Die Erfindung betrifft eine saure Behandlungsflüssigkeit und ein Verfahren zum
Behandeln von Kupferoberflächen, insbesondere zum Erzeugen von Kupfer
oberflächen auf Leiterplatten, die für die nachträgliche Beschichtung mit
Galvano-, Ätzresisten, Lötstopmasken und anderen, dielektrischen Filmen ge
eignet sind.
Bei der Herstellung von Leiterplatten werden Kupferoberflächen mit verschiede
nen, organischen Filmen beschichtet, beispielsweise mit Ätzresisten, Galvanore
sisten, Lötstopmasken und anderen, dielektrischen Materialien. Diese Filme
können in flüssiger Form oder als Trockenresist auf die Plattenoberflächen auf
gebracht werden. Auf jeden Fall ist eine gute Haftfestigkeit des aufzubringen
den Filmes auf den Oberflächen erforderlich. In einigen Fällen soll der Film
nach dem Aufbringen auf die Oberflächen permanent dort verbleiben, beispiels
weise im Falle einer Lötstopmaske. In diesem Falle ist eine feste Verbindung
mit den Kupferoberflächen erforderlich, weil die Maske bestimmte Bereiche der
Kupferoberflächen vor einem Kontakt mit geschmolzenem Lot beim Löten oder
vor einer Behandlung mit korrosiven Chemikalien schützen soll, die beispiels
weise vor dem Aufbringen von Metallschichten mit den unbedeckten Bereichen
in Kontakt kommen. In anderen Fällen soll der Film nur temporär auf den Kup
feroberflächen verbleiben, beispielsweise im Falle der Ätzresiste. Auch in die
sem Fall ist eine gute Haftfestigkeit erforderlich, da diese Resiste bestimmte
Bereiche der Kupferoberflächen vor einem Angriff mit korrosiven Chemikalien
schützen sollen, die zum Abätzen der freigelegten Kupferflächenbereiche die
nen. Nach dem Ätzen wird der Resist wieder entfernt. Sowohl in den Fällen, in
denen der Film permanent auf den Kupferoberflächen verbleibt, als auch in den
Fällen, in denen er lediglich temporär aufgebracht wird, wird eine gute Haftfe
stigkeit des organischen Filmes gefordert, um eine Ablösung oder ein Abplatzen
von den Oberflächen zu vermeiden.
Ein übliches Verfahren zur Verbesserung der Haftfestigkeit eines organischen
Filmes auf einer glatten Kupferoberfläche besteht darin, die Oberflächen aufzu
rauhen. Dies kann entweder auf mechanischem Wege geschehen, beispiels
weise durch Anschleifen oder Behandeln der Oberflächen mit einer Aufschläm
mung von Bimsmehl in Wasser. Die Oberflächen können auch auf chemischem
Wege aufgerauht werden, beispielsweise durch Mikroätzen mit Lösungen von
Persulfaten oder mit Wasserstoffperoxid/Schwefelsäure-Lösungen.
Ein Problem der vorstehend erwähnten Aufrauhverfahren besteht darin, daß die
organischen Filme keine ausreichende Haftfestigkeit auf den Kupferoberflächen
aufweisen, wenn sie auf die Kupferoberflächen von sehr schmalen Leiterzügen
und feinsten Löt- oder Bondpads aufgebracht werden.
Zur Lösung des Problems ist in US-A-5,807,493 ein Verfahren zum Mikroätzen
von Kupferoberflächen beschrieben, bei dem eine Ätzzusammensetzung mit
den Kupferoberflächen in Kontakt gebracht wird. Die Ätzzusammensetzung ent
hält Kupfer(II)-Ionen, eine organische Säure mit einer Dissoziationskonstante
(pKa) von höchstens 5, insbesondere bestimmte Carbonsäuren, wie Ameisen
säure, Essigsäure oder Propionsäure, eine Halogenidionenquelle, beispiels
weise Salzsäure, Bromwasserstoff und deren Alkalisalze, sowie Wasser. Bei
Anwendung dieser Ätzzusammensetzung muß ein erheblicher Anteil der Kup
ferschichten von den Leiterplatten entfernt werden, um eine ausreichende Haft
festigkeit zu erreichen. Beispielsweise werden von einer 17 µm dicken Kupfer
schicht typischerweise 15 bis 18% ( 2,5 bis 3 µm) abgeätzt.
In EP 0 890 660 A1 ist eine wäßrige Mikroätzlösung für Kupfer und Kupferlegie
rungen angegeben, die 1 bis 50 Gew.-% Schwefelsäure, 0,1 bis 20 Gew.-%
Wasserstoffperoxid und 0,0001 bis 3 Gew.-% Tetrazol oder dessen Derivate
enthält.
In US-A-4,917,758 ist ein Verfahren zur Herstellung eines mit dünnen Kupfer
schichten beschichteten Leiterplattensubstrats beschrieben, bei dem die Kup
ferschichten mit einer Lösung geätzt werden, die Wasserstoffperoxid, Schwefel
säure und Kupfer-(II)-chlorid enthält. Das Ätzverfahren wird so gestaltet, daß
0,01 bis 0,3 µm Kupfer pro Sekunde entfernt werden. Es werden insgesamt 20
bis 90% der Schicht abgeätzt. Die Kupferschichten werden danach mit einer
Lösung nachbehandelt, die beispielsweise Benzotriazol enthält.
In DE 199 26 117 A1 ist ein flüssiges Ätzmittel unter Schutz gestellt, das zu
sätzlich zu Wasserstoffperoxid oder einem anderen Peroxid sowie Schwefelsäu
re, Phosphorsäure oder einer anderen, anorganischen Säure außerdem Haloge
nide sowie Tetrazole und/oder Triazole als Hilfskomponenten enthält. Die mit
diesem Ätzmittel geätzten Kupferoberflächen sind dunkel, insbesondere braun
gefärbt. Dies führt bei der Weiterverarbeitung derart behandelter Leiterplatten
dazu, daß der Farbkontrast zwischen Kupfer und dem Epoxidharzsubstrat ver
ringert ist, so daß eine visuelle Justage einer Photomaske auf dem Leitermuster
sehr schwierig wird, wenn die Justiermarken durch die Kupferoberfläche gebil
det werden. In DE 197 32 419 A1 ist ebenfalls ein Ätzmittel angegeben, das als
Hilfskomponente allerdings kein Tetrazol sondern Benzotriazol enthält.
In US-A-5,800,859 ist ferner ein Verfahren zum Behandeln von Metalloberflä
chen, insbesondere Kupferflächen, zur Erhöhung der Haftfestigkeit der Kupfer
flächen zu Epoxidharz-Verbundwerkstoffen, insbesondere sogenannten Pre
pregs, d. h. mit Glasfasermatten verstärktem Epoxidharz, angegeben. Die für die
Behandlung verwendete Zusammensetzung enthält 0,1 bis 20 Gew.-% Wasser
stoffperoxid, eine anorganische Säure, insbesondere Phosphorsäure, Salpeter
säure, Schwefelsäure oder deren Mischungen, einen Korrosionsinhibitor, insbe
sondere ein Triazol, Tetrazol oder Imidazol, und ein Netzmittel, insbesondere
ein kationisches Netzmittel. Durch die Einwirkung der Zusammensetzung auf
die Kupferflächen wird Kupfer aufgelöst. Das aufgelöste Kupfer reagiert nach
den Angaben in US-A-5,800,859 mit den Inhibitorkomponenten und bildet einen
Film auf den Kupferoberflächen.
In WO 96/19097 A1 ist ein Verfahren zum Behandeln von Metalloberflächen,
insbesondere Kupferoberflächen, angegeben, bei dem die Metalloberflächen
mit einer Zusammensetzung in Kontakt gebracht werden, die 0,1 bis 20 Gew.-%
Wasserstoffperoxid, eine anorganische Säure, insbesondere Phosphorsäure,
Salpetersäure, Schwefelsäure oder eine Mischung aus diesen Säuren, sowie
einen organischen Korrosionsinhibitor, insbesondere ein Triazol, Tetrazol
und/oder Imidazol enthält.
In DE 198 30 038 A1 sind eine Lösung und ein Verfahren zum Vorbehandeln
von Kupferoberflächen zum nachfolgenden Bilden eines haftfesten Verbundes
zwischen den Kupferoberflächen und Kunststoffsubstraten beschrieben. Die bei
Anwendung des Verfahrens eingesetzte Lösung enthält Wasserstoffperoxid,
mindestens eine Säure, insbesondere Schwefelsäure, mindestens eine Stick
stoff enthaltende, heterocyclische Verbindung, insbesondere Triazole, Tetrazole,
Imidazole, Pyrazole und Purine, sowie mindestens eine haftvermittelnde Verbin
dung. Als haftvermittelnde Verbindungen werden Sulfinsäuren, Seleninsäuren
und Tellurinsäuren, heterocyclische Verbindungen, die mindestens ein Schwe
fel-, Selen- oder Telluratom im Heterocyclus enthalten, sowie Sulfonium-, Sele
nonium- und Telluroniumsalze vorgeschlagen. Als heterocyclische, haftvermit
telnde Verbindungen kommen vor allem Thiophene, Thiazole, Isothiazole, Thia
diazole und Thiatriazole in Betracht.
In DE 198 30 037 A1 ist ein Verfahren zum Vorbehandeln von Kupferoberflä
chen zum nachfolgenden Bilden eines haftfesten Verbundes zwischen den Kup
feroberflächen und Kunststoffsubstraten beschrieben, bei dem die Kupferober
flächen zunächst mit einer Lösung in Kontakt gebracht werden, die mit Ausnah
me der haftvermittelnden Verbindungen die auch in der Lösung in
DE 198 30 038 A1 enthaltenen Bestandteile enthält. Danach werden die Kup
feroberflächen mit einer zweiten Lösung behandelt, die die haftvermittelnden
Verbindungen enthält.
Bei Anwendung der vorgenannten Verfahren wurde teilweise beobachtet, daß
sich Probleme bei der chemischen Behandlung von nach dem Aufbringen von
organischen Filmen wieder freigelegten Kupferoberflächen einstellen, beispielsweise
beim stromlosen Abscheiden von Zinn, Silber, Nickel, Gold oder Palla
dium oder beim Aufbringen von organischen Schutzschichten vor dem Löten.
Diese Probleme bestehen darin, daß teilweise gar keine Abscheidung der ge
nannten Metalle erreicht werden konnte und teilweise nur eine sehr ungleich
mäßige Abscheidung, und stellen sich dann ein, wenn die Kupferoberflächen
vor dem Aufbringen des organischen Filmes mit den Ätzmitteln vorbehandelt
worden sind.
Mit den bekannten Verfahren und Behandlungslösungen ist es daher nicht mög
lich, folgende Anforderungen gleichzeitig zu erfüllen:
- a) Eine ausreichend hohe Haftfestigkeit des organischen Filmes auch auf
sehr schmalen Leiterbahnen und feinsten Löt- und Bondpads einer Lei
terplatte. Dies wird gefordert, um ein Abplatzen oder anders geartetes
Ablösen des organischen Filmes bei mechanischer, chemischer
und/oder thermischer Belastung zu vermeiden.
- b) Einen sehr geringen Abtrag von Kupfer von den Oberflächen, bei
spielsweise von 10% oder weniger, d. h. in einer Schichtdicke von
1,7 µm bei einer 17 µm dicken Kupferfolie. Dies ist notwendig, um impe
danzkontrollierte Leiterplatten herstellen zu können.
- c) Eine problemlose Weiterbehandlung der von dem organischen Film
nicht überzogenen Kupferbereiche mit weiteren, chemischen Verfahren,
beispielsweise beim Abscheiden von Metallschichten oder beim Aufbrin
gen anderer Schutzschichten.
- d) Eine helle Kupferfarbe der Kupferoberflächen vor dem Aufbringen des
organischen Filmes.
Der vorliegenden Erfindung liegt von daher das Problem zugrunde, die genann
ten Nachteile der vorhandenen Lösungen und Verfahren zu vermeiden.
Gelöst werden diese Probleme durch die saure Behandlungsflüssigkeit nach
Anspruch 1, das Verfahren nach Anspruch 8 und die Verwendung der Behand
lungsflüssigkeit nach Anspruch 9. Bevorzugte Ausführungsformen der Erfin
dung sind in den Unteransprüchen angegeben.
Das erfindungsgemäße Verfahren dient zum Behandeln von Kupferoberflächen,
insbesondere auf Leiterplatten. Vorzugsweise dient die saure Behandlungsflüs
sigkeit zum Erzeugen von für die nachträgliche Beschichtung mit Galvano-, Ätz
resisten, Lötstopmasken und anderen, dielektrischen Filmen geeigneten Kup
feroberflächen auf Leiterplatten. Die erfindungsgemäße, saure Behandlungs
flüssigkeit, die vorzugsweise wäßrig ist, enthält:
- a) Wasserstoffperoxid und
- b) mindestens eine fünfgliedrige, heterocyclische Verbindung.
Außerdem enthält die erfindungsgemäße, saure Behandlungsflüssigkeit zusätz
lich:
- a) mindestens ein Mikrostruktur-Agens, ausgewählt aus der Gruppe, be
stehend aus Thiolen mit der allgemeinen Formel:
Disulfiden mit der allgemeinen Formel:
Sulfiden mit der allgemeinen Formel:
und Thioamiden mit der allgemeinen Formel:
wobei
R1 und R2 = Alkyl, Alkenyl, Aryl, Benzyl, Aralkyl, Cycloalkyl und deren
Derivate, wobei R1 und R2 gleich oder unterschiedlich sein können,
R3 = R1, R1-O, R1-S, Amino oder substituiertes Amino, wobei R1 und R2
auch Phenyl oder substituiertes Phenyl sein können.
Vorzugsweise enthalten R1 und R2 eine die Löslichkeit des Mikrostruktur-Agens
in wäßriger Lösung vermittelnde, funktionelle Gruppe, beispielsweise aus der
Gruppe, bestehend aus Amino, Carboxy und Sulfo.
Die fünfgliedrigen, heterocyclischen Verbindungen sind vorzugsweise ausge
wählt aus der Gruppe, bestehend aus Tetrazol und dessen Derivaten, insbe
sondere 5-Aminotetrazol und 5-Phenyltetrazol.
Die Mikrostruktur-Agentien sind vorzugsweise ausgewählt aus der Gruppe,
bestehend aus L-Cystein, DL-Cystein, 2-Aminoethanthiol, Mercaptoessigsäure,
3-Mercaptopropionsäure, 2-Mercaptoethansulfonsäure, 3-Mercaptopropansul
fonsäure, L-Cystin, DL-Cystin, D-Cystin, Bis-(2-aminoethyl)-disulfid, Dithiodies
sigsäure, 3,3'-Dithiodipropionsäure, 4,4'-Dithiodibuttersäure, 3,3'-Dithiobis-(pro
pansulfonsäure), Thiodiessigsäure, 3,3'-Thiodipropionsäure, 3,3'-Thiobis-(pro
pansulfonsäure), Thioharnstoff, Thiobenzamid sowie den Salzen der Säuren
und Amine.
Die erfindungsgemäße, saure Behandlungsflüssigkeit enthält neben den er
wähnten Komponenten im allgemeinen zusätzlich eine Säure. Vorzugsweise
enthält die Flüssigkeit eine anorganische Säure, insbesondere Schwefelsäure.
Sie kann auch eine andere Säure enthalten.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist einfach, leicht durchführbar und billig. Das
Verfahren wird nach Bildung der Kupferstrukturen auf Leiterplatten mit galvano
technischen Methoden ausgeführt, indem die Kupferoberflächen mit der Be
handlungsflüssigkeit in Kontakt gebracht werden. Ein zusätzlicher Reinigungs
schritt vor Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann vorgesehen
werden, um Verunreinigungen von den Kupferoberflächen zu entfernen und um
eine gleichmäßige Behandlung zu gewährleisten.
Mit der erfindungsgemäßen Behandlungsflüssigkeit können die Probleme, die
sich bei Anwendung der bekannten Mittel einstellen, beseitigt werden. Insbe
sondere kann die Haftfestigkeit der nachträglich auf die Kupferoberflächen auf
gebrachten, organischen Filme verbessert werden. Hierzu ist nur ein geringer
Abtrag von Kupfer erforderlich, so daß die Kupferschichtdicke nach dem Ätzen
lediglich in engen Grenzen variiert und damit impedanzkontrollierte Leiterplatten
herstellbar sind. Ferner bleibt die helle Farbe des Kupfers bei der Behandlung
erhalten. Probleme bei der Justage einer Photomaske auf dem Leitermuster
bestehen von daher nicht. Nachteilige Effekte bei der weiteren Behandlung von
von dem organischen Film befreiten Kupferoberflächen, beispielsweise beim
stromlosen Abscheiden von Zinn, Silber, Nickel, Gold oder Palladium oder beim
Aufbringen von organischen Schutzschichten vor dem Löten, werden nicht be
obachtet.
Es ist festgestellt worden, daß eine hohe Haftfestigkeit der organischen Filme
auf den Kupferoberflächen bereits bei geringem Abtrag von Kupfer erreicht
wird, wenn eine bestimmte Kupferstruktur beim Ätzen gebildet wird. Mit den be
kannten, mechanischen Aufrauhverfahren durch Anschleifen oder Bimsmehl-
Strahlen sowie mit bekannten, chemischen Ätzverfahren mit Lösungen, die le
diglich Wasserstoffperoxid und Schwefelsäure enthalten, sind die durch das
Aufrauhen gebildeten Oberflächenstrukturen auf den Kupferoberflächen zu groß
oder zu eben, so daß die Haftfestigkeit zu den sehr schmalen Leiterbahnen und
feinsten Löt- und Bondpads nicht ausreichend groß ist, um ein Abheben oder
Abplatzen des Filmes durch mechanische, chemische oder thermische Bela
stung auszuschließen. Mit den erfindungsgemäßen Ätzmitteln werden sehr fei
ne Mikrostrukturen auf den Kupferoberflächen gebildet, mit denen eine hohe
Haftfestigkeit erreichbar ist. Eine hohe Haftfestigkeit wird zwar auch mit einigen
der vorgenannten, chemischen Ätzmittel erreicht, die Wasserstoffperoxid und ei
ne anorganische Säure enthalten. Im allgemeinen werden jedoch sehr rauhe
Oberflächen erzeugt. Beispielsweise ist bei Anwendung des in EP 0 890 660 A1
beschriebenen Verfahrens festgestellt worden, daß sich in den Kupferoberflächen
sehr tiefe Risse bilden (1 bis 5 µm tiefe Risse). Die mit dem erfindungsge
mäßen Verfahren herstellbaren Strukturen in den Kupferoberflächen weisen da
gegen zwei unterschiedliche Strukturdimensionen auf: Zum einen werden semi
kristalline Strukturen gebildet, die - abhängig von der Kristallitgröße in den Kup
feroberflächen - eine Größe im Bereich von 1 bis 10 µm aufweisen. Würden die
Kupferoberflächen ausschließlich eine derartige Rauhigkeit aufweisen, so wäre
die Haftfestigkeit der Filme auf den Oberflächen nicht hoch genug. Zum ande
ren werden durch Einsatz der erfindungsgemäßen Mikrostruktur-Agentien den
dritische Strukturen mit einer Größe von 50 bis 500 nm gebildet, die die semikri
stallinen Strukturen überlagern. Mittenrauhwerte Ra der Kupferoberflächen wer
den über 1 µm2 gemittelt. Zur Ermittlung der Werte wird die Deutsche Norm
DIN 4762/1 E, ISO/DIS 4287/1 angewendet.
Außerdem findet bei Anwendung der bekannten Verfahren ein erheblicher Kup
ferabtrag statt. Im Gegensatz hierzu ist es mit dem erfindungsgemäßen Verfah
ren nicht erforderlich, Kupfer in einer Dicke von mehr als 1,5 µm, vorzugsweise
von mehr als 1,0 µm, abzutragen, um eine ausreichend hohe Haftfestigkeit der
organischen Filme auf den Kupferoberflächen zu gewährleisten. Diese Eigen
schaft der erfindungsgemäßen Behandlungsflüssigkeit ist von besonderer Be
deutung bei der Herstellung von Schaltungen mit immer geringeren Abmessun
gen der Leiterbahnen sowie der Löt- und Bondpads. Durch den geringen Kup
ferabtrag wird die Herstellung von impedanzkontrollierten Schaltungen ermög
licht, bei denen die Leiterbahnquerschnitte innerhalb enger Toleranzbereiche
gehalten werden müssen.
Bei Anwendung vieler bekannter, chemischer Ätzverfahren wird zudem beob
achtet, daß sich die Kupferoberflächen dunkel verfärben, so daß eine sichere
Justage einer Photomaske zum Leitermuster nicht mehr möglich ist. Bei Ver
wendung der erfindungsgemäßen Behandlungsflüssigkeit wird eine matte und
helle, kupferfarbene Kupferoberfläche gebildet. Dies ist für die Justage sehr vor
teilhaft, da die Justage durch den großen Kontrast zwischen den hellen Kupfer
oberflächen und der Substratoberfläche erheblich erleichtert wird.
Auch eine nachträgliche, chemische Behandlung von nach dem Aufbringen von
organischen Filmen wieder freigelegten Kupferoberflächen ist mit dem erfin
dungsgemäßen Verfahren im Gegensatz zu den bekannten Verfahren ohne
Einbuße an Produktionssicherheit möglich. Bei Anwendung der bekannten Ver
fahren ergeben sich häufig Probleme beispielsweise beim stromlosen Abschei
den von Zinn, Silber, Nickel, Gold oder Palladium oder beim Aufbringen von or
ganischen Schutzschichten vor dem Löten. Diese Probleme bestehen darin,
daß teilweise gar keine Abscheidung der genannten Metalle erreicht werden
kann und teilweise nur eine sehr ungleichmäßige Abscheidung, und stellen sich
dann ein, wenn die Kupferoberflächen vor dem Aufbringen des organischen Fil
mes mit den Ätzmitteln vorbehandelt werden. Diese Probleme können mögli
cherweise auf die Anwesenheit von Triazolen zurückzuführen sein. Ursache der
Probleme bei der chemischen Weiterbearbeitung der freigelegten Kupferober
flächen ist in diesen Fällen vermutlich eine dünne Schicht von adsorbierten
Triazolen oder anderen, organischen Verbindungen auf den behandelten Kup
feroberflächen, wenn bekannte Ätzmittel eingesetzt werden. Eine bei Anwen
dung des erfindungsgemäßen Verfahrens möglicherweise gebildete, dünne Ad
sorptionsschicht kann mit alkalischen oder sauren, im Leiterplattenherstellpro
zeß üblicherweise eingesetzten Reinigungslösungen dagegen leicht wieder ent
fernt werden. Dadurch wird gewährleistet, daß ein nachfolgendes Metallisie
rungsverfahren, beispielsweise ein stromloses Zinn-, Silber- oder Nickel/Gold-
Abscheidungsverfahren oder ein Lötverfahren mit einem schwach sauren Fluß
mittel, problemlos durchführbar sind.
Die Kupferoberflächen werden vor der Behandlung mit der erfindungsgemäßen
Flüssigkeit zunächst gereinigt, um Verunreinigungen von der Kupferoberfläche
zu entfernen, die die Behandlung stören. Es können alle herkömmlichen Reini
gungslösungen eingesetzt werden. Üblicherweise werden oberflächenaktive
Mittel und gegebenenfalls auch Komplexbildner, wie Triethanolamin, zu den
wäßrigen Reinigungslösungen zugegeben, um eine verbesserte Reinigungs
wirkung zu erhalten.
Nach dem Spülen werden die Kupferoberflächen mit der erfindungsgemäßen
Flüssigkeit behandelt. Durch die Kombination von Wasserstoffperoxid mit der
Säure ergibt sich die Mikroätzwirkung der Flüssigkeit. Durch die Tetrazol-Ver
bindungen in Verbindung mit dem Mikrostruktur-Agens ist die einzigartige Mi
krostruktur erhältlich, indem die allein von Wasserstoffperoxid in Kombination
mit der Säure hervorgerufene Mikroätzreaktion modifiziert wird.
Durch Zugabe weiterer Verbindungen kann die Wasserstoffperoxid-Lösung sta
bilisiert werden, beispielsweise durch Zugabe niederer Alkohole, wie 1,4-Butan
diol und 1-Propanol, ferner durch Zugabe von 4-Hydroxybenzolsulfonsäure und
8-Hydroxychinolin. Daher sind diese Verbindungen in der Flüssigkeit bevorzugt
enthalten.
Weitere Komponenten der erfindungsgemäßen Flüssigkeit sind weitere, organi
sche Lösungsmittel, wie Alkohole, die zur Erhöhung der Löslichkeit der Tetrazo
le und der Mikrostruktur-Agentien als Lösungsmittler enthalten sein können.
Zusätzlich können weitere, organische und anorganische Komponenten enthal
ten sein, beispielsweise Kupfersulfat und Netzmittel.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird vorzugsweise bei 20 bis 60°C durch
geführt. Die Behandlungszeit beträgt vorzugsweise 10 bis 600 sec. Je höher die
Temperatur der Flüssigkeit während der Ätzbehandlung ist, desto schneller
schreitet die Ätzreaktion voran. Daher wird in diesem Falle eine geringere Be
handlungszeit benötigt, um ein bestimmtes Ätzergebnis zu erhalten. Aus tech
nischen Gründen ist eine Ätztemperatur im Bereich von 30 bis 40°C vorzuzie
hen, um das Verfahren leicht kontrollierbar zu halten. Im allgemeinen wird eine
Temperatur im Bereich von 20 bis 60 sec eingestellt.
Die Konzentrationen der Hauptkomponenten der erfindungsgemäßen Flüssig
keit sind wie folgt:
Wasserstoffperoxid, 30 Gew.-% |
1,00-100 g/l |
Schwefelsäure, konz. |
10-250 g/l |
Tetrazol-Verbindungen |
0,10-20 g/l |
Mikrostruktur-Agentien |
0,01-10 g/l. |
Die optimalen Konzentrationen der Komponenten in der Flüssigkeit hängen von
der Art der verwendeten Tetrazol-Verbindungen und Mikrostruktur-Agentien ab.
Nachdem die Kupferoberflächen mit der erfindungsgemäßen Behandlungsflüs
sigkeit behandelt worden sind, werden sie gespült, vorzugsweise mit warmem,
deionisiertem Wasser. Danach werden sie in geeigneter Weise getrocknet, bei
spielsweise mit heißer Luft.
Danach kann der organische Film auf die derart vorbehandelten Kupferober
flächen aufgebracht werden.
Um die Haltbarkeit der Behandlungsflüssigkeit zu maximieren, wird die Flüssig
keit kurz vor deren Verwendung hergestellt. Beispielsweise kann zunächst eine
konzentrierte, wäßrige Lösung von Schwefelsäure, Tetrazol-Verbindungen und
Mikrostruktur-Agentien hergestellt werden. Diese Lösung ist lagerbar. Kurz vor
der Verwendung wird diese Lösung zusammen mit Wasserstoffperoxid in Men
gen zu Wasser zugegeben, die für eine Einstellung der gewünschten Einzelkon
zentrationen gerade ausreichen.
Die Leiterplatten können in herkömmlichen Tauchbadbehältern behandelt wer
den. Vorzuziehen sind in diesem Falle jedoch Durchlaufanlagen, durch die die
Leiterplatten in horizontaler Richtung hindurchgeführt und dabei in horizontaler
oder vertikaler Lage oder irgendeiner anderen Ausrichtung gehalten werden. In
den Anlagen werden die Leiterplatten mit den Behandlungslösungen in Kontakt
gebracht, indem sie durch halbisolierte Räume geführt werden, wobei die Be
handlungslösungen an die Kupferoberflächen entweder gesprüht oder ge
schwallt werden oder die Leiterplatten in die Behandlungslösungen eingetaucht
werden. Beispielsweise werden derartige Durchlaufanlagen von Atotech
Deutschland GmbH, Feucht, DE hergestellt.
Die nachfolgenden Beispiele dienen zur näheren Erläuterung der Erfindung.
Beispiel 1
Ein wäßrige, erfindungsgemäße Lösung wurde durch Vermischen folgender Be
standteile hergestellt:
Schwefelsäure, 96 Gew.-% |
50 ml |
Wasserstoffperoxid, 35 Gew.-% |
35 ml |
5-Aminotetrazol |
2,0 g |
L-Cystin |
0,1 g |
AL=L<Auffüllen mit deionisiertem Wasser auf 1 l. |
Die Lösung wurde auf 35°C aufgeheizt. Eine Leiterplatte, die mit Hilfe eines vor
zugsweise für die Herstellung von Leiterplatten eingesetzten Glanzkupferbades
(beispielsweise CUPRACID®BL-CT, schwefelsaures Kupferbad von Atotech
Deutschland GmbH) beschichtet worden war, wurde 60 sec lang in die erfin
dungsgemäße Lösung eingetaucht. Nach der Behandlung wurden die Kupfer
oberflächen mit warmem, deionisiertem Wasser gespült und dann mit heißer
Luft getrocknet. Die erhaltene Kupferoberfläche war matt und wies einen rosa
farbenen Farbton auf. Die Dicke der mit der Lösung durch Ätzen abgetragenen
Kupferschicht betrug 0,9 µm. Die Mikrostruktur der Kupferoberfläche wies zwei
unterschiedliche Mittenrauhwerte auf: 1. Zum einen wurden semikristalline
Strukturen gebildet, die Strukturen im Bereich von 2 bis 5 µm aufwiesen.
2. Zum anderen wurden dendritische Strukturen mit einer Größe von 50 bis
250 nm gebildet, die die semikristallinen Strukturen überlagerten.
In Fig. 1 sind die semikristallinen Strukturen in etwa 2.000-facher Vergrößerung
gezeigt (1 cm 5 µm). In Fig. 2 sind die dendritischen Strukturen in etwa
12.500-facher Vergrößerung dargestellt (1 cm 0,8 µm).
Beispiel 2
Eine wäßrige, erfindungsgemäße Behandlungslösung wurde durch Vermischen
folgender Bestandteile hergestellt:
Schwefelsäure, 96 Gew.-% |
50 ml |
Wasserstoffperoxid, 35 Gew.-% |
35 ml |
5-Aminotetrazol |
2,00 g |
Thiobenzamid |
0,05 g |
AL=L<Auffüllen mit deionisiertem Wasser auf 1 l. |
Für den Einsatz wurde die Lösung auf 35°C aufgeheizt. Ein Kupfersubstrat, das
durch Anwendung von CUPRACID®BL-CT hergestellt worden war, wurde
50 sec lang in die Lösung eingetaucht. Nach der Behandlung wurde das Kupfer
mit warmem, deionisiertem Wasser gespült und dann mit heißer Luft getrock
net. Die erhaltene Kupferoberfläche war matt und wies einen rosafarbenen
Farbton auf. Die mit der Lösung durch Ätzen abgetragene Kupferschichtdicke
betrug 0,8 µm. Die Mikrostruktur der Kupferoberfläche wies wiederum zwei
unterschiedliche Strukturdimensionen auf: 1. Zum einen wurden semikristalline
Strukturen gebildet, die eine Strukturgröße im Bereich von 1 bis 7 µm aufwie
sen. 2. Zum anderen wurden dendritische Strukturen mit einer Größe von 100
bis 200 nm gebildet, die die semikristallinen Strukturen überlagerten.
In Fig. 3 sind die semikristallinen Strukturen in etwa 2.000-facher Vergrößerung
gezeigt (1 cm 5 µm). In Fig. 4 sind die dendritischen Strukturen in etwa
11.000-facher Vergrößerung dargestellt (1 cm 0,9 µm).