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Die
Erfindung betrifft ein Diagnosesystem aus der Kategorie der modellbasierten
Systemdiagnose. Bei diesen rechnergestützten Diagnosesystemen wird
das zu analysierende technische System mit einem rechnerverarbeitbaren
Modell abgebildet und mittels Sensoren und Fehlererkennungsalgorithmen
auf auftretende Fehler überwacht.
Die Fehler werden kodifiziert und mittels einer Wissensbasis, die
das zur rechnergestützten Diagnose
relevante Diagnosewissen enthält,
und einem Diagnosesystem ausgewertet. Die Auswertung basiert hier
im wesentlichen auf dem festgestellten Fehlercode und das Diagnosesystem
ermittelt aus der Wissensbasis die dem Fehlercode zugeordnete Fehlerkandidatenmenge.
In einem weiteren Schritt wird die Anzahl der Fehlerkandidaten durch
Heranziehen von sogenannten Fehlerumgebungsdaten, also von während des
Auftretens des Fehlers vorliegenden weiteren Systemdaten, und deren
Berücksichtigung
mittels fehlerspezifischer Ausschlusskriterien von dem Diagnosesystem
auf ein Minimum reduziert. Alternativ können die verbleibenden Fehlerkandidaten
noch von dem Diagnosesystem bewertet und gewichtet werden.
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Derartige
Modellbasierte Diagnosesysteme sind in verschiedenen Ausprägungen aus
dem Stand der Technik bekannt.
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In
der
DE 195 23 483
A1 ist ein modellbasiertes, rechnergestütztes Diagnosesystem entsprechend dem
Oberbegriff des unabhängigen
Anspruchs bekannt, bei dem die Modellbildung ein Strukturmodell
und ein Wirkungsmodell, das oft auch als Verhaltensmodell bezeichnet
wird, umfasst. Mit dem Strukturmodell werden die physikalischen
Zusammenhänge
der einzelnen Komponenten des technischen Systems abgebildet und mit
dem Verhaltensmodell werden die Funktionen der einzelnen Komponenten
des technischen Systems abgebildet. In einer Wissensbasis ist das
für die
Diagnose relevante Diagnosewissen abgespeichert. Mit dem Diagnosesystem
kann eine Fehlererkennung und durch Rückgriff auf die Wissensbasis
eine rechnergestützte Fehlersuche
durchgeführt
werden. Das Diagnosesystem selbst hat hierbei nur und ausschließlich Zugriff
auf Fehlerumgebungsdaten aus dem technischen System und auf eine
Wissensbasis, die ausschließlich
auf die fehlerspezifische Auswertung der technischen Systemdaten
abstellt. Kundenbeanstandungen oder symptomatische Fehlerbeschreibungen
können
nur durch eine von einem erfahrenen Servicetechniker ausgeübte Menusteuerung
berücksichtigt
werden, wenn aus den technischen Systemdaten und den Fehlerumgebungsdaten
keine eindeutige Diagnose oder überhaupt
keine Diagnose durch das Diagnosesystem möglich ist.
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Eine
andere Möglichkeit
der Modellbildung, wie sie unter dem Begriff der modellbasierten
Systemdiagnose im Sinne dieser Erfindung verstanden wird und geeignet
ist, ist beispielsweise in der
EP 1 069 487 B1 ausführlich offenbart. Hier wird
das zu diagnostizierende technische System für die rechnergestützte Diagnose mit
einem Wahrscheinlichkeitsnetz, einem sogenannten Bayes Netzwerk
abgebildet und modelliert. Eine Modellbildung mit Wahrscheinlichkeitsnetzen
hat den Vorteil, das die Modellbildung auf funktionaler Ebene der einzelnen
Komponenten des Systems erfolgen kann. Die einzelnen Komponenten
selbst brauchen nicht bis auf ein physikalisches Strukturmodell
modelliert werden. Allerdings erkauft man sich diesen Vorteil mit
dem Problem die richtigen Apriori Wahrscheinlichkeiten des Bayes
Netzwerkes aufzufinden. Entsprechend einer aufgefundenen Fehlermeldung
wird mittels einer Wissensbasis eine die Systemzustände abbildende
Wahrscheinlichkeitsverteilung innerhalb des Wahrscheinlichkeitsnetzwerkes
berechnet und daraus mit einem Diagnosesystem eine Fehleraussage
getroffen und eine zu dieser Fehleraussage passende Abhilfemaßnahme vorgeschlagen.
Um das Diagnoseergebnis zu verbessern sind im Wahrscheinlichkeitsnetz
Frageknoten integriert, die es ermöglichen über eine Mensch Maschine Schnittstelle
während
des Diagnoseablaufs an einen Benutzer des Diagnosesystems einfache
Ja/Nein-Fragen zu stellen. Durch Beantwortung der Fragen wird im
Diagnoseablauf an entscheidenden Netzwerknoten evidentes Wissen
abgefragt und in den Diagnoseablauf eingeführt, so dass sich das Diagnoseergebnis
mit Hilfe dieses evidenten Wissens entscheidend verbessert. Allerdings kann
lediglich evidentes Wissen eingepflegt werden, dessen Abfrage vom
Systemdesigner vorgesehen war und in Form eines Frageknotens in
die Modellbildung implementiert wurde. Nach Einbindung des abgefragten evidenten
Wissens wird unter dessen Berücksichtigung
und unter Berücksichtigung
einer Wissensbasis, die die funktionalen technischen Zusammenhänge der
einzelnen Komponenten des technischen Systems enthält, eine
Wahrscheinlichkeitsverteilung innerhalb des Netzwerkes berechnet
und daraus auf die wahrscheinlichste Fehlerursache geschlossen.
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Der
Modellierungsaufwand bei der modellbasierten Systemdiagnose ist
hoch. Insbesondere hängt
die Qualität
des Diagnoseergebnisses entscheidend von der Modellierung ab. Man
sucht deshalb auch nach Alternativen zur modellbasierten Systemdiagnose.
Eine derartige Alternative ist ein symptombasierter Ansatz, wie
er beispielsweise in der
DE
102 35 416 A1 beschrieben wird. Beim symptombasierten Ansatz
wird auf eine Modellierung des technischen System verzichtet. Stattdessen
werden einfache z.B. akustische Symptome aufgezeichnet und mit bereits
bekannten Mustern verglichen. Findet sich zu einem auftretenden
Symptom ein bekanntes Muster, so ist der Diagnoseprozess weitgehend
beendet. Man untersucht dann die dem aufgefundenen Muster zugeordnete
Fehlerkandidatenmenge bis man den exakten Fehler gefunden hat.
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Ein
Problem bei allen vorbeschriebenen rechnergestützten Diagnosesystemen ist,
dass sie lediglich in der Lage sind, vordefinierte und damit bekannte
Fehlermeldungen und Beanstandungen zu verarbeiten. Dies macht auch
die aufwendige Modellierung notwendig, da immer versucht werden
muss, alle möglichen Komplikationen
schon beim Design des Diagnosesystems zu erfassen und abzubilden.
Und selbst dann ist es nicht möglich
Kundenbeanstandungen, die naturgemäß ohne technische Detailkenntnisse
nur symptomhaft beschrieben werden, rechnergestützt zu verarbeiten und für den Diagnoseprozess
nu nutzen.
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Dies
hat zwei entscheidende Nachteile. Zum einen besteht die Gefahr,
dass der Fehlerraum, in dem die Fehlerkandidatenmenge zu suchen
ist, nicht weit genug aufgespannt wird. Diese Gefahr ist immer dann besonders
groß,
wenn ein von einem Kunden berichteter Fehler intermittierend, also
nur gelegentlich und nicht dauerhaft auftritt. Solche Fehler können von
bekannten rechnergestützten
Diagnosesystem nicht gefunden werden, da sie auf das Vorliegen eines
Fehlercodes angewiesen sind und den Fehlerraum um den Fehlercode herum
aufspannen.
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Der
zweite Nachteil liegt in dem Informationsverlust, der auftritt wenn
die Kundenerfahrung nicht genutzt oder nur ungenügend berücksichtigt wird. Diese Kundenerfahrung
mit einem auftretenden Fehlersymptom kann nämlich bei richtig aufgespanntem
Fehlerraum und bei richtig identifizierter Fehlerkandidatenmenge dazu
genutzt werden, die Menge der identifizierten Fehlerkandidaten weiter
einzuschränken.
Beispielsweise kann zu einer „Fehlerkandidatenmenge „Sitzsteuerung
defekt" mit einer
Kundenbeanstandung „der
Sitz lässt sich
nur noch nach oben fahren" rechnergestützt ausgeschlossen
werden, dass der Stellmotor der Sitzmechanik defekt ist.
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Erfindungsgemäße Aufgabe
ist es daher, bestehende modellbasierte Diagnosesysteme dahin gehend zu
erweitern, dass von Kunden berichtete Symptome mit in den rechnergestützten Diagnoseablauf
integriert werden und beim Diagnoseablauf rechnergestützt verarbeitet
werden.
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Die
Aufgabe wird gelöst
mit einem Diagnosesystem mit den Merkmalen des unabhängigen Anspruchs. Vorteilhafte
Ausführungsformen
der Erfindung sind in den Unteransprüchen und in der Beschreibung
der Ausführungsbeispiele
offenbart.
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Die
Lösung
gelingt hauptsächlich
indem ein bekanntes modellbasiertes Diagnosesystem mit einem zweiten
symptombasierten Zweig und einer zweiten Wissensbasis ergänzt wird,
die mit Hilfe eines Symptombaumes mit den Kundenbeanstandungen gefüllt wird.
Der Symptombaum ist notwendig, um den Wortlaut der originalen Kundenbeanstandung,
in maschinell verarbeitbare Aussagen umzusetzen, die vom Diagnosesystem
rechnergestützt
interpretiert werden können.
So werden mit dem Symptombaum zu einem in der Kundenbeanstandung
im Originalwortlaut enthaltenen Symptom weitere Informationen in
der Symptomumgebung dieses Symptom abgefragt. Von besonderen Interesse
sind hierbei Informationen darüber,
welche Funktionen bei einer gemeldeten Kundenbeanstandung in der
Symptomumgebung intakt sind. Da dies auf schnelle und einfache Weise
eine Verbesserung des Diagnoseergebnisses während einer abschließenden Bewertung
erlaubt. Diese abschließende
Bewertung ist hierbei als Fehlerkandidatenverrechnung ausgebildet.
Es wird zunächst mit
dem rein modellbasierten Zweig des Diagnosesystems eine erste Fehlerkandidatenmenge
ermittelt. Dann wird mit dem symptombasierten Zweig des Diagnosesystems
eine zweite Fehlerkandidatenmenge errechnet. Die zweite Fehlerkandidatenmenge
kann insbesondere Angaben zu vom Kunden als intakt gemeldete Fehlerkandidaten
enthalten. Am Schluss werden die beiden Fehlerkandidatenmengen miteinander
verrechnet, indem die Fehlerkandidaten ausgeschlossen werden, die
nicht gleichzeitig in beiden Fehlerkandidatenmengen als defekt diagnostiziert
sind.
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In
einer Ausführungsform
erfolgt die Fehlerkandidatenverrechnung durch Ausschließen der
in einer der beiden Fehlerkandidatenmengen als intakt gemeldeten
Fehlerkandidaten.
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In
einer alternativen Ausführungsform
erfolgt die Fehlerkandidatenverrechnung durch Schnittmengenbildung.
Es werden lediglich diejenigen Fehlerkandidaten berücksichtigt,
die in beiden Fehlerkandidatenmengen gleichzeitig vorhanden sind.
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In
einer alternativen Ausführungsform,
die für
modellbasierte Diagnosesysteme auf der Basis von Bayesnetzen geeignet
ist, erfolgt in beiden Fehlerkandidatenmengen eine Priorisierung
der einzelnen Fehlerkandidaten. Bei der Fehlerkandidatenverrechnung
werden dann diejenigen Fehlerkandidaten ermittelt, die aus beiden
Fehlerkandidatenmengen die größte Summenpriorität haben.
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Die
mit der Erfindung hauptsächlich
erzielten Vorteile liegen in einer verbesserten Diagnose. Mit dem System
ist es möglich
Kundenbeanstandungen im Originalton zu verarbeiten. Die Verarbeitung
der Kundenbeanstandung kann hierbei bei der Abarbeitung des Symptombaumes
bereits in Zusammenarbeit mit dem Kunden oder auch erst nachträglich durch
Abarbeiten des Symptombaumes durch einen Servicetechniker in der
Servicewerkstatt erfolgen.
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Ein
weiterer Vorteil der Erfindung liegt darin, das mit dem symptombasierten
Zweig des Diagnosesystems auch intermittierend auftretende Fehler
bearbeitet werden können.
Auch ist es ein Vorteil, dass der symptombasierte Zweig des Diagnosesystems
nicht an irgendwelche Fehlercodes gebunden ist, die bei rein modellbasierten
Diagnosesystemen notwendig sind und von Steuergeräten geliefert
werden müssen.
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In
einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform des Diagnosesystems
wird nach Ermittlung der Fehlerkandidaten der dann in der Werkstatt
erforderliche Prüfschrittbaum
von dem Diagnosesystem aus vordefinierten und abgespeicherten Prüfschrittprimitiven
zusammengesetzt und gebildet. Das ermöglicht ein mit dem Diagnosefortschritt
dynamisches Aufspannen eines möglichst
flachen und breiten Prüfschrittbaumes
zur Unterstützung
des Servicetechnikers in der Servicewerkstatt.
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Ein
Ausführungsbeispiel
eines erfindungsgemäßen Diagnosesystems
wird im folgen anhand von Figuren näher erläutert.
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Dabei
zeigen:
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1 ein
Datenflussdiagramm des Diagnosesystems,
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2 eine
Systemarchitektur,
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3 die
Symptomverarbeitung,
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4 die
Verarbeitung fahrzeuginterner Daten,
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5 die
Fehlerkandidatengenerierung,
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6 die
Verarbeitung weiterer Eingangsdaten,
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7 die
Fehlerkandidatenverrechnung,
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8 das
Aufstellen des Prüfschrittbaumes,
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9 die
Fehlerkandidatenmengen im Fehlerraum,
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10 einen
Gesamtablauf des Diagnoseverfahrens,
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11 das
Aufspannen des Prüfschrittbaumes
aus Prüfschrittprimitiven.
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Das
nachfolgende Beschreibung offenbart den modularen Systemaufbau und
die Funktionalitäten
der einzelnen Module. Das genaue Zusammenspiel der einzelnen Bestandteile
bei der Fehlersuche ist ebenfalls dargestellt.
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Systemarchitektur
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Um
die Anforderungen nach einer bestmöglichen Flexibilität, Erweiterbarkeit,
Wartbarkeit und Nutzung aktueller Techniken zur Fehlerlokalisierung
erfüllen
zu können,
ist das Diagnosesystem zunächst
in sieben Module eingeteilt:
- • Verarbeitung
fahrzeuginterner Daten (als Erweiterung der heutigen Systemdiagnose).
Das Diagnosesystem wertet fahrzeuginterne Informationen automatisch
zur Fehlerkandidatengenerierung aus. Fahrzeugdaten können Fehlerkandidaten
belasten und entlasten.
- • Symptomeinstieg.
Die Überführung der
Kundenbeanstandung, also der originalen Problembeschreibung seitens
des Kunden, in eine technische Problembeschreibung in standardisierter
Form wird als Symptomeinstieg bezeichnet. Nennt der Kunde intakte
Funktionalitäten,
so müssen
auch diese in einer geeigneten Form ebenfalls standardisiert werden.
- • Symptomverarbeitung.
Basierend auf den Informationen des DMS (Dealer Management System)
sowie des Symptomeinstiegs werden Fehlerkandidaten generiert. An
dieser Stelle kann auch die Verarbeitung der Kundenaussagen bezüglich intakter
Funktionen erfolgen.
- • Fehlerkandidatenverrechnung.
Die aus der Symptomverarbeitung, der Verarbeitung fahrzeuginterner
Daten und ggf. aus weiteren vorangehenden Informationsverarbeitungen
generierten Fehlerkandidaten sind miteinander zu verrechnen. Die
Verrechnung ermittelt eine Menge von Fehlerkandidaten einschließlich einer
Gewichtung der einzelnen Elemente.
- • Dynamisches
Aufspannen von Prüfschrittbäumen. Die
ermittelten Fehlerkandidaten sind systematisch zu überprüfen. Hierzu
wird ein Prüfschrittbaum
gemäß der Fehlerkandidaten
dynamisch aufgespannt. Die systematische Überprüfung orientiert sich an Kosten
und Informationsgehalt einzelner Prüfschritt-Primitive. Der Grad
der Benutzerführung
entscheidet letztendlich, ob der Baum einmalig aufzu spannen ist,
oder ob er ggf. nach jeder durchgeführten Prüfung zu korrigieren ist.
- • Verarbeitung
der Fahrzeughistorie. Zu jedem Werkstattaufenthalt des Fahrzeuges
existiert ein Bericht mit den getauschten Komponenten etc. Diese
Daten können
die Fehlersuche vereinfachen, da die Wahrscheinlichkeit einer fehlerhaften
Komponente als Ursache mit jedem Tausch dieser Komponente sinkt.
- • TIPS/NEWS.
Vor der systematischen Fehlerlokalisierung mit Hilfe der geführten Fehlersuche
wird eine Anfrage nach bestehenden Abhilfen an das TIPS/NEWS-System
gestartet. Bekannte und eindeutig identifizierbare Fehler liegen
der Datenbank zugrunde. Die Anfrage basiert auf den aktuell vorliegenden
Eingangsdaten.
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1 zeigt
den Datenfluss der gesamten Informationsverarbeitung anhand der
ersten fünf
Module obiger Aufzählung.
Die Verarbeitung der Fahrzeughistorie ist an dieser Stelle aus Gründen der Übersicht
zunächst
weggelassen. TIPS und NEWS werden weiter unten separat behandelt.
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Als
Eingangsdaten stehen die Informationen aus dem Fahrzeug und die
Kundenbeanstandung zur Verfügung.
Nach der dargestellten Verarbeitung liegt ein aufgespannter Prüfschrittbaum
vor, der abzuarbeiten ist.
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2 zeigt
den Datenfluss anhand der zu verarbeitenden Mengen. Gleichzeitig
lässt sich
die Systemarchitektur der Fehlerlokalisierung erkennen.
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Die
Systemarchitektur ist durch einen modularen Aufbau mit definierten
Schnittstellen geprägt.
Die Einzelnen Komponenten sind austauschbar und weiterentwickelbar.
Durch die Austauschmöglichkeit
können die
einzelnen Verarbeitungsschritte dem Stand der Technik angepasst
werden.
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Im
Unterschied zu 1 ist die Verarbeitung der Fahrzeughistorie
in die Darstellung integriert. Sie ist ein zu der Symptomverarbeitung
und der Verarbeitung fahrzeuginterner Daten paralleler Zweig. Gleichermaßen sind
weitere Dateneingänge
möglich,
die alle eine Informationsart auf Fehlerkandidaten abbilden.
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Im
Wesentlich gibt 2 gleichzeitig den Ablauf wieder,
der von oben nach unten zu lesen ist. Die Verarbeitung der fahrzeuginternen
Daten, des Symptoms und der Fahrzeughistorie können automatisch und parallel
arbeiten. Die Ergebnisse aller drei Verarbeitungen sind Fehlerkandidatenmengen,
die zu verrechnen sind. Im letzten Schritt findet die gezielte Fehlerkandidatenüberprüfung und
damit die systematische Fehlerlokalisierung statt.
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Die einzelnen Komponenten
des Diagnosesystems:
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Jedes
Modul ist durch sein äußeres Verhalten
bestimmt. Die Eingangs- und Ausgangsdaten sind klar festgelegt.
Für die
Datenverarbeitung innerhalb der einzelnen Module können verschiedene
Techniken genutzt werden.
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Modul Symptomeinstieg
(und Kundenangabe)
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Der
Symptomeinstieg dient der Standardisierung der Kundenbeanstandung
in Form des Orginaltons zur maschinellen Weiterverarbeitung. Für die Eingliederung
der Begriffe ist ein eindeutiger Symptombaum heranzuziehen. Dieser
verfeinert die Begriffe (Symptome) nach einer funktionalen Betrachtungsweise.
Alternativ kann durchaus ein spezieller MMI-Symptombaum (Mensch-Maschine.Interface),
der in Form eines Thesaurus oder eines Lexikons die Begriffe aus
dem Originalton der Kundenbeanstandung auf die technischen Fachbegriffe
des Werkstattpersonals abbildet, für die Schnittstelle zum Kunden
verwendet werden. Der MMI-Symptombaum ist dadurch gekennzeichnet,
dass die Kundenaussage über
mehrere Wege klassifiziert werden kann. So zählt ein Abstandsradar beispielsweise
sowohl zu dem Motor als auch zum Fahrkomfort oder den Bedienelementen
im Innenraum. Da für
die weitere Verarbeitung ein eindeutiges Symptom gefordert ist,
existiert eine Zuordnung der Einträge aus dem MMI-Symptombaum
zu dem eindeutigen (tatsächlichen)
Symptombaum. Tabelle 0-1 stellt die wesentlichen Charakteristiken
des Symptomeinstiegs dar.
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Bei
der manuellen Standardisierung navigiert der Servicetechniker durch
den Symptombaum. Der Servicetechniker kann die Standardisierung
in beliebiger Stufe aufhören.
Hört der
Servicetechniker an einer relativ hohen Stufe auf, so liefert das
unpräzise
Symptom einen relativ großen
Fehlersuchraum. Aus diesem Grund strebt die Reparaturannahme eine
möglichst
detaillierte Aussage des Kunden an.
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Prinzipiell
kann der Symptomeinstieg unmittelbar bei der Fahrzeugannahme erfolgen.
Hierzu sind entsprechende Funktionalitäten des Diagnosesystems bereitzustellen.
Liegt vor dem Symptomeinstieg oder zum Zeitpunkt des Symptomeinstiegs
die Verbindung zum Fahrzeug vor, kann eine Hervorhebung der zu den
Fahrzeugdaten konsistenten Symptome stattfinden. Dieser Mechanismus
wird bei der Symptomverarbeitung weiter unten näher betrachtet.
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Eine
wichtige Erweiterung des Symptomeinstiegs ist die äquivalente
Verarbeitung einer Angabe der intakt funktionierenden Einheiten
durch den Kunden. Auch diese Angabe muss standardisiert werden.
Außerdem
sollte der Kunde bei seiner Beanstandung ebenfalls die Angabe machen,
ob die Beanstandung dauerhaft oder sporadisch auftritt. In Abhängigkeit
dieser Angabe werden zum Teil unterschiedliche Fehlerkandidaten belastet,
insbesondere ändert
sich aber die Art der Belastung und damit die weitere Vorgehensweise
bei der Fehlersuche. Eine Detaillierte Angaben zur Lokalisierung
sporadischer Fehler ist weiter unten in der Beschreibung angegeben. Tabelle
0-1: Charakteristiken des Symptomeinstiegs
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Als
Verarbeitungsmethode ist bei dem Symptomeinstieg bewusst die manuelle
Zuordnung angegeben zwischen dem MMI-Sysmptombaum und dem Sysmptombaum, der
letztlich von dem Diagnosesystem zur Fehlersuche benutzt wird. Prinzipiell
gibt es viele Mechanismen, die eine automatische Klassifizierung
und Zuordnung von semantischen Begriffen vornehmen. Allerdings bringen
automatische Verfahren in der Regel eine weitere Unschärfe in die
Fehlersuche, da sie mit Ähnlichkeitskriterien
arbeiten. Zu Empfehlen ist daher an dieser Stelle eine manuelle
Standardisierung der Kundenbeanstandung, insbesondere bei Anwesenheit
des Kunden.
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Selbstverständlich kann
der Kunde auch mehrere Symptome nennen, die den Suchraum präzisieren oder
sich auf Mehrfachfehler beziehen. Darüber hinaus ist die optionale
Angabe einwandfreie funktionierender Systeme gewünscht aber nicht zwingend notwendig.
Letztere führen
letztendlich zu einer Fehlerkandidateneinschränkung.
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In
Zusammenarbeit mit der Symptomverarbeitung ist ein Dialog realisierbar,
der die Eingabe der Kundenbeanstandung leitet. Wird beispielsweise
das Symptom „Sitzverstellung
vorne/hinten" eingegeben,
so ermittelt die Symptomverarbeitung alle passenden Fehlerkandidaten.
Ausgehend von den Fehlerkandidaten lassen sich wiederum alle Symptome
ermittelt, die mindestens einen dieser Fehlerkandidaten enthalten.
Der Kunde wird nach diesen Symptomen gefragt und kann sich zu ihnen äußern, indem
er angibt, ob das Symptom dauerhaft vorhanden, sporadisch vorhanden
oder nicht vorhanden ist. Hierdurch wird der Suchraum eingeschränkt. Gibt
der Kunde hierzu keine oder nur teilweise Angaben, verschlechtert
sich die Fehlersuche u. U. entsprechend, da der Suchraum größer wird.
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Symptomverarbeitung
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Bei
der Symptomverarbeitung findet eine Abbildung des standardisierten
Symptoms auf Fehlerkandidaten statt. In gleicher Art und Weise werden
Kundenangaben verarbeitet, die sich auf einwandfrei funktionierende
Teile beziehen. Mit Hilfe letzterer Angabe kommt es zu einer Entlastung
von Fehlerkandidaten. Zwar wird folglich lediglich die reine Symptomverarbeitung
beschrieben, die Darstellung bezieht sich aber in gleicher Weise
auf die Kundenangaben der intakten Funktionen.
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Um
die richtigen Wissensbasen auszuwerten, sind die Fahrzeugdaten,
insbesondere die Fahrzeugidentifikationsnummer FIN, ebenfalls anzugeben
bzw. aus den Kontextinformationen der aktuellen Fehlersuche auszulesen
und zu berücksichtigen.
Da das Symptom auf der Kundenbeanstandung basiert, handelt es sich um
unscharfes, respektive unsicheres Wissen.
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Zur
Verarbeitung des Symptoms können
unterschiedliche Methoden eingesetzt werden. Raum, F.; Schreier,
N.; Spöttl,
G.: „Die
Zukunft computergestützter
Kfz-Diagnose. Rechnergeführte
Handlangerarbeit oder qualifizierte Facharbeit.", erschienen im Bertelsmann Verlag,
Bielefeld 2002, enthält
eine Gegenüberstellung
verschiedener Techniken. U. a. eignet sich beispielsweise das Case
based reasoning (CBR), da hierbei eine unscharfe Verarbeitung stattfindet.
Beim CBR wird versucht anhand definierter Ähnlichkeiten den aktuell vorliegenden
Fall aus einem bereits bekannten Fall herzuleiten.
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Eine
andere Möglichkeit
und sehr anschauliche Methode ist eine regel-orientierte Verarbeitung.
In den Regeln können
die Beziehungen zwischen einem Symptom und den möglichen Fehlerkandidaten in
einfacher Weise abgelegt werden. Allerdings sind dem auf Dauer Grenzen
gesetzt, da lediglich ein direkter Zusammenhang zwischen den beiden
Informationsarten symptom und Fehlerkandidat möglich ist. In komplexen Systemen
lässt sich
der Zusammenhang nicht unmittelbar in Beziehung bringen, da eigentlich
ein komplexes Zusammenspiel vieler Funktionalitäten vorliegt.
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Ein
Umweg über
Funktionsmodelle ist für
komplexe technische Systeme daher empfehlenswert. Eine geeignete
Technik ist an dieser Stelle der Einsatz von Bayes'schen Netzen, die
eine Modellierung der Zusammenhänge
zwischen Symptomen und Fehlerkandidaten über beliebige Netzwerke zulassen.
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Tabelle
0-2 fasst den Verarbeitungsschritt der Symptomverarbeitung zusammen. Tabelle
0-2: Charakteristiken der Symptomverarbeitung
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Eine
wichtige Eigenschaft der vorgesehenen Symptomverarbeitung ist die
Möglichkeit
einer Kandidatenverrechnung aufgrund von Mehrfacheingaben. Viele
Fehler wirken sich in verschiedenen Kundenbeanstandungen gleichzeitig
aus. Ein Beispiel hierfür
ist eine durchgebrannte Sicherung. Liegt ein solcher Fehlerfall
vor, sind gleichzeitig mehrere Funktionalitäten gestört. Sind seitens des Kunden
einige von ihnen bekannt, können sie
die Fehlersuche signifikant beschleunigen.
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Für die Symptomverarbeitung
ist zusätzlich
der Symptombaum (ggf. MMI-Symptombaum o. ä.) notwendig. Dies hat den
Vorteil, dass ein Symptom nicht immer bis auf die kleinste Differenzierungsstufe
klassifiziert werden kann. Ist das Symptom nur auf einer höheren (unschärferen)
Klassifizierungsstufe bekannt, so werden alle darunter liegenden
Symptome bei der Abbildung auf die Fehlerkandidaten herangezogen.
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Mit
Hilfe der Symptomverarbeitung und des Symptomeinstiegs lässt sich
ein Dialog zur Minimierung der Fehlersuchzeiten realisieren.
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Verarbeitung
fahrzeuginterner Informationen
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Bei
der Verarbeitung fahrzeuginterner Daten erfolgt die Berechnung von
Fehlerkandidaten anhand der gespeicherten Fehlercodes und ihrer
Umgebungsdaten, der Fahrzeugkonfiguration sowie der zur Verfügung stehenden
Ist-Werte des Fahrzeuges. Ist das Symptom bekannt, erfolgt die Auswertung
der relevanten Steuergeräte.
Hierzu ist nach Möglichkeit
ein Zusammenhang zwischen dem standardisierten Symptom und den betroffenen
Steuergeräten
bereitzustellen. Mit Hilfe derartiger Informationen müssten nicht
alle fahrzeuginternen Daten betrachtet werden, sondern eine Fokussierung
auf den relevanten Teil erfolgen. Die Fokussierung auf die relevanten
Steuergeräte
schafft eine signifikante Beschleunigung bei der Kommu nikation und
damit im gesamten Prozesses. Tabelle 0-3 fasst die Verarbeitung
fahrzeuginterner Informationen zusammen. Tabelle
0-3: Charakteristiken der Verarbeitung fahrzeuginterner Daten
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4 stellt
die Verarbeitung der fahrzeuginternen Daten graphisch dar. Momentan
findet die Verarbeitung fahrzeuginterner Daten onboard statt. Sie
umfasst die Diagnose von CAN-B-Komponenten
sowie von CAN-Leitungsfehlern. Zur BR 221 ist eine Erweiterung der
Diagnose auf alle CAN- und Most-Komponenten vorgesehen.
Ab BR 204 findet die Verarbeitung ausschließlich offboard statt. In der
BR171 soll der CAN-C-Bereich
offboard abgedeckt werden, während
der CAN-B-Bereich onboard verarbeitet wird. Das modulare Konzept
erlaubt den vorgesehenen Entwicklungsprozess.
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Die
heutige Onboard-Diagnose (Systemdiagnose) arbeitet regelorientiert
und muss aufgrund der zur Verfügung
stehenden Ressourcen in ihrem Umfang und ihrer Diagnosetiefe stark
eingeschränkt
werden. Dadurch schöpft
man nicht ihr volles Potential aus. Auf der anderen Seite erfolgt
eine situationsbedingte Be- und Entlastung statt. Durch eine Verlagerung
der Verarbeitung fahrzeuginterner Daten gehen u. U. wichtige In formationen
verloren, was zu kompensieren ist. Auf der anderen Seite steht wesentlich
mehr Performance zur Verfügung,
so dass dieser Verarbeitungsteil bestmöglich ausgeschöpft werden
kann.
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Die
automatische Verarbeitung fahrzeuginterner Informationen kann auch
Offboard realisiert werden, wenn entsprechende Schnittstellen im
und zum Fahrzeug bereitgestellt werden. Für die automatische Verarbeitung
sind problemspezifisch unterschiedliche Verfahren geeignet. Einsetzbar
ist beispielsweise eine regelorientierte oder modellbasierte Verarbeitung.
Strukturelle Modellanalysen auf physikalischen Modellen erlauben
eine Problemdekomposition sowie die Untersuchung der Diagnostizierbarkeit.
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Graphentheoretische
Ansätze
ermöglichen
eine Topologieauswertung zur Ermittlung der am Fehler beteiligter
Komponenten oder Funktionsgruppen. Die zur Verfügung stehenden Ressourcen sowie
der Grad einer Wissens-Vorverarbeitung entscheiden über den
Einsatz der jeweiligen Technik. Aufgrund der definierten Schnittstelleninformationen
sind die Methoden austauschbar und ein multimodales Diagnoseverfahren
konfigurierbar.
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Methoden
des Case based Reasoning können
ebenfalls zum Einsatz kommen. In
5 wird auf
diesen Aspect mit einer graphischen Darstellung näher eingegangen.
Bei den Systemen TIPS und NEWS handelt es sich um eigenständige Softwarekomponenten
des Case based reasoning (CBR), die in die Fehlerlokalisierung eingebunden
sind. Der zu Beginn vorliegende Datensatz, bestehend aus den fahrzeuginternen
Informationen sowie den Symptom- und Fahrzeugdaten, wird an die
Systeme TIPS und NEWS übergeben.
Die Systeme durchsuchen die eigenen Wissensbasen nach zu den Eingangsdaten
passenden Fällen.
Liegt ein derartiger Fall vor, signalisiert das System das Vorhandensein
einer Abhilfe. Im einfachsten Fall kann die Abhilfe direkt ausgegeben
werden, was allerdings nicht zu empfehlen ist, da die systematische
Fehlersuche nicht mehr gegeben ist. Viel wichtiger ist die Nutzung
der zusätzlichen
Informationen für
eine gezielte und systematische Fehlersuche. Tabelle
0-4: Charakteristiken der Datenbankabfragen in TIPS und NEWS während der
Fehlerlokalisierung
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Grundsätzlich ist
die Eindeutigkeit der Suchergebnisse nicht gewährleistet, so dass die Datenbankabfrage
u. U. mehr als eine Abhilfe liefert. Da mit jeder Abhilfe prinzipiell
Fehlerkandidaten repariert oder getauscht werden, können die
Abhilfen mit Sicherheit auf Fehlerkandidaten abgebildet werden,
so dass sie im Falle einer mehrdeutigen Lösung eine Menge an Fehlerkandidaten
resultieren. Mit Hilfe der fallspezifischen Prüfbaumaufspannung kann die Fehlerkandidatenmenge
im weiteren Verlauf der Fehlersuche systematisch eingegrenzt werden.
An dieser Stelle ist eine Einbindung der Ergebnisse von TIPS bzw.
NEWS in das hier beschriebene Diagnosesystem notwendig. Die entsprechenden
Schnittstellen zwischen der geführten
Fehlerlokalisierung und den Systemen TIPS und NEWS sind zu spezifizieren.
Tabelle 0-4 beschreibt die wichtigsten Charakteristiken des gesamten
Verarbeitungsschrittes in der Fehlerlokalisierung.
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Für eine vollständige Integration
von TIPS muss das System im Falle einer gefundenen Abhilfe die zugrunde
liegenden Fehlerkandidaten mitteilen. Anschließend kann das hier konzipierte
Verfahren die Fehlerkandidaten entsprechend gewichtet gleichermaßen wie
alle anderen Fehlerkandidaten behandeln. 10 veranschaulicht
die vollständige
Integration von TIPS/NEWS in das Diagnosesystem.
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Des
Weiteren enthält
das System NEWS Reparaturanleitungen, Schadenschlüssel zur
Abrechnung sowie Ersatzteilnummern. Die entsprechenden Informationen
werden nach erfolgreicher Fehlerlokalisierung referenziert.
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Verarbeitung
der Fahrzeughistorie und weiterer Eingangsdaten
6 veranschaulicht
die prinzipielle Erweiterungsfähigkeit
des Diagnosesystems um weitere Module. Besonders interessant ist
hierbei die Einbindung von Datenbanken, die Informationen zur Fahrzeughistorie
und damit Informationen über
bereits ausgeführte
Reparaturen und Wartungen enthalten. Die Fahrzeughistorie beinhaltet
Informationen zu bereits durchgeführten Reparaturen und ist nur
bedingt für
die Fehlerlokalisierung nutzbar. U. a. gehen Beanstandungen sowie
die getauschten Komponenten aus der Fahrzeughistorie hervor. Wurde
vor kurzer Zeit eine Komponente getauscht, so ist die Wahrscheinlichkeit
relativ gering, dass bei gleicher Kundenbeanstandung die bereits
getauschte Komponente die Ursache darstellt. Vielmehr wird es sich
bei der getauschten Komponente um einen Folgefehler oder einen In-Ordnung-Ausbau
handeln. Dies bedeutet, dass die nun verdächtigte Komponente zwar durchaus
wieder defekt sein kann, sie aber nicht die Ursache der Kundenbeanstandung
ist. Tabelle
0-5: Charakteristiken der Verarbeitung der Fahrzeughistorie
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Die
Auswertung der Fahrzeughistorie beschränkt sich hauptsächlich auf
eine Datenbankabfrage. Basierend auf den Fahrzeugdaten, die der
Identifizierung des Fahrzeuges dienen, liefert die Abfrage die bereits getauschten
Komponenten. Diese können
u. U. einer Entlastung von Fehlerkandidaten bei der aktuellen Fehlersuche
dienen.
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Eine
Integration der Verarbeitung der Fahrzeughistorie soll an dieser
Stelle als Option für
das Diagnosesystem gesehen werden. Gleiches gilt für weitere,
hier nicht näher
spezifizierte Verfahren, die z.B. den Verschleißstatus oder das Eingangsdatum
von Komponentenins Fahrzeug auf Fehlerkandidaten abbilden. Somit veranschaulicht 6 die
allgemeingültige
Erweiterungsfähigkeit
des Diagnosesystems um weitere Module dar.
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Kandidatenverrechnung
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Die
Kandidatenverrechnung übernimmt
die Reduzierung der zu betrachtenden Fehlerkandidaten. Gleichzeitig
werden die zu betrachtenden Fehlerkandidaten priorisiert. Es findet
somit eine Eingrenzung und Bewertung des Fehlersuchraumes statt. 7 veranschaulicht
den Verarbeitungsprozess der Kandida tenverrechnung anhand der wichtigsten
beteiligten Fehlermengen.
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Ausgangspunkt
der Verrechnung bilden die zuvor auf den fahrzeuginternen Daten
sowie auf der Kundenbeanstandung basierend ermittelten Mengen der
Belastungs- (K
Fahrzeug, K
Symptom,
(K
TIPS, K
NEWS))
und Entlastungskandidaten (
K
Fahrzeug,
K
Symptom). Für die Kandidatenverrechnung
ist im ersten Schritt ein parametrierbarer Algorithmus implementiert,
der auf bestehenden Diagnosealgorithmen aus dem Stand der Technik
auf der Basis von Komponentenerkennung Fehlerarterkennung durch
Fehlercodes aufbaut. Diese bestehenden Diagnosesysteme und deren
Algorithmen werden um folgende Aspekte erweitert:
- • Belastungskandidaten,
die sowohl in der Komponente als auch in der Fehlerart übereinstimmen
und sowohl aus dem Symptom als auch aus der Verarbeitung fahrzeuginterner
Daten resultieren, bilden die wahrscheinlichsten Fehlerursache.
- • Innerhalb
der Schnittmenge (KFahrzeug ∩ KSymptom), die die Komponente sowie die Fehlerart
berücksichtigt, erfolgt
eine Gewichtung gemäß der aus
den vorangehenden Verarbeitungsschritten vorliegenden Wahrscheinlichkeiten.
- • Ein
Kandidat der Entlastungsmenge KFahrzeug oder KSymptom entlastet einen korrespondierenden
Belastungskandidaten, sofern Komponente und Fehlerart übereinstimmen.
- • Bei
unterschiedlichen Fehlerarten einer Komponente kann eine vollständige Entlastung
eines Fehlerkandidaten nur dann stattfinden, wenn entsprechende
Entlastungskandidaten der Komponente in allen möglichen Fehlerarten vorliegen.
Eine geeignete Wissensbasis ist bereitzustellen.
- • Liegt
eine Belastung einer Komponente mit unterschiedlichen Fehlerarten
seitens des Symptoms und seitens der
-
Verarbeitung
fahrzeuginterner Daten vor, so ist die Belastung des Fehlerkandidaten
aus der Verarbeitung fahrzeuginterner Daten höher zu gewichten.
-
Als
weitere Option kann der Algorithmus durch Methoden für mehrdimensionale
Optimierungsprobleme verbessert werden. Tabelle 0-6 charakterisiert
die Kandidatenverrechnung, wobei neben den bereits genannten Mengen
auch die Fehlerkandidaten aus den Abhilfesystemen TIPS und/oder
NEWS berücksichtigt werden.
Existieren in TIPS und/oder NEWS zu den gegebenen Eingangsdaten
Abhilfen, so sind diese mit den verdächtigten Fehlerkandidaten zu
versehen. Die Kandidatenverrechnung übernimmt die Integration der
Daten. Tabelle
0-6: Charakteristiken der Kandidatenverrechnung
-
Fallspezifische Generierung
des Prüfbaums
-
Ist
die Kandidatenverrechnung zu einem Ergebnis gekommen und hat eine
Fehlerkandidatenmenge ermittelt, so kann mit dem Diagnosesystem
optional die Fehlerkandidatenmenge weiter eingeschränkt werden, indem
dem Servicetechniker ein Prüfschrittbaum
empfohlen wird. Mit Hilfe der Prüfschritte
soll die Fehlerkandidatenmenge unter Berücksichtigung der Prüfkosten
sys tematisch eingegrenzt werden. Ziel ist eine möglichst schnelle Eingrenzung.
Um eine überschaubare
Modellierung der Prüfungen
zu erzielen, sind die Prüfschritte als
Primitive realisiert. Ein Primitiv ist hierbei z.B. eine Überprüfungsanweisung
für die
Funktionsüberprüfung einer
im Kraftfahrzeug verbauten Komponente oder im Falle von allgemeinen
Störungen,
die mehrere Komponenten betreffen Der Algorithmus des Diagnosesystems übernimmt
die Auswahl und Bewertung der Prüfschritt-Primitive
und spannt einen Prüfschrittbaum
auf, der in der Werkstatt abgearbeitet wird. Die Aufspannung orientiert
sich an
- • der
Menge (Anzahl) verdächtigter
Fehlerkandidaten,
- • der
Fehlerwahrscheinlichkeiten einzelner Fehlerkandidaten,
- • der
Kosten einzelner Prüfungen,
- • einer
schnellstmöglichen
Eingrenzung des Fehlers.
-
Tabelle
0-7 zeigt die Charakteristiken der Prüfschrittbaumgenerierung.
8 und
10 veranschaulichen
den Datenfluss und die Auswahl der Prüfschrittprimitive zur Aufspannung
des Prüfschrittbaumes
dar. Tabelle
0-7: Charakteristiken der dynamischen Prüfschritte
-
Als
Resultat liegt also ein Prüfschrittbaum
in impliziter Form vor, der den Fehler in Abhängigkeit der zuvor ermittelten
Fehlerkandidatenmenge unter Berücksichtigung
der ent stehenden Kosten lokalisiert. Für eine Realisierung der Fehlersuchstrategie
muss die Struktur der Prüfschritt-Primitive
die Elemente gemäß Tabelle
0-8 beinhalten. Tabelle
0-8: Datenstruktur der Prüfschritt-Primitive
-
Darüber hinaus
müssen
Abhängigkeiten
der Prüfungen
berücksichtigt
werden, um notwendige Reihenfolgen einhalten zu können. In
Zukunft sollten die Prüfungen
in vorangehende Arbeiten, Prüfung
und nachfolgende Arbeiten getrennt werden. Zu den vorangehenden
oder nachfolgenden Arbeiten gehören
beispielsweise das Freilegen einer zu prüfenden Komponente. Der Algorithmus
ist dann in der Lage, diese Tätigkeiten mit
zu berücksichtigen.
Damit können
beispielsweise nach Ausbau einer Komponente alle Prüfungen durchgeführt werden,
die diesen Ausbau voraussetzen.
-
Des
Weiteren sind neben den Prüfschritt-Primitiven
auch komplexere Prüfstrukturen
mit mehreren Ausgängen
und unterschiedlichen Aussagen bedatbar. Mit ihnen lassen sich komplexe,
zusammenhängende Abläufe abbilden.
Kontextabhängig
werden die Strukturen, wie die Primitive, vom Algorithmus eingesetzt,
so dass sich ein optimaler Ablauf für den Diagnoseprozess in der
Werkstatt ergibt.
-
Fehlerlokalisierung
-
Das
hier offenbarte Diagnosesystem verfolgt das Ziel einer geführten Fehlersuche.
Die Führungs
erfolgt in an sich bekannter weise mit einem Bildschirmmenu. Mit
Sicherheit wird es auch die Möglichkeit
eines Kurztests und damit der vollständigen Dateneinsicht geben.
In einem solchen Fall, hat der Servicetechniker die Möglichkeit,
an der Führung
vorbei zu arbeiten Hierdurch entstehen heute enorme Kosten, weil
der Servicetechniker mit diesen Optionen beliebige Freiräume bei
der Fehlersuche hat und damit seine eigene Systematik bei der Fehlersuche
ergreift. Außerdem
kommt es sehr oft zu Verdachtsreparaturen. Auf der anderen Seite
wird es immer einen Kurztest oder einen Zugang zu Diagnosedaten über eine
Produktgliederung geben, da der Zugriff für einen Systemcheck oder eine
gezielte Erweiterung des Diagnosesystems zugänglich sein muss.
-
Aus
diesen Gründen
sollte der Auftrag bei der Kundenannahme über den Grad der Führung entscheiden.
Ist ein Tausch einer vorher bestimmten Komponente gefordert, so
können
Diagnoseda ten über
einen festzulegenden aber direkten Zugriff erreicht werden. Ist
der Fehler aber unbekannt und der Auftrag weist eine Fehlersuche
auf, so muss der beschriebene Zugang untersagt werden und lediglich
die geführte
Fehlersuche zugänglich
sein.
-
Gesamtablauf bei der Suche
nach dauerhaft vorliegenden Fehlern
-
Dauerhaft
vorliegende Fehler können
mittels einer systematischen Auswertung der zur Verfügung stehenden
Informationen unter Zuhilfenahme weiterer Messungen lokalisiert
werden. An dieser Stelle soll der Gesamtablauf der Fehlersuche anhand
der im Hintergrund verarbeiteten Datenmengen erläutert werden.
-
Geführte Fehlersuche
-
9 veranschaulicht
den Zusammenhang der einzelnen Fehlerkandidatenmenge unter Angabe
der Diagnosemodul aus denen sie erzeugt wurden und deren Verhältnis zum
gesamten Fehlersuchraum.
-
Während der
Fahrzeugannahme werden die Fahrzeugdaten sowie die Kundenbeanstandungen
erfasst. Damit liegt die Kundenbeanstandung als Originalwortlaut
vor und ist auf standardisierte Symptome abzubilden. Für eine möglichst
gute Eingrenzung des Fehlersuchraumes ist die Angabe mehrere Symptome möglich, da
sich viele Fehler gleichzeitig in verschiedenen Symptomen auswirken.
Die Differenzierung in ein dauerhaft oder sporadisch vorliegendes
Symptom verhilft bei der Spezifizierung der Fehlerart. Grundsätzlich ist
an dieser Stelle auch eine Angabe einwandfrei funktionierender Systemteile
denkbar, die zu einer wesentlich schnelleren Fehlersuche durch Ausschluss
von Fehlerkandidaten führen
würde.
-
Der
Symptomeinstieg kann in der Fahrzeugannahme (Dealer Management System)
erfolgen. Da es allerdings weltweit zwölf verschiedene Annahmesysteme
gibt, ist der Symptomeinstieg in der Werkstatt gegebenenfalls durch
den Servicetechniker manuell vorzunehmen.
-
Im
Anschluss an die Symptomeingabe erfolgt eine Verarbeitung aller
zur Verfügung
stehenden Informationen. Die Auswertung findet auf dem Diagnoserechner
ablauf- und programmtechnisch im Hintergrund statt. Nach der Verarbeitung
bekommt der Servicetechniker bei strikter Systemführung den
ersten Prüfschritt einer
Baumstruktur angezeigt. Er arbeitet den Prüfschrittbaum sukzessive ab.
Will man die Systemführung
auflockern, kann man den gesamten Prüfbaum oder eine definierte
Sequenzen hieraus anzeigen. Der Servicetechniker kann in einem solchen
Fall selber entscheiden, welche Prüfung er als nächstes wählt, wobei
der Baum immer den effizientesten Weg vorgibt. Eine Auflockerung
der Systemführung
ist insbesondere dann sinnvoll, wenn für die Prüfungen spezielle Werkzeuge
benötigt
werden. Liegt das benötigte
Werkzeug nicht griffbereit, so kann es von Vorteil sein, die Folgeprüfung vorzuziehen.
Nach der Prüfung
ist der Prüfbaum
gemäß des Ergebnisses
zu korrigieren.
-
Die
Arbeitsmenge der Fehlersuche sind Fehlerkandidaten. Diese sind durch
ein Daten-Tupel aus verdächtigter
Komponente, Fehlerart der Komponente, Fehlerstatus und Fehlerwahrscheinlichkeit
repräsentiert. Als
Komponente ist nicht zwangsweise eine physikalische Komponente gemeint,
so dass auch eine Software oder Codierung einen Fehlerkandidaten
darstellen kann. Der Fehlerart dient insbesondere dem Auffinden
sporadischer Fehler und wird weiter unten in der Beschreibung im
Detail erläutert.
-
Mit
Hilfe der Symptome ermittelt das System die Fehlerkandidatenmenge
K
Symptom. Gemeint sind alle Fehlerkandidaten,
die sich in dem vorgegebenen Symptom auswirken. Eine Angebe der
intakten Funktionen führt
zu der entlastenden Menge
K
Symptom.
-
Die
Verarbeitung fahrzeuginterner Daten führt zu einer belastenden Kandidatenmenge
K
Fahrzeug Und einer entlastenden Kandidatenmenge
K
Fahrzeug.
-
Eine
weitere Informationsquelle ist das Abhilfesystem TIPS/NEWS, sowie
die Fahrzeughistorie, die erst zu einem späteren Zeitpunkt in die Verarbeitung
integriert wird.
-
Mit
den ermittelten Fehlerkandidaten findet eine Kandidatenverrechnung
statt. Diese läuft
auf dem Diagnoserechner automatisch und im Hintergrund ab. Die zu
den einzelnen Fehlerkandidaten zugeordneten Wahrscheinlichkeiten
werden bei der Verrechnung herangezogen. Ziel ist eine möglichst
kleine Menge an verdächtigten
Fehlerkandidaten, die im weiteren Verlauf der Fehlersuche zu überprüfen ist.
-
Fehlerkandidaten
der Mengen
K
Fahrzeug,
K
Historie und
K
Symptom bilden Ausschlusselemente. Mit Hilfe der
enthaltenen Elemente können
zuvor verdächtigte
Fehlerkandidaten eliminiert werden. Die Eliminierung erfolgt über ein
weites Herabsetzen der Wahrscheinlichkeit. Für die verbleibenden Fehlerkandidaten
sind die Elemente der Schnittmenge K
Fahrzeug ∩ K
Symptom mit höchster Priorität zu behandeln.
Dann folgen die Elemente aus K
Symptom und
schließlich
diejenigen aus K
Fahrzeug. Die zugrundeliegenden
Metriken sind parametrierbar. Bei der Verrechnung sind sowohl Komponente
als auch Fehlerart zu berücksichtigen.
Als Ergebnis liegt eine geordnete Liste von Fehlerkandidaten K vor.
-
Bei
Integration der Abhilfesysteme TIPS und NEWS gibt es weitere Mengen,
die bei der Fehlersuche zu berücksichtigen
sind. Für
eine strukturierte Einbettung der Systeme, sollten diese ebenfalls
Fehlerkandidaten liefern, die in die Kandidatenver rechnung einbezogen
werden. 10 veranschaulicht den Diagnoseablauf einschließlich der
Verarbeitung von TIPS- bzw. NEWS-Informationen der Abhilfesysteme
dar. Nachdem die fahrzeuginternen Daten ausgelesen wurden und die
standardisierten Symptome vorliegen, startet das System eine Anfrage
bei den Systemen TIPS und NEWS. Liegen zu den gegebenen Informationen
Abhilfen vor, liefern die Datenbankabfragen die in den ermittelten
Abhilfen beinhalteten verdächtigten
Fehlerkandidaten. Diese werden in die Kandidatenverrechnung aufgenommen
und verarbeitet, so dass im folgenden Schritt ein Prüfschrittbaum
unter Berücksichtigung
der aus TIPS bzw. NEWS stammenden Fehlerkandidaten erfolgen kann.
-
Alternativ
kann TIPS als reine Informationsquelle dienen. Statt der weiterverarbeitbaren
Fehlerkandidaten liefert TIPS dann eine Sammlung an Dokumenten.
Diese werden dem Servicetechniker angezeigt bevor er in die systemgeführte Prüfung einsteigt.
-
Mit
Hilfe der gewichteten Fehlerkandidatenliste aus der Kandidatenverrechnung
ist im nächsten
Schritt der Prüfbaum
aufzuspannen. Dieser Schritt läuft
automatisch und im Hintergrund. Der Algorithmus greift dabei auf
Prüschritt-Primitive
zu, die einzelne Prüfungen
einschließlich
der dabei geprüften
Fehlerkandidaten und die für
die Prüfung
benötigten
Informationen, sowie der entstehenden Reparaturkosten beinhalten. 11 stellt diesen
Prozessschritt dar. Der Baum versucht die Fehlersuchzeit sowie die
Kosten der Fehlersuche zu minimieren. Hierbei gilt es demnach, einen
möglichst
flachen Baum aufzuspannen. Ist der Prüfbaum aufgespannt, bekommt
der Servicetechniker den ersten Prüfschritt angezeigt und durchläuft geführt die
einzelnen Prüfungen.
-
Mit
jeder Prüfung
werden Fehlerkandidaten als in Ordnung oder nicht in Ordnung geprüft. Damit
grenzt der Servicetechniker mit jeder Prüfung den Fehlerraum und damit
K weiter ein. Folgt aus einer Prüfung
der Ausschluss der geprüften
Fehlerkandidaten, so findet eigentlich eine Entlastung statt. Dies
soll nach diesem Konzept nicht erfolgen. Der Kandidat soll weiterhin
bestehen bleiben, allerdings wird er nun als sporadischer Fehlerkandidat
behandelt. Der genaue Hintergrund und der sich ergebene Ablauf wird
im folgenden erläutert: Der
Prüfbaum
gibt grundsätzlich
den effizientesten Weg der Fehlersuche vor. Diese Vorgabe sollte
also nach Möglichkeit
strikt geführt
sein. Will man dem Servicetechniker die Freiheit gewähren, seinen
nächsten
Prüfschritt
aus dem vorgegebenen Prüfbaum
selbst auszuwählen,
ist ein iterativer Prozess, wie in 10 anhand der
gestrichelten Linie angedeutet, unumgänglich. In Abhängigkeit
der zuletzt durchgeführten
Prüfung
wird der Prüfbaum
online korrigiert, so dass zu jedem Zeitpunkt ein optimaler Weg
vorgegeben werden kann.
-
Lokalisierung
sporadischer Fehler
-
Sporadische
Fehler sind in der Regel nicht diagnostizierbar, da sie sich nicht
reproduzieren lassen. Das wesentliche Problem besteht darin, dass
ein Fehler zur Zeit seiner Prüfung
nicht vorliegt und dadurch der Kandidat fälschlicherweise entlastet wird.
Um dem entgegenzuwirken, verfügen
die Daten-Tupel
der Fehlerkandidaten über
einen zusätzlichen
Fehlerstatus, der bei Entlastung von dauerhaft auf sporadisch umgeschaltet
wird.
-
Dementsprechend
bleibt der Verdacht zunächst
erhalten. Der Kandidat muss auf den sporadischen Verdacht hin (erneut)
geprüft
werden. Bei einer Leitung bedeutet dies beispielsweise, dass eine
Durchgangsprüfung
den zuvor als dauerhaft belasteten Fehlerkandidaten Leitung mit
der Fehlerart Unterbrechung entlastet. Hierdurch kommt es zu einem
Statuswechsel, so dass der Kandidat Leitung mit der Fehlerart Unterbrechung
und dem Status sporadisch bestehen bleibt. Eine weitere Prüfung für genau
diesen Fall, entlastet den Verdacht erst vollständig. Die Prüfung verfolgt
das Ziel, den Fehlerkandidaten unter sporadischen Verdacht zu entlasten.
Dies könnte
beispielsweise bei der Leitung eine Durchgangsprüfung mit dem Hinweis, an der
Leitung zusätzlich
zu wackeln, sein.
-
Mit
Sicherheit sind derartige Prüfungen
mit wesentlich höheren
Kosten verbunden, so dass die Prüfungen
automatisch zu einem späteren
Zeitpunkt herangezogen werden.
-
Oft
kann bereits der Kunde eine Angabe zum Fehlerstatus machen. Die
Angabe wird entsprechend bei der Ermittlung der Fehlerkandidaten
bei der Symptomverarbeitung berücksichtigt.
Die Bedatung steuert diesen Verdacht. Die Prüfschrittdatenbank ist um Prüfschritte
für Kandidatenprüfung unter
Verdacht auf einen sporadischen Fehler zu erweitern. Der Algorithmus
bei dem Aufspannen des Prüfschrittbaumes
koordiniert ihren Einsatz.
-
Optionale Methoden zur
Lokalisierung nicht-reproduzierbarer Fehler
-
An
dieser Stelle sollen optionale Systemerweiterungen vorgeschlagen
werden.
-
In
der aus dem Stand der Technik bekannten Werkstattdiagnose spielen
insbesondere die sporadischen Fehler eine wesentliche Rolle. Diese
Fehler sind im Allgemeinen nur zum Zeitpunkt ihres Vorliegens detektierbar
und identifizierbar. Liegt ein solcher Fehler vor muss das Fahrzeug
in der Werkstatt verbleiben, um die Beanstandung nachzuvollziehen.
Der Kunde verliert das Vertrauen in die Kompetenz der Werkstatt
und das Produkt. Wird das Fahrzeug in der Werkstatt gehalten, verur sacht
die Fehlersuche unmittelbar zusätzliche Kosten
durch ein Ersatzfahrzeug. Die langfristigen Auswirkungen, durch
den Verzicht auf das eigene Fahrzeug des Kunden, sind erst gar nicht überschaubar.
Die Fehlersuche erstreckt sich oft über ein Wochenende. Der Kunde
hat sein Fahrzeug nicht zur Disposition, während die Werkstatt nicht an
der Fehlerlokalisierung arbeitet. Daher sind vor allem Systeme gefragt,
die das Geschehen innerhalb des Fahrzeuges verfolgen können. Einen zusätzlichen
Reiz haben Systeme, bei denen der Kunde nicht auf sein Fahrzeug
verzichten muss, während die
Werkstatt versucht, den Fehler zu finden. Folgende optionalen Systemerweiterungen
des hier beschriebenen Diagnosesystems stellen ein erhebliches Potential
zur Verbesserung der vorbekannten Diagnosesysteme bereit:
- • Datenlogger:
Unter Einverständnis
des Fahrzeughalters sollte ein parametrierbarer Datenlogger eingesetzt
werden. Je nach Symptom nimmt der Logger wichtige Daten auf, die
zu einem späteren
Zeitpunkt zentral oder mit einem speziellen Werkstattsystem analysiert
werden. Ein Konverter zur Visualisierung der Daten in der Werkstatt
sollte vorhanden sein. Um Speicher zu sparen, kann der Logger als
Ringpuffer realisiert werden, der die Daten über ein definiertes Intervall
um den Zeitpunkt der Fehlerdetektion aufzeichnet. Durch den Ringpuffer
können
auch Daten vor der Fehlermeldung aufgezeichnet werden. Als Trigger
eignet sich ein festgelegter Fehlercode oder der Response-on-event-Mechanismus.
- • Ferndiagnose:
Die Ferndiagnose ist als Ergänzung
zum Datenlogger zu betrachten. Grundlage der Ferndiagnose ist eine
temporär
integrierbare Komponente (Fahrzeug-Interface), die an der Fahrzeugkommunikation
passiv beteiligt ist. Zusätzlich
sind weitere Eingänge
denkbar, die physikalische Messdaten unmittelbar am Fahrzeug abgreifen.
Des Weiteren enthält
die Komponente ein GSM- Modem,
um die Fahrzeugdaten an ein externes Diagnosegerät oder -team zu übermitteln.
-
Die
Fehlerlokalisierung findet offboard statt, während der Kunde nicht auf sein
Fahrzeug verzichten muss. Durch eine Nominalüberwachung kann der Fehler
detektiert werden. Alternativ triggern Fahrzeugereignisse den Diagnoseprozess.
Letzteres basiert auf einer Verarbeitung regulärer Systembotschaften oder
dem Response-on-event Mechanismus, indem das Steuergerät ereignisorientiert
reagiert.
-
Die
Kommunikationsaufnahme zum Fahrzeug erfolgt durch die Fahrzeugkomponente
oder das externe Diagnosegerät
bzw. -Team. Zukünftig
kann für
die Kommunikation größerer Datenmengen
UMTS eingesetzt werden.
-
Wie
bereits erwähnt,
kann die Diagnose durch ein kompetentes Team unter Zuhilfenahme
des Entwicklers unternommen werden. Für die automatische Diagnose
stehen fallspezifisch verschiedene Verfahren zur Verfügung. Während für statische
Fälle regelbasierte
oder modellbasierte Verfahren zur Verfügung stehen, übernimmt
beispielsweise eine Auswertung von Zustandsautomaten oder die Residuenverarbeitung
die Diagnose dynamischer Vorgänge.
Eine Auswertung mit Zustandsautomaten basiert auf der Möglichkeit
einer Abbildung der Trajektorien von Zustandsgrößen auf nichtdeterministische
oder stochastische Automaten. Liegt eine Diskretisierung des Zustandsraumes
vor, verhält
sich das System ereignisdiskret. Funktionale Zusammenhänge können in
einem Kausalitätsgraphen
oder Bayes'schen
Netzwerk dargestellt und entsprechend ausgewertet werden.
- • Temporäre Onboard-Diagnose.
Eine temporäre
Onboard-Diagnose
stellt eine weitere optionale Erweiterung für das hier offenbarte Diagnosesystem
dar, das einen signifikanten Beitrag zur Fehlerlokalisierung von
sporadischen Fehlern leisten kann. Sie wird in das Fahrzeug integriert
und übernimmt
die Systemauswertung zur Laufzeit mit allen notwendigen Randbedingungen.
-
Da
für eine
temporäre
Onboard-Diagnose nicht die heutigen Einschränkungen bezüglich der Ressourcen im Embedded-Bereich
gelten, kann ihr volles Potential ausgeschöpft werden. Größere Kapazitäten der
zur Verfügung
stehende Speicher- und Rechen-Ressourcen, die mit temporär eingebauten
Geräten
möglich
sind, ermöglichen
eine Erweiterung der Wissensbasen sowie den Einsatz modellbasierter
Ansätze
onboard im Fahrzeug, so dass auch Mehrfachfehler lokalisiert werden
können.
Stochastische Automaten oder Analysen kausaler Zusammenhänge übernehmen
die Diagnose dynamischer oder funktionaler Vorgänge. Das Ergebnis der Onboard-Diagnose
kann in der Werkstatt wieder ausgelesen und weiterverarbeitet werden.
Alternativ ist eine Kombination der temporären Onboard-Diagnose mit der
Ferndiagnose denkbar. Hierbei übernimmt
die Onboard-Diagnose die Vorverarbeitung bzw. Vorauswertung im Fahrzeug
und kommuniziert die Ergebnisse an eine externe Einheit.