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Die vorliegende Erfindung betrifft ein genetisches Verfahren zur
Herstellung von Riboflavin. Durch die spezielle Auswahl von Genen
der Riboflavinbiosynthese bzw. deren Kombination in Organismen
der Gattung Ashbya und deren Expression wird die
Riboflavinproduktion in diesen Organismen gesteigert.
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Vitamin-B2, auch Riboflavin genannt, wird von allen Pflanzen
und einer Vielzahl von Mikroorganismen hergestellt. Für Mensch
und Tier ist es essentiell, da sie nicht in der Lage sind, es
zu synthetisieren. Riboflavin spielt eine wichtige Rolle im
Metabolismus. So ist es beispielsweise an der Verwertung von
Kohlenhydraten beteiligt. Bei Vitamin B2-Mangel treten
Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhäute, Juckreiz und
Entzündungen in den Hautfalten und ähnliche Hautschäden,
Bindehautentzündungen, verminderte Sehschärfe und Trübung der Hornhaut
auf. Bei Säuglingen und Kindern können Wachstumsstillstand und
Gewichtsabnahme auftreten. Vitamin-B2 hat deshalb eine große
wirtschaftliche Bedeutung beispielsweise als Vitaminpräparat
bei Vitaminmangel sowie als Futtermittelzusatz. Es wird
verschiedensten Lebensmitteln zugesetzt. Daneben wird es auch als
Lebensmittelfarbstoff, beispielsweise in Mayonnaise, Eiscreme,
Pudding etc. verwendet.
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Die Herstellung von Vitamin B2 erfolgt entweder chemisch oder
mikrobiell (siehe z. B. Kurth et al., 1996, Riboflavin, in:
Ullmann's Encyclopedia of industrial chemistry, VCH Weinheim).
Bei den chemischen Herstellverfahren wird Riboflavin in der
Regel in mehrstufigen Prozessen als reines Endprodukt gewonnen,
wobei relativ kostspielige Ausgangsprodukte, wie z. B. D-Ribose,
eingesetzt werden müssen.
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Eine Alternative zur chemischen Synthese von Riboflavin ist die
fermentative Herstellung des Vitamin B2 durch Mikroorganismen.
Als Ausgangsstoffe dienen dabei nachwachsende Rohstoffe, wie
Zucker oder pflanzliche Öle. Die Herstellung von Riboflavin
durch Fermentation von Pilzen wie Eremothecium ashbyii oder
Ashbya gossypii ist bekannt (The Merck Index, Windholz et al.,
eds. Merck & Co., Seite 1183, 1983), aber auch Hefen, wie z. B.
Candida, Pichia und Saccharomyces oder Bakterien, wie z. B.
Bacillus, Clostridien oder Corynebakterien sind als Riboflavin-
Produzenten beschrieben. In EP-A-0 405 370 und EP-A-0 821 063
wird die Herstellung von Riboflavin mit rekombinanten
Bakterienstämmen beschrieben, wobei die Stämme durch Transformation
mit Riboflavin-Biosynthesegenen aus Bacillus subtilis erhalten
wurden.
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In WO 95/26406 bzw. WO 94/11515 wird die Klonierung der für die
Riboflavin-Biosynthese spezifischen Gene aus den eukaryontischen
Organismen Ashbya gossypii bzw. Saccharomyces cerevisiae, sowie
Mikroorganismen, die mit diesen Genen transformiert wurden, und
die Verwendung solcher Mikroorganismen zur Riboflavinsynthese
beschrieben.
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WO 99/61623 beschreibt die Nutzung der Auswahl von Riboflavin-
Biosynthesegenen (rib3, rib4, rib5) zur Erhöhung der
Riboflavinbildung.
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In beiden oben genannten Organismen katalysieren 6 Enzyme
ausgehend von Guanosintriphosphat (GTP) und von Ribulose-5-
Phosphat die Bildung von Riboflavin. Hierbei setzt die
GTP-Cyclohydrolase-II (rib1-Genprodukt) GTP zu
2,5-Diamino-6-(ribosylamino)-4-(3H)-pyrimidinon-5-phosphat um. Diese Verbindung
wird anschließend durch die 2,5-Diamino-6-(ribosylamino)-4-
(3H)-pyrimidinon-5-phosphat Reduktase (rib7 Genprodukt) zu
2,5-Diamino-ribitylamino-2,4-(1H,3H)-pyrimidin-5-phosphat
reduziert und dann durch eine spezifische Deaminase
(rib2-Genprodukt) zu 5-Amino-6-ribitylamino-2,4-(1H,3H)-pyrimidindion-
5-phosphat deaminiert. Durch eine unspezifische Phosphatase wird
daraufhin das Phosphat abgespalten.
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Ribulose-5-phosphat, neben GTP das zweite Ausgangsprodukt der
letzten enzymatischen Schritte der Riboflavinbiosynthese, wird
durch die 3,4-Dihydroxy-2-butanon-4-phosphat-Synthase
(rib3-Genprodukt) zu 3,4-Dihydroxy-2-butanon-4-phosphat (DBP) umgesetzt.
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Sowohl DBP als auch 5-Amino-6-ribitylamino-2,4-(1H,
3H)-Pyrimidindion sind die Edukte der enzymatischen Synthese von 6,7-Dimethyl-
8-ribityllumazin. Diese Reaktion wird durch das rib4-Genprodukt
(DMRL-Synthase) katalysiert. DMRL wird daraufhin durch die
Riboflavin-Synthase (rib5-Genprodukt) zu Riboflavin umgesetzt (Bacher
et al. (1993), Bioorg. Chem. Front. Vol. 3, Springer Verlag).
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Trotz dieser Fortschritte in der Herstellung von Riboflavin
besteht nach wie vor ein Bedarf zur Verbesserung und Steigerung
der Vitamin B2-Produktivität um den steigenden Bedarf zu decken
und die Herstellung von Riboflavin effizienter zu gestalten.
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Es bestand daher die Aufgabe die Vitamin B2-Produktivität weiter
zu verbessern. Diese Aufgabe wurde gelöst durch ein Verfahren
zur mikrobiellen Herstellung von Riboflavin, indem man einen
zur fähigen Mikroorganismus der Gattung Ashbya, züchtet, der
in mindestens zwei der Genprodukte aus der Gruppe rib1, rib2,
rib4 und rib7 höhere Aktivitäten aufweist als der Wildtyp ATCC
10895, und anschließend das gebildete Riboflavin aus dem
Kulturmedium isoliert.
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Vorteilhaft wird das Verfahren zur gesteigerten Herstellung von
Riboflavin mit einem Organismus, der in der Lage ist Riboflavin
zu synthetisieren, durchgeführt, bei dem beispielsweise die
Kombination der folgenden rib-Genprodukte (die Zahlen geben
jeweils das entsprechende rib-Genprodukt an) eine erhöhte
Aktivität aufweisen: 1+2, 1+4, 1+7, 2+4, 2+7, 4+7.
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Besonders bevorzugt sind solche Organismen bei denen die
Kombination der folgenden rib-Genprodukte (die Zahlen geben
jeweils das entsprechende rib-Genprodukt an) eine erhöhte
Aktivität aufweisen: 1+2+4, 1+2+7, 1+4+7, 2+4+7.
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Die erhöhte Aktivität der rib Genprodukte wird dabei im
Vergleich zu dem Ashbya gossypii Stamm ATCC 10895 bewertet, der
als Referenzorganismus dient. Die entsprechenden Verfahren
zur Messung der Aktivität der rib-Genprodukte, d. h. die
Enzymaktivitäten sind dem Fachmann geläufig und in der Literatur
beschrieben.
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Weiter vorteilhaft zur Steigerung der Vitamin-B2-Produktivität
ist die Kombination von Steigerung der natürlichen Enzymaktivität
und Einbringen der oben genannten Genkombination zur Erhöhung
der Genexpression.
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Als Organismen bzw. Wirtsorganismen für das erfindungsgemäße
Verfahren eignen sich prinzipiell alle Organismen der Gattung
Ashbya, die in der Lage sind Riboflavin zu synthetisieren.
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Als rib Genprodukte werden nicht nur die im Sequenzprotokoll
in SEQ ID NO: 2, 4, 6, 8 beschriebenen Polypeptidsequenzen
bezeichnet, sondern auch solche von diesen Sequenzen durch
Austausch, Insertion oder Deletion von bis zu 5% bevorzugt
bis zu 3%, besonders bevorzugt bis zu 2% der Aminosäurecodons
erhältliche Polypeptidsequenzen bezeichnet. Solche Sequenzen
kommen beispielsweise als natürliche Allelvariationen vor oder
können durch Mutationsbehandlung des Ausgangsstammes
beispielsweise durch mutagene Substanzen oder elektromagnetische Strahlung
und anschließende Selektion auf erhöhte Riboflavinproduktivität
erhalten werden.
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Die erfindungsgemäße Kombination der rib-Gene rib1, rib2, rib4
und rib7 und/oder die Aktivitätserhöhung der Gene und ihrer
Genprodukte führt zu einer deutlich gesteigerten Riboflavin-
Produktivität. Die genannten Gene lassen sich prinzipiell
über alle dem Fachmann bekannten Methoden in die verwendeten
Organismen einführen, vorteilhaft werden sie über Transformation,
Transfektion, Elektroporation, mit der sog. Partikelgun oder
über Mikroinjektion in die Organismen bzw. deren Zellen
eingebracht. Für Mikroorganismen kann der Fachmann entsprechende
Methoden den Lehrbüchern von Sambrook, J. et al. (1989) Molecular
cloning: A laboratory manual, Cold Spring Harbor Laboratory
Press, von F. M. Ausubel et al. (1994) Current protocols in
molecular biology, John Wiley and Sons, von D. M. Glover et al.,
DNA Cloning Vol. 1, (1995), IRL Press (ISBN 019-963476-9), von
Kaiser et al. (1994) Methods in Yeast Genetics, Cold Spring Habor
Laboratory Press oder Guthrie et al. Guide to Yeast Genetics and
Molecular Biology, Methods in Enzymology, 1994, Academic Press
entnehmen. Als vorteilhaft seien beispielhaft Methoden wie das
Einbringen der DNA über homologe oder heterologe Rekombination
beispielsweise mit Hilfe des ura-3-Gens, speziell des ura-3-
Gens von Ashbya, wie in der deutschen Anmeldung DE 198 01 120.2
beschrieben und/oder über die im folgenden beschriebene REMI-
Methode (= "Restriktion-Enzyme-Mediated-Integration"), genannt.
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Die REMI-Technik basiert auf der Kotransformation eines linearen
DNA-Konstruktes, das an beiden Enden mit derselben
Restriktionsendonuklease geschnitten wurde, zusammen mit der
Restriktionsendonuklease, die für diese Restriktion des DNA-Konstrukts
verwendet wurde, in einen Organismus. Die
Restriktionsendonuklease schneidet daraufhin die genomische DNA des Organismus,
in den das DNA-Konstrukt zusammen mit dem Restriktionsenzym
eingebracht wurde. Dies führt zu einer Aktivierung der
zelleigenen Reparaturmechanismen. Diese Reparaturmechanismen
reparieren die durch die Endonuklease hervorgerufene
Strangbrüche der genomischen DNA und bauen dabei mit einer gewissen
Frequenz auch das kotransformierte DNA-Konstrukt mit ins Genom
ein. In der Regel bleiben dabei die Restriktionsschnittstellen
an beiden Enden der DNA erhalten.
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Diese Technik wurde von Bölker et al. (Mol Gen Genet, 248, 1995:
547-552) für die Insertionsmutagenese von Pilzen beschrieben.
Von Schiestl und Petes (Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 88, 1991:
7585-7589) wurde die Methode zur Aufklärung, ob es bei
Saccharomyces eine heterologe Rekombination gibt, verwendet. Zur stabilen
Transformation und regulierten Expression eines induzierbaren
Reportergens wurde die Methode von ßrown et al. (Mol. Gen.
Genet. 251, 1996 : 75-80) beschrieben. Das System wurde bisher
noch nicht als gentechnisches Werkzeug zur Optimierung von
Stoffwechselwegen oder zur kommerzielle überexpression von Proteinen
eingesetzt.
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Am Beispiel der Riboflavinsynthese wurde gezeigt, dass mit
Hilfe der REMI-Methode Biosynthesegene in das Genom der oben
genannten Organismen integriert werden kann und damit
Produktionsverfahren zur Herstellung von Stoffwechselprodukten des Primär-
oder Sekundärmetabolismus speziell von Biosynthesewegen
beispielsweise von Aminosäuren wie Lysin, Methionin, Threonin oder
Tryptophan, Vitaminen wie Vitamin A, B2, B6 B12, C, D, E, F,
S-Adenosylmethionin, Biotin, Panthotensäure oder Folsäure,
Carotinoiden wie β-Carotin, Lycopin, Canthaxanthin, Astaxanthin
oder Zeaxanthin oder Proteinen wie Hydrolasen wie Lipasen,
Esterasen, Amidasen, Nitrilasen, Proteasen, Mediatoren wie
Cytokine z. B. Lymphokine wie MIF, MAF, TNF, Interleukine wie
Interleukin 1, Interferone wie γ-Interferon, tPA, Hormone wie
Proteohormone, Glykohormone, Oligo- oder Polypetidhormone wie
Vassopressin, Endorphine, Endostatin, Angiostatin,
Wachstumsfaktoren Erythropoietin, Transkriptionsfaktoren, Integrine wie
GPIIb/IIIa oder αvβ111, Rezeptoren wie die verschiedenen
Glutamatrezeptoren, Angiogenesefaktoren wie Angiotensin optimiert werden
können.
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Mit Hilfe der REMI-Methode können die erfindungsgemäßen
Nukleinsäurefragmente oder andere der oben genannten Gene
an transcriptionsaktive Stellen im Genom plaziert werden.
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Vorteilhafterweise werden die Nukleinsäuren zusammen mit einem
mindestens einem Reportergen in ein DNA-Konstrukt kloniert, das
in das Genom eingebracht wird. Dieses Reportergen sollte eine
leichte Detektierbarkeit über einen Wachstums-, Fluoreszenz-,
Chemo- oder Biolumineszenzassay oder über eine photometrische
Messung ermöglichen. Beispielhaft seien als Reportergene
Antibiotikaresistenzgene, Hydrolasegene, Fluoreszenzproteingene,
Biolumineszenzgene, Glucosidasegene, Peroxidasegen oder
Biosynthesegene wie die Riboflavingene, das Luciferasegen,
β-Galactosidasegen, gfp-Gen, Lipasegen, Esterasegen,
Peroxidasegen, β-Lactamasegen, Acetyl-, Phospo- oder Adenyltransferasegen
genannt. Diese Gene ermöglichen eine leichte Messbarkeit und
Quantifizierbarkeit der Transcriptionsaktivität und damit der
Expression der Gene. Damit lassen sich Genomstellen
identifizieren, die eine bis zu Faktor 2 unterschiedliche
Produktivität zeigen (siehe Fig. 1). Fig. 1 zeigt die Klone Lu21#1 und
LU21#2, die nach Integration erhalten wurden, mit ihren
unterschiedlichen Vitamin B2-(= Riboflavin)Produktivitäten.
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Im Falle, dass die Biosynthesegene selber eine leichte
Detektierbarkeit ermöglichen, kann wie beispielsweise im Falle des
Riboflavins auf ein zusätzliches Reportergen verzichtet werden.
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Sollen mehrere Gene in den Organismus eingeführt werden, so
können alle zusammen mit einem Reportergen in einem einzigen
Vektor oder jedes einzelne Gen mit einem Reportergen in je
einem Vektor in den Organismus eingebracht werden, wobei die
verschiedenen Vektoren gleichzeitig oder sukzessive eingebracht
werden können. Auch Genfragmente, die für die jeweiligen
Aktivitäten kodieren können in der REMI-Technik eingesetzt werden.
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Für das erfindungsgemäße Verfahren zur Integration von
Biosynthesegenen in das Genom von Organismen eignen sich prinzipiell
alle bekannten Restriktionsenzyme. Restriktionsenzyme, die nur
4 Basenpaare als Restriktionsschnittstelle erkennen, sind weniger
bevorzugt, da sie zu häufig im Genom oder im zu integrierenden
Vektor schneiden, bevorzugt sind Enzyme die 6, 7, 8 oder mehr
Basenpaare als Schnittstelle erkennen wie BamHI, EcoRI, BglII,
SphI, SpeI, XbaI, XhoI, NcoI, SalI, ClaI, KpnI, HindIII, SacI,
PstI, Bpn1, NotI, SrfI oder SfiI um nur einige der möglichen
Enzyme zu nennen. Von Vorteil ist, wenn die verwendeten Enzyme
keine Schnittstellen mehr in der einzuführenden DNA haben, dies
erhöht die Effizienz der Integration. In der Regel werden 5 bis
500 U, bevorzugt 10 bis 250, besonders bevorzugt 10 bis 100 U der
Enzyme im REMI-Ansatz verwendet. Die Enzyme werden vorteilhaft in
einer wässrigen Lösung eingesetzt, die Substanzen zur osmotischen
Stabilisierung wie Zucker wie Saccharose, Trehalose oder Glucose,
Polyole wie Glycerin oder Polyethylenglycol, eine Puffer mit
einer vorteilhaften Pufferung im Bereich von pH 5 bis 9,
bevorzugt 6 bis 8, besonders bevorzugt 7 bis 8 wie Tris, MOPS, HEPES,
MES oder PIPES und/oder Substanzen zur Stabilisierung der
Nukleinsäuren enthalten wie anorganische oder organische Salze
von Mg, Cu, Co, Fe, Mn oder Mo. Es können gegebenenfalls noch
weitere Stoffe enthalten sein wie EDTA, EDDA, DTT,
β-Mercaptoethanol oder Nukleasehemmstoffe. Es ist aber auch möglich die
REMI-Technik ohne diese Zusätze durchzuführen.
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Das erfindungsgemäße Verfahren wird in einem Temperaturbereich
von 5 bis 80°C, bevorzugt von 10 bis 60°C, besonders bevorzugt
von 20 bis 40°C durchgeführt. Für das Verfahren eignen sich alle
bekannten Methoden zur Destabilisierung von Zellmembranen wie
beispielsweise die Elektroporation, die Fusion mit beladenen
Vesikeln oder die Destabilisierung über verschiedene Alkali-
oder Erdalkalisalze wie Lithium, Rubidium- oder Calziumsalze
bevorzugt sind die Lithiumsalze.
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Die Nukleinsäuren können nach dem Isolieren direkt oder nach
Aufreinigung für die erfindungsgemäße Reaktion verwendet werden.
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Das Einbringen der erfindungsgemäßen Kombination der rib-Gene
in Pflanzen kann prinzipiell nach allen dem Fachmann bekannten
Methoden erfolgen.
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Die Übertragung von Fremdgenen in das Genom einer Pflanze wird
als Transformation bezeichnet. Es werden dabei die beschriebenen
Methoden zur Transformation und Regeneration von Pflanzen aus
Pflanzengeweben oder Pflanzenzellen zur transienten oder stabilen
Transformation genutzt. Geeignete Methoden sind die
Protoplastentransformation durch Polyethylenglykol-induzierte DNA-Aufnahme,
die Verwendung einer Genkanone, die Elektroporation, die
Inkubation trockener Embryonen in DNA-haltiger Lösung, die
Mikroinjektion und der durch Agrobacterium vermittelte Gentransfer.
Die genannten Verfahren sind beispielsweise in B. Jenes et al.,
Techniques for Gene Transfer, in: Transgenic Plants, Vol. 1,
Engineering and Utilization, herausgegeben von S. D. Kung und
R. Wu, Academic Press (1993) 128-143 sowie in Potrykus Annu. Rev.
Plant Physiol. Plant Molec. Biol. 42 (1991) 205-225) beschrieben.
Vorzugsweise wird das zu exprimierende Konstrukt in einen Vektor
kloniert, der geeignet ist, Agrobacterium tumefaciens zu
transformieren, beispielsweise pBin19 (Bevan et al., Nucl. Acids
Res. 12 (1984) 8711). Die Transformation von Pflanzen mit
Agrobacterium tumefaciens wird beispielsweise von Höfgen und
Willmitzer in Nucl. Acid Res. (1988) 16, 9877 beschrieben.
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Mit einem erfindungsgemäßen Expressionsvektor transformierte
Agrobakterien können ebenfalls in bekannter Weise zur
Transformation von Pflanzen, insbesondere von Kulturpflanzen, wie
Getreide, Mais, Soja, Reis, Baumwolle, Zuckerrübe, Canola,
Sonnenblume, Flachs, Hanf, Kartoffel, Tabak, Tomate, Raps,
Alfalfa, Salat und den verschiedenen Baum-, Nuss- und
Weinspezies sowie Leguminosen verwendet werden, z. B. indem
verwundete Blätter oder Blattstücke in einer Agrobakterienlösung
gebadet und anschließend in geeigneten Medien kultiviert werden.
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Die genetisch veränderten Pflanzenzellen können über alle dem
Fachmann bekannten Methoden regeneriert werden. Entsprechende
Methoden können den oben genannten Schriften von S. D. Kung und
R. Wu, Potrykus oder Höfgen und Willmitzer entnommen werden.
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Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten die Enzymaktivität der
rib-Genprodukte in der Zelle zu erhöhen.
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Eine Möglichkeit besteht darin, die endogenen rib-Gene 1, 2, 4
und 7 so zu verändern, dass sie für Enzyme mit gegenüber den
Ausgangsenzymen erhöhter rib 1, 2, 4 bzw. 7-Aktivität kodieren. Eine
andere Erhöhung der Enzymaktivität kann beispielsweise erreicht
werden, indem durch Veränderung der katalytischen Zentren ein
erhöhter Substratumsatz erfolgt oder indem die Wirkung von
Enzyminhibitoren aufgehoben wird, das heißt sie weisen eine erhöhte
spezifische Aktivität auf oder ihre Aktivität wird nicht gehemmt.
Auch kann eine erhöhte Enzymaktivität in einer weiteren
vorteilhaften Ausführungsform durch Erhöhung der Enzymsynthese in der
Zelle erfolgen, beispielsweise durch Ausschaltung von Faktoren,
die die Enzymsynthese reprimieren oder durch Erhöhung der
Aktivität von Faktoren oder Regulatorelementen, die eine verstärkte
Synthese fördern, oder bevorzugt durch Einbringen weiterer
Genkopien. Durch diese Maßnahmen wird die Gesamtaktivität der
Genprodukte in der Zelle erhöht, ohne die spezifische Aktivität
zu verändern. Es kann auch eine Kombination dieser Methoden
verwendet werden, das heißt Erhöhung der spezifischen Aktivität
sowie Erhöhung der Gesamtaktivität. Diese Änderungen können
prinzipiell über alle dem Fachmann bekannten Methoden in die
Nukleinsäuresequenzen der Gene, Regulationselemente oder deren
Promotoren eingebracht werden. Hierzu können die Sequenzen
beispielsweise einer Mutageneses wie einer "site directed
mutagenesis" unterzogen werden wie sie in D. M. Glover et al., DNA
Cloning Vol. 1, (1995), IRL Press (ISBN 019-963476-9), Kapitel 6,
Seite 193 ff beschrieben wird.
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Von Spee et al. (Nucleic Acids Research, Vol. 21, No. 3, 1993:
777-778) wird eine PCR-Methode unter Verwendung von dITP zur
zufälligen Mutagenese beschrieben.
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Die Verwendung einer "in vitro" Rekombinationstechnik für die
molekulare Evolution wird von Stemmer (Proc. Natl. Acad. Sci.
USA, Vol. 91, 1994: 10747-10751) beschrieben.
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Von Moore et al. (Nature Biotechnology Vol. 14, 1996: 458-467)
wird die Kombination der PCR- und Rekombinationsmethode
beschrieben.
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Die veränderten Nukleinsäuresequenzen werden anschließend
wieder über Vektoren in die Organismen zurückgebracht.
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Es können zur Erhöhung der Enzymaktivitäten auch veränderte
Promotorbereiche vor die natürlichen Gene gebracht werden,
so dass die Expression der Gene gesteigert wird und damit die
Aktivität letztlich angehoben wird. Auch am 3'-Ende können
Sequenzen eingebracht werden, die beispielsweise die Stabilität
der mRNA erhöhen und dadurch eine erhöhte Translation
ermöglichen. Dies führt ebenfalls zu einer höheren Enzymaktivität.
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Vorzugsweise werden weitere Genkopien der rib-Gene 1, 2, 7 und 4
gemeinsam in die Zelle eingebracht. Diese Genkopien können der
natürlichen Regulation unterliegen, einer veränderten Regulation,
wobei die natürlichen Regulationsregionen derart verändert
wurden, das sie eine erhöhte Expression der Gene ermöglicht
oder aber es können Regulationssequenzen fremder Gene oder
sogar artfremder Gene verwendet werden.
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Besonders vorteilhaft ist eine Kombination der oben genannten
Methoden.
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Vorteilhaft im erfindungsgemäßen Verfahren ist die Kombination
der Gene mit den Sequenzen SEQ ID No. 1, SEQ ID No. 3,
SEQ ID No. 5 und SEQ ID No. 7 oder deren funktionelle
Äquivalente.
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Für eine optimale Expression heterologer Gene in Organismen
ist es vorteilhaft die Nukleinsäuresequenzen entsprechend
des im Organismus verwendeten spezifischen "codon usage" zu
verändern. Der "codon usage" lässt sich anhand von
Computerauswertungen anderer, bekannter Gene des betreffenden Organismus
leicht ermitteln.
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Die Genexpression der rib-Gene 1, 2, 7 und 4 kann vorteilhaft
durch Erhöhen der rib1, 2, 7, 4 Genkopienzahl und/oder durch
Verstärkung regulatorischer Faktoren, die die rib1, 2, 7 und 4
Genexpression positiv beeinflussen, erhöht werden. So kann eine
Verstärkung regulatorischer Elemente vorzugsweise auf der
Transkriptionsebene erfolgen, indem stärkere Transkriptionssignale
wie Promotoren und Enhancer verwendet werden. Daneben ist aber
auch eine Verstärkung der Translation möglich, indem
beispielsweise die Stabilität der rib1, 2, 7 und 4 mRNA verbessert, oder
die Ableseeffizienz dieser mRNA an den Ribosomen erhöht wird.
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Zur Erhöhung der Genkopienzahl können die rib-Gene 1, 2, 7 und 4,
oder homologer Gene, beispielsweise in ein Nukleinsäurefragment
bzw. in einen Vektor eingebaut werden, der vorzugsweise die den
jeweiligen rib-Genen zugeordnete, regulatorische Gensequenzen
oder analog wirkende Promotoraktivität enthält.
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Insbesondere werden solche regulatorische Sequenzen verwendet,
die die Genexpression verstärken. Alternativ kann auch jedes
der beschriebenen Gene in einen einzelnen Vektor gebracht und
in den jeweiligen Produktionsorganismus transformiert werden.
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Unter dem erfindungsgemäßen Nukleinsäurefragment sind die
rib-Gensequenzen SEQ ID No. 1, SEQ ID No. 3, SEQ ID No. 5 und
SEQ ID No. 7 oder deren funktionelle Äquivalente zu verstehen,
die mit einem oder mehreren Regulationssignalen
vorteilhafterweise zur Erhöhung der Genexpression funktionell verknüpft
wurden. Beispielsweise handelt es sich bei diesen regulatorischen
Sequenzen um Sequenzen an die Induktoren oder Repressoren binden
und so die Expression der Nucleinsäure regulieren. Zusätzlich zu
diesen neuen Regulationssequenzen oder anstelle dieser Sequenzen
kann die natürliche Regulation dieser Sequenzen vor den
eigentlichen Strukturgenen noch vorhanden sein und gegebenenfalls
genetisch verändert worden sein, so dass die natürliche
Regulation ausgeschaltet und die Expression der Gene erhöht wurde.
Das Genkonstrukt kann aber auch einfacher aufgebaut sein, das
heißt es wurden keine zusätzlichen Regulationssignale vor
die Sequenzen SEQ ID No. 1, SEQ ID No. 3, SEQ ID No. 5 oder
SEQ ID No. 7 oder deren funktionelle Äquivalente inseriert und
der natürliche Promotor mit seiner Regulation wurde nicht
entfernt. Stattdessen wurde die natürliche Regulationssequenz so
mutiert, dass keine Regulation mehr erfolgt und die Genexpression
gesteigert wird. Diese veränderten Promotoren können auch allein
vor die natürlichen Gene zur Steigerung der Aktivität gebracht
werden. Das Genkonstrukt kann außerdem vorteilhafterweise auch
eine oder mehrere sogenannte "enhancer Sequenzen" funktionell
verknüpft mit dem Promotor enthalten, die eine erhöhte Expression
der Nucleinsäuresequenz ermöglichen. Auch am 3'-Ende der DNA-
Sequenzen können zusätzliche vorteilhafte Sequenzen inseriert
werden wie weitere regulatorische Elemente oder Terminatoren.
Die rib-Gene können in einer oder mehreren Kopien im Genkonstrukt
enthalten sein.
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Vorteilhafte Regulationssequenzen für das erfindungsgemäße
Verfahren sind beispielsweise in Promotoren wie cos-, tac-,
trp-, tet-, trp-tet-, lpp-, lac-, lpp-lac-, lacIq-, T7-, TS-,
T3-, gal-, trc-, ara-, SP6-, λ-PR- oder im λ-PL-Promotor
enthalten, die vorteilhafterweise in gram-negativen Bakterien
Anwendung finden. Weitere vorteilhafte Regulationssequenzen sind
beispielsweise in den gram-positiven Promotoren amy und SPO2, in
den Hefe- oder Pilzpromotoren ADC1, MFα, AC, P-60, CYC1, GAPDH,
TEF, rp28, ADH oder in den Pflanzenpromotoren CaMV/35S [Franck
et al., Cell 21 (1980) 285-294], PRP1 [Ward et al., Plant. Mol.
Biol. 22 (1993)], SSU, OCS, lib4, usp, STLS1, B33, LEB4, nos
oder im Ubiquitin- oder Phaseolin-Promotor enthalten. In diesem
Zusammenhang sind auch die Promotoren der Pyruvatdecarboxylase
und der Methanoloxidase aus beispielsweise Hansenula vorteilhaft.
Weitere vorteilhafte Pflanzenpromotoren sind beispielsweise
ein durch Benzensulfonamid-induzierbarer (EP 388186), ein
durch Tetrazyklin-induzierbarer (Gatz et al., (1992) Plant J. 2,
397-404), ein durch Abscisinsäure-induzierbarer (EP 335528) bzw.
ein durch Ethanol- oder Cyclohexanon-induzierbarer (WO 9321334)
Promotor. Vorteilhaft sind insbesonders solche pflanzliche
Promotoren, die die Expression in Geweben oder Pflanzenteilen
sicherstellen, in denen die Biosynthese von Purinen bzw. dessen
Vorstufen stattfindet. Insbesondere zu nennen sind Promotoren,
die eine blattspezifische Expression gewährleisten. Zu nennen
sind der Promotor der cytosolischen FBPase aus Kartoffel oder der
ST-LSI Promotor aus Kartoffel (Stockhaus et al., EMBO J. 8 (1989)
2445-245). Auch der Promotor der Phosphoribosylpyrophosphat
Amidotransferase aus Glycine max (siehe auch Genbank Accession
Nummer U 87999) oder einen anderen Nodien-spezifischen Promotor
wie in EP 249676 können vorteilhaft verwandt werden.
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Prinzipiell können alle natürlichen Promotoren mit ihren
Regulationssequenzen wie die oben genannten für das
erfindungsgemäße Verfahren verwendet werden. Darüberhinaus können auch
synthetische Promotoren vorteilhaft verwendet werden.
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Im Nukleinsäurefragment (= Genkonstrukt) können wie oben
beschrieben noch weitere Gene, die in die Organismen eingebracht
werden sollen, enthalten sein. Diese Gene können unter getrennter
Regulation oder unter der gleichen Regulationsregion wie die
rib-Gene liegen. Bei diesen Genen handelt es sich
beispielsweise um weitere Biosynthesegene, die eine gesteigerte Synthese
ermöglichen.
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Das Nukleinsäurefragment wird zur Expression in den oben
genannten Wirtsorganismus vorteilhafterweise in einen Vektor wie
beispielsweise einem Plasmid, einem Phagen oder sonstiger DNA
inseriert, das eine optimale Expression der Gene im Wirt
ermöglicht. Geeignete Plasmide sind beispielsweise in E. coli pLG338,
pACYC184, pBR322, pUC18, pUC19, pKC30, pRep4, pHS1, pHS2,
pPLc236, pMBL24, pLG200, pUR290, pIN-III113-B1, λgt11 oder pBdCI,
in Streptomyces pIJ101, pIJ364, pIJ702 oder pIJ361, in Bacillus
pUB110, pC194 oder pBD214, in Corynebacterium pSA77 oder pAJ667,
in Pilzen pALS1, pIL2 oder pBB116, in Hefen 2αM, pAG-1, YEp6,
YEp13 oder pEMBLYe23 oder in Pflanzen pLGV23, pGHlac+, pBIN19,
pAK2004 oder pDH51 oder Derivate der vorstehend genannten
Plasmide. Die genannten Plasmide stellen eine kleine Auswahl
der möglichen Plasmide dar. Weitere Plasmide sind dem Fachmann
wohl bekannt und können beispielsweise aus dem Buch Cloning
Vectors (Eds. Pouwels P. H. et al. Elsevier, Amsterdam-New York-
Oxford, 1985, ISBN 0 444 904018) entnommen werden. Geeignete
pflanzliche Vektoren werden unter anderem in "Methods in Plant
Molecular Biology and Biotechnology" (CRC Press), Kap. 6/7,
S.71-119 beschrieben.
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Vorteilhafterweise enthält das Nukleinsäurefragment zur
Expression der weiteren enthaltenen Gene zusätzlich noch 3'
und/oder 5' Terminale regulatorische Sequenzen zur Steigerung
der Expression, die je nach ausgewähltem Wirtsorganismus und
Gen oder Gene für eine optimale Expression ausgewählt werden.
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Diese regulatorischen Sequenzen sollen die gezielte Expression
der Gene und der Proteinexpression ermöglichen. Dies kann
beispielsweise je nach Wirtsorganismus bedeuten, dass das Gen
erst nach Induktion exprimiert und/oder überexprimiert wird,
oder dass es sofort exprimiert und/oder überexprimiert wird.
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Die regulatorischen Sequenzen bzw. Faktoren können dabei
vorzugsweise die Genexpression der eingeführten Gene positiv
beeinflussen und dadurch erhöhen. So kann eine Verstärkung
der regulatorischen Elemente vorteilhafterweise auf der
Transkriptionsebene erfolgen, indem starke Transkriptions-.
signale wie Promotoren und/oder "Enhancer" verwendet werden.
Daneben ist aber auch eine Verstärkung der Translation möglich,
indem beispielsweise die Stabilität der mRNA verbessert wird.
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In einer weiteren Ausgestaltungsform des Vektors kann das
erfindungsgemäße Genkonstrukt auch vorteilhafterweise in Form
einer linearen DNA in die Mikroorganismen eingeführt werden
und über heterologe oder homologe Rekombination in das Genom
des Wirtsorganismus integriert werden. Diese lineare DNA kann
aus einem linearisierten Plasmid oder nur aus dem
Nukleinsäurefragment als Vektor bestehen.
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Als Vektor kann auch ein beliebiges Plasmid (insbesondere aber
ein Plasmid, das den Replikationsursprung des 2αm Plasmids aus
S. cerevisiae trägt) verwendet werden, das in der Zelle autonom
repliziert, aber auch wie oben beschrieben ein lineares
DNA-Fragment, das in das Genom des Wirtes integriert. Diese Integration
kann über hetero- oder homologe Rekombination erfolgen. Bevorzugt
wie erwähnt jedoch über homologe Rekombination (Steiner et al.,
Genetics, Vol. 140, 1995: 973-987). Dabei können die Gene rib1,
rib2, rib4 und rib7 einzeln im Genom an verschiedenen Orten oder
auf verschiedenen Vektoren vorliegen oder gemeinsam im Genom oder
auf einem Vektor vorliegen.
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Die im erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten Organismen, die
die Kombination der rib-Gene 1, 2, 7 und 4 oder deren funktionelle
Äquivalente enthalten, zeigen eine erhöhte Riboflavin-Produktion.
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Im erfindungsgemäßen Verfahren werden die für die Herstellung
von Riboflavin verwendeten Organismen in einem Medium, das das
Wachstum dieser Organismen ermöglicht, angezüchtet. Dieses Medium
kann ein synthetisches oder ein natürliches Medium sein. Je nach
Organismus werden dem Fachmann bekannte Medien verwendet. Für
das Wachstum der Mikroorganismen enthalten die verwendeten Medien
eine Kohlenstoffquelle, eine Stickstoffquelle, anorganische Salze
und gegebenenfalls geringe Mengen an Vitamine und Spurenelemente.
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Vorteilhafte Kohlenstoffquellen sind beispielsweise Zucker wie
Mono-, Di- oder Polysaccharide wie Glucose, Fructose, Mannose,
Xylose, Galactose, Ribose, Sorbose, Ribulose, Lactose, Maltose,
Saccharose, Raffinose, Stärke oder Cellulose, komplexe
Zuckerquellen wie Melasse, Zuckerphosphate wie
Fructose-1,6-bisphosphat, Zuckeralkohole wie Mannit, Polyole wie Glycerin,
Alkohole wie Methanol oder Ethanol, Carbonsäuren wie
Citronensäure, Milchsäure oder Essigsäure, Fette wie Sojaöl oder Rapsöl,
Aminosäuren wie ein Aminosäurengemisch beispielsweise sog.
Casamino acids (Difco) oder einzelne Aminosäuren wie Glycin
oder Asparaginsäure oder Aminozucker, die letztgenannten können
auch gleichzeitig als Stickstoffquelle verwendet werden.
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Vorteilhafte Stickstoffquellen sind organische oder anorganische
Stickstoffverbindungen oder Materialien, die diese Verbindungen
enthalten. Beispiele sind Ammoniumsalze wie NH4Cl oder (NH4)2SO4,
Nitrate, Harnstoff, oder komplexe Stickstoffquellen wie
Maisquellwasser, Bierhefeautolysat, Sojabohnenmehl, Weizengluten,
Hefeextrakt, Fleischextrakt, Caseinhydrolysat, Hefe oder
Kartoffelprotein, die häufig auch gleichzeitig als Stickstoffquelle dienen
können.
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Beispiele für anorganische Salze sind die Salze von Calcium,
Magnesium, Natrium, Cobalt, Molybdän, Mangan, Kalium, Zink,
Kupfer und Eisen. Als Anion dieser Salze sind besonders das
Chlor-, Sulfat- und Phosphation zu nennen. Ein wichtiger Faktor
zur Steigerung der Produktivität im erfindungsgemäßen
Verfahren ist die Kontrolle der Fe2+- oder Fe3+-Ionenkonzentration
im Produktionsmedium.
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Gegebenenfalls werden dem Nährmedium weitere Wachstumsfaktoren
zugesetzt, wie beispielsweise Vitamine oder Wachstumsförderer
wie Biotin, Riboflavin, Thiamin, Folsäure, Nicotinsäure,
Pantothenat oder Pyridoxin, Aminosäuren wie Alanin, Cystein, Prolin,
Asparaginsäure, Glutamin, Serin, Phenylalanin, Ornithin oder
Valin, Carbonsäuren wie Citronensäure, Ameisensäure,
Pimelinsäure oder Milchsäure, oder Substanzen wie Dithiothreitol.
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Das Mischungsverhältnis der genannten Nährstoffe hängt von der
Art der Fermentation ab und wird im Einzelfall festgelegt.
Die Mediumkomponenten können alle zu Beginn der Fermentation
vorgelegt werden, nachdem sie falls erforderlich getrennt
sterilisiert oder gemeinsam sterilisiert wurden, oder aber
je nach Bedarf während der Fermentation kontinuierlich oder
diskontinuierlich nachgegeben werden.
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Die Züchtungsbedingungen werden so festgelegt, dass die
Organismen optimal wachsen und dass die bestmöglichen Ausbeuten
erreicht werden. Bevorzugte Züchtungstemperaturen liegen bei 15°C
bis 40°C. Besonders vorteilhaft sind Temperaturen zwischen 25°C
und 37°C. Vorzugsweise wird der pH-Wert in einem Bereich von 3
bis 9 festgehalten. Besonders vorteilhaft sind pH-Werte zwischen
5 und 8. Im allgemeinen ist eine Inkubationsdauer von wenigen
Stunden bis zu einigen Tagen bevorzugt von 8 Stunden bis zu
21 Tagen, besonders bevorzugt von 4 Stunden bis 14 Tagen
ausreichend. Innerhalb dieser Zeit reichert sich die maximale
Menge an Produkt im Medium an.
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Wie Medien vorteilhaft optimiert werden können, kann der
Fachmann beispielsweise dem Lehrbuch Applied Microbiol
Physiology, "A Practical Approach (Eds. P. M. Rhodes, P. F. Stanbury,
IRL-Press, 1997, Seiten 53-73, ISBN 0 19 963577 3) entnehmen.
Vorteilhafte Medien und Anzuchtbedingungen sind für Bacillus
und weitere Organismen beispielsweise der Schrift EP-A-0 405 370
speziell dem Beispiel 9, für Candida der Schrift WO 88/09822
speziell Tabelle 3 und für Ashbya der Schrift von Schmidt et al.
(Microbiology, 142, 1996: 419-426) zu entnehmen.
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Das erfindungsgemäße Verfahren kann kontinuierlich oder
diskontinuierlich in batch- oder fed-batch-Weise durchgeführt werden.
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Abhängig davon wie hoch die Ausgangsproduktivität des verwendeten
Organismus ist, lässt sich die Riboflavin-Produktivität durch das
erfindungsgemäße Verfahren unterschiedlich stark steigern. In der
Regel lässt sich die Produktivität vorteilhaft um mindestens 5%,
bevorzugt um mindestens 10%, besonders bevorzugt um 20%, ganz
besonders bevorzugt um mindestens 100% jeweils gegenüber dem
Ausgangsorganismus steigern.
Beispiele
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Die Isolierung der rib-Gene 1, 2, 3, 4, 5 und 7 aus Ashbya gossypii
und Saccharomyces cerevisiae wird in den Patenten WO 95/26406
und WO 93/03183 und speziell in den Beispielen beschrieben und
wurde entsprechend durchgeführt. Auf diese Schriften wird hier
ausdrücklich Bezug genommen.
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Sequenz 1 zeigt das DNA-Konstrukt, das neben dem zur
Transformation notwendigen Selektionsmarker die Genfragmente von
rib1, rib2, rib4 und rib7 trägt.
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Allgemeine Nukleinsäureverfahren wie z. B. Klonierung,
Restriktionsspaltungen, Agarose-Gelelektrophorese, Verknüpfen von DNA-
Fragmenten, Transformation von Mikroorganismen, Anzucht von
Bakterien und Sequenzanalyse rekombinanter DNA wurden wenn nichts
anderes beschrieben wurde wie bei Sambrook et al. (1989) (Cold
Spring Harbor Laboratory Press: ISBN 0-87969-309-6) beschrieben
durchgeführt.
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Die Sequenzierung rekombinanter DNA-Moleküle erfolgte mit einem
Laserfluoreszenz-DNA-Sequenzierer der Firma ABI nach der Methode
von Sanger (Sanger et al. (1977) Proc. Natl. Acad. Sci. USA74,
5463-5467). Fragmente resultierend aus einer Polymerase
Kettenreaktion wurden zur Vermeidung von Polymerasefehlern in zu
exprimierenden Konstrukten sequenziert und überprüft.
Beispiel 1
Klonierung des DNA-Konstruktes, das die rib1, rib2, rib4 und rib7
Genkopien enthält (Vektor Tef-G418-Tefrib1, 2, 7, 4)
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Expressionskonstrukte der rib-Gene: Der Vektor TefG418Tefrib3,4,5
ist in WO 99/61623 beschrieben. Dieser Vektor wurde mit KpnI
geschnitten, gefällt und wieder gelöst und anschließend partiell
mit NheI verdaut. Das größere, einmal mit NheI und KpnI
geschnittene Fragment ist aus einem Agarosegel aufgereinigt worden.
Das rib7 Gen wurde aus Vektor pJR765 (beschrieben in WO 95/26406)
mit Hilfe der PCR amplifiziert (Primer:
TCGAGGTACCGGGCCCCCCCTCGA; TCGAACTAGTAGACCAGTCAT). Das spezifische
PCR Produkt wurde mit KpnI/SpeI geschnitten und mit dem oben
beschriebenen KpnI/NheI geschnittenen Vektor ligiert. Es entstand
Vektor TefG418Tefrib7,4.
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Das rib2-Gen ist aus dem Vektor pJR758 (WO 95/26406) mit PCR
amplifiziert worden und das resultierende Produkt mit SpeI und
NheI geschnitten worden (Primer: CCCAACTAGTCTGCAGGACAATTTAAA;
AGTGCTAGCCTACAATTCGCAGCAAAAT). Dieses DNA-Fragment ist mit dem
NheI geschnittenen und mit Phosphatase behandelten Vektor
TefG418Tefrib7,4 ligiert worden. Es entstand Vektor
TefG418Tefrib7,4,2.
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Das rib1-Gen ist aus Vektor pJR765 (WO95/26406) durch PCR
amplifiziert worden (Primer: GTAGTCTAGAACTAGCTCGAAACGTG;
GATTCTAGAACTAGAACTAGTGGATCCG) und wurde mit XbaI geschnitten.
Dieses DNA-Fragment ist mit dem mit NheI geschnittenen und
Phosphatase behandelten Vektor TefG418Tefrib7,4,2 ligiert worden.
Das resultierende DNA-Konstrukt stellt den Vektor Tef-G418-
rib1,2,7,4 dar.
Beispiel 2
Transformation des DNA-Konstruktes in den Pilz Ashbya gossypii
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Das in Beispiel 1 beschriebene DNA-Konstrukt (Vektor Tef-G418-
rib1,2,4,7) wurde mit dem Restriktionsenzym XbaI vollständig
geschnitten und das Insert, das die rib-Gen Sequenzen trägt durch
Agarosegelauftrennung aufgereinigt.
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MA2-Medium (10 g/l Bacto-Peptone, 1 g/l Hefeextrakt, 0,3 g/l myo-
Inositol und 10 g/l D-Glucose) wurde mit Ashbya gossypii Sporen
angeimpft. Die Kultur wurde 12 h bei 4°C und anschließend unter
Schütteln für 13 h bei 28°C inkubiert. Die Zellsuspension wurde
abzentrifugiert und das Zellpellet in 5 ml 50 mM
Kaliumphosphatpuffer pH 7,5, 25 mM DTT aufgenommen. Nach einer 30minütigen
Wärmebehandlung bei 28°C wurden die Zellen wiederum
abzentrifugiert und in 25 ml STM-Puffer (270 mM Saccharose, 10 mM TRIS-
HCl pH 7,5, 1 mM MgCl2) aufgenommen. 0,5 ml dieser Suspension
wurden dann mit ca. 3αg des oben aufgereinigten Inserts und 40 U
SpeI Enzym versetzt und in einem Biorad Gene Pulser (100 Ω, 20 αF,
1,5 kv) elektroporiert. Nach der Elektroporation sind die Zellen
mit 1 ml MA2-Medium versetzt und auf MA2-Agarkulturplatten
ausgestrichen worden. Zur Antibiotikaselektion überschichtet man
die Platten nach 5 h Inkubation bei 28°C mit 5 ml "Low-Melting"-
Agarose, die das Antibiotikum G418 (200αg/ml) enthält. Die
Transformanten wurden durch Mikromanipulation klonal aufgereinigt
(Steiner und Philipsen (1995) Genetics, 140; 973-987). Die
erfolgreiche Integration des Konstrukts wurde durch PCR-Analyse
der genomischen DNA der Transformanten verifiziert. Die Isolation
der genomischen DNA wurde wie von Carle und Olson (Proc. Natl.
Acad. Sci, 1985, 82, 3756-3760) und Wright und Philipsen (Gene,
1991, 109, 99-105) beschrieben durchgeführt. Die PCR mit für das
Konstrukt spezifischen Primern ist nach R. Saiki (PCR Protocols,
1990, Academic Press, 13-20) durchgeführt worden. Die Analyse der
PCR-Fragmente geschieht durch Auftrennung über ein Agarosegel.
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Bei allen Transformanten konnte eine erfolgreiche Integration ins
Genom durch PCR nachgewiesen werden.
Beispiel 3
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Riboflavinbestimmung im rekombinanten Ashbya gossypii Klon
Ashbya gossypii LU21 (Wildtypstamm, ATCC 10895) und die daraus
durch Transformation mit dem in Beispiel 1 beschriebenen
Konstrukt hervorgegangenen Stämme LU21#1 und #2 wurden auf
Agarmedium bei 28°C 4 Tage lang angezogen. Von dieser Platte
wurden drei 100 ml Erlenmeyerkolben mit 10 ml Medium (27,5 g/l
Hefeextrakt, 0,5 g/l MgSO4, 50 ml/l Sojaöl, pH 7,0) beimpft. Nach
40 h Stunden Inkubation bei 28°C, 180 rpm auf dem Schüttler wurde
je 1 ml der Kulturbrühe in 250 ml Erlenmeyerkolben mit 20 ml YPD-
Medium überführt (10 g/l Hefeextrakt, 20 g/l Bactopepton, 20 g/l
Glucose). Inkubation 28°C, 300 rpm. Nach 190 h wurde aus jedem
Kolben eine 1 ml Probe entnommen und mit 1 ml 1 M Perchlorsäure
versetzt. Die Probe wurde filtriert und der Riboflavingehalt mit
HPLC-Analytik bestimmt. Dabei wurde eine Eichung mit
Riboflavinstandards (10 mg/l, 20 mg/l, 30 mg/l, 40 mg/l, 50 mg/l)
vorgenommen.
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Parameter der HPLC-Methode zur Riboflavinbestimmung:
Säule: ODS Hypersil 5 mm 200 × 2,1 mm (HP)
Eluent A: Wasser mit 340 ml H3PO4 (89%) auf pH 2, 3
Eluent B: 100% Acetonitril
Gradient:
Stopzeit: 0 bis 6 min: 2% B auf 50% B
6 bis 6,5 min: 50% B auf 2% B
Fluss; 0,5 ml/min
Detektion: 280 nm
Temperatur; 40°C
Injektion: 2 bis 10 αl.
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Die Ansätze mit Klon#1 und #2, die eine zusätzliche Genkopie
der rib-Gene 1, 2, 4 und 7 enthalten, zeigen im Vergleich zum
Ausgangsstamm eine deutlich erhöhte Riboflavinproduktivität
(Fig. 1).
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Fig. 1 zeigt die Riboflavinausbeuten der verschiedenen Klone.
Durch Einbringen der rib1, 2, 4 und 7 Gene konnten Steigerungen
der Riboflavinausbeuten von bis zu 135% im Vergleich zum
unniodifizierten Stamm erreicht werden.
SEQUENZPROTOKOLL