DE100467C - - Google Patents
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-
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
KLASSE 30: Gesundheitspflege.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 30. März 1897 ab.
Den Gegenstand der vorliegenden Erfindung bildet eine Verbandschiene sowie der daraus
hergestellte Verband für Knochenbrüche, Verrenkungen und andere Verletzungen, welcher
eine vollkommene feste Lage des betreffenden Gliedes bei gleichzeitiger Wahrung der Beweglichkeit
der nicht in Mitleidenschaft gezogenen Gelenke gestattet und die Möglichkeit bietet, dafs der betreffende Kranke in dem
Verbände frei umherzugehen vermag. Hierdurch wird das wochenlange Krankenlager mit
seinen Gefahren und Nachtheilen für das Allgemeinbefinden vermieden.
Die bisher in Gebrauch befindlichen Verbände für derartige Verletzungen konnten diesen
Zweck nicht erfüllen; vor allen Dingen fehlte ihnen die erforderliche Festigkeit, welche, ohne
dafs die Elasticität beeinträchtigt ist, vorhanden sein mufs, um das beschädigte Glied so vollkommen
zu tragen, dafs die Last des Körpers von dem Verband aufgenommen werden kann. Ferner war die Herstellung der bisher bekannten
Verbände eine mehr oder weniger complicirte und zeitraubende, und falls gewisse Typen von
bestimmten Formen vorräthig gehalten wurden, so pafsten sie öfters, namentlich wenn es sich
um eine aufserordentliche und ungewöhnliche Fractur (Knochenbruch) handelte, oder wenn
der Verunglückte in Bezug auf den anatomischen Bau seines Körpers eine Abnormität besafs,
zu dem zu verbindenden Körpertheil nicht oder doch nicht vollkommen, so dafs es nothwendig
war, den betreffenden Verband umzuformen oder abzuändern oder schliefslich
doch zu verwerfen.
Zu all dem gehören aber besondere Kenntnisse und Hilfsmittel, so dafs diese Arbeiten
nur in der Werkstätte eines Bandägisten oder Orthopäden vorgenommen werden können.
Durch diese zeitraubenden Arbeiten kann aber der Zustand des Kranken gefährdet und ein
Verband da, wo es sich um ein schnelles Eingreifen handelt, ganz werthlos werden.
Diese Uebelstände sollen durch die vorliegende flache Verbandschiene vermieden werden,
welche anstatt der bekannten, in der Werkstä'tte hergestellten oder vorgeformten Nothverbände
zur sofortigen Herstellung eines dem verletzten Glied genau angepafsten Verbandes an der
Unfallstelle dient und welche durch Zurechtbiegen biegsamer Stahlschienen mit oder ohne
unter- oder übergelegte Filzplatten hergestellt wird. Nöthigenfalls kann der Verband auch
mit Hülfe einiger einfacher Werkzeuge aus den vorräthigen Stahlschienen allein durch Verbiegen
und Vernieten sofort hergestellt werden.
Um der Verbandschiene bezw. den daraus hergestellten Verbänden die eingangs bereits
angedeutete Widerstandsfähigkeit in Längsrichtung zu geben, ohne jedoch die Biegsamkeit
um ihre Längsachse zu beeinträchtigen, ist der Querschnitt der vorliegenden Schiene eigenartig
gestaltet, wie durch die beiliegende Zeichnung in mehreren Ausführungsformen veranschaulicht ist.
Fig. ι zeigt die Seitenansicht s Fig. 2 Querschnitte
der Schiene, während die Fig. 3 bis 12 einige Ausführungsformen von.Verbänden zeigen.
Fig. 13 bis 22 veranschaulichen mehrere Gestaltungen
der Schiene in Seitenansicht und Querschnitt.
Die in Fig. ι und 2 dargestellte Stahlschiene wird keineswegs in irgend welcher abgepafsten
Form oder Länge in Vorrath gehalten, es kann vielmehr eine gewisse Länge je nach Bedarf
abgeschnitten bezw. abgebogen werden, um zweckmäfsig gebogen und vernietet und sodann
in eine dem zu verbindenden Körpertheil entsprechende Form gebracht zu werden. Die
Schiene mufs zu diesem Behufe drei Eigenschaften besitzen, indem sie einmal leicht und
biegsam, andererseits aber steif genug sein mufs, um den verletzten Körpertheil zu stützen oder
denselben in einer den Anordnungen des Arztes entsprechenden Lage zu erhalten, und endlich
mufs sie stark genug sein, um ein Lochen und Vernieten ohne Beeinträchtigung ihrer Festigkeit
vertragen zu können ; diese Bedingungen werden durch die in Fig. 2 dargestellten vogelzungenartigen
Querschnitte erfüllt.
Statt des durch Fig. 2 im Querschnitt dargestellten vogelzungenähnlichen Querschnittes
der Schienen kann deren Querschnitt auch mehreren solcher an einander gesetzten Vogelzungen ähnlich gestaltet und mit mehr
oder weniger abgerundeten oder abgebogenen j Kanten versehen sein, wie durch die Abbildungen
13 bis 20 veranschaulicht ist, wobei die Schienen in ihrer Längsrichtung Rinnen α erhalten,
welche ein leichteres, für die Befestigung erforderliches Durchlochen der Schiene gestattet.
Auch können letztere zur Erzielung einer gröfseren Leichtigkeit hohl gebildet sein,
in. welchem Falle man sie zweckmäfsig aus Rohren, die in der Längsrichtung rinnenartig
eingedrückt sind, herstellen könnte, wie aus den Fig. 21 und 22 ersichtlich ist.
Wie bereits oben erwähnt, werden diese Schienen am zweckmäfsigsten aus Stahl hergestellt,
indessen könnte man dazu auch jeden anderen leichten, biegsamen und gleichzeitig
steifen Stoff verwenden.
In Fig. 3 ist ein mittels vorstehend erwähnter Stahlschiene angefertigtes Verbandgerippe oder
-gestell veranschaulicht; dasselbe besteht aus einem Stück Stahlschiene, welches entsprechend
gebogen und bei α durch kleine umgenietete Splinte zusammengehalten wird. Die hierzu
erforderlichen kleinen Löcher können in allgemein bekannter Weise durch die dünnen
Stahlschienen geschlagen und gebohrt oder mittels einer Lochzange angebracht und sodann
die Splinte eingeführt und umgenietet werden.
Dieses Verbandgerippe kann, wie ersichtlich, leicht an Ort und Stelle aus den Stahlschienen
genau passend hergestellt und nun aus der flachen Form durch Zurechtbiegen in eine dem
in Betracht kommenden Körpertheil genau nachzubildende körperliche Form gebracht
werden.
In Fig. 4 ist das vorstehend beschriebene Gestell noch durch Längsschienen b verstärkt,
welche nöthigenfalls in gleicher Weise durch kleine Splinte befestigt sind. Statt dieser Splinte
können auch kleine Niete verwendet werden.
In Fig. 5 ist ferner ein aus den Stahlschienen hergestelltes Verbandgerippe veranschaulicht,
welches beispielsweise bei einem Bruch des Handgelenkes dieses durch ein Gitter fest umschliefst
und durch die nach einer Seite verlaufenden Schienen gleichzeitig dem Handteller
und den Fingern die richtige, vom Arzt vorgeschriebene Lage ertheilt. Eine ähnliche Ausführungsform
ist in Fig. 6 dargestellt.
In den folgenden Abbildungen sind weitere Beispiele von derartig aus biegsamem Profilstahl
hergestellten flachen Stahlrippen in Verbindung mit unter- und übergelegten Platten aus porösem
Filz, Segeltuch, Wollstoff, Baumwollstoff oder dergl. veranschaulicht.
Die Platten sind entsprechend den einzelnen Körpertheiltn (z. B. passend zum Ober- oder
Unterarm, zur Hand, zum Oberschenkel, zum Unterschenkel, Fufs, Brustkorb u. s. w.) zugeschnitten.
Die flachen Stahlgerippe und die flachen Platten werden sowohl einzeln für sich, wie in
flacher Verbindung mit einander vorräthig gehalten.
Fig. 7 zeigt ein aus einer. Stahlschiene zusammengenietetes Verbandgerippe, welches durch
sogenannte Oesen (Oeillets) 0 oder sonstige passende Befestigungen mit der Platte F verbunden
ist. Diese Platte besteht aus dem vorerwähnten weichen und porösen Stoff und bildet in Verbindung mit dem biegsamen Stahlgerippe
eine raumsparende, weiche und doch stabile Verpackung, welche aus ihrer flachen Gestalt leicht in eine entsprechende körperliche
Form durch einfaches Biegen des Ganzen gebracht werden kann.
Auch Fig. 8 zeigt einen ähnlichen Verband, bei welchem ebenfalls das aus Stahlschienen
hergestellte Gerippe mit einer aus Filz oder anderem weichen Stoff bestehenden Unter- oder
Umlage verbunden ist; jedoch geschieht hier die Verbindung nicht mittels der sogenannten
Oesen, sondern beispielsweise dadurch, dafs auf diese Platte F Lederstreifen / hohl aufgenäht
sind, durch welche hindurch die Stahlschienen s gesteckt werden. Diese Lederstreifen können,
wie in Fig. 8 links dargestellt, aus einem Stück oder, wie rechts sichtbar, aus mehreren kleinen
Laschen bestehen.
Die Fig. 9, 10, 11 und 12 zeigen gleicherweise
Verbandstellen, welche in der vorstehend mehrfach beschriebenen Weise aus Stahlschienen
hergestellt und mit aus Filz, Segeltuch, Wollstoff, Baumwollstoff u. s. w. bestehenden
Platten· verbunden sind, wobei hier die Verbindung beispielsweise dadurch
erfolgt, dafs das Stahlschienengestell erwärmt, mit Schellack bestrichen und durch Pressung
mit der Platte zu einem Stück verbunden wird, so dafs die Stahlschienen auf der Platte
gleichsam festgeleimt erscheinen.
Die Fig. 9 bis 12 zeigen jede einen solchen Verband in verschiedenen beispielsweisen Ausführungsformen,
je nachdem derselbe bei Knochenbrüchen oder Verletzungen an den Armen, Beinen, am Brustkorb oder den
Schenkeln zur Verwendung kommen soll. Die Verbindungen der einzelnen Theile und Schienen
der Verbandgerippe des Gestelles können auch derart lose hergestellt werden, dafs die Theile
eine Parallelverschiebung gegen einander gestatten, um auch hierdurch das genaue Anpassen
an den zu verbindenden Körpertheil zu erleichtern. Auch können bei etwa zu breitem
oder zu langem Gerippe der Gestelle einzelne Theile abgeschnitten werden.
Wie schon eingangs erwähnt, besteht der Hauptunterschied zwischen den bereits im Gebrauch
befindlichen und den vorliegender Erfindung zu Grunde liegenden Verbänden darin,
dafs das aus der Stahlschiene hergestellte Verbandgestell mit oder ohne Filzunterlage in
flacher Form angefertigt wird, um dann je nach Bedürfnifs in die zweckentsprechende
körperliche Form durch Biegen übergeführt zu werden. Diese flache Form des Verbandstoffs
hat auch den grofsen Vortheil, dafs es beim Versand oder Transport verhä'ltnifsmäfsig
wenig Raum einnimmt.
Claims (2)
- Patent-Ansprüche:ι . Verbandschiene für Knochenbrüche, Verrenkungen und andere Verletzungen, dadurch gekennzeichnet, dafs sie im Querschnitt vogelzungenartig (Fig. 13 bis 22) gestaltet ist, um durch die Längs-Verstärkungs-Rippen unbeschadet der Biegsamkeit um ihre Längsachse eine grofse Widerstandsfähigkeit gegen einen in der Richtung der Längsachse wirkenden Druck zu bieten.
- 2. Ein aus der durch Anspruch 1 geschützten Schiene hergestellter Verband für Knochenbrüche, Verrenkungen und andere. Verletzungen, dadurch gekennzeichnet, dafs mehrere solcher Schienen zu einem Schienengerippe oder -gestell (Fig. 3 bis 12) vereinigt sind, welches an Ort und Stelle von Hand passend zum verletzten Körpertheil gebogen werden und in flachem Zustand mit einer passend zugeschnittenen Platte Filz oder ähnlichem Stoff verbunden sein kann.Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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Country Status (1)
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0
- DE DENDAT100467D patent/DE100467C/de active Active
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