DE10155536A1 - Verfahren zur Verbesserung des Regelverhaltens einer blockiergeschützten Bremsanlage - Google Patents
Verfahren zur Verbesserung des Regelverhaltens einer blockiergeschützten BremsanlageInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verbesserung des Regelverhaltens einer blockiergeschützten Bremsanlage mit individueller Regelung des Bremsdrucks in Hinterradbremsen und mit einer Giermomentenbeeinflussung (GMB) an einer Vorderradbremse. DOLLAR A Zur Bremswegreduktion bei gesicherter Fahrzeugstabilität - auch auf mu-Split-Untergründen - wird vorgeschlagen, dass die aktuell wirksame Regelstrategie verworfen wird, und eine Sonderregelung an wenigstens einer Hinterradbremse durchgeführt wird, wenn erkannt wurde, dass das den Bremsdruck führende Hinterrad dem Vorderrad, an dem eine Giermomentenbeeinflussung aktiv ist, diagonal gegenüberliegt.
Description
Vorderradbremsen von Kraftfahrzeugen werden individuell gere
gelt. Die Regelung des Bremsdrucks in Hinterradbremsen erfolgt
individuell oder nach dem sogenannten Select-Low-Prinzip. Das
Select-Low-Prinzip ist dadurch charakterisiert, daß der
Bremsdruck an beiden Hinterrädern durch das Hinterrad bestimmt
ist, das die größere Neigung zur Instabilität zeigt, und des
halb "den Bremsdruck (für beide Räder) führt". Eine Bremsung im
Antiblockier-Modus erfolgt üblicherweise nach dem Select-Low-
Prinzip. Select-Low ermöglicht eine hohe Fahrstabilität, weil
zumindest ein Hinterrad tendenziell unterbremst wird.
Bei geringen Hinterradaufstandskräften in Verbindung mit µ-
Split-Bedingungen sind Fahrsituationen möglich, bei denen das
Select-Low-Prinzip zur Stabilisierung des Fahrzeugs nicht aus
reicht. Für diese Fälle eignet sich eine sogenannte Giermomen
tenbeeinflussung (GMB). Eine GMB beruht darauf, den Bremsdruck
aufbau bei Regelbeginn an einem Hochreibwert-Vorderrad verzö
gert, gepulst oder zeitweise konstant haltend vorzunehmen, so
daß ein, einer Giertendenz entgegengerichtetes (Brems-)Moment
um die Fahrzeughochachse entsteht. Ein Lenkeingriff
(Gegenlenken) des Fahrzeugführers bei ausbrechendem Fahrzeug
wird dadurch obsolet oder zumindest verzögert beziehungsweise
gehemmt.
Das Select-Low-Prinzip und die Giermomentenbeeinflussung ergän
zen einander im Sinne einer verbesserten Fahrzeugstabilisie
rung, aber sie bewirken auch eine Reduktion der Bremsleistung
wegen teilweiser Unterbremsung an einem Hinterrad und teilweise
verzögertem Druckaufbau an einem Vorderrad.
Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, Maßnahmen anzu
geben, welche eine Verbesserung der Bremsleistung bei gleich
zeitig geringer Giertendenz bei µ-Split-Situationen ermöglicht.
Die Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruch 1 gelöst. Ein
zelheiten der Erfindung gehen aus Unteransprüchen sowie der Be
schreibung anhand der Zeichnung hervor. Die einzige Zeichnung
zeigt schematisch Bremsdruck- sowie Radgeschwindigkeitsverläufe
(pLM, pHM, vLM, vHM) von Hinterrädern bei µ-Split-Bedingungen in Ab
hängigkeit von der Zeit t.
Eine radindividuelle Sonderregelung an den Hinterradbremsen
wird durchgeführt, wenn das den Bremsdruck führende Hinterrad
dem Vorderrad, an dem eine GMB aktiv ist, diagonal gegenüber
liegt. Es wird folglich in Abhängigkeit von den herrschenden
Bedingungen eine radindividuelle Sonderregelung in einem Be
triebsbereich vorgenommen, welcher aufgrund bisheriger Ein
griffskriterien dem Select-Low-Modus vorbehalten ist. Überra
schend hat sich erwiesen, daß diese Vorgehensweise auf µ-Split-
Untergrund eine verbesserte Bremsleistung bei verbessertem Sta
bilitätsverhalten ermöglicht. Generell muß an einem Hochreib
wert-Rad der Vorderachse eine Giermomentenbeeinflussung aktiv
sein. Anderenfalls kann die Sonderregelung an der Hinterachse
nicht durchgeführt werden.
Die Sonderregelung wird auf Basis von Sonderregelzyklen primär
an dem Hochreibwert-Rad der Hinterachse durchgeführt. Dieses
Rad befindet sich bei µ-Split-Untergrund gegenüber dem
"führenden Niedrigreibwert-Hinterrad" auf einer Seite des Fahr
zeugs auf der auch die Giermomentenbeeinflussung eines Vorder
rades aktiv ist.
An dem Hochreibwert-Rad der Hinterachse wird in der Sonderrege
lung eine spezielle Druckmodulation vorgenommen. Auslöser für
einen Regelungsbeginn mit Druckmodulation ist das Drehverhalten
des Hinterrades mit größerer Instabilitätstendenz - in der Re
gel das Niedrigreibwert-Hinterrad. Der Druckabbau und der an
schließende Druckaufbau an dem Hochreibwert-Rad erfolgt im er
sten Regelzyklus anders als in gegebenenfalls nachfolgenden Re
gelzyklen. Der erste Regelzyklus beginnt bei t1 - für das Nied
rigreibwert-Hinterrad und das Hochreibwert-Hinterrad einheit
lich - mit einer schlupfbedingten Druckabbauphase und endet
nach einer Druckaufbauphase am Übergang zu einer nachfolgenden
Druckabbauphase des nächsten Regelzyklus. In dem ersten Re
gelzyklus wird der Druckabbau des Hinterrads, das sich auf
Niedrigreibwert befindet, erfasst, um einen vorgegebenen vor
zugsweise prozentual bemessenen Anteil verringert, und der ent
sprechend verringerte Druckabbau an dem Hochreibwert-Hinterrad
vorgenommen. Die Höhe der prozentualen Reduktion ist zum Zweck
von Fahrzeugabstimmungen grundsätzlich variierbar. Höhere
Bremsdruckreduktionen am Hochreibwert-Hinterrad bewirken größe
re Stabilität bei geringerer Verzögerungsleistung und umge
kehrt. Es versteht sich, daß die Abstimmung weiterhin die vor
gegebenen Geometriegrößen wie insbesondere Achsabstand berück
sichtigt. Die Bemessung der gekoppelten Bremsdruckreduktion er
folgt auch in Abhängigkeit davon, ob und welche Gegenlenkmaß
nahmen einem bestimmten Kundenkreis zugemutet werden können.
Die Höhe der Reduktion beeinflußt folglich die Fahrzeugabstim
mung und die Bremswegreduktion.
Eine verstärkte Bremsdruckreduktion am Hochreibwert-Hinterrad
fängt das sich aufbauende Giermoment beim Anbremsen auf µ-
Split-Untergrund ab. Andererseits herrscht zwischen den betei
ligten Radbremsen - im Unterschied zu einer Select-Low-Regelung
- eine Druckdifferenz, wobei verstärkt Bremsdruck in der Radbremse
des Hochreibwert-Hinterrades verbleibt. Im Anschluß an
die bei t2 beendete Druckabbauphase erfolgt an beiden Rädern
eine Druckaufbauphase, bis das Niedrigreibwert-Hinterrad zum
Zeitpunkt t3 wieder zur Instabilität tendiert. Dies erfordert
einen Druckabbau.
Der nachfolgende (zweite) Regelzyklus beginnt bei t3 mit einer
Druckabbauphase an beiden Rädern. Der Druckabbau an dem Hoch
reibwert-Hinterrad ist fest vorgegeben und bewirkt eine vorge
gebene Druckreduktion. Der Druckabbau ist im Vergleich zu dem
Druckabbau am Niedrigreibwert-Hinterrad wesentlich geringer.
Wie aus der Figur zu ersehen ist, verläuft der Druckabbau ins
gesamt flacher. Zum Ende des Druckabbaus verbleibt am Hochreib
wert-Hinterrad ein höheres Druckniveau, als an dem Niedrigreib
wert-Hinterrad. Der Druckabbaupuls (am Hochreibwert-Hinterrad)
verfügt beispielsweise über ein festes Raster mit einer Dauer
von 5 Millisekunden bei einer Pausenzeit von 7 Millisekunden,
um die erforderliche Seitenführung und gleichzeitig eine Druck
differenz zwischen den Radbremsen der Hinterachse aufrechtzuer
halten beziehungsweise aufzubauen.
Nach Stabilisierung des Niedrigreibwert-Rades zum Zeitpunkt t4
erfolgt eine schrittweise Druckaufbauphase an beiden Hinterrä
dern bis t5 erreicht ist. Auch in der Druckaufbauphase herrscht
zwischen den beiden Radbremsen eine Druckdifferenz, welche sich
mit fortschreitender Dauer der Regelzyklen scherenartig erwei
tert. Dies ist in der Figur anhand der tendenziell wachsenden
Druckdifferenz zwischen Hochreibwert- und Niedrigreibwert-
Hinterrad zu erkennen. Generell wird das Hochreibwert-Hinterrad
verstärkt abgebremst, um den Bremsweg zu reduzieren. Gleichzei
tig hat der Fahrzeugführer Gelegenheit, ein - infolge wachsen
der Druckdifferenz - wachsendes Giermoment durch aktives Gegen
lenken zu kompensieren.
Die Beeinflussung des Druckaufbau erfolgt innerhalb der Sonder
regelung anhand einer Pausenzeit zwischen zwei Druckaufbaupul
sen. Die Pausenzeit kann wahlweise in Millisekunden oder in Lo
op angegeben werden, wobei eine Loop eine definierte Zeitdauer
in Millisekunden entspricht.
Eine in Abhängigkeit von den herrschenden Fahrbedingungen be
rechnete Pausenzeit zwischen zwei Druckaufbaupulsen setzt sich
additiv aus folgenden Anteilen zusammen. Einem konstanten An
teil, einem Anteil der von der Fahrzeuggeschwindigkeit abhängt,
einem Anteil, der von der Fahrzeugverzögerung abhängt, und ei
nem Anteil, der vom Schlupf des Hochreibwert-Rades abhängt. So
bald der gefilterte Radschlupf des Hochreibwert-Rades oberhalb
einer bestimmten Schlupfschwelle liegt, wird die Pausenzeit -
unabhängig von den übrigen Einflussgrößen - um den konstanten
Anteil von beispielsweise 10 Loop erhöht, um einer Instabili
tätstendenz des Rades entgegenzuwirken. Der geschwindig
keitsabhängige Anteil ist geschwindigkeitsproportional und wird
oberhalb einer bestimmten Fahrzeuggeschwindigkeitschwelle akti
viert. Der Anteil entfällt folglich unterhalb der besagten Ge
schwindigkeitsschwelle. Der verzögerungsabhängige Anteil ist
nur in einem unteren Geschwindigkeitsbereich, vorzugsweise bis
zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h, wirksam. Dieser Anteil
berücksichtigt die herrschende Fahrzeugverzögerung. Der Anteil
wird je 0,1 g herrschender Verzögerung um eine Zeitdauer von et
wa 1 Loop erhöht. Wenn eine Verzögerung von 0,3 g vorliegt, be
trägt der verzögerungsabhängige Anteil 3 Loop. Der verzöge
rungsabhängige Anteil verhindert eine Giertendenz des Fahrzeugs
gegen Ende des Bremsvorgangs kurz vor Fahrzeugstillstand, wel
che mit einer Lenkreaktion zur schwer zu kompensieren ist. Wie
zu ersehen ist, hat der schlupfabhängige Anteil - als stabili
tätsicherndes Element - den größten Anteil.
Claims (10)
1. Verfahren zur Verbesserung des Regelverhaltens einer bloc
kiergeschützten Bremsanlage mit individueller Regelung des
Bremsdrucks in Hinterradbremsen und mit einer Giermomenten
beeinflussung (GMB) an einer Vorderradbremse, dadurch ge
kennzeichnet, dass die aktuell wirksame Regelstrategie ver
worfen wird, und eine Sonderregelung an wenigstens einer
Hinterradbremse durchgeführt wird, wenn erkannt wurde, dass
das den Bremsdruck führende Hinterrad dem Vorderrad an dem
eine Giermomentenbeeinflussung aktiv ist, diagonal gegen
über liegt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Sonderregelung an einem dem Niedrigreibwert-Hinterrad ge
genüberliegenden Hochreibwert-Hinterrad auf Basis von Son
derregelzyklen durchgeführt wird, wobei sich die Struktur
eines ersten Regelzyklus von der Struktur eines oder mehre
rer nachfolgender Regelzyklen unterscheidet.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß in
dem ersten Sonderregelzyklus der Druckabbau des Nied
rigreibwert-Hinterrades für einen Druckabbau an dem Hoch
reibwert-Hinterrad übernommen, und um einen vorgegebenen
prozentualen Anteil verringert wird.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden An
sprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zu Beginn eines zwei
ten Regelzyklus an dem Hochreibwert-Hinterrad ein Druckab
bau von fest vorgegebener Höhe vorgenommen wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß zur
Beeinflussung eines Druckaufbau in einem zweiten oder nachfolgenden
Regelzyklen eine Pausenzeit zwischen zwei Druck
aufbaupulsen vorgesehen ist, und um einen konstanten Anteil
erhöht wird, wenn erkannt wurde, daß der gefilterte Rad
schlupf des Hochreibwert-Hinterrades oberhalb einer vorge
gebenen Schlupfschwelle liegt.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die Pausenzeit zwischen zwei Druckaufbaupulsen um einen
geschwindigkeitsproportionalen Anteil erhöht wird, wenn
sich die aktuelle Fahrzeugfahrgeschwindkeit oberhalb einer
Fahrzeuggeschwindigkeitsschwelle befindet.
7. Verfahren nach Anspruch 4, 5 oder 6, dadurch gekennzeich
net, daß die Pausenzeit zwischen zwei Druckaufbaupulsen un
terhalb einer vorgegebenen Fahrzeuggeschwindigkeitsschwelle
um einen verzögerungsabhängigen Anteil erhöht wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die
Pausenzeit um je eine Loop je 0,1 g Verzögerung erhöht wird.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden An
sprüche, dadurch gekennzeichnet, daß nach einer Deaktivie
rung der Sonderregelung in eine Select-Low-Regelung gewech
selt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die
Sonderregelung deaktiviert wird, wenn die Giermomentenbe
einflussung inaktiv ist, und/oder wenn das den Bremsdruck
führende Rad nicht diagonal zu dem Rad angeordneten ist, an
dem die Giermomentenbeeinflussung erfolgt.
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DE102008018622A1 (de) * | 2008-04-11 | 2009-11-12 | Knorr-Bremse Systeme für Nutzfahrzeuge GmbH | Verfahren zum Betreiben einer Bremsanlage und Bremsanlage für ein Nutzfahrzeug |
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- 2001-11-12 DE DE10155536.9A patent/DE10155536B4/de not_active Expired - Fee Related
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