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Die
Erfindung betrifft ein diagnostisches Testsystem zum Nachweis von
Antikörpern
und/oder Antigenen gegen Human Immunodeficiency Virus HIV1 und HIV2
in humanem Probenmaterial.
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HIV
steht für 'Menschliches Immun-Schwäche-Virus' und ist das Virus,
das das Krankheitsbild AIDS auslösen
kann. HIV gehört
zu der Gruppe der sogenannten Lentiviren. Manchmal können Jahre
zwischen Infektionsbeginn und Auftreten von Symptomen vergehen.
Die Hauptübertragungswege
sind Blut und Sperma. HIV infiziert schnell die Immunzellen, vermehrt
sich in diesen und führt
zu einer Immunsuppression. Man weiß heute, dass HIV aber auch über infizierte
Immunzellen selbst das Gehirn infizieren kann. Darüber hinaus
können
neurologische Symptome durch sogenannte opportunistische Infektionen
des Gehirns und des Rückenmarks
entstehen. Opportunistische Infektionen sind Infektionen mit anderen
Erregern als HIV, die entstehen, weil der Körper durch HIV abwehrgeschwächt ist.
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Der
Nachweis von HIV-Infektionen in Patientenproben ist deshalb von
großer
Bedeutung, sowohl im Hinblick auf eine frühzeitige Therapie betroffener
Patienten als auch im Hinblick auf Vorbeugemaßnahmen zur Verhinderung von
Ansteckungen.
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Mit
den herkömmlichen
HIV-Suchtests bzw. -Nachweistests werden im Patientenserum vorhandene Antikörper gegen
das HIV und vorhandene HIV-Antigene, beispielsweise das HIV1 p24-Antigen,
nach dem Prinzip der ELISA bestimmt. Synthetische Peptide, die bekannte
Aminosäuresequenzen
von HIV-Proteinen aufweisen, beispielsweise Sequenzen von Teilen
der Hüllproteine
der HI Viren, und bekannte Antikörper
gegen ausgewählte
HIV-Antigene, z.B. das HIV1 p24 -Antigen, sind an eine feste Phase
auf der ELISA-Platte
gebunden. An die gebundenen Peptide binden die HIV Antikörper aus
dem Patientenserum. In einem nachfolgenden Schritt wird ein zweiter
Antikörper,
der menschliche Antikörper
nachweist, an diese Patienten-Antikörper gebunden. An diesen zweiten
Antikörper
ist ein Marker gekoppelt, beispielsweise ein Enzym, das in der Lage
ist ein Substrat umzusetzen, welches dadurch einen Farbumschlag
in der Lösung
bewirkt. Im Patientenserum vorhandene HIV-Antigene werden nach dem
gleichen Prinzip nachgewiesen. Eventuell vorhandenes p24 bindet
an den an der festen Phase des ELISA fixierten Antikörper gegen
das HIV1 p24-Antigen. Das gebundene HIV Antigen des Patienten wird
dann über
einen zweiten Antikörper,
an den ebenfalls ein Marker gekoppelt ist, vorzugsweise ebenfalls
ein Enzym, das durch Substratumsatz einen Farbumschlag bewirkt,
nachgewiesen. Um eine Signalverstärkung zu erhalten, ist häufig an
den zweiten Antikörper
ein Molekül
gebunden (z.B. Biotin), welches ein Reporterprotein (z.B. Streptavidin)
bindet, und an dieses Reporterprotein ist dann das Enzym gebunden.
Bei Vorhandensein des HIV1 p24- Antigens erfolgt somit ebenfalls
ein Farbumschlag. Ein reaktives Testergebnis, d.h. ein Farbumschlag,
ist bei diesem bekannten Nachweistest deshalb entweder durch vorhandene
HIV-Antikörper
oder durch das HIV1 p24-Antigen oder durch beides verursacht. Eine
Differenzierung zwischen HIV-Antikörpern und einzelnen HIV-Antigenen
in einem einzigen Testlauf ist mit diesem Testsystem nicht möglich und
noch viel weniger eine Differenzierung zwischen Antikörpern und
Antigenen verschiedener HIV-Spezies, insbesondere HIV1 und HIV2.
Im Stand der Technik ist bisher kein Testsystem bekannt, mit dem gleichzeitig,
d.h. in einem einzigen Testlauf, HIV-Antigen und Anti-HIV-Antikörper nachgewiesen
und differenziert werden können,
und das außerdem
und ebenfalls gleichzeitig die Unterscheidung (Differentialdiagnose) zwischen
einer HIV1- und einer HIV2-Infektion erlaubt.
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Aus
der
DE 33 22 373 C2 und
der
EP 0 126 450 ist
ein Testsystem zum simultanen Nachweis mehrerer verschiedener Antigene
und/oder Antikörper
aus einer Probe beschrieben, bei dem Trägerpartikel anstelle der bekannten
ELISA-Kavitäten
oder (Immuno-/Wester-/Live-)Blotzonen verwendet werden. Diese Trägerpartikel sind
mit Detektor- bzw. Sondenmolekülen
(Antikörpern
und/oder -Antigenen) beschichtet. Die Partikel sind außerdem einzeln
oder gruppenweise mit Fluoreszenzfarbstoffen unterschiedlicher Emissionsspektren
und/oder mit unterschiedlichen Quantitäten wenigstens eines Fluoreszenzfarbstoffes
und/oder durch unterschiedliche Partikelgrößen markiert, so daß letztendlich
mehrere Partikelpopulationen (jede einzelne bestehend aus einem oder
mehreren gleichartigen Partikeln) vorliegen, von denen jede durch
eine für
sie spezifische Kodierung, nämlich
die Kombination aus Größe, Fluoreszenzfarbstoffart
und Fluoreszenzfarbstoffmenge, charakterisiert ist. Jede Partikelpopulation
(Partikelset) ist zudem mit einer anderen Art von Detektor- bzw.
Sondenmolekülen (Antikörpern und/oder
Antigenen) beladen. Eine Mischung solcher Partikelpopulationen wird
mit derjenigen Flüssigkeit
(z.B. Patientenserum) gemischt, die die zu untersuchenden bzw. nachzuweisenden
Antigene bzw. Antikörper
(Proben-Antigene bzw. Proben-Antikörper) enthält. Anschließend werden
die Reaktionsschritte eines konventionellen Immunfluoreszenzverfahrens
durchgeführt:
Nach einer definierten Reaktionszeit, in der die nachzuweisenden
Antigene bzw. Antikörper
von den an die Partikel beschichteten Antikörpern bzw. Antigenen gebunden
werden, erfolgt die Identifizierung der gebundenen Antigene bzw.
Antikörper
durch Zugabe einer Flüssigkeit
mit fluoreszenzmarkierten Antikörpern
und/oder Antigenen, die mit den nachzuweisenden bzw. zu untersuchenden
Antigenen bzw. Antikörpern
spezies-spezifisch reagieren. Zum Schluß wird mittels eines Meßgerätes, z.B.
eines Durchflußzyrtometers,
jedes Partikel hinsichtlich seiner Kodierung, nämlich Größe und Fluoreszenz-Emmisionsspektrum
und Fluoreszenz-Intensität,
vermessen. Anhand dieser Meßdaten
kann auf das Vorhandensein der zu untersuchenden Antigene bzw. Antikörper rückgeschlossen
werden.
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Der
vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Testsystem
für die
differentielle HIV1- und HIV2- Diagnose bereitzustellen, das schnell
durchzuführen
ist, zuverlässige
spezifische Ergebnisse liefert, und das den simultanen quantitativen
Nachweis von HIV1 und HIV2 Antikörpern
und/oder HIV Antigen in humanem Probenmaterial in einem und demselben
Arbeitsgang ermöglicht.
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Eine
Lösung
dieser Aufgabe besteht in der Bereitstellung eines Testsystems der
eingangs genannten Art, das dadurch gekennzeichnet ist, daß es
- (i) wenigstens ein HIV1 Antigen und wenigstens
ein HIV2-Antigen als Sonden- bzw. Detektormolekül aufweist, und daß
- (ii) die Sonden- bzw. Detektormoleküle an Trägerpartikel gekoppelt sind,
wobei (ii-1) diese Trägerpartikel einzeln
oder gruppenweise gleiche oder unterschiedliche Partikelgrößen aufweisen
und/oder mit Fluoreszenzfarbstoffen unterschiedlicher Emissionsspektren
und/oder unterschiedlicher Intensitäten markiert sind, so daß mehrere
Partikelpopulationen (jeweils bestehend aus einem oder mehreren
gleichartigen Partikeln) vorliegen, von denen jede durch eine für sie spezifische
Kodierung, nämlich
die Kombination aus Größe, Fluoreszenzemissionsspektrum
und Fluoreszenzinstensität
charakterisiert ist, und wobei (ii-2) jede Partikelpopulation mit
einer anderen Art Sonden- bzw. Detektormoleküle beladen ist.
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Als
HIV1-Antigene haben sich in der Praxis die bekannten HIV1-Proteine
gp120 (HIV1) und gp41 (HIV1) als sehr gut geeignet erwiesen. Beide
Proteine sind spezifisch für
HIV1.
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Als
HIV2-Antigene haben sich in der Praxis die bekannten HIV2-Proteine
gp36 (HIV2) und gp105 (HIV2) als sehr gut geeignet erwiesen. Beide
Proteine sind spezifisch für
HIV2.
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In
einer vorteilhaften Weiterbildung des erfindungsgemäßen Testsystems
wird als zusätzliches
Sonden-bzw. Detektormolekül
das HIV1 Typ O Peptid eingesetzt. Dieses Typ O Peptid ist spezifisch
für HIV1 Typ/Gruppe
O.
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Als
weitere zusätzliche
Sonden-bzw. Detektormoleküle
für das
erfindungsgemäße Testsystem
werden die Peptide HIV1-p17, HIV1-p32/Integrase und HIV1-p24 vorgeschlagen,
entweder einzeln oder in beliebigen Kombinationen. Die Peptide HIV1-p17, HIV1-p32/Integrase
und HIV1-p24 reagieren sowohl mit anti-HIV1-Antikörpern als
auch mit anti-HIV 2-Antikörpern
(Kreuzreaktion) und liefern somit zusätzliche Informationen bei der
Auswertung des Testergebnisses.
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Das
HIV1-gp120 Antigen weist vorzugsweise die Aminosäuresequenz gemäß SEQ ID
NO.1 auf. Diese Aminosäuresequenz
findet sich im V3 Loop von gp120.
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Das
HIV1-gp41 Antigen weist vorzugsweise die Aminosäuresequenz gemäß SEQ ID
NO.2 auf.
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Das
HIV2-gp36 Antigen weist vorzugsweise die Aminosäuresequenz gemäß SEQ ID
NO.3 auf.
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Das
HIV2-gp105 Antigen weist vorzugsweise die Aminosäuresequenz gemäß SEQ ID
NO.4 auf. Diese Aminosäuresequenz
findet sich im V3 Loop des Simian Immunodeficiency Virus aus der
Affenart „Sooty
Mangabey" (SIVsm).
Eine synonyme Bezeichnungen für
dieses HIV -gp105 lautet SIVsm gp120.
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Das
erfindungsgemäße Testsystem
umfasst somit eine Auswahl von HIV1 und HIV2 Antigenen (Peptide),
die zur Unterscheidung von HIV1 und HIV2 Antikörpern genutzt werden, und wahlweise
zusätzlich
eine Auswahl von Antigenen (Proteine und Peptide), mit deren Hilfe
Antikörper
gegen HIV1 und HIV2 nachgewiesen, jedoch nicht differenziert werden
können.
Der wahlweise zusätzliche
Antigennachweis ermöglicht
dem Diagnostiker eine Einengung des so genannten diagnostischen
Fensters und damit eine genauere Aussage zu und insbesondere die
frühere
Detektion einer (mutmaßlichen)
HIV-Infektion.
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Das
erfindungsgemäße Testsystem
ist gleichermaßen
gut als Screeningtest und/oder als Bestätigungstest einsetzbar und
gut geeignet.
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Aufgrund
dessen, dass die Sonde- bzw. Detektormoleküle erfindungsgemäß an Trägerpartikel
gekoppelt ist/sind, die einzeln oder gruppenweise durch ihre Partikelgröße aufweisen
und/oder Fluoreszenzfarbstoffmarkierung unterscheidbar charakterisiert
sind und damit eine objektive und distinkte Detektion und Determination
der verschiedenen Sonde- bzw. Detektormoleküle ermöglicht, ist das erfindungsgemäße Testsystem den
konventionellen ELISA- und Blotsystemen deutlich überlegen.
Fehler, die bei der subjektiven Bewertung der Bandenintensitäten eines
Blots durch den Diagnostiker immer wieder vorkommen, sind bei dem
erfindungsgemäßen Testsystem
mit der objektiven Quantifizierbarkeit der gemessenen Signale praktisch
ausgeschlossen. Dies ist ein enormer Sicherheitsgewinn für die Richtigkeit
der Diagnose.
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Um
die Bindungseigenschaften der Antigen-Peptide an die Trägerpartikel
noch zu verbessern, wird vorgeschlagen, die betreffenden Aminosäuresequenzen,
insbesondere die Aminosäuresequenzen
SEQ ID No.1, No.2, No.3 und No.4 an ihrem Kopfende mit einem Poly-L-Lysin-Rest
(vorzugsweise bestehend aus 5 Lysine) und/oder der Sequenz Cystein-Glycin-Glycin
zu versehen.
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Als
Material für
die Trägerpartikel
hat sich Latex als sehr geeignet erwiesen. Eine bevorzugte Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Testsystems
zeichnet sich folglich dadurch aus, daß die Trägerpartikel in Form von Partikeln
realisiert sind.
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Bei
einer anderen Ausführungsform,
die sich in der Praxis sehr bewährt
hat, sind die Trägerpartikel
in Form von magnetischen Partikel realisiert. Insbesondere diese
Ausführungsform
kann noch dadurch optimiert werden, daß die Partikel mit einer Carboxylfunktion
oder einer Aminofunktion ausgerüstet
sind. Alle genannten Ausführungsformen
der Partikel sind im Stand der Technik bekannt und im Handel frei
erhältlich.
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In
der praktischen Erprobung hat sich außerdem eine Variante als sehr
geeignet erwiesen, bei der mehrere Partikelpopulationen vorliegen,
wobei die Partikel aller Populationen die gleiche Partikelgröße, vorzugsweise
zwischen 1 µm
und 10 µm,
besitzen und mit demselben Fluoreszenzfarbstoff markiert sind, aber jede
Partikelpopulation eine andere Fluoreszenzintensität aufweist.
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In
einer weiteren, für
die praktische Anwendung besonders bevorzugten Ausführungsform
umfasst das erfindungsgemäße diagnostische
Testsystem zusätzlich
(erstens) für
jeden nachzuweisenden (d.h. zu den Sondenantigenen komplementären) Antikörper die
Angabe einer Referenzkurve, die die Korrelation (das Verhältnis) zwischen
Antikörperkonzentration
im Probenvolumen und gemessener Fluoreszenzsignalstärke wiedergibt,
und (zweitens) ein Standardserum, welches alle nachzuweisenden,
d.h. zu den Sondenantigenen komplementären Antikörper in bekannten Konzentrationen
enthält.
Die Antikörper-spezifischen
Referenzkurven sind durch die Formel
mit:
- Count
- = Median der gemessenen
Fluoreszenzsignale
- A
- = untere Asymptote
der Referenzkurve
- B
- = Steigung der Referenzkurve
- C
- = Wendepunkt der Referenzkurve
- D
- = obere Asymptote
der Referenzkurve
beschrieben. Diese Referenzkurvenformel ist
im Stand der Technik bekannt, beispielsweise aus DE 36 39 279 C3 in Kombination
mit Van Loon und Van der Veen in J. Clin. Pathol. 33, 635-639, 1980
und Van Loon et al., J. Clin. Pathol. 34, 1981, 665-669 und aus Dundley,
R.A., Edwards, P., Ekins, R.P., Finney, D.J., McKenzie, J.G.M.,
Raab, G.M., Rodbard, D., and Rodgers, R.P.C. (1985) "Guideline for immunoassay
data processing." Clin.
Chem. 31, 1264-1271.
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Die
Referenzkurven-spezifischen Parameter A, B, C, und D werden experimentell
mit der dem Fachmann bekannten und geläufigen Methode der Titration
(geometrische Verdünnungsreihe)
von Kalibratorseren (z.B. internationalen oder nationalen Standards)
ermittelt. Vorzugsweise wird für
jeden nachzuweisenden Antikörper
(Analyten) und für
jede seiner Herstellungschargen die Referenzkurve in mehrfachen
Testläufen
unter Einhaltung optimaler Bedingungen erstellt. Damit geht der
Vorteil einher, dass die kosten- und zeitintensive Erstellung solcher
Referenzkurven auf Seitens des Anwenders, insbesondere des Arztes
oder des Laborpersonals, entfallen kann.
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Mit
Hilfe des Standardserums werden die Antikörper-spezifischen Referenzkurven
rekalibriert, d.h. an die tatsächlichen,
aktuellen Testbedingungen angepaßt.
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Bei
der Rekalibrierung (Tageskorrektur) wird das Verhältnis zwischen
Ist-Zustand (Ist-Wert)
und Soll-Zustand (Sollwert) ermittelt, das wie folgt in die o.g.
Referenzkurvenformel einfließt:
mit:
- KLW
- = Konjugatleerwert
- STDsoll
- = Sollwert des Standards
- STDist
- = aktuelle Tageswert
des Standards
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In
der praktischen Anwendung erfolgt die jeweilige Ausrechnung dieser
Formel vorzugsweise mit Hilfe von Rechnern und entsprechender Auswertesoftware,
so dass die errechneten Ergebnisse der Quantifizierung nahezu zeitgleich
mit den tatsächlich
ermittelten Messdaten des durchgeführten Diagnosetestlaufs vorliegen.
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Mit
einer solchen Kalibrierung werden Testschwankungen ausgeglichen
und die Qualität
des Testlaufes überprüft.
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Diese
Variante des erfindungsgemäßen Testsystems
erlaubt eine quantitative Auswertung der Testergebnisse. Anhand
dieser quantitativen Auswertung können Aussagen dazu getroffen
werden, ob ein positives Testergebnis tatsächlich eine akute Infektion
mit dem betreffenden Erreger anzeigt, oder ob ein Antikörperfiter aufgrund
einer früheren
Infektion oder einer Kreuzreaktion vorliegt.
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Die
Erfindung wird im folgenden anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert:
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Beispiel 1: Partikelkodierung
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Im
Unterschied zur ELISA-Technik, bei der die Kavitätswände der Mikrotiterplatte zur
adsorptiven Kopplung der Analyte bzw. Antikörper dienen, werden in dem
erfindungsgemäßen Testsystem
Trägerpartikel als
Festphase eingesetzt, hier im Beispiel magnetische Partikel, die
einen Durchmesser von 2,8 µm
aufweisen und mit einer Carboxylfunktion ausgerüstet sind. Die prinzipiell
ununterscheidbaren Partikel sind hier im Beispiel mit verschiedenen,
distinkten Intensitäten
desselben roten Fluorophors gefärbt,
wodurch ein Sortiment von drei unterschiedlich stark rot gefärbten Partikel-Sets
(Partikelpopulationen) erhalten wird.
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Jedes
Set (jede Partikelpopulation) wird mit unterschiedlichen Antigenen
beschichtet, das heißt,
an jedem Partikelset wird eine bestimmte Art Antigen kovalent (hier
im Beispiel unter Bildung einer Peptidbindung, EDC-NHS-Chemie) oder
auch nicht-kovalent immobilisiert, beispielsweise wie folgt:
Partikelset/Partikelpopulation
mit Rot-Intensität
1 : gp120 (HIV1)
Partikelset/Partikelpopulation mit Rot-Intensität 2 : gp41
(HIV1)
Partikelset/Partikelpopulation mit Rot-Intensität 3 : gp36
(HIV2)
Partikelset/Partikelpopulation mit Rot-Intensität 4 : gp105
(HIV2)
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Um
nun mehrere Untersuchungen gleichzeitig in einem Testansatz durchführen zu
können,
werden die antigenbeschichteten Partikel-Sets (Partikelpopulationen)
zu einem sogenannten Test-Cocktail gemischt. Ein solcher Test-Cocktail
(d.h. eine solche konkrete Partikel-Set-Mischung), der (die) beispielsweise
die o.g. Antigene gp120 (HIV1), gp41 (HIV1), gp36 (HIV2) und gp105
(HIV2) aufweist, stellt eine Ausführungsvariante des erfindungsgemäßen Testsystems
dar. Andere Ausführungsvarianten
mit nur einem oder zwei oder drei der genannten Antigene und eventuell
noch anderen Antigenen kommen ebenfalls in Betracht.
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In 1 sind
die einzelnen Schritte der Partikelkodierung und Testsystemherstellung
noch einmal bildlich dargestellt. 1(A) zeigt
die Kodierung der Partikel mit dem roten Fluorophor in verschiedenen
Intensitätsstufen. 1(B) zeigt die Beschichtung der Partikel
mit dem Antigen. 1(C) zeigt die Mischung
der beschichteten Partikel zu dem Test-Cocktail.
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Beispiel 2: Durchführung eines
Tests zur Klärung
der Frage, ob ein Patient Antikörper
gegen HIV1 und/oder HIV2 aufweist
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Eine
vorzugsweise gemäß Beispiel
1 hergestellte Partikel-Set-Mischung wird mit einer bestimmten Menge
Patientenserum gemischt und inkubiert. Während der Inkubation binden
vorhandene Antikörper
aus dem Patientenserum ("Patientenantikörper") an diejenigen Partikel,
die mit dem ihrer Spezifität
entsprechenden Antigen beschichtet sind. Anschließend wird
der Probe (-nlösung)
ein Konjugatantikörper
zugegeben, beispielsweise ein gegen humane Antikörper gerichteter, polyklonaler
Ziegen-Antikörper,
der mit dem an die Partikel gebundenen Patientenantikörper reagiert,
das heißt
an diesen bindet. Dieser Konjugatantikörper ist vorzugsweise mit einem
weiteren Fluoreszenzfarbstoff markiert, wobei dieser weitere Fluoreszenzfarbstoff
ein anderes Emissionsspektrum oder zumindest eine andere Farbstoffintensität aufweist
als der Fluoreszenzfarbstoff, mit dem die Partikel(sets) markiert
sind. Hier im Beispiel wurde ein grüner Fluorophor gewählt.
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Die
Menge gebundener Konjugatmoleküle
ist proportional zur Antikörperkonzentration.
Der Nachweis von Antikörpern
gegen die Proteine gp105 und/oder gp36 ist für den Nachweis einer HIV2 Infektion
maßgeblich.
Der Nachweis der HIV1-spezifischen Antikörper Anti-gp120 und Anti-gp41
zeigt eine HIV1 Infektion an. Die Kenntnis, welcher HIV-Typ bei
einem Patienten vorliegt, ist maßgebend für die medikamentöse Behandlung
dieses Patienten.
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In 2 sind
die einzelnen Schritte der Testdurchführung noch einmal bildlich
dargestellt. 2(A) zeigt die Vorlage
des Test-Cocktails. 2(B) zeigt die
Zugabe des Patientenserums mit den Patienten-spezifischen Patientenantikörpern. 2(C) zeigt die Zugabe des Konjugatantikörper (mit
grüner
Fluoreszenz). 2(D) zeigt das Reaktionsgefäß während der
Detektion im Durchflußzytometer.
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Beispiel 3: Testauswertung
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Das
vorzugsweise gemäß Beispiel
1 und Beispiel 2 hergestellte und eingesetzte Testsystem trägt nun je
Partikel-Set eine variable Menge der Konjugat-Fluoreszenz auf seiner
Oberfläche
und wird vorzugsweise mit Hilfe eines für Partikel-Messungen spezialisierten
Durchflußzytometers,
eines sogenannten Partikel-Fluoreszenz-Durchfluß-Meßgeräts, analysiert.
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Diese
Meßgeräte analysieren
individuelle Partikel nach ihrer Fluoreszenz und können gleichzeitig
drei verschiedene Fluoreszenzfarben (Orange, Rot, Dunkelrot) unterscheiden.
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Hier
im Beispiel analysiert das Durchflußzytometer zum einen anhand
der Rot-Emission die verschiedenen Partikelsets und damit die verschiedenen
Antigene und zum anderen anhand der Grün-Emission die Menge gebundener
Konjugat-Antikörper
und damit die Menge an gebundenem Patientenantikörper für jedes Partikelset d.h. für jedes
der drei Antigen.
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Ein
großer
Vorteil dieser Durchflußzytometrie-Analytik
ist darin zu sehen, daß entsprechende
Geräte meist
bereits bei den Anwendern vorhanden sind. Darüber hinaus wird die diagnostische
Leistungsfähigkeit der
immunologischen Teste durch die erhöhte Sensitivität der Fluoreszenz-Signalgebung
im Vergleich zur ELISA-Farbreaktion erhöht. Mit Hilfe einer Software
klassifiziert das Gerät
die Fluoreszenz jedes Partikels zu den passenden Partikel-Sets und
ordnet die entsprechenden Analytbestimmungen zu. Die mittlere Konjugat-Fluoreszenz
je Partikel-Set ist ein Maß für die Konzentration
des entsprechenden Analyten in der Serumprobe.
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In 3 sind
die einzelnen Schritte der Testauswertung noch einmal bildlich dargestellt. 3(A) zeigt das Reaktionsgefäß während der
Detektion im Durchflußzytometer. 3(B) zeigt das Detektionsbild der roten
Emission, und erlaubt damit die Identifikation der verschiedenen,
mit spezifischen Antigenen beladenen Partikelpopulationen. 3(C) zeigt das Detektionsbild der grünen Emission
und erlaubt damit die Identifizierung und Zuordnung der Menge an
Konjugatantikörper
je Partikelpopulation.
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