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Die Erfindung betrifft ein thermisch vorspannbares
Alkaliborosilikatglas, bzw. einen aus diesem bestehenden Glaskörper, der
thermisch gut vorspannbar ist, sowie ein Verfahren zu seiner
Herstellung und seine Verwendung insbesondere als
Brandschutzglas.
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Alkaliborosilikatgläser sind an sich bekannt und
beispielsweise unter dem Handelsnamen Duran, Jenaer Glas oder auch Pyrex
im Handel erhältlich. Dabei enthält beispielsweise Duran
80,2 Gew.-% SiO2, 13,4 Gew.-% B2O3, 2,3 Gew.-% Al2O3, 3,5 Gew.-%
Na2O und 0,6 Gew.-% K2O.
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Alkaliborosilikatgläser zeichnen sich aus durch eine geringe
Empfindlichkeit gegenüber Temperaturwechsel, sowie einer
Formbeständigkeit bis zu hohen Temperaturen. Darüber hinaus zeigen
derartige Gläser beim Kontakt mit Flüssigkeiten eine
hervorragende chemische Beständigkeit. Aus diesem Grunde werden diese
Gläser für eine Vielzahl von Anwendungen als Haushalts- und
Wirtschaftsglas eingesetzt. Insbesondere in Laboratorien, aber
auch im Industrieanlagenbau finden diese Glassorten
Verwendung. So werden beispielsweise Glasrohrleitungen beliebiger
Länge für Abwassergase oder zur Weiterleitung von aggressiven
Chemikalien verwendet. Eine weitere Verwendung wird
beispielsweise auch in der Pharmazie eingesetzt.
Alkaliborosilikatgläser erfüllen auch die Anforderungen der Pharmazie. Auch in der
Elektrotechnik zur elektrischen Isolation finden
Alkaliborosilikatgläser Verwendung.
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Auch im Hochbau findet Glas eine immer stärkere Verbreitung,
z. B. bei der Fassadengestaltung, für Brüstungselemente,
Dächer, Türen und auch für Trennwände. Dies bringt beim Ausbruch
eines Brandes erhöhte Gefahren mit sich. Übliche Flachgläser
zerbersten bereits bei einseitiger Hitzeeinwirkung in kurzer
Zeit, wobei großflächige Bruchstücke herausfallen und den
Feuerüberschlag in die angrenzenden Räume ermöglichen. Um dies zu
verhindern ist früher bereits versucht worden, Glasscheiben
durch Einlegen eines Drahtgeflechtes am Zerbrechen zu hindern,
so dass auch beim Springen einer Glasscheibe deren Bruchstücke
durch das Drahtgeflecht im Gefüge festgehalten werden.
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Es sind auch bereits Brandschutzgläser entwickelt worden,
welche die Bedingungen der Feuerwiderstandsklassen G und F
erfüllen (DIN 4102 Teil 13 (ISO 834). Dabei müssen Verglasungen
einschließlich der Rahmen und der Halterungen nach einer
Einheitstemperaturzeitkurve (ETK) den Flammen- und
Brandgasdurchtritt mindestens 30 bzw. 60, 90 oder 120 Minuten verhindern,
um den Klassen G30, G60, G90 und G110 zugeteilt zu werden.
Analoge Vorschriften gelten für die Klassen F30, F60, F90 und
F120. Darüber hinaus darf das Glas auf der dem Feuer
abgewandten Seite sich im Mittel um nicht mehr als um 140°C über die
Anfangstemperatur erwärmen.
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Darüber hinaus werden an Gebäudeverglasungen oftmals
zusätzliche Anforderungen gestellt. So müssen z. B. Verglasungen in
Türen neben dem Brandschutz auch die Sicherheit der Benutzer
gewährleisten, d. h. die Verglasungen müssen nicht nur die
Brandschutznormen, sondern auch die Anforderungen der einschlägigen
Sicherheitsnormen, wie z. B. für Einscheibensicherheitsglas
(DIN 1249, Teil 12 bzw. DIN EN 12150) erfüllen.
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Bei den bekannten Brandschutzverglasungen werden diese
Anforderungen auf unterschiedlichste Art und Weise gelöst, wobei
jedoch alle bekannten Systeme spezifische Nachteile aufweisen.
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So sind z. B. Brandschutzverglasungen bekannt, bei denen
vorgespannte Kalk-Natron-Gläser in entsprechender Dicke verwendet
werden, wobei für Dicken von 6-15 mm Feuerwiderstandszeiten
von 30-60 Minuten erreicht werden. Derartige vorgespannte
Kalk-Natron-Gläser weisen jedoch den Nachteil auf, dass sie
während der Temperaturbelastung bei der
Einheitstemperaturzeitkurve bereits zu einem relativ frühen Zeitpunkt ihre
Erweichungstemperatur überschreiten. Auf diese Weise kommt es
vor, dass bereits vor der 30. Minute die zuvor festen
elastischen Gläser in einen niedrigen viskosen plastischen Zustand
übergehen und sich verformen. Um jedoch hohe
Feuerwiderstandszeiten zu erreichen, ist eine hohe Erweichungstemperatur
(Temperatur bei 107,6 dPa.s) notwendig. Weitere Einflussfaktoren
sind die Scheibengröße, die Scheibendicke und die Breite der
Randabdeckung, die Haltekräfte der Scheibe und die
Beschaffenheit des Rahmenmaterials. Prinzipiell gilt je breiter die
Randabdeckung der Scheibe ist, umso länger wird ein
Herausrutschen der Glasscheibe aus den Randbereichen verhindert, wenn
die Gläser im Verlaufe der Brandbelastung ihre
Erweichungstemperatur erreicht haben. Gleichzeitig bestimmt jedoch die
Breite des abgedeckten Randbereiches zusammen mit dem linearen
thermischen Längenausdehnungskoeffizienten des Glases die Höhe
der bei der Brandbelastung zwischen heißer (freistehender)
Scheibenmitte und kaltem (abgedecktem) Scheibenrand
entstehenden Spannungen. Überschreiten im Brandfall diese Spannungen
die Festigkeit des Glases, so kommt es unweigerlich zum Bruch
der Glasscheibe und somit zum vollkommenen Verlust der
Brandschutzwirkung. Aus diesem Grund ist es nicht möglich, die
Randabdeckung der Scheibe beliebig groß zu wählen um eine
möglichst hohe Feuerwiderstandszeit zu erreichen.
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Es ist auch bereits versucht worden, zur Erreichung von hohen
Feuerwiderstandszeiten bei Kalk-Natron-Gläsern
Mehrschichtverbundglassysteme zu entwickeln. Dabei werden mehrere zum Teil
vorgespannte Kalk-Natron-Scheiben mit dazwischen liegenden
Hitzeabsorptionsschichten verbunden. Derartige Verbundgläser
haben jedoch zum Nachteil, dass sie zur Erreichung höherer
Feuerwiderstandsklassen viele Glasschichten und
Hitzeabsorptionsschichten aufweisen müssen, wodurch deren Herstellung
aufwendig und teuer wird. Darüber hinaus zeigen diese Gläser
eine große Dicke und ein hohes Gewicht, wodurch sich Einbau
und Rahmenkonstruktion ebenfalls verteuert.
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Es sind auch bereits Brandschutzverglasungen aus vorgespannten
Alkaliborosilikatgläsern bekannt und unter der Bezeichnung
Pyran und Pyranova für die Brandschutzklassen G und F
kommerziell erhältlich. Diese weisen einen niedrigen linearen
thermischen Längenausdehnungskoeffizienten von ca. 3,3 × 10-6 K-1 auf.
Dieser niedrige lineare thermische
Längenausdehnungskoeffizient verringert die im Brandfalle auftretenden thermischen
Spannungen im Glas, so dass mit solchen Gläsern höhere
Feuerwiderstandszeiten bei gleichzeitig geringerem Randeinstand
ermöglicht werden. Diese Gläser haben jedoch zum Nachteil, dass
aufgrund des niedrigen linearen thermischen
Längenausdehnungskoeffizienten auf herkömmlichen Luftvorspannanlagen nur eine
sehr geringe Vorspannung in die Gläser eingebracht werden
kann, so dass diese Gläser in der Regel nicht die gewünschten
Anforderungen für Sicherheitsgläser erfüllen, wie z. B. die
zuvor erwähnte DIN 1249.
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Aus diesem Grund sind bereits Alkaliborosilikatgläser
entwickelt worden, die einen Wärmeausdehnungskoeffizienten von
> 3,5 × 10-6 K-1 aufweisen. Derartige Gläser sind beispielsweise
in der DE-A-42 30 607 beschrieben. Nachteilig ist der in
diesen Gläsern notwendige Gehalt an ZrO2. Es hat sich gezeigt,
dass diese Gläser beispielsweise durch nicht aufgeschmolzene
ZrO2-Relikte beim thermischen Vorspannen des Glases zu
Spontanbrüchen führen.
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Auch in der DE-A-43 25 656 werden Alkaliborosilikatgläser für
Brandschutzverglasungen beschrieben, welche die Anforderungen
an ein thermisch vorspannbares Brandschutzsicherheitsglas
erfüllen. Es hat sich jedoch gezeigt, dass bei diesen Gläsern
beispielsweise beim Formgebungsprozeß im Floatverfahren
aufgrund der stark reduzierenden Bedingungen (p(O2) im Floatbad
< 10-10 bar) das in der Glasschmelze enthaltene Zn2+ in der
Oberfläche des Glasbandes zu Zn±0 reduziert wird. Zn±0 ist
jedoch leicht verdampfbar, so dass dies aus dem Glas
heraussublimiert und im Floatbad an Bauteilen, wie z. B. den
Assistrollern, kondensiert, so dass diese während des Prozesses immer
wieder aufwendig gereinigt werden müssen. Darüber hinaus
bildet nicht sublimiertes aber trotzdem reduziertes Zn auf der
Oberfläche des Flachglases einen Belag, der die Qualität des
Glases stark beeinträchtigt.
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Darüber hinaus enthält dieses Glas zwingend ZrO2, welches bei
Brandschutzsicherheitsgläsern den Nachteil aufweist, dass
bereits geringe Mengen an nicht aufgeschmolzenem ZrO2/ZrSiO4 bzw.
sekundär auskristallisiertes ZrO2/ZrSiO4 beim thermischen
Vorspannen zu Spontanbrüchen führt. Darüber hinaus verschlechtert
ZrO2 das Einschmelzverhalten, wodurch wesentlich höhere
Energiekosten entstehen.
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Die DE-A-195 15 608 beschreibt ein Alkaliborosilikatglas mit
einem linearen thermischen Längenausdehnungskoeffizienten von
3,9-4,5 × 10-6 K-1. Dieses Glas ist speziell für das
vollelektrische Schmelzen unter cold top-Bedingungen geeignet. Für
dieses Glas ist jedoch ebenfalls ZrO2 als Bestandteil zwingend
vorgeschrieben, so dass dieses als Brandschutzsicherheitsglas
aus den bereits erwähnten Gründen nicht geeignet ist.
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Auch in der DE-A-27 56 555 werden thermisch hoch vorspannbare
Gläser mit einer Dehnung zwischen 3,39-5,32 × 10-6 K-1
beschrieben. Diese Gläser weisen den Nachteil auf, dass sie im
Brandfall nicht in ausreichendem Maße den Durchtritt der
Wärmestrahlung verhindern.
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In der DE-A-44 30 710 werden Gläser mit einer hohen chemischen
Beständigkeit beschrieben. Diese Gläser sind jedoch schwer
schmelzbar und zeigen eine hohe Dichte auf.
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In der EP-A-0 576 362 wird ein thermisch stabiles und chemisch
resistentes AlkaliAlkaliborosilikatglas für
Brandschutzverglasungen beschrieben. Dieses hat jedoch zum Nachteil, dass es
wegen der hohen Transformationstemperatur von > 600°C auf
gewöhnlichen Luftvorspannanlagen nicht thermisch vorspannbar ist
und wegen der niedrigen Viskosität der Schmelztemperaturen
(logη = 2 bei ca. 1.450°C) können viele Läutermittel, wie
beispielsweise NaCl und KCl nicht verwendet werden.
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Dieses trifft auch auf die JP-A-61 024 344 zu, welche
ebenfalls eine für eine Kochsalzläuterung zu niedrige
Schmelztemperatur aufweist. Darüber hinaus ist der notwendigerweise
vorliegende V2O5-Anteil für die Formgebung im Float-Verfahren
ungünstig, da hier das V5+-Ion im Floatbad reduziert wird.
Außerdem wirkt sich V2O5 auch für die angestrebte sehr hohe
Lichttransmission sehr nachteilig aus.
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Schließlich wird in der US-A-5,776,884 ein
Alkaliborosilikatglas mit guter Feuerresistenz und Thermoschockbeständigkeit
beschrieben. Dabei liegt jedoch der lineare thermische
Ausdehnungskoeffizient zwischen 8,0 und 9,5 × 10-6 K-1 und der strain
point bei nur ca. 25 K über demjenigen von normalem
Kalk-Natron-Glas. Es hat sich auch gezeigt, dass dieses Glas nur eine
geringe chemische Beständigkeit im Vergleich zu
Alkaliborosilikatgläsern aufweist.
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Die DE-A-196 43 870 beschreibt Alkaliborosilikatgläser, die
durch Ionenaustausch chemisch vorgespannt werden. Chemisch
gehärtete vorgespannte Gläser zerfallen jedoch bei mechanischer
Zerstörung nicht in kleine Krümel, so dass diese nicht die
Anforderungen von Sicherheitsglas erfüllen. Die Erfindung hat
zum Ziel die vorgeschilderten Nachteile und Probleme zu
überwinden und ein Glas bereitzustellen, welches leicht thermisch
vorspannbar ist. Darüber hinaus soll das Glas eine hohe
Transmission aufweisen. Schließlich soll das Glas sich in allen
herkömmlichen Wannenaggregaten leicht aufschmelzen lassen und
ohne Probleme einen kontinuierlichen Glaswechsel vom Glastyp
Duran/Pyrex oder einem Glas ähnlicher Dichte zu einem
erfindungsgemäßen Glas ohne Ablass der Wanne ermöglichen. Darüber
hinaus soll das Glas auch die Erfordernisse eines
Brandschutzglases und/oder eines Sicherheitsglases erfüllen.
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Es wurde nun gefunden, dass sich dieses Ziel durch einen
Glaskörper gemäß Anspruch 1 erreichen läßt. Es wurde nämlich
gefunden, dass ein Glaskörper der Zusammensetzung
SiO2 | 78,3-81,0 Gew.-% |
B2O3 | 9,0-13,0 Gew.-% |
Al2O3 | 3,5-5,3 Gew.-% |
Na2O | 3,5-6,5 Gew.-% |
K2O | 0,3-2,0 Gew.-% |
CaO | 0,0-2,0 Gew.-% |
die gewünschten Eigenschaften aufweist.
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In der erfindungsgemäßen Zusammensetzung ist SiO2 in einer
Menge von mindestens 78,0, vorzugsweise mindestens 78,3 und
insbesondere mindestens 78,4 Gew.-% enthalten. Die Obergrenze
des SiO2-Gehaltes liegt erfindungsgemäß bei 81,0, vorzugsweise
80,5 und insbesondere bei 79,5 Gew.-%. Die Mindestmenge an B2O3
beträgt erfindungsgemäß 9,0, vorzugsweise mindestens 9,5 und
insbesondere mindestens 10,5 Gew.-%, wobei der maximale Gehalt
höchstens 13 Gew.-%, vorzugsweise 12,5 Gew.-% und insbesondere
11,9 Gew.-% beträgt. Der Gehalt an Al2O3 beträgt
erfindungsgemäß mindestens 3,5 Gew.-%, vorzugsweise mindestens 3,7 Gew.-%,
insbesondere mindestens 3,9 Gew.-% und maximal 5,3 Gew.-%,
vorzugsweise maximal 4,9 Gew.-% und insbesondere maximal 4,5 Gew.-%.
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Der Gehalt an Na2O beträgt erfindungsgemäß mindestens 3,5 Gew.-%,
vorzugsweise mindestens 4,0 Gew.-% und insbesondere
mindestens 4,1 Gew.-%, wobei die Obergrenze bei 6,5 Gew.-%,
vorzugsweise 6,0 Gew.-% und insbesondere 5,5 Gew.-% liegt. Der Gehalt
an K2O beträgt erfindungsgemäß mindestens 0,3 Gew.-%,
vorzugsweise 0,5 Gew.-% und insbesondere mindestens 0,6 Gew.-%, wobei
die Maximalmenge 2,0 Gew.-%, vorzugsweise 1,8 Gew.-%,
üblicherweise 1,6 Gew.-% und insbesondere 1,5 Gew.-% beträgt. Der
Gehalt an CaO kann ggf. optional sein, d. h. in einigen Fällen
auch 0,0 Gew.-% betragen, wobei jedoch mindestens 0,1 Gew.-%
und insbesondere mindestens 0,2 Gew.-% bevorzugt ist. Die
Obergrenze an CaO beträgt dabei 2,0 Gew.-%, üblicherweise 1,8 Gew.-%,
vorzugsweise 1,5 Gew.-% und insbesondere 1,3 Gew.-%.
Obwohl die erfindungsgemäße Zusammensetzung üblicherweise
Keime oder nur Verunreinigungen an MgO enthält, hat sich auch ein
Gehalt an MgO von > 0-1 Gew.-% als zweckmäßig erwiesen.
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Das erfindungsgemäße Alkaliborosilikatglas ist vorzugsweise im
wesentlichen frei von Oxiden polyvalenter Ionen, wie
beispielsweise As2O3, Sb2O3, CeO2, TiO2, V2O5, Bi2O3, Pb3O4, ZnO und
SnO2. Ein Anteil von < 1000 ppm, insbesondere von < 500 ppm
dieser Oxide, stellt die üblicherweise unvermeidbare Menge an
Verunreinigungen dar. Der erfindungsgemäße Glaskörper weist
jedoch insbesondere keine Zirkon-haltigen Bestandteile, wie
beispielsweise ZrO2 oder ZrSiO2 auf, da ZrO2 schmelzverzögernd
wirkt und die Entglasung fördert. Darüber hinaus können, wie
bereits beschrieben, ZrO2-Keime, -Einschlüsse und/oder
-Kristalle beim thermischen Vorspannen zum Bruch des Glases führen.
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Das erfindungsgemäße Glas ist auch im wesentlichen frei von
Eisenoxiden, insbesondere Fe2O3. Vorzugsweise ist die Menge an
durch Verunreinigungen eingeschleppten Eisenoxiden, d. h. an
Fe2O3 und FeO, maximal 150 ppm. Auf diese Weise wird eine hohe
Lichttransmission ermöglicht. Prinzipiell ist es
erfindungsgemäß bevorzugt, dass die Eisenionen sofern vorhanden ein
Verhältnis von Fe3+/Fe2+ > 1,5 vorliegen. Bei einer solchen Menge
und einem derartigen Verhältnis wird eine hohe optische
Brillanz des Glaskörpers erreicht.
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Obwohl prinzipiell eine hohe Transmission eines Glases zur
Folge hat, dass die Wärmebestrahlung auf der dem Feuer
abgewandten Seite der Scheibe mit zunehmender Branddauer ansteigt,
ist dies überraschenderweise bei den erfindungsgemäßen Gläsern
nicht der Fall. Bei der zuvor beschriebenen erfindungsgemäßen
Glaszusammensetzung kommt es überraschenderweise bei einem
Temperaturanstieg zu einer Entmischung, d. h. zur Ausbildung
von Alkaliborattröpfchen auf der dem Feuer zugewandten Seite
der Scheibe, wodurch die im Brandfall auftretende
Wärmestrahlung signifikant erniedrigt wird. Dieser Effekt wird z. B.
durch einen Gehalt an K2O erreicht.
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In einer bevorzugten Ausführungsform enthält der
erfindungsgemäße Glaskörper einen geringen Anteil von Fluoridionen. Dieser
Anteil beträgt vorzugsweise 0,05-0,5 Gew.-% Fluorid. Dabei
wird das Fluorid als ein Salz zugesetzt, welches als Kation
einen der ohnehin in der Glasschmelze vorliegenden
Glasbestandteile enthält. Eine bevorzugte Fluoridform ist CaF2. Es
hat sich gezeigt, dass bereits sehr niedrige Fluoridmengen von
0,05 Gew.-% das Abschmelzen des Gemengenteppiches erleichtern.
Darüber hinaus bewirkt eine Fluoridzunahme eine Herabsetzung
der Oberflächenspannung der Glasschmelze, wodurch das
Aufsteigen von Blasen und deren Austritt durch die Schmelzoberfläche
beim Läutern erleichtert wird. Dies ist um so überraschender
als Fluoridmengen bis 0,5 Gew.-% keinerlei Einfluss auf die
Glasviskosität und insbesondere auf den für die
Brandschutzgläser wichtigen EW (Temperatur bei 10-7,6 dPa.s) ausüben. Auch
auf die Transformationstemperatur konnte bei diesen Mengen an
Fluorid keinerlei Einfluss festgestellt werden. Es hat sich
außerdem gezeigt, dass der Zusatz von Fluoriden bei der
Verarbeitung des erfindungsgemäßen Glases im Float-Verfahren die
Handhabbarkeit, wie beispielsweise das Ausspreiten, wesentlich
verbessern.
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Es hat sich gezeigt, dass sich das erfindungsgemäße Glas in
sämtlichen konventionellen Schmelzaggregaten sowohl mit der
sogenannten Verbrennung mit Luft (air-fuel) sowie der mit
Sauerstoff (oxy-fuel) oder auch vollelektrisch bestens
erschmolzen werden kann. Es hat sich erwiesen, dass es auch für die
Aufschmelzung mit elektromagnetischen Wellen geeignet ist. In
diesen Fällen können zum leichten Einkoppeln der
elektromagnetischen Welle bekannte einkoppelnde Ionen zugesetzt werden.
Ein gut einkoppelndes Ion ist beispielsweise Li.
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Das erfindungsgemäße Glas weist in einer bevorzugten
Ausführungsform eine niedrige Dichte von < 2,3 g/cm auf. Diese
geringe Dichte erleichtert in einer Schmelzwanne den
kontinuierlichen Glaswechsel, d. h. das Umschmelzen von einem Glas auf
ein anderes wenn in ein und derselben Schmelzwanne Gläser vom
Typ Duran und ein erfindungsgemäßes Glas periodisch
abwechselnd hergestellt, d. h. aufgeschmolzen, werden soll. Es hat
sich nämlich gezeigt, dass Dichteunterschiede, insbesondere
Unterschiede > 0,1 g/cm2, zwischen dem alten Glas und dem neu
einzulegenden Glas den Glaswechsel in der Wanne deutlich
verlängern, da die Dichteunterschiede eine Vermischung der Gläser
in der Wanne verhindern, zumindest jedoch sehr stark
verzögern. Gerade diese Entmischung wird durch eine nahe am Duran
liegende Dichte des erfindungsgemäßen Glases vermieden.
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Das erfindungsgemäße Glas weist vorzugsweise einen linearen
thermischen Längenausdehnungskoeffizienten α20/300 auf, der
zwischen 3,8 und 4,4 × 10-6 K-1, vorzugsweise jedoch zwischen 3,9
und 4,3 × 10-6 K-1 liegt. Besonders bevorzugt ist ein Wert
zwischen 3,95 und 4,1 × 10-6/K.
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Die spezifische Wärmespannung beträgt am erfindungsgemäßen
Glas vorzugsweise 0,3 bis 0,5 N/(mm2 K).
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Beim erfindungsgemäßen Glas beträgt die
Transformationstemperatur Tg 545°C-610°C, vorzugsweise 550°C-580°C und
insbesondere 560°C-575°C.
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Die Temperatur bei der Viskosität 1013 dPa.s liegt zwischen
540°C und 630°C und vorzugsweise zwischen 560°C und 630°C,
wobei Werte zwischen 580°C und 610°C besonders bevorzugt sind.
Die Temperatur bei der Viskosität 107,6 dPa.s liegt zwischen
790°C und 880°C, vorzugsweise zwischen 810°C und 870°C, wobei
Werte zwischen 820°C und 860°C besonders bevorzugt sind. Die
Temperatur bei der eine Viskosität von 104 dPa.s beträgt, liegt
zwischen 1220°C und 1310°C, wobei 1235°C und 1295°C bevorzugt
sind. Besonders bevorzugt liegt die Viskosität bei einer
Temperatur zwischen 1240°C und 1290°C.
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Der erfindungsgemäße Glaskörper wird vorzugsweise als
Glasplatte oder Glasscheibe verwendet. Dies kann beispielsweise
mit dem erfindungsgemäß besonders bevorzugten Float-Verfahren
geschehen. Es ist jedoch auch möglich, dass dies mit anderen
zur Herstellung von Flachglas bekannten Verfahren, wie
beispielsweise dem Ziehverfahren, wie Downdraw, Updraw, Overflow-
Funktion und/oder dem Fourcault-Verfahren,
Libbey-Owens-Verfahren, dem Pittsburgh-Verfahren etc. erfolgt. Prinzipiell ist
es auch möglich die erfindungsgemäßen Gläser in einer
beliebigen Form, wie beispielsweise einer gebogenen Windschutzscheibe
für Kraftfahrzeuge oder auch für Gebrauchsgläser im Haushalt
und im industriellen Bereich herzustellen, wie beispielsweise
für Labors, in Form von Glasröhren oder Kochgeschirr,
beispielsweise auch für den Mikrowellenbereich oder auch zum
Aufsetzen auf eine Herdplatte.
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Das erfindungsgemäße Glas wird nach seiner Fertigstellung und
Formgebung, beispielsweise als Flachglas, einem thermischen
Vorspannprozess unterworfen. Dabei wird das Glas vorzugsweise
hängend oder liegend in eine Vorrichtung geführt und rasch auf
eine Temperatur bis maximal etwa 150°C, vorzugsweise maximal
etwa 100°C über die Transformationstemperatur erwärmt. Danach
wird das Glas durch ein seiner Form angepasstes Düsensystem
mit kalter Luft angeblasen. In Folge des raschen Abkühlens der
Glasoberfläche wird diese in einem aufgeweiteten Gitter
eingefroren während sich das Glasinnere langsam abkühlt und Zeit
hat sich stärker zusammen zu ziehen. Da aber Oberfläche und
Inneres des Glases miteinander verbunden sind, entsteht in der
Oberflächenschicht eine Druckvorspannung und im Inneren des
Glaskörpers eine Zugvorspannung. Dabei ist die Höhe der
Druckvorspannung von der Wärmeausdehnung, dem Elastizitätsmodul und
der Transformationstemperatur des Glases sowie der Höhe des
Wärmeübergangs zwischen Kühlmedium und Glasoberfläche und auch
der Dicke des Glases abhängig. Üblicherweise wird eine
Druckvorspannung von 80-120 MPa angestrebt. Auf diese Weise läßt
sich die Biegefestigkeit des Glases gegenüber
nicht-vorgespanntem Glas verdoppeln bis verdreifachen.
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Erfindungsgemäß wird das Glas üblicherweise auf eine
Temperatur von 650°C-700°C erwärmt und mit Luft bei einem
Wärmeübergangskoeffizienten von 200-550 W/(m2 × K), vorzugsweise
bis 500 W/(m2 × K) bei 1-19 kPa, vorzugsweise 1-9 kPa
Anblasdruck vorgespannt. Auf diese Weise wird ein Produkt aus
spezifischer Wärmespannung Φ.(Tg - 20°C) erreicht, das
180-360 N/mm2 beträgt.
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Dabei wird die Wärmespannung Φ nach der Formel Φ = (σV + σG)
/TUF bestimmt, wobei σV die Vorspannung des Glases in N/mm2 und
σG die Grundfestigkeit des nicht-vorgespannten Glases in N/mm2
bedeutet und TUF die Temperaturunterschiedsfestigkeit in °K
bedeutet. Prinzipiell kann für alle Gläser einheitlich von
einem konstanten von der Glaszusammensetzung unabhängigen
Grundwert für σ G von etwa 50 N/mm2 (MPa.s) ausgegangen werden.
Die Temperaturunterschiedsfestigkeit TUF hängt von der
Ausdehnung und der Wärmeleitfähigkeit des Glases ab. Die
Wärmeleitfähigkeit kann, wie auch die Grundfestigkeit, für alle Gläser
unabhängig von deren Zusammensetzung mit ca. 1,45 W/(m × K)
angenommen werden. Damit liegt bei einer Glasdicke von 6 mm
die TUF bei den erfindungsgemäß vorgespannten
Alkaliborosilikatgläsern bei etwa 350°K, woraus sich für die
erfindungsgemäßen Gläser ein Wert Φ von ungefähr 0,43 N/(mm2 × K) ergibt.
Mit den erfindungsgemäßen Gläsern werden mit einer
Wärmeausdehnung α von 3,9-4,3 × 10-6/K und einer Tg von
545°C-610°C, wie sie die erfindungsgemäßen Gläser aufweisen, auf
einer normalen Luftvorspannanlage Vorspannwerte σV erhalten, die
von 80-120 N/mm2 reichen. Damit ergibt sich ein
durchschnittlicher Mittelwert von etwa 100 N/mm2 für σV.
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Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Herstellung der
erfindungsgemäßen Gläser. Dabei wird eine Rohschmelze mit der
erfindungsgemäßen Zusammensetzung durch Zusammenmischen der
entsprechenden Oxide und/oder Salze und Erwärmen erzeugt und
nach dem Läutern ggf. nach vorheriger Formgebung unter
Erstarren abgekühlt. Erfindungsgemäß sind sämtliche üblichen
chemischen und physikalischen Läuterverfahren geeignet, wobei die
Läuterung mit Alkalihalogeniden, insbesondere Alkalichloriden,
vorzugsweise mit Natriumchlorid und Kaliumchlorid bevorzugt
ist. Des weiteren haben sich für das erfindungsgemäße
Herstellungsverfahren Sulfate als Läutermittel, wie beispielsweise
Natriumsulfat, als geeignet erwiesen. Dabei werden die
Halogenidsalze in einer Menge von 0,2 bis 2,0 Gew.-% und/oder die
Sulfate in einer Menge von 0,01 bis 0,5 Gew.-% zugesetzt.
Vorzugsweise werden die Läutermittel als Salz mit einem Kation
eingesetzt, welches ohnehin in der Schmelzzusammensetzung
vorliegt. Bevorzugte physikalische Läuterverfahren sind die
Unterdruckläuterung und die Hochtemperaturläuterung.
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Die Erfindung betrifft auch die Verwendung des
erfindungsgemäßen Glases als Brandschutzglas, als Sicherheitsglas sowie
als Gebrauchsglas für Industrieanlagenbau bzw. Bauteile und
Komponenten davon sowie für Haushalts- und Laborgeräte.
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Die Erfindung soll an den folgenden Beispielen näher erläutert
werden. Es wurden im Labormaßstab verschiedene
Glaszusammensetzungen erschmolzen und die jeweiligen Eigenschaften
bestimmt. Die Ergebnisse sind für die Vergleichsbeispiele gemäß
dem Stand der Technik in Tabelle 1 und die erfindungsgemäßen
Beispiele in Tabelle 2 angegeben.