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Die
Erfindung bezieht sich auf die nachhaltige Verbesserung der Wasserqualität in Oberflächengewässer insbesondere
von sauren Tagebauseen in ehemaligen Bergbauregionen.
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Die
Flutung von derartigen Tagebauseen in Bergbauregionen erfolgt meist
durch Selbstaufgang in Folge steigenden Grundwassers nach Beendigung der
Bergbautätigkeit
bzw. je nach Verfügbarkeit durch
Zuführung
von Oberflächenwasser
aus in der Umgebung liegenden Fließgewässern.
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Nach
Einstellung des offenen Bergbaus und der damit verbundenen Einstellung
der allgemeinen Grundwasserabsenkung durchströmt das wieder in Erscheinung
tretende Grundwasser die vom Bergbau hinterlassenen Kippen. Insbesondere
aufgrund von Pyritverwitterung im offenen Bergbau sind diese Kippen
oft mit einem hohen Säurepotential
angereichert. Das führt,
insbesondere bei Mangel an Oberflächenwasser für die Flutung,
zur Versauerung der entstehenden Tagebauseen mit pH-Werten bis < 3. Saure Zuströmungen mit
dem Grundwasser führen
ebenfalls zur Versauerung von bereits gefluteten oder neutralisierten
Tagebauseen.
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Aus
der Braunkohlenindustrie ist bekannt, Braunkohlenschlämme und
Braunkohlenaschen in Tagebaurestlöcher zu transportieren und
dort zu deponieren. Untersuchungen haben gezeigt, dass gerade die
Einspülungen
von Kraftwerksaschen aus der Verbrennung von Braunkohlen für einen
relativ hohen pH-Wert von pH > 10
im Wasser des Restsees sorgten. Nach Einstellung der Braunkohlenverbrennung
und der damit verbundenen Einstellung der Einspülungen ist der pH-Wert auf
Grund der geringen Pufferwirkung dann in relativ kurzer Zeit von
auf pH = < 4 abgesunken.
Damit scheidet auch diese Möglichkeit
für eine
dauernde Neutralisierung saurer Wässer in Bergbaurestseen zum
Zwecke einer wirtschaftlichen Nachnutzung aus.
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Weiter
ist aus dem Stand der Technik bekannt, saure Wässer durch Kalkung zu neutralisieren.
Die Kalkung ist aus der Aufbereitung saurer Wässer zu Brauch- oder Trinkwasser
bekannt und wird beispielsweise in Grubenwasseraufbereitungsanlagen
praktiziert. Hier ist prinzipiell der Einsatz von Branntkalk, Kalkhydrat
und Kalkmilch bekannt. Derartige stationäre Anlagen weisen sehr hohe
Betriebskosten auf. In der Regel werden gehobene Grundwasserströme oder
die Ausläufe
von sauren Seen behandelt, so dass die Seen selbst im versauerten Zustand
verbleiben.
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Zur
Behandlung von sauren Tagebauseen werden weiter so genannte Inlake-Verfahren, wie in
DE 103 04 009 ,
DE 103 44 857 ,
DE 20 2004 002 159 und
DE 10 2004 032 404 beschrieben,
nach denen unter Nutzung der Inlake-Verfahrenstechnik, Injektor- und
Mischtechnik sowie feinkörniger
Neutralisationsmittel und intelligenter Verteiltechnik über schwimmende
Rohrleitungen oder schwimmende Eintragssysteme eine gute Vermischung
des Neutralisationsmittels und die Verteilung der Suspensionen im
See, mit hohem Stoffumsatz eine Verbesserung der Wasserbeschaffenheit
erreicht werden soll. Diese Verfahren weisen den Nachteil auf, dass
infolge der hohen Mineralisation derartiger Gewässer die möglichen Einsatzmengen für das Erreichen
eines akzeptablen Wirkungsgrades begrenzt und damit der erreichte Säurepuffer
und die Nachhaltigkeit derartiger Verfahrenslösungen gering sind.
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Die
Nutzung von CO2 für den Aufbau einer Pufferkapazität ist ebenfalls
aus dem Stand der Technik bekannt. So wurde z.B. vorgeschlagen,
CO2 in Grubenwasserreinigungsanlagen als
Konditionierungsmittel einzusetzen und im gereinigten Wasser auf
diese Weise einen Säurepuffer
aufzubauen. Auf Grund der Wasserbehandlung und Förderung des Wassers unter Normaldruck
entweicht jedoch ein Großteil
des eingebrachten CO2 und der Aufwand für ein derartiges
Verfahren ist wirtschaftlich nicht darstellbar.
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Im
Patent Nr. 101 30 791 wird ein Verfahren beschrieben, welches auch
konzentriertes CO2-Gas zur Verbesserung
der Wasserqualität
nutzen kann. Das Einbringen von CO2 unter
Normaldruck führt
jedoch relativ schnell zum Wiederaustreten von CO2 in die
Atmosphäre,
wenn CO2-beladenes Wasser an die Oberfläche eines
Sees gelangt.
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Aus
DE 10 2004 010 068 ist
ein Verfahren zur Kohlendioxid-Elimination durch Eintrag in saure Tagebauseen
bekannt geworden, bei dem CO
2 über eine
Druckbegasung eines Wasserteilstromes außerhalb eines Gewässers über spezielle
Vorrichtungen in tiefere Bereiche eines Tagebausees zugeführt wird.
Das Zuführen
von CO
2 in den See soll dabei koordiniert
mit dem Zuführen
von gereinigtem Grundwasser, einer Inlake-Behandlung bzw. der Zuführung von
konditioniertem Oberflächenwasser
in einem begrenzten pH-Wertbereich erfolgen. Bei der Realisierung
des Verfahrens ist zu erwarten, dass nur ein begrenzter Säurepufferaufbau
erfolgen kann. Weiterhin besteht die Gefahr einer Überschreitung
des Sättigungsindexes
für Calcit
und damit eines geringen reaktionswirkungsgrades.
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Ziel
und Aufgabe der Erfindung bestehen darin, eine Möglichkeit auf der Grundlage
der Inlake-Konditionierung von sauren und/oder mineralisierten Oberflächengewässern, insbesondere
von Tagebauseen, zu finden, nach der ein gegen Versauerung bzw.
Wiederversauerung nachhaltiger Säurepuffer im
Neutralbereich erreicht kann.
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Erfindungsgemäß wird die
Aufgabe der Erfindung dadurch gelöst, dass durch Zugabe von alkalischen
Einsatzstoffen wie von CaO; MgO; NaOH oder Ca(OH)2,
in das betreffende Gewässer
bei gleichzeitiger Erhöhung
des Calcitsättigungsindexes für das Gewässer auf ≥ -5 und gleichzeitiger
Anhebung des pH-Wertes auf 8 bis 12, eine primäre CO2-Untersättigung
im Wasserkörper
auf einen Partialdruck von < 0,00035
atm eingestellt wird und gleichzeitig oder nachfolgend eine Zugabe
von CO2 und/oder CO2-generierenden
Einsatzstoffen wie von Rauchgas, CO2 Soda
oder Natriumhydrogencarbonat erfolgt, wodurch eine Anhebung des
CO2-Partialdrucks auf 0,00035 atm, eine
Verringerung des Calcitsättigungsindexes
für das
Gewässer
auf ≤ 0 und gleichzeitig
eine Verringerung des pH-Wertes auf 5 bis 8 bewirkt wird. Bei dieser
Vorgehensweise wird eine integrierte Restentsäuerung der enthaltenen starken
Mineralsäuren
wie der Schwefelsäure
und Fällung
der enthaltenen hydrolytischen Metalle wie Eisen und Aluminium bewirkt.
Durch das eingestellte deutliche CO2-Sättigungsdefizit
wird die Löslichkeit und
der Rückhalt
von CO2 im Gewässer gezielt verbessert. Durch
eine nachfolgende Zugabe vorzugsweise von Oxyden, Hydroxyden und/oder
Carbonaten des Calcium und/oder Magnesium unter Ausnutzung des Lösevermögens der überschüssigen Kohlensäure bis
zur Calcitsättigung
wird eine zusätzliche Aufpufferung
erreicht.
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In
einer anderen Variante des Verfahrens wird erfindungsgemäß eine primäre CO2-Übersättigung
im Wasserkörper
durch Zugabe von CO2 und/oder CO2- generierenden
Einsatzstoffen wie von Rauchgas, CO2, Soda,
Natriumhydrogencarbonat mit Anhebung des CO2-Partialdrucks
auf ≥ 0,00035
atm, Verringerung des Calcitsättigungsindexes
für das Gewässer auf ≤ 0 bei einer
gleichzeitigen Verringerung des pH-Wertes auf < 8 eingestellt und mit einer nachfolgenden
Zugabe von alkalischen Einsatzstoffen wie von CaO; MgO; NaOH, Ca(OH)2, eine Absenkung des Calcitsättigungsindex
für das
Gewässer
auf ≥ -5,
eine Verringerung des CO2-Partialdrucks gegenüber dem
Ausgangswert und Einstellung des pH-Wertes auf ≥ 6 bewirkt.
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Bei
der Durchführung
des Verfahrens kann die Zuführung
von alkalischen und CO2-haltigen Einsatzstoffen intervallartig
und in mehreren Stufen nacheinander oder gleichzeitig erfolgen.
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Die
Verfahrensdurchführung
kann im Wasserkörper
selbst mit Verteileinrichtungen oder chargenweise außerhalb
des Gewässers
in Reaktionsbehältern,
die vorzugsweise mit einem oder mehreren Rührwerken ausgerüstet sind
und ein Volumen von 5 bis 100 m3 aufweisen,
erfolgen. Die außerhalb
des Gewässers
in separaten Reaktionsbehältern
erzeugte Einsatzstoffsuspension wird mittels Verteileinrichtungen
im zu behandelnden Wasserkörper
eingebracht.
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Überschüssiges gelöstes CO2 im Wasserkörper wird anteilig aus dem
Wasserkörper
mit dem abströmenden
Grundwasser in das Grundwasserreservoir und das entsprechende Gebirge
eingebracht. Hier kann das CO2 vorteilhaft
für die
Sicherung der Nachhaltigkeit der Verbesserung der Grundwasserqualität genutzt.
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Mit
Hilfe der gefundenen Lösung
wird die nachhaltige Behandlung von sauren Oberflächengewässern mit
hohem Wirkungsgrad auf relativ einfache und wirtschaftliche Weise
möglich.
Somit wurde eine technische Lösung
gefunden, mit der eine Verbesserung und Erhaltung der Güte großer Wassermengen
insbesondere in sauren Tagebauseen möglich ist und die Grundlagen
für das
Erreichen und Erhalten der Nachnutzungsziele durch den Aufbau eines
wirksamen Säurepuffers
wesentlich besser im Vergleich zu bisher bekannten Vorschlägen geschaffen
werden können.
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Die
Erfindung soll nachfolgend an einem Beispiel näher erläutert werden.
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In
einem Tagebausee mit einem Volumen von 5 Mio. m3 Wasser,
einem pH-Wert von 3,0 und einem KB7,0-Wert
von 3,9 mmol/l soll durch eine spezielle Behandlung die Wasserbeschaffenheit
durch eine pH-Wertanhebung und gleichzeitigen Aufbau eines Säurepuffers
entscheidend verbessert werden. Die Calcium-Ionen-Konzentration
wurde im Ausgangszustand mit 250 mg/l gemessen. Der CO2-Gehalt
im Gewässer
beträgt
bei einem Partialdruck von 0,00035 atm 0,5 mg/l. Der Sättigungsindex
für Calcit wurde
mit -10 ermittelt, d.h. das Lösevermögen für Calcit
beträgt
325 mg/l Calcit.
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Im
Rahmen des vorgeschlagenen Verfahrens werden mit einer Inlake-Behandlung
in das Seewasser 800 t Weißkalkhydrat
mittels einer 1 %igen Suspension gleichmäßig über die Seefläche verteilt eingetragen.
Mit der Einspülung
der Suspension in das entsprechende Seevolumen ergeben sich folgende
neue Verhältnisse:
pH-Wert = 10, Ca-Gehalt 335 mg/l, Sättigungsindex für Calcit
von 0, CO2-Gehalt < 0,1 mg/l und Säurepuffer KS4,3 =
1,15 mmol/l.
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Nachfolgend
werden bei Anwendung von Begasungsschläuchen 660 t CO2 gleichmäßig in das Gewässer unterhalb
der Wasseroberfläche
einblasen und in Lösung
gebracht. Nach dieser Behandlung verändert sich die Wasserbeschaffenheit
wie folgt: pH-Wert 5,65, Sättigungsindex
für Calcit
-2, CO2-Gehalt 107 mg/l und Säurepuffer
KS4,3 = 0,66 mmol/l.
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Im
Rahmen einer 2. Inlake-Behandlungsstufe werden in Fortführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens
350 t Weißkalkhydrat
in das Seewasser in Form einer 1 %igen Suspension gleichmäßig eingebracht.
Mit der Einspülung
der Suspension in das entsprechende Seevolumen ergeben sich nun
die folgenden Verhältnisse:
pH-Wert = 6,8, Ca-Gehalt 372 mg/l, Sättigungsindex für Calcit
von -0,2, CO2-Gehalt 30 mg/l und Säurepuffer
KS4,3 = 2,4 mmol/l.
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Bei
einer 2. CO2-Behandlung werden nachfolgend
insgesamt 1320 t CO2 gleichmäßig in das Gewässer unterhalb
der Wasseroberfläche
in Lösung gebracht.
Nach dieser Behandlungsstufe stellt sich die folgende Wasserbeschaffenheit
im See ein: pH-Wert 5,8, Sättigungsindex
für Calcit
-1,2, CO2-Gehalt 290 mg/l und Säurepuffer
KS4,3 = 2,35 mmol/l.
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Bei
der Durchführung
des Verfahrens werden nun nachfolgend in einer 2. Inlake-Behandlungsstufe
insgesamt 650 t Weißkalkhydrat
als Suspension gleichmäßig in das
zu behandelnde Gewässer eingetragen.
Im Ergebnis der Einspülung
der Suspension in den Wasserkörper
ergeben sich die folgenden Beschaffenheitsparameter: pH-Wert = 6,5, Ca-Gehalt
443 mg/l, Sättigungsindex
für Calcit
von ± 0,
CO2-Gehalt 130 mg/l und Säurepuffer
KS4,3 = 5,9 mmol/l.
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Die
Beschaffenheitsparameter des auf diese vorgeschlagene Weise behandelten
Seewassers verändern
sich gegenüber
dem Ausgangszustand somit entsprechend den geforderten Anforderungen an ökologisch
nutzbaren Oberflächengewässern. Der
eingestellte hohe Säurepuffer
des Seewassers gewährleistet
eine hohe Nachhaltigkeit der Seebehandlung und schützt die
bei neutralen Wasserverhältnissen
entstehende Biozönose
wirksam gegen eine Wiederversauerung infolge von Säureeinträgen mit
dem Grundwasserzustrom bzw. durch Böschungserosion.