DE10021667A1 - Neue Enzyme in der Acarbose-Synthese und deren Verwendung - Google Patents
Neue Enzyme in der Acarbose-Synthese und deren VerwendungInfo
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Abstract
Die vorliegende Erfindung betrifft neue Enzyme in der Acarbose-Synthese und deren Verwendung bei der Herstellung von Acarbose, deren Vorprodukte, und bei der Biokonversion von Nebenprodukten.
Description
Die Erfindung betrifft das Gencluster für die Biosynthese von Acarbose aus
Actinoplanes sp. SE 50/110 (CBS 614.71) und seiner Mutanten und Selektanten. Die
Gene mit direktem Bezug zum Acarbosemetabolismus wurden mit dem Mnemonic
(Funktionskürzel) "acb" bezeichnet. Andere Gene wurden mit "asp" plus Zahlencode
(bezogen auf die Herkunft aus Nr. der Phagenbank) bezeichnet. Eine Genkarte als
Übersicht über die im zusammenhängenden Bereich von etwa 38 kb gefundenen
Gene zeigt die Fig. 1, in Tabelle 1 ist eine Auflistung der bisher identifizierten
Leserahmen und ihrer Funktionen dargestellt. Die komplette DNA-Sequenz ist mit
überlappenden Abschnitten auf 3 Lambda-Phagen kloniert.
Insgesamt werden 15 Gene ganz oder teilweise neu beschrieben: Das Clusterende ist
auf der linken Seite noch nicht absolut gesichert, dürfte aber mit dem zweiten
Amylasegen acbZ beendet sein. Auf der rechten Seite gehören die Gene ab asp3.1
wahrscheinlich nicht mehr zum Cluster, sind aber Teil des Kohlenhydrat-Metabolis
mus. Die Funktionen der neuen Gene bestätigen und runden das bisherige Bild ab:
Sie stellen eine Beziehung zwischen Biosynthese (evtl. auch Resistenzmechanismus:
AcbK), intra- und extrazellulärem Umsatz und Transport (Import und Export) von
Acarbose bzw. seinen Analogen, den Maltodextrinen, her. Viele Gene codieren für
Proteine, die noch ganz neu sind oder nur entfernte Verwandtschaft zu anderen
Proteinen haben, die in entfernt verwandten Organismen vorkommen. Vier Proteine
haben deutliche Verwandtschaft zu allgemein vorkommenden "housekeeping
enzymes" (in Klammern genannt), AcbC (AroB), AcbQ (MalQ), AcbR (GlgC) und
AcbV (GabT), wovon mindestens drei eine deutliche Abweichung von den authen
tischen Funktionsträgern bei einer Stammbaumanalyse aufweisen. Dies weist auf
eine deutliche Veränderung in der enzymatischen Funktion hin, die ihre mögliche
Ursache in einer Genduplikation mit anschließendem evolutionären Drift durch
Selektion auf eine andere Funktion haben könnte. Insofern verhält sich das Gen
cluster wie ein typisches Cluster für die Biosynthese von Sekundärstoffen.
Andererseits ist der Metabolismus evtl. direkt mit dem hauptsächlichen C-Stoff
wechsel verknüpft und insofern eine Besonderheit. Eine enzymologische Funktion
konnte bisher folgenden Genloci direkt zugeordnet werden: AcbA, AcbB, AcbC,
AcbD, AcbE, (AcbFGH), AcbK, AcbV. Die Funktionen weisen auf eine intra
zelluläre Baustein-Biosynthese und Kondensation (Oxidoreduktase- oder Glycosyl
transferase-Mechanismus), sowie auf eine Modifikation (Phosphorylierung durch
AcbK) und Ausschleusung (Export durch AcbWX[Y]) hin. Auch die Hydrolyse
(AcbE und AcbZ), Umsetzung (AcbD), Aufnahme (AcbFGH), und intrazelluläre
Verstoffwechselung (AcbQ) von Maltodextrinen oder seinen Acarviosyl-Derivaten
sind gewährleistet.
Im ersten Genomprojekt eines nahe verwandten höheren Actinomyceten, S.
coelicolor A3(2) [Sanger-Institut, Welcome-Trust; kurz vor der Vollendung], wurden
weder ein acb-ähnliches Gencluster noch Homologe zu den charakteristischen Genen
(z. B. acbC, acbD) gefunden. Das gleiche gilt auch für die vollständigen Genomse
quenzen der Actinomyceten Mycobacterium tuberculosis und M. leprae. z. B. haben
die Proteine AroB von S. coelicolor und AcbC nur BLAST-Werte von P = 1.5e-14,
Identitäten = 84/294 (28%); die AroB Proteine von M. tuberculosis und S. coelicolor
haben aber BLAST-Werte von P = 1.4e-96, Identitäten = 195/344 (56%).
Die Gene acbVUSRPI und wahrscheinlich auch acbJQ sind translational gekoppelt,
was auch für das mit wenigen bp Abstand nachfolgende Operon acbKMLNOC gilt.
Dies stellt eine ungewöhnlich dichte Anordnung von 14 Genen dar und weist klar
darauf hin, dass eine Kotranskription und damit eine funktionale Kopplung vorliegt.
Die neu gefundenen Gene werden in der Reihenfolge, in der sie im Cluster
organisiert sind, charakterisiert, ausgehend von acbZ, das das linke Ende darstellt.
Für die Enzyme wurden biochemische Charakterisierungen zur Verifizierung der
enzymatischen Aktivitäten durchgeführt. Diese sind bei der Beschreibung des
jeweiligen Leserahmens/Genprodukts dargestellt.
Dieses Gen codiert für eine alpha-Amylase. Die abgeleitete Proteinsequenz zeigt
hohe Ähnlichkeit zu anderen langkettigen Amylasen aus Actinomyceten; z. B. zu der
im selben Cluster codierten Acarbose-insensitiven Amylase AcbE und zu den beiden
Amylasen aus S. lividans und S. coelicolor (Genomprojekt).
Diese drei Gene stellen eine funktionelle Einheit dar und codieren für ein ABC-
Exporter-System. Die abgeleiteten Proteinsequenzen von AcbW, AcbX und AcbY
zeigen signifikante Ähnlichkeiten zu anderen Proteinen der ATP-abhängigen ABC-
Transporterfamilie, am deutlichsten zu einem charakteristischen, aber ebenfalls noch
hypothetischen ABC-Transporter (Exporter-Typ) aus Deinococcus radiodurans
(AE001882), der ebenfalls durch drei benachbarte Gene und in entsprechender
Reihenfolge codiert wird. Viele Antibiotika-Exporter gehören zur selben Unter
familie der ABC-Transporter, vor allem in Streptomyceten. Die postulierten Start
codons der Gene acbX und acbY überlappen mit den postulierten Stopcodons für
acbW bzw. acbX. AcbW ist ein typisches ATP-Bindeprotein vom ABC-Typ (Hyde et
al. 1990). Die ATP-Bindeproteine vom Typ MtrA (z. B. DrrA, OleC-Orf4), zu denen
AcbW strukturell den höchsten Grad an Übereinstimmung aufweist (30% Identität),
enthalten die charakteristischen, hochkonservierten ATP-Binde-Domänen. Diese
bestehen aus zwei konservierten Motiven, die Walker A und B Sites genannt werden
(Walker et al. 1982). Die dem MtrA-Typ zugehörigen Proteine sind charakteristisch
für ABC-Transporter, die Resistenz gegen verschiedene Antibiotika vermitteln. Die
Analyse der Hydrophobizitätsprofile von AcbX ergaben, daß dieses Protein 6 poten
tielle transmembrane Helices besitzt und demnach das acbX-Gen für ein Membran
protein eines ABC-Transporters kodieren könnte. Die postulierte Struktur des
Proteins gleicht bekannten Membranproteinen bekannter ABC-Transporter wie DrrB,
dem Membranprotein des Daunorubicin/Doxorubicin ABC-Exporters aus Strepto
myces peuceticus (Guilfoile und Hutchinson 1991) und OleC-orf4, dem Membran
protein des Oleandromycin ABC-Exporters aus Streptomyces antibioticus
(Rodriguez et al. 1993). Das AcbY Protein ist ebenfalls hydrophob, hat aber keine
Ähnlichkeit zu typischen ABC-Transmembrandomänen. Das AcbY Protein dürfte,
analog zu dem Befund aus Deinococcus radiodurans, eine Komponente des Exporters
darstellen, z. B. ein zusätzliches Membranprotein.
AcbV ist eine Aminotransferase und nimmt in der Acarbose-Biosynthese die
Funktion einer dNTP-4-Keto-6-desoxyglucose Aminotransferase wahr. In seiner
Nukleotidsequenz ähnelt AcbV den Aminotransferasen der GabT-Familie (gamma-
Aminobutyrat Aminotransferasen), die zu der Aminotransferase-Subfamilie III
gehören. Das Protein zeigt die Ähnlichkeit mit verschiedenen Typ III-Aminotrans
ferasen. Das AcbV Protein hat eine charakteristische Abweichung von der Ähnlich
keit zu den authentischen GabT Enzymen der Bakterien, was auf eine veränderte
Funktion hinweist.
Für das acbV Gen wurden zwei mögliche Start-Kodons gefunden. Die von diesen
beiden Startstellen zu erwartenden AcbV Proteinvarianten werden im Folgenden mit
der zusätzlichen Bezeichnung "K" (für kurz) bzw. "L" (für lang) versehen.
Mittels der PCR-Methode wurden zwei verschiedene Fragmente (1452 bp und 1506 bp)
aus chromosomaler DNA von Actinoplanes amplifiziert, welche den kodierenden
Bereich des acbV-Gens umfassen. Die beiden PCR Fragmente wurden NdeI und
BamHI hydrolysiert und mit NdeI/BamHI hydrolysierten Vektor pET16b ligiert.
Die resultierenden Plasmide pH16AT1 und pH16AT9 kodieren für die Proteine
AcbV-K (1452 bp) bzw. AcbV-L (1506 bp), jeweils mit einem Poly-His-Rest N-
terminal fusioniert. Diese wurden dann in E. coli BL21 (DE3) Zellen, welche das
pSUTNESLB10 Plasmid trugen, transformiert. Das Plasmid pSUTNESLB10 erlaubt
die Expression der Proteine GroESEL aus S. griseus unter Kontrolle des T7-Φ10
Promotors (Pöhling 1997, Dissertation. Chem. Mikrobiologie BUGH Wuppertal).
Die Plasmid-tragenden Zellen wurden in LB Medium angeimpft und bei 30°C
kultiviert. Bei einer OD-540 = 0,5 wurden die Zellen mit 0,4 mM IPTG induziert und
nach 4 Stunden geerntet. Mit Hilfe der Western Blot-Methode und mittels Anti His-
Tag Antikörper (Qiagen, Hilden) und dem "Western Blot Kit" von Roche Diag
nostics konnte die Expression der Fusionsproteine nachgewiesen werden.
Die Plasmide pH16AT1 und pH16AT9, welche für AcbV-K (1452 bp) bzw. AcbV-L
(1506 bp) jeweils mit einem fusionierten N-terminalen Poly-His-Rest kodieren,
wurden XbaI/BamHI hydrolysiert und mit XbaI/BamHI hydrolysiertem Vektor
pUCPU21 (U. Wehmeier, BUGH Wuppertal) ligiert. Die resultierenden Plasmide
pUCAT1 (acbV-k) und pUCAT9 (acbV-l) wurden dann mit den Restriktionenzymen
HindII/BamHI hydrolysiert. Die entsprechenden Fragmente, die für his-acbV-k und
his-acbV-l kodieren, wurden dann in HindIII/BamHI hydrolysierten pUWL201
ligiert. Diese neu konstruierten Expressionsplasmide, die pHWAT1 (his-acbV-k) und
pHWAT9 (his-acbV-l) genannt wurden, wurden in S. lividans TK23 transformiert.
Die Expression der Proteine His-AcbV-K und His-AcbV-L erfolgt unter Kontrolle
des permE Promotors und wurde bei 30°C in TSB Medium getestet. Nach 48 Stun
den Wachstum wurden die Zellen geerntet. In Western Blots mit Anti His-Tag Anti
körpern (Qiagen) konnte die Expression des Fusionsproteins His-AcbV-L nachge
wiesen werden.
Die abgeleitete AcbV Sequenz zeigte die höchste Ähnlichkeit (30 bis 46% Identität)
zu den GabT Proteinen aus S. coelicolor (SC8B7), M. tuberculosis (Q50632) und E. coli
(P22256). Alle authentischen, in Bakterien und wahrscheinlich auch anderen
Organismen essentiellen, GabT-Proteine und ihre Homologen aus Genomsequenzen
haben eine deutlich nähere Verwandtschaft im taxonomischen Umkreis. Anderer
seits zeigte AcbV-Asp auch gute Ähnlichkeit zu einer Aminotransferase (AF145039)
SpcS1, die im Spectinomycin-Cluster aus S. spectabilis codiert wird und die
ebenfalls eine andere Funktion haben sollte.
Die GabT Enzyme katalysieren die Umsetzung von Aminobutyrat zu Succinat
semialdehyd. Daher sollte zunächst Aminobutyrat als potentieller Aminogruppen
donor überprüft werden. Um die Funktion des AcbV-Proteins zu klären, wurden von
S. lividans mit den Expressionsplasmiden pHWAT1 (his-acbV-k), pHWAT9 (his-
acbV-l) oder pUWL201 (als Negativkontrolle) Proteinextrakte hergestellt und für
Enzymtests eingesetzt. Es konnten mit den verwendeten Zellextrakten unter Ver
wendung von Aminobutyrat keine GabT ähnlichen Enzymaktivitäten gemessen
werden, wenn α-Ketoglutarat oder 2-epi-5-epi-Valiolon als Substrat eingesetzt
wurden.
Wurden dTDP-4-Keto-6-desoxyglucose und L-Glutamat in Enzymtests eingesetzt,
wurde durch AcbV ein Aminotransfer katalysiert, so daß dTDP-4-Amino-4,6-
Didesoxyglucose gebildet wurde.
Das Protein AcbU enthält die für eine ATP-Bindung charakteristischen Walker-
Motive und zeigt eine Ähnlichkeit (25% Identität) zu den beiden Pep2-Proteinen aus
den Glycogensyntheseoperons von S. coelicolor (Celia et al. 1995; Cosmide StL11
und St6A11). Im Genom von S. coelicolor A3(A2) wurden bisher zwei potentielle
Glycogensynthese-Operone identifiziert. In beiden Operonen findet man die als pep2
bezeichneten Gene, wobei die Nukleotidsequenzen dieser beiden Gene nicht iden
tisch sind. AcbU besitzt eine Phosphorylierungsfunktion und aktiviert ein Cyclitol
(wahrscheinlich ein 2-epi-5-epi-Valienon-Derivat) vor der Kondensation mit dTDP-
4-Amino-4,6-Didesoxyglucose.
Die abgeleitete Aminosäuresequenz von AcbS zeigt gute, durch ProDom-Analyse
(WU-BLAST-Analyse einer Motivsammlung von identifizierten Proteindomänen)
bestätigte Übereinstimmungen mit Glycogen Synthasen (Glycosyltransferasen mit
ADP-Glucose als Donorsubstrat) aus zwei Pyrococcus-Arten (AJ248283 und
AP0000019) und verschiedenen anderen Organismen (Bakterien und Pflanzen). Die
Ähnlichkeiten zwischen AcbS und anderen Proteinen beziehen sich auch auf die an
der LPS Core Biosynthese beteiligte Glucosaminyltransferasen, z. B. dem WaaK
Protein, das in der E. coli F632 waa-Genregion kodiert wird und aus UDP-GlcNAc
den Zuckerrest auf polymerisierende Oligomer-Vorläufer des LPS überträgt. AcbS
ist eine Acarviosylsynthase und an dem Kondensationsmechanismus der Acarviose
oder des fertigen Acarbosemoleküls beteiligt.
Das AcbR Protein (frühere Bezeichnung GlgC; ADP-Glucose Synthase) zeigt 34%
Sequenzidentität in einer Überlappung von 364 AS mit GlgC aus Bacillus
stearothermophilus. Auch zu anderen GlgC-Proteinen liegt die Identität im Bereich
von 30%. Dagegen sind die ADP-Glucose Synthasen von S. coelicolor und M. tuber
culosis 63.6% Identität viel näher miteinander verwandt. Daß alle anderen
GlgC-Proteine untereinander größere Übereinstimmungen zeigen (z. B. GlgC aus S. coeli
color noch 60% zu E. coli) deutet an, daß AcbR ein anderes Substrat erkennt.
AcbR stellt eine GlgC-ähnliche NDP-Polyol-Synthase dar. Diese Reaktion ist eine
Vorstufenaktivierung für die Kondensationsreaktion bei der Acarviose/Acarbose
Biosynthese.
Vermutlich translational gekoppelt mit acbR wurde ein kürzerer Leserahmen
identifiziert, der nach Translation in die Aminosäuresequenz eine entfernte
Ähnlichkeit zu hypothetischen Proteinen vergleichbarer Größe aus S. coelicolor, M. tuber
culosis, Synechocystis sp. und Thermotoga maritima zeigt (z. B. 28% Amino
säureidentität in einer Überlappung von 166 AS mit TM1181 aus Thermotoga
maritima). Die Funktion ist bisher unklar.
Translational gekoppelt mit acbP schließt sich der Leserahmen acbI an, der nach
Translation in die Aminosäuresequenz (588 AS) jedoch keine signifikanten
Identitäten zu bekannten Proteinen zeigte, lediglich entferntere Übereinstimmungen
zu hypothetischen Proteinen. Daher läßt sich noch keine Funktion zuordnen.
Für das Gen acbJ wird kein eindeutiger Genstart gefunden. Etwa 430 bp hinter dem
Stopcodon von acbI liegt ein mögliches Startcodon für das Gen acbJ, es kodiert für
ein 283 AS langes Protein. AcbJ weist auf der gesamten Länge des Proteins eine
signifikante Übereinstimmung von 45% zu einem hypothetischen Protein von S. coeli
color (SCD78.27C, Länge 280 AS) und ebenfalls gute Ähnlichkeit zu zwei
weiteren hypothetischen Proteinen aus demselben Organismus auf. Auch zu anderen
hypothetischen Proteinen liegt die Übereinstimmung über die ganze Länge des
Proteins zwischen 30% und 40%. Der C-terminale Bereich des Proteins zeigt Über
einstimmungen mit Phosphoserin-Phosphatasen. Eine Funktion in der Acarbosebio
synthese ist bisher noch nicht bekannt.
AcbQ ist eine Amylomaltase-ähnliche intrazelluläre Transglycosylase. Die Sequenz
des abgeleiteten AcbQ Proteins zeigt eine sehr hohe Ähnlichkeit zu MalQ-ähnlichen
Proteinen, besonders zu dem Protein aus M. tuberculosis und S. coelicolor. Diese
Amylomaltasen sind Bestandteil des Maltosestoffwechsels. Auch hier ist jedoch eine
zwar weniger deutliche Abweichung der Sequenzähnlichkeit zu den entsprechenden
Proteinen der verwandten Bakterien zu beobachten, so dass eine Funktionsverän
derung und eine Anpassung an den Acarbose-Stoffwechsel stattgefunden haben
dürfte.
Die abgeleiteten Aminosäuresequenzen der Proteine Asp3.1 und Asp3.2 zeigen eine
gute Übereinstimmung untereinander und mit XlnA Proteinen an den C-Termini,
Asp3.1 darüberhinaus in der Gesamtsequenz mit Galactocerebrosidasen aus
Säugetieren. Alignments von Asp3.1 und Asp3.2 ergaben, dass es sich hierbei um
Mitglieder eines seltenen Typs von Acetylxlyanesterasen (AXE) handeln könnte.
Diese Proteine bestehen oft aus zwei Domänen, einer katalytischen Domäne und
einer Xylan-bindenden Domäne. Beide Domänen sind normalerweise durch eine
Linkersequenz miteinander verbunden. Die hier gefundene katalytische Domäne ist
eng verwandt mit einer katalytischen Domäne einer Acetylxylanesterase aus dem
Pilz Neocallimastix patriciarum, die bislang in anderen Acetylxylanesterasen noch
nicht identifiziert worden ist. Dalrymple et al. (1998) hatten drei in diesem Pilz
identifizierte AXE's aufgrund des Vorkommens von drei konservierten Blöcken mit
den Motiven GDS, GXND und DXXH als erste Acetylxylanesterasen einer Gruppe
von Hydrolasen zugeordnet. Auf Sequenzebene zeigen die AXE aus Actinoplanes
sp., vergleichbar mit den AXE's aus N. patriciarum keine signifikante Überein
stimmung zu anderen AXE's. Das Vorkommen der drei konservierten Amino
säurenblöcke zeigt, das die AXE aus Actinoplanes sp. ebenfalls dieser Gruppe
zuzuordnen sind.
Am N-Terminus des Proteins Asp3.2 ist, wie bei Exoenzymen zu erwarten, eine
Signalsequenz lokalisiert, die mit 23 AS kürzer ist als die bei Streptomyceten
ermittelte durchschnittliche Länge von 35 AS. Mit einer Nettoladung von +2 und
einem negativen Rest (D) in Position zwei nach der vermuteten Spaltstelle
(Konsensusmotiv A-Xxx-A) war anzunehmen, dass das Protein effektiv sekretiert
wird. Mit den von Dalrymple at al. (1998) beschriebenen AXE's zeigt das Protein
nur signifikante Übereinstimmung der katalytischen Domänen. Die Linkersequenz
zwischen der katalytischen und der Substratbindedomäne beträgt 29 AS, die
vermutete Substratbindestelle selbst zeigt eine hohe Übereinstimmung mit XlnA aus
S. lividans, XlnA aus S. coelicolor und StxI aus S. thermoviolaceus (je 52% Identität
in einer Überlappung von 117 AS im C-Terminus). Der C-Terminus zeigt nicht nur
signifikante Ähnlichkeit zu Substratbindestellen von am Xylanabbau beteiligten
Proteinen (mit XlnA aus S. lividans wie auch aus S. coelicolor und StxI von S. thermo
violaceus 52% Aminosäureidentität in einer 117 AS Überlappung im C-
terminalen Bereich, sondern auch sehr gute Übereinstimmung mit dem C-Terminus
von Asp3.1 (55% Identität in einer Überlappung von 119 AS).
Asp3.2 wurde in S. lividans heterolog expremiert und die Aktivität und Substrat
spezifität mit entsalzten Überständen getestet. Das Protein katalysiert die Freisetzung
von Acetat aus p-Nitrophenylacetat, sowie die Hydrolyse von Acetat aus Xylosetetra
acetat, wie auch aus Glucosepentaacetat, wenn auch letzteres mit wesentlich
niedrigerer Umsatzrate hydrolysiert wird. Der KM-Wert liegt bei 1,5 mM mit dem
artifiziellen Substrat p-Nirophenylacetat.
Um zu überprüfen, ob das Enzym Asp3.2 Xylan binden kann, wurde es in Kalium
phosphatpuffer mit suspendiertem Xylan inkubiert. Nach der Inkubation wurde der
Überstand abzentrifugiert und auf Esterase-Aktivität gegenüber p-Nitrophenylacetat
hin untersucht. Zudem wurde das Pellet noch zwei mal mit Puffer gewaschen und
anschließend versucht, das Enzym mit zwei Waschschritten mit einer 1 M Xylose
lösung wieder aus dem suspendierten Xylan herauszuwaschen. Asp3.2 bindet fest an
Xylan. Die Waschfraktionen zeigten nur geringe Aktivität und auch durch die 2-
fache Elution mit 1 M Xylose kann die Aktivität nicht aus dem Xylan entfernt
werden, 94% der eingesetzten Aktivität findet man im Pellet.
Versuche zur (Über-)Expression der von den Genen acbLMNO und acbQ kodierten
Proteine (-/+ His-tag Fusionen) in E. coli und S. lividans TK23 wurden unter
nommen. z. T. konnte eine nachweisbare Expression erzielt werden.
Claims (9)
1. Nucleinsäure der Sequenzen acbZ, acbY, acbX, acbW, acbV, acbU, acbS,
acbR, acbP, acbI, acbJ, acbQ, acbK, acbM, acbL, acbN, acbO, acbC, acbB,
acbA, acbE, acbD, acbG, acbF, acbH, asp3.1, asp3.2 und asp3.3 und deren
Homologe.
2. Genprodukte codiert durch die Sequenzen gemäß Anspruch 1.
3. Verwendung einzelner oder sämtlicher Genprodukte gemäß Anspruch 1 in der
Synthese oder Biokonversion von Acarbose oder Vorstufen von Acarbose
oder Acarbose-ähnlichen Substanzen mit alpha-Glucosidase-inhibitorischen
Eigenschaften.
4. Vektoren enthaltend eine oder mehrere Sequenzen gemäß Anspruch 1.
5. Mikroorganismen transformiert mit einer oder mehreren der Sequenzen aus
Anspruch 1.
6. Verwendung der Mikroorganismen gemäß Anspruch 5 bei der Herstellung
von Acarbose oder bei der Herstellung von Vorstufen von Acarbose oder bei
der Herstellung von Acarbose-ähnlichen Substanzen mit alpha-Glucosidase-
inhibitorischen Eigenschaften.
7. Verwendung des kompletten Genclusters oder Teilen davon, um in Actino
planes sp. SE 50/110 oder in anderen Organismen die Bildung von Acarbose
oder Acarbose-ähnlichen Substanzen mit alpha-Glucosidase-inhibitorischen
Eigenschaften hervorzurufen oder deren Bildung zu optimieren.
8. Verwendung einzelner Gene oder Kombinationen von Genen aus Anspruch 1
für die Biosynthese von alpha-Glucosidase-Inhibitoren.
9. Verwendung der Aminotransferase AcbV bei der Synthese von dTDP-D-4,6-
Didesoxy-4-Aminoglucose.
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---|---|---|---|
DE2000121667 DE10021667A1 (de) | 2000-05-05 | 2000-05-05 | Neue Enzyme in der Acarbose-Synthese und deren Verwendung |
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DE2000121667 Withdrawn DE10021667A1 (de) | 2000-05-05 | 2000-05-05 | Neue Enzyme in der Acarbose-Synthese und deren Verwendung |
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DE (1) | DE10021667A1 (de) |
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2000
- 2000-05-05 DE DE2000121667 patent/DE10021667A1/de not_active Withdrawn
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