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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Erfassung
von Prozessparametern von Reaktionsflüssigkeiten in mehreren Mikroreaktoren,
die zumindest bis zur Beendigung der Reaktion in sämtlichen
Mikroreaktoren kontinuierlich geschüttelt werden, wobei die Prozessparameter
in den Mikroreaktoren während
der Reaktion mit Hilfe mindestens einer Sensoroptik erfasst werden,
die elektromagnetische Strahlung von einer Strahlungsquelle in die
Reaktionsflüssigkeit
eines Mikroreaktors einleitet sowie von der Reaktionsflüssigkeit
des Mikroreaktors ausgehende elektromagnetische Strahlung mit einem
der Strahlungsquelle zugeordneten Sensor erfasst.
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Die
Erfindung eignet sich insbesondere zur automatisierten Erfassung
von Prozessparametern mikrobieller, biochemischer, enzymatischer
und chemischer Reaktionen in Reaktionsflüssigkeiten, die bis zum Abschluss
der Reaktion in sämtlichen
Mikroreaktoren unterbrechungslos geschüttelt werden.
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Als
Parameter der Reaktionsflüssigkeiten
können
beispielsweise die Biomasse-, Substrat-, Produkt- und Nebenproduktkonzentrationen,
Eigenfluoreszenz von Zellen, Fluoreszenz von fluoreszierenden Proteinen oder
Aminosäuren,
pH-, T-, pO2- und pCO2-Werte,
die Sauerstofftransferrate (OTR) und die Kohlendioxidtransferrate
(CTR) erfasst werden.
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Insbesondere
sollen die vorgenannten Parameter in Mikroreaktoren mit einer Größe von 10μl–5ml bestimmt
werden, um den Aufwand für
chemische, biochemische, enzymatische und mikrobielle Optimierungsverfahren,
auch als Screening bezeichnet, zu reduzieren. Ein Screening kommt
beispielsweise bei der Stammselektion, Medienoptimierung und Optimierung
der Prozessführung
in Betracht. Die geringen Volumina in den Mikroreaktoren ermöglichen
die geforderten hohen Durchsätze
in vielen Bereichen der Forschung und Entwicklung, wie insbesondere
in der kombinatorischen Chemie und der molekularen Biotechnologie.
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Aus
dem Stand der Technik sind sogenannte Mikrotiterplatten-Lesegeräte zur Erfassung
der Absorption und Fluoreszenz in mikrobiellen Reaktionsflüssigkeiten
bekannt. Die Schüttelbewegung
der Mikrotiterplatten muss für
jede Erfassung von Prozessparametern während der Reaktion unterbrochen
werden. Je mehr Prozessparameter über die ablaufenden Reaktionen
gewonnen werden sollen, desto häufiger
muss die Schüttelbewegung
unterbrochen werden, wodurch die Misch- und Stofftransportvorgänge gestört werden.
Dadurch kann es bei Kulturen zu anaeroben Bedingungen kommen, die
die verschiedenen Mikroorganismen mehr oder minder stark schädigen. Ein
derartiges Absorptions-Mikrotiterplatten-Lesegerät für 200-well Mikrotiterplatten zur Überwachung
des mikrobiellen Wachstums wird beispielsweise von der Firma Thermo
Electron Corporation, Waltham, MA, USA angeboten. Erfasst wird die
Licht-Absorption durch die in den Wells befindlichen Zellen. Hierzu
wird elektromagnetische Strahlung von einer Strahlungsquelle in
die Reaktionsflüssigkeit
in den Wells eingeleitet und die von der Reaktionsflüssigkeit
des Mikroreaktors ausgehende elektromagnetische Strahlung mit einem
Sensor erfasst. Die Sensorsignale hängen von der durchstrahlten
Schichtdicke und der Zellkonzentration ab.
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Aus
der
US 6,673,532 B2 ist
darüber
hinaus bereits ein Mikrotiterplatten-Lesegerät zur Erfassung der Absorption
in mikrobiellen Kulturflüssigkeiten
bekannt, bei dem die Schüttelbewegung
der Mikrotiterplatten für die
Erfassung der Absorption während
der Reaktion nicht unterbrochen werden muss. Die bekannte Vorrichtung
besteht beispielsweise aus einer 96 Wells aufweisenden Mikrotiterplatte,
die von einer Mikroreaktor-Plattform aufgenommen wird. Die einzelnen
Wells weisen ein Volumen zwischen 100 μl und 250 μl auf. In einer unter der Mikroreaktorplattform
angeordneten Sub-Plattform befindet sich mindestens eine Sensoroptik
mit einer Anregungs-Quelle, beispielsweise einer Leuchtdiode, sowie
einem Detektor, der die Absorption der elektromagnetischen Strahlung
der Anregungsquelle in der Reaktionsflüssigkeit des Mikroreaktors
(Wells) erfasst. Die Änderung
der gemessenen Absorption indiziert eine Änderung der Konzentration des
Analyten in dem Mikroreaktor. In einer Ausgestaltung des Lesegeräts ist es
vorgesehen, dass die LED's
und die Detektoren mittels eines Robotters von Mikroreaktor zu Mikroreaktor
bewegt werden. In einer anderen Ausgestaltung ist es vorgesehen,
dass jedem Mikroreaktor mindestens eine LED und ein Detektor innerhalb
der Subplattform zugeordnet ist. Die Subplattform mit der bzw. den
Sensoroptiken befindet sich wiederum auf einer Schüttelvorrichtung,
die auf einem Positioniertisch befestigt ist. Die Schüttelvorrichtung
ist eine Spezialanfertigung, um deren Integration zwischen dem Positioniertisch
und der Subplattform zu ermöglichen.
Der in XY-Achsrichtung verfahrbare Positioniertisch dient dem Zweck,
einzelne Mikroreaktoren unter einen Dispenser zu verfahren. Mit dieser
bekannten Vorrichtung lassen sich beispielsweise die Wachstumsbedingungen
der Mikroorganismen in Kulturflüssigkeiten
aussagekräftig
beurteilen, da die durch eine Unterbrechung der Schüttelbewegung
auftretenden Probleme vermieden werden.
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Nachteilig
ist jedoch der aufwendige Aufbau der Vorrichtung, insbesondere der
des speziell auf die Vorrichtung abgestimmten Schüttlers.
Nachteilig ist weiter, dass die Sensoroptik(en) in der Sub-Plattform
mit geschüttelt
werden. Aufgrund der hohen Schüttelfrequenzen
und damit verbundenen Fliehkräften
kann es zu Problemen und damit Fehlern bei der Erfassung der Prozessparameter
kommen, die unter Umständen eine Wiederholung
der Reaktion erforderlich machen. Hierdurch kann es zu unerwünschten
Verzögerungen,
insbesondere bei Reihenuntersuchungen mikrobieller Kulturflüssigkeiten,
enzymatischer und chemischer Reaktionen kommen.
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Ausgehend
von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein Verfahren zur Erfassung von Prozessparametern von Reaktionsflüssigkeiten
in mehreren während
der Reaktion kontinuierlich geschüttelten Mikroreaktoren anzugeben,
das zuverlässig
arbeitet. Des Weiteren soll eine Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens angegeben werden, die weitgehend mit Standard-Bauteilen und Vorrichtungen der
Biotechnologie realisiert werden kann.
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Diese
Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs erwähnten Art
dadurch gelöst,
das
- – jede
Sensoroptik zumindest während
der Erfassung der Prozessparameter nicht bewegt wird, so dass die geschüttelten
Mikroreaktoren sich relativ zu jeder Sensoroptik bewegen und
- – die
von jeder Sensoroptik ausgehende elektromagnetische Strahlung während der
Erfassung der Prozessparameter in einem der Mikroreaktoren ausschließlich in
diesen Mikroreaktor eingeleitet wird und die von der Reaktionsflüssigkeit
ausgehende Strahlung ausschließlich
auf den Sensor der Sensoroptik trifft.
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Die
Lösung
dieser Aufgabe beruht auf der Erkenntnis, dass eine kontinuierliche
Erfassung der Prozessparameter auch dann möglich ist, wenn jede Sensoroptik
während
der Erfassung der Werte eines Prozessparameters, zum Beispiel bei
der Erfassung eines momentanen Wertes der Eigenfluoreszenz während der
andauernden Reaktion, nicht bewegt werden. Die dabei auftretende
Relativbewegung zwischen den geschüttelten Mikroreaktoren und
jeder Sensoroptik ist unproblematisch solange gewährleistet
ist, dass die elektromagnetische Strahlung jeder Sensoroptik während der
Erfassung der Prozessparameter in einem der Mikroreaktoren ausschließlich in
diesen Mikroreaktor eingeleitet wird und die von der Reaktionsflüssigkeit
ausgehende Strahlung ausschließlich
auf den Sensor der zugehörigen
Sensoroptik trifft.
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Die
Biomassekonzentration in einem der Mikroreaktoren kann beispielsweise
mit Hilfe von auf den Sensor der Sensoroptik treffendes Streulicht
oder die von der Eigenfluoreszenz der Zellen ausgehende Strahlung
erfasst werden.
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Die
Substrat-, Produkt- und Nebenproduktkonzentration kann mit Hilfe
der IR- oder Ramanspektroskopie verfolgt werden. Biotechnologische
Substrate wie z.B. Glucose oder Glycerin sind IR- und Ramanaktiv und
bilden ein spezifisches Spektrum aus, was auch in sehr komplexen
Medien detektiert werden kann. Stoffwechselnebenprodukte wie Essigsäure und
Ethanol besitzen ebenfalls ein charakteristisches Spektrum. Durch Übertragung
des Spektrums über
Lichtwellenleiter an ein IR- oder
Raman-Spektrometers können
organische Substrate in den Mikroreaktoren detektiert werden. Detailliertere
Ausführungen
sind unter Sivakesava S., Irudayaraj J., Ali D. (2001): Simultaneous
determination of multiple components in lactic acid fermentation
using FT-MIR, NIR, and FT-Raman spectroscopic techniques, Process
Biochemistry 37, 371–378,
zu finden.
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In
vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung weisen die Reaktionsflüssigkeiten
in den Mikroreaktoren wenigstens ein chemisches Sensormaterial,
wie insbesondere einen Fluoreszenz-Farbstoff auf, der insbesondere
an wenigstens einer Innenwand des Mikroreaktors immobilisiertsein
kann. Fluoreszenz-Farbstoffe reagieren spezifisch auf ihre Umgebungsbedingungen.
Beispielsweise reagieren Platinporphyrine oder Ruthenium-Komplexe
auf die Anwesenheit von Sauerstoff mit der Löschung ihrer Fluoreszenzeigenschaften.
Ebenso reagieren Fluoreszenz-Indikatorlösungen empfindlich auf Veränderungen
der gelöst
CO2-Konzentration (pCO2)
und des pH-Wertes, indem sie die Fluoreszenzeigenschaften verändern. Immobilisiert
man diese Substanzen in einer porösen Polymermatrix oder löst oder
suspendiert man diese in der Reaktionsflüssigkeit, so wirken sie als
optische Sensoren (auch Optoden genannt) für pH-, T-, pO2-,
pCO2-Werte (Liebsch (2000): Time Resolved
Luminescence Lifetime Imaging with Optical Chemical Sensors, Dissertation
an der Uni Regensburg). Es können
jedoch auch normale gelöste
pH-Indikatoren eingesetzt
werden.
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Nachfolgend
wird die Erfindung anhand der Figuren näher erläutert. Es zeigen:
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1A–C Drei
Varianten von bevorzugten Vorrichtungen zur Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens;
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2A–C Verschiedene
Ausführungsformen
einer Sensoroptik für
die erfindungsgemäße Vorrichtung;
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3A–B zwei
schematische Draufsichten auf einen zylindrischen Mikroreaktor,
der mit einem festen Schütteldurchmesser über einen
Lichtstrahl einer Blitzlampe rotiert;
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4 eine
Darstellung zur Erläuterung
einer ersten Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens;
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5 eine
Darstellung zur Erläuterung
einer zweiten Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens;
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6 eine
Darstellung zur Erläuterung
einer dritten Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens unter Verwendung
chemischer Sensoren sowie
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7 Messkurven
einer Kultur von Hansenula polymorpha Ein Mikrotiterplatte (1)
mit einem Array von Mikroreaktoren wird in eine Aufnahme eines Tablars
(4) eines Rotations- Schüttler (5, 6)
eingesetzt. Der Rotations-Schüttler
(5, 6) erreicht eine maximale Schüttelfrequenz
von beispielsweise 500–2000
Upm. Der Schütteldurchmesser
des Rotations-Schüttlers ist
auf das Erfassungsverfahren abgestimmt.
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Über eine
Sensoroptik (17) wird elektromagnetische Strahlung mit
einer Wellenlänge
von 200nm–25μm durch den
Ausschnitt (11) des Tablars (4) in die für die Strahlung
durchlässigen
Wells der Mikrotiterplatte (1) eingeleitet und die von
den wells ausgehende Strahlung von der Sensoroptik (17)
erfasst.
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1A zeigt eine Ausführungsform mit einem stehenden
Rotations-Schüttler
(5), bei dem die die Mikrotiterplatte (1) tragende
Teilfläche
des Tablars (4) über
den Antrieb hinaus ragt. Damit wird ein freier Zugang der an einer
X/Y-Positioniereinheit
(7) angeordneten Sensoroptik (17) zu der Mikrotiterplatte
(1) von deren Unterseite gewährleistet.
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1B zeigt
eine Ausführungsform
mit einem Tablar (4), das von einem hängenden Rotations-Schüttler (6)
angetrieben wird. Der die Mikrotiterplatte (1) tragende
Teil des Tablars (4) braucht bei dieser Ausführungsform
nur dann über
den Rotations-Schüttler
(6) hinausragen, wenn die Wells auch von oben zugänglich sein
sollen
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1C zeigt
eine Ausführungsform
bei der die Mikrotiterplatte (1) von einem Schüttelgestell
(16) mit einem Ausschnitt (11) aufgenommen wird.
Das Schüttelgestell
(16) beabstandet die Mikrotiterplatte (1) in vertikaler
Richtung von dem ebenen Tablar (4). Aufgrund der seitlich
offenen Ausführung
des Schüttelgestells
(16) kann die Sensoroptik (17) mittels der X/Y-Positioniereinheit
(7) ungehindert von der Seite unter jedes Well in der Mikrotiterplatte
verfahren werden.
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2A, 2B zeigen
Vorrichtungen, bei denen die elektromagnetische Strahlung der Strahlungsquelle und
die von den Reaktionsflüssigkeiten
ausgehende Strahlung über
Lichtwellenleiter (2, 25) geführt wird.
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Die
Variante nach 2A zeigt eine getrennte Strahlungsführung über zwei
Lichtwellenleiter (2). Die Einleitung der Strahlung erfolgt über ein
zum Reaktor hin führenden
Lichtwellenleiter (2) und die Führung der von dem Mikroreaktor
ausgehenden Strahlung über
einen vom Mikroreaktor wegführenden
Lichtwellenleiter (2). In einem Lesegerät (3) befindet sich
eine die Sensoroptik speisende Strahlungsquelle und ein Sensor.
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Die
Variante nach 2B unterscheidet sich von der
Variante nach 2A lediglich darin, dass die beiden
Lichtwellenleiter (2) in einem Y-Lichtwellenleiter (25)
vereint sind. Die Lichtwellenleiter bestehen aus einzelnen Lichtfasern
oder aber auch aus Lichtfaserbündeln.
In dem Lesegerät
(3) befindet sich die die Sensoroptik speisende Strahlungsquelle
und der Sensor.
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2C zeigt
eine Sensoroptik (17) ohne Lichtwellenleiter. Die Strahlungsquelle
(12) und der Sensor (15) befinden sich unmittelbar
in der Sensoroptik (17), die zusätzlich Filter 13, 14 im
Strahlengang aufweisen kann. Das Anregungslicht der Strahlungsquelle
(12) wird direkt auf jeden einzelnen Mikroreaktor ausgerichtet, während die
reaktionsabhängige,
von der Reaktionsflüssigkeit
in dem Mikroreaktor ausgehende Strahlung auf den Sensor (15)
trifft.
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Die
Sensoroptik (17) ist über
Kabel (26) zur Versorgung der Strahlungsquelle (12)
sowie zur Signalübertragung
der Sensorsignale mit einer elektronischen Schaltung (9)
verbunden. Die Schaltung (9) steuert die Strahlungsquelle
(12) und dient dem Auslesen der Sensorsignale. Die Datenerfassung
und Auswertung übernimmt
in allen Varianten eine Datenverarbeitungseinheit, beispielsweise
ein Computer (8). Die Funktionalität der elektronischen Schaltung
(9) ist bei den Varianten nach den 2A, 2B in das Lesegerät (3) integriert. Die
Sensoroptik (17) ist in allen Varianten an dem Arm einer
X-Y-Positioniereinheit (7) befestigt. Die Ansteuerung der
X-Y-Positioniereinheit (7) erfolgt ebenfalls durch den
Computer (8) mit einer Steuer-Software.
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Je
nach Anforderung an die Messaufgabe ist es möglich elektromagnetische Strahlung
mit eng eingegrenztem Wellenlängenbereich,
beispielsweise erzeugt über
optische Filter 13, Beugungsgitter, Prismen oder direkt
durch eine Strahlungsquelle mit definiertem Spektrum, wie einem
Laser oder einer LED, einzustrahlen und aus dem abgestrahlten Licht
nur bestimmte Wellenlängen
dem Sensor zuzuführen.
Für diesen
Zweck kann das abgestrahlte Licht ebenfalls über optische Filter (14),
Beugungsgitter oder Prismen gefiltert werden.
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Bei
der Verwendung einer Blitzlampe zur Anregung der Analyten in der
Reaktionsflüssigkeit
eines Mikroreaktors ist es vorteilhaft, wenn die Schütteldrehzahl
des Rotations-Schüttlers (5, 6)
und die Pulsfrequenz der Blitzlampe so abgestimmt sind, dass keine
Schwebezustände
auftreten. Schwebzustände
treten auf, wenn die Lichtblitze auf wenigen Positionen des Reaktorbodens
auftreffen und die Positionen wegen fehlender Synchronisation von
Schüttler-
und Blitzfrequenz auf dem Reaktorboden wandern. Der in 4 dargestellte,
von einem kreiszylindrischen Boden (10) und einem Zylindermantel
(19) begrenzte, Mikroreaktor rotiert mit einem festen Schütteldurchmesser über einem
ortsfesten Lichtstrahl (18) der Sensoroptik (17).
Durch die Rotation des Mikroreaktors beschreibt der Lichtstrahl
(18) eine Kreislinie (31) auf dem Boden (10)
des Mikroreaktors (s. 3A und 3B).
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In 3A ist durch die Wahl der Schütteldrehzahl
(n) und der Blitzfrequenz (fB) der Blitzlampe
ein Zustand dargestellt, bei dem nur 3 Blitze über den Umfang der Kreislinie
(31) verteilt sind. Hier ist fB =
3·n,
so dass nur 3 Blitze pro Umdrehung ausgelöst werden. Insbesondere, wenn
die Blitzfrequenz (fH) ein natürliches
Vielfaches der Schütteldrehzahl
(n) ist, treten Schwebezustände
auf. Dabei setzen die Lichtblitze zunächst an den gleichen Positionen
(32) auf der Kreislinie (31) ein. Bei zu geringer
Abdeckung der Kreislinie (31) mit Blitzen (< 4 Blitze/Kreislinie)
und nicht synchronisiertem Blitzeinsatz mit der Flüssigkeitsbewegung
im Reaktor wandern die Positionen (32) im Uhrzeigersinn
oder Gegenuhrzeigersinn auf der Kreislinie (31). Dadurch
kommt es auf Grund des Winkels (22) der Sensoroptik (17)
zu veränderlichen
Intensitäten
der vom Mikroreaktor ausgestrahlten elektromagnetischen Strahlung
und es kann daher zu unvorteilhaften Schwingungen des Mess-Signals kommen.
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Zur
Vermeidung von Schwebezuständen
ist daher eine größere Zahl
von Lichtblitzen anzustreben, die gleichmäßig über die Kreislinie (31)
verteilt sind. Dies lässt
sich erreichen, wenn fB = N·n (mit
N = natürliche Zahl)
erfüllt
ist. In 3B ist hierfür ein Beispiel
dargestellt. Über
den Umfang der Kreislinie (31) sind 13 Lichtblitze abgebildet.
Die Lichtblitze können
bei einer, jedoch auch bei mehreren Umdrehungen des Rotations-Schüttlers abgestrahlt
werden. Durch die Beziehung n = fB·P/U (mit
P = Anzahl der Blitze auf der Kreislinie und U = Anzahl der Umdrehungen
bis P erreicht wird) werden die Betriebsbedingungen so eingestellt,
dass möglichst
eine hohe Anzahl von Blitzen (P > 10) über den
Umfang der Kreislinie verteilt wird. Somit lässt sich ein stabiles und homogenes
Sensorsignal zur Erfassung der Prozessparameter in dem Mikroreaktor
gewinnen.
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Eine
weitere Möglichkeit
das Sensorsignal zu stabilisieren besteht darin, die Blitze der
Strahlungsquelle mit dem Schüttelantrieb
und damit auch der Flüssigkeitsbewegung
in den Mikroreaktoren zu synchronisieren. Mit Hilfe eines Positionsgebers
(z.B. einer Lichtschranke, eines Beschleunigungssensors oder eines
Hallsensors) kann zu jeder Zeit die Position des Tablars (4)
zur Sensoroptik (17) bestimmt werden. Unter Berücksichtigung
der Positionsinformation werden die Lichtblitze der Blitzlampe ausgelöst. Der
Blitz wird vorzugsweise dann ausgelöst, wenn die in Zentrifugalbeschleunigungsrichtung
schwappende Reaktionsflüssigkeit
sich oberhalb der Sensoroptik (17) befindet. Hierdurch
wird verhindert, dass der Lichtstrahl (18) in Zonen des
Mikroreaktors fällt,
in denen sich zeitweilig aufgrund der Zentrifugalbeschleunigung
keine oder sehr wenig Reaktionsflüssigkeit befindet.
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Nachfolgend
wird das erfindungsgemäße Verfahren
zur Erfassung der Prozessparameter von Reaktionsflüssigkeiten
in zwei unterschiedlichen Varianten mit einer Vorrichtung nach 2 näher erläutert.
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4 illustriert
ein Verfahren zur aufeinanderfolgenden Erfassung der Werte von Prozessparametern in
jeweils lediglich einem Mikroreaktor mit anschließendem Verfahren
der Sensoroptik (17) mittels der Positioniereinheit (7).
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Die
Sensoroptik (17) wird unter einem Mikroreaktor derart ausgerichtet,
dass die elektromagnetische Strahlung mit einer Wellenlänge zwischen
200nm–25μm in Form
des Lichtstrahls (18) bei der Erfassung einzelner Messwerte
während
der Reaktion ausschließlich
in diesen Mikroreaktor eingeleitet wird. Bei Verwendung eines zylindrischen
Mikroreaktors mit kreiszylindrischem Boden (10) wird der
Schütteldurchmesser
(27) des Rotations-Schüttlers
(5 oder 6) um die Exzenter-Achse (21) (siehe 4)
so gewählt,
dass der Lichtstrahl (18) der Sensoroptik (17)
nur auf den Boden (10) eines der Mikroreaktoren auftrifft.
Dazu muss der Schütteldurchmesser
(27) kleiner oder gleich dem Durchmesser (28)
des Bodens (10) gewählt
werden.
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Zur
Beschleunigung der Erfassung ist es bei schnell ablaufenden Reaktionen
möglich,
Gruppen von Mikroreaktoren eines Mikroreaktorarrays zusammenzufassen,
wobei die Prozessparameter der einzelnen Gruppen nacheinander erfasst
werden, jedoch die Prozessparameter in den Mikroreaktoren einer
Gruppe gleichzeitig von einer Sensoroptik (17) für jeden
Mikroreaktor der Gruppe erfasst werden. Die Sensoroptiken zur gleichzeitigen
Erfassung innerhalb einer Gruppe sind an der Positioniereinheit
(7) angeordnet. Nach der gleichzeitigen Erfassung der Prozessparameter
in den Mikroreaktoren einer Gruppe werden die Sensoroptiken zur
nächsten
Gruppe verfahren. Die Sensoroptiken für eine Gruppe werden unter
den Mikroreaktoren der Gruppe derart ausgerichtet, dass die elektromagnetische
Strahlung jeder Sensoroptik bei der Erfassung einzelner Messwerte
ausschließlich
in den Mikroreaktor eingeleitet wird, unter dem sich die Sensoroptik
gerade befindet.
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Um
Signalüberflutung
des Sensors, beispielsweise eines Photodetektors, durch Lichtreflexionen
des Anregungslichts am Boden (10) zu vermeiden, wird jede
Sensoroptik derart zu jedem Mikroreaktor ausgerichtet, dass keine
von den Wänden,
insbesondere dem Boden (10) des Mikroreaktors reflektierte
elektromagnetische Strahlung auf den Sensor trifft. Zu diesem Zweck
wird das als Sensoroptik (17) dienende Lichtwellenleiterende
in einem spitzen Winkel (22) zur einer Orthogonalen auf
dem Boden (10) des Mikroreaktors angestellt. Abhängig von
der Numerischen Appertur des Lichtwellenleiters ergeben sich unterschiedliche
optimale Anstellwinkel (22), die vorzugsweise zwischen
25° bis
40° liegen.
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Anstelle
der aufeinanderfolgenden Erfassung der Prozessparameter ist es jedoch
auch möglich,
die Prozessparameter in sämtlichen
Mikroreaktoren gleichzeitig von einer Sensoroptik für jeden
Mikroreaktor zu erfassen. Die Sensoroptiken werden unter den Mikroreaktoren
derart ausgerichtet, dass die elektromagnetische Strahlung (200nm–25μm) in Form
des Lichtstrahls (18) bei der Erfassung der Messwerte während der Reaktion
ausschließlich
in den der Sensoroptik zugeordneten Mikroreaktor eingeleitet wird.
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5 illustriert
ein Verfahren zur aufeinanderfolgenden Erfassung der Prozessparameter
in vier benachbart zueinander angeordneten Mikroreaktoren. Die Prozessparameter
der Mikroreaktoren werden aufgrund der kreisförmigen Relativbewegung zu der
nicht bewegten Sensoroptik (17) nacheinander von dieser Sensoroptik
(17) erfasst. Die elektromagnetische Strahlung der Sensoroptik
(17) wird während
der Erfassung der Prozessparameter in einem der vier Mikroreaktoren
ausschließlich
in diesen Mikroreaktor eingeleitet. Die von der Reaktionsflüssigkeit
ausgehende Strahlung trifft ausschließlich auf den Sensor der Sensoroptik
(17). Eine gleichzeitige Einstrahlung in zwei benachbarte
Mikroreaktoren wird aufgrund der Anordnung der Sensoroptik (17)
zum Boden (10) der Mikroreaktoren vermieden.
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Die
Sensoroptik (17) ist auf einen der vier Mikroreaktoren
ausgerichtet. Wählt
man bei der dargestellten Verteilung der Mikroreaktoren auf dem
Tablar (4) den Schütteldurchmesser
gleich dem diagonalen Abstand der Mittelpunkte der Mikroreaktoren,
so kreisen die 4 Mikroreaktoren während einer Umdrehung nacheinander über den
Lichtstrahl (18) der Sensoroptik (17). Die Mikroreaktoren
bewegen sich in der Reihenfolge I-IV über die Sensoroptik (17),
wobei der während
der Erfassung ortsfeste Lichtstrahl (18) eine Kreislinie
(23) beschreibt. Die Sensorsignale, die von den einzelnen
Mikroreaktoren hervorgerufen werden, werden mit dem hier nicht dargestellten
Computer (8) aufgezeichnet. Im Rahmen der Auswertung der
Sensorsignale erfolgt eine Zuordnung zwischen den Sensorsignalen
und den Mikroreaktoren, von denen die für die Sensorsignale verantwortliche
elektromagnetische Strahlung ausgeht. Die für die Zuordnung erforderliche
Information über
die Position des Mikroreaktors kann beispielsweise mittels eines
an dem Rotations-Schüttler
(5, 6) angeordneten Positionsgebers (z.B. einer
Lichtschranke, eines Beschleunigungssensors oder eines Hallsensors)
erfasst werden.
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Umfasst
die Mikrotiterplatte (1) mehr als die vier in 5 dargestellten
Mikroreaktoren, wird die Sensoroptik (17) nach der Erfassung
der Prozessparameter der ersten Gruppe von vier Mikroreaktoren von
der Positioniereinheit (7) zu einer nächsten, benachbarten Gruppe übereinstimmend
zueinander angeordneter Mikroreaktoren mit vier Mikroreaktoren verfahren.
Eine Anstellungswinkel der Sensoroptik (17) mit einem Winkel (22)
zwischen 25°–40° zu den Böden (10)
der Mikroreaktoren erweist sich auch bei diesem Verfahren als vorteilhaft.
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Mit
dem prinzipiell an Hand von 5 erläuterten
Verfahren ist es jedoch auch möglich
die Prozessparameter einer höheren
Anzahl (> 4) von Mikroreaktoren
je Gruppe zu erfassen. Der Schütteldurchmesser (27)
ist dann so zu wählen,
dass die Mikroreaktoren einen Kreis über die ortsfeste Sensoroptik
beschreiben, bei dem während
einer Umdrehung mehr als vier Mikroreaktoren nacheinander erfasst
werden.
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Zur
Beschleunigung der Erfassung, ist es bei einem Verfahren nach 5 oder 6C möglich, die Prozessparameter
mehrerer Gruppen benachbart zueinander angeordneter Mikroreaktoren
mit jeweils einer Sensoroptik für
jede Gruppe parallel zu erfassen.
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Erfindungsgemäß können die
Reaktionsflüssigkeiten
in den Mikroreaktoren wenigstens ein chemisches Sensormaterial aufweisen,
das vorzugsweise an wenigstens einer Innenwand des Mikroreaktors,
beispielsweise dem Boden (10) angebracht ist Derartige
chemische Sensoren sind beispielsweise Fluoreszenz-Farbstoffe, die als
Indikatoren von Prozessparametern wie pH, T, pO2,
und pCO2 fungieren. In gelöster Form
können
die Fluoreszenz-Farbstoffe zur Bestimmung der Prozessparameter mit
den anhand der 1-5 beschriebenen
Vorrichtungen und Verfahren verwendet werden. Werden die Fluoreszenz-Farbstoffe
an den Innenwänden
als sensitive Schichten (38, 39) immobilisiert,
bedarf es einer speziellen Ausrichtung der Sensoroptik (17),
wie sie beispielhaft in 6A–B für das Messverfahren
nach 4 dargestellt ist.
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Dabei
können
mehrere sensitive Schichten (38, 39) so am Boden
(10) des Mikroreaktors angeordnet werden, dass unterschiedliche
Prozessparameter erfasst werden können. Ein Ausschnitt des transparenten Bodens
(10) wird frei gelassen, damit der Lichtstrahl (18)
auch ungehindert in das Flüssigkeitsvolumen
eintreten kann. Nach 6A ist die Ausrichtung der Sensoroptik
(17) und der Schütteldurchmesser
(27) so zu bestimmen, dass der Lichtstrahl (18)
bei einer Umdrehung des Tablars (4) stets auf die sensitive
Schicht 38, 39 oder den Auschnitt zwischen diesen
trifft (Schütteldurchmesser
(27) < [Reaktordurchmesser
(28)/(Anzahl der sensitiven Schichten (N) + 1) – Länge einer
sensitiven Schicht (41)]). Mit der Länge einer sensitiven Schicht
ist hier, wie in 41 dargestellt, gemeint, das längste geometrische
Abmaß eines
sensitiven Schicht (38, 39) Daraus folgt für die Erfassung
der Messwerte, dass die Sensoroptik (17) mit Hilfe der
XY-Positioniereinheit (7) unterschiedliche Positionen 35, 36 und 37 unterhalb
des Bodens (10) des Mikroreaktors anfährt, um verschiedene Prozessparameter
zu erfassen. Pos. 35 dient der Erfassung der Eigenfluoreszenz oder
des Streulichts der Reaktionsflüssigkeit,
während
die Positionen 36, 37 der Erfassung der Abstrahlung
von den unterschiedlichen sensitiven Schichten 38, 39 dienen.
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In
der Variante nach 6B werden die unterschiedlichen
Prozessparameter in einem Mikroreaktor erfasst, ohne die Position
der Sensoroptik zwischen zwei Erfassungsvorgängen zu verändern. Hierbei trifft der Lichtstrahl
(18) auf einer Kreisbahn nacheinander auf die am Boden
immobilisierten sensitiven Schichten (38, 39).
Ein Teil der Bodenfläche
ist frei, um eine direkte Einstrahlung in die Reaktionsflüssigkeit
zu ermöglichen, die
für die
Erfassung bestimmter Prozessparameter erforderlich ist, wie z.B.
die Streulicht-Intensität
oder Eigen-Fluoreszenz der Reaktionsflüssigkeit. Die Zuordnung der
unterschiedlichen Sensorsignale über
die Rotation des Mikroreaktors erfolgt über einen nicht dargestellten
Positionsgeber.
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In
der Variante nach 6C sind die sensitiven Schichten
(38, 39) in den Mikroreaktoren so angebracht,
dass mehrere Mikroreaktoren während
einer Umdrehung des Tablars von dem Lichtstrahl (18) nacheinander
erfasst werden. Die von der Sensoroptik (17) überstrichenen
Fläche
(40) erfasst vier Mikroreaktoren und unterschiedliche Prozessparameter,
die nach der Erfassung der Signale den einzelnen Mikroreaktoren
zugeordnet werden müssen.
Dieses geschieht auch hier mit einem Positionsgeber. Umfasst das
Mikroreaktorarray mehr als die vier dargestellten Mikroreaktoren,
wird die Sensoroptik nach der Erfassung der Prozessparameter der
ersten Gruppe von vier Mikroreaktoren von der Positioniereinheit
(7) zu weiteren Gruppen benachbart zueinander angeordneter
Mikroreaktoren mit jeweils vier Mikroreaktoren verfahren.
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Beim
Einsatz von Mikroreaktoren zur Kultivierung von Mikroorganismen
weisen diese vorzugsweise eine obere Öffnung auf, die während des
Betriebs mit einer gasdurchlässigen Abdeckung
abgedeckt ist, beispielsweise in Form einer selbstklebenden Membran.
Diese Membran erlaubt einen monoseptischen Betrieb der Mikroreaktoren.
Die in der Reaktionsflüssigkeit
ablaufende Reaktion wird mit der nötigen gasförmigen Reaktionskomponente
versorgt, jedoch nicht durch gasförmige Reaktionsprodukte behindert.
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Als
Beispiel einer Erfassung von Prozessparametern, die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
ermittelt wurden, sind in
7 Messkurven
einer Kultur von Hansenula polymorpha wt in 2 × YP-Medium (Yeast-Peptone)
mit 10g/L Glycerin bei einer Temperatur von 27°C dargestellt. Beobachtet wurden
die Prozessparameter relative Streulicht-Intensität (bei 620nm)
und die relative NADH-Fluoreszenz (Anregung bei 340nm, Emission
bei 460nm) der Kultur über
die Dauer der Reaktion. Die Erfassung der einzelnen Prozessparameter
wurde mit einem Y-Lichtwellenleiter bei einem Anstellwinkel von
30° und
1 mm Abstand vom Mikrotiterplattenboden durchgeführt. Die Schüttelfrequenz
entsprach dabei 995 1/min und der Schütteldurchmesser (
27)
war 3 mm. Die Reaktion wurde mit einer konventionellen 48-well Mikrotiterplatte
(Greiner Bioone, Frickenhausen, Art.-Nr.: 677 102) und 600 μl Füllvolumen
durchgeführt.
Zur Abdeckung der 48-well Mikrotiterplatte diente eine gasdurchlässige Klebefolie
als Abdeckung (Abgene, Hamburg, Art.-Nr.: AB-0718). Bezugszeichenliste