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Die
Erfindung bezieht sich auf Multipolsysteme, die mit Hochfrequenzspannungen
betrieben werden und als Ionenleitsysteme zum Sammeln oder Weiterleiten
von Ionen dienen.
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Die
Erfindung besteht darin, durch eine Vergrößerung der Inhomogenitäten der
elektrischen Hochfrequenzfelder vor den polbildenden Elektroden der
Ionenleitsysteme eine Vergrößerung des
Massenbereiches für
die wirksame Leitung der Ionen zu erzielen, dabei aber in Achsennähe ein möglichst ausgeprägtes Minimum
des Pseudopotentials zu erhalten. Besonders günstige Ionenleitsysteme dieser Art
erlauben die Einschaltung eines axialen Gleichfeldes zum aktiven
Transport der Ionen.
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Stand der
Technik
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Seit
mehr als zwei Jahrzehnten werden Hochfrequenz-Multipol-Stabsysteme
als Ionenleitsysteme eingesetzt. Besonders bekannt sind Hochfrequenz-Quadrupol-Stabsysteme
mit vier Polstäben nach
Wolfgang Paul, aber es werden auch gerne Hexapol- oder Oktopol-Stabsysteme
eingesetzt. Die Stabsysteme können
aus runden Polstäben
bestehen, günstiger
sind jedoch Stäbe
mit hyperbolischen Formen, insbesondere für Quadrupol-Stabsysteme.
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Die
Multipolsysteme beruhen auf der Wirkung so genannter „Pseudopotentiale", die sich in inhomogenen
Wechselfeldern ergeben. Ein Wechselfeld an der Spitze eines Drahtes,
dessen Feldstärke bekanntlich
mit 1/r2 abfällt, oder auch das Wechselfeld
um einen langen Draht, das mit 1/r abfällt, reflektiert sowohl positive
wie auch negativ geladene Teilchen. Der Grund dafür ist, dass
das Teilchen im Wechselfeld des Drahtes schwingt. Es erlebt dabei, unabhängig von
seiner Ladung, seine größte Abstoßung vom
Draht genau dann, wenn es sich am Punkt seiner Schwingung mit der
kleinsten Distanz zum Draht befindet, also im Punkt höchster Feldstärke, und
die größte Anziehung
dann, wenn es sich im weitest entfernten Punkt befindet, also im
Punkt geringster Feldstärke
auf seiner Bahn. Integriert über
die Zeit, ergibt sich so eine Abstoßung des Teilchens von der
Spitze weg. Das durch zeitliche Integration gewonnene Abstoßungsfeld
kann durch das „Pseudopotential" beschrieben werden,
das dem Quadrat der Wechselfeldstärke proportional ist. Daraus
kann durch Ableitung ein elektrisches „Pseudokraftfeld" gewonnen werden.
Für die
Drahtspitze fällt
das abstoßende
Pseudopotential mit 1/r4, für den langen Draht
mit 1/r2 nach außen ab, ist aber in beiden
Fällen
noch umgekehrt proportional abhängig
von der Masse der Ionen und dem Quadrat der Frequenz.
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Hat
man zwei Drahtspitzen nebeneinander, die mit den beiden gegenläufigen Phasen
einer Hochfrequenzspannung belegt werden, so stoßen beide Spitzen für sich geladene
Teilchen ab. Ihre gemeinsame Wirkung verstärkt sich. Das Wechselfeld dieses
Dipols fällt
aber bereits stärker
als nur mit 1/r2 ab. Ordnet man ein ganzes
zweidimensionales Feld aus Drahtspitzen an, wobei jeweils benachbarte
Spitzen in beiden Dimensionsrichtungen mit verschiedenen Phasen
der Hochfrequenzspannung beaufschlagt werden, so erhält man eine
Fläche,
die Teilchen beider Polaritäten
auf kurze Distanz abstößt und so
reflektiert. Es handelt sich dabei nicht um eine spiegelnde, sondern
eine diffuse Reflektion. In einem Abstand vor diesem Feld, der groß ist gegenüber dem
Abstand der Spitzen zueinander, ist praktisch kein Feld mehr zu
spüren.
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Auch
das Feld, das von langen, parallel angeordneten Drähten ausgeht,
bildet einen Ionenreflektor, wenn jeder zweite Draht mit der einen
Phase der Hochfrequenzspannung, die übrigen Drähte mit der anderen Phase belegt
werden. Ein Gemisch aus Spitzen und Drähten ist ebenfalls möglich, so
etwa ein Maschennetz, wobei sich in jeder Masche eine Drahtspitze
befindet.
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Die
Fläche
aus parallelen Drähten
ergibt ebenfalls ein Wechselfeld, das eine nur kurze Reichweite
in den Raum außerhalb
der Fläche
hat. Die Reflektion ist in Längsrichtung
der Drähte
spiegelnd, in Querrichtung diffus. Bei einer unendlich ausgedehnten
Anordnung fällt
das Feld nach außen
zu in etwa exponentiell ab. Herrscht an der Oberfläche eines Stabes,
der einen Radius von einem Zehntel des Abstandes der Drähte hat,
ein Feld der Stärke
F so herrscht in einer Entfernung von einem Drahtabstand nur noch
5 % der Feldstärke
F in einer Entfernung von zwei Drahtabständen nur noch 0,2 % der Feldstärke F in
einer Entfernung von drei Drahtabständen nur noch 0,009 % der Feldstärke F. Das
abstoßende Pseudopotential,
das dem Quadrat dieser Feldstärke proportional
ist, fällt
daher noch schärfer
ab.
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Die
reflektierende Wirkung von Hochfrequenzspannungen an bipolaren Spitzen-
oder Drahtgittern wurde bereits in
US 5,572,035 A (J. Franzen) beschrieben. Die
Multipol-Stabsysteme
sind Grenzfälle
solcher auf parallelen Drähten
aufgebauter Reflektionswände,
wobei die Drähte
eine zylindrische Wand bilden.
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Betrachtet
man das Pseudopotential im Querschnitt eines Quadrupol-Stabsystems,
so weist es in der Achse des Stabsystems ein Minimum aus. Das Pseudopotential
steigt von der Achse ausgehend nach allen Seiten hin quadratisch
an. Das rotationssymmetrisch-parabelförmige Minimum des Pseudopotentials
im Querschnitt bildet längs
der Achse des Stabsystems eine Potentialrinne. Wird ein solches
Stabsystem mit einem Stoßgas
in einem Druckbereich von 0,01 bis 1 Pascal befüllt, so geben eingeschossene
Ionen durch Stöße mit diesem
Stoßgas
ihre kinetische Energie weitgehend ab und sammeln sich mit nur noch
thermischer Energie in dieser Potentialrinne längs der Achse. Diese Wirkung
ist auch bei langsamem Durchflug der Ionen zu beobachten. Dieser
Vorgang, seit den frühen
80er Jahren des vorigen Jahrhunderts bekannt, wird inzwischen „Stoßfokussierung" genannt.
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Die
Stoßfokussierung
hat für
die meisten modernen Massenspektrometern eine hohe Bedeutung. Der
Einschuss von Ionen in eine nächste
Stufe eines Massenspektrometers, beispielsweise in ein nächstes Ionenleitsystem
oder in einen Ionenanalysator, hängt
praktisch immer vom Strahlquerschnitt der Ionen ab. Ein sehr feiner
Strahlquerschnitt, wie er durch die Stoßfokussierung erzeugt wird,
ist in praktisch allen Fällen
von Vorteil. Das gilt für
einen Einschuss in ein Quadrupol-Massenfilter genauso wie für den Einschuss
in eine Ionenfalle, in ganz besonderem Maße gilt es für den Einschuss
in ein Flugzeitmassenspektrometer mit orthogonaler Ionenauspulsung
in die Flugstrecke.
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Die
für die
Führung
von Ionen verwendeten Stabsysteme sind im allgemeinen sehr schlank
und lang, um die Ionen in einem Gebiet sehr kleinen Durchmessers
zu konzentrieren. Sie können
dann vorteilhaft mit niedrigen Hochfrequenzspannungen betrieben
werden und bilden einen guten Ausgangspunkt für die weitere ionenoptische
Abbildung der Ionen. Der lichte zylindrische Innenraum hat oft nur etwa
2 bis 4 Millimeter Durchmesser, die Stäbe sind weniger als einen Millimeter
dick, und das System ist 2 bis 25 Zentimeter lang. Unter „langen" Polstäben sollen
hier solche Polstäbe
verstanden werden, die länger
sind als der Scheitelabstand zwischen gegenüberliegenden Polstäben.
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Unter
dem Begriff „Masse" werde hier immer die „ladungsbezogene
Masse" m/z verstanden,
die allein in der Massenspektrometrie eine Rolle spielt, und nicht
einfach die „physikalische
Masse" m. Die Zahl
z gibt die Anzahl der Elementarladungen an, also die Anzahl der überschüssigen und
nach außen als
Ionenladung wirksamen Elektronen oder Protonen des Ions. Ausnahmslos
kann in allen Massenspektrometer immer nur die ladungsbezogene Masse
m/z gemessen werden, nicht die physikalische Masse m selbst. Die
ladungsbezogene Masse ist der Massenbruchteil pro Elementarladung
des Ions.
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Es
ist bekannt, dass alle Hochfrequenz-Stabsysteme eine untere Massengrenze
für die
Speicherung oder Weiterleitung der Ionen haben. Bei Quadrupol-Stabsystemen
ist diese Massengrenze scharf ausgeprägt, bei höheren Multipolen weniger scharf.
Die Massengrenze hängt
dabei von der Frequenz und der Amplitude der Hochfrequenzspannung
ab. Sie ist reziprok proportional zum Quadrat der Frequenz und proportional
zur Amplitude. Bei einer festgelegten Frequenz bestimmt also die
Amplitude der Hochfrequenzspannung die untere Massengrenze. Möchte man
auch leichte Ionen ohne Verluste weiterleiten, so muss man die Amplitude
der Hochfrequenzspannung klein wählen.
Die untere Massengrenze ergibt sich aus dem Stabilitätsbereich
der Mathieuschen Differentialgleichung für die Bewegung der Ionen in
Hochfrequenz-Quadrupolfeldern. Für leichte
Ionen kann sich kein Pseudopotential ausbilden, weil diese leichten
Ionen bereits in einer Halbperiode der Hochfrequenzspannung so beschleunigt werden,
dass sie entweder bereits in einer einzigen Halbperiode aus dem
Speicherfeld herauskatapultiert werden, oder dass sie durch Aufschaukelung
in mehreren Halbperioden diese Katapultierung erleben.
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Weniger
bekannt ist die Existenz einer oberen Massengrenze in Quadrupol-Stabsystemen.
Aus den Mathieuschen Differentialgleichungen ergibt sich lediglich,
dass die rücktreibenden
Kräfte
des Pseudopotentials für
schwere Ionen kleiner sind als für
leichte Ionen: Die rücktreibenden
Kräfte
sind proportional zum reziproken Wert der Masse des Ions. Das hat
zur Folge, dass sich leichte Ionen in der Achse sammeln, weil das
fokussierende Pseudopotential für
sie stärker
ist, und schwerere Ionen sich leicht außerhalb der Achse einfinden,
von den leichteren Ionen durch Coulombsche Abstoßung auf Abstand gehalten.
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Für ein Quadrupol-Stabsystem,
dass unter Hochvakuumbedingungen arbeitet, macht sich die obere
Massengrenze nur beim Einschuss und bei Überfüllung bemerkbar. Bereits bei
leicht schrägem Einschuss
kann das schwache Pseudopotential für schwere Ionen diese nicht
mehr zur Achse hin zurücklenken,
sie treffen die Stäbe
und scheiden aus. Bei Überfüllung werden
die schweren Ionen durch die Raumladung bis an die Stäbe getrieben.
Ist das Quadrupol-Stabsystem
mit einem Stoßgas
befüllt,
so kommen zwei weitere Komponenten hinzu: die durch Gasstöße bewirkte
thermische Diffusion, die schwere Ionen wegen des schwachen Pseudopotential-Gegenfeldes
bis an die Polstäbe
treiben kann, und die Stoßkaskaden
bei höherenergetisch
eingeschossenen Ionen, deren seitliche Ablenkwinkel sich zufällig so
addieren können,
dass die Ionen an die Polstäbe prallen.
Beide Effekte führen
zu erheblichen Verlusten an schwereren Ionen. Des Weiteren werden schwere
Ionen beim Ausschuss aus dem Ionenleitsystem diskriminiert, weil
sie sich nicht in der Achse befinden.
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Die
obere Massengrenze ist nicht scharf begrenzt, schwächt aber
die Intensität
schwerer Ionen so stark, dass sie nicht mehr gut massenspektrometrisch
nachweisbar sind. Als Faustregel kann man für ein Quadrupol-Stabsystem
sagen, dass bei Einschuss eines Ionengemischs die Ionen, deren Masse größer als
das Zwanzigfache der unteren Massengrenze sind, durch Verluste stark
geschwächt
nicht mehr gut gemessen werden können.
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Die
Existenz der oberen Massengrenze ist besonders störend im
Gebiet der Peptidanalyse in der Proteomik. Hier möchte man
neben einzelnen Aminosäure-Ionen,
den so genannten „Immonium-Ionen", den Massenbereich
der so genannten Verdaupetide bis etwa 5000 Dalton messen. Stellt
man aber die untere Massengrenze auf etwa 50 Dalton ein, so folgt
eine obere Massengrenze von etwa 1000 Dalton, völlig unakzeptabel für diese
Art der Analysen. Der Einsatz von Flugzeitmassenspektrometern mit orthogonalem
Ioneneinschuss, die besonders auch wegen des hohen Massenbereichs
verwendet werden, wird dadurch konterkariert.
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Ein
Ausweg ist die Verwendung von Hexapol- oder Oktopol-Stabsystemen.
Diese besitzen günstigere
Pseudopotentialverteilungen für
schwerere Ionen mit einem steileren Anstieg des Potentials außerhalb
der Achse vor den Polstäben,
aber mit einem flachen Potentialtopfboden in der Nähe der Achse.
Das ausgeprägte
Minimum des Pseudopotentials, das in der Achse eines Quadrupolfelds
herrscht, existiert hier nicht. Die Ionen sammeln sich nicht mehr
so gezielt in der Achse dieser Systeme und können daher nicht mehr so günstig in
nachfolgende Systeme eingeschossen werden. Die Stoßfokussierung
ist schwächer.
Der Betrieb von Flugzeitmassenspektrometern mit orthogonalem Ioneneinschuss
leidet unter einem schlechteren Auflösungsvermögen, weil der erforderliche
feine Querschnitt des Ionenstrahls nicht mehr erreicht werden kann.
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Besonders
bei Oktopol-Stabsystemen können
sich bei stärkerer
Beladung mit Ionen die schwereren Ionen weit außerhalb der Achse dicht vor
den Stäben
sammeln, weil sie durch die Raumladung dorthin getrieben werden.
Diese ladungsabhängige Verteilung
der Ionen im Inneren ist sehr ungünstig. Sie kann sogar eintreten,
wenn gar keine leichten Ionen im Ionengemisch vorhanden sind; die
reine Coulombsche Abstoßung
zwischen den schweren Ionen genügt.
Die Ionen versammeln sich auf der Oberfläche eines Zylinders; eine Stoßfokussierung
tritt hier überhaupt
nicht ein, wenn eine Grenzionendichte überschritten wird.
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Aufgabe der Erfindung
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Es
ist die Aufgabe der Erfindung, ein Ionenleitsystem bereitzustellen,
dass einerseits eine gute Stoßfokussierung
mit Sammlung der Ionen in der Achse bietet, andererseits aber schwere
Ionen möglichst
wenig durch Ionenverluste diskriminiert.
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Kurze Beschreibung
der Erfindung
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Es
ist die Grundidee der Erfindung, vor den Polstäben eines multipolaren, vorzugsweise
eines quadrupolaren Hochfrequenz-Ionenleitsystems, die nach bisherigem
Stand der Technik massiv sind und glatte Oberflächen besitzen, eine stärker inhomogene
Feldverteilung zu erzeugen. Das kann durch eine strukturierte Oberfläche der
Polstäbe
geschehen. Das kann insbesondere dadurch erreicht werden, dass statt
der massiven Polstäbe
nunmehr komplexe Gebilde verwendet werden, die hier als „Polelektrodensysteme" bezeichnet werden.
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Die
Oberflächen
der Polelektrodensysteme sollen aus Gittern von Strukturelementen
bestehen und jeweils nebeneinander liegende Strukturelemente sollen
mit verschiedenen Hochfrequenzspannungen beschickt werden, so dass
vor jedem Polelektrodensystem ein Nahfeld entsteht, das aus den
stark inhomogenen elektrischen Hochfrequenz-Dipolfeldern zwischen
den Strukturelementen gebildet wird, und ein Fernfeld, das sich
aus den über
die Flächen der
Strukturelemente gemittelten Hochfrequenzspannungen ergibt. Dieses
Gitter kann aus sehr feinen punktförmigen Strukturelementen bestehen,
es bildet dann ein „Punktgitter", oder aus eindimensional ausgedehnten
linienförmigen
Strukturelementen, wodurch ein „Strichgitter" entsteht.
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Das
Fernfeld entspricht dem Feld, das nach bisherigem Stand der Technik
durch die glatten Polstäbe
aufgespannt wird. Daraus entsteht bei vier Polelektrodensystemen
ein entsprechendes Quadrupolfeld.
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Die
Gitter der Strukturelemente auf den Polelektrodensystemen können insbesondere
auch „multipolare
Gitter" sein, was
bedeutet, dass jeweils nebeneinander liegende Strukturelemente jedes
Polelektrodensystems zu jeweils verschiedenen Strukturelemente-Ensembles
gehören,
dass die Strukturelemente eines Strukturelemente-Ensembles elektrisch
zusammengeschaltet sind, und dass die verschiedenen Strukturelemente-Ensembles
jeweils getrennt mit Hochfrequenzspannungen beschickt werden. Es
können
insbesondere für
jedes Polelektrodensystem genau zwei solcher Strukturelemente-Ensembles
vorhanden sein, woraus sich ein „bipolares Gitter" ergibt.
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Ein
Fernfeld existiert nur dann, wenn sich die angelegten Hochfrequenzspannungen
nicht im Nahfeld vollkommen kompensieren, sondern wenn eine der
angelegten Hochfrequenzspannungen überwiegt und in der Ferne wirken
kann. An einem bipolaren Gitter beispielsweise wird ein nicht verschwindendes Fernfeld
dadurch erzeugt, dass entweder zwei Hochfrequenzspannungen gleicher
Frequenz aber verschiedener Amplitude angelegt werden, oder dass ein
Gemisch von Hochfrequenzspannungen verschiedener Frequenzen verwendet
wird, die sich nicht alle im Nahfeld neutralisierend kompensieren, oder
auch dadurch, dass die Strukturelemente ungleich groß sind oder
ungleich weit von einer virtuell überspannenden Oberfläche des
Polelektrodensystems entfernt sind. Es kann auch ein Gemisch verschiedenartiger
Hochfrequenzspannungen und Strukturelemente vorliegen. Insbesondere
können beispielsweise
auch zwei Hochfrequenzspannungen gleicher Amplitude und Frequenz,
aber mit einer von 180° abweichenden
Phasenlage zueinander verwendet werden, wobei nur ein Teil der Amplituden
im dipolaren Feld unsymmetrisch angeordneter Strukturelemet-Ensembles
kompensiert werden und ein Rest für das Fernfeld übrig bleibt.
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Es
ist also eine Idee der Erfindung, die glatten Stäbe bisheriger Multipol-Stabsysteme
durch Polelektrodensysteme zu ersetzen, deren Oberflächen eine
Strukturierung mit dicht aneinander liegenden nulldimensionalen
(spitzen) oder eindimensionalen (draht- oder kantenförmigen)
Strukturelementen aufweisen, wobei die Kanten oder Spitzen die bisherige
Form der glatten Staboberflächen
nachformen. Durch Beschaltung mit Hochfrequenzspannungen soll im
Nah bereich ein Dipolfeld und im Fernbereich ein Fernfeld ähnlich dem
der bisher verwendeten Stäbe
erzeugt werden. Dadurch besitzen sie im Nahbereich vor der virtuell
aufgespannten Oberfläche
ein stärker
imhomogenes elektrisches Nahwechselfeld als es durch die glatte
Oberfläche
der Stäbe
geformt werden würde.
Es können
damit schwere Ionen bei Annäherung
an die Polelektrodensysteme besser zurückgetrieben werden, während sich
in Achsennähe ein
multipolares Feld bisheriger Ausprägung mit niedrig liegender
unterer Massengrenze ausbilden lässt.
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Es
ist eine weitere Idee der Erfindung, in einer sehr einfache Ausführungsform
wie bisher massive Polstäbe
zu verwenden, deren Oberflächen
aber zu einem Feld von Kanten oder Spitzen mit eingeschlossenen
Vertiefungen umzuformen, beispielsweise durch das Einfräsen von
Rillen. Auch hier werden an den Kanten oder Spitzen inhomogenere Wechselfelder
erzeugt, als das an glatten Oberflächen der Fall wäre. Es lassen
sich so Quadrupolsysteme herstellen, deren obere Massengrenze bei
dem 30- bis 40-fachen der unteren Massenschwelle liegt.
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Kurze Beschreibung
der Abbildungen
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1 gibt
ein Quadrupol-Ionenleitsystem nach dem bisherigen Stand der Technik
mit vier hyperbolisch geformten Polstäbe (1, 2, 3, 4)
wieder.
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2 zeigt
nur die beiden Polstäbe
(1) und (2) des Quadrupol-Ionenleitsystems der 1,
wodurch die hyperbolisch geformten Oberflächen sichtbar werden.
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In 3 sind
die hyperbolisch geformten Oberflächen der Polstäbe aus 2 durch
linear ausgedehnte Elektroden in Drahtform ersetzt, wodurch sich
statt der Polstäbe
nunmehr die Polelektrodensysteme (11) und (12)
ergeben. Die Elektrodendrähte
sind hier parallel zur Achse des Ionenleitsystems aufgespannt.
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4 gibt
eine Ersetzung der Staboberflächen
durch ein System von Elektrodendrähten wieder, die senkrecht
zur Achse des Ionenleitsystems angeordnet sind. Es entstehen Polelektrodensysteme
(21) und (22).
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5 zeigt
eine Beschaltung der Polelektrodensysteme der 3 mit
den Spannungen U1 bis U4.
Es existieren für
das Polelektrodensystem (11) zwei Elektroden-Ensembles (11a)
und (11b), die jeweils an einer Spannung U1 oder
U2 liegen und ein bipolares Gitter bilden.
Auch das Polelektrodensystem (12) ist als bipolares Gitter
geschaltet.
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6 zeigt
ein Rundstabsystem in Dodekapolform. Durch eine besondere Beschaltung
wird aber kein Dodekapolfeld, sondern ein Quadrupolfeld erzeugt,
wobei die Stabgruppen (31, 32, 33), (34, 35, 36),
(37, 38, 39) und (40, 41, 42)
je ein Polelektrodensytem im Sinne dieser Erfindung darstellen.
Zwischen je zwei benachbarten Polstäben herrscht jeweils die Wechselspannungsdifferenz
2U/3, wodurch die Dipolfelder aufgespannt werden. Die Stabpaare (32, 38)
mit Spannung +U und (35, 41) mit Spannung –U liefern
den Hauptteil des Quadrupolfeldes.
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7 gibt
wieder, wie die Spannungen für das
Stabsystem der 6 durch eine einzige Sekundärwicklung
eines Hochfrequenztransformators erzeugt werden können.
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8 stellt
zwei gegenüberliegende
Polelektrodensysteme (53) und (54) dar, die aus
lamellenförmigen
Elektroden aufgebaut sind. Jedes Lamellensystem besteht aus zwei
Elektroden-Ensembles (51) und (52), die eine Art
bipolares Gitter aufspannen, wobei aber die Elektroden des einen
Elektrodenensembles (52) nicht bis an die virtuell aufgespannte
Oberfläche
(54) heranreichen. Durch diese geometrische Unsymmetrie überwiegt
im Fernfeld der Einfluss des Elektroden-Ensembles (51),
wenn zwei gegenpolige Hochfrequenzspannungen gleicher Amplitude
an die beiden Elektroden-Ensembles angelegt werden.
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9 gibt
zwei Elektrodenbleche wieder, die zu einem Quadrupol-Ionenleitsystem,
das diese Erfindung verwirklicht, zusammengesetzt werden können. Die
beiden Elektrodenbleche sind in ihrer Form vollkommen identisch
und nur um 90° gegeneinander
gedreht. Sie können
zwei Elektroden-Ensembles aufbauen, die je aus Elektrodenblechen
(62) und (63) bestehen.
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In 10 sind
die Elektrodenbleche der 9 zu einem Ionenleitsystem zusammengesetzt. Werden
die beiden Polelektroden-Ensembles mit zwei gegenpoligen Hochfrequenzspannungen
gleicher Amplitude beschaltet, so entsteht im Inneren ein geschwächtes Quadrupolfeld,
weil die Elektroden beider Elektroden-Ensembles (ähnlich wie
in 8) mit verschiedenen Abständen an die virtuell aufgespannten
Oberflächen
heranreichen.
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11 zeigt
die elektrischen Feldlinien eines bipolaren Drahtgitters (71–75),
das mit den beiden Hochfrequenzspannungen US = +A cos(ωt) und U6
= –(A/2)cos(ωt) beschickt
wird. Es bildet sich ein Fernfeld (76), das einer Beschickung
aller Drähte
mit +A/2cos(ωt)
entspricht, im Nahbereich (77) überlagert von einem Dipolfeld.
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Beste Ausführungsformen
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Eine
einfache Ausführungsform
der Erfindung besteht darin, die bisher benutzten Polstäbe durch
jeweils ein bipolares Drahtgitter zu ersetzen und die Oberflächen der
Polstäbe
mit dem Gitter nachzuformen, wie in 3 und 5 gezeigt.
Die Drähte
sind hier parallel zur Achse des Ionenleitsystems gespannt. Die
Drähte
des Polelektrodensystems können
dabei selbstverständlich
auch durch ein Lamellensystem aus Elektrodenblechen ersetzt werden.
Ein Lamellensystem führt
zu den gleichen elektrischen Feldern vor der Oberfläche des
Polelektrodensystems. Ein Lamellensystem hat den Nachteil einer
größeren elektrischen
Kapazität;
es erfordert daher einen stärkeren
Hochfrequenzgenerator. Es hat den Vorteil einer leichten mechanischen
Fixierbarkeit der Lamellen, beispielsweise durch Abstand haltende
Isolatoren. Ein Drahtsystem dagegen hat leichte Schwierigkeiten
mit der mechanischen Fixierung der Drähte, ohne isolierende Flächen zu
bieten, die sich durch auftreffende Ionen aufladen können.
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Eine
Beschaltung eines bipolaren Gitters (11) in 5 kann
im allgemeinen Fall mit den Spannungen U1 =
A1cos(ω1t) + A3cos(ω3t) und U2 = A2cos(ω2t) – A3cos(ω3t) erfolgen. Dabei kompensieren sich die
beiden gegenpoligen Spannungen ±A3cos(ω3t) völlig
im Nahbereich und bilden dabei das dipolare Nahfeld. Das quadrupolare
Fernfeld zwischen den vier Polelektrodensystemen wird durch den
Spannungsanteil A1cos(ω1t)
+ A2cos(ω2t) gebildet, wobei vorzugsweise die beiden
Frequenzen ω1 und ω2 gleich gewählt werden. Die Amplitude A2 kann auch zu Null gewählt werden. Die Frequenz ω3 für das
Dipolfeld muss nicht mit der Frequenz des Fernfeldes übereinstimmen.
Es kann günstig
sein, die Frequenz ω3 des dipolaren Nahfeldes geringer zu wählen die
Frequenz ω1 des Fernfeldes, um eine stärker abstoßende Kraft
für schwere
Ionen dicht vor den Polelektrodensystemen zu erzeugen.
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Das
elektrische Feld vor dem bipolaren Gitter (71–75),
das angenähert
einem Ausschnitt des Gitters in 5 entspricht,
ist für
eine bestimmte Spannungsbeschaltung in 11 gezeigt.
Die beiden Spannungen sind hier US = A1cos(ω1t) und U6 = –(A1/2)cos(ω1t). Dabei kompensieren sich die Spannungsanteile ±(A1/2)cos(ω1t) aus den Spannungen US und U6 im dipolaren
Nahfeld, während
der Spannungsanteil (A1/2)cos(ω1t) aus US für das Fernfeld übrig bleibt.
Vor jeder der Drahtelektroden (71–75) bildet sich ein
stark inhomogenes Feld, das erfindungsgemäß die schweren Ionen zurücktreibt.
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Ganz ähnliche
Nah- und Fernfelder lassen sich vor der Elektrodenstruktur in
4 aufbauen. Hier
sind die drahtförmigen
Elektroden des Polelektrodenensembles quer zur Achse des Ionenleitsystems
angeordnet. Auch hier lassen sich die Elektrodendrähte als
Elektrodenlamellen ausführen.
Eine besondere Beschaltung der einzelnen Elektroden lässt es hier
sogar zu, dem Hochfrequenzfeld ein axial gerichtetes Gleichfeld
zu überlagern,
wodurch ein aktiver Antrieb der Ionen durch das Ionenleitsystem möglich wird.
Ein solcher aktiver Vortrieb ist bereits aus dem oben zitierten
US 5,572,035 A für Ringelektrodensysteme,
und aus DE 10 2004 048 496.1-54 für Blendenstapel mit nicht-runden Öffnungen
bekannt. In diesen Blendenstapeln lassen sich ebenfalls quadrupolare
elektrische Hochfrequenzfelder aufbauen.
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Die
beiden gitterartigen Strukturelement-Ensembles solcher Polelektrodensysteme
nach 3, 4 oder 5 lassen
sich relativ leicht erstellen, wenn statt des Vollstabes ein Elektrodengebilde
aus einzelnen blechartigen Metallelektroden aufgebaut wird, die
sich in Längs- oder Querrichtung
isoliert voneinander stapeln. Haben die blechartigen Elektroden
glatte Kanten, so entsteht ein Kantensystem, sind die Kanten dagegen
zu einzelnen Zacken aufgelöst,
so entsteht sogar ein Spitzensystem. Zur Verminderung der elektrischen
Kapazität
lassen sich die blechartigen Metallelektroden filigran so formen, dass
nur jeweils kleine Flächenstücke nebeneinander
stehen. Mit einem Elektrodenstapel, dessen Elektrodenbleche in Querrichtung
angeordnet sind, lässt
sich auch, wie oben angedeutet, leicht ein elektrisches Gleichfeld
in Achsenrichtung überlagern.
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Ein
nicht verschwindendes Fernfeld vor einem bipolaren Gitter kann durch
zwei verschiedene Amplituden der Hochfrequenzspannungen erzeugt werden,
so dass in einer Entfernung vor der Oberfläche des Elektrodengebildes
eine der beiden Hochfrequenzspannungen überwiegt. Es können aber
auch zwei gegenpolige Hochfrequenzspannungen an die beiden Ensembles
eines Elektrodengebildes in gleicher Stärke angelegt werden, wenn die
Strukturelemente eines Ensembles weniger weit an die Oberfläche des
Elektrodengebildes heranreichen, wie es schematisch in 7 gezeigt
wird. Auch hier überwiegt
in einer Entfernung vor der Oberfläche das Feld einer Hochfrequenzspannung,
und zwar der Hochfrequenzspannung an dem hervorstehenden Elektroden-Ensemble
(51), wenn auch geschwächt.
Es lässt sich
dann beispielsweise im Inneren eines Systems aus vier solchen Elektrodengebilden
ein relativ schwaches quadrupolares elektrisches Wechselfeld mit
sehr niedriger unterer Massengrenze aufbauen, das aber für ein herannahendes
Ion dicht vor der Oberfläche
eines jeden Elektrodengebildes zu einem stark reflektierenden Pseudopotential
anwächst.
Es lassen sich damit quadrupo lare Systeme aufbauen, deren obere
Massengrenze um einen Faktor von mehreren Hundert oberhalb der unteren
Massengrenze liegt.
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In
gleicher Weise lässt
sich mit der Technik des Stapelns einzelner Blenden ein solches
Quadrupolfeld aufbauen, wie es anhand der 9 und 10 ersichtlich
ist. In den vier inneren „Polflächen" des Quadrupolfeldes
treten jeweils die Bleche eines Elektroden-Ensembles zurück; bei Beschickung mit zwei
gegenpoligen Hochfrequenzspannungen gleicher Amplitude entsteh im
Inneren ein schwaches Quadrupolfeld mit sehr niedriger unterer Grenzmasse
für das
Speichern von Ionen, während im
Nahfeld vor den „Polflächen" auch schwere Ionen gut
zurückgetrieben
werden.
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Es
soll hier ausdrücklich
betont werden, dass ein solches Polelektrodensystem aus blech- oder auch
aus drahtförmigen
Elektroden, wie es in den 3, 4, 5, 7 oder 10 dargestellt
wird, keinen Polstab im wörtlichen
Sinne mehr darstellt.
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Es
kann aber die Grundidee der Erfindung, vor den Polstäben eines
Multipolfeldes, vorzugsweise eines Quadrupolfeldes, stärker inhomogene
Nahfelder zu erzeugen, auch mit massiven Polstäben verwirklicht werden. In
einer sehr einfachen Ausführungsform
werden wie bisher massive Polstäbe
verwendet, deren Oberflächen
aber zu einem Feld von Kanten oder Spitzen mit eingeschlossenen
Vertiefungen umzuformen. Das kann beispielsweise durch das Einfräsen von
Rillen oder Nuten geschehen. Auch hier werden im Nahbereich vor
den Kanten oder Spitzen inhomogenere Wechselfelder erzeugt, als
das an glatten Oberflächen
der Fall wäre.
Es lassen sich so Quadrupolsysteme herstellen, deren obere Massengrenze
bei dem 30- bis 40-fachen
der unteren Massenschwelle liegt. Eine solche Struktur lässt sich
auch aus Polstäben
aufbauen, die nicht massiv sind, sondern aus Lammelen oder anderen Strukturelementen
mit Kanten oder Spitzen zusammengesetzt sind.