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Die
Erfindung betrifft die Verwendung von Partikeln für die Ermittlung
der lokalen Temperatur in organischen und nichtorganischen Körpern. Beim Einsatz
dieser Partikel wird die Temperatur unter Anwendung des Verfahrens
der Kernresonanz-Spektroskopie
(NMR) ermittelt.
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Das
NMR-Verfahren wird bei einer Vielzahl von Verfahren zur in-vivo-Bestimmung
der Temperatur angewendet. Der Vorteil dieser Verfahren besteht darin,
dass die Temperatur nicht-invasiv und ohne Verwendung ionisierender
Strahlung gemessen werden kann (siehe z. B.
US 5753207 ,
US 5397562 ,
US 4558279 ,
DE 19631916A1 ,
DE 69121063T2 ,
US 5711300 ). Schädliche Nebenwirkungen
des NMR-Verfahrens auf lebende Organismen sind nicht bekannt.
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Bei
diesen Verfahren werden Substanzen verwendet, für die das NMR-Signal, d. h.
die Spin-Gitter-(Ti1) oder die Spin-Spin-(T2)Relaxationszeit, die chemische Verschiebung,
dipolare oder skalare Kopplungen, der molekulare Diffusionskoeffizient
oder die Gleichgewichtspolarisation, im relevanten Temperaturbereich
(ca. 300–370
Kelvin) sich so stark verändert,
dass eine Bestimmung der lokalen Temperatur mit genügend hoher
Genauigkeit (< 0,1 Kelvin)
möglich
ist. Eine diesbezügliche Übersicht gibt
A. G. Webb, Ann. Rep. on NMR Spectr. 45, 1 (2002).
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Die
Messung des NMR-Signals der jeweiligen Kerne erlaubt dann die Bestimmung
der Temperatur in der Umgebung der entsprechenden Substanzen. Medizinische
Anwendungen beschränken
sich allerdings im Wesentlichen auf die Spektroskopie an Wasserstoffkernen,
die im menschlichen Körper
häufig
vorkommen. Zur Verbesserung des Signals werden dabei oftmals Kontrastmittel
eingesetzt (
DE 198 16
917 A1 ).
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Es
ist auch bereits der Vorschlag gemacht worden, mit flüssigen Ga-Säulen gefüllte Kohlenstoff-Nanoröhren zur
Temperaturbestimmung zu verwenden (
US 2003/0227958 A1 ).
Dabei soll aus der Längenänderung
der Ga-Säule
auf die Umgebungstemperatur geschlossen werden. Allerdings ist dabei die
Frage, wie diese Längenänderungen
in-vivo detektiert werden können,
offenbar nicht geklärt.
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Generell
ist die NMR-Technik begrenzt auf solche Atomkerne, die ein magnetisches
Moment besitzen. Zudem müssen
die entsprechenden Atomkerne in entsprechend hoher Konzentration
am Untersuchungsort vorhanden sein, um ein genügend starkes NMR Signal generieren
zu können.
Daher wird üblicherweise
in den für
medizinische Zwecke verwendeten Magnetresonanzbildgebungsverfahren
(MRI) eine NMR-Spektroskopie an Wasserstoffkernen durchgeführt, oder
es werden (magnetische) Kontrastmittel zur Verstärkung des Signals von Protonen oder
anderer, körpereigener
NMR-aktiver Atomkerne verwendet. Gerade beim Einsatz der Protonen-NMR besteht
aber die Schwierigkeit, den zu untersuchenden Bereich einzugrenzen,
da überall
im Körpergewebe
Wasserstoffkerne vorhanden sind.
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Darüber hinaus
besitzt die Verwendung körpereigener
Substanzen bzw. derer Atomkerne den Nachteil einer verringerten
Empfindlichkeit bzw. Genauigkeit bei der Temperaturbestimmung, da
dabei nicht die besonders zur Temperaturbestimmung mittels der NMR-Spektroskopie
geeigneten Sensormaterialien mit einer besonders hohen Temperaturabhängigkeit
verwendet werden.
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Ein
wesentliches Problem bei der Nutzung von Substanzen mit einem stark
temperaturabhängigen
NMR-Signal besteht darin, dass solche Substanzen bereits in geringen
Mengen toxisch wirken. Dies verbietet den Einsatz in-vivo.
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Die
andererseits mögliche
Nutzung körpereigener
Substanzen bzw. derer Atomkerne hat den Nachteil einer verringerten
Empfindlichkeit bzw. Genauigkeit bei der Temperaturbestimmung, da
dabei nicht maßgeschneiderte
Sensormaterialien mit einer besonders hohen Temperaturabhängigkeit
verwendet werden. Darüber
hinaus existieren einige Faktoren, welche die Möglichkeiten von NMR-Untersuchungen
in-vivo beeinträchtigen.
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Darüber hinaus
sind Anwendungen denkbar, bei denen lokal, beispielsweise durch
das Aufheizen von Nanopartikeln, einem System Wärme zugefügt wird. Einen solchen Energieeintrag
vorausgesetzt stellt sich die Frage, inwieweit die eingestrahlte
Leistung zu einer Erwärmung
des Nanoteilchens selbst, dessen direkter Umgebung, beispielsweise
einer einzelnen Zelle, und des umgebenden Gewebes führt. Daher
ist eine genaue Kenntnis der lokalen Temperatur erforderlich.
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Ein
Verfahren, das Nanopartikel zur lokalen Erwärmung in-vivo in Rahmen einer
Tumortherapie einsetzt, ist die ”Hyperthermie mit Eisenoxidpartikeln”. Temperaturmessungen
werden dabei lediglich auf einer großen Längenskala durchgeführt, zum Beispiel
durch die Verwendung fiberoptischer Thermometer, die in der Tumorregion
appliziert werden.
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Aus
der
DE 10 2004
017 705 A1 sind ferromagnetische Kohlenstoff-Nanoröhren, die
Biomoleküle
tragen, sowie ein Verfahren zu deren Herstellung und deren Verwendung
in Diagnose und Therapie, bekannt. Dabei sind die Kohlenstoff-Nanoröhren ein-
oder mehrwandig und mit einem Metall der VIII. Nebengruppe gefüllt. Die
Biomoleküle
können
sich sowohl im Inneren der Nanoröhre
als auch auf der äußeren Oberfläche befinden.
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Aus
der
DE 697 28 410
T2 sind makroskopisch manipulierbare, aus Nanoröhrenanordnungen hergestellte
Vorrichtungen bekannt. Das makroskopische Befestigungselement weist
eine einwandige Kohlenstoff-Nanoröhren-Anordnung auf, wodurch der
Gesamtanordnung ermöglicht
wird, Informationen einer Umgebung im Nanomaßstab bereitzustellen oder
davon zu erhalten.
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Nach
der
DE 102 43 111
A1 ist eine Nanoröhre
aus mehrelementigen Oxidsystemen bekannt, welche neuartige Charakteristika
aufweist und von der erwartet wird, Anwendung in einer Vielfalt
von Vorrichtungen zu erlangen. Das mehrelementige Oxidsystem weist
zumindest die Elemente Bi, Y, La und Sc als eine Komponente auf.
Der Röhrendurchmesser
der Nanoröhre
soll weniger als 1 × 10
–6 m
aufweisen.
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Nach
der
EP 0 625 055 B1 ist
die Verwendung von Fulleren-Derivaten in diagnostischen und/oder
therapeutischen Mitteln bekannt. Dabei sind die Fullerene extern
mit einer Metall- oder Metallkomplex-kooridinerenden Chelantgruppe
verbunden.
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Weiterhin
sind aus der
WO
2006/017333 A2 kurze Kohlenstoff-Nanoröhren mit einer Länge von 100
nm oder weniger und ein Cargo bekannt. Das Cargo besteht aus einem
magnetischen Material, molekularem Jod, Metallsalz, Metallsalzhydrat
oder Kombinationen davon.
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Auch
sind aus der
US
2001/0051367 A1 molekulare Nanodrähte aus einwandigen Kohlenstoff-Nanoröhren bekannt.
Die Nanoröhren
beinhalten ein fremdes Material, welches in der Lage ist, fadenähnliche
Materialien zu bilden und eine feste Form bei Umgebungstemperatur
und -druck zu haben.
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Ebenfalls
bekannt sind aus der
US
5,547,748 A mehrwandige polyhedrale Kohlenstoffnanokapseln,
die Metalle und Metallcarbide beinhalten. Die eingekapselten Materialien
können
auch ferromagnetische oder paramagnetische Eigenschaften aufweisen.
Sie können
in der Biomedizin angewandt werden.
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Aus
der
US 5,456,986 A sind
Nanopartikel aus magnetischen Metallen oder Metallcarbiden bekannt
und ein Verfahren zu ihrer Herstellung. Dabei weisen die magnetischen
Nanopartikel eine Kohlenstoffbeschichtung aus amorphem oder kristallinem Kohlenstoff
auf.
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Ebenso
ist aus der
US 5,248,498
A eine Fullerenzusammensetzung für magnetische Resonanzspektroskopie
und -bildgebung bekannt. Paramagnetische Metalle können dabei
in den Fullerenen vorhanden sein und dadurch die Fluor- und Protonen-Bildgebung verbessern.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Verwendung von Partikeln
als Temperatursensoren zur Verfügung
zu stellen, mit deren Hilfe berührungsfrei
auf einer Nanometerskala die Temperatur in-vivo gemessen werden
kann. Dabei soll auch die Möglichkeit
der Verwendung körperfremder
oder nur gering im Körper
vorhandener NMR-aktiver Substanzen, die gegebenenfalls toxisch sein
können,
ermöglicht
werden. Mit den Partikeln als Temperatursensoren soll die in-vivo-Temperaturmessung
auch an körperfremden
Materialien, zum Beispiel an Nanoteilchen, die in einer bestimmten
Weise im Körper
erwärmt
werden, möglich
sein. Aufgabe ist es weiterhin, die Verwendung dieser Partikel als
Temperatursensoren mit definierten geometrischen Abmessungen im
Nanometerbereich zu realisieren.
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Diese
Aufgabe wird mit der im Patentanspruch 1 dargestellten erfindungsgemäßen Verwendung
von Partikeln zur Ermittlung der lokalen Temperatur in organischen
und nichtorganischen Körpern gelöst. Die
Unteransprüche
beinhalten vorteilhafte und zweckmäßige Ausgestaltungen der Erfindung.
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Die
erfindungsgemäße Verwendung
von Partikeln ist dadurch gekennzeichnet, dass diese Partikel aus
einer oder mehreren ineinander steckenden Kohlenstoff-Nanoröhren (nachfolgend
CNTs – Nano
Carbon Tubes – genannt)
bestehen, die eine Füllung
aus einer oder mehreren temperatursensitiven Substanzen umhüllen, für die Ermittlung
der lokalen Temperatur mittels NMR in organischen und in nichtorganischen
Körpern
eingesetzt werden.
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Durch
Einbettung in die Kohlenstoffhüllen können die
Temperatursensoren lokal appliziert werden und stehen somit am gewünschten
Ort in hoher Konzentration zur Verfügung. In Verbindung mit der starken
Temperaturabhängigkeit
des NMR-Signals der temperatursensitiven Substanzen kann somit die Temperatur
leicht mittels NMR bestimmt werden.
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Aufgrund
der chemisch beständigen
Hülle und
der mechanischen Haltbarkeit der CNTs können auch temperatursensitive
Substanzen verwendet werden, die ohne eine schützende Hülle im Körper toxisch wirken würden. Durch
geeignete Herstellungsparameter kann dabei die Anzahl der schützenden
Kohlenstoffhüllen
verändert
und den Anforderungen an die notwendige chemische und/oder mechanische
Stabilität
angepasst werden.
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Als
temperatursensitive Substanzen sind elementare Metalle, paramagnetische
Substanzen, Materialien mit magnetischer Ordnung, Substanzen mit
Gittereffekten, molekulare Systeme und/oder heterogene Systeme gewählt, soweit
diese spezifische physikalisch-chemische Eigenschaften besitzen,
die von Temperaturänderungen
beeinflusst werden und deren Eigenschaftsänderung mittels NMR messbar ist.
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Als
temperatursensitive elementare Metalle können dabei vorteilhaft Kupfer,
Aluminium, Zinn und Rubidium verwendet werden.
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Die
Verwendung der elementaren Metalle Kupfer, Aluminium, Zinn und Rubidium
führt zu
einem NMR-Signal, bei welchem die Relaxationsrate stark von der
Temperatur abhängt.
Bei Verwendung dieser Materialien ist auf Grund der großen Frequenzverschiebung
eine besonders einfache Selektion und eine einfache Bestimmung der
entsprechenden Kernsignale möglich.
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Als
temperatursensitive paramagnetische Substanz ist beispielsweise
Bleinitrat verwendbar.
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Die
Verwendung von Bleinitrat hat den Vorteil eines besonders stark
temperaturabhängigen
Resonanzsignales, so dass auch sehr kleine Temperaturänderungen
schnell und einfach nachgewiesen werden können.
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Als
temperatursensitive Materialien mit magnetischer Ordnung können erfindungsgemäß Gadolinium,
Manganarsenit, SbBr3, CsBr3,
KBrO3 und/oder Kobalt verwendet sein.
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Diese
temperatursensitiven Materialien mit magnetischer Ordnung sind vorteilhaft,
da in diesen Fällen
die internen Magnetfelder temperaturabhängig sind. Daher muss zur Bestimmung
der Kernresonanzfrequenzen kein zusätzliches äußeres Magnetfeld eingesetzt
werden. Zudem ist die Empfindlichkeit im Falle des Kobalts durch
Hyperfeineffekte besonders hoch.
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Als
temperatursensitive Substanz mit Gittereffekten kann insbesondere
Kupfer(I)Oxid verwendet werden.
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Das
Kupfer(I)oxid besitzt den Vorteil stark temperaturabhängiger Kernresonanzfrequenzen,
die mit und ohne äußeres Magnetfeld
bestimmt werden können.
Die Atomkerne weisen ein elektrisches Quadrupolmoment auf und sind
daher in der Nähe
des strukturellen Phasenüberganges,
d. h. im relevanten Temperaturbereich, besonders temperaturempfindlich.
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Als
temperatursensitive molekulare System können zweckmäßigerweise Methan, Propan und/oder
Wasser verwendet werden.
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Als
temperatursensitive heterogene Systeme können erfindungsgemäß Metalle
und Wasserstoff, Zeolith und Wasser und/oder Zeolith und Metall verwendet
werden.
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Die
genannten temperatursensitiven molekularen Systeme Methan, Propan,
Wasser sind auf Grund der Temperaturabhängigkeit der Bewegung der Moleküle als Sensoren
geeignet. Vorteil dieser Verbindungen ist es, dass die gewünschten
Parameter sehr flexibel einstellbar sind, da sie sich leicht durch
entsprechende Mischungen beeinflussen lassen.
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Eine ähnliche
Flexibilität
bieten die genannten temperatursensitiven heterogenen Systeme aus Metall
und Wasserstoff, Zeolith und Wasser und/oder Zeolith und Metall.
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Gemäß einer
vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung sind in der Hülle der
Partikel außer
der temperatursensitiven Substanz eine oder mehrere weitere Substanzen
enthalten.
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So
können
als weitere Substanzen in der Hülle
therapeutisch und/oder diagnostisch wirksame Verbindungen enthalten
sein. Als therapeutisch und/oder diagnostisch wirksame Verbindungen
sind erfindungsgemäß Biomoleküle, Elemente
mit Ordnungszahlen über
50, Chromophore oder Fluorophore vorgesehen. Die therapeutisch wirksamen
Verbindungen können
chemisch oder genetisch hergestellte Wirkstoffe sein.
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Als
weitere Substanzen können
in der Hülle auch
eine oder mehrere zur Hyperthermie geeignete Substanzen enthalten
sein oder die temperatursensitive Substanz kann eine gleichzeitig
zur Hyperthermie geeignete Substanz sein. Vorzugsweise sind die zur
Hyperthermie geeigneten Substanzen Ferromagnetika.
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Im
Falle des gleichzeitigen Vorhandenseins von therapeutisch und/oder
diagnostisch wirksamen Verbindungen und/oder von zur Hyperthermie
geeigneten Substanzen können
die Hüllen
erfindungsgemäß mit einem
bioverträglichen
und im Körper
abbaubaren Material verschlossen werden, dessen Auflösung unter
den Bedingungen der Hyperthermie durch die Temperatursensoren kontrollierbar
ist oder das gleichzeitig die Hyperthermie ermöglicht und kontrollierbar macht.
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Gemäß einer
zweckmäßigen Ausgestaltung der
Erfindung können
auf der äußeren Oberfläche der
Partikel biologisch wirksame Carrier-Verbindungen und/oder Zielfindungsmoleküle aufgebracht
sind.
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Mit
Hilfe der Zielfindungsmoleküle
wird die Anlagerung der erfindungsgemäßen Nanopartikel an einem bestimmten
Ort ermöglicht
oder verbessert. Die Zielfindungsmoleküle können auch die Nanopartikel
zu einem gewünschten
Ort befördern.
Die Zielfindungsmoleküle
können
des Weiteren auch zur Erkennung und Bindung an ein Zielmolekül dienen.
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Zielfindungsmoleküle können dabei
unter anderem Antikörper,
Antigene, spezielle Peptide oder Lipide sein, die direkt oder indirekt
an die äußere CNT-Hülle der
Nanopartikel angeheftet sind. Auf diese Weise stellen die erfindungsgemäßen Partikel Temperatursensoren
dar, die sich lokal an z. B. bestimmte Körperzellen anlagern oder die
sich in einer gewünschten
Körperregion
anreichern.
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Als
weitere Substanz kann in der Hülle
erfindungsgemäß auch eine
magnetische Substanz enthalten sein. Beim Einsatz derartiger Partikel
ist es möglich,
mittels externer Magnetfelder die Partikel in ihrer Position zu
steuern.
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Als
weitere Substanz kann in der Hülle
auch ein Tracer-Material enthalten sein. Damit ergibt sich die Möglichkeit
zur genaueren Detektion der Partikel mittels NMR-Detektion.
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Die
Partikel sind insbesondere in ihren geometrischen Abmessungen definiert
herstellbar. Sie können
entweder separat mit einer temperatursensitiven Substanz oder mit
weiteren Substanzen und Materialien befüllt werden. Die für eine in-vivo
Temperaturbestimmung zur Verfügung
stehenden Partikel weisen durch den Einsatz auch mehrerer Kohlenstoffhüllen ein
sehr breites Anwendungsfeld auf und können auch gezielt biofunktionalisiert
werden.
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Für die Herstellung
der lassen sich die für CNTs
und Fulleren prinzipiell bekannten Herstellungs- und Befüllungsverfahren
anwenden. So kann die Füllung
beispielsweise bereits im Syntheseprozess stattfinden, und zwar
durch die Abscheidung der erfindungsgemäßen Partikel aus der Gasphase.
Eine derartige Möglichkeit
ist beispielsweise von A. Leonhardt et al. in ”Diamond and Related Materials
3–7: 790–793 (2002)” beschrieben.
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Zum
anderen – und
dies kann gerade für multifunktionalisierte
CNTs notwendig sein – ist
auch eine nachträgliche Öffnung und
Befüllung
möglich. Dabei
kann es wünschenswert
sein, die zu öffnenden CNTs
in einer wohldefinierten Orientierung auf einem Substrat anzuordnen.
Die Realisierung solcher Strukturen ist ebenfalls in der Literatur
ausführlich
beschrieben, beispielsweise in J. Fujiwara, Journ. of Appl. Phys.,
95 (2004) Nr. 11, S. 7118 ff. Danach kann die Öffnung der CNTs durch eine
thermische Behandlung der Nanoröhren
in einer definierten Sauerstoff/Argon-Atmosphäre erfolgen. Eine weitere Möglichkeit,
die Nanoröhren
gezielt zu öffnen,
besteht in einer plasmachemischen Behandlung in einer DC-PACVD-Anlage
(Direct Current-Plasma Assisted CVD). Zum Beispiel ist es von H2O-Plasmen bekannt, dass sich mit ihnen CNTs öffnen lassen
(L. Dai, A. Patil. Molecular Nanostructures: XVII. International
Winterschool/Euroconference on Electronic Properties of Novel Materials,
H. Kuzmany, M. Mehring, S. Roth (eds.), AIP Conference Proceedings (2003)
621). Eine mögliche
Variante zur Öffnung
besteht in der Verwendung eines Ultra-Mikrotoms.
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Im
Anschluss an die Öffnung
können
die CNTs befüllt
werden, wobei ggf. schon vorhandene Füllungen im Falle einer Multifunktionalisierung
teilweise zu entfernen sind. Hier kann z. B. ein Chlor-Plasma eine
vorhandene Fe-Füllung
partiell entfernen. Das schafft den Raum, um die gekürzten Nanoröhren mit
einem zusätzlichen
temperatursensitiven bzw. NMR-aktiven Agens zu füllen. Danach können die
temperatursensitiven Materialien u. a. durch Bedampfung unter Vakuum
auf das Substrat und damit teilweise in die geöffneten Nanoröhren abgeschieden
werden. Danach werden die geöffneten CNTs
wieder verschlossen. Dies ist in einfacher Weise durch Aufheizen
möglich.
Als Varianten können auch
ein Polymer oder ein Metall durch geeignete Abscheidemethoden auf
die offenen Enden der CNTs aufgebracht werden. Die modifizierten
CNT werden durch bekannte chemische Ätzverfahren vom Substrat gelöst.
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Die
Biofunktionalisierung der Partikel an ihrer äußeren Oberfläche wird
mit bekannten Verfahren vorgenommen. Diese sind beispielsweise in
EP 0625055 ausführlich beschrieben.
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An
die Kohlenstoffhülle
der CNTs wird die entsprechende funktionelle Gruppen angeheftet,
wie es z. B. in V. Georgakilas, K. Kordatos, M. Prato, D. M. Guldi,
M. Holzinger, A. Hirsch, J. Am. Chem. Soc. 124, 760 (2002) beschrieben
ist. Öffnet
man beispielsweise die CNTs an einem Ende, so bietet sich eine sehr
gute Bindungsmöglichkeit
für beispielsweise
eine Carboxylgruppe. Die eigentliche Funktionalisierung erfolgt
in einem nächsten
Schritt, in welchem biofunktionale Gruppen an diese Carboxylgruppen binden.
Mit verschiedenen Amiden funktionalisierte CNTs sind auf diese Weise
bereits präpariert
und charakterisiert worden (S. S. Wong, E. Joselevich, A. T. Wooley,
C. L. Cheung, C. M. Lieber, Nature 394, 52 (1998)).
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Eine
Funktionalisierung kann auch auf der bereits entwickelten Methode
der Internalisierung durch Vermittlung kationischer Lipide basieren
(I. Mönch,
A. Meye, A. Leonhardt, K. Krämer,
R. Kozhuharova, T. Gemming, M. P. Wirth, B. Büchner, Ferromagnetic filled
carbon nanotubes and nanoparticles: Synthesis and lipidmediated
delivery into human tumor cells. J. Magn. Magn. Mat. (submitted))
Hier konnten CNTs/CNPs mit Hilfe des kationischen Lipids Lipofectin
in eine Tumorzelle eindringen und zytoplasmatisch nachgewiesen werden.
Ein Ziel ist eine Biofunktionalisierung der CNTs mit spezifischen Antikörpern, welche
an spezifische Oberflächen
von Tumorzellen koppeln. Des Weiteren ist eine Potenzierung eines
angestrebten antiproliferativen Effektes über einen temperatursensitiven
CNT-Container denkbar.
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Der
Temperatursensor soll entweder direkt mit diesen Nanopartikeln verbunden
sein, oder der Sensor soll für
den Körper
von diesen nicht unterschieden werden können, damit beispielsweise
ein Gemisch aus Temperatursensoren und anderen Nanopartikeln in
direkter Nachbarschaft im Körper
ihre Funktion ausführen
können.
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Nachstehend
ist die Erfindung an Hand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
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Beispiel 1
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Dieses
Beispiel betrifft Partikel zur Ermittlung der lokalen Temperatur
im Körper
von Lebewesen und in nichtorganischen Materialien. Die Partikel
können
auch zur Hyperthermie im Körper
von Lebewesen eingesetzt werden. Die Partikel bestehen aus Kohlenstoffnanoröhren, die
mit Kobalt als temperatur-sensitive Substanz und Eisen als Substanz,
geeignet für
eine Hyperthermieanwendung, gefüllt sind..
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Die
Herstellung dieser Partikel erfolgt durch Wachstum von Kohlenstoffnanoröhren auf
einem Substrat. Als Substrat wird ein Si-Wafer mit einer ≤ 1 μm dicken
SiOx-Schicht
verwendet. Auf diese wird über
ein physikalisches Beschichtungsverfahren, vorzugsweise durch Aufdampfen
im Vakuum, eine 2 bis 5 nm dicke Kobalt-Schicht aufgebracht. Dieses
so vorbeschichtete Substrat wird in einem CVD-Reaktor eingebracht
und in einem Argon oder Argon/Wasserstoff-Strom einer thermischen
Vorbehandlung bei 800°C
unterzogen. Alternativ kann auch eine thermisch/plasmachemische
Vorbehandlung in einem DC-Plasma bei 600°C durchgeführt werden.
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Das
so vorbehandelte Substrat wird dann auf 900°C aufgeheizt und einem gasförmigen Kohlenwasserstoff
ausgesetzt. Als gasförmiger
Kohlenwasserstoff wird hier Benzen in einem Argon/Wasserstoff-Gemisch
verwendet. Nach etwa 30 sec wird die Kohlenwasserstoff–Zufuhr
gestoppt und ein Aerosol, was durch Ultraschallbehandlung einer
10 Gew.-% Ferrocen/Benzen Lösung
erzeugt wird, mit Hilfe eines Argon/Wasserstoffstromes in den CVD-Reaktor eingeleitet.
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Durch
die Vorbehandlung des Co-beschichteten Substrates sind durch Koaleszenz
einzelne Co-Inseln mit einer durchschnittlichen Größe von 50–100 nm
entstanden, die die Katalysatoren für den Beginn des Kohlenstoffnanoröhrenwachstums
darstellen.
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Mit
Einleitung des gasförmigen
Kohlenwasserstoffes Benzen beginnen mit Kobalt gefüllte Kohlenstoffnanoröhren auf
dem Substrat, vorwiegend senkrecht zu ihm, zu wachsen. Nach Zurücknahme dieses
Benzen/Ar/H2-Gemisches und Einleitung des Aerosols
wachsen die Nanoröhren
durch die Zersetzung des Ferrocens mit einer Eisen-Füllung weiter. Der
Abscheidungsprozess wird nach 3 min beendet, indem das Aerosol weggenommen
wird und in den Reaktor nur ein Ar/H2-Gemisch
eingeleitet und anschließend
der Reaktor auf Zimmertemperatur abgekühlt wird. Nach diesen 3 Minuten
kann auch nach Zurücknahme
des Aerosols ein Benzen/Ar/H2-Gemisch eingeleitet
werden. Dadurch wachsen die Nanoröhren ungefüllt weiter.
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Nach
Beenden des CVD-Prozesses existieren auf dem Si/SiOx-Substrat
partiell oder vollständig gefüllte mehrwandige
Kohlenstoffnanoröhren
mit einem Durchmesser von 20–60
nm mit einer senkrechten Ausrichtung zur Substratebene. An ihrem
substratnahen Ende besitzen sie eine 20–100 nm lange Kobalt-Füllung, der
sich eine 200–250
nm lange ferromagnetische Eisen-Füllung anschließt. Im Falle
einer Benzen/Ar/H2-Nachbehandlung folgt
ein von der Behandlungszeit abhängiger
nichtgefüllter
Nanoröhrenbereich,
der den Reserveraum für
eventuell weitere Füllungen,
zum Beispiel mit Therapeutika, zur Verfügung stellt.
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Magnetische
und röntgenografische
Untersuchungen an den auf diese Weise hergestellten Partikeln zeigen,
dass sowohl das Kobalt als auch das Eisen in der ferromagnetischen α-Modifikation vorliegen
und dass durch den vergleichsweise kurzen Herstellungsprozess keine
Legierungsbildung zwischen Kobalt und Eisen auftritt. Damit können im Kobalt
durch Messung der Kernresonanzfrequenz im internen Magnetfeld, die
sehr empfindlich von der Temperatur abhängt, direkt auf die Temperatur
in den Kohlenstoffnanoröhren
geschlossen werden.
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Beispiel 2
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Dieses
Beispiel betrifft Partikel zur Ermittlung der lokalen Temperatur
im Körper
von Lebewesen und in nichtorganischen Materialien. Die Partikel
bestehen aus Kohlenstoffnanoröhren,
die mit Kupfer als temperatursensitive Substanz und Eisen, geeignet für eine Hyperthermieanwendung,
gefüllt
sind.
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Zur
Herstellung dieser Partikel wird in einem CVD-Reaktor, wie er auch
im Beispiel 1 verwendet wurde, ein mit Eisen beschichtetes Si/SiOx-Substrat in der Reaktionszone positioniert
und in einem 50:50 Ar/H2-Strom thermisch
bei 800°C
oder alternativ thermisch/plasmachemisch bei 600°C vorbehandelt. Anschließend wird
das so behandelte Substrat auf Abscheidungstemperatur von 900-1100°C, vorzugsweise
auf 900°C
aufgeheizt. Bei Erreichen der gewünschten Temperatur wird über einen
Aerosolverdampfer eine 10 Gew.% Ferrocen/Benzen-Lösung in den
Reaktor injiziert und dort mit einem Ar oder Ar/H2-Strom
in den Reaktionsraum transportiert.
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Auf
dem derart vorbehandeltem Substrat, auf dem sich wiederum 50–100 nm
große
Eisen-Inseln gebildet haben, wachsen Kohlenstoffnanoröhren mit
einem Durchmesser von etwa 20–60
nm auf, die mit α-Eisen
gefüllt
sind. Die Kohlenstoffnanoröhren
sind zum Teil partiell und zum Teil vollständig gefüllt. Nach einer Beschichtungszeit
von 5 min sind etwa 500–700
nm lange Nanoröhren
mit einer bevorzugten Ausrichtung senkrecht zur Substratoberfläche gewachsen.
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Nach
5 min wird der Abscheidungsprozess beendet, die Zufuhr des Ferrocen/Benzen-Ar/H2-Gasgemisches beendet und das bewachsene
Substrat einem Ar/H2-Strom ausgesetzt. Nach dieser
5 minütigen „Spülung” und einer
Temperaturerniedrigung auf 700°C
wird die Wasserstoffzuführung
beendet und 1 Vol.-% Sauerstoff zu dem Ar-Gasstrom zugegeben, sowie
ein DC-Plasma über dem
Substrat gezündet.
Nach etwa 5 Minuten wird der Prozess durch Abschalten des Plasma
und Schließen
des Sauerstoffventils beendet.
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Eine
Analyse der Nanostrukturen im Rasterelektronenmikroskop zeigt, dass
durch die Plasmabehandlung die Nanoröhren durch Entfernen der Kappen
geöffnet
wurden. Da mindestens 50% der entstandenen Nanoröhren nur partiell mit α-Eisen gefüllt sind,
können
jetzt die so vorhandenen Hohlräume über einen
Beschichtungsprozess gefüllt
werden. Dies geschieht über
folgenden Weg: Die Temperatur des Reaktorraums wird auf 150°C abgesenkt.
Nach Erreichen dieser Temperatur wird ein auf 35°C thermostatierter Verdampfer,
der gefüllt
ist mit einer metallorganischen Verbindung, und zwar vorzugsweise mit
Trimethylvenylsilylhexafluoroacetylacetonat Cu I, geöffnet und
die verdampfende Flüssigkeit
in den Reaktor mit Ar als Transportgas eingeleitet. Bei der Temperatur
von 150°C
wird die metallorganische Verbindung vollständig zersetzt und Kupfer scheidet sich
auf den Nanoröhren
ab.
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Danach
wird das Beschichtungsverfahren beendet, der Reaktor unter Argon
abgekühlt
und das so mit Nanoröhren
und Cu beschichtete Si/SiOx-Substrat aus
dem Reaktor entnommen.
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Nachfolgend
werden in einem Ultraschallbad in alkoholischer Lösung die
Nanoröhren
vom Substrat gelöst
und in der Lösung
dispergiert. Mit Hilfe eines Magneten können die gefüllten Nanoröhren von den
ungefüllten
aber auch von Kupfer-Bestandteilen, die nicht in die Nanoröhren eindiffundiert
sind und als freie Kupfer-Partikel sich in der Lösung befinden, getrennt werden.
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Die
mit Eisen und Kupfer gefüllten
Nanoröhren
können
anschließend
nach bekannten Verfahren durch die thermische Zersetzung eines Polymers, zum
Beispiel Polyethylenglycol, in wässriger
Lösung geschlossen
werden, wobei sich ein dünner
graphitischer Film um die Öffnung
der Nanoröhre
zieht.