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Die Erfindung betrifft eine Orthese zur Korrektur einer Gelenkfehlstellung nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Eine bekannte Orthese zur Korrektur einer Gelenkfehlstellung weist ein Unterschenkel-Fassungsteil und ein davon getrenntes Fuß-Fassungsteil auf, die gegeneinander verlagerbar und über zwei lateral gegenüberliegende Beschläge miteinander verbunden sind (
DE 101 14 032 B4 ). Konkret bestehen hier die beiden Beschläge zwischen dem Unterschenkel-Fassungsteil und dem Fuß-Fassungsteil jeweils aus einem Scharnierteil, welches mit einem Schenkel am Fuß-Fassungsteil befestigt ist und dessen jeweils anderer Schenkel drei in Längsrichtung versetzte Bohrungen für eine Befestigung am Unterschenkel-Fassungsteil aufweist. Dazu sind am Unterschenkel-Fassungsteil beidseitig mit zwei Passstiften und einem Gewindebolzen Platten angebracht, über die jeweils der Scharnierschenkel des Scharnierteils mit den 3 Bohrungen gesteckt wird. Für eine Sicherung der Verbindung wird auf den Gewindebolzen von außen her jeweils eine Rändelmutter aufgeschraubt. Das Fuß-Fassungsteil kann gegenüber dem Unterschenkel-Fassungsteil im verbundenen Zustand entsprechend der durch die Scharnierteile definierten Querachse verschwenkt werden, ansonsten ist die Relativlage jedoch festgelegt. Zudem ist hier weiter ein Oberschenkel-Fassungsteil vorgesehen, mit einer entsprechenden Beschlaganbindung an das Unterschenkel-Fassungsteil.
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Bei der Versorgung eines Kindes mit einer solchen Orthese muss entsprechend dem Längenwachstum des Kindes in aufwendiger Weise eine Längenanpassung vorgenommen werden, dadurch dass die Nietbefestigung der Platte mit den Passstiften und dem Gewindebolzen gelöst und an einer anderen längenangepassten Stelle wieder neu angebracht wird: Es ist zwar alternativ auf die Möglichkeit einer stufenlosen gegenseitigen Justierbarkeit für eine fortschreitende Korrektur mittels eines verdrehbaren und fixierbaren Ringsegments hingewiesen, ohne jedoch anzugeben wie eine solche Maßnahme tatsächlich ausgeführt sein könnte.
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Ferner ist aus der
US 5,716,336 A eine orthopädische Stützeinrichtung bekannt, mit der Aufgabe einer Entlastung und Stabilisierung des Sprunggelenks mit einer im Fersenbereich angeordneten Einstellvorrichtung zur Bewegungsbegrenzung bzw. gezielten Freigabe der Bewegung des Sprunggelenks. Mit dieser Einstellvorrichtung kann die Bewegungsbegrenzung individuell eingestellt und ggf. verändert werden.
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Aufgabe der Erfindung ist es demgegenüber, Beschlagverbindungen zwischen einem Unterschenkel-Fassungsteil und einem Fußfassungsteil so weiterzubilden, dass eine Verbindung einfach herstellbar und variierbar ist.
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Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
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Gemäß Anspruch 1 sind beide lateral gegenüberliegenden Beschläge als arretierbare, achsparallel zur Hochachse des Unterschenkel-Fassungsteil ausgerichtete Schiebeführungen ausgebildet mit einem langgestreckten Schiebeelement an einem Fassungsteil und mit einem zugeordneten Aufnahmeelement als Schiebeführungs- und Abstützelement für das Schiebeelement am anderen Fassungsteil. Das Aufnahmeelement stützt quer zur Schieberichtung gerichtete Relativkräfte und/oder Verdrehkräfte zwischen dem Schiebeelement und dem Aufnahmeelement und damit zwischen den Fassungsteilen spielfrei ab. Weiter ist eine Arretiervorrichtung vorgesehen, mit der das Schiebeelement in einer vorgebbaren Schiebestellung relativ zum Aufnahmeelement durch Kraftschluss und/oder Formschluss zur Abstützung von Relativkräften in Schieberichtung arretierbar ist.
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Durch eine solche Beschlagverbindung ist eine stabile Verbindung und Abstützung der auftretenden Kräfte gewährleistet, wobei durch die Längsverschiebemöglichkeit mit einer Arretierung einfach eine Verbindung herstellbar ist sowie eine Einstellvariation in Schieberichtung besteht, die je nach den Gegebenheiten für eine Längenwachstumskorrektur bei einem Kind und/oder für eine individuelle Vagus- oder Varuseinstellung genützt werden kann.
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Vorzugsweise sind das Unterschenkel-Fassungsteil und das Fuß-Fassungsteil in Gießtechnik hergestellte, individuell angepasste Kunststoffformteile an denen Schiebeelemente und Aufnahmeelemente durch bekannte Befestigungstechniken, insbesondere durch Nieten stabil angebracht werden können.
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Besonders vorteilhaft sind nach Anspruch 2 beide Schiebeführungen lösbar ausgebildet, d. h., dass die Schiebeelemente aus den Aufnahmeelementen nach unten herausziehbar sind, so dass damit beide Fassungsteile voneinander lösbar sind. Dadurch können sich einerseits Vorteile beim Anlegen der Orthese ergeben und ggf. können Fuß-Fassungsteile für eine Tagversorgung mit Gelenk gegen Fuß-Fassungsteile ohne Gelenk für eine Nachtversorgung (siehe Anspruch 14 bzw. 15) ausgetauscht werden.
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Bei einer konstruktiv einfachen Lösung nach Anspruch 3 ist dazu das Schiebeelement an der Außenseite des Fußfassungsteils befestigt, vorzugsweise angenietet und steht mit einem freien Ende nach oben ab, wobei ein zugeordnetes rohrförmiges Aufnahmeelement am Unterschenkel-Fassungsteil befestigt, vorzugsweise angenietet ist.
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Eine gewichtsgünstige und stabile Ausführung wird nach Anspruch 4 erreicht, wenn das Schiebeelement als Flachleiste, vorzugsweise als Flachstahlleiste, ausgebildet ist und das zugeordnete Aufnahmeelement entsprechend als längliches Durchsteckgehäuse mit einer im Querschnitt rechteckigen Innenrohrkontur entsprechend dem Querschnitt der Flachstahlleiste ausgeführt ist. Die Flachleiste soll dabei mit einer Breitseite am Fuß-Fassungsteil anliegen. Anstelle einer Stahlleiste könnte ggf. auch eine Kunststoffleiste oder eine Leiste aus anderem geeigneten Material verwendet werden. Zudem könnte je nach den Gegebenheiten in einer äquivalenten Lösung das Aufnahmeelement am Fuß-Fassungsteil und das Schiebeelement am Unterschenkel-Fassungsteil befestigt sein.
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Nach Anspruch 5 kann die Arretiervorrichtung als Klemm- oder Rasteinrichtung ausgeführt sein, wobei die Arretierkraft so groß sein muss, dass die Verbindung in der Arretierstellung sicher bei allen Belastungen hält. Die Arretiervorrichtung kann dabei beispielsweise als handbetätigbare Schraubklemme ausgeführt sein, die ggf. auch beabstandet zum Aufnahmeelement liegen kann. Bevorzugt wird die Arretiervorrichtung jedoch als Rasteinrichtung ausgeführt, bei der am Schiebeelement Rastausnehmungen ausgebildet sind, in die an vorgegebenen Einstellpositionen federvorgespannte und lösbare Rastelemente der Rasteinrichtung eingreifen können.
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Eine kompakte einfache und kostengünstige Lösung besteht nach Anspruch 6 darin, dass die Arretiervorrichtung am jeweiligen Aufnahmeelement integriert ist. Beispielsweise kann ein Klemmelement einer Schraubklemme als Innenwandteil des Aufnahmeelements ausgeführt sein. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform nach Anspruch 7 sind am Schiebeelement in Längsrichtung beabstandete Rastausnehmungen angeordnet, die jeweils mit einem federvorgespannten handbetätigbaren Rastelement der Arretiervorrichtung zusammenwirken, wodurch eine einfache Justierung und Halterung möglich ist.
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Dazu sollen bei einem Schiebeelement als Flachleiste nach Anspruch 8 an einer Schmallängsseite, vorzugsweise an der dorsalen Schmallängsseite, die Rastausnehmungen angeordnet sein. Das Rastelement soll dabei ein am Aufnahmeelement angeordneter und angelenkter Federbügel sein, der an einem Teilbereich als Rastnase und an einem anderen Teilbereich als Betätigungselement ausgebildet ist. Damit wird ein hoher Integrationsgrad mit wenig Platzbedarf erreicht.
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Nach Anspruch 9 sind beide beidseitigen Schiebeelemente stabil, jedoch wenigstens in Lateralrichtung etwas flexibel ausgebildet. Dadurch ist es möglich, die Schiebeelemente bezüglich der zugeordneten Aufnahmeelemente unterschiedlich weit einzustecken und zu justieren. Damit ergibt sich bei einer spielfreien Halterung zusätzlich zur Möglichkeit einer Längenwachstumsnachstellung die Möglichkeit einer individuellen Vagus- oder Varuseinstellung. Damit können zeitlich fortschreitende Längenwachstumsnachstellungen ebenso wie ggf. zeitlich fortschreitende Nachstellungen einer Vagus- oder Varuseinstellung durchgeführt werden.
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Bei Bedarf kann nach Anspruch 10 die Orthese aus Fuß-Fassungsteil und Unterschenkel-Fassungsteil durch ein Oberschenkel-Fassungsteil ergänzt werden, das wiederum durch gegenüberliegende Beschläge, die gemäß Anspruch 11 in der vorstehenden Weise ausgeführt sein können, verbunden ist.
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Um eine Wiederauffindung vorgegebener Einstellposition zu erleichtern wird mit Anspruch 12 vorgeschlagen, am Schiebeelement eine Längsabschnitten oder Rastausnehmungen zugeordnete Einstellskala anzubringen.
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Eine solche Wiederauffindung von Einstellpositionen kann weiter erleichtert und gesichert mit der Maßnahme nach Anspruch 13 erreicht werden, in dem eine entsprechende Anschlagskala vorgesehen ist. Diese kann beispielsweise aus einer Reihe längsversetzt am Schiebeelement angebrachter Gewindebohrungen bestehen, wobei in eine Gewindebohrung je nach vorgegebener Einsteckposition eine Anschlagschraube einsetzbar ist. Beim Anlegen der Orthese ist dann das Schiebeelement bis zum Anschlag der Anschlagschraube am Aufnahmeelement einzuschieben und zu fixieren, wodurch die richtige vorgegebene Position einfach eingestellt ist. Für eine Nachstellung oder Anpassung einer Position ist dann lediglich die Anschlagschraube in der Gewindebohrungsreihe zu versetzen.
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Weiter kann auch eine Klemmschraube insbesondere als Madenschraube am Aufnahmeelement für eine weitere Sicherung der Verbindung verwendet werden.
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Für eine Nachtversorgung sind die Beschlagteile zwischen den Fassungsteilen regelmäßig gelenklos auszuführen. Nach Anspruch 14 werden in an sich bekannter Weise für eine Tagversorgung die beiden lateral gegenüberliegenden Beschläge im Bereich zwischen den Unterschenkel-Fassungsteil und dem Fuß-Fassungsteil sowie nach Anspruch 15 auch zwischen einem Oberschenkel-Fassungsteil und einem Unterschenkel-Fassungsteil mit gleichachsigen Gelenken ausgebildet.
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Anhand einer Zeichnung wird die Erfindung weiter erläutert.
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Es zeigen:
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1 eine perspektivische Ansicht einer Orthese,
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2 eine Teilansicht eines Fuß-Fassungsteils mit modifizierten Beschlägen,
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3 eine Seitenansicht eines Aufnahmeelements mit integrierter Arretiervorrichtung,
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4 einen Schnitt entlang der Linie A-A aus 3,
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5 ein Schiebeelement als Flachstahlleiste, und
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6 ein modifiziertes Schiebeelement mit einem Gelenk.
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In 1 ist eine Orthese 1 dargestellt mit einem Unterschenkel-Fassungsteil 2 und einem Fuß-Fassungsteil 3, die durch zwei lateral gegenüberliegende Beschläge 4, 5 miteinander verbunden sind.
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Das Unterschenkel-Fassungsteil ist ein Kunststoff-Ringteil mit einem hinteren Anlagebereich 6 und einem vorderen unteren Anlagebereich 7 sowie mit zwei Seitenteilen 8, 9, welche vorne mit einem Klettbandverschluss 10 geschlossen werden können.
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Das Fußteil 3 ist ebenfalls ein gegossenes Kunststoffteil mit einem Sohlenbereich 11 und davon nach oben geführten Seitenteilen 12, 13, welche über einen Brückenbereich 14 so zusammenhängen, dass ein vorderer Zehenbereich eines eingesetzten Fußes auf dem Sohlenbereich 11 aufliegt und ansonsten frei liegt. Die Rückseite des Fuß-Fassungsteils 3 ist offen für einen Fußeinstieg gestaltet und durch ein aufschiebbares Verschlussteil 15 verschließbar. Eine Fütterung des Fuß-Fassungsteils 3 ist der Übersichtlichkeit halber weggelassen.
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Die Beschläge 4, 5 werden auch in Verbindung mit den 3, 4 und 5 im Folgenden näher erläutert:
Als Beschlagbestandteil ist jeweils bei beiden lateral gegenüberliegenden Beschlägen 4, 5 ein Schiebeelement 16 als Flachstahlleiste am Fuß-Fassungsteil 3 angenietet, das jeweils mit seinem freien Ende nach oben absteht. In diesem Bereich sind an der dorsalen Schmallängsseite jeweils fünf höhenversetzt angebrachte Rastausnehmungen 17 angebracht, denen eine Einstellskala 18 mit Ziffern 1 bis 5 zugeordnet ist.
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In den 1 und 5 ist als Schiebeelement 16 eine einstückige Flachstahlleiste 16 gezeigt, wobei ein so ausgerüstetes Fuß-Fassungsteil 3 vorzugsweise für eine Nachtversorgung eines Patienten verwendet wird. In den 2 und 6 ist eine modifizierte Ausführungsform eines Schiebeelements 16' für eine bevorzugte Tagversorgung dargestellt, wobei im Bereich zwischen dem Fuß-Fassungsteil 3' und dem (unveränderten) Unterschenkel-Fassungsteil 2 jeweils ein Gelenk 19 für die Möglichkeit einer Verschwenkung des Fuß-Fassungsteils 3 gegenüber dem Unterschenkel-Fassungsteil 2 angebracht ist.
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In 1 ist zudem ein linksseitiges Aufnahmeelement 20 mit integrierter Arretiervorrichtung 21 gezeigt; in den 3 und 4 ist ein rechtsseitiges Aufnahmeelement 20 dargestellt. Das Aufnahmeelement 20 ist, wie insbesondere auch aus 4 ersichtlich, als längliches Durchsteckgehäuse ausgebildet, mit einer im Querschnitt rechteckigen Innenrohrkontur entsprechend dem Querschnitt der Flachstahlleiste des Schiebeelements 16. Die fassungsseitige Wand des Aufnahmeelements 20 ist zudem zu einer Befestigungsplatte beidseitig verlängert und mit Nietlöchern versehen für eine Nietbefestigung am Unterschenkel-Fassungsteil 2.
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Als eine am Aufnahmeelement 20 integrierte Arretiervorrichtung 21 ist ein angelenkter Federbügel 22 vorgesehen, der in 1 nach links und in 3 nach rechts vorgespannt ist. Ein oberer Teil ist dabei so geformt, dass er in die Rastausnehmungen 17 eines eingeschobenen Schiebelements 16 für eine Verrastung und Arretierung eingreifen kann. Ein sich nach unten anschließender Bügelteil ist als Betätigungselement 23 ausgebildet; bei einem darauf erfolgenden Druck in Pfeilrichtung 24 entgegen der Federvorspannung kann eine Verrastung wieder gelöst werden.
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Durch die höhenversetzten Rastausnehmungen an den Schiebeelementen 16 ist insbesondere in Verbindung mit einer Einstellskala 18 eine relative Höhenjustierung zwischen dem Unterschenkel-Fassungsteil 2 und dem Fuß-Fassungsteil möglich, die insbesondere für eine Wachstumsnachstellung bei einem fortschreitenden Längenwachstum eines Kindes vorteilhaft verwendbar ist, wie dies mit dem Pfeil 25 angedeutet ist.
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Die Einschubtiefe der beidseitigen Schiebeelemente 16 (Pfeile 26, 27) kann ebenfalls variiert werden, wodurch eine einfache Valgus- oder Varuseinstellung bzw. -nachstellung möglich wird (Pfeile 28, 29). Dazu sind die Schiebeelemente 16 als Flachstahlleisten in lateraler Richtung etwas flexibel auszuführen, da die Führung im jeweils zugeordneten Aufnahmeelement formschlüssig und spielfrei erfolgen soll.
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In einer weiteren Ausgestaltung kann für eine weitere Sicherung zusätzlich zur Verrastung mit dem Federbügel 22 am Aufnahmeelement 20 ggf. eine Schraube (beispielsweise Madenschraube oder Rändelschraube) in eine Gewindebohrung 30 eingeschraubt werden. Weiter kann für eine vereinfachte Auffindung einer vorgegebenen Einschubposition des Schiebeelements 16 eine den Rastausnehmungen 17 entsprechende (versetzte) Reihe von Gewindebohrungen 31 zugeordnet sein. In eine solche Gewindebohrung 31 kann dann eine vorzugsweise nur mit Werkzeug umsetzbare Anschlagschraube eingeschraubt werden, welche in der vorgegebenen Einsteckposition am unteren Rand des Aufnahmeelements 20 anliegt. Bei einer Verbindung zwischen dem Unterschenkel-Fassungsteil 2 und dem Fuß-Fassungsteil 3 sind diese dann lediglich bis zum Anschlag zusammen zu schieben, wodurch dann die korrekte, durch Versetzen der Anschlagschraube jedoch veränderbare Position sichergestellt wird.