lenkmoments bei einer weiteren Erhöhung des Lenkwinkels 18 einhergeht (Teil 16b der Kurve 16); dieser steile Anstieg des Lenkmoments entspricht einer zunehmenden Verformung des Rades 10 am Bordsteinadapter 4 mit wachsendem Lenkwinkel 18. Bei Erreichung eines vorgegebenen Grenzlenkmoments 19A (im vorliegenden Fall bei 60 Nm) wird der Bordsteinadapter 4 in einer solche Weise geregelt vom Rad 10 weggezogen, dass das Lenkmoment bei zunehmendem Lenkwinkel 18 näherungsweise konstant auf dem Wert 19 des Grenzlenkmoments bleibt (Teil 16c der Kurve 16). Um das Lenkmoment konstant zu halten, wird dabei von dem Linearantrieb 6 eine geregelte Gegenkraft auf den Bordsteinadapter 4 ausgeübt. Der Lenkwinkel 18 wird so lange erhöht, bis ein vorgegebener maximaler Lenkwinkel 18d erreicht ist (im vorliegenden Fall etwa 65°). Beim anschließenden Zurückdrehen des Lenkrads 19 nimmt das Lenkmoment drastisch ab, da nun kein Kraftübertrag des Rads 10 auf den Bordsteinadapter 4 mehr stattfindet (Teil 16d der Kurve 16).
  • Während dieses Lenkzyklus' des Lenkrads 9 werden die auf die Spurstange 12 wirkenden Kräfte gemessen (Kurve 17 in 3): Bei zunehmendem Lenkwinkel nimmt die Spurstangenkraft 17 zunächst mit wachsendem Lenkwinkel zu (Teil 17a der Kurve 17) bis zu dem Lenkwinkel 18c, ab dem ein geregeltes Zurückweichen des Bordsteinadapters 4 erfolgt. Auf diese Weise wird ein für diese Prüfsituation charakteristischer Grenzwert 20A der Spurstangenkraft ermittelt, der im späteren (weiter unten beschriebenen) Prüflauf als Maximalwert für die Regelgröße Spurstangenkraft verwendet wird.
  • Anschließend wird das Lenkrad 9 auf die entgegengesetzte Seite eingeschlagen, um die Lenkwinkel-/Lenkmomentcharakteristik des hinteren Kontaktpunkts 10B des Rads 10 zu messen. Auch hier nimmt das Lenkmoment – nach einem nahezu konstanten Bereich, der einer Lenkbewegung ohne Radkontakt entspricht (Teil 16e der Kurve 16) – mit in Gegenrichtung steigendem Lenkwinkel 18 steil zu (Teil 16f der Kurve 16), was wiederum einer zunehmenden Verformung des Rads 10 (hier: im Bereich des hinteren Kontaktpunkts 10) am Bordsteinadapter 4 entspricht. Wie beim Anlenken im vorderen Kontaktpunkt 10A wird auch hier ab Erreichung eines vorgegebenen Maximallenkmoments 19B der Bordsteinadapter 4 in einer solchen Weise geregelt weggezogen, dass das Lenkmoment näherungsweise konstant und somit unabhängig vom Lenkwinkel 18 bleibt (Teil 16g der Kurve 16). Beim Erreichen des maximalen negativen Lenkwinkels 18h erfolgt ein Zurücklenken, was mit einem abrupten Abfall des Lenkmoments einhergeht (Teil 16h der Kurve 16), bis bei einem Lenkwinkel von 0° der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt ist.
  • Bei diesem Lenken in negative Lenkwinkel werden ebenfalls die auf die Spurstange 12 wirkenden Kräfte gemessen, um den für den hinteren Kontaktpunkt 10B charakteristischen Grenzwert 20B der Spurstangenkraft zu ermitteln. Im Unterschied zu den beim Anlenken des vorderen Kontaktpunkts 10 erreichten Werte der Spurstangenkräfte sind die nun gemessenen Kraftwerte negativ, was darauf hindeutet, dass die Spurstange 12 nun auf Zug (anstatt auf Druck) beansprucht wird. Der charakteristische Grenzwert 20B entspricht der beim Lenkwinkel 18g erreichten Spurstangenkraft, ab dem ein geregeltes Zurückweichen des Bordsteinadapters 4 erfolgt. Der auf diese Weise ermittelte charakteristische Grenzwert 20B der Spurstangenkraft wird im Prüflauf als negativer Maximalwert für die Regelgröße Spurstangenkraft verwendet.
  • Der Einmessvorgang wird in analoger Weise an den beiden Kontaktpunkten 10C und 10D des rechten Rades 10' fortgeführt. Ist die Einmessung abgeschlossen, so wird der im folgenden beschriebene Prüflauf (Dauerlauf) durchgeführt. Die in einem Prüfzyklus eines solchen Dauerlaufs gewonnenen Messwerte der Spurstangenkraft (Kurven 22A22D) und der Lenkmomente (Kurve 21A21D) als Funktion des Lenkwinkels sind in 4 beispielhaft dargestellt.
  • In dem Prüfablauf (Dauerlauf) wird der Lenkwinkel am Lenkrad 9 (Lenkradeinschlag) kontinuierlich in Form einer Rampenfunktion (also mit konstanter Lenkwinkelzunahme/Zeit) bis zu einem vorgegebenen Lenkanschlag (Lenkwinkel 23, 23' in 4) erhöht. Zunächst erfolgt ein Lenkradeinschlag nach links, beim der der obere Kontaktpunkt 10A des Rads 10 an den Bordsteinadapter 4 angelenkt werden soll. Mit zunehmendem Einschlag des Lenkrads 9 wächst die Spurstangenkraft zunächst mit steigendem Lenkwinkel näherungsweise linear an (siehe linearer Anstieg der Kurve 22A). Während dieser ersten Phase der Lenkwinkelerhöhung wird der Bordsteinadapter 4 in konstanter Lage gehalten, bis in der Spurstange 12 eine Soll-Spurstangenkraft 24 erreicht ist, die dem beim Einmessvorgang ermittelten charakteristischen Grenzwert 20A der Spurstangenkraft entspricht. Bei weiterer Lenkwinkelerhöhung werden die Bordsteinadapter unter Beibehaltung der Beanspruchung vom Fahrzeug 1 weggezogen, so dass bei weiterem Lenkradeinschlag die Spurstangenkraft konstant auf diesem Sollwert 24A gehalten wird. Die Spurstangenkraft ist dabei also die Regelgröße für die Positionierung des Bordsteinadapters 4. Während dieses Regelvorgangs wird seitens des Bordsteinadapters 4 eine geregelte Gegenkraft in das Lenksystem 8 eingeleitet, die der Spurstangenkraft entgegenwirkt und sie auf dem Sollwert 24 hält. Bei Erreichen des maximalen Lenkwinkels 23 wird das Lenkrad 9 zurückgedreht, was sich in einem abrupten Abfall der Spurstangenkraft äußert. Das Lenkrad 9 wird in die Ursprungsstellung (0°) zurückgedreht.
  • Nach dem Anlenken des linken Bordsteinadapters 4 durch die vordere Kontaktstelle 10A des linken Rads 10 wird durch eine Lenkbewegung in der Gegenrichtung der linke Bordsteinadapter 4 mit der hinteren Kontaktstelle des linken Rads 10 angelenkt; auch steigen die Messwerte der Spurstangenkraft mit ansteigendem Winkel zunächst näherungsweise konstant an, (Kurve 22B), bis bei Erreichen eines (im Einmessvorgang ermittelten) Sollwerts 24B der Bordsteinadapter 4 geregelt zurückweicht, so dass bei weiter ansteigendem Lenkwinkel der Sollwert 24B nicht überschritten wird. Bei Erreichen des maximalen negativen Lenkwinkels 23' wird das Lenkrad 9 zurückgedreht, wobei die Spurstangenkraft steil abfällt und dann näherungsweise konstant bleibt, während das Lenkrad 9 in die Ursprungsstellung (0°) zurückgedreht wird.
  • Anschließend wird mit dem rechten Rad 10' der rechte Bordsteinadapter 4' angelenkt; die beim Anlenken des vorderen Kontaktpunkts 10C und des hinteren Kontaktpunkts 10D ermittelten Messwerte der Spurstangenkräfte 12' sind in 4 als Kurven 22C und 22D abgebildet. Weiterhin zeigt 4 die beim Anlenken der vier Kontaktpunkte 10A10D gemessenen Lenkmomente (Kurven 21A21D).
  • Die in 4 gezeigten Kurven stellen nur eine kleine Auswahl der auf dem Prüfstand 2 ermittelbaren Messdaten dar. Folgende Messgrößen können während eines solchen Prüflaufs erfasst werden:
    • – Lenkmoment am Lenkrad 9 als Funktion der Zeit;
    • – Lenkwinkel am Lenkrad 9 als Funktion der Zeit;
    • – Lenkungsdruck im Lenksystem 8 als Funktion der Zeit;
    • – Spurstangenkraft links/rechts als Funktion der Zeit;
    • – Kraft auf den Bordsteinadapter 4, 4' links/rechts als Funktion der Zeit;
    • – Zurückgelegter Weg des Bordsteinadapters 4, 4' links/rechts als Funktion der Zeit;
  • Um die Prozessinstabilitäten zu minimieren, ist es ratsam, beide Bordsteinadapter 4, 4' immer im angelegten Zustand zu führen, d. h. mit geringer Kraft bündig an der Reifenflanke des zugehörigen Rades 10, 10' anliegen zu lassen. Hierdurch wird die Position des Fahrzeugs 1 auf dem Prüfstand 2 immer messtechnisch erfasst. Gerät das Fahrzeug 1 plötzlich oder zunehmend aus der Mittelposition auf dem Prüfstand 2, so können in dem in der momentanen Testphase nicht beanspruchten Bordsteinadapter 4, 4' bewegungshemmende Kräfte aufgebaut werden, um das Fahrzeug 1 langsam über mehrere Prüfzyklen in die Prüfstandsmitte zurückzuführen. Springt das Fahrzeug unerwarteterweise vom Bordsteinadapter 4, 4' ab und legt dabei einen großen Weg zurück, so kann vom gegenüberliegenden Bordsteinadapter 4', 4 mit einer begrenzenden Kraft gegengehalten werden. Um dies auch bei schnellen Seitwärtsbewegungen sicherzustellen, wurde eine schnelle hydraulische Regelung realisiert.
  • Die oben beschriebenen Betriebsmodi des Prüfstands 2 (Einmessmodus und Dauerlaufmodus) können durch weitere Betriebsmodi ergänzt werden. Beispielsweise kann der Prüfstand 2 in einer solchen Weise betrieben werden, dass der Bordsteinadapter 4, 4' durch eine Wegregelung langsam weggezogen wird und das Lenkrad 9 bzw. die Lenkspindel mit konstantem Drehmoment kraftgeregelt nachgeführt wird. Weiterhin kann die Gegenhaltekraft des Bordsteinadapters 4, 4' langsam kraftgeregelt reduziert werden, und das Lenkrad 9 bzw. die Lenkspindel kann kraftgeregelt mit konstantem Drehmoment nachgeführt werden.

Claims (9)

  1. Verfahren zur Prüfung eines Lenksystems (8) eines Fahrzeugs (1) bei Lenkbewegungen des Fahrzeugs (1) gegen ein Hindernis, insbesondere einen Bordstein, bei welchem Verfahren ein als Hindernis dienender Bordsteinadapter (4, 4') beweglich gegenüber dem Fahrzeug (1) gelagert wird und eine das Lenksystem charakterisierende Messgröße, insbesondere die in einer Spurstange (12, 12') wirkende Spurstangenkraft, als Regelgröße zur Positionierung des Bordsteinadapters (4, 4') gegenüber dem Fahrzeug (1) verwendet wird.
  2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mit zunehmendem Lenkeinschlag eines Lenkrads (9) bzw. einer Lenkspindel des Fahrzeugs (1) – der Bordsteinadapter (4, 4') bis zum Erreichen eines vorgegebenen Grenzwertes einer das Lenksystem (8) charakterisierenden Größe, insbesondere eines Grenzwertes (24A24D) der Spurstangenkraft, stationär gehalten wird und – ab dem Erreichen des Grenzwertes (24A24D) der das Lenksystem (8) charakterisierenden Größe der Bordsteinadapter (4, 4') in einer solchen Weise geregelt bewegt wird, dass die das Lenksystem (8) charakterisierenden Größe näherungsweise konstant bleibt.
  3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Bordsteinadapter (4, 4') parallel zur Fahrzeugquerachse (Y) bewegt wird.
  4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass während eines Prüfzyklus Spurstangenkraft und Lenkmoment als Funktion des Lenkwinkels gemessen werden.
  5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass in einem Prüfzyklus das Lenkrad (9) und/oder die Lenkspindel des Fahrzeugs (1) in einer solchen Weise betätigt wird, dass ein Rad (10, 10') zuerst an einem ersten Kontaktpunkt (10A, 10C) und dann an einem zweiten Kontaktpunkt (10B, 10D) an den Bordsteinadapter (4, 4') gelenkt wird.
  6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass in einem Prüfzyklus nacheinander beide Räder (10, 10') an vorderen und/oder hinteren Kontaktpunkten (10A10D) gegen den Bordsteinadapter () gelenkt werden.
  7. Prüfstand (2) zur Prüfung eines Lenksystems (8) eines Fahrzeugs (1) bei Lenkbewegungen des Fahrzeugs (1) gegen ein Hindernis, insbesondere einen Bordstein, – mit einer Grundplatte (3, 3') zur Aufnahme mindestens eines Rades (10, 10') des Fahrzeugs (1), – mit einem beweglich gegenüber der Grundplatte (3, 3') gelagerten Bordsteinadapter (4, 4') – und mit einer Steuer- und Regeleinheit (15) zur geregelten oder gesteuerten Bewegung des Bordsteinadapters (4, 4').
  8. Prüfstand nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Bordsteinadapter (4, 4') als parallel zur Fahrzeugquerachse (Y) beweglicher Block ausgestaltet ist.
  9. Prüfstand nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Prüfstand (1) zwei Bordsteinadapter (4, 4') aufweist, die links und rechts des Fahrzeugs (1) angeordnet sind.
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