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Gegenstand
der Erfindung ist ein pulverförmiges
Zinn(II)-sulfat mit einer definierten Struktur, ein Verfahren zu
dessen Herstellung, die Verwendung des Zinn(II)-sulfats sowie eine
Zubereitung aus Zement und Zinn(II)-sulfat.
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Der
Chromgehalt von Zementen liegt je nach verwendeter Rohstoffbasis üblicherweise
zwischen 20 ppm und 100 ppm. Das im Zement enthaltene Chrom kann
beim Mischen mit Wasser als Chrom(IV) in Lösung gehen und bei häufigem Kontakt
die Haut sensibilisieren und eine Chromallergie, die so genannte
Maurerkrätze,
auslösen.
Zum Schutz gegen die Chromallergie kommt in Betracht, das Chrom(IV)
zum Chrom(III) chemisch zu reduzieren und damit die Löslichkeit
drastisch zu reduzieren. Als Reduktionsmittel wird in der Zementindustrie
hauptsächlich
Eisen(II)-sulfat (als Heptahydrat oder als Monohydrat) eingesetzt,
um einen Chrom(IV)-Gehalt von kleiner als 2 ppm zu erreichen (vgl.
Locher, Friedrich Wilhelm: Zement: Grundlagen der Herstellung und
Verwendung, Verlag Bau + Technik GmbH, Düsseldorf 2000).
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Eine Übersicht
findet sich bei W. Manns, C. Laskowski: Beton 2/1999, 78–85.
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In
EP 0 054 314 A1 ,
EP 0 160 746 A1 und
EP 0 160 747 A1 wird
die Zugabe von Eisensulfat zum gemahlenen Zement beschrieben, wobei
das Eisensulfat in trockener Form vor dem Zementlagersilo zugegeben
wird. Gemäß
EP 0 160 747 A1 ist
das Eisensulfat beschichtet zur Erhöhung der Oxidationsbeständigkeit.
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Eisen(II)-sulfat
stammt ganz überwiegend
aus dem Prozess der Titandioxidherstellung nach dem -sulfatverfahren,
wo es als Nebenprodukt anfällt.
Dabei kann Eisen(II)-sulfat durch Kristal lisation aus der schwefelsauren,
titan- und eisenhaltigen Lösung
erhalten werden, die beim Aufschluss der titan- und eisenhaltigen Erze
oder synthetischen Rohstoffe erhalten wird (Schwarzlösung). Hierbei
wird ein Teil, jedoch nicht das gesamte Eisen aus der Lösung entfernt.
Die Kristallisation des Eisen(II)-sulfats erfolgt dabei durch Abkühlung der heißen Lösung z.
B. durch Vakuumkühlung
und gegebenenfalls zusätzliche
Eindampfung.
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Nach
Abtrennung des Eisen(II)-sulfats wird die verbleibende Lösung hydrolysiert.
Das hierbei erhaltene Titanoxidhydrat wird durch Filtration von
der dabei zurückbleibenden
so genannten Dünnsäure abgetrennt.
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EP 0 132 820 A2 schlägt vor,
die Dünnsäure einzudämpfen, gegebenenfalls
Metallsulfate mit CaO, Ca(OH)
2 und/oder
CaCO
3 zu Gips und schwerlöslichen
Metallverbindungen umzusetzen. Die so erhaltenen Feststoffe haben
eine hellbraune Farbe, die von der Oxidation von Eisen(II)-hydroxid
herrührt.
Es wird unter anderem die Verwendung dieses Feststoffgemisches bei
der Kalzinierung von Zement als eisenhaltiger Zusatz beschrieben.
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AN 1974-80530 V [46]
WPIDS,
SU 414194 A offenbart
die Herstellung von Zinnsulfat. Dabei wird Zinnpulver in Schwefelsäure gelöst, filtriert
und durch weitere Zugabe von Schwefelsäure aus der Mutterlauge auskristallisiert
und abfiltriert.
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EP 0 160 747 A1 beschreibt,
dass die chromatreduzierende Wirkung von Eisen(II)-sulfat welches
dem Zement zugemischt ist, während
der Lagerung mit der Zeit abnimmt. Die Menge an zuzusetzendem Eisen(II)-sulfat
muss folglich in Abhängigkeit
der Lagerzeit bestimmt werden, um zu gewährleisten, dass das Chromat
in der Zementzubereitung zu einem bestimmten Zeitpunkt vollständig reduziert
wird.
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Von
der dänischen
Zementindustrie wird daher die Einhaltung des Grenzwertes von 2
ppm von löslichem
Chrom nur für
2 Monate garantiert (vgl. Bericht des Vereins deutscher Zementwerke
e. V. (VDZ) Forschungsinstitut der Zementindustrie "Chromatarmer Zement
für einen
verbesserten Arbeitsschutz" vom 16.02.2002).
Der Arbeitskreis "Analytische
Chemie" im VDZ nennt
eine unproblema tische Lagerzeit von 3 bis 6 Monaten. Die Lagerstabilität ist dabei
jedoch stark abhängig
von den Lagerbedingungen des Zementes, z. B. Feuchtigkeit und Temperatur
(vgl. Sachstandsbericht zur Bedeutung des Chromates in Zementen
und zementhaltigen Zubereitungen vom 05.01.1999; Verein deutscher
Zementwerke e. V. Forschungsinstitut der Zementindustrie).
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Analog
dem Eisensulfat ist Zinn(II)-sulfat seit vielen Jahren im technischen
Einsatz. Üblicherweise kommt
Zinn(II)-sulfat in verschiedenen Verfahren der Galvanotechnik zum
Einsatz. In der Regel dient es als Bestandteil von Elektrolyten
für die
Abscheidung von Zinn, und Zinnlegierungen auf verschiedenen Substraten,
wobei die Abscheidung chemisch oder elektrochemisch erfolgen kann.
Ferner spielt Zinn(II)-sulfat eine wesentliche Rolle bei der elektrochemischen
Einfärbung
von Aluminium. Außerhalb
der Metalloberflächenbeschichtung
kommt Zinn(II)-sulfat als Rohstoff für verschiedenste Zinn(II)-salze
zum Einsatz, sowie gelegentlich als Reduktionsmittel in der organischen
Synthese.
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Als
wesentliche neue Anwendung gewinnt in den letzten Jahren die Verwendung
von Zinn(II)-sulfat als Reduktionsmittel für Chrom(VI) in Zement und Zement
enthaltenden Massen stetig an Bedeutung.
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Das
Zinn(II)-sulfat reduziert in den Zementen und zementhaltigen Massen
das lösliche,
toxische Chrom(VI) zu wenig toxischem Chrom(III), wobei als Ziel
die derzeit die in Deutschland gesetzlich vorgeschriebene Grenze
von 2 ppm Cr(VI) im Zement erreicht werden muß. Dazu wird Zinn(II)-sulfat
entweder als solches, wie in
DE 102 57 879 B3 dargelegt, dem Zement beigefügt. Alternativ
kann das Reduktionsmittel auch in Mischungen mit anderen Füllstoffen
verwendet werden, wie in der Gebrauchsmusterschrift
DE 20200415458 U1 in
DE 202 07 178 U1 offengelegt
wird. Darüber
hinaus ist es auch möglich,
wie
EP 1 533 287 A1 lehrt,
das Zinn(II)-sulfat in Wasser unter Zu hilfenahme verschiedener Additive
zu dispergieren und die entstehende Dispersion dem Zement zuzusetzen.
Ferner offenbart dieses Dokument die Zugabe von Eisen(II)-sulfatpartikeln mit
einer durchschnittlichen Partikelgröße von 0,001 bis 1 μm zu Zement.
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In
der industriellen Praxis sind alle aufgeführten Verfahren gegenwärtig im
Einsatz, wobei verschiedenste technische Schwierigkeiten auftreten,
die auf die physikalische Beschaffenheit des Zinn(II)-sulfates zurückzuführen sind.
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Da
die traditionellen Anwendungen des Zinn(II)-sulfats in der Metalloberflächenbehandlung
liegen, sind die chemisch-physikalischen Eigenschaften des kommerziell
erhältlichen
Zinn(II)-sulfats
auf die Notwendigkeiten des Einsatzes in Elektrolyten abgestimmt.
Für Anwendungen
in Zement oder Zement erhaltenden Massen ist ein Produkt mit entsprechend
optimierten Eigenschaften nicht erhältlich.
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Zinn(II)-sulfat
wird üblicherweise
wie folgt hergestellt:
Im ersten Schritt wird elementares Zinn
mit Schwefelsäure
zur Reaktion gebracht. Das dazu notwendige Oxidationsmittel kann
entweder elektrochemisch durch anodische Oxidation oder durch Zuführung von
Sauerstoff eingebracht werden. Es entsteht eine wässrige,
stark schwefelsaure Zinn(II)-sulfat-Lösung, deren Zinn(II)-Gehalt
je nach Schwefelsäuregehalt
der Lösung
schwankt.
Im nächsten
Schritt wird diese Rohlösung
von den das elementare Zinn begleitenden Elementen gereinigt, da diese
in den elektrochemischen Anwendungen zu Störungen der Abscheidungen führen könnten.
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Die
so erhaltene Zinn(II)-sulfat Lösung
wird nun der Kristallisation zugeführt, um den Feststoff zu erhalten. Üblicherweise
wird dazu der Rohlösung
unter Temperatur und Vakuumeinwirkung Wasser entzogen, bis die Kristallisation
des Zinn(II)-sulfats einsetzt.
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Nach
Abschluss der Kristallisationsphase wird das kristalline, feuchte
Zinn(II)-sulfat von der Mutterlauge separiert und weiter getrocknet.
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Unabhängig von
den Detailkenngrössen
des Kristallisationsprozesses wird immer ein festes, aus nadelförmigen Kristallen
bestehendes Zinn(II)-sulfat erhalten. Die Größe der Kristallnadeln und die
makroskopische Partikelgröße hängen von
den Prozessparametern des Kristallisationsprozesses ab.
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1 zeigt
ein typisches, nach diesem Verfahren gewonnenes Zinn(II)-sulfat.
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So
hergestelltes Zinn(II)-sulfat ist für die elektrochemischen Anwendungen
gut geeignet. Es ist über längere Zeit
lagerstabil ohne an Wirkstoffgehalt zu verlieren.
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Sofern
nicht zu stark getrocknet, ist es in der Regel gut, aber langsam
löslich.
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Wird
zu stark getrocknet, entsteht ein leicht hygroskopisches Produkt,
da die den Kristallen noch anhaftende Schwefelsäure im Produkt verbleibt und
erneut Feuchtigkeit anzieht. Das Zinn(II)-sulfat wird bei der Verwendung
dann "pappig" und weist eine schlechte
Fließfähigkeit
auf.
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Wird
zu stark gewaschen, wird zwar die Schwefelsäure entfernt, was aber nach
der Trocknung dazu führt,
dass die Lagerstabilität
und die Löslichkeit
leiden und beim Einsatz in Elektrolyten Trübungen durch Zinn(IV)-Bildungen
auftreten.
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Andere
physikalische Kenngrößen wie
Schüttgewicht,
Fließfähigkeit,
spezifische Oberfläche
und Korngrößenverteilung
spielen bislang bei der Herstellung von Zinn(II)-sulfat keine Rolle.
Untersucht man diese Kenngrößen an einer
Vielzahl von Chargen der kristallinen Ware, egal welchen Herstellers,
so kann man feststellen, dass die physikalischen Kennzahlen von
Charge zu Charge stark schwanken. Alle kommerziell erhältlichen
Zinn(II)-sulfate
sind hinsichtlich dieser physikalischen Kenngrößen un einheitlich, wohingegen
die chemischen Kennzahlen (Reinheit, Zinn(II)-Gehalt, Zinn(IV)-Gehalt,
Gehalte an Spurenelementen) relativ ähnlich sind.
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Die
Verwendung von Zinn(II)-sulfat für
die Reduktion von Chrom(VI) in Zement und Zement enthaltenden Massen
erfordert bei seiner Verwendung Produkteigenschaften, die von kristallinem,
bislang kommerziell erhältlichem
Zinn(II)-sulfat nur unzureichend eingehalten werden.
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Zinn(II)-sulfat
ist ein außerordentlich
effizientes Reduktionsmittel für
Chrom(VI), so dass nur geringe Mengen dem Zement zugesetzt werden
müssen,
um die gewünschten
niedrigen Chrom(VI)-Gehalte
sicher erzielen zu können.
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Erfahrungsgemäß werden
bei ca. 20 ppm Chrom(VI)-Gehalt im Zement ca. 0,025 Gew.-% Zinn(II)-sulfat
bezogen auf den Zement eingesetzt, um in der Anwendung auf einen
Restchrom(VI)-Gehalt von kleiner 2 ppm zu gelangen. Dies bedeutet,
dass dem Zement oder den Zement enthaltenden Massen pro 1.000 kg
ca. 0,25 kg Zinn(II)-sulfat zugesetzt werden müssen. Da die typischen Chrom(VI)-Gehalte
wesentlich tiefer liegen, kommen die Zementhersteller mit deutlich
geringerem Zinn(II)-sulfat Einsatz aus.
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Um
eine effiziente und durchgängige
Reduktion des Cr(VI)-Gehalts
zu erreichen, werden besondere Anforderungen an die technische Realisierung
der Dosierung derartig kleiner Mengen Additiv in einen großen Massenstrom
gestellt. Üblicherweise
wird ein dem Zementvolumenstrom angepasster Zinn(II)-sulfat Volumenstrom über spezielle
Dosieraggregate zugeführt.
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Schwankungen
im Schüttgewicht
führen
in diesem Fall dann zu Über-
oder Unterdosierungen. Letztere führen unter Umständen dazu,
dass die geforderten Grenzwerte nicht eingehalten werden können.
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Schwankungen
in der Fließfähigkeit
des Zinn(II)-sulfats erfordern einen besonderen technischen Aufwand
in den Dosieraggregaten, da eine reibungslose Dosierung jederzeit
sichergestellt sein muss. Zu feuchtes Zinn(II)-sulfat, "pappiges" Material führt zum
Ausfall der Dosierschnecken und damit letztlich zu teurem Anlagenstillstand.
Uneinheitliche Korngrößenverteilung
des Zinn(II)-sulfats fördert
die Schwierigkeiten in der Handhabung zusätzlich.
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Die
in
EP 1 533 287 A1 und
DE 202 07 178 U1 beschriebenen
Reduktionsmittelzusammensetzungen auf Zinn(II)-sulfat Basis dienen
letztlich nur dem Zweck, die Handhabung des Zinn(II)-sulfates im
Zementwerk oder in den Mischanlagen für Zement enthaltende Massen
zu vereinfachen und die oben geschilderten technischen Schwierigkeiten
zu umgehen.
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Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht demgemäß in der
Bereitstellung eines Zinn(II)-sulfats, welches sich insbesondere
durch folgende Eigenschaften auszeichnet:
- – einheitliche,
feine Teilchengrößenverteilung
- – einheitliches,
konstantes Schüttgewicht
- – hohe
Fließfähigkeit
bei
gleichzeitiger Wahrung aller anderen chemischen Kenndaten.
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Gegenwärtig stehen
nur die Überführung des
kristallinen Zinn(II)-sulfats in Dispersionen oder die Vermischung
mit Füllstoffen
als technische Lösungen
dem Anwender zur Verfügung.
Nachteilig ist hier insbesondere, dass diese Verfahren den Gesamtprozess
eher verteuern, da die Dispersionsherstellung zusätzliche chemische
Agentien benötigt
und die Vermischung mit Füllstoffen
ebenfalls zusätzliche
Substanzen in den Zement einbringt, die für die eigentliche Reduktionswirkung
nicht benötigt
werden. Hinzu kommt, dass beispielsweise Dispersionen nicht an allen
möglichen
Stellen des Zementherstellungspro zesses eindosiert werden können, was
die Flexibilität
des Anwenders einschränkt.
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Eine
Homogenisierung des kristallinen Zinn(II)-sulfats durch Vermahlung
ist zwar möglich,
muss jedoch unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen erfolgen, da durch
den notwendigen Energieeintrag eine Temperaturerhöhung auftritt,
die per se zwar nicht das Produkt schädigt, wohl aber zu einer erhöhten Oxidation
des Zinn(II)-sulfats und damit zu Qualitätsverlust führen kann. Hinzu kommt, dass
der Eintrag von Feuchtigkeit konsequent ausgeschlossen werden muss,
weil sonst das erzielte Zinn(II)-sulfat-Pulver sich wieder verfestigt
und verklumpt. Vermahlungen dieser Art sind nicht kostengünstig technisch
zu realisieren, was sie als Problemlösung wenig attraktiv erscheinen
lässt.
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Gewünscht ist
es, die Herstellung des Zinn(II)-sulfats so zu verändern, dass
ein Produkt mit dem gewünschten
pulvertechnischen Eigenschaftsprofil und hoher Homogenität zugänglich wird,
welches dann direkt dem Zement und den Zement enthaltenden Massen
zugesetzt werden kann.
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Die
vorgenannte Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch pulverförmiges Zinn(II)-sulfat
mit einer im Wesentlichen kugelförmigen
Struktur, einer Teilchengrößenverteilung
im Bereich von 1 bis 50 μm,
einem Schüttgewicht
von 0,1 bis 2 g/ml und einer Fließfähigkeit von wenigstens 85%.
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Das
erfindungsgemäße Zinn(II)-sulfat überwindet
die Anwendungsschwierigkeiten der bisher erhältlichen kristallinen Ware.
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Besonders
bevorzugt weist das erfindungsgemäße Zinn(II)-sulfat eine Teilchengrößenverteilung
im Bereich von 1 bis 50 μm,
insbesondere 10 bis 20 μm
auf während übliches
kristallisiertes Zinn(II)-sulfat eine Teilchengröße von 50 μm bis zu einigen Millimeter
aufweist.
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Bedingt
durch die im Wesentlichen kugelförmige
Struktur weist das erfindungsgemäße Zinn(II)-sulfat eine
hervorragende Fließ fähigkeit
auf. So konnte gefunden werden, dass die Fließfähigkeit bestimmt mit Hilfe eines
Haeggerman-Tischs wenigstens 85% insbesondere wenigstens 95% beträgt, während die
Fließfähigkeit des
kommerziell erhältlichen
Zinn(II)-sulfats aus der Kristallisation in einem Vergleichstest
nur eine Fließfähigkeit
von 20 bis 60% ergibt.
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Besonders
bevorzugt im Sinne der vorliegenden Erfindung ist ein Zinn(II)-sulfat
mit einem Zinn(II)-Gehalt von 50 bis 180 g/l, insbesondere 110 bis
160 g/l jeweils bezogen auf die übliche
Schüttmenge.
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Der
Gehalt an freier Schwefelsäure
beträgt
vorzugsweise bis zu 20 g/l, insbesondere bis zu 15 g/l, sodass auch
hier gegenüber
dem Stand der Technik ein relativ geringer Gehalt an Schwefelsäure zu verzeichnen ist,
das Produkt dennoch ausreichend lagerstabil ist.
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Überraschenderweise
ist dies möglich,
wenn man den Herstellungsprozess für Zinn(II)-sulfat wie folgt abwandelt:
Die
Auflösung
des elementaren Zinns und die gegebenenfalls erforderliche Aufreinigung
der Rohlösung
erfolgen beispielsweise nach dem bislang industrieüblichen
Verfahren.
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Die
so erhaltene Rohlösung
wird nun nicht direkt kristallisiert oder mit zusätzlicher
Schwefelsäure
versetzt, sondern durch geeignete Reaktionsführung und – soweit notwendig – durch
Zusatz von Neutralisationsmitteln auf folgende Spezifikation eingestellt:
- – Zinn(II)-Gehalt:
50 bis 180 g/l, vorzugsweise 110 bis 160 g/l und besonders vorteilhaft
auf 120 bis 150 g/l.
- – Gehalt
an freier Schwefelsäure:
kleiner 20 g/l, vorzugsweise kleiner 15 g/l und besonders vorteilhaft
kleiner 10 g/l.
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Als
Neutralisationsmittel kommen vorteilhafterweise Metallhydroxide,
Metallcarbonate oder Metalloxide, insbesondere der Erdalkalimetalle
oder Aluminium oder elementares Zinn zum Einsatz. Die Rohlösung kann
beispielsweise mit Alkali- oder Ammoniumhydroxiden oder Carbonaten
vorneutralisiert oder über
Zinnmetall gelagert werden. Besonders vorteilhaft ist der Einsatz
von Zinn(II) -hydroxiden oder Oxiden, damit kein Fremdmetall in
das Endprodukt eingetragen wird.
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Aus
der oben genannten
WO
2005/009917 A1 ist die Neutralisation von Eisensulfat unter
Einsatz auch von Erdalkalimetallionen oder Erdalkalimetallverbindungen,
insbesondere Calciumoxid, Calciumhydroxid und/oder Calciumcarbonat
zu Gips bekannt. Dementsprechend ist es auch mit Hilfe der vorliegenden
Erfindung möglich,
dass das erfindungsgemäße Zinn(II)-sulfat
eben diese Verbindungen enthält.
Da wie oben ausgeführt,
beispielsweise auch Eisen(II)-sulfat in den verschiedenen Hydratformen
als Reduktionsmittel für
den Chromatgehalt in Zementen bekannt ist, umfasst eine weitere
Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung auch entsprechende Abmischungen des erfindungsgemäßen Zinn(II)-sulfats mit an sich
bekannten Reduktionsmitteln wie Eisen(II)-sulfatheptahydrat (Grünsalz) und/oder
Eisen(II)-sulfatmonohydrat (Filtersalz) in beliebigen Mischungsverhältnissen.
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Eine
weitere Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung betrifft das Verfahren zur Herstellung
des erfindungsgemäßen Zinn(II)-sulfats
mit den folgenden Schritten:
- (a) Herstellen
einer Rohlösung
mit einem Zinn(II)-Gehalt von 50–180 g/l und einem Gehalt an
freier Schwefelsäure
kleiner 20 g/l durch Auflösen
von elementarem Zinn mit Schwefelsäure unter oxidativen Bedingungen,
und
- (b) anschließendes
trocknen der in Schritt (a) hergestellten Rohlösung in einem Sprühtrockner.
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Die
in Schritt (a) hergestellte Rohlösung
kann ggf. vor Schritt (b) aufgereinigt werden. Weiterhin kann ggf.
der Gehalt an freier Schwefelsäure
durch Neutralisation der in Schritt (a) erhaltenen Rohlösung mit
einem Neutralisationsmittel auf kleiner 20 g/l eingestellt werden.
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Als
besonders vorteilhaft stellt sich eine Reaktionsführung heraus,
die direkt eine Rohlösung
bereitstellt, deren freier Säuregehalt
im besonders vorteilhaften Konzentrationsbereich liegt.
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In
Schritt (b) wird die in Schritt (a) hergestellte Lösung vorzugsweise
nicht einer Kristallisation sondern einem Trocknungsverfahren zugeführt, welches
besonders schnell und schonend das Lösungsmittel verdampft und das
Zinn(II)-sulfat als Pulver von der Gasphase separiert. Als besonders
vorteilhaft hat sich der Einsatz von Sprühtrocknern herausgestellt.
Die voreingestellte Zinn(II)-sulfat-Lösung wird in den Kopf des Trockenturms
eingeführt
und über
eine Verteilerscheibe oder Düse
versprüht
und mit heißer
Luft beaufschlagt. Das entstehende Zinn(II)-sulfat. wird über einen
Zyklon oder andere geeignete Abtrennverfahren vom feuchten Gasstrom
separiert. Eine zusätzliche
Trocknung oder Konditionierung ist nicht mehr erforderlich.
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Durch
entsprechende Einstellung der Dosierraten und durch die Temperaturführung können die
pulvertechnischen Eigenschaften des Zinn(II)-sulfats beeinflusst
werden. Besonders vorteilhaft ist darüber hinaus, dass die Sprühtrocknung
als kontinuierliches Verfahren der Kristallisation als Batchverfahren
hinsichtlich der Einheitlichkeit des Produktes deutlich überlegen
ist.
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2 zeigt
ein Zinn(II)-sulfat, das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren gewonnen wurde.
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Untersucht
man die Eigenschaften des so gewonnenen Zinn(II)-sulfates, so lassen sich im Vergleich die
in Tabelle 1 erfassten physikalische Eigenschaften ermitteln: Tabelle 1:
Eigenschaft | Zinn(II)-sulfat
aus Kristallisation | Zinn(II)-sulfat
aus Sprühtrocknung |
Teilchengrößenverteilung | Ca.
50 μm bis
einige mm | Ca.
10 bis 20 μm |
Schüttgewicht | 1,3
bis 2,2 g/ml | 0,8
bis 1,2 g/ml |
BET
Oberfläche | 0,06
m2/g | 1,2
m2/g |
Fließfähigkeit | 20
bis 60% | > 95% |
Optisches
Aussehen | Kristallnadeln | Pulver |
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Mit
dem durch Sprühtrocknung
hergestellten Zinn(II)-sulfat-Pulver steht ein Produkt zur Verfügung, welches
die Anwendungsschwierigkeiten der kristallinen Ware eliminiert.
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Durch
die kontinuierliche Herstellweise wird ein Produkt erhalten, welches über zahlreiche
Chargen fast identische Schüttgewichte
liefert. Im Produktionsversuch wurde ein Schüttgewicht von 1,1 g/ml über zahlreiche
aufeinander folgende Chargen erzielt, wohingegen die Kristallisation
eine Variationsbreite von plus-minus 0,4 g/ml aufwies. Fehl- oder
Unterdosierungen können
damit ausgeschlossen werden.
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Die
Fließfähigkeit
des Zinn(II)-sulfats konnte deutlich erhöht werden. Wie sich aus den
REM Aufnahmen zwanglos ergibt, weist das bekannte kristalline Material
eine nadelförmige
Struktur auf, wohingegen die erfindungsgemäß sprühgetrocknete Ware eine im Wesentlichen
kugelförmige
Struktur aufweist. Entsprechende Tests mit Hilfe des Haeggerman-Tisches
belegen, dass das kugelförmige
Zinn(II)-sulfat mit über
95% eine deutlich erhöhte
Fließfähigkeit
gegenüber
dem kristallinen Material aufweist. Im kristallinen Zinn(II)-sulfat schwanken
die Messwerte für
die Fließfähigkeit
von Charge zu Charge deutlich und sind insgesamt deutlich niedriger
als für
die pulverförmige
Ware.
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Die
chemischen Eigenschaften für
beide Produkte sind im Wesentlichen gleich.
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Mit
dem erfindungsgemäßen Herstellverfahren
kann eine pulverförmige
Produktmodifikation zur Verfügung
gestellt werden, das den Anforderungen des Einsatzes als Chrom(VI)
Reduktionsmittel in der Zementindustrie deutlich besser gerecht
wird, als die kristalline Modifikation.
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Eine
weitere Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung umfasst die Verwendung des oben beschrieben
Zinn(II)-sulfats zur Reduktion des löslichen Chromatgehalts in Zement
und zementhaltigen Massen. Besonders bevorzugt im Sinne der vorliegenden
Erfindung wird dabei dem Zement oder der zementhaltigen Masse 0,05
bis 1 kg, insbesondere 0,1 bis 0,5 kg jeweils bezogen auf 1.000
kg Zement zugegeben. Eine zu geringe Menge an Zinn(II)-sulfat hat dabei
nicht die gewünschte
Wirkung während
eine zu große
Menge an Zinn(II)-sulfat wirtschaftlich unsinnig ist.
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Das
erfindungsgemäße Zinn(II)-sulfat
kann dem pulverförmigen
Zement nach dem Mahlen und vor dem Abfüllen in Verpackungen oder Schüttgutbehälter oder
Transportbehälter
zugegeben werden. Alternativ dazu ist es auch möglich, das Zinn(II)-sulfat
dem Zement beim Mischen mit Wasser und/oder Sand unmittelbar vor
dem Vermischen mit Wasser und/oder Sand oder unmittelbar nach dem
Vermischen mit Wasser und/oder Sand zuzusetzen.
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In
allen Einsatzformen ist es möglich,
das Zinn(II)-sulfat in trockner Form oder in Form einer Suspension
zuzusetzen.
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Eine
weitere Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung betrifft eine Zubereitung aus Zement
und Zinn(II)-sulfat, die gegebenenfalls auch weiterhin Wasser und/oder
Sand enthält.