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Die
Erfindung bezieht sich auf einen Lamellenkollimator, insbesondere
für ein
Strahlentherapiegerät,
mit einer Anzahl entlang einer Verschiebungsrichtung verstellbarer
Lamellen zur Absorption von sich entlang einer Strahlungsrichtung
ausbreitenden Strahlen, wobei sich bezüglich der Verschiebungsrichtung
gegenüberliegende
Lamellen mit aufeinander orientierten Stirnflächen in eine Schließposition verstellbar
sind.
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In
Strahlentherapiegeräten,
beispielsweise bei der therapeutischen Anwendung von Röntgenstrahlen,
werden Lamellenkollimatoren zur Strahlenfokussierung eingesetzt.
Insbesondere bei der Anwendung hochenergetischer elektromagnetischer Strahlen
oder Teilchenstrahlen, beispielsweise in der Tumortherapie, kann
die Strahlenfokussierung im wesentlichen nur durch Absorption erfolgen.
Hierzu wird ein Lamellenkollimator in einen Strahlengang einer entsprechenden
Strahlungsquelle eingebracht. Dieser Lamellenkollimator umfasst
eine Anzahl gegeneinander verschiebbarer Lamellen aus absorbierendem
Material, beispielsweise aus Wolfram. Die Stärke der Lamellen in der Richtung
der Strahlen ist aufgrund der endlichen Eindringtiefe der Strahlung
in dem absorbierenden Material der Strahlungsenergie für die jeweilige
Anwendung angepasst. Ein Lamellenkollimator dieser Art ist beispielsweise
in
DE 196 39 861 A1 oder
in
WO 00/46813 beschrieben.
Die Lamellen sind in zwei sich gegenüberliegenden Paketen parallel
oder leicht halbkreisförmig
angeordnet, so dass sie in einer durch die Position des Kollimators
definierten Verschiebungsrichtung, die im wesentlichen in einer
Ebene orthogonal zur Strahlungsrichtung liegt, jeweils mit ihren
Stirnseiten aufeinander zu und voneinander weg bewegt werden können. Die
sich jeweils stirnendseitig gegenüberliegenden Lamellen können gegenläufig bis
in eine Schließposition
verstellt werden. Insgesamt kann somit eine Öffnung mit einem beliebigen
Quer schnitt eingestellt werden, außerhalb derer die Strahlung
von den Lamellen absorbiert wird. Für die Einstellung irregulärer Querschnittsformen
werden Kollimatoren mit teilweise besonders schmalen Lamellen eingesetzt,
wie es in
DE 196 39
861 A1 der Fall ist. So kann beispielsweise das für eine therapeutische
Anwendung zu bestrahlende Gebiet genau eingestellt werden.
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Speziell
in Hinblick auf therapeutische Anwendungen ist es wichtig, Strahlungsexpositionen räumlich und
zeitlich möglichst
präzise
definieren zu können.
Insbesondere Nebeneffekte wie Streuung und Mitbestrahlung nicht
zur Exposition vorgesehener Gebiete, etwa in Randzonen, stellen
hierbei limitierende Faktoren dar. Für eine Minimierung solcher Nebeneffekte
ist einerseits die Geometrie der Lamellen von Bedeutung, an deren
Rändern
Strahlung gestreut werden kann. Andererseits spielt die Präzision der
Verstellmechanik für
die Lamellen, deren Soll- und Istpositionen hinreichend genau übereinstimmen müssen, eine
Rolle. Ferner ist der Absorptionsgrad der Lamellen bedeutsam. Bei
einem Kollimator der eingangs genannten Art ist eine unerwünschte partielle
Strahlentransmission als Leckage, also Durchlässigkeit, bekannt. Nachteiligerweise
tritt dieses Problem insbesondere an den Stirnflächen der Lamellen auf, wenn
diese in Schließposition
gestellt sind. Insbesondere Strahlenanteile, die zwischen den Stirnflächen verlaufen,
werden transmittiert.
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Aufgabe
der Erfindung ist es, einen Lamellenkollimator gemäß dem Oberbegriff
des Anspruches 1 anzugeben, bei dem die Leakage im Bereich der Stirnflächen möglichst
vermieden wird.
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Die
Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch
einen Lamellenkollimator mit den Merkmalen des Oberbegriffs des
Anspruches 1, der ein abschirmungsverstärkendes Lamellendesign durch
eine in der Schließposition
partielle Überlappung
der Stirnflächen
bezüglich
der Strahlungsrichtung aufweist.
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Durch
diese Überlappung
in der Schließposition
wird eine parallele Ausrichtung der Stirnflächen zu Strahlen des von der
Strahlungsquelle emittierten Strahlenbündels vermieden, welches sich
im wesentlichen leicht divergent aufgefächert entlang der Strahlungsrichtung
ausbreitet. Sämtliche
Strahlenanteile sind somit gezwungen, in das absorbierende Material
der Lamellen einzudringen, und ein unmittelbarer Strahlendurchlass
zwischen den Stirnflächen wird
verhindert. Zudem wird die Notwendigkeit eines direkten Kontaktes
zwischen den Stirnflächen
vermieden, wodurch die einzuhaltenden Toleranzen an die Verstellmechanik
der Lamellen im Vergleich zu herkömmlichen Anordnungen erhöht werden.
Denn bei herkömmlichen
Anordnungen sind die Stirnflächen
parallel zu Strahlenanteilen des Strahlenbündels ausgerichtet, so dass
ein Strahlendurchlass in der Schließposition nur durch direkten
Kontakt der Stirnflächen
reduziert werden kann. Das hat nachteiligerweise zur Folge, dass
enge Toleranzgrenzen an die Verstellmechanik der Lamellen gesetzt
werden, sowie eine raschere Materialermüdung durch Spannungen in den
Lamellen. Die Überlappung
der Stirnflächen
führt daher
zu einer Entlastung der Verstellmechanik, bei effektiverer Strahlenabschirmung
und sonst gleichbleibender Funktonalität. An den seitlichen Rändern der
Lamellen kann eine Strahlentransmission durch eine laterale Schrägstellung
der Lamellen weitgehend reduziert werden.
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Das
durch die Überlappung
definierte abschirmungsverstärkende
Lamellendesign ist bevorzugterweise durch eine zum partiellen Ineinandergreifen
ausgelegte Stirnflächenform
realisiert. Somit ist für
einen einfallenden Strahl aus einer beliebigen Richtung eine ungehinderte
Transmission nicht mehr möglich.
Der Strahl muss in das absorbierende Lamellenmaterial eindringen.
Partielles Ineinandergreifen bedeutet hier das Ineinandergreifen
zumindest in einem sich in der Strahlungsrichtung erstreckenden Teilbereich.
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Vorzugsweise
sind hierfür
die Stirnflächen der
Lamellen mit zueinander korrespondierenden Oberflächenformen
versehen. Dies bedeutet, dass die Form der Stirnfläche einer
Lamelle die Form der Stirnfläche
der in der Schließposition
stirnendseitig gegenüberliegenden
Lamelle als negative Paßform definiert.
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In
einer bevorzugten Ausführung
des Lamellenkollimators sind die Stirnflächen mit glatten Krümmungen
versehen. Dies ist dazu geeignet, eine abschirmungsverstärkende Stirnflächengeometrie
zu realisieren, die insbesondere die Strahlführung bei geöffneten
Lamellen nicht beeinträchtigt.
Denn durch die Anwesenheit von unstetigen Oberflächenstrukturen, wie beispielsweise
Ecken und Stufen, kann die Streuung erhöht werden.
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Vorteilhafterweise
sind insbesondere die Kanten der Lamellen abgerundet, was zu einer
Verminderung von Streueffekten bei geöffneten Lamellen beiträgt.
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In
einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Lamellenkollimators
ist eine Anzahl der Stirnflächen
in den Teilbereichen, die zur verbesserten Strahlungsabschirmung
in der Schließposition
vorgesehen sind, mit einem sinusförmigem Oberflächenprofil
versehen. Dieses Profil stellt eine technisch einfach zu realisierende
Variante eines glatt gekrümmten
Stirnflächenprofils
dar.
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Bevorzugterweise
liegt für
eine Anwendung insbesondere mit Röntgenstrahlen die Amplitude
des Sinusprofils der Stirnflächenform
in einem Bereich von etwa 0,1 mm bis etwa 0,5 mm.
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Weiterhin
sind in einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung des Lamellenkollimators
die in der Schließposition
sich gegenüberliegenden,
ineinandergreifenden Stirnflächen
korrespondierend zueinander konkav und konvex gekrümmt.
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Bevorzugterweise
liegt für
eine Anwendung insbesondere mit Röntgenstrahlen der Krümmungsradius
der konkaven/konvexen Stirnflächen
in einem Bereich von etwa 200 mm bis etwa 800 mm.
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Ferner
weisen in einer weiteren geeigneten Ausführung des Lamellenkollimators
die Stirnflächen im
Teilbereich Absätze
oder Stufen auf. Eine solche Stirnflächengeometrie ist insbesondere
dazu geeignet, den Weg eines Strahls durch das Lamellenmaterial
zu verlängern
und ist daher beim Einsatz besonders hochenergetischer Strahlungen
anwendbar, für die
relativ große
Eindringtiefen charakteristisch sind. Durch die Wahl eines speziell
hochabsorbierenden Materials sind Streueffekte an den Absätzen oder Stufen
reduzierbar.
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In
einer bevorzugten Ausgestaltung des Lamellenkollimators für eine Anwendung
insbesondere mit Röntgenstrahlen
liegt die Breite des Überlappungsbereiches
der Stirnflächen
(7) in einem Bereich von etwa 0,1 mm bis etwa 1 mm.
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Ferner
ist ein Lamellenkollimator zur verbesserten Strahlungsabschirmung
derart ausgestaltet, dass die Lamellen in verschiedenen Ebenen gruppiert
angeordnet sind. Beispielsweise können stirnendseitig sich gegenüberliegende
Lamellen in der Schließposition
einen Winkel einschließen,
der von 180 Grad verschieden ist, womit die Lamellen nicht in ein
und derselben Ebene angeordnet sind.
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Ein
Ausführungsbeispiel
der Erfindung wird im folgenden anhand einer Zeichnung erläutert. Dabei
zeigen jeweils in schematischer Darstellung
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1 einen
Lamellenkollimator in einer Ebene senkrecht zur Strahlungsrichtung,
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2 eine
Seitenansicht einer Strahlungsquelle mit einem herkömmlichen
Lamellenkollimator mit dargestelltem Strahlengang,
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3 eine
seitliche Ansicht von zwei gegenüberliegenden
Lamellen mit einer konvexen und mit einer abgerundeten konkaven
Stirnfläche
in Schließposition,
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4 eine
seitliche Ansicht von zwei gegenüberliegenden
Lamellen mit in die Stirnflächen
eingebrachtem Absatz in Schließposition,
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5 eine
seitliche Ansicht von zwei gegenüberliegenden
Lamellen mit sinusförmigen
Stirnflächen
in Schließposition,
sowie
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6 ein
Strahlentherapiegerät
mit einem Lamellenkollimator.
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In 1 ist
ein Lamellenkollimator 1 in Aufsicht schematisch dargestellt.
Der Lamellenkollimator 1 weist ein Gehäuse 2 sowie entlang
einer Verschiebungsrichtung 3 über eine Verstellmechanik verstellbare
Lamellen 4 auf. Die Verstellmechanik ist in dem Gehäuse 2 untergebracht.
Die Lamellen 4 absorbieren Strahlen eines Strahlenbündels 11 aus
einer Strahlungsquelle 10 (vgl. 2). Das
Strahlenbündel 11 weist
eine Hauptausbreitungsrichtung auf, die im wesentlichen definiert
ist durch eine Mittelachse des üblicherweise
leicht divergenten Strahlenbündels 11.
Diese Hauptausbreitungs-richtung wird als Strahlungsrichtung 5 bezeichnet,
die in dieser Darstellung senkrecht in die Bildebene hinein zeigt.
Die Lamellen 4 sind gegenläufig aufeinander zu bis in eine
Schließposition 6 verstellbar,
in der der Abstand der Stirnflächen 7 der
Lamellen 4 zueinander minimal ist. Durch das Verstellen
der Lamellen 4 kann für
das den Lamellenkollimator 1 in Strahlungsrichtung 5 durchtretende
Strahlenbündel
eine Öffnung
so vorgegeben werden, dass der Querschnitt des durchtretenden Strahlenbündels einem
vordefinierten Bestrahlungsgebiet 8 bis auf Randzonen 9 entspricht.
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In 2 ist
der Strahlengang durch einen herkömmlichen Lamellenkollimator 1 schematisch
in seitlicher Ansicht dargestellt. Der Lamellenkollimator 1 wird
beidendseitig entlang der Strahlungsrichtung 5 durch Teile
des Gehäuses 2 begrenzt.
Deutlich sichtbar sind hier die entlang der Verschiebungs richtung 3 beweglichen
Lamellen 4, die mit ihren Stirnflächen 7 einander zugewandt
sind, und die in der Strahlungsrichtung 5 eine Ausdehnung
a von etwa 160 mm aufweisen. Aus der Strahlungsquelle 10 tritt
die Strahlung in Form eines divergent aufgefächerten Strahlenbündels 11 aus,
dessen Querschnitt durch die Einstellung der Lamellen 4 beeinflusst
wird. Die Lamellen 4 sind mit abgerundeten Kanten 12 versehen.
Bei den hier dargestellten Lamellen 4 des herkömmlichen
Lamellenkollimators 1 sind die Stirnflächen 7 parallel zur
Strahlungsrichtung 5 ausgerichtet.
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In 3 sind
zwei sich stirnendseitig gegenüberliegende
Lamellen des Lamellenkollimators in der Schließposition 6 in seitlicher
Ansicht dargestellt. Die eine Lamelle 4A weist im mittleren
Bereich eine konvex gekrümmte
Stirnfläche 7A auf,
im Ausführungsbeispiel
mit einem Krümmungsradius
R von etwa 500 mm. Die Krümmung
geht kontinuierlich in die abgerundeten Kanten 12A über, die
einen Krümmungsradius
R' aufweisen, der
in etwa dem Krümmungsradius
R entspricht. Die Stirnfläche 7B der
gegenüberliegenden
Lamelle 4B ist zur genauen Passung konkav geformt. Die
konkave Formgebung geht in die konvex abgerundeten Kanten 12B über, deren Krümmungsradien
etwa denen der Kanten 12A entsprechen, also etwa 500 mm.
Der Überlappungsbereich
der Lamellen 4A und 4B weist in der Verschiebungsrichtung 3 eine
Breite von etwa 0,5 mm auf. Entlang der Strahlungsrichtung 5 breitet
sich das divergente Strahlenbündel 11 aus.
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In 4 sind
zwei sich stirnendseitig gegenüberliegende
Lamellen 4A und 4B eines Lamellenkollimators in
der Schließposition 6 in
seitlicher Ansicht dargestellt. Die Formgebung der Stirnflächen 7A und 7B ist
analog zur der in 3, mit dem Unterschied, dass
die Stirnflächen
mittig einen Absatz 14 von etwa 0,5 mm Breite aufweisen,
und dass die Formgebung der Stirnflächen im Anschluß an den Absatz
in Strahlungsrichtung 5 gegenüber der Formgebung in 3 gespiegelt
ist. Durch die Breite des Absatzes ist die Breite des Überlappungsbereiches in
der Verschiebungsrichtung 3 definiert. Ent lang der Strahlungsrichtung 5 breitet
sich das divergente Strahlenbündel 11 aus.
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In 5 sind
zwei sich stirnendseitig gegenüberliegende
Lamellen 4A und 4B eines Lamellenkollimators in
der Schließposition 6 in
seitlicher Ansicht dargestellt. Die Stirnflächen 7A und 7B weisen sinusförmige Oberflächenprofile
auf, welche in jeweils konvex abgerundete Kanten 12A und 12B respektive, übergehen,
deren jeweilige Krümmungsradien
R' von der Größenordnung
in etwa übereinstimmen
und wie in 3 und 4 etwa 500
mm betragen. Die Amplitude x des Sinusprofils beträgt etwa 0,2
mm. Die Breite des Überlappungsbereiches
in der Verschiebungsrichtung 3 entspricht der doppelten
Amplitude. Entlang der Strahlungsrichtung 5 breitet sich
das divergente Strahlenbündel 11 aus.
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In 6 ist
der schematische Aufbau eines Strahlentherapiegerätes 20 dargestellt,
welches eine Zentraleinheit 21 und einen Bestrahlungskopf 22 umfasst.
In den Bestrahlungskopf 22 ist ein Lamellenkollimator 1 der
oben beschriebenen Art eingebracht (vgl. 2). Das
den Lamellenkollimator passierende Strahlenbündel 11 mit definiertem
Strahlenquerschnitt tritt aus dem Bestrahlungskopf 22 entlang
der Strahlungsrichtung 5 aus und kann für therapeutische Zwecke verwendet
werden.