DE102006001920A1 - Verfahren zur Verbesserung der Wasserqualität von sauren Gewässern - Google Patents

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Abstract

Verfahren zur Verbesserung der Wasserqualität von sauren Gewässern, insbesondere von sauren Tagebaurestseen, die nach Beendigung des aktiven Bergbaus entstanden sind, durch Einsatz von calcium- oder calcium-/magnesiumhaltigen Einsatzstoffen in Kombination mit Natriumhydroxyd. DOLLAR A Die Entsäuerung von Gewässern erfolgt durch den initialen pH- und säurepotentialabhängigen Einsatz von calcium- oder calcium-/magnesiumhaltigen Einsatzstoffen pH-wertabhängig in Kombination mit gebrannter Natronlauge unter Berücksichtigung der Auswertung von Messdaten bezüglich der Wasserqualität. DOLLAR A Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können sehr effektiv und mit wirtschaftlichem Aufwand größere saure Wassermengen entsäuert werden, wodurch für diese Gewässer eine Nutzung als Fisch- und Badegewässer möglich wird. Mit dem vorgeschlagenen Verfahren ist eine pH-Wert-Anhebung bis auf einen pH-Wert von 6-8,5 möglich.

Description

  • Die Erfindung bezieht sich auf die Wasserqualität in Tagebauseen und auf Gewässer, die in der Folge von aktivem Bergbaubetrieb versauert sind.
  • Durch den offenen Bergbau in Anspruch genommene Flächen sollen nach Auslaufen der Bergbauaktivitäten überwiegend einer Sanierung zur Sicherung einer Folgenutzung durch die Wasserspeicherbewirtschaftung oder die Schaffung von Bade- und Fischgewässern unterzogen werden.
  • Die Flutung von derartigen Bergbaurestlöchern erfolgt durch Selbstaufgang in Folge von ansteigendem Grundwasser nach Beendigung der Bergbautätigkeit bzw. durch Zuführung von Oberflächenwasser von in der Umgebung liegenden Fließgewässern.
  • Nach Einstellung des offenen Bergbaus und der damit verbundenen Einstellung der allgemeinen Grundwasserabsenkung durchströmt das wieder in Erscheinung tretende Grundwasser die vom Bergbau hinterlassenen Kippen. Insbesondere aufgrund von Pyritverwitterung im offenen Bergbau sind diese Kippen oft mit einem hohen Säurepotential angereichert. Das führt, insbesondere bei Mangel an Oberflächenwasser für die Flutung, zur Versauerung der entstehenden Tagebaurestseen mit pH-Werten bis auf < 3 sowie hohen Gehalten an gelösten Metallen wie beispielsweise von Eisen, Mangan und Aluminium. Die Erosion an Böschungen und saure Zuströmungen mit dem Grundwasser kann zur Wiederversauerung von bereits gefluteten oder neutralisierten Bergbaurestseen führen.
  • Durch den Mangel an Oberflächenwasser scheidet die Möglichkeit der Neutralisation von sauren Restseen durch alleinige Nutzung von Oberflächenwasser, die allgemein als Stand der Technik bekannt ist, in der Regel aus.
  • Aus dem Stand der Technik ist bekannt, Natron- oder Kalilauge in unterschiedlichen Konzentrationen zur Neutralisation einzusetzen. Dies erfolgt bisher meist bei speziellem Anwendungsbedarf, bei kleinen Mengen oder in Verbindung mit chemischen Prozessen, da diese Produkte teuer sind.
  • Bei Einsatz von Soda in sauren Seen mit freier Schwefelsäure bei pH-Werten von < 4,3 besteht die Gefahr des Ausgasens von CO2 aus dem Seewasser. Darüber hinaus kann der Einsatz von Soda vorhandene Gipsausfällungen auflösen und damit den ohnehin hohen Sulfatgehalt im Seewasser weiter erhöhen. In höheren pH-Bereichen kann der Einsatz von Soda zur Calcitausfällung unter Einbindung des im Seewasser gelösten Calciums führen. Damit sinkt der Gesamtwirkungsgrad des Verfahrens und dieses wird somit unwirtschaftlich. Die erforderlichen Reaktionszeiten von Soda sind zu dem relativ hoch.
  • Bekannt ist weiterhin ein Verfahren, beschrieben in DE 199 61 243 , nach dem die in einem Tagebaurestsee vorhandenen eingespülten calciumhaltigen Kraftwerksaschen, die aus der Verbrennung von Braunkohlen stammen und am Boden eines Tagebaurestsees sedimentiert sind, wieder aufzunehmen, zu verwirbeln und über Rohrleitungen im sauren Restsee zu verteilen und zur Neutralisation zu nutzen. Dieses Verfahren ist jedoch nur begrenzt nutzbar, wenn Altaschen im Gewässer vorhanden sind.
  • Weiter ist aus dem Stand der Technik bekannt, saure Wässer durch Kalkung zu neutralisieren. Die Kalkung ist aus der Aufbereitung saurer Wässer zu Brauch- oder Trinkwasser bekannt und wird beispielsweise in Grubenwasseraufbereitungsanlagen praktiziert. Hier ist prinzipiell der Einsatz von Branntkalk, Kalkhydrat und Kalkmilch bekannt. Ein grundsätzliches Problem bei der alleinigen Verwendung calciumhaltiger Produkte in sulfatreichen Wässern ist die Gefahr der Vergriesung und Vergipsung. Durch die vorhandenen Sulfatgehalte des Seewassers kann sich auf den Kalkprodukten eine Gipskruste bilden, die eine weitere Auflösung und Reaktionsentfaltung behindert und damit den Produkteinsatz uneffektiv gestaltet. Diesem Problem kann wie in DE 103 04 009 beschrieben durch eine breitflächige Verteilung der Einsatzprodukte im Wasserkörper mit Einsatzstoffsuspensionen mit geringen Stoffkonzentrationen begegnet werden. Weiter ist ein Verfahren zur Verbesserung der Wasserqualität von sauren sulfathaltigen Gewässern nach DE 101 57 342 bekannt, bei dem in saure Gewässer und/oder in Gewässer mit sauren Zuströmungen gebrannter Dolomit eingebracht wird. Dieses Verfahren hat sich als wirksam erwiesen, weist jedoch den Nachteil auf, dass für die zu realisierenden Löse-, Neutralisations- und Fällungsreaktionen hohe Reaktionszeiten benötigt werden. Der alleinige Einsatz von calcium- oder calcium-/magnesiumhaltigen Einsatzstoffen hat trotz der kostengünstig zur Verfügung stehenden Einsatzstoffe den weiteren Nachteil, dass bei steigenden pH-Werten, insbesondere bei pH-Werten von > 8, der in den Bereichen der Stoffeinbringung örtlich überschritten wird, der Wirkungsgrad dieser Produkte infolge einer möglichen Calcitausfällung und geringerer Potentialunterschiede sinkt.
  • Zur initialen und nachhaltigen Verbesserung der Wasserqualität von sauren sulfathaltigen Gewässern wurde in DE 103 24 984 ein Verfahren mit Einsatz von Natriumhydroxyd im einer ersten Stufe bei niedrigen pH-Werten in Kombination mit gebranntem Dolomit und/oder Soda in einer zweiten Stufe bei höheren pH-Werten vorgeschlagen. Das Verfahren ist wirtschaftlich aufwendig, da der größere Neutralisationsanteil durch Natronlauge zu erbringen ist und mit dem Einsatz von calcium-/magnesiumhaltigen Einsatzstoffen bei steigenden pH-Werten, die pH-Wertsteuerung auf Grund abnehmender Wirkungsgrade erschwert wird.
  • Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein effektives und wirtschaftliches Verfahren für die Verbesserung der Wasserqualität in sauren Gewässern oder in Gewässern mit sauren Zuströmungen, insbesondere zur Initialneutralisation und zur Sicherung der Nachhaltigkeit der pH-Wertanhebung in behandelten Gewässern zu ermöglichen.
  • Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass in saure Gewässer und/oder in Gewässer mit sauren Zuströmungen mit einem pH-Wert von < 5,5, vorzugsweise von ≤ 4,3, in einer ersten Stufe zur Initialneutralisation ein calcium- oder calcium-/magnesiumhaltiger Einsatzstoff mit einer pH-wertabhängigen Zugabe eingebracht wird bis der pH-Wert einen Grenzwert im Bereich von 3,5 bis 5,5 überschreitet.
  • Vorteilhaft für die Wirkung des Verfahrens ist der hohe Säure- und pH-Gradient für die calcium- oder calcium-/magnesiumhaltiger Einsatzstoffe in der ersten Phase der Verfahrensdurchführung. Damit kann eine hohe Ausnutzung des Alkalitätspotentials dieser Einsatzstoffe von > 70 % gesichert werden, wie durchgeführte Untersuchungen im Technikumsmaßstab belegen.
  • Bei der Durchführung des Verfahrens erfolgt erfindungsgemäß in einer zweiten Stufe bei einem pH-Wert von ≥ 3,5 ausschließlich oder zusätzlich der Eintrag von Natronlauge mit einer Konzentration von 0,5 bis 50 % in das betreffende Gewässer, bis der pH-Wert einen vorgegebenen Grenzwert für den pH-Wert im Bereich von 4,3–8,5 überschreitet.
  • Der Eintrag der Einsatzstoffe in das Gewässer erfolgt in verdünnter Form als Suspension von Land oder mit mobiler Technik vom Wasser aus.
  • Bei dieser erfindungsgemäßen Einsatzstoffkombination werden in der zweiten Neutralisationsphase bei einem pH-Wertanstieg auf Grund der hohen Reaktionsgeschwindigkeit des Neutralisationsvorganges mit der verdünnten Natronlauge bekannte Nachteile von Neutralisationsmittelzugaben wie eine Überdosierung oder überproportionale Calcitausfällungen sowie Wirkungsgradverluste vermieden. Die Einstellung eines Ziel-pH-Wertes ist sehr exakt möglich.
  • Mit der erfindungsgemäßen Einsatzstoffkombination werden Kostenoptimierungen von Initialneutralistionen und bei erforderlichen Maßnahmen zur Sicherung der Nachhaltigkeit bzw. zur Vermeidung der Wiederversauerung realisierbar.
  • Die Anwendung des Verfahrens gestattet eine schnelle Grobeinstellung der Gewässerqualität mit kostengünstigen Einsatzstoffen sowie eine Feineinstellung mit Natronlauge.
  • Mit Anwendung des Verfahrens erfolgt eine Herstellung der Gewässer in Ausleitungsqualität in öffentliche Gewässer mit pH-Werten von ≥ 6.
  • Mit Hilfe des vorgeschlagenen Verfahrens wird die Nutzung von sauren Gewässern, wie beispielsweise von sauren Tagebaurestseen zur Erholung, Bewirtschaftung und als Zwischenspeicher auf einfache Weise und in kurzer Zeit mit wirtschaftlichem Aufwand ermöglicht.
  • Das Prinzip der Erfindung soll im folgenden an einem Beispiel näher erklärt werden.
  • Ein Tagebaurestsee mit einem Volumen von 30 Mio. m3 ist vollständig gefüllt und muss auf Grund des Zuströmens von Grundwasser und von Oberflächenwasser an die Vorflut angeschlossen werden. Das Restseewasser besteht hauptsächlich aus saurem Grundwasser und weist einen pH-Wert von 3,0 und einen Gehalt an gelöstem Eisen von 20 mg/l auf. Das Wasser im Tagebausee soll auf einen pH-Wert von 6,5 gebracht werden. Der Alkalitätsbedarf für die Einstellung eines pH-Wertes von 6,5 beträgt kb6,5-wert = 3 mmol/l auf.
  • Der Alkalitätsbedarf für die Einstellung eines pH-Wertes von 6,5 beträgt kb6,5-wert = 3 mmol/l auf.
  • Vor der Ausleitung in die Vorflut soll dieses Wasser neutralisiert werden. Da es wirtschaftlicher ist, den höheren Anteil an vorhandenem Säurepotential mit preiswerten Einsatzstoffen abzubauen wird die Neutralisation nach dem vorgeschlagenen Verfahren in der ersten Stufe mit Magnesiumbranntkalk in Form einer 2 %igen Suspensionslösung mittels eines bekannten Verteilsystems durch Eintrag in den Wasserkörper realisiert.
  • Für die initiale Anhebung des pH-Wertes auf 4,3 für 86 % des zu neutralisierenden Säurepotentials, bei Annahme eines Neutralisationswirkungsgrades von 75 %, wird eine Einsatzmenge an Magnesiumbranntkalk von 98 g/m3 und damit insgesamt von 2.950 t ermittelt.
  • Zur Einstellung eines pH-Wertes von 6,5 werden nach der Initialbehandlung mit Magnesiumbranntkalk 450 t Natriumhydroxyd in den Wasserkörper eingebracht. Das Produkt wird in Form einer 50 %igen Natronlauge angeliefert und am Ufer des Gewässers mit Seewasser auf 2,5 % verdünnt und über einen Zeitraum von 4 Wochen im Wasserkörper verteilt.
  • Nach Beendigung der Verfahrensdurchführung ist neben der pH-Wertanhebung der Gehalt an gelöstem Eisen im Gewässer auf < 1 mg/l reduziert und das Seewasser kann in die Vorflut ausgeleitet werden.
  • Im Wasserkörper wird die biologische Selbstregulierung angeregt. Bei der nachfolgenden Flutung wird sämtliches biologisches Leben und vorhandene biologische und chemische Alkalisierungspotential, welches in den natürlichen Flutungswässern, vorhanden ist, erhalten.
  • Mit Hilfe des vorgeschlagenen Verfahrens wird die Nutzung des Gewässers zur Erholung, Bewirtschaftung und als Zwischenspeicher auf sehr effiziente Weise mit relativ geringem wirtschaftlichem Aufwand ermöglicht und gleichzeitig eine Pufferkapazität gegen saure Zuströmungen geschaffen.

Claims (1)

  1. Verfahren zur Verbesserung der Wasserqualität von sauren Gewässern, insbesondere von Tagebauseen, die nach dem Auslaufen des aktiven Bergbaus entstanden sind oder von Gewässern, die durch Bergbauaktivitäten versauert sind, durch Anhebung des pH-Wertes infolge des Eintrags von alkalischen Einsatzstoffen, gekennzeichnet dadurch, dass in saure Gewässer und/oder in Gewässer mit sauren Zuströmungen mit einem pH-Wert von < 5,5, vorzugsweise von ≤ 4,3, in einer ersten Stufe zur Initialneutralisation ein calcium- oder calcium-/magnesiumhaltiger Einsatzstoff mit einer pH-wertabhängigen Zugabe eingebracht wird bis der pH-Wert einen Grenzwert im Bereich von 3,5 bis 5,5 und der Säurepotentialanteil > 60 % überschreitet und in einer zweiten Stufe bei einem pH-Wert von ≥ 3,5 ausschließlich oder zusätzlich Natronlauge mit einer Konzentration von 0,5 bis 50 % in das betreffende Gewässer eingebracht wird, bis der pH-Wert einen vorgegebenen Grenzwert für den pH-Wert im Bereich von 5,5–8,5 überschreitet.
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