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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Gussteils
aus einer hitzebeständigen
Magnesiumlegierung.
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Aufgrund
des in letzter Zeit wachsenden Bedarfs nach Gewichtsreduzierung
haben Magnesiumlegierungen, die wesentlich leichter als Aluminiumlegierungen
sind, die Aufmerksamkeit der Ingenieure auf sich gezogen. Magnesiumlegierungen
sind die leichtesten unter den in der Praxis brauchbaren Metallen
und stehen davor, nicht nur als Materialien für die Luftfahrt, sondern auch
als Materialien für
Kraftfahrzeuge eingesetzt zu werden. So werden Magnesiumlegierungen
beispielsweise bereits in Kraftfahrzeugrädern und Motorkopfabdeckungen
verwendet. Das in letzter Zeit gestiegene Umweltbewusstsein erfordert
eine weitere Gewichtsreduzierung bei Fahrzeugen. Dadurch wurden
Untersuchungen angestoßen,
ob Magnesiumlegierungen auch für Anwendungen
oder Vorrichtungen im Hochtemperaturbereich verwendet werden können. In
diesem Zusammenhang ist natürlich
die Hitzebeständigkeit
von Magnesiumlegierungen von Bedeutung. So zeigt die unter dem japanischen
Industriestandard normierte Legierung AZ91, eine allgemein gebräuchliche
Magnesiumlegierung, zum Beispiel eine so geringe Kriechfestigkeit,
dass sie sich nicht für
Bauteile eignet, die in Hochtemperaturumgebungen eingesetzt werden.
Andererseits steht als ein Material mit besserer Hitzebeständigkeit
die unter dem Standard der Dow Chemical Company der Vereinigten
Staaten von Amerika normierte AE42 zur Verfügung. Außerdem schlagen die
JP 3-229954 B ,
die
JP 2002-129272
A und die
JP
2002-275569 A Magnesiumlegierungen mit guter Kriechfestigkeit
und auch ansonsten guten anderen Eigenschaften vor.
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Die
oben genannten Magnesiumlegierungen enthalten alle in einer Menge
von ungefähr
0,5 bis 3 Gew.-% Seltenerdelemente. Seltenerdelemente sind sicherlich
wirksame Elemente, um die Hitzebeständigkeit von Magnesiumlegierungen
zu verbessern. Allerdings sind Seltenerdelemente so teuer, dass
sie die Kosten der Magnesiumlegierungen und ihrer Gussteile erhöhen. Außerdem stellten
die Erfinder in ihren Studien und Untersuchungen fest, dass Seltenerdelemente
in Gusslegierungen leicht zu Rissen führen. Es ist daher ungünstig, Seltenerdelemente
in Gusslegierungen zu haben. Darüber
hinaus wissen die Erfinder seit Neuestem, dass sich Hitzebeständigkeit,
etwa eine ausreichende Kriechfestigkeit, auch erzielen lässt, ohne
zu Magnesiumlegierungen Seltenerdelemente hinzuzufügen.
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Des
Weiteren ist aus der
DE
1 184 508 C die Verwendung von Magnesiumlegierungen aus
2 bis 10 Gew.-% Aluminium, über
0,5 bis 2,5 Gew.-% Calcium, 0 bis 4 Gew.-% Zink, 0 bis 0,5 Gew.-%
Kupfer, 0 bis 0,5 Gew.-% Silizium, Rest Magnesium als Werkstoff
für Gussteile
bekannt, die einen hohen Kriechwiderstand bei erhöhten Temperaturen
haben müssen.
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Die
DE 1 608 193 A offenbart
eine Magnesiumgusslegierung, bestehend aus 2 bis 10 Gew.-% Aluminium,
0,5 bis 2,5 Gew.-% Calcium, 0,001 bis 0,5 Gew.-% Mangan, bis zu
0,5 Gew.-% Kupfer, bis zu 0,5 Gew.-% Silizium und bis zu 0,6 Gew.-%
Zink, Rest Magnesium.
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Die
EP 1 048 743 A1 offenbart
ein Verfahren zur Herstellung eines kriechfesten Gussteils aus einer Magnesiumlegierungsschmelze,
bestehend aus 3 bis 6 Gew.-% Aluminium, 1,7 bis 3,3 Gew.-% Calcium,
bis zu 0,35 Gew.-% Mangan und 0 bis 0,2 Gew.-% Strontium, Rest Magnesium.
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Wie
aus der
EP 0 990 710
A1 hervorgeht, werden Magnesiumlegierungen, die Aluminium
und Calcium enthalten, auch zur Herstellung von Schmiedeteilen verwendet.
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Schließlich offenbart
die
EP 0 414 620 A1 Verfahren
zur Herstellung eines Magnesiumlegierungsbarrens, durch Sprühabscheiden
einer Magnesiumlegierung, bestehend aus 2 bis 9 Gew.-% Aluminium,
0,5 bis 5 Gew.-% Ca, 0 bis 1 Gew.-% Mangan, 0 bis 4 Gew.-% Zink,
und 0 bis 4 Gew.-% Seltenerdelemente, Rest Magnesium.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung
eines Gussteils aus einer hitzebeständigen Magnesiumgusslegierung
zur Verfügung
zu stellen, das beim Gießen
das Auftreten von Rissen verhindern kann und das, ohne Seltenerdelemente
zu verwenden, durch Verwendung von Elementen, die weniger teuer
als Seltenerdelemente sind, ein Gussteil aus einer Magnesiumlegierung
erzeugt, die neben einer guten Hitzebeständigkeit eine gute Vergießbarkeit
hat.
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Die
Erfinder zeigten großen
Einsatz, um diese Aufgabe zu lösen,
und führten
dazu wiederholt eine Reihe systematischer Versuche durch. Dadurch
gelangten sie zu dem Ergebnis, dass, wenn in Magnesiumlegierungen
lediglich Al, Ca und Mn, die wesentlich preiswerter sind, in einer
jeweils angemessenen Menge enthalten sind, Gussteile aus einer Magnesiumlegierung
hergestellt werden können,
die eine ausreichende Hitzebeständigkeit
zeigt und gleichzeitig eine gute Vergießbarkeit hat, so dass beim
Gießen
weniger leicht Risse auftreten. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse
konnten sie die vorliegende Erfindung vollenden. Diese ist in Anspruch
1 definiert.
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Die
beim erfindungsgemäßen Verfahren
verwendete hitzebeständige
Magnesiumlegierung enthält keine
teuren seltenen Erden. Da sich die notwendigen Elemente der hitzebeständigen Magnesiumlegierung auf
lediglich Ca, Al und Mn beschränken,
sind die hitzebeständige
Magnesiumlegierung und die daraus hergestellten hitzebeständigen Magnesiumlegierungsgussteile
nicht nur im Hinblick auf die Materialkosten, sondern auch auf die
Herstellungskosten preiswerter und daher bezogen auf die Kosten
sehr wettbewerbsfähig. Schließlich zeigt
die vorgestellte hitzebeständige
Magnesiumlegierung nicht nur eine ausreichende Hitzebeständigkeit,
sondern hat wie gesagt auch den Vorteil, dass beim Gießen das
Auftreten von Rissen verhindert wird.
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Dabei
ist im Übrigen
nicht unbedingt klar, warum die vorgestellte hitzebeständige Magnesiumlegierung eine
gute Hitzebeständigkeit
und Vergießbarkeit
zeigt, wenn sie die in den jeweiligen oben genannten Bereich fallende
Menge an lediglich Ca und Al enthält. Allerdings wird derzeit
davon ausgegangen, dass dies auf Folgendes zurückzuführen ist.
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Es
werden zunächst
die Gründe
beschrieben, warum die vorgestellte hitzebeständige Magnesiumlegierung eine
gute Hitzebeständigkeit
hat.
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Al
ist ein wichtiges Element, um die Festigkeit von Magnesiumlegierungen
bei Zimmertemperatur zu verbessern, wenn es in den Magnesiumkristallkörnern gelöst ist.
Darüber
hinaus ist Al ein wichtiges Element, um die Korrosionsbeständigkeit
von Magnesiumlegierungen auf eine höhere Stufe zu bringen. Wenn
in Magnesiumlegierungen allerdings der Al-Gehalt zunimmt, ist Al
in der Matrix der Magnesiumlegierungen, etwa in den Dendritenzellen
und den α-Kristallkörnern, übersättigt gelöst, so dass
es Al-reiche Phasen
bildet. Da die Al-reichen Phasen thermisch instabil sind, wandeln
sie sich in Mg-Al Verbindungen wie Mg17Al12 um, die in der Magnesiummatrix oder den
Magnesiumkristallkorngrenzen ausgeschieden werden, wenn die Magnesiumlegierungen
auf hohe Temperaturen erhitzt werden. Wenn solche Magnesiumlegierungen
für eine
lange Zeitdauer im Hochtemperaturbereich bleiben, agglomerieren
die intermetallischen Verbindungen zu solch groben Körnern, dass
sich die Kriechverformung der Magnesiumlegierungen erhöht. Dadurch
sinkt die Hitzebeständigkeit der
Magnesiumlegierungen.
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Ca
hat die Wirkung, die mit der Zunahme des Al-Gehalts einher gehende
Hitzebeständigkeitsabnahme zu
verhindern. Dies wird der Tatsache zugeschrieben, dass Ca mit den
Mg-Al Verbindungen und der Matrix reagiert, so dass es weniger Mg17Al12 gibt, welches
das Kriechen verringert, und gleichzeitig Ca-Al Verbindungen und
Mg-Ca Verbindungen bildet, die im Hochtemperaturbereich stabil sind.
Diese intermetallischen Verbindungen kristallisieren hauptsächlich in
den Kristallkorngrenzen in Form eines Netzwerks bzw. werden dort ausgeschieden,
wobei davon ausgegangen wird, dass sie dadurch eine Keilwirkung
ausüben,
die die Versetzungsbewegung der Magnesiumlegierungen verhindert.
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Dies
sind vermutlich die Gründe,
warum die Magnesiumlegierung eine solch gute Hitzebeständigkeit zeigt,
dass sie auch im Hochtemperaturbereich einer geringeren Kriechverformung
unterliegt, wenn sie in jeweils passender Menge Al und Ca enthält.
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Als
Nächstes
werden die Gründe
beschrieben, warum die vorgestellte Magnesiumlegierung eine gute Vergießbarkeit
hat. Dabei ist zu beachten, dass der Begriff „Vergießbarkeit" in dieser Beschreibung angibt, ob beim
Gießen
Risse auftreten oder nicht. Bei den beim Gießen auftretenden Rissen kann
zwischen sogenannten Heißrissen
und Schrumpfrissen unterschieden werden. Heißrisse sind Risse, die dann
auftreten, wenn Flüssig-/Festanteile
im Zustand der Koexistenz von flüssiger
und fester Phase einer Volumenkontraktion unterliegen. Demzufolge
sind auf den Bruchflächen
Dendritenstrukturen bzw. baumförmige
Strukturen zu erkennen. Schrumpfrisse treten dagegen in einem von
Flüssigphasen
freien Zustand auf, wenn es durch die Gießspannungen zu einem Reißen kommt.
Demzufolge stellen die Bruchflächen
spröde,
von Dendritenstrukturen freie Bruchflächen dar. Solange nichts anderes
angegeben wird, werden in der Beschreibung beide Rissarten einfach
unterschiedslos als Gussrisse bezeichnet. Allerdings kann vorweg
genommen werden, dass im Folgenden in erster Linie Heißrisse ins
Auge gefasst werden. Diese Interpretation lässt sich aus den folgenden Fakten
ableiten. Da Heißrisse
stark von den Eigenschaften der Magnesiumlegierungen an sich beeinflusst werden,
lässt sich
das Problem der Heißrisse
nur schwer durch Überarbeitung
des Gießaufbaus
und der Herstellungsprozesse lösen.
Im Gegensatz dazu ist es häufig
möglich,
das Problem der Schrumpfrisse durch einen entsprechend entwickelten
oder erarbeiteten Formaufbau und ein daran angepasstes Gießverfahren
zu lösen.
Tatsächlich
hat die vorgestellte Magnesiumlegierung nicht nur Vorteile bei der
Verhinderung von Heißrissen,
sondern verhindert in der Praxis auch ausreichend Schrumpfrisse.
Im Folgenden wird die Magnesiumlegierung also unter dem Gesichtspunkt
beschrieben, wie sie die Gussrisse verhindert.
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Die
Erfinder dachten zunächst
daran, das Erstarrungstemperaturfenster der Magnesiumlegierungen zu
verengen, um die Gussrisse zu verhindern. Das Erstarrungstemperaturfenster
entspricht der Temperaturdifferenz zwischen der Liquidustemperatur,
bei der die Metallschmelze zu erstarren beginnt, und der Solidustemperatur,
bei der die Metallschmelze vollständig erstarrt ist. Wenn das
Erstarrungstemperaturfenster verengt wird, lassen sich Vorteile
bei der Verhinderung der Gussrisse erzielen, da die Schrumpfspannungen
abnehmen, wenn die Magnesiumlegierungsmetallschmelze erstarrt. Um
das Erstarrungstemperaturfenster zu verengen, muss die Solidustemperatur
der Magnesiumlegierungen erhöht
und die Liquidustemperatur gesenkt werden.
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Die
von den Erfindern durchgeführten
Studien und Untersuchungen ergaben, dass die Solidustemperatur der
vorgestellten Magnesiumlegierung (z. B. einer ternären Mg-Ca-Al Legierung)
stark durch Ca beeinflusst wird. Und zwar steigt die Solidustemperatur
steil auf etwa 515°C
an, wenn mehr Ca enthalten ist. Wenn Al hinzugegeben wird, steigt
die Solidustemperatur entsprechend der Al-Zugabe, auch wenn die
Zunahme nur gering ist. Wenn sich der Ca-Gehalt und der Al-Gehalt
wie bei einer Mg-Legierung mit 3 Gew.-% Ca und 3 Gew.-% Al im Großen und
Ganzen entsprechen, d. h. wenn das Al/Ca-Masseverhältnis praktisch
1 ist, stellt sich heraus, dass der Einfluss von Ca vorherrscht,
so dass die Solidustemperatur einer Temperatur (von z. B. etwa 515°C) entspricht,
die durch das binäre
Mg-Ca Phasendiagramm bestimmt wird. Wenn das Masseverhältnis von
Al zu Ca, also das Al/Ca-Masseverhältnis, 3 oder mehr beträgt, ist
der Beitrag von Al eher moderat, so dass die Solidustemperatur auf
ungefähr
530°C steigt.
Vermutlich beeinflusst Ca die Solidustemperatur deswegen so stark,
weil die Solidustemperatur in dem binären Mg-Ca Phasendiagramm im
Großen
und Ganzen konstant bei etwa 515°C
bleibt, wenn der Ca-Gehalt in den beanspruchten Bereich der Erfindung
fällt.
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Was
die Liquidustemperatur betrifft, hat Ca die Wirkung, die Liquidustemperatur
etwas stärker
als Al zu senken, wobei Ca und Al aber zusammen die Liquidustemperatur
als Ganzes beeinflussen. So zeigt eine Mg-Legierung mit 3 Gew.-% Al und 3 Gew.-%
Ca zum Beispiel eine Liquidustemperatur von 620°C, eine Mg-Legierung mit 6 Gew.-%
Al und 3 Gew.-% Ca eine Liquidustemperatur von 603°C und eine
Mg-Legierung mit 3 Gew.-% Al und 9 Gew.-% Ca eine Liquidustemperatur
von 581°C.
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Aus
diesen Tatsachen ergibt sich, dass es zur Verengung des Erstarrungstemperaturfensters
wichtig ist, dass Ca in einer Menge von 1 Gew.-% oder mehr enthalten
ist, damit die Solidustemperatur auf 515°C oder mehr erhöht wird,
und dass die Gesamtmenge an Ca und Al auf eine vorbestimmte Mindestmenge
eingestellt wird, damit die Liquidustemperatur wie vorgesehen sinkt.
Da mit zunehmendem Gehalt an Ca und Al naturgemäß nicht nur die Solidustemperatur
weiter steigt, sondern auch die Liquidustemperatur weiter sinkt,
sollte einfach nur das Erstarrungstemperaturfenster verengt werden.
Wenn der Gehalt an Ca und Al jedoch zu stark wächst, ist dies ökonomisch
ungünstig,
da die Kosten der Magnesiumlegierungen steigen. Außerdem ist
es ungünstig,
wenn der Gehalt an Al gegenüber
dem Gehalt an Ca zu sehr steigt, da dies wie gesagt zu einer geringeren
Hitzebeständigkeit
der Magnesiumlegierungen führt.
Wenn andererseits der Gehalt an Ca zu sehr steigt, besteht die Gefahr,
dass das Fließvermögen der
Metallschmelze sinkt, dass es zu einem Verschmelzen mit den Formen
kommt und dass die Bruchdehnung abnimmt.
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Mit
Blick auf die Hitzebeständigkeit
und die Vergießbarkeit
wird der Gehalt an Ca und Al, also der Gehalt der erforderlichen
Elemente, in der vorgestellten hitzebeständigen Magnesiumlegierung so
eingestellt, dass der Gehalt an Ca in einem Bereich von 3 bis 15
Gew.-%, d. h. Ca: 3–15
Gew.-% fällt;
und dass die Gesamtmenge an Ca und Al in einen Bereich von 6 bis
25 Gew.-%, d. h. 6 Gew.-% ≤ Ca
+ Al ≤ 25
Gew.-% fällt. Die
Zusammensetzung lässt
sich als Ca: 3–15
Gew.-% und Al: 3–10
Gew.-% interpretieren. Die Obergrenze für den Ca-Gehalt beträgt vorzugsweise
10 Gew.-% und besser noch 9 Gew.-%. Darüber hinaus beträgt die Obergrenze
für den
Gesamtgehalt an Ca und Al vorzugsweise 20 Gew.-%, besser noch 18
Gew.-% und am besten 12 Gew.-%. Unter besonderer Berücksichtigung
des Al-Gehalts sollte
die Obergrenze vorzugsweise 10 Gew.-% und besser noch 9 Gew.-% betragen.
Wenn der Gehalt an Al höher
als der Gehalt an Ca ist, lässt
sich die Ausscheidung von Mg17Al12 nicht ausreichend verhindern, so dass
sich wie gesagt die Kriechfestigkeit der Magnesiumlegierungen verringert.
Dementsprechend beträgt
das Masseverhältnis
des Ca-Gehalts zum Al-Gehalt, also das Ca/Al-Verhältnis, 1
oder mehr, besser noch 2 oder mehr und am besten 3 oder mehr.
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Aufgrund
der oben beschriebenen Zusammensetzung hat die vorgestellte hitzebeständige Magnesiumlegierung
ein Erstarrungstemperaturfenster von 110°C oder weniger, 100°C oder weniger,
90°C oder
weniger, 80°C
oder weniger, bzw. 75°C
oder weniger. Wenn sich das Erstarrungstemperaturfenster so weit
verengt, heißt
das, dass sich anders als in dem Fall, dass bei einem bestimmten
Gießverfahren
einfach die Abkühlgeschwindigkeit
erhöht
wird, bei sämtlichen
Gießverfahren
die Abkühlgeschwindigkeit
an sich verbessert und die Erstarrungszeit verkürzt. Genauer gesagt verkürzt sich
die Erstarrungszeit sogar beim Standguss, dessen Abkühlgeschwindigkeit
verhältnismäßig gering
ist, und verkürzt
sich sogar noch mehr beim Spritzguss, dessen Abkühlgeschwindigkeit sehr schnell
ist. Da sich die Erstarrungszeit auf diese Weise verkürzt, wird
davon ausgegangen, dass beim Erstarren der Metallschmelze Schrumpfspannungen
unterdrückt
werden, so dass sich die Gussrisse verhindern lassen.
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Als
die Erfinder die Struktur von Gussteilen aus der vorgestellten hitzebeständigen Magnesiumlegierung
untersuchten, stellten sie darüber
hinaus fest, dass die Struktur wesentlich feiner war. Vermutlich
ist die wie oben beschrieben verkürzte Erstarrungszeit einer
der Gründe
für diesen
Effekt, doch beeinflusst auch die Zusammensetzung der vorgestellten
hitzebeständigen
Magnesiumlegierung die feinere Struktur. Dieser Einschätzung liegt
die Tatsache zugrunde, dass die Struktur nicht so fein ausfällt, wenn
sie trotz eines auf ungefähr
80°C verengten
Erstarrungstemperaturfenster seltene Erden enthält. Vermutlich verhindert die
feinere strukturelle Rauheit wirksam die Gussrisse. Da der mittlere
Kristallkorndurchmesser einen Hinweis auf die strukturelle Rauheit
gibt, wird davon ausgegangen, dass sich die Gussrisse besonders
wirksam verhindern lassen, wenn der mittlere Kristallkorndurchmesser
auf nur 18 μm
oder weniger, 16 μm
oder weniger, 14 μm
oder weniger, 12 μm
oder weniger bzw. 10 μm
oder weniger gesenkt wird.
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Die
vorgestellte hitzebeständige
Magnesiumlegierung enthält
außerdem
Mn. Mn ist ein Element, das in Mg-Kristallkörnern gelöst ist und die Magnesiumlegierungen
einer Mischkristallhärtung
unterzieht. Außerdem
reagiert Mn mit Al, so dass es ebenfalls die Ausscheidung von Mg17Al12 als eine der
Ursachen der Verringerung der Kriechfestigkeit oder Kriechbeständigkeit
verhindert und gleichzeitig thermisch stabile intermetallische Verbindungen
bildet.
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Demzufolge
ist Mn ein Element, das nicht nur die Zimmertemperaturfestigkeit
von Magnesiumlegierungen, sondern auch die Hochtemperaturfestigkeit
verbessern kann. Darüber
hinaus beeinträchtigt
Mn nicht die Vergießbarkeit
der Magnesiumlegierungen. Abgesehen davon hat Mn den Vorteil, Fe
als eine der Korrosion verursachenden Verunreinigungen durch Abscheiden
zu entfernen. Wenn die vorgestellte hitzebeständige Magnesiumlegierung weniger
Mn enthält,
sind die Vorteile weniger deutlich, und wenn die vorgestellte hitzebeständige Magnesiumlegierung
Mn in einer Menge von mehr als 1 Gew.-% enthält, kann nicht nur von keiner Steigerung
der Vorteile ausgegangen werden, sondern ist dies auch nicht ökonomisch.
Es ist daher angemessen, dass die vorgestellte hitzebeständige Magnesiumlegierung
Mn in einer Menge von 0,1 bis 1 Gew.-% und besser noch von 0,2 bis
0,7 Gew.-% enthält.
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Das
Gussteil aus der vorgestellten hitzebeständigen Magnesiumlegierung muss
nicht unbedingt durch gewöhnlichen
Standguss oder Druckguss hergestellt werden, sondern kann auch durch
Spritzguss hergestellt werden. Dabei ist zu beachten, dass sich
die Begriffe „Gusslegierung" und „Vergießbarkeit" in der Beschreibung
auf sämtliche
Gussverfahren beziehen. Außerdem
kommt es bei der beim Gießen
verwendeten Form nicht darauf an, ob es eine Sandform oder eine
Metallform ist.
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Des
Weiteren bemisst sich der in der Beschreibung verwendete Begriff „Hitzebeständigkeit" nach den mechanischen
Eigenschaften der Magnesiumlegierungen in einer Hochtemperaturatmosphäre, beispielsweise
nach den Kriecheigenschaften oder der Hochtemperaturfestigkeit,
die durch einen Entspannungsversuch oder einen die axiale Spannung
aufrecht erhaltenden Versuch untersucht werden.
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Wenn
der Bereich der Zusammensetzung der jeweiligen Elemente in der Beschreibung
in der Form „von
x bis y Gew.-%" angegeben
ist, bedeutet dies, solange nichts anderes angegeben ist, dass die
Untergrenze „x" und die Obergrenze „y" mit eingeschlossen
sind.
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Der
Anwendungsbereich für
das Gussteil aus der vorgestellten hitzebeständigen Magnesiumlegierung erstreckt
sich auf verschiedene Gebiete, ausgehend von der Raumfahrt-, Militär- und Luftfahrttechnik
bis zu Kraftfahrzeugen und Elektrogeräten für den Haushalt. Allerdings
ist es angemessener, die vorgestellte hitzebeständige Magnesiumlegierung für Produkte
einzusetzen, die in Hochtemperaturumgebungen verwendet werden, etwa
für Motoren,
Getriebe oder Klimakompressoren, die sich im Kraftfahrzeugmotorraum
befinden, oder damit in Beziehung stehende Produkte, um aktiven
Nutzen aus der Hitzebeständigkeit
zu ziehen.
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Im
Folgenden werden die Erfindung und ihre Vorteile unter Bezugnahme
auf die beigefügten
Zeichnungen genauer anhand von bevorzugten Ausführungsbeispielen beschrieben.
Die Zeichnungen zeigen:
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1 im
Schnitt den Aufbau einer Form;
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2 Fotografien
der Metallstruktur, die bei der Untersuchung des Querschnitts von
Prüfkörpern unter einem
metallografischen Mikroskop erzielt wurden, wobei 2(a) ein
Bild der Metallstruktur von Prüfkörper Nr.
5 und 2(b) ein Bild der Metallstruktur
von Prüfkörper Nr.
7 ist; und
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3 ein
Punktediagramm zur Darstellung des Erstarrungstemperaturfensters
und der strukturellen Rauheit von Prüfkörpern wie auch der Tatsache,
ob in den Prüfkörpern Gussrisse
auftraten oder nicht.
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Die
Beschreibung der bevorzugten Ausführungsbeispiele erfolgt unter
Bezugnahme auf bestimmte Beispiele.
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Es
wurde eine Vielzahl von Prüfkörpern hergestellt,
indem der Gehalt bzw. die zugegebene Menge an Al, Ca und Mn in den
Magnesiumlegierungen auf verschiedene Weise geändert wurde. Die sich ergebenden Prüfkörper wurden
im Hinblick darauf untersucht, ob Gussrisse auftraten oder nicht,
und auf die strukturelle Rauheit.
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(Herstellung der Prüfkörper)
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Auf
die Innenfläche
eines Tiegels wurde ein Chloridzuschlag aufgebracht. Es ist zu beachten,
dass der Tiegel aus Eisen bestand und in einem elektrischen Ofen
vorgeheizt wurde. In den Tiegel wurden ein reines Magnesiumblankmetall,
reines Al und eine Mg-Mn Legierung gefüllt und darin aufgeschmolzen.
Die Legierungsausgangsmaterialien wurden jeweils mit einer vorbestimmten
Masse abgewogen. Außerdem
wurde zu der sich ergebenden Metallschmelze, die bei 750°C gehalten
wurde, Ca hinzugegeben, das mit einem vorbestimmten Gewicht abgewogen
war (Metallschmelzefertigungsschritt).
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Die
sich ergebende Metallschmelze wurde gut umgerührt, um die Ausgangsmaterialien
vollständig aufzuschmelzen.
Danach wurde die Metallschmelze für eine Weile weiter bei der
gleichen Temperatur von 750°C
gehalten. Während
des Aufschmelzens der Ausgangsmaterialien wurde auf die Oberfläche der
Metallschmelze ein Gasgemisch aus Kohlendioxidgas und SF6-Gas aufgesprüht, um ein Brennen des Mg zu
verhindern, und wurde, wann immer angebracht, auf der Oberfläche der
Metallschmelze der Zuschlag verteilt.
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Die
auf diese Weise hergestellten Legierungsschmelzen wurden jeweils
in eine Form eingegossen, die den in 1 gezeigten
Aufbau hatte (Eingießschritt)
und dann in Luft erstarren gelassen (Erstarrungsschritt). Auf diese
Weise wurden durch Standguss zylinderförmige Prüfkörper mit geschlossenem Boden
(hitzebeständige
Magnesiumlegierungsgussteile) hergestellt. Die zylinderförmigen Prüfkörper mit
geschlossenem Boden hatten eine Bodenfläche, deren Dicke etwa 3 mm
betrug und die eine ϕ 17 mm große Öffnung hatte, sowie einen Außendurchmesser
von etwa ϕ 60 mm. Die nachfolgende Tabelle 1 gibt die chemische
Zusammensetzung jedes Prüfkörpers an.
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(Untersuchung zu Gussrissen und struktureller
Rauheit und Berechnung des Erstarrungstemperaturfensters)
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Die
sich ergebenden Prüfkörper wurden
visuell und mit Hilfe eines metallografischen Mikroskops auf das
Vorhandensein von Gussrissen und die Art der Gussrisse hin untersucht.
Wenn an der Bruchfläche
der Gussrisse dendritische Strukturen ausgebildet waren, wurden
die Gussrisse als Heißrisse
angesehen; und wenn die Bruchflächen
spröde
Bruchflächen
waren, wurden die Gussrisse als Schrumpfrisse angesehen. Tabelle
1 gibt zusammen mit den chemischen Zusammensetzungen das Vorhandensein
von Gussrissen in den jeweiligen Prüfkörpern an.
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Darüber hinaus
wurden die Prüfkörper in
der Mitte durchtrennt und wurde die strukturelle Rauheit der Schnittfläche bei
500-facher Vergrößerung mit
Hilfe eines metallografischen Mikroskops untersucht. Tabelle 1 gibt
neben den angesprochenen Eigenschaften die Ergebnisse dieser Untersuchung
an. Dabei ist zu beachten, dass die in Tabelle 1 genannte Rauheit
eine mittlere strukturelle Rauheit ist und durch den mittleren Kristallkorndurchmesser
ausgewiesen ist, der aus den Mittelwerten der Größe der α-Phase in Mg berechnet wurde. Als Referenz
geben die 2(a) und 2(b) das
fotografische Bild der Struktur in den Prüfkörpern Nr. 5 bzw. 7 wieder.
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Darüber hinaus
gibt Tabelle 1 neben den oben beschriebenen Eigenschaften die Erstarrungstemperaturfenster
an, die aus der Solidustemperatur und Liquidustemperatur der jeweiligen
Prüfkörper berechnet
wurden.
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3 fasst
die Eigenschaften Erstarrungstemperaturfenster, strukturelle Rauheit
und Vorhandensein von Gussrissen zusammen, die wie oben beschrieben
bestimmt wurden.
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(Beurteilung)
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Aus
der Tabelle 1 und 3 ergibt sich Folgendes:
- (1) Die Zusammensetzungen der Prüfkörper Nr.
1 bis 3 liegen außerhalb
der beanspruchten erfindungsgemäßen Bereiche.
- (2) Die Zusammensetzungen der Prüfkörper Nr. 4 bis 7 fallen in
die beanspruchten erfindungsgemäßen Bereiche.
Demzufolge zeigten sämtliche
Prüfkörper Nr.
4 bis 7 ein Erstarrungstemperaturfenster von 105°C oder weniger und waren feiner,
so dass sie eine strukturelle Rauheit von 16 μm oder weniger hatten. Außerdem litten
die Prüfkörper Nr.
4 bis 7 kaum unter dem Vorhandensein von Schrumpfrissen, geschweige denn
von Heißrissen.
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Je
größer der
Ca-Gehalt bezogen auf den Al-Gehalt war, je größer also das Ca/Al-Masseverhältnis war,
um so enger war das Erstarrungstemperaturfenster der Prüfkörper Nr.
4 bis 7 und um so feiner war gleichzeitig ihre strukturelle Rauheit.
- (3) Die Zusammensetzungen der Prüfkörper Nr.
C1 bis C10 lagen außerhalb
der beanspruchten erfindungsgemäßen Bereiche.
Außer
dem Prüfkörper Nr.
C10 litten sämtliche
Prüfkörper Nr.
C1 bis C9 unter dem Vorhandensein von Gussrissen. Vermutlich litt
der Prüfkörper Nr.
C10 deswegen nicht unter dem Vorhandensein von Gussrissen, weil
er aus einer Mg-Al Legierung bestand, die eine geringe Hitzebeständigkeit
und insbesondere eine geringe Kriechbeständigkeit hatte, so dass sie
sich durch die Spannungen beim Gießen leicht verformen konnte.
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Die
Prüfkörper Nr.
C4 bis C9 enthielten seltene Erden. Dementsprechend zeigten sämtliche
Prüfkörper Nr.
C4 bis C9 ungeachtet des Erstarrungstemperaturfensters eine grobe
strukturelle Rauheit. Unter den Prüfkörpern Nr. C4 bis C9 hatten
die Prüfkörper, deren
absoluter Ca-Gehalt geringer war und deren Al-Gehalt bezogen auf
den Ca-Gehalt größer war,
etwa die Prüfkörper Nr.
C6 bis C8, eine grobe strukturelle Rauheit, obwohl sie ein enges
Erstarrungstemperaturfenster hatten. Darüber hinaus litten die Prüfkörper Nr.
C6 bis C8 unter dem Vorhandensein von Gussrissen, wobei es sich
dabei stets um Schrumpfrisse handelte.