Es
bestand nun die Aufgabe, ein Verfahren zur Herstellung von (Meth)acrylsäureestern
von C1-C8-Alkoholen
zu finden, bei dem die Polymerisation in den wässrigen Phasen verhindert wird.
Gelöst wurde
die Aufgabe durch ein Verfahren zur Inhibierung der Polymerisation
bei der Herstellung von (Meth)acrylsäureestern von C1-C8-Alkoholen, in dem der pH-Wert des der C1-C8-Alkoholrückgewinnung zugeführten Reaktionswassers
größer 7 ist.
Generell
werden (Meth)acrylsäureester
von C1-C8-Alkoholen
durch direkte Veresterung von (Meth)acrylsäure mit C1-C8-Alkholen hergestellt. Das bei der Veresterung
freigesetzte Wasser wird in dieser Schrift als Reaktionswasser bezeichnet.
Dabei
umfassen die in der Literatur bekannten Verfahren mehrere Verfahrensschritte,
die sich jedoch durch einige Varianten voneinander unterscheiden
können.
Prinzipiell
umfasst ein Verfahren zur Herstellung von (Meth)acrylsäureestern
von C1-C8-Alkoholen folgende Schritte:
- a) azeotrope Veresterung,
- b) Abtrennung des Reaktionswassers und
- c) Rückgewinnung
des C1-C8-Alkohols
aus dem Reaktionswasser.
Alternativ
kann noch zwischen die Verfahrensschritte b) und c) die azeotrope
Abtrennung des (Meth)acrylsäureesters
von C1-C8-Alkoholen
erfolgen, so dass das Verfahren folgende Schritte umfasst:
- a) azeotrope Veresterung,
- b) Abtrennung des Reaktionswassers,
- c) azeotrope Abtrennung des (Meth)acrylsäureesters von C1-C8-Alkoholen und
- d) Rückgewinnung
des C1-C8-Alkohols
aus dem Reaktionswasser.
Eine
weitere Verfahrensvariante zur Herstellung von (Meth)acrylsäureestern
von C1-C8-Alkoholen berücksichtigt die Rückspaltung
der Michael-Additions-Produkte und die Rückführung der Spaltprodukte in
die Veresterung, so dass diese Ausführungsform die folgenden Verfahrensschritte
umfasst:
- a) azeotrope Veresterung,
- b) Abtrennung des Reaktionswassers,
- c) Rückgewinnung
des C1-C8-Alkohols
aus dem Reaktionswasser,
- d) Rückspaltung
der Michael-Additions-Produkte aus dem Veresterungsrückstand
und
- e) Rückführung der
Rückspaltungsprodukte
in die Veresterung.
Alternativ
dazu kann der (Meth)acrylsäureester
von C1-C8-Alkoholen
auch dadurch hergestellt werden, dass zusätzlich die azeotrope Abtrennung
des Esters erfolgt:
- a) azeotrope Veresterung,
- b) Abtrennung des Reaktionswassers,
- c) azeotrope Abtrennung des (Meth)acrylsäureesters von C1-C8-Alkoholen, d) Rückgewinnung des C1-C8-Alkohols aus dem Reaktionswasser,
- e) Rückspaltung
der Michael-Additions-Produkte aus dem Veresterungsrückstand
und
- f) Rückführung der
Rückspaltungsprodukte
in die Veresterung.
Das
erfindungsgmäße Verfahren
zur Inhibierung der Polymerisation bei der azeotropen Veresterung von
(Meth)acrylsäure
mit C1-C8-Alkoholen
nach einer der oben genannten Verfahrensvarianten zeichnet sich dadurch,
dass der pH-Wert des der C1-C8-Alkoholrückgewinnung
zugeführten
Reaktionswassers größer 7 ist. Vorzugsweise
ist der pH-Wert ≥ 7,5,
bevorzugt ≥ 8,
besonders bevorzugt ≥ 8,5
und insbesondere ≥ 9.
Der
pH-Wert wird durch Zusatz prinzipiell aller üblichen alkalisch reagierenden
Substanzen, bevorzugt Alkali- und Erdalkaliverbindungen, wie beispielsweise
Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid, Natriumcarbonat, Kaliumcarbonat,
Natriumhydrogencarbonat, Kaliumhydrogencarbonat und/oder Calciumhydroxid
eingestellt. Bevorzugt werden Natriumhydroxid, Natriumcarbonat und/oder
Natriumhydrogencarbonat eingesetzt, besonders bevorzugt als wässrige Lösung. Dabei
ist zu beachten, dass mit Hydrogencarbonaten als alleinige alkalisch reagierende
Substanzen ein pH-Wert von ≥ 9
nicht erreicht werden kann. Die alkalisch reagierenden Substanzen
werden deshalb auch als Gemische eingesetzt, können aber auch einzeln Anwendung
finden.
Die
alkalisch reagierenden Substanzen können an beliebiger Stelle dosiert
werden, beispielsweise in den Phasenscheider am Kopf der Veresterungskolonne,
in den Pufferbehälter
vor der C1-C8-Alkoholrückgewinnung
oder in eine beliebige Rohrleitung.
Wie
im folgenden näher
beschrieben werden bei der Herstellung von (Meth)acrylsäureestern
von C1-C8-Alkoholen
häufig
Schwefelsäure
und/oder Sulfonsäuren,
wie beispielsweise p-Toluolsulfonsäure, Methansulfonsäure und/oder
Dodecylbenzolsulfonsäure,
eingesetzt. Dieselben Katalysatoren werden auch bei der Rückspaltung
der Michaels-Additions-Produkte verwendet. Unter den gegebenen Reaktionsbedingungen, insbesondere
bei den hohen Temperaturen der Rückspaltung,
zersetzen sich die Katalysatoren teilweise und setzen Schwefeldioxid
frei. Dieses Schwefeldioxid gelangt in das Reaktionswasser und kann
dort nachgewiesen werden.
Die
Rückspaltung
der Michael-Additions-Produkte wird beispielsweise in
EP 1 129 062 B1 und der
dort zitierten Literatur beschrieben.
Vermutlich
wird das freigesetzte Schwefeldioxid, das unter sauren und neutralen
Bedingungen in Wasser als Redoxinitiator fungiert, im alkalischen
Bereich als Redoxinitiator deaktiviert. Dadurch wird die Polymerisation
wirksam verhindert, obwohl das Reaktionswasser noch Spuren von polymerisationsfähiger Verbindung enthält.
Da
das Reaktionswasser nicht korrosiv ist, wurden bisher an die Reaktionswasser
führenden
Anlagenteile wie beispielsweise Leitungen oder Behälter keine
besonderen Anforderungen gestellt. Üblicherweise wurde unlegierter
Stahl verwendet. Aus dem unlegierten Stahl wurden jedoch geringe
Mengen an Eisenionen herausgelöst.
In
umfangreichen Versuchen wurde nun gefunden, dass Schwefeldioxid
in Verbindung mit Metallionen, insbesondere Eisenionen, bereits
in sehr geringen Mengen die Polymerisation von (Meth)acrylsäure/(Meth)acrylsäureester-Gemischen
in sehr verdunnten wässrigen
Lösungen
induziert. Dies ist insbesondere dann ein Problem, wenn ein Pufferbehälter als
Vorlage für
die Rückgewinnung
des C1-C8-Alkohols
verwendet wird. In diesem Pufferbehälter kann sich eine organische
Oberphase abscheiden. Die Verweilzeit dieser Oberphase, welche polymerisationsfähige Verbindungen
enthält,
in dem Pufferbehälter
ist groß,
in der Regel mehrere Tage. Damit steigt die Gefahr einer unerwünschten
Polymerisation.
Zusätzlich zur
Einstellung des pH-Wertes des der C1-C8-Alkoholrückgewinnung zugeführten Reaktionswassers
können
daher weitere Maßnahmen
die Polymerisationsneigung in den wässrigen Phasen vermindern bzw.
unterdrücken.
Diese
zusätzlichen
Maßnahmen
umfassen, dass die Reaktionswasser führenden Leitungen und/oder Behälter
- a) Kupfer enthalten oder
- b) zumindest teilweise an der dem Reaktionswasser zugewandten
Seite aus nichtmetallischen Werkstoffen, Kupfer oder Legierungen
bestehen.
Die
unter Punkt b) genannten Legierungen enthalten mindestens 10 Gew.-%,
bevorzugt mindestens 12,5 Gew,-%, besonders bevorzugt mindestens
15 Gew.-% und insbesondere mindestens 16,5 Gew.-% Chrom sowie mindestens
5 Gew.-%, bevorzugt mindestens 7,5 Gew.-%, besonders bevorzugt mindestens
9 Gew.-% und insbesondere mindestens 10,5 Gew.-% Nickel.
Kupfer
vermindert ebenfalls die unerwünschte
Polymerisation im Reaktionswasser. Vorzugsweise wird elementares
Kupfer verwendet. Kupfer kann in beliebiger Form in Reaktionswasser
führende
Anlagenteile wie beispielsweise Leitungen oder Behälter eingebracht
werden, beispielsweise als Blech oder als Metallspäne, oder
aber die Reaktionswasser führenden
Anlagenteile werden zumindest teilweise aus Kupfer gefertigt.
Die
Reaktionswasser führenden
Anlagenteile wie beispielsweise Leitungen oder Behälter können aber auch
zumindest teilweise aus Edelstahl gefertigt werden. Edelstähle sind
Stähle
mit einem Chromgehalt von mindestens 10 Gew.-%, bevorzugt mindestens
12,5 Gew,-%, besonders bevorzugt mindestens 15 Gew.-% und insbesondere
mindestens 16,5 Gew.-% Chrom und einem Nickelgehalt von mindestens
5 Gew.-%, bevorzugt mindestens 7,5 Gew.-%, besonders bevorzugt mindestens
9 Gew.-% und insbesondere mindestens 10,5 Gew.-%. Die Verwendung
nichtmetallischer Werkstoffe oder Auskleidungen, wie beispielsweise
Polytetrafluorethylen oder glasfaserverstärkter Kunststoff, sind ebenfalls
möglich.
Diese
Maßnahmen
stellen zusätzliche
Maßnahmen
dar, die neben der pH-Wert-Einstellung
eine zusätzliche
Möglichkeit
zur Polymerisationsinhibierung in der wässrigen Phase der (Meth)acrylsäureesterherstellung
bieten.
Im
erfindungsgemäßen Verfahren
werden C1-C8-Alkohole
zur Veresterung der (Meth)acrylsäure
eingesetzt. Dabei kommt üblicherweise
jeder 1 bis 8 Kohlenstoffatome aufweisende Alkohol in Betracht,
beispielsweise ein- oder mehrwertige Alkohole, bevorzugt ein- bis
vierwertige Alkohole, besonders bevorzugt ein- bis dreiwertige,
ganz besonders bevorzugt ein- oder zweiwertige und insbesondere
einwertige.
Beispiele
sind Methanol, Ethanol, n-Propanol, iso-Propanol, n-Butanol, sek.-Butanol,
iso-Butanol, tert.-Butanol, Ethylenglykolmonomethylether, Ethylenglykolmonoethylether,
Diethylenglykol, 1,3-Propandiolmonomethylether, 1,2-Propandiol,
Ethylenglykol, 2,2-Dimethyl-1,3-propandiol, 1,3-Propandiol, 1,2-Butandiol, 1,4-Butandiol,
Dimethyla minoethanol, n-Hexanol, n-Heptanol, n-Octanol, 2-Ethylhexanol,
3-Methylpentan-1,5-diol,
2-Ethylhexan-1,3-diol, 1,6-Hexandiol, Cyclopentanol, Cyclohexanol,
Cyclooctanol, Triethylenglykol, Tetraethylenglykol, n-Pentanol,
Trimethylolbutan, Trimethylolpropan, Trimethylolethan, Pentaerythrit, 2-Ethyl-1,3-propandiol,
2-Methyl-1,3-propandiol, 2-Ethyl-1,3-hexandiol,
Glycerin.
Bevorzugte
Alkohole sind Methanol, Ethanol, n-Butanol, iso-Butanol, sek.-Butanol,
2-Ethylhexanol, n-Octanol
und Dimethylaminoethanol. Ganz besonders bevorzugt sind Methanol,
Ethanol, n-Butanol, 2-Ethylhexanol und Dimethylaminoethanol.
Es
können
Gemische mehrerer Alkohole eingesetzt werden, beispielsweise 2 oder
3, bevorzugt wird jedoch nur ein Alkohol eingesetzt.
Die
Herstellung von (Meth)acrylsäureestern
erfolgt vielfältig
auf an sich bekannte Weise durch Veresterung von (Meth)acrylsäure mit
einem Alkohol, z. B. einem Alkanol. (Meth)acrylsäureester werden in der Regel über eine
homogen oder heterogen katalysierte Veresterung erhalten, wie beispielsweise
in Kirk Othmer, Encyclopedia of Chemical Technology, 4th Ed., 1994,
Seiten 301-302 und Ullmann's
Encyclopedia of Industrial Chemistry, 5. Auflage, Band A1, Seiten
167-169, beschrieben.
In
der Literatur finden sich neben den im Stand der Technik genannten
Verfahren zahlreiche Verfahren zur Herstellung von (Meth)acrylsäureestern
durch Veresterung von (Meth)acrylsäure mit einem Alkohol, beispielsweise
in den deutschen Offenlegungsschriften
DE 196 04 252 A1 und
DE 196 04 253 A1 .
Ein Verfahren zur Herstellung von Butylacrylat durch säurekatalysierte
Veresterung von Acrylsäure
mit Butanol wird z. B. in WO 98/52904 offenbart. Als Beispiel für eine diskontinuierliche
säurekatalysierte
Veresterung sei
EP
0 890 568 A1 genannt.
Die
verwendbaren sauren Katalysatoren sind bevorzugt Schwefelsäure, p-Toluolsulfonsäure, Benzolsulfonsäure, Dodecylbenzolsulfonsäure, Methansulfonsäure oder
Gemische davon, denkbar sind auch saure Ionenaustauscher oder Zeolithe.
Besonders
bevorzugt werden Schwefelsäure,
p-Toluolsulfonsäure
und Methansulfonsäure
verwendet, ganz besonders bevorzugt sind Schwefelsäure und
p-Toluolsulfonsäure.
Die
Katalysatorkonzentration bezogen auf das Reaktionsgemisch beträgt beispielsweise
1 bis 20, bevorzugt 5 bis 15 Gew.-%.
Im
erfindungsgemäßen Verfahren
werden Stabilisatoren zur Polymerisationsinhibierung eingesetzt. Dabei
eignen sich prinzipiell alle Polymerisationsinhibitoren, die zur Stabilisierung
von (Meth)acrylsäure
und (Meth)acrylsäureestern
beispielsweise in
DE
102 58 329 A1 empfohlen werden.
Geeignete
Stabilisatoren können
beispielsweise N-Oxide (Nitroxyl- oder N-Oxyl-Radikale, also Verbindungen, die wenigstens
eine >N-O·-Gruppe
aufweisen), wie z. B. 4-Hydroxy-2,2,6,6-tetramethylpiperidin-N-oxyl
oder 4-Oxo-2,2,6,6-tetramethylpiperidin-N-oxyl, Phenole und Naphthole, wie p-Aminophenol,
p-Nitrosophenol, 2-tert.-Butylphenol,
4-tert.-Butylphenol, 2,4-Di-tert.-butylphenol, 2-Methyl-4-tert.-butylphenol, 2,6-tert.-Butyl-4-methylphenol
oder 4-tert.-Butyl-2,6-dimethylphenol, Chinone, wie z. B. Hydrochinon
oder Hydrochinonmonomethylether, aromatische Amine, wie z. B. N,N-Diphenylamin, Phenylendiamine,
wie z. B. N,N'-Dialkyl-p-phenylendiamin,
wobei die Alkylreste gleich oder verschieden sein können und
jeweils unabhängig
voneinander aus 1 bis 4 Kohlenstoffatomen bestehen und geradkettig
oder verzweigt sein können,
wie z. B. N,N'-Dimethyl-p-phenylendiamin
oder N,N'-Diethyl-p-phenylendiamin,
Hydroxylamine, wie z.B. N,N-Diethylhydroxylamin, Imine, wie z. B.
Methylethylimin oder Methylviolett, Sulfonamide, wie z. B. N-Methyl-4-toluolsulfonamid
oder N-tert.-Butyl-4-toluolsulfonamid,
Oxime, wie Aldoxime, Ketoxime oder Amidoxime, wie z. B. Diethylketoxim,
Methylethylketoxim oder Salicylaldoxim, phosphorhaltige Verbindungen,
wie z. B. Triphenylphosphit oder Triethylphosphit, schwefelhaltige
Verbindungen, Metallsalze, wie z. B. Cer(III)acetat oder Cer(III)ethylhexanoat,
oder Gemische davon sein.
Bevorzugt
erfolgt die Stabilisierung mit Hydrochinon, Hydrochinonmonomethylether,
4-Hydroxy-2,2,6,6-tetramethylpiperidin-N-oxyl,
4-Oxo-2,2,6,6-tetramethylpiperidin-N-oxyl, 2,6-tert.-Butyl-4-methylphenol
oder Gemischen davon.
Ganz
besonders bevorzugt wird 4-Hydroxy-2,2,6,6-tetramethylpiperidin-N-oxyl
als Polymerisationsinhibitor verwendet.
Das
erfindungsgemäße Verfahren
unterdrückt
die Polymerisation im Reaktionswasser der (Meth)acrylsäureesterherstellung
und erhöht
damit die Anlagenverfügbarkeit.
Es eignet sich somit für
alle Herstellverfahren von (Meth)acrylsäureestern, die durch direkte
Veresterung erhalten werden.
In
dieser Schrift verwendete ppm- und Prozentangaben beziehen sich,
falls nicht anders angegeben, auf Gewichtsprozente und -ppm.