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Die
Erfindung betrifft die Therapie und die Prävention von Prionenerkrankungen.
Des weiteren werden Mittel zur Inaktivierung von Prionen bereitgestellt.
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Unter
dem Begriff "Prionenerkrankungen" oder transmissible
spongiforme Enzephalopathien (TSE) werden eine Reihe von übertragbaren,
neurodegenerative Erkrankungen zusammengefaßt, von denen die Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (CJD)
beim Menschen oder Scrapie sowie BSE (Bovine Spongiforme Enzephalopathie)
bei Tieren besonders bekannt sind. Das infektiöse Agens – das Prion – besteht
aus einer fehlgefalteten Form (PrPSc) eines
normalen Zellmembranproteins, des Prionproteins PrPc. Die
fehlgefaltete Form vermag durch noch nicht aufgeklärte molekulare
Mechanismen die normale Form in die fehlgefaltete umzufalten und
so neurotoxisches prpSc zu vermehren. Es
gibt keine Therapie für
Prionenerkrankungen, so dass es nach einem kurzen Krankheitsverlauf
unweigerlich zum Tod kommt.
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Beim
Menschen werden sporadische, genetische (familiäre) oder infektiöse Formen
von CJD unterschieden. Die häufigste
Form der menschlichen Prionenerkrankung ist die sporadische CJD.
Sie entsteht wahrscheinlich durch eine spontane Umfaltung des normalen
Form PrPc in die fehlgefaltete Form prpSc oder durch eine somatische Mutation, die
die spontane Umfaltung in die fehlgefaltete Form begünstigt.
Durch die fehlgefaltete Form wird anschließend im Körper eine langsam verlaufende
Kettenreaktion ausgelöst,
bei der immer mehr PrPc in prpSc umgefaltet
wird.
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Der
genaue Mechanismus der Übertragung von
Prionen von Mensch zu Mensch oder Tier zu Mensch ist noch nicht
aufgeklärt.
Es ist jedoch bekannt, dass sich Prionen effizient über einen
direkten Kontakt zum Zentralnervensystem verbreiten. Bei oraler
Applikation des infektiösen
Materials muss im Vergleich dazu die infektiöse Dosis 109 mal so gross sein,
um die gleiche Wirkung zu erzielen.
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Hirngewebe
von Patienten mit sporadischer oder genetischer Creutzfeld-Jakob-Erkrankung
ist daher infektiös.
Mittlerweile weiß man
jedoch, dass eine infektiöse Übertragungen
auch durch die Aufnahme BSE-verseuchter Nahrungsmittel verursacht werden
kann. Diese Infektion wird mit einer neuen Form der CJD, der varianten
CJD, verbunden. Andere Übertragungen
menschlicher Prionen auf Menschen wurden bei Dura- oder Corneatransplantationen,
bei Infusionen von aus kontaminierten Hypophysen gewonnenem Wachtumshormon
oder bei der Verwendung kontaminierter Elektroden beobachtet.
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Die Übertragung
von CJD über
andere chirurgisch-invasive Eingriffe wie Bluttransfusionen ist unklar.
Für einen
solchen Übertragungsweg
sprechen Einzelbefunde und Ergebnisse aus Mausexperimenten. Bislang
konnte jedoch keine Regelmäßigkeit
abgeleitet werden. In der Praxis ist allerdings zur Risikovermeidung
eine zuverlässige
Dekontamination (Desinfektion) potentiell infektiöser Instrumente notwendig.
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Der
Infektionsweg über
das Zentralnervensystem wird experimentell ausgenutzt, wenn in einem
Prionen-Infektiositäts-Bioassay
Prion-infiziertes Gewebe direkt in ein Maushirn eingebracht wird.
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Aufgrund
der physikalischen Einzigartigkeit des Krankheitserregers muss die
Dekontamination von Prionen auf besondere Art erfolgen: herkömmliche
Erregerdekontamination – wie
sie etwa für
Bakterien oder Viren verwendet wird (z.B. Formalindämpfe, 120
Grad, 20 Minuten) – reichen
nicht aus. Erst ein vierstündiges
Autoklavieren bei 134 °C
(3 bar) oder eine Dekontamination in 1 N Natronlauge inaktiviert
Prionen zuverlässig.
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Die
unklaren Übertragungsmechanismen der
Prionen, die die Möglichkeit
offenlassen, dass eine Ansteckung durch kontaminierte, ausgetauschte biologische
Materialien oder Instrumente erfolgen kann, machen eine effiziente
Prävention
notwendig. Die einzig bisher bekannten wirkungsvollen Inaktivierungen
mittels 3 bar-Autoklavierung oder Behandlung mit 1 N Natronlauge
sind jedoch für
viele Instrumente schädigend
und deshalb nicht praktikabel.
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In
der Vergangenheit wurde daher an der Entwicklung alternativer Konzepte
der Prionen-Inaktivierung gearbeitet. Aus der internationalen Offenlegungsschrift
WO 03/077835 A2 ist es beispielweise bekannt, für die Inaktivierung von Prionen
eine Formulierung aus einem "aktiven
Agens" und einem pH-Wert einzusetzen,
der außerhalb
des physiologischen Bereichs liegt. Als einsetzbares aktives Agens wird
u.a. Alkylsulfat beansprucht oder Salze davon.
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Die
deutsche Offenlegungsschrift
DE 102 48 276 A1 schlägt vor, eine Kombination eines
anionaktiven Tensids und einer oder mehrerer Säuren einzusetzen. Beide Komponenten
wirken bei der Prionen-Inaktivierung synergistisch, da jeweils eine
Komponente allein – also
entweder nur die Applikation von Säuren oder nur der Tenside – in ihrer
Wirkung mangelhaft sind.
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Des
weiteren ist keine wirksame Pharmakotherapie der Prionenerkrankung
bekannt, selbst wenn in letzter Zeit einige vielversprechende Medikamente
entdeckt worden sind. Ein Problem bei der Therapie letztlich aller
neurodegenerativen Erkrankungen ist, dass betroffene Patienten erst
zum Zeitpunkt bestehender Symptome einen Arzt aufsuchen. Zu diesem
Zeitpunkt besteht jedoch schon eine struktureller Schaden im Zentralnervensystem,
der nach heutigem Kenntnisstand irreversibel ist. Eine wirksame
Therapie von Prionenerkrankungen muss also einer hochsensitiven
Diagnostik folgen, die schon bei asymptomatischen Individuen beginnt.
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Es
liegt somit der vorliegenden Erfindung vor allem die Aufgabe zugrunde,
ein Verfahren zur Therapie und Diagnose von Prionenerkrankungen
bereitzustellen. Ebenso soll ein Verfahren zur Inaktivierung von
Prionen vorgeschlagen werden, das insbesondere auch zur Desinfektion
bzw. Dekontamination von medizinisch eingesetzten Instrumenten und
Geräten geeignet
ist.
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Diese
Aufgabe wird gelöst
durch die Verwendung von Nanopartikeln. Bei Nanopartikeln im Sinne der
vorliegenden Erfindung handelt es sich um Atom- oder Molekülverbindungen
mit einer durchschnittliche Größe im Nanometer-Bereich.
Diese Nanopartikel weisen vorzugsweise eine Oberflächenladung auf.
Sie können
jedoch auch neutral sein. Dann sind sie jedoch vorzugsweise polar,
oder aber doch wenigstens gut polarisierbar. Vorzugsweise bestehen die
Nanopartikel aus miteinander chemisch gebundenen Atomen, die über kovalente
oder elektrovalente (elektrostatische) Bindungen oder durch koordinative
Bindungen (Komplexverbindung) miteinander verbunden sind.
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Dem
erfindungsgemäßen Verfahren
liegt dabei im Kern der Gedanke zugrunde, durch die Einwirkung der
Nanopartikel die Konformation der fehlgefalteten Prionproteine so
zu ändern,
dass sie eine Fehlfaltung der gesunden ("normalen") Prionproteine nicht mehr initiieren
können.
Dies kann z.B. durch die Denaturierung der Prionen erfolgen. Damit
verlieren die Prionen ihre Infektiösität. Das erfindungsgemäße Verfahren
ermöglicht
so eine Inaktivierung der zuvor infektiösen Prionen. Dieses Prinzip
liegt sowohl der therapeutischen als auch der Desinfektions- oder
Dekontaminationswirkung der erfindungsgemäßen Verwendung zugrunde.
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Es
hat sich überraschender
Weise gezeigt, dass für
die erfindungsgemäße Wirkung
der einsetzbaren Nanopartikel keine Absenkung oder Erhöhung des
pH-Werts der umgebenden Lösung
auf einen Wert außerhalb
des physiologischen Bereichs (pH > 5
und < 9) erforderlich
ist. Dies hat den unmittelbaren Vorteil, dass mit diesem Konzept
nicht nur die Behandlung von Oberflächen von Geräten und
Instrumenten zu Zwecken der Desinfektion weitgehend schonend möglich ist,
sondern auch die Behandlung infizierter Patienten (Menschen oder
Tieren) machbar wird. Ebenso können
Diagnoseverfahren etabliert werden unter Verwendung lebender Zell-
oder Gewebekulturen.
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Die
erfindungsgemäß bevorzugten
Nanopartikel weisen unter den jeweiligen Bedingungen ihres Einsatzes
(z.B. in der Desinfektionslösung
oder unter physiologischen Bedingungen des Patienten-Körpers) eine
Oberflächenladung
auf oder aber sind polar bzw. polarisierbar. Die Gesamtladung kann
dabei negativ oder positiv sein. Es wird vermutet, dass die erfindungsgemäße Wirkung
darauf beruht, dass das Nanopartikel aufgrund seiner geeigneten
Größe und seiner
Ladungsstruktur bzw. Verteilung (Polarität) an das Prion bindet und
damit eine sterische Änderung der
Proteinstruktur bewirkt (Konformationsänderung).
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Die
erfindungsgemäß bezweckte
Wechselwirkung zwischen dem Nanopartikel und dem Prion hat daher
im wesentlichen zwei Voraussetzungen; nämlich einerseits eine ausreichend
geringe Größe des Nanopartikels
und andererseits eine ausreichend hohe Polarität (bzw. Polarisierbarkeit)
oder Ladung des Nanopartikels. Die Begriffe Polarität und Polarisierbarkeit
werden nachfolgend mit von dem Begriff "Ladung" erfasst.
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Die
effektive Ladung des Nanopartikels für die Wechselwirkung mit dem
Prion ist nicht nur durch den pH-Wert der Umgebungslösung, sondern
u. a. auch von der Ionenstärke
der Lösung
beeinflußbar. So
werden mit zunehmender Ionenstärke
der Umgebungslösung
mehr Einzelladungen auf der Oberfläche des Nanopartikels "abgesättigt" kompensiert, so dass
die Interaktionsmöglichkeiten
des Nanopartikels mit dem Prion abnehmen können. Unter Umständen kann
jedoch ein Nanopartikel selbst bei einer suboptimalen Ionenstärke noch
die erfindungsgemäße Wirkung
zeigen; dann nämlich,
wenn er aufgrund seiner übrigen
Eigenschaften (vornehmlich seiner jeweili gen Größe) effizient die strukturelle
Stabilität
des Prions beeinträchtigen
kann. Ebenso kann ein Nanopartikel einer nicht optimalen Größe gleichwohl
Prionen inaktivierend sein, sofern die Umgebung z.B. eine ausreichend
geringe Ionenstärke
aufweist, so dass der Nanopartikel eine hohe Oberflächenladung zeigt.
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Vorteilhafterweise
haben die erfindungsgemäß einsetzbaren
Nanopartikel eine wenigstens teilweise globuläre oder sphärische Gestalt. Dabei wird unter "sphärisch" oder "globulär" jede Struktur verstanden,
die – unter
Berücksichtigung
der Elektronenwolke – eine
im wesentlichen kugelförmige äußere Oberfläche aufweist.
In diesem Sinne handelt es sich auch bei einer polyedrischen Cluster-Verbindung
um ein globuläres
Nanopartikel.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung weisen die Nanopartikel eine Größe von bis zu 20 nm auf. Besonders
bevorzugt sind Nanopartikel mit einem Durchmesser von bis zu 10
nm. Es hat sich allerdings gezeigt, dass Partikel mit einer Größe von bis
zu 5 nm besonders geeignet sind.
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In
einer vorteilhaften Ausführungsform
werden Nanopartikel eingesetzt, die von Atomen gebildet werden,
die miteinander über
chemische Bindungen gebunden sind. Dabei handelt es sich demnach um
Atome oder Moleküle,
die beispielsweise über metallische
Bindungen, Ionenbindungen oder kovalente Bindungen oder koordinative
Bindung interagieren. Die Ladungen auf den Oberflächen können jedoch – wie z.B.
beim kolloidalen Gold – auch
durch Adsorption von Ionen auf der Oberfläche begründet sein.
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Beispiele
für bevorzugt
einsetzbare Nanopartikel sind:
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A. Metallverbindungen:
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- 1. Cluster:
a) klassische Metallcluster
(Verbindungen mit zwei oder mehr direkt verknüpften Metallatomen)
b)
nicht klassische Metallcluster ("oligonucleare Werner-Komplexe"), mindestens drei
Metallatome sind cyclisch über
Liganden und ohne direkten Metall-Metall-Kontakt verbunden.
- 2. Metallkolloide:
a) Metallhydroxid wie z.B. Fe(OH)3, Cd(OH)2, Al(OH)3 Cr(OH)3 oder Metalloxid
wie z.B. TiO2, ZrO2,
CeO2.
b) Metall wie z.B. Au, Ag, Pt
und Metallsulfide wie As2S3 und
Sb2S3.
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B. Nicht-Metall-Verbindungen
z.B.
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- 1. Borate
- 2. Silikate
- 3. Polyoxometallate, z.B. von Molybdän, Wolfram, Vanadium, Niob
oder Tantal
- 4. organische Übergangsmetallverbindungen (z.B.
mehrkernige geladene Übergangsmetallcarbonyle
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C.
organisch-chemische Nanopartikel: z.B. Polycyclisch Aromatisierte
Wasserstoffe, Fullerene, makrocyclische Verbindungen, Dendrimere
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Um
die gewünschte
Ladung zu erhalten, können
die Nanopartikel bzw. ihre Liganden entsprechend modifiziert oder
derivatisiert werden.
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Sollen
die erfindungsgemäß einsetzbaren Nanopartikel
zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden, kann es erforderlich
sein, sie in physiologisch verträgliche
und unbedenkliche Salze zu überführen. Das
können
beispielweise Salze mit Mineralsäuren,
Carbonsäuren
oder Sulfonsäuren
sein. Es können
aber auch Salze mit Basen so z.B. Alkalimetallsalze (z.B. Natrium- oder Kaliumsalze),
Erdalkalisalzen, Ammoniumsalze oder organischen Aminen gebildet
werden (Diethylamin, Triethylamin).
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Erfindungsgemäß können auch
Derivate, Isomere, Hydrate oder Metabolite sowie Pro-Drugs der geeigneten
Nanopartikel oder deren Salze eingesetzt werden. Unter Pro-Drugs
wird dabei eine Verbindung verstanden, die – unter Umständen zuvor selber
nicht aktiv – erst
nach einer metabolischen Umsetzung die eigentlich therapeutisch
aktive Substanz freigibt bzw. in diese überführt wird. Nachfolgend werden
alle diese im Ergebnis auf die erfindungsgemäß einsetzbaren Nanopartikel
zurückgehenden
bzw. davon abgeleiteten Verbindungen als "Derivate" zusammengefaßt.
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Es
hat sich experimentell gezeigt, dass sich die erfindungsgemäße Wirkung
beispielsweise durch die Verwendung kolloidalen Golds erzielen läßt. Zum experimentellen
Nachweis der gewünschten
Wirkung wurden mit Scrapie infizierte Maus-Neuroblastenzellen über einen
Zeitraum von wenigen Tagen mit kolloidalem Gold behandelt, anschließend lysiert
und mit Protease K verdaut. In nachfolgenden Western Blots wurde
gezeigt, dass die Menge des fehlgefalteten PrPsc im
Vergleich zur Kontrolle deutlich reduziert war. Da eine Resistenz
gegen Protease-Verdau ein typisches Merkmal des PrPsc darstellt,
zeigt der erfolgreiche Verdau mit Protease K, dass diese Resistenz
wieder verloren ging. Diese Änderung
hängt – diesen
Schluß lassen
die Versuche zu – kausal
mit der Behandlung der Mauszellen mit kolloidalem Gold zusammen.
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Bevorzugt
wird das kolloidale Gold mit einem mittleren Durchmesser von 5 nm
eingesetzt. Es ist jedoch auch der Einsatz von deutlich kleineren
Nanopartikeln (z.B. mit einem mittleren Durchmesser von nur 0,5
bis 2,5 nm) möglich.
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Diese
Goldkolloide wurden nach der Methode von Slot und Geuze hergestellt
(Slot, J.W., and Geuze, H.J., Eur. J. Cell Biol., 38, 87 (1985)).
Diese Methode beruht darauf, Au3+ (als HAuCl4) mit Tanninsäure und Citrat zu reduzieren.
Die daraus resultierenden Goldkolloide sind u.a. dadurch gekennzeichnet,
dass sie auf ihrer Oberfläche
negative Ladungen tragen durch die Adsorption von Cl-,
Citrat oder AuCl2 --Ionen.
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Auch
nach einer Behandlung der Mauszellen mit kolloidalem Silber zeigte
sich das gleiche Ergebnis. Auch hier konnte ein Abbau des fehlgefalteten PrPsc durch Protease K Verdau festgestellt werden.
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Das
erfindungsgemäße Prinzip
kann auch zur Desinfektion oder Dekontamination medizinischer Geräte, z.B.
eines chirurgischen Instruments, dienen. Dazu kann das Gerät über einen
längeren Zeitraum
in eine Lösung
enthaltend die Nanopartikel eingetaucht werden. Bei größeren Einrichtungen – z.B. Operationstischen
oder dergleichen – kann
eine zeitweise oder permanente Beschichtung der Einrichtung mit
der Desinfektionslösung
sinnvoll sein. Der für
die effektive und sichere Dekontamination erforderliche Zeitraum
hängt im
einzelnen ab von der Auswahl der verwendeten Nanopartikel und der
verwendeten Lösung.
Er kann von dem Fachmann ohne weiteres ermittelt werden. Um die
Effizienz zu steigern, können
der Desinfektionslösung
im Einzelfall auch Zusatzstoffe – wie beispielsweise Tenside – hinzugesetzt
werden.
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Ebenso
kann das erfindungsgemäße Prinzip auch
zur Prävention
der Kontamination von Instrumenten mit Prionen genutzt werden. Dazu
können die
Oberflächen
der Instrumente mit den erfindungsgemäß verwendbaren Nanopartikeln
beschichtet werden. Das Beschichten kann dazu beispielweise durch
ein Eintauchen der Instrumente in eine Lösung enthaltend die Nanopartikel
erfolgen. Damit kann die Kontamination der verwendeten Geräte vermieden werden.
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Um
das erfindungsgemäße Konzept
auch für eine
möglichst
frühzeitige
Diagnose einsetzen zu können,
kann eine Patientenprobe mit geeigneten Nanopartikeln behandelt
und anschließend
auf ihren Gehalt an Prionen untersucht werden. Durch einen Vergleich
mit einer unbehandelten Probe oder einem zuvor festgelegten Standard
läßt sich
eine Aussage über
den Infektionszustand treffen.
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Ausführungsbeispiele
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1. Behandlung Scrapie-infizierter
Maus Neuroblastenzellen
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1.
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Western
Blot von Protease-verdauten Lysaten von ScN2a Zellen, die mit kolloidalem
Gold behandelt wurden.
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Maus
Neuroblastomzellen (Neuro2a; ATCC CCL 131) wurden mit Mausadaptiertem
Scrapie infiziert (ScN2a; (Bosque and Prusiner, 2000)) und in MEM
(Minimal Essential Medium; Gibco 21090-022) mit 10% fötalem Kälberserum
und 10 mM Streptomycin-Penicillin gehalten. Die Zellen wurden nach
Korth et al. (2001) behandelt: eine konfluente 10 cm Platte wurde
mit Trypsin gesplittet und in 5 ml Medium aufgenommen, davon wurde
1 Tropfen (ca. 10-50.000 Zellen) in eine mit 4 ml gefüllte 60
mm Zellkulturschale ausgesät.
Aus der originalverpackten kolloidalen Goldlösung wurden dann die angegebenen
Endkonzentrationen direkt in das Medium pipettiert.
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Alle
zwei Tage wurden das Medium und die kolloidale Goldlösung gewechselt.
Am sechsten Tag wurde die Platte mit Phosphate-Buffered Saline (PBS)
gewaschen und mit 500 μl
Lyse-Puffer (0.5% Triton-X-100, 0.5% Deoxycholsäure, 50 mM Tris pH 8.0, 150
mM NaCl) lysiert. Davon wurden 400 μl mit 20 μg/ml Protease K (Merck, Darmstadt)
für 30
min bei 37 °C
verdaut. Diese Reaktion wurde mit 2 mM Phenylmethylsulfonylfluorid
(PMSF) gestoppt und anschließend
für 45
min bei 4 °C
und 100.000 x g in einer Optima Tischultrazentrifuge (TLA 55 Rotor) zentrifugiert.
Der Überstand
wurde verworfen, und das Pellet in 2x Aufnahme-Puffer (50% Glycerol,
1 Bromphenolblau, 2% β-Mercaptoethanol,
2% SDS) aufgenommen, gekocht und eine SDS-Gelelektrophorese und
ein Western Blot nach Standardprotokollen durchgeführt (Sambrook
et al., 1989).
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Eine
Ultrazentrifugation bei 1.000.000 x g (OptimaMax, BeckmanCoulter),
1h, 4 °C,
wurde durchgeführt,
um die feste Phase des Kolloidalen Golds von der flüssigen Phase
zu trennen. Dies gelang jedoch nicht vollständig ( 1).
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Die
Prion infizierten ScN2a Zellen wurden mit unterschiedlichen Konzentrationen
kolloidalen Golds 5 nm (Sigma G1402) behandelt (Spur 1 und 2). In
einem weiteren Experiment wurde das kolloidale Gold ultrazentrifugiert
(1h bei 1.000.000 x g in einer Beckman Optima Ultrazentrifuge) und
in Überstand und
Pellet fraktioniert. Der Überstand
(Spuren 3 und 4) und das in Salzlösung resuspendierte Pellet
(Spuren 5 und 6) wurde ebenfalls zu den ScN2a Zellen dazugegeben.
Außerdem
wurde kolloidales Gold 10 nm mit den ScN2a Zellen inkubiert (Spuren
7 und 8). Als Kontrolle dienten unbehandelte ScN2a Zellen (Spur
9).
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Im
Western Blot ist das Protease verdaute PrPSc im
aufgetragenen Lysat dargestellt, das von einem anti-PrP Antikörper erkannt
wurde.
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Das
Experiment zeigt, dass 5 nm kolloidales Gold (Sigma G1402) Prionen
inhibiert (inaktiviert).
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2. Ultrazentrifugations-Versuche
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2:
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Western
Blot vom Pellet von ultrazentrifugierten ScN2a Zelllysaten in Anwesenheit
kolloidalen Goldes (5nm).
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Außerdem wurde
diese Ultrazentrifugation verwendet um festzustellen, ob PrP Isoformen
direkt an kolloidales Gold binden (2). Für dieses
Experi ment wurden ScN2a Zelllysate in Lyse-Puffer (0.5% Triton-X-100,
0.5% Deoxycholsäure,
50 mM Tris pH 8.0, 150 mM NaCl) suspendiert, und 200 μl kolloidales
Gold (Sigma G1402) dazugegeben. Nach einer 1-stündigen Inkubation bei Raumtemperatur
wurde entweder sofort ein Proteaseverdau (Protease K 20 μg/ml, 1h,
37 °C) und
anschließend
die Ultrazentrifugation bei 100.000 x g (TLA-55 in einer Optima, BeckmanCoulter,
USA) durchgeführt,
oder umgekehrt (siehe 2). Der Überstand wurde entfernt, das
Pellet resuspendiert und ein Western Blot durchgeführt.
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Der
Blot zeigt:
Ultrazentrifugation bei 100.000 x g für 1h von
lysierten ScN2a Zellen in Abwesenheit (Spur 1), oder Anwesenheit
von 200 ml (Spur 2), oder 300 ml (Spur 3) kolloidalem Gold 5nm.
Es kommt zu einer unspezifischen Pelletierung unlöslichen
PrP (Puffer: 150 mM NaCl, 50 mM Tris, 0.5% Triton X 100, 0.5% Deoxycholat,
pH 8.0) bei der Ultrazentrifugierung (Spuren 1 bis 3). Das unspezifisch
pelletierende PrP ist PrPc, da ein Proteaseverdau
nicht das charakteristische PrPSc Fragment übrig lässt. (Spur
4). Wenn das Lysat zuerst Protease verdaut wird, und dann ultrazentrifugiert
wird, findet sich charakteristischerweise das Protease resistente
PrPSc Fragment (Spur 5). Wenn dieser Proteaseverdau
vor der Ultrazentrifugation in Anwesenheit von kolloidalem Gold
durchgeführt
wird, ist die Fraktion des Protease resistenten PrPSc deutlich
erniedrigt (Spur 6), was auf einen Clearing-Effekt des kolloidalen
Goldes 5 nm auf PrPSc hinweist.
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3. Versuche
an Hamsterhirnhomogenaten
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3:
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Western
Blot von Hamsterhirnhomogenaten, die mit Gold behandelt wurden zum
PrPSc-Nachweis
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Normales
oder Scrapie infiziertes (263K Strain) Hamsterhirn wurden in einem
Dounce-Handhomogenisator in Lyse-Puffer (0.5% Triton-X-100, 0.5% Deoxycholsäure, 50
mM Tris pH 8.0, 150 mM NaCl) 10%ig homogenisiert. Anschließend wurde
ein Proteaseverdau (Protease K 20 μg/ml, 1h, 37 °C) in Anwesenheit
oder Abwesenheit von kolloidalem Gold 5 nM (Sigma G1402) durchgeführt und
die Probe dann im Western Blot dargestellt.
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Der
Blot zeigt:
Normales Hamsterhirn ohne Proteasebehandlung (Spur
1) und nach Proteasebehandlung (Spur 2); Scrapie infiziertes Hamsterhirn
ohne Protease(Spur 3) und nach Proteasebehandlung (Spur 4). Proteasebehandlung
von Hamsterhirn in Anwesenheit von kolloidalem Gold 5nm (Spuren
5 und 6), oder bei Vorinkubation der Protease mit kolloidalem Gold
(Spur 7).
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Das
Experiment zeigt, dass auch bei Scrapie infiziertem Hamsterhirn
die Menge des PrPSc durch Ko-Inkubation
mit kolloidalem Gold 5 nm vermindert werden kann (vergleiche Spure
4 ohne Gold mit Spur 5 mit Gold).
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Die
in 2 und 3 präsentierten Resultate lassen
den Schluss zu, dass kolloidales Gold direkt auf die krankheits-spezifische
Form PrPSc (Prionen) wirkt und diese möglicherweise
denaturiert
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4. Wirkung
kolloidalen Silbers
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4:
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Western
Blot von Protease verdauten Lysaten von ScN2a Zellen, die mit kolloidalem
Silber (PurestColloids, USA) behandelt wurden.
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Prioninfizierte
ScN2a Zellen wurden gemäss einem
bekannten Protokoll (siehe oben) mit 40 ml Silver Colloid behandelt
(links: Kontrolle; rechts behandelte Zellen nach 1 Woche). Die Behandlung
mit SilverColloid reduziert die Menge an Protease resistentem PrPSc deutlich.
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Referenzen:
Bosque,
P. J., and Prusiner, S. B. (2000). Cultured cell sublines highly
susceptible to prion infection. J Virol 74, 4377-4386.
-
Korth,
C., May, B. C. H., Cohen, F. E., and Prusiner, S. B. (2001). Acridine
and phenothiazine derivatives as pharmacotherapeutics for prion
disease. Proc Natl Acad Sci USA 98, 9836-9841.
-
Sambrook,
J., Fritsch, E. F., and Maniatis, T. (1989). Molecular Cloning – A Laboratory
Manual, 2nd Ed. (Cold Spring Harbor, NY, Cold Spring Harbor Laboratory
Press).