DE19816917A1 - Verfahren zur räumlich aufgelösten Temperaturüberwachung, Suspension von ferromagnetischen Mikropartikeln und Verwendung dieser Suspension - Google Patents
Verfahren zur räumlich aufgelösten Temperaturüberwachung, Suspension von ferromagnetischen Mikropartikeln und Verwendung dieser SuspensionInfo
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Abstract
Zur Temperaturüberwachung wird einem Körper (1) eine ferromagnetische Substanz (2) zugeführt, deren Curie-Temperatur einem gewünschten Temperaturgrenzwert entspricht. Mittels einer MR-Messung wird eine räumlich aufgelöste Darstellung des Körpers (1) gewonnen, wobei Artefakte, die im ferromagnetischen Zustand der Substanz verursacht werden, als Kriterium dafür herangezogen werden, daß der Temperaturgrenzwert noch nicht erreicht ist.
Description
In der Medizin gibt es die Anforderung, ortsaufgelöst die
Temperatur in einem lebenden Organismus möglichst genau zu
erfassen. Dies gilt z. B. für Anwendungen der Hyperthermie.
Behandlungen mit Hyperthermie werden beispielsweise mit LITT
(Laser Induced Thermotherapy) oder mit regionaler Tiefenhy
perthermie durchgeführt, wobei bei letzterem Verfahren tief
im Körper liegende Tumore mit Hochfrequenzstrahlung behandelt
werden.
Insbesondere bei der Hyperthermie muß die Temperaturmessung
hochgenau sein. Zum einen muß sichergestellt werden, daß das
Tumorgewebe genügend stark erhitzt wird, damit die Behandlung
wirksam ist. Zum anderen müssen Verbrennungen des Patienten
ausgeschlossen werden. Die Temperatur in dem behandelten Be
reich muß daher in engen Grenzen gehalten werden und liegt
z. B. für die Hyperthermie um 42,5°C. Diese Temperatur ist bei
allen Experimenten gleich, so daß eine Temperaturerfassung
nur in diesem Bereich exakt sein muß.
Mit gängigen Verfahren kann die Temperatur im Körper nur an
einzelnen Punkten oder längs eines Hohlkatheters bestimmt
werden. Dies ist jedoch unbefriedigend, da eine Einhaltung
der gewünschten Temperatur über den gesamten Behandlungsbe
reich damit nicht sichergestellt werden kann.
Es sind Anwendungen der MR-Bildgebung bekannt, um ortsaufge
löst die Temperatur im Inneren eines Körpers zu ermitteln.
Soweit diese Verfahren auf der Protonen-Kernspinresonanz be
ruhen, wurden folgende Parameter als relevant für die Gewebe
temperatur herangezogen: Chemische Verschiebung des Wasser-
Peaks, die T1-Relaxationszeit der Protonen, die Gesamt-Magne
tisierung des Wassers und der Diffusionskoeffizient von Was
serprotonen im Gewebe. Damit ist eine nichtinvasive und orts
aufgelöste Überwachung der Körpertemperatur auch an oberflä
chenfernen Stellen möglich. Größere Bereiche des Körpers kön
nen gleichzeitig überwacht werden. Allerdings sind derartige
Verfahren für den obengenannten Einsatzzweck nicht genau ge
nug und vielfach auch zu empfindlich gegen äußere Störungen.
Von K. J. Franklin et al. wurde in dem Artikel "Encapsulated
liquid crystals as probes for remote thermometry", Interna
tional Journal Hyperthermia, Vol. 8 (2), pp. 253-262 (1992)
und von A. G. Webb et al. in dem Artikel "Sonochemically pro
duced fluorocarbon microspheres: A new class of magnetic re
sonance imaging agent", Journal of Magnetic Resonance, 6,
pp. 675-683 (1996), vorgeschlagen, den Phasenübergang von Kri
stallen zur Temperaturermittlung mittels magnetischer Reso
nanz heranzuziehen. Es wurde festgestellt, daß bestimmte Sub
stanzen in der festen Phase eine deutlich geringere Intensi
tät des MR-Signals aufweisen als in der Flüssigphase. In der
letztgenannten Literaturstelle wurde eine Fluorcarbon-Hydro
carbon-Mischung vorgeschlagen, die bei einer vorgegebenen
Temperatur vom festen Zustand in den flüssigen Zustand über
geht. Wenn man diese Mischung in einen Körper einbringt, kann
durch Unterschiede in der Signalintensität des zugeordneten
MR-Signals festgestellt werden, ob die vorgegebene Temperatur
über- oder unterschritten ist. In der erstgenannten Litera
turstelle wurden für einen ähnlichen Effekt Flüssigkristalle
vorgeschlagen. Um zu verhindern, daß die angewandten Substan
zen vom Körper aufgenommen werden und dort toxisch wirken,
ist vorgesehen, diese in eine nichttoxische Hülle einzu
schließen, die im Körper nicht aufgelöst wird.
Den obengenannten Verfahren zur Temperaturüberwachung mittels
MR aufgrund von Änderungen der Signalintensität beim Phasen
übergang ist gemeinsam, daß eine Kernresonanzmessung bezüg
lich dieser Substanz, z. B. Fluor, durchgeführt werden muß.
Während dies bei MR-Spektrometern kein Problem darstellt,
sind bildgebende MR-Geräte praktisch nur für die Protonenre
sonanz verfügbar. Außerdem liegt z. B. Fluor im Körper nur mit
sehr geringer Konzentration vor, so daß das Körpergewebe al
lenfalls mit einem äußerst niedrigen Signal-Rausch-Verhältnis
abgebildet werden kann. Zur Lokalisierung der Temperaturüber
wachung im Gewebe ist eine Abbildung des Körpergewebes jedoch
unumgänglich. Wenn überhaupt, könnten die vorgeschlagenen
Verfahren nur mit speziell dafür gebauten Geräten durchge
führt werden, so daß diese zumindest derzeit nur von akademi
schem Interesse sind.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren anzugeben,
mit dem eine genaue und zuverlässige lokalisierte Temperatur
überwachung möglich ist. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß
gelöst durch die Merkmale des Anspruchs 1.
Wenn man die MR-Messung auf Protonen bezieht, können herkömm
liche MR-Bildgebungsgeräte, die durchwegs mittels der Kern
spinresonanz von Protonen arbeiten, eingesetzt werden. Der
ferromagnetische Stoff kann z. B. in Form von implantierbaren
Strukturen oder in Form einer injizierbaren Suspension aus
eingehüllten ferromagnetischen Mikropartikeln angewandt wer
den.
Des weiteren besteht eine Aufgabe der Erfindung darin, ein
Kontrastmittel anzugeben, das für die Temperaturüberwachung
mittels des Effekts der magnetischen Resonanz geeignet ist
sowie in der Verwendung einer solchen Substanz. Diese Aufga
ben werden mit einer Suspension nach Anspruch 9 bzw. einer
Verwendung nach Anspruch 12 gelöst.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand
der Fig. 1 bis 4 näher erläutert. Dabei zeigen:
Fig. 1 die Plazierung von ferromagnetischen Nadeln
im Untersuchungsobjekt,
Fig. 2 das erhaltene MR-Bild,
Fig. 3 und 4 den Suszeptibilitätsverlauf von zwei Palla
dium-Nickel-Legierungen.
Bei der Erfindung wird die Tatsache ausgenutzt, daß ferroma
gnetische Stoffe in MR-Bildern starke Störungen, sogenannte
Artefakte, verursachen. Art und Ausmaß der Störungen hängen
sehr stark von der verwendeten Bildgebungssequenz ab. Bei
spielsweise sind Spinechosequenzen typischerweise wesentlich
unempfindlicher gegen Magnetfeldstörungen als Gradientenecho
sequenzen, beispielsweise die sogenannte FLASH-Sequenz, wie
sie in der US-Patentschrift 4,707,658 beschrieben ist.
Wenn man einen ferromagnetischen Stoff in das Untersuchungs
gebiet einbringt, so wird bei bestimmten Sequenzen das Kern
resonanzsignal aus der Umgebung dieses Stoffes durch Depha
sierung völlig ausgelöscht, d. h. im MR-Bild dunkel abgebil
det. Paramagnetische Stoffe hingegen beeinflussen das Kernre
sonanzsignal in der Umgebung kaum, d. h., sie erzeugen fast
keine Artefakte.
Für die Erfindung ist ein weiterer physikalischer Effekt maß
geblich, nämlich die Tatsache, daß ferromagnetische Stoffe
ihre ferromagnetische Eigenschaft nur bis zu einer bestimmten
Temperatur, nämlich der Curie-Temperatur behalten. Über die
ser Temperatur sind die Stoffe dann paramagnetisch. Es sind
Stoffe bekannt, die bereits bei Temperaturen im Bereich der
Körpertemperatur vom ferromagnetischen Zustand in den parama
gnetischen Zustand übergehen. Die Curie-Temperatur dieser
Stoffe kann sehr genau eingestellt werden, ferner werden sol
che Stoffe bereits in der Medizin eingesetzt, d. h., die An
wendung am Menschen ist unbedenklich.
Die beiden obengenannten physikalischen Effekte werden nun
zur Temperaturüberwachung wie folgt verwendet: Wenn man eine
kleine Menge einer ferromagnetischen Substanz mit bekannter
Curie-Temperatur in den zu untersuchenden Körper einbringt,
so führen unterhalb der Curie-Temperatur die starken Feldver
zerrungen zu deutlich sichtbaren Signalauslöschungen in der
Umgebung der Substanz. Steigt die Temperatur im Bereich die
ser Substanz über die Curie-Temperatur, so findet keine Aus
löschung mehr statt, so daß man Gebiete mit einer über der
Curie-Temperatur liegenden Temperatur leicht identifizieren
kann.
Wesentlich ist hierbei, daß im Gegensatz zu bekannten Verfah
ren der Temperaturüberwachung mit in den Körper eingebrachten
Substanzen nicht Kernresonanzsignale aus diesen Substanzen
selbst erfaßt werden, sondern die Kernresonanzsignale aus dem
umliegenden Gewebe. Dabei kann ein herkömmliches Kernspinto
mographiegerät verwendet werden, das typischerweise mit der
Kernresonanz von Protonen arbeitet. Durch diese indirekte Art
der Messung erzielt man mehrere Vorteile:
- - Da - je nach angewandter Pulssequenz - eine Kontrastände rung in einem mehr oder weniger großen Bereich um die ein gebrachte Substanz erfolgt, können schon geringe Mengen von Kontrastmittel zu einer deutlichen Kontraständerung führen. Der nachgewiesene Effekt ist nicht eine Kontraständerung der eingebrachten Substanz per se, sondern die Einwirkung desselben auf die Umgebung. Bei den eingangs beschriebenen Methoden zur Temperaturüberwachung müssen große Substanz mengen in den Körper eingebracht werden, um einen Effekt nachzuweisen. Kontrasterzeugung durch Einwirkung auf die Umgebung wird schon bei statischen Kontrastmitteln in Form von ferromagnetischen Mikropartikeln in der MR-Tomographie verwendet. Bei diesen statischen Kontrastmitteln nutzt man allerdings keine Übergänge vom ferromagnetischen in den pa ramagnetischen Zustand aus, da die Curie-Temperatur solcher Kontrastmittel weit über dem Bereich von Körpertemperaturen liegt.
- - Da die Bilderzeugung auf den Kernresonanzsignalen von Pro tonen beruht, kann man herkömmliche Kernspintomographiege räte anwenden.
- - Da die Bildgebung auf den im Körper am häufigsten vorhande nen Protonen beruht, erhält man ein gutes Signal-Rausch- Verhältnis, so daß man ein MR-Bild mit der bekannt guten Ortsauflösung verwenden kann.
- - Wie bereits ausgeführt, sind Pulssequenzen unterschiedlich empfindlich auf Magnetfeldstörungen. Gerade besonders schnelle Pulssequenzen zeigen eine hohe Artefaktanfällig keit gegen Magnetfeldstörungen. Im vorliegenden Fall sind solche Artefakte aber gerade gewünscht, so daß man sehr schnelle Pulssequenzen einsetzen kann. Damit ist z. B. eine dreidimensionale Temperaturerfassung möglich.
Die Substanz mit der gewünschten Curie-Temperatur kann z. B.
in Form von kleinen Nadeln in das Zielvolumen implantiert
werden. Dies ist schematisch in Fig. 1 dargestellt, wo zwei
Nadeln 2a und 2b in das Untersuchungsobjekt 1 eingebracht
sind. Fig. 2 zeigt schematisch ein MR-Bild in einer Schnitt
fläche gemäß der gestrichelten Linie in Figur.
Im dargestellten Fall ist die Curie-Temperatur im Bereich der
Nadel 2a überschritten, während die Temperatur im Bereich der
Nadel 2b unter der Curie-Temperatur liegt. Damit findet im
Bereich der Nadel 2b eine Signalauslöschung statt, was im Be
reich der Nadel 2a nicht der Fall ist. Anstelle implantierba
rer Strukturen kann man auch eine Suspension von ferromagne
tischen Mikropartikeln anwenden, ähnlich wie magnetische
Flüssigkeiten, die auch als konventionelles MR-Kontrastmittel
eingesetzt werden. Damit kann man sehr leicht auch kleinste
Regionen identifizieren, in denen die Zieltemperatur über
schritten wird. Wie bei Kontrastmitteln üblich, werden dabei
die Partikel in Hüllen eingebettet, die die Suspension kör
perverträglich machen.
Ein ferromagnetischer Stoff mit der geeigneten Curie-Tempera
tur im Bereich von Körpertemperaturen ist beispielsweise eine
Palladium-Nickel-Legierung. Fig. 3 und 4 zeigen beispiel
haft den Suszeptibilitätsverlauf einer solchen Legierung in
Abhängigkeit von der Temperatur bei einem atomaren Nickelge
halt von 26 bzw. 27%. Wie man sieht, kann man durch den Nic
kelgehalt die gewünschte Curie-Temperatur recht gut einstel
len und somit an die gewünschte Überwachungstemperatur anpas
sen. Der Suszeptibilitätsverlauf der Palladium-Nickel-Legie
rung ebenso wie deren klinische Anwendung in Form von Nadeln
für Hyperthermiebehandlung ist aus der Dissertationsschrift
von Niek van Wieringen, Universität Amsterdam, vom 26.06.97
bekannt. Dabei wird die Palladium-Nickel-Legierung verwendet,
um eine "selbstabschaltende Heizung" im Tumorgewebe zu erzie
len. Palladium-Nickel-Nadeln werden im Tumorgewebe induktiv
mittels Hochfrequenz geheizt, solange sie ferromagnetisch
sind. Sobald die curie-Temperatur der Nadeln überschritten
wird, werden diese unmagnetisch und heizen nicht mehr. Im
allgemeinen wird die Curie-Temperatur dieser Nadeln auf etwa
55°C eingestellt.
Mit einem ferromagnetischen Stoff mit geeigneter Curie-Tempe
ratur ist es unter Anwendung herkömmlicher MR-Tomographiege
räte möglich, eine Temperaturüberwachung durchzuführen. Diese
Überwachung ist zuverlässig und genau, da der Übergang vom
ferromagnetischen in den paramagnetischen Zustand genau defi
niert und im Bild deutlich sichtbar ist. Aufgrund der MR-Mes
sung ist eine exzellente Ortsauflösung gegeben und eine Tem
peraturüberwachung auch tief im Körper möglich. Das Verfahren
eignet sich somit gut für die Temperaturüberwachung bei Hy
perthermie-Behandlung.
Claims (13)
1. Verfahren zur räumlich aufgelösten Temperaturüberwachung
in einem Körper (1), dem eine ferromagnetische Substanz (2)
zugeführt wird, deren Curie-Temperatur einem gewünschten
Temperaturgrenzwert entspricht, wobei mittels einer
MR-Messung eine räumlich aufgelöste Darstellung des Körpers (1)
gewonnen wird und wobei Artefakte, die im ferromagnetischen
Zustand der Substanz verursacht werden, als Kriterium dafür
herangezogen werden, daß der Temperaturgrenzwert noch nicht
erreicht ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei sich die MR-Messung auf
Protonen bezieht.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei für die MR-Messung
eine Pulssequenz verwendet wird, deren Bildkontrast sensitiv
auf Suszeptibilitätsänderungen reagiert.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei als fer
romagnetischer Stoff eine Palladium-Nickel-Legierung verwen
det wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, wobei eine Legierung mit einem
atomaren Nickel-Anteil im Bereich von 26% verwendet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei der fer
romagnetische Stoff in Form von implantierbaren Strukturen
angewandt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, wobei der ferromagnetische
Stoff in Form einer Nadel angewandt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei der fer
romagnetische Stoff in Form einer injizierbaren Suspension
aus eingehüllten ferromagnetischen Mikropartikeln angewandt
wird.
9. Suspension von ferromagnetischen Mikropartikeln, wobei die
Mikropartikel eine Curie-Temperatur aufweisen, die im Bereich
von unterkühlten bis überhöhten Körpertemperaturen liegt und
wobei die Mikropartikel so eingehüllt sind, daß sie für einen
lebenden Organismus unschädlich sind.
10. Suspension nach Anspruch 9, wobei die ferromagnetischen
Mikropartikel aus einer Palladium-Nickel-Legierung bestehen.
11. Suspension nach Anspruch 10, wobei die Legierung einen
atomaren Nickelanteil im Bereich von 26% aufweist.
12. Verwendung einer Suspension nach Anspruch 9 als MR-Kon
trastmittel zur Temperaturüberwachung in einem Körper.
13. Verwendung von ferromagnetischen Strukturen, deren Curie-
Temperatur im Bereich von unterkühlten bis überhöhten Körper
temperaturen liegt zur Implantation in einen Körper zur Tem
peraturüberwachung mittels ortsaufgelöster MR-Untersuchungen.
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