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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Nachweis eines Analyten, der
vorzugsweise Polyaminosäuren oder andere Makromoleküle
enthält, durch Lumineszenzmarkierung in Gelen und auf festen
Trägern unter Verwendung von Lanthanoidionen, wie z. B.
Europium(III)-, Terbium(III)-, Samarium(III)-, Neodymium(III)- oder Dysprosium(III)-Komplexen.
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Der
Nachweis und die Analyse von Polyaminosäuren sind bei verschiedenen
kommerziellen und wissenschaftlichen Anwendungen wichtig. Nachfolgend
wird als Polyaminosäure jedes Homopolymer oder Heteropolymer
von Aminosäuren, einschließlich Peptiden, Proteinen
und Nukleinsäuren angesehen.
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Polyaminosäuren
werden typischerweise durch Gelelektrophorese, Lösungsquantifizierungsassays oder
durch Nachweis auf festen Trägern wie beispielsweise Filtermembranen
nachgewiesen und charakterisiert. Ein Beispiel für Filtermembranen
sind Nitrocellulosemembranen oder Membranen aus Polyvinylidendifluorid
(PVDF). Kleine Mengen von Polyaminosäuren sind allgemein
für das bloße Auge nicht sichtbar und müssen
markiert werden, bevor sie lokalisiert und identifiziert werden
können.
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Zwei
der gängigsten Verfahren des Markierens von Polyaminosäuren
in Gelen sind die Coomassie-Brilliantblau-Färbung (hiernach
als CBB-Färbung bezeichnet) und Silberfärbung.
Bei bestimmten Polyaminosäuren ist die Silberfärbung
etwa 100 bis 1000 Mal empfindlicher als die CBB-Färbung,
beiden sind jedoch einige Nachteile gemeinsam. Die CBB-Färbung
und die Silberfärbung sind beide relativ unempfindliche
Färbungen und besitzen nur einen engen Bereich einer linearen
Quantifizierbarkeit für die densitometrische Auswertung.
Außerdem lassen sich die markierten Gele nicht für
weitergehende Analysen blotten.
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Darüber
hinaus bedürfen sowohl die CBB-Färbung als auch
die Silberfärbung kolorimetrische Nachweisverfahren, d.
h. Proteine werden durch Vorhandensein markierter bzw. opaker Banden
in dem Elektrophoresegel nachgewiesen. Die Verwendung lumineszierender
Reagenzien zum Nachweis von Proteinen bietet die Möglichkeit
einer stark erhöhten Empfindlichkeit und eines größeren
linearen Quantifizierungsbereichs, während sich gleichzeitig
die Einfachheit der Anwendung des Markierungsreagens erhöht.
Mit „lumineszierend" ist jedes Reagens gemeint, das luminesziert,
d. h. phosphoresziert, fluoresziert, chemiluminesziert oder elektroluminesziert.
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Fluoreszierende
Reagenzien sind bereits zum Markieren von Polyaminosäuren
verwendet worden, wie beispielsweise der Farbstoff Nilrot (9-Diethylamino
-5H-benzo(alpha)phenoxazin-5-on) (dazu Daban et al., ANAL.
BIOCHEM. 199, 169 (1991)). Weitere Beispiele häufig
verwendeter fluoreszierender Reagenzien gehören zu der
Familie der Cyaninfarbstoffe (auch Cy-Farbstoffe genannt) (dazu
Ernst LA, Gupta RK, Mujumdar RB, Waggoner AS. Cyanine dye labeling
reagents for sulfhydryl groups. Cytometry. 1989; 10(1): 3–10).
Cyaninfarbstoffe sind unter Anderem auch als fluoreszierende Farbstoffe
für Polyaminosäuren in Gelen, auf Membranen oder
anderen Trägern verwendet worden. Während das
Markieren mit niedermolekularen organischen Farbstoffen sehr schnell
verläuft und relativ unempfindlich gegenüber der
Zusammensetzung der Polyaminosäure ist und kein Entfärben
erfordert, leiden organische Fluoreszenzfarbstoffe typischerweise
an dem Nachteil hoher Hintergrundfärbung auf festen Trägern
und Gelen und einem schnellen Ausbleichen bei Illumination.
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Alle
bekannten Markierungsverfahren für Polyaminosäuren
in Gelen und auf festen Trägern haben allerdings eine relativ
schlechte Nachweisgrenze im unteren Nanogramm- bis oberen Pikogrammbereich
(ng bis pg). Dies gilt auch für die empfindlichsten der
heute bekannten Markierungsverfahren für Polyaminosäuren, wie
beispielsweise die Silbermarkierung, die Verwendung von Cyaninfarbstoffen
und Andere (dazu Übersicht: Hirsch J, Hansen KC,
Burlingame AL, Matthag MA. (2004) Proteomics: current techniques
and potential applications to lung disease. Am J Physiol Lung Cell
Mol Physiol. Jul; 287(1): L1–23 AND Gade
D, Thiermann J, Markowsky D, Rabus R (2003). Evaluation of two-dimensional
difference gel electrophoresis for Protein profiling. J Mol Microbiol
Biotechnol; 5(4): 240–51.)
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Die
linearen Bereiche der oben beschriebenen Farbstoffe erstrecken sich über
drei bis vier Größenordnungen, wie in den angegebenen
Veröffentlichungen beschrieben. Gleichzeitig können
sich die Polyaminosäurekonzentrationen in einer biologischen
Probe über bis zu 10 Größenordnungen
erstrecken (Sellers TA and Yates JR. Review of proteomics
with applications to genetic epidemiology. Genet Epidemiol 24: 83–98,
2003.). Es ist daher verständlich, dass ein Markierungsverfahren
wünschenswert ist, das einen linearen Bereich von mehr
als vier Größenordnungen aufweist.
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Zu
den Ausführungsformen gängiger Polyaminosäure-Nachweisverfahren
gehören beispielsweise 2D-Gele, native und nicht-native
1D-Gele, isoelektrische Fokussierung, Dot-Blots, Slot-Blots, differentielle Gelelektrophorese,
chromatographische Trenntechniken, Kapillarelektrophorese und andere.
Die Schwierigkeiten bei diesen Techniken liegen im Nachweis kleiner
Proteinmengen, bedingt durch Limitationen im dynamischen Bereich
der Nachweisverfahren, und in der Identifizierung einer individuellen
Polyaminosäure in einem komplexen Gemisch. Biomedizinische
Proben, die typischerweise analysiert werden, umfassen beispielsweise
Körperflüssigkeiten wie Plasma, Serum, Kortikospinalflüssigkeit,
Blut und Andere sowie Gewebeproben verschiedener Art. Diese Arten
von Proben sind komplexe Gemische von Polyaminosäuren mit
Polyaminosäurekonzentrationen in einem dynamischen Bereich
von bis zu 10 Größenordnungen (Sellers
TA and Yates JR. Review of proteomics with applications to genetic
epidemiology. Genet Epidemiol 24: 83–98, 2003).
Die Expressions- und Modifikationsänderungen bei weniger
häufigen Polyaminosäuren („Proteine mit
geringer Kopienzahl", 10-1.000 Kopien je Zelle) sind möglicherweise
die interessantesten. Ihre Visualisierung wird häufig von
stark exprimierten Polyaminosäuren („dominante
Proteine", 10.000 und mehr Kopien je Zelle) überdeckt (Blackstock
WP and Weir MP. Proteomics: quantitative and physical mapping of
cellular Proteins. Trends Biotechnol 17: 121–127, 1999).
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Die
Erfindung hat das Ziel, die Nachteile der oben erwähnten
Analyseverfahren zu überwinden. Die Empfindlichkeit des
Nachweisverfahrens soll signifikant gesteigert werden
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Die
Erfindung hat die Aufgabe ein Verfahren anzugeben, individuelle
Polyaminosäuren oder Gruppen von Polyaminosäuren
sowie Nukleinsäuren spezifisch nachzuweisen. Es soll geprüft
werden, inwieweit sich ein Lumineszenzmarker, der komplex gebundene
Lanthanoidionen enthält, an andere Polyaminosäuren
koppeln lässt, welche die nachzuweisenden Polyaminosäuren
spezifisch erkennen (beispielsweise Antikörper), und inwieweit
sich ein Lumineszenzmarker direkt an die nachzuweisenden Polyaminosäuren
koppeln lässt.
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Es
soll weiterhin ein Markierungsverfahren angegeben werden, das einen
linearen Bereich von mehr als vier Größenordnungen
sowie eine hohe Lichtstabilität aufweist. Die Aufgabe wird
erfindungsgemäß dem Hauptanspruch entsprechend
gelöst.
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Entscheidend
ist die Verwendung einzelner ausgewählter Lanthanoid-Komplexe
als Lumineszenzmarker (nachfolgend als LM bezeichnet).
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Die
hohe Emissionsintensität sowie die lange Lebensdauer der
elektronischen Anregungszustände dieser Verbindungen eröffnen
die Möglichkeit, diese Verbindungen in der zeitaufgelösten
Fluorimetrie einzusetzen.
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Die
LM bestehen aus einer Licht einfangenden Einheit (Antenne), einem
Chelat bildenden Gerüst, einer Funktionalität
zum Koppeln an Polyaminosäuren sowie einem Lanthanoidzentralion
(im folgenden als Ln(III) bezeichnet). Wie in
WO 2005/108405 beschrieben ist
es möglich, die unterschiedlichsten Kombinationen dieser
Untereinheiten für die Synthese von LM zusammenzustellen.
Sie bieten aufgrund ihrer chemischen Konstitution die Basis für
eine Optimierung absorptionsspektroskopischer Eigenschaften durch
Variieren der Antenne und der Emission durch Variation des Lanthanoidions.
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Die
allgemeine Formel lässt sich wie folgt wiedergeben:
mit
X Funktionalität
zur Kopplung an ein Biomolekül
Y Funktionalität
zur Kopplung an ein Biomolekül
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Aus
einer ungewöhnlich großen Anzahl möglicher
Verbindungen sind die nachfolgend beschriebenen ausgewählt
und für die Anwendung im vorliegend beanspruchten Analyseverfahren
als geeignet erkannt worden.
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Es
sind nach langer Suche und vielen Experimenten verschiedene Heterocyclen
aus der Gruppe der 2-(4'-Aminophenylethinyl)-1,10-phenanthroline,
unterschiedlich substituiert, als geeignete Antennen für
LM zum Nachweis von Polyaminosäuren gefunden worden. Aus
dieser Gruppe ist mehr als eine geeignete Antenne erkannt worden,
jedoch hat sich als besonders geeignet (6,9-Dicarboxymethyl-3-{(4[1,10]-phenanthrol-2-ylethinylphenylcarbamoyl)-methyl}-3,6,9-triaza)-undeca-1,11-dicarboxylsäure
erwiesen, insbesondere für den Fall, dass als Lanthanoidion
Eu(III) gewählt wird.
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Diese
Verbindung wird bevorzugt verwendet und als LM-Precursor 1 bezeichnet.
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Diese
Verbindung wird bevorzugt verwendet und als LM 1 bezeichnet.
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Die
Art der Ziel-Polyaminosäure wird von der Kopplungsfunktionalität
gesteuert. Jedoch wird bei der Gelelektrophorese hauptsächlich
Maleimid als kovalentes Sulfhydryl-Kopplungsreagens verwendet, weil
sich in diesem Fall die Ladung der markierten Polyaminosäure
nicht ändert.
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Erfindungswesentlich
ist das Vermessen der markierten Polyaminosäuren unter
Anwendung zeitaufgelöster lumineszenzspektroskopischer
Methoden.
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Zeitaufgelöste
Lumineszenzmessungen ermöglichen die Differenzierung zwischen
Fluoreszenz und Phosphoreszenzeffekten. Bei der Phosphoreszenz handelt
es sich um eine spezifische Art von Lumineszenz, die sich von der
Fluoreszenz dadurch unterscheidet, dass sie von längerer
Lebensdauer ist. Ein phosphoreszierendes Material emittiert nach
Lichtabsorption zeitverzögert längerwellige Strahlung.
Fluoreszierende Materialien emittieren nach Lichtanregung im Nanosekundenbereich,
wohingegen phosphoreszierende Materialien die absorbierte Strahlung
in Mikro- bis Millisekunden emittieren. Es ist daher möglich,
die Phosphoreszenz separat zu messen, selbst, wenn das gemessene
Material bzw. die gemessene Probe eine starke Fluoreszenz aufweisen.
Dies erfolgt durch zeitverzögerte Messung nach Lichtanregung
des zu messenden Materials bzw. der zu messenden Probe.
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Die
Erfindung betrifft die Phosphoreszenzemission von Polyaminosäuren
in Gelen und auf festen Trägern mithilfe von LM, die Europium(III),
Terbium(III), Samarium(III), Neodymium(III) oder Dysprosium(III)
als Zentralionen enthalten.
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Ein
wesentlicher Aspekt der Erfindung ist eine neuartige Polyaminosäure-Nachweistechnik,
die sich in der Handhabung von der herkömmlichen Markierungstechnik
insofern unterscheidet, dass LM kovalent an den Analyten gebunden
werden. Dabei wird der LM in einer bevorzugten Ausführungform
der Erfindung kovalent mit Polyaminosäuren verknüpft.
Ein anderer Aspekt der Erfindung ist die Verwendung von Europium(III)-,
Terbium(III)-, Samarium(III)-, Neodymium(III)- oder Dysprosium(III)-Zentralionen
zum Markieren von Polyaminosäuren durch zeitverzögerte
Detektion mit signifikant höherer Empfindlichkeit als übliche,
heute bekannte Färbeverfahren für Polyaminosäuren
mit gleichzeitig einem grösseren linearen Signal zu Konzentrationsverhältnis und
höherer Lichtstabilität.
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Der
Nachweis von Polyaminosäuren verlangt eine Möglichkeit,
individuelle Polyaminosäuren oder Gruppen von Polyaminosäuren
spezifisch nachzuweisen. Dieses Ziel lässt sich erreichen,
indem der LM an andere Polyaminosäuren gekoppelt wird,
welche die nachzuweisenden Polyaminosäuren spezifisch erkennen (beispielsweise
Antikörper), oder indem der LM direkt an die nachzuweisenden
Polyaminosäuren gekoppelt wird. Das Koppeln des LM an Polyaminosäuren
erfolgt deshalb kovalent, um eine hohe Stabilität der LM-Analyt-Bindung
unter Bedingungen zu gewährleisten, in denen folgende Parameter
Veränderungen unterworfen sein können: Spannung,
Temperatur, pH-Wert, Hydrophobizität, Enzymaktivitäten,
elektromagnetische Strahlung, interferierende organische und anorganische
Substanzen, Radioaktivität und andere.
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Nachfolgend
wird unter einer kovalenten Verknüpfung eine einzelne kovalente
Bindung oder eine Kombination stabiler chemischer Bindungen, gegebenenfalls
umfassend Einzel-, Doppel-, Dreifach- oder aromatische Kohlenstoff-Kohlenstoff-Bindungen
sowie Kohlenstoff-Stickstoff-Bindungen, Stickstoff-Stickstoff-Bindungen,
Schwefel-Stickstoff-Bindungen, Kohlenstoff-Sauerstoff-Bindungen,
Kohlenstoff-Schwefel-Bindungen, Phosphor-Sauerstoff-Bindungen und
Phosphor-Stickstoff-Bindungen verstanden.
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Geeignet
für die kovalente Verknüpfung sind freie Amino-,
Carboxylat- und Sulfhydrylgruppen von Polyaminosäuren.
In einem ersten Schritt wird der LM-Precursor mit Hilfe einer der
Kopplungsfunktionen X oder Y an die Polyaminosäure gebunden:
Der
Markierungsprozess wird durch Zugabe der Lanthanoidsalzlösung
zu dem Gemisch abgeschlossen. Die Bildung des entsprechenden Komplexes
lässt sich durch Lumineszenz oder UV-Vis-Spektroskopie überwachen.
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Die
vorliegende Erfindung nutzt die oben beschriebenen LM zum Markieren
eines Analyten, gefolgt vom Nachweis der Bindung des LM an den Analyten
und gegebenenfalls seiner Quantifizierung bzw. einer anderen Analyse.
Bei dem Analyten handelt es sich typischerweise um ein Biomolekül.
In einem bevorzugten Aspekt der Erfindung handelt es sich bei dem
Analyten um eine Polyaminosäure.
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Der
Analyt wird markiert, indem ein Probengemisch, von dem angenommen
wird, dass es den Analyten enthält, mit zunächst
Ln(III)-freiem LM (im folgenden als LM-Precursor bezeichnet) versetzt
wird, so dass nach aliquoter Zugabe von Ln(III)-Ionen ein optischer
Lumineszenzeffekt nach Lichtanregung beobachtet wird.
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LM-Precursor
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In
einem Aspekt der Erfindung umfasst ein Schnellverfahren zum Nachweis
eines Analyten folgende Schritte:
- a) Markieren
eines Probengemisches, von dem angenommen wird, dass es den Analyten
enthält, zunächst mit LM-Precursor, und Zugeben
eines aliquoten Anteils von Europium(III)-, Terbium(III)-, Samarium(III)-, Neodymium(III)-
oder Dysprosium(III)-Ionen aufweist, um ein LM-markiertes Gemisch
zu bilden, wobei jede Europium(III)-, Terbium(III)-, Samarium(III)-,
Neodymium(III)- oder Dysprosium(III)-koordinierte LM unabhängig
umfasst:
i) ein Europium(III)-, Terbium(III)-, Samarium(III)-,
Neodymium(III)- oder Dysprosium(III)-Ion,
ii) mindestens einen
Chelatliganden
iii) mindestens einer Antenne und
iv) eine
Kopplungsfunktion zum kovalenten Koppeln des LM mit einer Polyaminosäure
unter Anwendung der oben beschriebenen Bedingungen.
- b) Inkubieren des Analyt-LM mit Europium(III)-, Terbium(III)-,
Samarium(III)-, Neodymium(III)- oder Dysprosium(III)-Ionen, um vollständige
Komplexbildung mit ausgewählten Ln(III)Ionen zu gewährleisten,
so dass nach Lichtanregung markierte Analyten eine nachweisbare
Lumineszenz auftritt,
oder die direkte Verwendung des kovalent
an Polyaminosäuren gekoppelten Lumineszenzmarkers in einem
Polyaminosäure-Analyseverfahren, das bei Lichtanregung
eine nachweisbare Lumineszenz zeigt;
- c) Lichtanregung des Komplexes aus LM/Polyaminosäure
und
- d) Nachweis der Lumineszenz mittels zeitaufgelöster
spektroskopischer Verfahren.
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Weitere
Schritte werden gegebenenfalls und unabhängig in beliebiger
Kombination vor, nach oder gleichzeitig mit der Markierung verwendet,
um für eine Trennung oder Reinigung des Analyten zu sorgen,
um den Nachweis des Analyten zu verstärken, zur Quantifizierung
des Analyten, zur Identifizierung eines spezifischen Analyten oder
einer Gruppe von Analyten, beispielsweise durch Verwendung eines
immunologischen Reagens wie beispielsweise eines Antikörpers,
eines Aptamers oder eines Lektins.
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In
einer Ausführungsform der Erfindung handelt es sich bei
dem Analyten um ein Biomolekül. In einer anderen Ausführungsform
handelt es sich bei dem Analyten um eine Polyaminosäure.
In einer anderen Ausführungsform handelt es sich bei dem
Analyten um eine Polyaminosäure, die posttranslationale
Modifikationen aufweist. Posttranslationale Modifikationen sind
als chemische Modifikationen einer Polyaminosäure nach
ihrem natürlicherweise stattfindenden Translationsprozess
definiert. Beispiele für posttranslationale Modifikationen
umfassen Phosphorylierung, Ubiquitierung, Methylierung, Glykosylierung,
Glykierung, SUMOylierung, Acylierung, Alkylierung, Methylierung,
Amidie rung, Biotinylierung, Formylierung, Carboxylierung, Glutamylierung,
Glykylierung, Hydroxylierung, Isoprenylierung, Lipoylierung, Myristoylierung,
Farnesylierung, Geranylgeranylierung, ADP-Ribosylierung, Oxidation,
Pegylierung, Phosphopantetheinylierung, Pyroglutamatbildung, Sulfation,
Selenoylierung, ISGylierung und andere.
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In
einer anderen Ausführungsform ist der Analyt eine Polyaminosäure,
die chemisch modifiziert wurde, was zu einer Polyaminosäuremodifikation
führt, die natürlicherweise nicht vorkommt. Beispiele
für chemische Modifikationen, die zu einer Polyaminosäuremodifikation
führen, die nicht natürlicherweise vorkommt, sind
in der ABRF(Association of biomolecular resource facilities)-Datenbank
unter www.abrf.org,) aufgeführt, diese sind
aber nicht auf die gegebenen Beispiele beschränkt.
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In
einer anderen Ausführungsform handelt es sich bei dem Analyten
um ein Biomolekül, das mindestens eine Nukleinsäure
aufweist.
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Vorzugsweise
ist der Analyt ein Polymer, das eine Polyaminosäure ist.
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Typischerweise
wird die vorliegende Erfindung verwendet, um den gewünschten
Analyten nachzuweisen, indem ein Probengemisch, von dem angenommen
wird, dass es den Analyten enthält, mit einem Markierungsstoffgemisch
kombiniert wird, der mit mindestens einem der erfindungsgemäßen
LM kombiniert wird.
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Im
Regelfall ist es erforderlich, eines der genannten Ln(III)-Ionen
mit dem LM-Precursor zu kombinieren, um eine nachweisbare Lumineszenz
zu erhalten. Die Komplexbildung des LM-Precursors mit den Ln(III)-Ionen
kann stattfinden, vor der Kopplung an Polyaminosäuren,
DNA, RNA oder PNA, aber auch nach der Kopplung des LM-Precursors
an die Polyaminosäuren, DNA, RNA oder PNA mit anschließender
Ln(III)-Ionen-Inkubation stattfinden.
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Darüber
hinaus kann die Inkubation des LM mit Europium(III), Terbium(III),
Samarium(III) Neodymium(III) oder Dysprosium(III), gekoppelt oder
nicht gekoppelt, zu folgenden Zeitpunkten der Analyse stattfinden:
- – bevor oder nachdem eine Trenntechnik
zur Analyse einer relevanten Probe angewandt wird;
- – zu einem beliebigen Zeitpunkt bei der Analyse einer
Probe auf einer festen oder halbfesten Matrix. Die Inkubation mit
den oben erwähnten Lanthanoidionen kann auch zu mehr als
einem Zeitpunkt stattfinden, um das Signal, das durch die optische
Reaktion bei Beleuchtung erhalten wird, zu verstärken.
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Nach
der LM-Markierung des Analyten wird das Probengemisch in den oben
erwähnten Anwendungen mit einer geeigneten Anregungswellenlänge
bestrahlt, um ein nachweisbares Lumineszenzsignal zu erhalten. In
einem Szenario liegt diese Wellenlänge im Bereich von 280
nm bis 400 nm. In einem anderen Szenario liegt diese Wellenlänge
im Bereich von 350 nm bis 370 nm. In einem bevorzugten Aspekt der
Erfindung handelt es sich bei dieser Wellenlänge um 360
nm.
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Nach
Lichtanregung des Probengemisches wird das Lumineszenzsignal bei
mindestens einer geeigneten Emissionswellenlänge beobachtet.
In einem Szenario liegt diese Wellenlänge im Bereich von
280 nm bis 800 nm. In einem anderen Szenario liegt diese Wellenlänge
im Bereich von 500 nm bis 700 nm. In einem bevorzugten Aspekt der
Erfindung handelt es sich bei diesen Wellenlängen um 595
nm und 616 nm.
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Die
Angaben werden durch die Abbildungen illustriert.
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Die
erfindungsgemäße Lösung wird mit einem
Testkit realisiert, der wie nachfolgend beschrieben zusammengesetzt
ist.
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Allgemeine
Beschreibung eines Testkits Bestandteile des Testkits sind:
- – eine Lösung die Europium(III)-,
Terbium(III)-, Samarium(III)-, Neodymium(III)- oder Dysprosium(III)-Ionen bestimmter
Konzentration
- – eine Lösung oder ein Pulver einer oder mehrerer
Polyaminosäuren die mit dem LM-Precursor chemisch gekoppelt
ist, wie unter Punkt 3.1 beschrieben,
- – optional ein oder mehrere Lösungen die für
das Lösen einer Polyaminosäure in Pulverform nötig
ist,
- – eine PVDF- oder Nitrocellulosemembran,
- – erpackungsmaterialien und geeignete Gefässe
zur Lieferung und Anwendung des Kits.
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Beispielhafte Beschreibung
eines Testkits
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In
einem konkreten Fall enthält der Testkit folgende Komponenten:
- – 100 μl einer 10 μM
Europium(III)chlorid Lösung,
- – 1 mg eines lyophilisierten, mit LM-Precursor markierten
Ziege-anti-Maus IgG Antikörpers,
- – 100 μl PBS Lösung,
- – eine PVDF Membran der Grösse 30 × 50cm.
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Zur
Anwendung des Testkits sind folgende Schritte notwendig:
- a) Lösen des lyophilisierten Antikörpers
in 100 μl PBS, vortexen
- b) Western Blot eines 1D- oder 2D-Gels auf die mitgelieferte
PVDF Membran wie in der Literatur beschrieben (siehe z. B. http://www.westernblotting.org/protocols%20western%20blot.htm)
- c) Blockieren der Membran mit z. B. Milchpulver, Waschschritte,
Inkubation der Membran mit primärem Antikörper
nach Wunsch, Waschschritte wie in der Literatur beschrieben, z.
B. http://www.westernblotting.org/protocols%20western%20blot.htm)
- d) Mix des lyophilisierten Antikörpers aus Schritt
a) mit mitgelieferter Europium(III)chloridlösung: 1 μl
Antikörper plus 1 μl Europium(III)chloridlösung
pro 2 ml TBS-T (Tris buffered saline-Tween 20) Inkubation mit Western
Blot für 1 Stunde, drei mal Waschen mit TBS-T.
- e) Messung der PVDF Membran bei 616 nm Emissionswellenlänge
und 360 nm Excitationswellenlänge.
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Technische und ökonomische
Vorteile der Erfindung
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Es
werden ausgewählte LM eingesetzt, die nach chemischer Aktivierung
an Proteine gekoppelt und mit Europiumionen komplexiert werden.
Nach Anregung im UV-Bereich wird die eingestrahlte Energie auf das komplexierte
Europiumion übertragen. Die Lumineszenz des komplexierten
Europiumions wird gemessen. Da die Phosphoreszenz dieser Europiumverbindungen
deutlich langsamer abklingt als die Hintergrundfluoreszenz der Membran,
können die mit den neuen LM markierten Proteine sehr sensitiv
mittels zeitaufgelöster spektroskopischer Verfahren auf
der Membran detektiert werden. Der Komplex ist während
der elektrophoretischen Trennung stabil und die Proteine können
danach sowohl im Gel als auch auf der Blotmembran mit etwa gleicher
Empfindlichkeit detektiert werden. Die Nachweisgrenzen liegen bei
0,3 ng pro Bande (Rinderserumalbumin). Bei dem direkten Spotten
der markierten Proteine auf eine Membran liegt die Nachweisgrenze
bei 0,5 pg pro Spot (Rinderserumalbumin). Der lineare Bereich erstreckt
sich über 6 Größenordnungen. Die Vorteile
der Detektionsmethode sind offensichtlich, besonders im Fall der
Verwendung von Membranen. Damit ist auch die gleichzeitige Detektion
aller Proteine auf einer Membran und einzelner Proteine mittels
Antikörper mit vergleichbarer Empfindlichkeit möglich.
Dies konnte mit den bisher bekannten Färbetechniken nicht
erreicht werden. Nunmehr kann zum Beispiel das vom Antikörper
erkannte Protein relativ zur jeweiligen Bande quantifiziert werden.
Damit sind auch Aussagen über Fremdproteine in der Bande
oder posttranslationale Modifikationen quantifizierbar. Weitere
Vorteile liegen in dem weiten linearen Signal zu Konzentrationsbereich über sechs
Grössenordnungen sowie in der hohen Lichtstabilität.
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Legenden zu den Abbildungen
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Legende zu 4.1
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Signalintensitäten
von BSA (bovines Serumalbumin) einfach markiert mit LM 1. Die Proben
wurden auf eine PVDF Membran gespottet und vermessen. (Emission
616 nm, Excitation 360 nm). Gezeigt sind die Ergebnisse von 6 unabhängigen
Messungen verglichen mit dem Hintergrund der Membran. Die Konzentrationen
von BSA sind logarithmisch aufgetragen und decken einen Bereich
von 100.000 bis 5 pg ab.
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Legende zu 4.2
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Gezeigt
sind die Signalverhältnisse vor/nach Elektroblot von an
BSA gekoppeltem LM 1. Hierzu wurde BSA mit LM-Precursor 1 markiert
und auf eine PVDF Membran im Dot Blot Verfahren aufgetragen, die
resultierenden Signale gemessen und anschliessend diese Membran
im Elektroblotverfahren für 15 min bei 25 V (Semi-dry blot)
belassen. Danach erfolge eine erneute Vermessung der Signale. Die
Verhältnisse unterscheiden sich nicht signifikant von eins,
somit ist keine Abschwächung durch Elektroblot zu beobachten.
BSA = bovines Serumalbumin
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Legende zu 4.3
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- a) Signalintensität von LM 1 Peptid
nach isoelektrischer Fokussierung (IEF). Inkubation des LM-Precursor 1
mit Europium(III) vor der IEF. Stoffmengen des eingesetzten Peptids
zwischen 1000 und 10 ng. IEF-Streifen: 7 cm, pH 3–10, linear.
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IEF-Bedingungen:
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- 1) in 15 min auf 250 V
- 2) in 10 h auf 4.000 V (schneller Anstieg)
- 3) ca. 4 h auf 500 V
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Anschliessende
Messung des Streifens bei 616 nm Emission, 360 nm Excitation. Es
zeigt sich, dass das Europium(III) vom LM komplexiert bleibt und
ein Signal abhängig von der eingesetzten Konzentration
detektiert werden kann.
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Legende zu 4.4
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Durchschnittliche
Signalintensitäten von BSA (bovines Serumalbumin) einfach
markiert mit LM 1. Die Proben wurden auf PVDF Membran gespottet
und vermessen. (Emission 616 nm, Excitation 360 nm). Gezeigt sind
die gemittelten Ergebnisse von 6 unabhängigen Messungen.
Die Konzentrationen von BSA sind logarithmisch aufgetragen und decken
einen Bereich von 100.000 bis 5 pg ab. Eine Linearität
des Signals über sechs Grössenordnungen ist damit
gegeben.
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Legende zu 4.5
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LM
1-stabilität nach verschiedenen Denaturierungsmethoden
nach ein bzw. zwei Stunden verglichen mit unbehandelter Probe (Std.).
RT = Raumtemperatur, ME = Mercaptoethanol, Std.
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Legende zu 4.6
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ESI-TOF-Massenspektrum
von unmarkiertem BSA (bovines Serumalbumin)
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Legende zu 4.7
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Ausschnitt
aus 4.6
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Legende zu 4.8
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ESI-TOF-Massenspektrum
von BSA (bovines Serumalbumin) mit LM-Precursor 1 markiert
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Legende zu 4.9
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Ausschnitt
aus 4.8 Masse des Maleimid-aktivierten
gekoppelten LM-Precursor 1: 793 Da
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- A: 66468 Da (Ladung: 55+);
- B: 66627 Da (Ladung: 55+);
- A+1: 67231 Da (Ladung 56+); entspricht (A) + der LM-masse-31
Da
- B+1: 67393 Da (Ladung 56+); entspricht (A) + der LM-masse-30
Da
- A+2: 68022 Da (Ladung 56+); entspricht (A+1) + der LM-masse-1
- B+2: 68185 Da (Ladung 56+); entspricht (B+1) + der LM-masse+1
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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-
Zitierte Patentliteratur
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - dazu Daban
et al., ANAL. BIOCHEM. 199, 169 (1991) [0006]
- - dazu Ernst LA, Gupta RK, Mujumdar RB, Waggoner AS. Cyanine
dye labeling reagents for sulfhydryl groups. Cytometry. 1989; 10(1):
3–10 [0006]
- - Hirsch J, Hansen KC, Burlingame AL, Matthag MA. (2004) Proteomics:
current techniques and potential applications to lung disease. Am
J Physiol Lung Cell Mol Physiol. Jul; 287(1): L1–23 [0007]
- - Gade D, Thiermann J, Markowsky D, Rabus R (2003). Evaluation
of two-dimensional difference gel electrophoresis for Protein profiling.
J Mol Microbiol Biotechnol; 5(4): 240–51. [0007]
- - Sellers TA and Yates JR. Review of proteomics with applications
to genetic epidemiology. Genet Epidemiol 24: 83–98, 2003. [0008]
- - Sellers TA and Yates JR. Review of proteomics with applications
to genetic epidemiology. Genet Epidemiol 24: 83–98, 2003 [0009]
- - Blackstock WP and Weir MP. Proteomics: quantitative and physical
mapping of cellular Proteins. Trends Biotechnol 17: 121–127,
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