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Die
Erfindung bezieht sich auf das Lagern von Brennstäuben, insbesondere
von physikalisch/chemisch aktiven Brennstäuben, wie Braunkohlenstaub.
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Solche
Brennstäube
dürfen
nur unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen gelagert und gehandhabt
werden, weil sie zu gefährlichen
Reaktionen neigen, beispielsweise zu Schwelbränden und Verpuffungen, etwa
wenn unkontrolliert Luft oder Feuchtigkeit Zutritt zu dem beispielsweise
in einem Silo gelagerten Brennstaub erhält.
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Der
Stand der Silotechnik ist gekennzeichnet durch
- – die VDI-Richtline
3673, nach der solche Silos bei Vorhandensein von Druckentlastungsklappen 3
bar druckstoßfest
oder ohne Druckentlastungsklappen 10 bar druckstoßfest sein
müssen,
und
- – die
TRD (Technische Richtlinie Druckbehälter) 413, die die Ausrüstung und
den Betrieb solcher Silos bestimmt.
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Nach
der TRD 413 sind solche Silos mit Messeinrichtungen für die Temperatur
und den CO-Gehalt der Siloatmosphäre auszurüsten. Weiterhin ist dem Silo
ein CO2-Tank beizustellen, um im Brandfalle den
Silo mit CO2 fluten zu können.
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Die
Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass diese Ausrüstung lückenhaft
ist und oft eine Sicherheit nur vorspiegelt. So können hohe
CO-Gehalte auch auftreten, ohne dass ein Schwelbrand vorliegt. Auch
ist die Flutung mit CO2 eines in Schwelbrand
geratenen Silos keine Sicherheitsgarantie, denn ein mit CO2 abgedeckter Schwelbrand kann oft weiterbrennen,
wenn er erneut mit Luft in Berührung gelangt.
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Besonders
gefährlich
ist bei der Lagerung von Braunkohlenstaub (nachfolgend "BKS") in Silos beim heutigen
Stand der Sicherheitstechnik das sog. "Atmen" des Silos, das durch Schwankungen des Drucks
oder der Temperatur der Umgebungsatmosphäre hervorgerufen wird. Deren
natürlicher
Feuchtigkeitsgehalt gelangt dabei mit in den Silo, kondensiert innen
an den Silowänden
und wird dann vom BKS aufgenommen. Die dabei frei werdende Bindungswärme kann
den BKS auf Temperaturen von 400 bis 500°C erhitzen und in Schwelbrand
versetzen, wogegen eine CO2-Flutung des
Silos nicht hilft.
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Der
Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein eigensicheres und
umweltfreundliches Verfahren zum Lagern von Brennstäuben, insbesondere
von physikalisch/chemisch aktiven Brennstäuben, wie etwa Braunkohlenstaub,
anzugeben, das die Nachteile und Gefährdungen, die der heutigen
Silotechnik eigen sind, überwindet,
sowie einen zur Ausführung
des Verfahrens geeigneten Silo.
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Diese
Aufgabe wird bezüglich
des Verfahrens durch die im Anspruch 1 angegebene Erfindung, bezüglich des
Silos durch die im Anspruch 4 angegebene Erfindung gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der jeweils abhängigen Ansprüche.
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Die
Erfindung nutzt paradoxerweise die an sich gefährliche Reaktionswilligkeit
des Brennstaubes, insbesondere die von frisch gemahlenem Braunkohlenstaub
(BKS), bewusst aus. Dieses soll nachfolgend erläutert werden.
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Füllt man
frisch gemahlenen BKS in einen Silo mit den erfindungsgemäßen Merkmalen,
so reagiert der BKS sofort mit dem Sauerstoff der im Silo vorhandenen
Luft. Er bindet den Sauerstoff ein und erzeugt erhebliche Mengen
an CO, zumeist 2.000 bis 3.000 ppm, und liefert mit Verzug CO2 in einem Anteil von etwa 2 bis 4 %.
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Der
Sauerstoffgehalt der Siloatmosphäre vermindert
sich binnen 30 bis 50 Minuten unter die Explosionsgrenze der Siloatmosphäre von 14
% und erreicht nach meist 3 bis 5 Stunden einen Anteil von 3 bis
4 %. Von diesem Anteil abgesehen besteht die Siloatmosphäre dann
zu ca. 97 % aus Stickstoff, CO2, etwas CO
und Wasserdampf. Sie ist damit innert, und der BKS kann in diesem
Zustand beliebig lange gelagert werden und ist – mangels Sauerstoff – mit keinem
Mittel entzündbar.
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Die
Erfindung besteht nun darin, dass dieser eigensichere Zustand gezielt
herbeigeführt
wird und unter allen Betriebszuständen der Sauerstoffgehalt in der
Siloatmosphäre
unter der Explosionsgrenze von 14 % – bevorzugt unter 10 bis 12
% – gehalten
wird.
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Ein
zur Ausführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
besonders geeigneter Silo soll nachfolgend unter Bezugnahme auf
die Schemazeichnung näher
erläutert
werden.
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Die
Zeichnung zeigt im Querschnitt einen insgesamt mit 1 bezeichneten
Silo, bestehend aus einem sich am unteren Ende kegelig verengenden
Behälter 2 und
einem an dessen Kopf zentrisch angesetzten, insgesamt mit 3 bezeichneten
Aufsatzfilter. Der Aufsatzfilter 3 hat ein im Wesentlichen
zylindrisches Gehäuse 4,
das gegen den Silobehälter 2 hin offen
ist. Am unteren Ende des Silobehälters 2 befindet
sich ein Auslauf 5 mit einem Auslasszellenrad 6, das
von einem Motor antreibbar ist. Das dort auch noch dargestellte
Absperrorgan (ohne Bezugszeichen) ist für die Funktion unwesentlich,
es erleichtert lediglich Wartungsarbeiten, etwa wenn das Auslasszellenrad 6 gereinigt
oder ausgewechselt werden muss.
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Der
Auslass des Zellenrades 6 mündet in eine insgesamt mit 7 bezeichnete,
an sich bekannte Dosiervorrichtung, die zugleich als Flammsperre wirkt
und in der der von dem Zellenrad 6 zugeführte Brennstaub 8 über einem
Fließboden 9 unter
dem Einfluss von Druckluft, die von einem Gebläse 10 zugeführt wird,
in einem fluidisierten Zustand gehalten wird.
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Der
Luftraum der Dosiervorrichtung oberhalb des fluidisierten Brennstaubes 8 ist über eine
Abluftleitung 11 mit dem Aufsatzfilter 3 verbunden.
Sie mündet
dort in eine Sammelkammer 12, die innerhalb des Gehäuses 4 des
Aufsatzfilters 3 nach oben durch einen oberen Boden 13 gegen
eine Abluftauslasskammer 14 und nach unten durch einen
unteren Boden 15 gegen den Rest des Innenraums des Gehäuses 4 abgegrenzt
ist.
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Von
der Abluftauslasskammer 14 führt eine Abluftleitung 16 nach
außen,
in der sich ein Schließorgan 17 befindet.
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Im
oberen Boden 13 sind mehrere Rohre 18 abgedichtet
befestigt, die sich nach unten durch die Sammelkammer 12 und
durch Öffnungen
in dem unteren Boden 16 erstrecken, wobei sie innerhalb
der Öffnungen
jeweils einen Ringspalt mit dem unteren Boden 15 ausbilden.
An die unteren Enden der Rohre 18 sind unterhalb des unteren
Bodens 15 jeweils Filterschläuche 19 angebracht.
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Unterhalb
des unteren Bodens 15 befindet sich die Mündung einer
Förderleitung 21,
durch die mit Druckluft geförderter
Braunkohlenstaub tangential mittels einer Einlaufspirale 20 in
den Aufsatzfilter 3 eingeblasen werden kann. In der Förderleitung 21 ist ein
Absperrorgan 22 angeordnet.
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Die
schon erwähnte
Dosiervorrichtung 7 umfasst ein motorgetriebenes Dosierzellenrad 23 und einen
motorgetriebenen Rührer 24.
Letzterer dient dazu, eine Strähnenbildung
im fluidisierten Brennstaub 8 innerhalb der Dosiervorrichtung 7 zu
verhindern. In der Wand 25 der Dosiervorrichtung 7 ist
ein Sensor 26 angeordnet, mit dessen Hilfe der Füllstand der
Dosiervorrichtung 7 überwacht
werden kann, um davon abgeleitet den Motor des Auslasszellenrades 6 zu
steuern. Diese Steuerungseinrichtung ist hier nicht dargestellt.
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Im
Mündungsbereich 27 des
Gehäuses 4 des
Aufsatzfilters 3 in den Silobehälter 2 ist ein Auslasselement 28 angeordnet,
das vorzugsweise kegelförmig
ist und axial verstellbar gelagert ist. Mit Hilfe der axialen Verstellmöglichkeit
des Auslasselements lässt
sich eine für
die Staubzuführung
in den Silobehälter
bei gleichzeitiger Minimierung der aufsteigenden Luftmenge günstigste
Stellung des Auslasselements erreichen, die später nicht mehr verändert wird.
Weiterhin sind am Silobehälter 2 mehrere
Sensoren 29 zur Erfassung von Druck und Temperatur der
Siloatmosphäre
angeordnet. Die Sensoren sind mit einer Steuereinheit 30 verbunden,
an der die schon erwähnten
Absperrorgane 17 und 22 in den Leitungen 16 und 21 sowie
ein Absperrorgan 31 in der von der Dosiervorrichtung 7 zum
Aufsatzfilter 3 führenden
Abluftleitung 11 angeschlossen sind.
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Der
Betrieb des Silos 1 wird nachfolgend erläutert.
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1) Befüllung mit BKS
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Mittels
Druckluft wird bei geöffnetem Schließorgan 22 BKS
durch die Förderleitung 21 und die
Einlaufspirale 20 tangential in den Aufsatzfilter 3 eingeblasen.
In der Regel kommt der BKS über
Straßensilofahrzeuge
in Ladungen von ca. 25 t und wird mit ca. 250 m3 Druckluft
in 20 bis 30 Minuten in den Silo 1 gefördert. Die Staubbeladung der
Druckluft ist somit ca. 25 t / 250 m3 =
100 kg/m3 und damit um 2 bis 3 Zehnerpotenzen über der
Explosionsgrenze.
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Der
BKS 32 wird durch die Zyklonwirkung der an die Leitungsmündung angesetzten
Einlaufspirale 20 zu über
99 % aus der Druckluft abgeschieden und durch den Ringspalt zwischen
dem Auslasselement 28 und der Mündung 27 des Aufsatzfiltergehäuses 4 in
den Silobehälter 2 ausgeschleudert.
Die noch staubhaltige Druckluft geht über die Filterschläuche 19 nach
oben in die Abluftauslasskammer 14 ab und entweicht als
gefilterte Luft bei geöffnetem Schließorgan 17 durch
die Abluftleitung 16. Der dazu nötige Überdruck von meist 10 bis 20
hPa wird dadurch erzeugt, dass ca. 2 % der Druckluft in das Innere
des Silos 1 eindringt und dort den statischen Druck um
10 bis 20 hPa erhöht.
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Diese
ca. 2 % der Druckluft sind so wenig, dass der Sauerstoffgehalt der
Siloatmosphäre
dadurch nur um 0,01 bis 0,03 Vol.-% erhöht wird. Je nach Feuerungsleistung
wird der Silo 1 etwa alle 4 bis 10 Stunden befällt. Diese
Zeiten reichen für
die Absorption der genannten 0,01 bis 0,03 Vol.-% Sauerstoff durch
den BKS 32 mehrfach aus. Der Silo bleibt somit innert.
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2) Stillstand
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Ist
der Silo 1 außer
Betrieb, sind die Schließorgane 17, 22 und 31 geschlossen.
Bei Schwankung des Drucks oder der Temperatur der Umgebungsatmosphäre atmet
der Silo 1 daher nicht. Nur der Innendruck kann schwanken,
jedoch nur im Bereich von 100 bis 200 hPa, was unter Festigkeitsgesichtspunkten
völlig
unbedeutend ist.
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Aufgrund
des hermetischen Abschlusses der Siloatmospäre gegen die Umgebungsatmosphäre kann
keine Feuchtigkeit in den Silobehälter 2 eindringen,
die dort Temperaturerhöhungen
hervorrufen könnte.
Der Silo 1 ist in diesem Zustand unbeschränkt eigensicher.
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3) Betrieb mit BKS-Verbrauch
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Im
Betrieb wird der durch das Auslasszellenrad 6 in die Dosiervorrichtung 7 geförderte BKS
in dieser über
den Fließboden 9 durch
die vom Gebläse 10 geförderte Luft
bei geöffnetem
Absperrorgan 31 fluidisiert, wobei ein Füllstand
eingehalten wird, der vom Sensor 26 überwacht wird. In bekannter
Weise wird der fluidisierte BKS 8 durch das unter dem oberen
Niveau des fluidisierten BKS 8 angeordneten Dosierzellenrades 23 mit
Hilfe von Druckluft aus der Dosiervorrichtung 7 abgefördert. Die
Abluft oberhalb des fluidisierten BKS 8 gelangt über die
Abluftleitung 11 in die Sammelkammer 12 des Filteraufsatzes 3 und
kann dort durch die Ringspalte zwischen den Rohren 18 und
dem unteren Boden 15 in den Silo und von dort durch die
Filterschläuche 19 nach
oben in die Abluftsammelkammer 14 entweichen, von wo sie über die
Abluftleitung 16 bei geöffnetem
Absperrorgan 17 nach außen abgeleitet wird. Der Verbrauch an
BKS aus der Dosiervorrichtung 7 wird durch den Betrieb
des von dem Sensor 26 gesteuerten Auslasszellenrades 6 aus
dem Silobehälter 2 durch
unfluidisierten Kohlenstaub 32 ersetzt, so dass das Dosierzellenrad 23 stets
von fluidisier tem BKS 8 umspült ist.
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Die
so aus dem Silobehälter 2 jeweils
abgezogene BKS-Menge wird durch einen kleinen Teil – etwa 2
bis 3 % – der
aus der Abluftleitung 11 kommenden Abluftmenge ersetzt.
Dieser kleine Teil ist so gering, dass sein Sauerstoffgehalt jeweils
in wenigen Minuten durch den im Siloberhälter 2 befindlichen BKS 32 absorbiert
ist. Der Sauerstoffgehalt der Siloatmosphäre steigt dadurch nur um wenige
Zehntel Prozent.
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Der
Abstand zur Explosionsgrenze von 14 % Sauerstoffgehalt wird dadurch
nur unwesentlich verringert. Der von der Erfindung geschaffene Innertzustand
der Siloatmosphäre
bleibt somit gewahrt.
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4) Explosion
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Sollte
es – aus
welchen Gründen
auch immer – im
Silobehälter 2 zu
einer Staubexplosion kommen, wird diese durch wenigstens einen der
Sensoren 29 in bekannter Weise erfasst. Die Schließorgane 17, 22 und 31 schließen sofort
und verhindern, dass Explosionsgase oder brennender BKS in die Umgebung abgeblasen
werden, wie es beim heutigen Stand der Technik, zum Beispiel durch
Druckentlastungsklappen oder Berstscheiben, üblich ist. Die Umwelt wird somit
durch die erfindungsgemäßen Maßnahmen
zuverlässig
geschützt.
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Durch
die Erfindung wird somit erstmals eine vollkommene, langfristige
Eigensicherheit und ein vollkommener Schutz der Umwelt erreicht.
Zudem spart man den Wartungsaufwand der CO-Analyse und die Bereithaltung
eines CO2-Vorrats. Die Erfindung bringt
also auch in wirtschaftlicher Hinsicht einen Erfolg gegenüber dem
Stand der Technik.