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Die
vorliegende Erfindung betrifft beschichtete Artikel, die eine Schicht
aus Kupfer oder einer Kupferlegierung und eine Schicht mit einer
Kombination aus intrinsisch elektrisch leitfähigem Polymer und Edelmetall und/oder
Halbedelmetall enthalten, und die sich insbesondere als Leiterplatten
oder zur Herstellung von Leiterplatten eignen.
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Kupfer
ist eines der am weitesten verbreiteten metallischen Werkstoffe
unserer Zeit. Obwohl Kupfer ein Halbedelmetall ist, ist dieser Werkstoff
leicht oxidierbar, was sich oftmals negativ auf seine Gebrauchseigenschaften
auswirkt. Dies äußert sich
nicht nur optisch, sondern hat insbesondere praktische technische Nachteile.
Besondere Probleme treten bei der Beschichtung von Leiterplatten,
die anschließend
in Lötprozessen
bestückt
werden, Kupferdrähten,
die als elektrische Leiter verwendet werden, oder Kupferrohren auf.
Feinteilige Kupferpulver können
praktisch nicht ohne Oxidationsschutz hergestellt und verwendet
werden.
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Kupfer
wird normalerweise nicht wie Eisen und Stahl mit Schutzüberzügen versehen,
die im Fall von Lacken häufig
in mehreren Schichten aufgetragen werden müssen. Vielmehr werden als Schutz
gegen Kupferkorrosion überwiegend
Stoffe eingesetzt, die mit dem Kupfer Komplexe bilden, wie beispielsweise
Imidazole, Benzimidazole, Benzotriazole, Thioharnstoff und Imidazol-2-thion.
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Derartige
organische Komplexbildner sind zwar preiswert und einfach zu verarbeiten,
zeigen aber dennoch eine Reihe von Nachteilen. So enthalten Formulierungen
mit Imidazolen oder Benzimidazolen oftmals Ameisensäure und
ggf. andere organische Säuren,
die unangenehm riechen, ätzend
sind und toxikologische Nachteile haben. Zudem ist die thermische
Stabilität
niedrig.
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Bei
der Herstellung von Leiterplatten beschichtet man Kupfer zum Schutz
vor Korrosion daher oft mit anderen Metallen, wie z. B. Gold, Silber
oder Zinn, um die Lötfähigkeit
der Kupferkontakte und der verkupferten Bohrungen zu erhalten, die
ansonsten durch Oxidation innerhalb kürzester Zeit verloren geht.
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Eine Übersicht über gebräuchliche
lötfähige Endoberflächen und
deren technische, ökonomische, ökologische
und toxikologische Vor- und Nachteile findet sich in ”Alternative
Technologies for Surface Finisching – Cleaner Technology for Printed
Wired Board Manufacturers”,
EPA, Office of Pollution Prevention and Tocics, Juni 2001, EPA 744-R-01-001.
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Metallische
Beschichtungen sind im allgemeinen für Leiterplatten gut geeignet,
weisen jedoch ebenfalls eine Reihe von Nachteilen auf. Beschichtungen
mit Gold sind nicht nur auf Grund des hohen Goldpreises teuer, sondern
erfordern darüber
hinaus spezielle Verfahren zum Aufbringen der Goldschicht. Beispielsweise kann
Gold chemisch nicht in sogenannten Horizontalanlagen sondern nur
in Vertikalanlagen aufgebracht werden, was zusätzlich hohe Verfahrenskosten
verursacht.
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Das
Aufbringen von Silber ist schlecht reproduzierbar, und die erforderlichen
Anlagen sind schwer einzustellen. Hinzu kommt, dass versilberte
Kupfer-Pads z. B. auf Grund von in der Luft enthaltenen Schwefelverbindungen
oftmals dunkel anlaufen. Zudem wird die mechanische Festigkeit und
elektrische Zuverlässigkeit von
Lötverbindungen
auf versilberten Kupfer-Pads
durch an der Grenzfläche
auftretende sogenannte „Micro-Voids” oftmals
erheblich beeinträchtigt.
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Allen
metallischen Beschichtungen ist als Nachteil gemeinsam, dass die
Abscheidung der metallischen Schicht viel Zeit erfordert, was erhebliche
Anlagen- und Prozesskosten verursacht. Organische Schichten werden
dagegen in sehr viel kürzerer
Zeit aufgebracht.
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Zinn
ist zwar insbesondere dann, wenn es mit Hilfe eines Organischen
Metalls aufgebracht wird, wie beispielsweise bei dem ORMECON CSN-Verfahren
der Ormecon GmbH, in technischer und ökonomischer Sicht zufriedenstellend,
allerdings erfordert seine Abscheidung in der Regel mehrere Minuten,
was entsprechend groß dimensionierte
Anlagen erforderlich macht, um einen hohen Durchsatz zu gewährleisten.
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Aus
der Patentanmeldung
DE 10
2004 030 388 („OMN”) ist ein
Verfahren bekannt, mit dem man die zu lötenden Kupfer-Flächen („Pads”) mit Dispersionen
beschichtet, die im Wesentlichen intrinsisch leitfähige Polymere
enthalten, die gleichermaßen
vor Oxidation schützen
und die Lötfähigkeit
erhalten.
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Dieses
Verfahren ist konventionellen, rein organischen Beschichtungen,
sogenannten „OSPs” (= Organic
Solderability Preservatives) in der Alterungsbeständigkeit überlegen,
weist aber immer noch einige Nachteile auf. Einer der Nachteile
ist, dass die Beschichtung auf Grund ihrer dünnen Schichtstärke (unter
100 nm) visuell nicht zu erkennen ist, was eine erste Qualitätskontrolle
erschwert. Zudem ist die Alterungsbeständigkeit – obwohl gegenüber konventionellen
OSPs deutlich verbessert – immer
noch eindeutig geringer als die metallischer Beschichtungen.
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Die
internationale Patentanmeldung
WO 99/05687 A1 beschreibt chemische Verbindungen
von intrinsisch leitfähigen
Polymeren mit Metallen wie Eisen, Kupfer, Zink etc. und deren Verwendung
bei der Metallisierung von Substraten wie elektrischen Leiterplatten
oder beim Schutz metallischer Gegenstände vor Korrosion.
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Aus
der
EP 0 807 190 B1 ist
ein Verfahren zur Herstellung metallisierter Werkstoffe bekannt,
bei dem der zu metallisierende Werkstoff zunächst mit einem intrinsisch
leitfähigen
Polymer beschichtet, das intrinsisch leitfähige Polymer dann durch Reduktion
aktiviert und schließlich
das Metall in nicht elektrochemischer Weise aufgebracht wird, indem
der beschichtete Werkstoff mit einer Lösung von Ionen des Metalls
in Kontakt gebracht wird. Das Verfahren eignet sich besonders zur
Abscheidung von Zinn auf Kupfer aber auch zur Metallisierung von
Kunststoffoberflächen.
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Der
Erfindung liegt somit die Aufgabe zu Grunde, eine organische Beschichtung
bereitzustellen, die praktisch die Eigenschaften metallischer Beschichtungen
auf Kupfer aufweist, oder eine metallische Beschichtung bereitzustellen,
die sich ebenso schnell und einfach aufbringen lässt wie organische Beschichtungen, ohne
dabei zu viel an Eigenschaften einzubüßen.
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Die
Aufgabenstellung wird erfindungsgemäß durch einen beschichteten
Artikel gemäß Anspruch
1 gelöst.
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Die
erfindungsgemäße Lösung ist
insofern überraschend,
als im Hinblick auf den Stand der Technik nicht zu erwarten war,
dass eine nanoskopische Schicht, die ein Edelmetall und/oder Halbedelmetall
und ein elektrisch leitfähiges
Polymer wie jeweils hierin nachstehend definiert enthält, herstellbar
wäre und
Eigenschaften zeigt, die die positiven Eigenschaften der organischen
Schichten und der der Edelmetalle miteinander verbinden, und dies,
obwohl die Schichten um mehr als eine Größenordnung dünner sind
als herkömmliche
metallische Endschichten zur Lötfähigkeitserhaltung.
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Die
Schichtdicke der Schicht (iii) liegt vorzugsweise unterhalb von
1 μm, was
der allgemeinen Erwartung widerspricht, wonach man mit dickeren
Schichten einen größeren Effekt
erzielen würde.
Vorzugsweise beträgt
die Dicke der Schicht (iii) mindestens ca. 10 nm. Besonders bevorzugt
sind Schichtstärken
unterhalb von 500 nm, besonders bevorzugt unterhalb von 200 nm.
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Die
Schicht enthält
mindestens ein elektrisch leitfähiges
Polymer wie nachstehend definiert, das vorzugsweise in Form eines
Organischen Metalls eingesetzt wird. Kombinationen verschiedener
Stoffe aus dieser Stoffklasse können
verwendet werden. Unter Polymeren werden im Rahmen dieser Erfindung,
wenn nicht anders angegeben, organische Polymere verstanden.
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Unter
elektrisch leitfähigen
Polymeren oder leitfähigen
Polymeren, die auch ”intrinsisch
leitfähige
Polymere” genannt
werden, werden Stoffe verstanden, die aus niedermolekularen Verbindungen
(Monomeren) aufgebaut sind, durch Polymerisation mindestens oligomer
sind, also mindestens 3 Monomereinheiten enthalten, die durch chemische
Bindung verknüpft
sind, im neutralen (nicht leitfähigen)
Zustand ein konjugiertes π-Elektronensystem
aufweisen und durch Oxidation, Reduktion oder Protonierung (was
oftmals als ”dotieren” bezeichnet
wird) in eine ionische Form überführt werden
können,
die leitfähig
ist. Die Leitfähigkeit
beträgt
mindestens 10–7 S/cm
und liegt üblicherweise
unter 105 S/cm.
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Als
Dotierungsmittel werden im Falle der Dotierung durch Oxidation z.
B. Jod, Peroxide, Lewis- und Protonensäuren oder im Falle der Dotierung
durch Reduktion z. B. Natrium, Kalium, Calcium eingesetzt.
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Leitfähige Polymere
können
chemisch außerordentlich
unterschiedlich zusammengesetzt sein. Als Monomere haben sich z.
B. Acetylen, Benzol, Napthalin, Pyrrol, Anilin, Thiophen, Phenylen- Leitfähige Polymere
können
chemisch außerordentlich
unterschiedlich zusammengesetzt sein. Als Monomere haben sich z. B.
Acetylen, Benzol, Napthalin, Pyrrol, Anilin, Thiophen, Phenylensulfid,
peri-Naphthalin und andere, sowie deren Derivate, wie Sulfo-Anilin,
Ethylendioxythiophen, Thieno-thiophen und andere, sowie deren Alkyl-
oder Alkoxy-Derivate oder Derivate mit anderen Seitengruppen, wie
Sulfonat-, Phenyl- und andere Seitengruppen, bewährt. Es können auch Kombinationen der
oben genannten Monomere als Monomer eingesetzt werden. Dabei werden
z. B. Anilin und Phenylensulfid verknüpft und diese A-B-Dimere dann
als Monomere eingesetzt. Je nach Zielsetzung können z. B. Pyrrol, Thiophen
oder Alkylthiophene, Ethylendioxythiophen, Thieno-thiophen, Anilin,
Phenylensulfid und andere miteinander zu A-B-Strukturen verbunden
und diese dann zu Oligomeren oder Polymeren umgesetzt werden.
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Die
meisten leitfähigen
Polymere weisen einen mehr oder weniger starken Anstieg der Leitfähigkeit mit
steigender Temperatur auf, was sie als nicht-metallische Leiter
ausweist. Andere leitfähige
Polymere zeigen zumindest in einem Temperaturbereich nahe Raumtemperatur
ein metallisches Verhalten insofern, als die Leitfähigkeit
mit steigender Temperatur sinkt. Eine weitere Methode, metallisches
Verhalten zu erkennen, besteht in der Auftragung der sogenannten ”reduzierten
Aktivierungsenergie” der
Leitfähigkeit
gegen die Temperatur bei niedrigen Temperaturen (bis nahe 0 K).
Leiter mit einem metallischen Beitrag zur Leitfähigkeit zeigen eine positive
Steigung der Kurve bei niedriger Temperatur. Solche Stoffe bezeichnet
man als ”organische
Metalle”.
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Organische
Metalle sind an sich bekannt. Gemäß Weßling et al., Eur. Phys. J.
E 2, 2000, 207–210, kann
der Übergang
vom Zustand eines nicht-metallischen zu einem zumindest teilweise
metallischen Leiter durch einen einstufigen Reib- bzw. Dispersionsvorgang
nach vollendeter Synthese des intrinsisch chemische Zusammensetzung
des verwendeten leitfähigen
Polymeren wesentlich verändert
wird.
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Bevorzugte
intrinsisch leitfähige
Polymere sind die oben genannten. Insbesondere können als Beispiele genannt
werden: Polyanilin (PAni), Polythiophen (PTh), Poly(3,4-ethylendioxythiphene)
(PEDT), Polydiacetylen, Polyacetylen (PAc), Polypyrrol (PPy), Polyisothianaphthen
(PITN), Polyheteroarylenvinylen (PArV), wobei die Heteroarylen-Gruppe
z. B. Thiophen, Furan oder Pyrrol sein kann, Poly-p-phenylen (PpP),
Polyphenylensulfid (PPS), Polyperinaphthalin (PPN), Polyphthalocyanin
(PPc) u. a., sowie deren Derivate (die z. B. aus mit Seitenketten
oder -gruppen substituierten Monomeren gebildet werden), deren Copolymere
und deren physikalische Mischungen. Besonders bevorzugt sind Polyanilin
(PAni), Polythiophen (PTh), Polypyrrol (PPy), Poly(3,4-ethylendioxythiophene)
(PEDT), Polythieno-thiophen (PTT) und deren Derivate sowie Mischungen
davon. Am meisten bevorzugt ist Polyanilin.
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Die
Schicht (iii) enthält
mindestens ein Edelmetall, das aus der Gruppe Ag, Au, Pt, Pd, Rh,
Ir, Ru, Os und Re ausgewählt
wird, und/oder ein Halbedelmetall, das aus der Gruppe Ni, Ti, Cu,
Sn und Bi ausgewählt wird.
Ferner enthält
die Schicht (iii) ein oder mehrere intrinsisch elektrisch leitfähige Polymere
bzw. Organische (Nano-)Metalle oder Mischungen davon mit anderen
Stoffen wie nicht elektrisch leitfähigen Komponenten. Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
enthält
die Schicht (iii) Polymerblends, also Mischungen von leitfähigem Polymer/Organischem
Metall (oder einer Kombination von mehreren) mit elektrisch nicht
leitfähigen
Polymeren. Als nicht leitfähige
Polymere eignen sich besonders wasserlösliche oder wasserdispergierbare
Polymere, insbesondere Polystyrolsulfonsäure, Polyacrylate, Polyvinylbutyrate,
Polyvinylpyrrolidone, Polyvinylalkohole und Mischungen davon. Leitfähige und
nicht leitfähige Polymere,
insbesondere Polystyrolsulfonsäure, Polyacrylate,
Polyvinylbutyrate, Polyvinylpyrrolidone, Polyvinylalkohole und Mischungen
davon. Leitfähige
und nicht leitfähige
Polymere werden vorzugsweise im Verhältnis von 1:1,5 bis 1:20 eingesetzt.
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Die
Schicht (iii) kann auch weitere Additive enthalten, insbesondere
Viskositätsregler,
Verlaufshilfen, Trocknungshilfen, Glanzverbesserer, Mattierungsmittel
und Mischungen davon, vorzugsweise in einer Konzentration von 0,01
bis 5 Gew.-% Additiv bezogen auf die Masse der Schicht (iii).
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Die
Schicht (iii) enthält
vorzugsweise 15 bis 40% leitfähiges
Polymer und 15 bis 40% Edelmetall(e) bzw. Halbedelmetall(e), bezogen
auf die Masse der Schicht (iii).
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Es
hat sich gezeigt, dass eine Kombination des/der leitfähigen Polymeren/Organischen
Metalle mit solchen Komplex-Bildnern von Vorteil sein kann, die
in Lage sind, Kupfer zu komplexieren. Bevorzugte Komplexbildner
sind Imidazole, Benzimidazole oder vergleichbare Komplexbildner,
wie Benzotriazole, Thioharnstoff, Imidazol-2-thone, und Mischungen
davon, die sich eine relativ gute thermische Stabilität auszeichnen.
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Als
Basisschicht (i) sind alle in der Leiterplattentechnik eingesetzten
Materialien geeignet, insbesondere Epoxide und Epoxidcomposite,
Teflon, Cyanatester, Keramik, Cellulose und Cellulosecomposite,
wie beispielsweise Pappe, auf diesen Stoffen basierende Materialien
sowie flexible Basisschichten z. B. auf Basis von Polyimid. Die
Basisschicht weist vorzugsweise eine Schichtdicke von 0,1 bis 3
mm auf.
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Die
Kupferschicht oder Kupferlegierungsschicht (ii) hat vorzugsweise
eine Dicke von 5 bis 210 μm,
insbesondere 15 bis 35 μm.
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Zwischen
der Schicht (ii) und der Schicht (iii) kann eine weitere Metall-
oder Legierungsschicht (iv) angeordnet werden. Die Schicht (iv)
enthält
vorzugsweise Silber, Zinn, Gold, Palladium oder Platin. Gemäß einer bevorzugten
Ausführungsform
enthält
die Schicht (iv) überwiegend,
d. h. zu mehr als 50 Gew.-% bezogen auf die Masse der Schicht (iv)
eines oder mehrere der genannten Metalle. Die genannten Metalle
können
insbesondere als Legierung mit Kupfer vorliegen. Gemäß einer
anderen bevorzugten Ausführungsform
besteht die Schicht (iv) ausschließlich aus den genannten Metallen,
entweder in reiner Form oder in Form einer Legierung. Die Schicht
(iv) weist vorzugsweise eine Schichtdicke von 10 bis 800 nm auf.
Neben dem Metall oder der Legierung kann die Schicht (iv) organische
Komponenten enthalten, in einer Konzentration von vorzugsweise 1 bis
80 Gew.-% bezogen auf die Gesamtmasse der Schicht (iv) (Metallanteil
20 bis 99 Gew.-%). Bevorzugte organische Komponenten sind leitfähige Polymere
bzw. organische Metalle, oder organische Kupferkomplexbildner wie
Thioharnstoff, Benzotriazole.
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Die
erfindungsgemäßen Artikel
eignen sich besonders zur Herstellung von Leiterplatten, vorzugsweise handelt
es sich bei den Artikeln um Leiterplatten, die auch als Platinen
bezeichnet werden. Hierbei handelt es sich um der Montage elektrischer
Bauelemente dienende, dünne
Platten mit Löchern,
durch die die Anschlüsse
der Bauelemente zur weiteren Verlötung gesteckt werden.
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Zur
Herstellung der erfindungsgemäßen beschichteten
Artikel und insbesondere von Leiterplatten
- (1)
bringt man auf die Oberfläche
einer Basisschicht eine Schicht aus Kupfer oder einer kupferhaltigen
Legierung auf;
- (2) strukturiert die in Schritt (1) hergestellte Schicht; und
- (3) bringt auf die strukturierte Kupfer- oder Kupferlegierungsschicht
eine Schicht auf, die mindestens ein elektrisch leitfähiges Polymer
bzw. organisches (Nano-)Metall
sowie mindestens ein Edelmetall bzw. Halbedelmetall enthält.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens wird die Kupfer- oder Kupferlegierungsschicht (ii)
im Anschluß an
Schritt (1) entfettet und gereinigt. Hierzu werden die Artikel vorzugsweise
mit handelsüblichen,
sauren Reinigern behandelt. Bevorzugt sind Reiniger auf der Basis
von Schwefelsäure
und Zitronensäure,
wie z. B. der Reiniger ACL 7001 der Ormecon GmbH. Die Artikel werden
vorzugsweise für
etwa 2 Minuten bei 45°C
in dem Reinigungsbad belassen und anschließend mit Wasser gewaschen.
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Außerdem ist
es bevorzugt, die Kupfer- oder Kupferlegierungsschicht (ii) im Anschluß an Schritt
(1) oder nach der Reinigung oxidativ vorzubehandeln, beispielsweise
durch Ätzen
der Oberfläche
mit H2O2 oder anorganischen
Peroxiden. Geeignete Ätzlösungen sind
kommerziell erhältlich,
wie beispielsweise die wasserstoffperoxidhaltige Lösung Etch
7000 der Ormecon GmbH. Die Artikel werden vorzugsweise für etwa 2
Minuten bei 30°C
in der Ätzlösung belassen.
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Die
in Schritt (1) hergestellte Schicht wird vorzugsweise mit lithographischen
oder Ätzprozessen
strukturiert, womit die Leiterbahnstruktur erzeugt wird.
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Die
Durchführung
der einzelnen Schritte des obigen Verfahrens ist dem Fachmann an
sich bekannt. Vorzugsweise wird die Schicht (iii) auf den Artikel
aufgebracht, indem dieser, nach dem Spülen mit Wasser, mit einer Dispersion
des oder der leitfähigen
Polymeren bzw. Organischen Metalle in einem bei Raumtemperatur flüssigen Dispersionsmittel
behandelt wird, beispielsweise durch Eintauchen des Artikels in
die Dispersion oder durch Aufbringen derselben auf den Artikel.
Das oder die elektrisch leitfähigen
Polymere sind vorzugsweise in kolloidaler Form in dem Dispersionsmedium
enthalten. Das oder die Edelmetalle bzw. Halbedelmetalle sind als
wasserlösliche
Ionen in dem Dispersionsmedium enthalten. Vorzugsweise wird der
Artikel für
30 Sekunden bis 5 Minuten bei Raumtemperatur mit der Dispersion
kontaktiert. Zusätzliche
Komponenten, wie nicht elektrisch leitfähige Polymere und Additive
können
in dem Dispersionsmedium gelöst
sein oder ebenfalls kolloidal darin vorliegen. Als Dispersionsmedien
eignen sich organische Lösemittel,
vorzugsweise mit Wasser mischbare organische Lösemittel, Wasser und Mischungen
davon. Bevorzugte mit Wasser mischbare Lösemittel sind Alkohole, insbesondere
Alkohole mit einem Siedepunkt von mehr als 100°C und vorzugsweise unter 250°C. Nach dem
Aufbringen der Dispersion auf den Artikel wird dieser schonend getrocknet
und ggfs. weitere Dispersion aufgebracht, bis die gewünschte Schichtdicke
erreicht ist. Die Herstellung und Anwendung zur Beschichtung geeigneter
Dispersionen ist aus dem Stand der Technik bekannt, vgl. beispielsweise
EP 0 407 492 B1 .
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Als
Dispersionsmedium sind Wasser und wäßrige Lösemittel bevorzugt. Diese sind
nicht nur im Hinblick auf Emissionen und die Nicht-Benetzung des
Lötstoplacks
vorteilhaft, es wurde auch gefunden, dass Wasser und wäßrige Lösungsmittel
bessere Ergebnisse erbringen. Dies war insofern überraschend, als Oxidationsvorgänge auf
Kupfer in wäßrigem Milieu
besonders schnell ablaufen. Mit Lötstoplack werden die Bereiche
der Leiterplatte abgedeckt, die beim Bestückungsprozeß nicht vom Lot benetzt werden
dürfen.
Der Lötstoplack
sollte nicht mit dem leitfähigem
Polymer benetzt werden, da dieses sonst Kurzschlüsse zwischen den Kupferflächen bewirken
würde.
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Vorzugsweise
werden Dispersionen verwendetet, die keine Ameisensäure enthalten,
andere Säuren und/oder
Puffer können
jedoch in den Dispersionen enthalten sein.
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Überraschend
hat sich herausgestellt, dass gewisse von der Ormecon GmbH kommerziell
hergestellte Dispersionen sich dazu eignen, mit Edel- bzw. Halbedelmetallionen
versetzt zu werden und zu Dispersionen umformuliert zu werden, die
homogene Schichten in kürzester
Zeit abscheiden können.
Besonders geeignet als Ausgangsdispersionen sind die Dispersionen
D 1021, OMP 7000 und OMN 7100 der Ormecon GmbH. OMN 7100 ist bevorzugt
und ist eine wässrige
Dispersion mit etwa 0,5% Organischem Metall.
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In
einer anderen Ausführungsform
können
die Dispersionen des (der) leitfähigen
Polymere bzw. Organischen Metalls und die Lösungen des (der) Edel-/Halbedelmetalls(e)
getrennt voneinander nacheinander eingesetzt werden, wobei die leitfähige Polymerdispersion
als Vorbehandlung dient und das Edel-/Halbedelmetall anschließend auf
der mit dem leitfähigen
Polymer/organischen Metall vorbehandelten Cu-Oberfläche abgeschieden
wird.
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Die
erfindungsgemäßen beschichteten
Artikel zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass sie sich auch
nach längerer
Lagerung nicht nur gut löten
lassen sondern auch mehrfach lötfähig sind,
d. h. in mehrstufigen Lötprozessen,
sogenannten Reflow-Prozessen, eingesetzt werden können. In
dieser Hinsicht konnten die Eigenschaften (viel dickerer) metallischer
Beschichtungen nahezu erreicht werden.
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Im
Folgenden wird die Erfindung anhand der Figuren und von nicht einschränkenden
Ausführungsbeispielen
weiter erläutern,
wobei
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1 eine
Leiterplatte mit einem Testdesign zeigt,
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2 das
Hitzeprofil in einem Reflowtest zeigt.
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Ausführungsbeispiele
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Beispiele 1 bis 2: Herstellung beschichteter
Leiterplatten
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Leiterplatten
aus Epoxidharz-Composite wurden unter Verwendung eines handelsüblichen
Reinigers auf der Basis von Schwefelsäure und Zitronensäure (ACL
7001, Ormecon GmbH) in einem Reinigungsbad für 2 Minuten bei 45°C gereinigt
und entfettet. Die verwendeten Leiterplatten hatten ein Testdesign
(siehe 1), das mit Prüfinstituten
und Leiterplattenherstellern abgestimmt und realen Leiterplattenstrukturen
nachempfunden ist. Diese Platten erlauben die Messung und Beurteilung
der Lötfähigkeit.
Anschließend
wurden die Leiterplatten bei Raumtemperatur mit Leitungswasser gespült und danach
für 2 Minuten
bei 30°C
mit einer H2O2 enthaltenden Ätzlösung (Etch
7000, Ormecon GmbH) behandelt. Nach dem Ätzen wurden die Platten erneut bei
Raumtemperatur mit Leitungswasser gespült und dann mit einer erfindungsgemäßen Dispersion
in Form von OMN 7100 mit AgNO3 beschichtet.
Hierzu wurden die Platten bei Raumtemperatur für 1 Minute in die wässrige Dispersion
eingetaucht. Danach wurden die Leiterplatten bei 45 bis 75°C getrocknet.
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Beispiel 2: Herstellung beschichteter
Leiterplatten mit OMN 7100
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Analog
zu Beispiel 1 wurden Leiterplatten beschichtet, wobei die verwendete
Dispersion OMN 7100 jedoch kein AgNO3 enthielt.
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Beispiele 3 und 4: Herstellung beschichteter
Leiterplatten (Vergleich)
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Analog
zu den Beispielen 1 bis 2 wurden Leiterplatten gemäß den jeweiligen
Anwendungsvorschriften mit handelsüblichen Mittel auf der Basis
von Benzotriazol beschichtet (Glicoat Tough Ace F2 (LX); Firma Shikoku,
Japan, Beispiel 3 und Entek Plus Cu 106 A, Firma Enthone OMI, Niederlande,
Beispiel 4).
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Das
Aussehen der hergestellten Proben ist in Tabelle 1 angegeben. Tabelle 1: Aussehen der Beschichtungen
Beispiel | Wirkstoff
in Dispersion | Aussehen
der behandelten Platten |
1 | OMN
7100 mit AgNO3 | silbrig
mit durchschimmernder Kupferfarbe |
2 | Vergleichsversuch
OMN 7100 | frisch
kupferfarben |
3 | Vergleichsversuch
OSP 1 | frisch
kupferfarben |
4 | Vergleichsversuch
OSP 2 | frisch
kupferfarben |
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Beispiel 5: Lötwinkelmessung
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Die
Platten wurden einem Reflowtest unterzogen. Dabei wird die Platte
in einem kommerziellen Reflowofen einem Hitzeprofil (siehe Grafik)
unterworfen, das für
moderne bleifreie Lötverfahren
angewendet wird. Die Reflow-Zyklen dienen der Simulation wiederholter
Lötvorgänge. Anschließend wird
der Lötwinkel
mittels einer Lötwaage
gemessen.
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Die
Ergebnisse der Lötwinkelmessungen
sind in Tabelle 2 gezeigt. Tabelle 2: Ergebnisse der Lötwinkelmessung
Versuch | Reflow-Zyklen | Aussehen | Lötwinkel
(°) |
1 | 0 | silbrig-kupferfarben | 12 |
1 | leicht
dunkler geworden silbrig-kupferfarben | 28 |
2 | kaum
weitere Veränderung | 28 |
3 | kaum
weitere Veränderung | 33 |
2 | 0 | frisch
kupferfarben | 21 |
1 | orange | 28 |
2 | dunkles
orange | 35 |
3 | bläulich-silbern | 45 |
3 | 0 | frisch
kupferfarben | 24 |
1 | bunt-violett
schillernd | 45 |
2 | stärkere Verfärbung | 68 |
3 | starke
oxidative Verfärbung
(schillernd violett) | 99 |
4 | 0 | frisch
kupferfarben | 21 |
1 | bunt-violett
schillernd | 42 |
2 | stärkere Verfärbung | 51 |
3 | starke
oxidative Verfärbung
(schillernd violett) | 84 |
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Man
erkennt, dass die erfindungsgemäße Beschichtung
auch nach wiederholten Reflow-Zyklen kleine Lötwinkel aufweist. Dies zeigt
bessere Lötbarkeit
an.