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Die
Erfindung betrifft einen Kupplungsbelag und ein Verfahren zur Herstellung
dieses Belags.
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Bis
zum Ende der Einfahrzeit weist ein Kupplungsbelag keine optimale
Effizienz auf. Es ist daher bekannt, eine Beschichtung aufzubringen,
die in der Lage ist, den Reibungskoeffizienten der Reibfläche des
Belags provisorisch zu erhöhen.
Es sind insbesondere Beschichtungen vom Typ Kautschuk oder auf der
Basis von organischen Harzen, beispielsweise von Phenol-, Acryl-,
Epoxid- oder Melaminharzen, bekannt, die mineralische Füllstoffe
enthalten oder nicht.
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Insoweit
sich jedoch die von den Motoren gelieferten Drehmomente erhöhen, fällt auch
das für
die Friktionswerkstoffe bzw. Reibungswerkstoffe – insbesondere im Reibschluss – geforderte
Leistungsniveau immer höher
aus. Die vorerwähnten
Beschichtungen ermöglichen
es nicht mehr, die Zielvorgaben hinsichtlich eines schnellen Einfahrens
in zufriedenstellender Weise zu erreichen. Dazu erfordert ihre Zusammensetzung
den Zusatz von Füllstoffen
mit ausgeprägter
Härte,
insbesondere Abrasivstoffe, um den Reibungskoeffizienten zu erhöhen. Diese
Füllstoffe beeinträchtigen
jedoch den Verschleißgrad
und das Rupfen im Kaltzustand, auch wenn die Korngröße der Füllstoffe
auf Werte unter 10 μm
verringert wird.
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Im übrigen neigen
gewisse Beschichtungen, zum Beispiel auf Acrylat-Basis, dazu, unter bestimmten Temperatur-
und Feuchtigkeitsbedingungen in der Kupplung zu verkleben, auch
bei Zuführung
spezieller Füllstoffe,
insbesondere Korrosionsschutz-Füllstoffe,
mit geringer Korngröße (<10μm).
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Es
besteht daher ein Bedarf hinsichtlich eines bereits zu Beginn seiner
Lebensdauer sehr effizienten Belags ohne die vorstehend angesprochenen Nachteile
der nach dem bisherigen Stand der Technik beschichteten Beläge.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es daher, diese Vorgabe zu erfüllen und
einen preiswert herzustellenden Kupplungsbelag zu schaffen, der auch
schon in der Einfahrzeit einer damit versehenen Kupplung bzw. eines
damit ausgerüsteten
Kraftfahrzeugs einen verbesserten Reibungskoeffizienten sowie eine
hohe Effizienz aufweist. Insbesondere soll damit ein schnelles Einfahren
in zufriedenstellender Weise erreicht werden, ohne den Verschleißgrad und das
Rupfen der Kupplung im Kaltzustand zu verschlechtern.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch einen
Kupplungsbelag nach Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen
und Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
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Wesentlich
bei der erfindungsgemäßen Lösung ist
es, dass der Kupplungsbelag mit einem Friktionswerkstoff bzw. Reibungswerkstoff
versehen ist, der – wenigstens
teilweise – mit
einer Beschichtung aus einem organisch-anorganischen Hybridwerkstoff überzogen
ist, wobei zwischen den organischen und anorganischen Gruppen covalente
oder ionocovalente Bindungen bestehen.
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Ein
wesentlicher Vorteil eines erfindungsgemäßen Kupplungsbelages ist es,
dass – wie
dies im weiteren Fortgang der Beschreibung noch eingehender darzulegen
sein wird – eine
derartige Beschichtung eine ausreichende Härte aufweist, um die Reibung
schon zu Beginn der Lebensdauer des Belags zu verbessern, ohne Rupferscheinungen
oder verfrühte
Verschleißerscheinungen
zu bewirken. Ein weiterer wesentlicher Vorteil besteht darin, dass
die erfindungsgemäße Beschichtung
das Anhaften der Reibungskupplungsscheibe in der Kupplung verhindert,
unabhängig
von den jeweiligen Feuchtigkeits- und Temperaturbedingungen, wobei
sie zudem vorteilhafterweise eine hohe Korrosionsfestigkeit aufweist.
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Eine
solche Beschichtung ermöglicht
darüber
hinaus unter standardmäßigen Einsatzbedingungen
ein schnelles Einfahren, wobei sie eine zufriedenstellende Temperaturbeständigkeit
aufweist, während
sie gleichzeitig eine auf den Fahrkomfort abgestimmte Flexibilität besitzt.
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Außerdem kann
der erfindungsgemäße Belag
vorteilhafterweise eines oder mehrere der folgenden optionalen Merkmale
aufweisen:
- – Der besagte Werkstoff ist
mesostrukturiert. Er ist vorzugsweise dicht oder mesoporös.
- – Die
organischen Gruppen sind vorzugsweise aus folgenden Gruppen ausgewählt: Vinyl,
Polyurethan, Acrylat, Methacrylat und andere Acrylat-Derivate, und
Epoxid, gegebenenfalls modifiziert mit Elastomeren, wie beispielsweise
vom Typ NBR.
- – Die
anorganischen Gruppen sind aus den folgenden Gruppen ausgewählt: SiO2, Al2O3,
ZrO2 und TiO2.
- – Das
molare Verhältnis
zwischen den organischen Gruppen und den anorganischen Gruppen liegt
zwischen 10:90 und 95:5, insbesondere zwischen 40:60 und 75:25,
vorzugsweise zwischen 40:60 und 60:40.
- – Bei
den anorganischen Gruppen handelt es sich um SiO2 und
bei den organischen Gruppen um Epoxidgruppen, wobei das molare Verhältnis SiO2/Epoxidgruppen zwischen 10:90 und 95:5, vorzugsweise
zwischen 40:60 und 60:40 liegt.
- – Nanopartikel
vom Typ Füllstoffe,
Pigmente oder Farbstoffe sind zwischen organischen Gruppen und anorganischen
Gruppen eingefügt.
- – Die
Beschichtung liegt in Form einer Schicht mit einer Dicke unter 100 μm, vorzugsweise
unter 30 μm
vor.
- – Die
Beschichtung bedeckt die gesamte Außenfläche des Friktionswerkstoffs.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist ferner eine Reibungskupplung, die
mindestens eine Kupplungsscheibe aufweist, welche mit einem Kupplungsbelag
der vorangehend beschriebenen Art versehen ist.
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Außerdem betrifft
die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines erfindungsgemäßen Kupplungsbelags,
wobei die nachstehenden aufeinanderfolgenden Arbeitsschritte durchgeführt werden:
- a) Zubereitung einer Sol-Gel-Lösung, die
geeignet ist, einen organisch- anorganischen Hybridwerkstoff zu
bilden, in dem zwischen den organischen und anorganischen Gruppen
covalente oder ionocovalente Bindungen bestehen,
- b) Aufbringung eines Films der Sol-Gel-Lösung auf einer Fläche eines
Friktionswerkstoffes eines Kupplungsbelags,
- c) Härten
des Films, um eine Beschichtung aus dem besagten Hybridwerkstoff
zu bilden.
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Die
Sol-Gel-Lösung
und/oder die Parameter des Verfahrens sind vorzugsweise so bestimmt,
dass der nach Abschluss des Arbeitsschritts c) erhaltene Belag eines
oder mehrere der vorerwähnten
bevorzugten Merkmale aufweist.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
kann außerdem
vorteilhafterweise eines oder mehrere der folgenden optionalen Merkmale
aufweisen:
- – Die Sol-Gel-Lösung ist
eine Sol-Gel-Lösung
der Reihe Protavic® SG FS oder eine Lösung, die
Precursoren der Reihe Protavic® HSG mit oder ohne Protavic® OSG-Precursoren
enthält.
- – Die
Sol-Gel-Lösung
ist eine Sol-Gel-Lösung Protavic® SG
FS 372.
- – Die
Sol-Gel-Lösung
wird auf den Friktionswerkstoff durch Eintauchen, durch Aufspritzen,
durch Aufschleudern, durch Aufstreichen, durch Aufrollen oder durch
Siebdruck aufgebracht.
- – Beim
Arbeitsschritt b) wird der Film auf den beiden Seiten des Friktionswerkstoffs,
vorzugsweise auf der gesamten Außenfläche des Friktionswerkstoffs,
aufgebracht. Der Film erfüllt
somit vorteilhafterweise eine Staubschutzfunktion.
- – Beim
Arbeitsschritt c) durchläuft
die Sol-Gel-Lösung
einen Trocknungsvorgang bei einer Temperatur über 90°C und/oder eine Infrarot-, Ultraviolett-
oder Radikalbestrahlung.
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Weitere
Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung und dem in 1 dargestellten Diagramm, das
die Entwicklung des Reibungskoeffizienten verschiedener Beläge bei Tests
mit Simulation des Beginns der Lebensdauer von Kupplungen mit diesen
Belägen zeigt.
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Beim
Sol-Gel-Verfahren handelt es sich um eine bekannte Technik, welche
die Herstellung von Werkstoffen aus Lösungen ermöglicht, die metallorganische
-M-OR-Precursoren enthalten, wobei gilt:
- – M ist
ein Metallatom, beispielsweise Al, Ba, Bi, Ce, Cu, Er, Fr, Ga, Ge,
Hf, In, La, Mg, Mn, Nb, Nd, Ni, Pb, Pr, Sb, Si, Sn, Sr, Ta, Ti,
V, W, Y, Yb, Zn, Zr, und
- – -OR
ist ein Derivat, beispielsweise Alkoxid (OMe, OEt, OPr, OBu, ...),
Carboxylat (Ethylhexanoat ...), beta-Diketonat (acac ...). R ist
vorzugsweise eine Alkyl-Gruppe, vorzugsweise Methyl (Me) oder Ethyl
(Et).
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Beim
Sol-Gel-Verfahren finden zwei Arbeitsschritte statt:
- – ein
Initiierungsschritt, die Hydrolyse, die ausgehend von den Precursoren
zur Bildung der Reaktionsfunktionen -M-OH führt, und
- – ein
Ausbreitungs- oder "Verdichtungsschritt", in dessen Verlauf
die M-OH-Gruppen in Brückensauerstoffe
umgewandelt werden. Diese Reaktionen führen zur Bildung von immer
stärker
verdichteten Substanzen, die "Sole" und anschließend "Gele" bilden.
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Um
einen organisch-anorganischen Hybridwerkstoff zu bilden, werden
nach dem Sol-Gel-Verfahren anorganische Bestandteile oder "Gruppen" (Cluster, Aggregate,
Makromoleküle)
und organische Gruppen (Moleküle,
Oligomere, Polymere) miteinander verbunden.
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Bei
den organisch-anorganischen Hybridwerkstoffen sind insbesondere
die erfindungsgemäß eingesetzten
Werkstoffe der "Klasse
II" hervorzuheben.
Bei diesen Werkstoffen sind die Wechselwirkungen zwischen den organischen
und anorganischen Gruppen covalente oder ionocovalente Bindungen vom
Typ Pfropfen, im Unterschied zu den schwachen Wechselwirkungen vom
Typ Einfangen, bei denen es sich um Bindungen des Typs Van der Waals,
H-Bindungen oder elektrostatische Bindungen handelt.
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Die
Herstellung eines Hybridwerkstoffs der Klasse II kann ausgehend
von heterofunktionalen Precursoren R'xM(OR)n-x erfolgen, wobei eine covalente Bindung
zwischen dem Metall-Atom M und einem Kohlenstoffatom des organischen
Moleküls
R' existiert, oder
durch Postfunktionalisierung vorgeformter anorganischer Objekte,
durch Pfropfen auf der Oberfläche
von Nanopartikeln.
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Als
Beispiel kann ein Organosilan-Precursor R'-M-(OEt)3 genannt
werden, wobei "M" Si und "Et" eine Ethylgruppe
ist.
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Bei
diesem Precursor handelt es sich um ein organisch modifiziertes
Metall-Alkoxid, das eine bereits an nicht hydrolysierbares Siliciumdioxid
gebundene organische Gruppe zuführt.
Beispiele für
diesen Precursor sind 3-Glycidoxypropyltrimethoxysilan und Methacryloxypropyltrimethoxysilan
(Epoxy-Basen). Diese Precursoren dienen als Basis für die herkömmlichen
Sole-Gele vom Typ Oxopolymere.
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Außerdem ist
das Alkoxid Si(OR)x zu nennen, das unter
R'x-Si(OR)4-x funktionalisiert wird, oder die PMMA-Siliciumdioxid-Systeme,
die durch Hydrolyse und Kondensation verschiedener kieselsäurehaltiger
Precursoren und von organischen Makromonomeren (zum Beispiel Acryle),
die durch Trialkoxysilyl-Gruppen funktionalisiert sind, hergestellt
werden.
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Außerdem können generell
die Organoalkoxyslane R'4-xSi(OR)x genannt
werden. Diese Moleküle
enthalten sowohl hydrolysierbare Funktionen (Si-OR), die zu einem
Siliciumdioxid-Netz führen,
als auch organische Funktionen (Si-R'), die an dem Siliciumdioxid-Gerüst fixiert
bleiben.
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Als
Beispiel kann außerdem
ein Precursor Si-O-M' angeführt werden,
bei dem M' beispielsweise Ti,
Sn, BuSn oder Mn ist. Dieser durch Funktionalisierung eines Metalloxids
aus Oxometall-Clustern erzeugte Pre cursor ermöglicht die Herstellung von
Nanoclays, die als Basis für
Nanostruktur-Hybridwerkstoffe dienen.
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Darüber hinaus
können
Hybridwerkstoffe aus funktionellen Nanoclays vom Typ Metall-Oxo-organo-Cluster
hergestellt werden, die durch Hydrolyse von Si, Sn, Ti, Zr-Alkoxid
gewonnen werden.
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Zur
Bildung von mesoporösen
Filmen können
auch in Ethanol solvolysierte Metall-Alkoxide oder Chloride verwendet
werden.
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Neben
den Precursoren kann die Sol-Gel-Lösung außerdem folgendes enthalten:
- – einen
Strukturfestiger, beispielsweise ein ionisches Tensid (CTBA: Alkyltrimethylammoniumbromid),
ein nichtionisches Tensid (vom Typ Brij), zum Beispiel Butoxyethanol,
und Blockcopolymere. Ein Strukturfestiger erlaubt es, die Struktur
des Films zu verändern;
- – Wasser,
um die Hydrolyse als Voraussetzung für die Kondensation einzuleiten;
- – ein
Benetzungsmittel, zum Beispiel Ethanol;
- – einen
Inhibitor für
die Kondensationsreaktionen, zum Beispiel HCl, um die Stabilität des in
Lösung befindlichen
Gemisches zu verbessern;
- – einen
Katalysator, zum Beispiel vom Typ Si-O-M;
- – Alkohol-Lösungsmittel.
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Art
und Menge der Bestandteile der Sol-Gel-Lösung zur Herstellung eines
mesoporösen Werkstoffs
der Klasse II sowie ihre jeweiligen Zubereitungsverfahren sind den
Herstellern bekannt.
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Als
Beispiele für
Katalysatoren können,
nur als Beispiel, H+ (beispielsweise über HCl),
Ti4+ (TiCl4) und
Bor (BF3.OEt2) genannt
werden, insbesondere für
Hybridwerkstoffe auf der Basis von Siloxan-Epoxy-Aluminiumalkoxid-Copolymere.
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Die
organischen Gruppen können
auch polymerisierbar sein (Vinyl, Epoxid, Methacrylat). Es ergibt
sich dann eine doppelte Vernetzung, organisch und anorganisch, die
zu echten organisch-anorganischen Copolymeren führt. Die Hybridwerkstoffe der Klasse
II bilden daher Nanoverbundstoffe, in denen die anorganischen und
organischen Gruppen auf Molekül-Ebene
gemischt sind.
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Für eine vollständigere
Beschreibung der organisch-anorganischen Hybridwerkstoffe, wobei
zwischen den organischen und anorganischen Gruppen covalente oder
ionocovalente Bindungen bestehen, kann auf den Tätigkeitsbericht "Rapport d'activité 2000-2003" des Laboratoire
de chimie de la matiére condensée UMR
7574 Université Pierre & Marie Curie,
insbesondere auf die Abschnitte III.2 Seite 16, II.2 Seite 8 und
IVI.1.c Seite 105-106, sowie auf die in diesem Bericht zitierten
Dokumente verwiesen werden.
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Erfindungsgemäß wird der
Friktionswerkstoff eines Kupplungsbelags, wenigstens teilweise,
mit einer Schicht aus einem nach dem Sol-Gel-Verfahren hergestellten organisch-anorganischen
Hybridwerkstoff der Klasse II überzogen.
In dieser Schicht sind daher die organischen und anorganischen Gruppen durch
covalente oder ionocovalente Bindungen aneinander gebunden.
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Zur
Herstellung eines solchen erfindungsgemäßen Belags kann nach den nachstehenden
aufeinanderfolgenden Arbeitsschritten vorgegangen werden:
- a) Zubereitung einer Sol-Gel-Lösung, die
geeignet ist, einen organisch- anorganischen Hybridwerkstoff zu
bilden, in dem zwischen den organischen und anorganischen Gruppen
covalente oder ionocovalente Bindungen bestehen,
- b) Aufbringung eines Films der Sol-Gel-Lösung auf einer Fläche eines
Friktionswerkstoffes eines Kupplungsbelags,
- c) Härten
des Films, um eine Beschichtung aus dem besagten Hybridwerkstoff
zu bilden.
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Beim
Arbeitsschritt a) ist die Auswahl der Sol-Gel-Lösung nicht eingeschränkt, und
es können alle
im Handel erhältlichen
Lösungen
in Betracht gezogen werden. Für
die Zubereitung einer geeigneten Sol-Gel-Lösung,
beispielsweise zur Herstellung eines dichten oder mesoporösen Werkstoffs,
ist auf die Vorschriften der Hersteller zu verweisen.
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Die
bevorzugten Sol-Gel-Lösungen
werden aus der Reihe PROTAVIC® SG FS ausgewählt, die von
der Firma PROTAVIC (Frankreich) hergestellt und zur Verbesserung
der Kratzfestigkeit empfohlen wird.
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Eine
bevorzugte Sol-Gel-Lösung
ist eine Lösung,
die Precursoren der Reihe Protavic® HSG
enthält.
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Bei
Protavic® HSG
handelt es sich um ein Polysiloxan, das durch eine organische Gruppe
wie 3-Glycidoxypropyltrimethoxysilan oder organische Farbstoffe
modifiziert oder mit Seltenerde-Ionen geimpft ist.
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Durch
Hydrolyse führen
die Protavic® HSG-Precursoren
zu stabilen Oligomeren, die unter der Bezeichnung Protavic® OSG
verkauft werden, wobei auch Protavic® OSG-Precursoren
vorhanden sein können.
Die Kondensation des Protavic® OSG führt zur Bildung eines Gels,
das auch unter der Formulierung Protavic® SGF
im Handel erhältlich
ist.
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Nach
Maßgabe
der jeweiligen Anwendungsbedingungen ist die beim Arbeitsschritt
a) zubereitete Lösung
daher vorzugsweise eine Lösung
von Precursoren wie eine Sol-Gel-Lösung Protavic® HSG,
von stabilen Oligomeren wie Protavic® OSG
oder eine Sol-Gel-Lösung
Protavic® SGF,
insbesondere SG FS, oder auch ihre Mischung.
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In
den bevorzugten Substanzen reagieren die M(OR)-Teile, um ein anorganisches
Polymernetz zu bilden. Die anorganischen Gruppen sind covalent oder
ionocovalent an dieses Netz gebunden.
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Die
organische Basis besteht vorzugsweise aus Epoxid- und/oder Acrylgruppen.
Die anorganische Basis besteht vorzugsweise aus SiO2,
Al2O3, ZrO2, TiO2, Polyurethan
oder ihren Mischungen.
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Außerdem enthalten
die anorganischen Gruppen vorzugsweise Si, und die organischen Gruppen
umfassen vorzugsweise Epoxidgruppen. Darüber hinaus können Nanofüllstoffe
zugesetzt werden, um die mechanische Festigkeit der Beschichtung
und ihre Abriebfestigkeit zu erhöhen.
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Das
molare Verhältnis
zwischen den organischen Gruppen und den anorganischen Gruppen wird
in Abhängigkeit
von der gewünschten
Flexibilität bestimmt.
Dieses Verhältnis
liegt vorzugsweise zwischen 40:60 und 75:25. Die Erfinder haben
in diesem Zusammenhang festgestellt, dass ein molares Verhältnis von
25:75 zwischen den organischen Gruppen und den anorganischen Gruppen
es nicht oder kaum ermöglicht,
die Ausbreitung von Rissen am Übergang
zwischen der Beschichtung und dem Friktionswerkstoff des Belags
zu begrenzen.
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Bei
Verhältnissen
von 50:50 und 75:25 haben die Erfinder festgestellt, dass die während der Tests
ausgeübte
Eindruckbeanspruchung nicht ausreicht, um einen Riss auszubreiten.
Ein Verhältnis von
50:50 wird insgesamt bevorzugt.
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Die
bevorzugte Lösung
ist die Lösung
PROTAVIC® SG
FS372. Dabei handelt es sich um ein Hybrid-Sol-Gel vom Typ SiO2 und Epoxid, in einem molaren Verhältnis zwischen
40:60 und 60:40. Dieses Sol-Gel enthält Si-(OR)-Teile, (insbesondere
3-Glycidoxypropyltrimethoxysilan, Methacryloxypropyltrimethoxysilan,
Tetraalkoxysilan), einen Katalysator (zum Beispiel HCl, TiCl4, BF3.OEt2) und einen Härteverstärker vom Typ Me-(OR) ohne Hinzufügung spezifischer
Zusatzstoffe des Typs Farbstoff usw.
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Die
Si-(OR)-Teile verdichten sich, um ein anorganisches Siliciumdioxid-Netz zu bilden, an
dem organische Gruppen aufgepfropft sind. Unter bestimmten Bedingungen
ist jedoch in Betracht zu ziehen, dass sich Nanoclays bilden, die
aus einer Verbindung von Siliciumdioxid-Molekülen und organischen Gruppen
bestehen.
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Diese
Lösung
wird gebrauchsfertig geliefert.
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Entsprechend
dem Sicherheitsdatenblatt und dem technischen Datenblatt handelt
es sich bei dem Produkt SG FS372 um ein metallorganisches Copolymer
in Lösungsmittelphase,
das folgendes enthält:
- – Butoxyethanol,
ersetzbar durch ein Methoxypropanol, in einem Anteil von 30-40 Gewichtsprozent,
um die Ablagerung und die Bildung des Films zu erleichtern;
- – Methanol,
ersetzbar durch Ethanol, in einem Anteil von 20-25 Gewichts-%,
- – ein
aliphatisches Keton in einem Anteil von 12,5-15 Gewichts-%
- – und
einen aliphatischen Alkohol in einem Anteil von 12,5-15 Gewichts-%.
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Seine
Dichte beträgt
etwa 1 g/cm3. Seine Viskosität liegt
unter 100 mPas bei 20°C.
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Beim
Arbeitsschritt b) kann dieses Produkt auf den Friktionswerkstoff
durch Eintauchen (englisch: "dip-coating"), durch Aufspritzen,
durch Aufschleudern, durch Aufstreichen, durch Aufrollen oder durch
Siebdruck aufgebracht werden. Das Aufstreichen kann vor allem durch
Rotationsbeschichtung (englisch: "spin coating") oder Laminar Flow-Beschichtung (englisch: "laminar flow coating") erfolgen.
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Eine
Spritzauftragung ist vorteilhaft, um die Kosten und die Aufbringungsmenge
zu optimieren.
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Die
Viskosität
der Lösung
wird in Abhängigkeit
von der benutzten Aufbringungsart nach bekannten Methoden eingestellt.
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Das
Sol-Gel kann in einer oder mehreren Schichten aufgebracht werden.
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Beim
Arbeitsschritt c) kann die Sol-Gel-Lösung nach der Aufbringung auf
dem Friktionswerkstoff an der freien Luft trocknen, was ausreicht,
um den anorganischen Teil zu polymerisieren. Um aber den organischen
Teil zu polymerisieren, der beispielsweise die wasserabweisende
Eigenschaft herbeiführt,
kann es außerdem
erforderlich sein, einen Warmhärtevorgang
durchzuführen,
vorzugsweise einen Trocknungsvorgang bei einer Temperatur über 90°C, und/oder
Infrarot- (IR), Ultraviolett- (UV) oder Radikalbestrahlung in Abhängigkeit
von den jeweiligen organischen Gruppen.
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Eine
Ausfällung
mittels eines Tensids, beispielsweise vom Typ CTBA, Brij oder Pluronic® ist ebenfalls
möglich.
Letzteres ermöglicht
vorteilhafterweise die Herstellung einer Mikrostruktur-Beschichtung.
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In
diesem Stadium ist die Struktur der Hybrid-Beschichtung SGFS Protavic® dicht
und für
die angestrebte Aufbringung gut geeignet.
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Während des
Arbeitsschritts c) wird der Lösungsfilm
in eine feste einlagige Beschichtung umgewandelt, die aus einer
Verbindung organischer und anorganischer Teile besteht und die nach
Maßgabe der
jeweiligen Herstellungsbedingungen ein dichtes oder mesoporöses, wobei
die Poren dann größer als 20
Angström
sind, und/oder mesostrukturiertes Netz bildet.
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Wahlweise
kann die Beschichtung noch eine zusätzliche Wärmebehandlung durchlaufen,
um den organischen Teil zu beseitigen und eine mesoporöse anorganische
Beschichtung bestehen zu lassen. Diese Behandlung ermöglicht es
vorteilhafterweise, die Poren freizugeben und das Netz zu verfestigen.
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Die
Beschichtung kann die Reibfläche
des Belags vollständig
oder teilweise, aber vorzugsweise auch beide Seiten des Belags bedecken.
Sie ermöglicht
somit eine "Fixierung" der Glasfasern und
des Bearbeitungsstaubs (Harz, Ruß usw.) an der Oberfläche der
geschliffenen Beläge.
Sie bildet daher vorteilhafterweise eine Staubschutzbehandlung des
Belags, die für
die weiteren Handhabungen des Belags von Nutzen ist.
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Die
Härte der
Beschichtung, gemessen durch Nano-Eindruck auf einem 1 μm dicken
Hybridfilm, beträgt
500 bis 1.200 MPa.
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Entsprechende
Versuche haben gezeigt, dass die Beschichtung ein schnelles Einfahren
unter extremen Temperaturbedingungen (60°C bis 400°C) ermöglicht, ohne eine erhebliche
Komfortbeeinträchtigung,
insbesondere im Kaltzustand, zu verursachen.
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Außerdem wird
die Sol-Gel-Beschichtung vorteilhafterweise beim Einfahren vollständig aufgebraucht,
im Unterschied zu den abrasiven Füllstoffen nach dem Stand der
Technik, die dazu neigen, den Friktionswerkstoff zu durchdringen
und die Gegenmaterialien aus Gusseisen dauerhaft abzunutzen.
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Die
nachfolgenden Beispiele werden zur Veranschaulichung und ohne einschränkende Wirkung
für die
Erfindung angeführt.
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Eine
Beschichtung aus Protavic® SG FS372 ist von Hand
mittels Schaumstoffrolle oder durch einige Sekunden langes Eintauchen
in die Produktlösung
auf nach dem Schleifvorgang, aber vor jeder Staub schutzbehandlung
entnommenen Kupplungsbelägen
aus F810DS (durch die Firma VALEO vertriebenes Material) aufgebracht
worden.
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Die
Lösung
dringt in die offenen Poren an der Oberfläche des Reibbelags ein, da
sie eine geringe Viskosität
aufweist, mit einer entsprechenden Verbesserung der Leistungen des
Belags auf einigen μm,
woraufhin sie einen dünnen
Film bildet, der den Belag bedeckt.
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Das
aufgetragene Feuchtgewicht wurde kontrolliert, um die Reproduzierbarkeit
sicherzustellen. Es wurden zwischen 3 und 5 mg Lösung pro cm2 beschichtete
Belagfläche
aufgebracht. Die Eigenschaften des Produkts (Trockenextrakt, Dichte)
wurden bestimmt, um eine Solldicke von 40 μm zu erhalten.
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Im
Anschluss an die Aufbringung wurde der Film 45 Minuten lang bei
130°C im
Trockenofen getrocknet.
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Im
Unterschied zu einer Schicht nur aus reinem Epoxidharz stellt sich
die Beschichtung als eine Schicht mit glatter Oberfläche dar.
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Für die Vergleichsbeispiele
wurden die Auftragungen auf dem gleichen Posten Beläge F810DS ausgeführt.
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Die
Beläge
wurden mit einer Mischung aus Epoxidharz und nanopartikulärem Siliciumdioxid überzogen,
um eine gute Dispersion zu erhalten, wie sie mit Sol-Gel-Zusammensetzungen
(Nanoverbundstoffen) erzielt wird. Dabei wurde das durch die Firma Degussa
vertriebene nanopartikuläre
Siliciumdioxid Aerosil® OX50 verwendet. Die Partikel
weisen einen mittleren Durchmesser von 40 nm und eine spezifische
Oberfläche
von 50 m2/g auf.
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Die
Mischung wurde durch Zusatz des Siliciumdioxids in ein durch die
Firma EPIREZ vertriebenes Epoxidharz bei Raumtemperatur während einer Dauer
von einigen Minuten unter mechanischem Rühren herge stellt. Eine erste
Mischung wurde mit 5 Gewichts-% Siliciumdioxid, eine zweite Mischung
mit 10 Gewichts-% zubereitet. Den Mischungen wurde entsprechend
den Vorschriften des Harz-Herstellers ein Katalysator zugesetzt.
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Die
Mischung durchdringt den Belag weniger gut als die Sol-Gel-Lösung. Sie neigt dazu, leichter an
der Oberfläche
zu verbleiben, wie Harz allein.
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Nach
dem Härten
lag die Dicke der Beschichtung theoretisch bei 40 μm.
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Als
Referenz dient ein unbeschichteter Belag F810DS.
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Der
Reibungskoeffizient wurde in Abhängigkeit
von der Anzahl der Kupplungszyklen gemessen. Ein Kupplungszyklus
wurde simuliert, indem eine Energie von 9 kJ auf die getesteten
Beläge übertragen wurde.
Nach 100 Zyklen bei 60°C
wurde die Temperatur auf 100°C
erhöht,
um eine Situation zu simulieren, bei der mehrere Kupplungsvorgänge nacheinander
stattfinden.
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Der
Test erfolgte mit einem neuen Belag, wobei der erste Abschnitt 9
kJ-60°C
dem Einfahren zu Beginn der Lebensdauer des Belags entspricht.
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Das
Optimum für
den Reibungskoeffizienten liegt bei etwa 0,5 bzw. 0,6 während der
ersten 50 Kupplungszyklen bei 9 kJ-60°C. Anschließend müsste sich dieser Koeffizient
dem des Referenzmaterials annähern.
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1 fasst
die ermittelten Ergebnisse zusammen. Dabei ist festzustellen, dass
der erfindungsgemäße Reibbelag
ein unübertroffenes
Leistungsniveau aufweist:
Sein Reibungskoeffizient liegt bereits
beim zweiten Zyklus über
0,5. Nach den ersten 50 Zyklen bei 60°C ist er größer als 0,57, während die
mit einer Mischung aus Epoxidharz und 5 bis 10 % Aerosil® OX50
beschichteten Beläge
Koeffizienten von 0,41 bzw. 0,38 aufweisen. Der Koeffizient des
Referenzbelags beträgt
hingegen 0,34.
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Die
Beschichtung des erfindungsgemäßen Belags
verschwindet dann allmählich,
und der Reibungskoeffizient des erfindungsgemäßen Belags nimmt ab, um sich
dem des Referenzbelags anzunähern.
Dieser Effekt ermöglicht
vorteilhafterweise die einfache Beseitigung einer eventuellen Fettschicht, die
bei bestimmten Kupplungen als Korrosionsschutz verwendet wird, ohne
Einbußen
bei der Anfahrreibung.
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Es
ist darauf hinzuweisen, dass nach einer Erhöhung der Temperatur auf 100°C das Harz
der Vergleichsbeispiele "klebriger" wird und daher die Reibung
kurzzeitig beeinflusst. Wenn viel Harz übrig bleibt, kann ein solches
Verhalten zu einem Verkleben des Belags am Gegenmaterial führen, was
durch den erfindungsgemäßen Belag
vermieden wird.
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Die
vorliegende Erfindung ist natürlich
nicht auf die beschriebenen und dargestellten Ausführungsbeispiele
beschränkt,
die als Beispiele zur Veranschaulichung und ohne einschränkende Wirkung angeführt werden.
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Legende zur Grafik von 1:
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- –––– Referenz
- –..-
SOL-GEL PROTAVIC Serie SG FS polymerisiert bei 130°C
- - - - Epoxidharz EPIREZ 5003-W-55 + Katalysatoren + 5 Gewichts
- –––– prozent
Aerosil® DEGUSSA
OX50 Epoxidharz EPIREZ 5003-W-55 + Katalysatoren + 10 Gewichtsprozent
Aerosil® DEGUSSA
OX50