DE10012555A1 - Glucocorticoide in einer Modified Release-Formulierung - Google Patents
Glucocorticoide in einer Modified Release-FormulierungInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft eine pharmazeutische Zubereitung mit einem zeitlich verzögerten Freisetzungsprofil, umfassend einen Kern und mindestens eine, den Kern umschließende, hydrophile oder lipophile Hülle, wobei der Wirkstoff oder die Wirkstoffkombination ausgewählt ist aus der Gruppe, die gebildet wird von Prednisolon, Methylprednisolon, Prednison sowie deren physiologisch unbedenklichen Ester. Die erfindungsgemäße pharmazeutische Zubereitung eignet sich besonders zur Behandlung der Morgensteifigkeit bei rheumatischen Arthritis.
Description
Die Erfindung betrifft eine pharmazeutische Zubereitung mit modifiziertem
Freisetzungsprofil.
Glucocorticoide werden zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis seit
1948 eingesetzt. Durch ihre diversen entzündungshemmenden und im
munsuppressiven Wirkungen lindern sie die typischen Symptome der
rheumatoiden Arthritis, wie z. B. Morgensteifigkeit und Gelenkschmerzen.
Die eingesetzten Glucocorticoide besitzen meistens eine kurze Halbwerts
zeit. Sie werden seit nunmehr 50 Jahren zirkadian angewendet, das heißt,
die Gesamtdosis wird morgens vor 8 Uhr verabreicht, da hierdurch die
Rhythmik durch die endogene Cortisolsekretion aus den Nebennieren
nicht beeinträchtigt wird. Für eine Langzeitbehandlung werden Glucocorti
coide unterhalb ihrer Cushing-Schwellendosis eingesetzt, die für Predni
son beispielsweise bei 7,5 mg liegt. Die am häufigsten für die Behandlung
eingesetzten Glucocorticoide Prednison und Prednisolon werden nach
oraler Gabe rasch resorbiert und Plasmaspiegelspitzen werden im Mittel
nach zwei Stunden erreicht. Das Prodrug Prednison wird mit einer Trans
formationshalbwertszeit von einer Stunde in den aktiven Metaboliten Pred
nisolon umgewandelt. Die Plasmahalbwertzeit von Prednisolon beträgt
3,6 ± 0,4 Stunden.
Basierend auf der Beobachtung, daß die Interleukin-6-Spiegel im Serum
von Patienten mit chronischer Polyarthritis in den frühen Morgenstunden
einen Gipfel aufweisen, wurde von einer schwedischen Forschergruppe
die Hypothese aufgestellt, daß der Rhythmus der Zytokinproduktion als ei
ne Klasse der Entzündungsmediatoren mit der bekannten verstärkten
Schmerz- und Entzündungssymptomatik des Polyarthritikers am Morgen
assoziiert ist (Arvidson N. G., Gudbjoernsson, B., Elfman L., Ryden, A.-C.,
Töttermann, T. H., und Haellgren, R. "Circadian rythm of serum interleukin-
6 in rheumatoid arthritis", Annals Of The Rheumatic Diseases 1994; 53,
521-524). Desweiteren stellten sie fest, daß die Spitze des Interleukinspie
gels bei Polyarthritikern gegenüber gesunden Personen um ca. 2-3 Stun
den auf ca. 4-5 Uhr morgens verschoben ist. Abweichend von dem klassi
schen Therapieprinzip wurden Patienten über mehrere Tage um 2 Uhr
morgens mit Prednisolondosen unterhalb der Schwellendosis behandelt.
Durch die dem Interleukin-6-Gipfel vorausgehende Glucocortikoidapplika
tion wurde in dieser Studie eine signifikant bessere Wirksamkeit des Pred
nisolons bezüglich der Dauer der Morgensteifigkeit, der Gelenkschmerzen
und bestimmter klinischer Laborparameter erzielt (Arvidson, N. G., Gudbjo
ernsson, B., Larsson, A. und Haellgren, R. "The timing of glucocorticoid
administration in rheumatoid arthritis", Annals Of The Rheumatic Diseases
1997; 56, 27-31).
Nachteilig an dieser Therapie ist, daß die Patienten für die Aufnahme des
Medikaments gegen 2 Uhr nachts geweckt werden müssen.
Aufgabe der Erfindung ist es, eine pharmazeutische Zubereitung zur Ver
fügung zu stellen, mit der vermieden wird, daß der Patient zur Arzneimit
telaufnahme in der Nacht geweckt werden muß.
Die Aufgabe wird gelöst mit einer pharmazeutischen Zubereitung mit mo
difiziertem Freisetzungsprofil, bei der ein Wirkstoff oder eine Wirkstoff
kombination zeitlich verzögert zur Einnahme der pharmazeutischen Zube
reitung durch einen Patienten freigesetzt wird, in der Weise, daß zunächst
für eine bestimmte Zeit keine oder nur eine geringe Menge des Wirkstoffs
oder der Wirkstoffkombination freigesetzt wird und anschließend der Wirk
stoff oder die Wirkstoffkombination schubartig mit einem steilen Anstieg
der Freisetzungsrate freigesetzt wird, wobei der Wirkstoff oder die Wirk
stoffkombination ausgewählt ist aus der Gruppe, die gebildet wird von
Prednisolon, Methylprednisolon, Prednison sowie deren physiologisch un
bedenklichen Estern.
Für die erfindungsgemäße pharmazeutische Zubereitung geeignete Dar
reichungsformen sind dem Fachmann beispielsweise aus der EP 0 274 734
oder der FR-21 00 858 bekannt.
Eine pharmazeutische Zubereitung, bestehend aus einem Kern und einem
Mehrschichtenüberzug zur Freisetzung des Wirkstoffs im unteren Teil des
Gastrointestinaltrakts (Colon) ist z. B. aus der EP 0 366 621 bekannt.
In der EP 0 463 877 ist eine pharmazeutische Präparation zur kontrollier
ten Freigabe beschrieben, die einen Kern und eine Hüllschicht umfaßt,
wobei die Schicht ein wasserabweisendes Salz und ein Copolymer enthält.
Eine pharmazeutische Zusammensetzung mit verzögerter Abgabe von
Propranolol in Form einer harten Gelantinekapsel ist in der DE 27 40 286
beschrieben.
In der US 5,464,633 wird eine pharmazeutische Tablette zur verzögerten
Freisetzung einer aktiven Substanz beschrieben. Die Tablette besteht aus
einem Kern, der den Wirkstoff und ein Polymer enthält sowie einen poly
merhaltigen Überzug.
In der EP 0 605 174 wird eine mikropartikelhaltige Formulierung zur verzö
gerten Freisetzung beschrieben, wobei der arzneimittelhaltige Kern einer
Schicht, die u. a. ein Polymer enthält, überzogen ist.
Eine Mehrschichtenformulierung zur verzögerten Freisetzung von Theo
phyllin ist in der EP 0 122 077 beschrieben, eine andere, die Diltiazem
enthält, kennt man aus der EP 0 320 097.
In einer Pharmakokinetikstudie konnte überraschenderweise festgestellt
werden, daß mit der erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zubereitung
bei einer Einnahme vor dem Zubettgehen eine vergleichbare Blutspiegel
kurve des Wirkstoffs erreicht werden konnte, wie bei einer Gabe einer her
kömmlichen Tablette in der Nacht, wobei der Patient geweckt werden
muß. Dies ist überraschend, da die Resorption des Wirkstoffs in unter
schiedlichen Regionen des Gastrointestinaltraktes erfolgt. Bei einer her
kömmlichen Tablette erfolgt die Aufnahme im Magen bzw. in frühen Dünn
darmabschnitten, während bei der erfindungsgemäßen pharmazeutischen
Zubereitung eine Aufnahme im späten Dünndarm bzw. frühen Dickdarm
erfolgt. Sowohl die maximale Konzentration zum Zeitpunkt des Absorpti
onsmaximums als auch die Menge des resovierten Wirkstoffs ist bei der
erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zubereitung im Wesentlichen ver
gleichbar zu pharmazeutischen Zubereitungen.
Die erfindungsgemäße pharmazeutische Zubereitung ermöglicht eine cir
cadiane Therapie einer Reihe von weiteren Erkrankungen, die mit Gluco
corticoiden behandelt werden können. Beispielsweise läßt sie sich zur
Vorbeugung nächtlicher Allergie- und Asthmaanfälle einsetzen.
Durch die Freisetzung in den unteren Gastrointestinalabschnitten ist wei
terhin eine lokale Behandlung entzündlicher Erkrankungen in diesem Be
reich auch z. B. (Morbus Crohn) möglich. Im Gegensatz zu herkömmlichen
Tabletten wird der aus der erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zube
reitung freigesetzte Wirkstoff nicht bereits im Magen und in früheren
Darmabschnitten resorbiert und steht damit im vollen Umfang am Wirkort
zur Verfügung. Weiterhin werden die im Falle einer Corticoidtherapie in
dieser Indikation berichteten lokalen Überempfindlichkeitsreaktionen im
Bereich des Magens vermieden.
Besonders geeignet ist eine pharmazeutische Formulierung, umfassend:
einen Kern, der den Wirkstoff oder die Wirkstoffkombination enthält, und
mindestens eine den Kern umschließende hydrophile, lipophile oder ambi
phile Hülle, die gegebenenfalls aus mehreren Segmenten aufgebaut ist.
Durch die Hülle wird zunächst eine Freisetzung des Wirkstoffs vermieden,
d. h. die pharmazeutische Zubereitung wandert durch den Gastrointestinal
trakt, ohne daß der Wirkstoff oder die Wirkstoffkombination freigesetzt und
resorbiert werden können. Durch das im Gastrointestinaltrakt vorhandene
Wasser wird die Hülle langsam gequollen, aufgelöst, erodiert, oder ihre
Struktur in der Art verändert, daß der Kern oder Teile des Kernes der Flüs
sigkeit zugänglich werden. Nach einer durch die Stärke der Hülle und ihrer
Zusammensetzung beeinflußbaren Zeit wird die Hülle z. B. durch die
Darmperistaltik geöffnet, zerrissen, oder verändert auf andere Weise ihre
Struktur und gibt den Kern oder Teile des Kernes frei. Je nach Zusam
mensetzung des Kerns kann die Freisetzung des Wirkstoffs nun über ei
nen kurzen oder längeren Zeitraum erfolgen. Die Freisetzung des Wirk
stoffs oder der Wirkstoffkombination erfolgt also zeitlich verzögert zur Ein
nahme der pharmazeutischen Zubereitung.
Eine für den Patienten mit einer rheumatischen Erkrankung besonders an
genehme pharmazeutische Zubereitung ergibt sich, wenn die Hülle derar
tig gestaltet ist, daß die Freisetzung des Wirkstoffs mit einer zeitlichen
Verzögerung von 3 bis 8, vorzugsweise 4 bis 6 Stunden erfolgt. Die Ta
blette kann dann abends zum Essen bzw. vor dem Zubettgehen einge
nommen werden. Die Freisetzung des Wirkstoffs erfolgt dann in der Nacht
bzw. am frühen Morgen, beispielsweise im Zeitraum zwischen 2 und 4
Uhr.
Bei einer besonders vorteilhaften Ausführungsform ist die Hülle als, gege
benenfalls mehrschichtiger, Film ausgebildet.
Nach einer anderen vorteilhaften Ausführungsform ist die Hülle als ge
preßte Beschichtung ausgebildet.
Nach einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform werden die Hülle
und/oder der Wirkstoffkern in einem oder mehreren Arbeitsschritten durch
Extrusion oder Schmelzextrusion aus thermoplastischen oder plastischen
Polymeren hergestellt. Geeignete Verbindungen zur Ausbildung der Hülle
können beispielsweise aus der Stoffgruppe der Polyethylenglykole ausge
wählt werden.
Nach einer weiteren Ausführungsform wird der Wirkstoff in Pellets incorpo
riert oder auf diese Pellets aufgezogen. Die Hülle wird als sog. Coating um
diese Pellets vorgesehen.
Den genannten vorteilhaften Ausführungsformen ist gemein, daß die Hülle
zunächst über einen längeren Zeitraum durch das im Gastrointestinaltrakt
vorhandene Wasser gequollen, aufgelöst oder erodiert wird, oder ihre
Struktur in der Art verändert, daß der Kern oder Teile des Kernes der Flüs
sigkeit zugänglich werden, wobei keine oder nahezu keine Freisetzung des
Wirkstoffs erfolgt. Nach einer durch die Stärke der Hülle bestimmbaren
Zeit reißt diese auf oder die Flüssigkeit kommt auf andere Art und Weise
mit dem Kern in Kontakt, wobei eine Freisetzung des Wirkstoffs ermöglicht
wird.
Ein verzögertes Freisetzungsprofil läßt sich erreichen, wenn die Hülle eine
oder mehrere Verbindungen erhält, die ausgewählt sind aus mindestens
einer der nachstehend aufgeführten Gruppen:
- a) Polymer oder Copolymer aus Acrylsäure, Methacrylsäure, Alkyl acrylat, Alkylmethacrylat,
- b) Hydroxypropylmethylcellulose, Hydroxypropylcellulose, Methylcel lulose, Carboxymethylcellulose, Croscarmellose, Polyvinylalkohol, Polyoxyethylenglykol, Polyvinylpyrrolidon,
- c) Ethylcellulose, Celluloseacetat,
- d) Salze höherer Fettsäuren, Ester aus ein- oder mehrwertigen Alko holen mit kurz-, mittel- oder längerkettigen gesättigten oder unge sättigten Fettsäuren, mit oder ohne gemeinsame Veresterung mit Phosphatidylcholin oder ähnlichen Verbindungen, beispielsweise Stearinsäuretriglyceride, Glycerolbehenat,
- e) Polyethylenglykole
- f) Polyoxyethylen-Polyoxypropylen-Mischpolymerisate,
- g) Schellack.
Als Poly(alkyl)acrylate sind bevorzugt z. B. Eudragit® RS, RI und/oder NE.
Eudragit® RI und RS sind Acrylharze aus copolymeren Acryl- und
Methacrylsäureestern und einem geringen Gehalt an quartären Ammoni
umgruppen. Eudragit® NE ist ein Copolymerisat auf Basis von Ethylacrylat
und Methylmethacrylat. Die Eudragit®-Produkte können von der Firma
Röhm, Darmstadt, DE, bezogen werden.
Als Poly(alkyl)acrylat kann weiterhin z. B. Carbopol® (quervernetztes Homo-
oder Copolymer auf Acralsäurebasis) verwendet werden. Carbopol® ist ein
Produkt der BF Goodrich, Neuss, DE.
Stearinsäuretriglycerid ist z. B. unter dem Namen Dynasan bekannt. Als
Poly(alkyl)acrylate sind die oben genannten Eudragitderivate geeignet.
Den filmbildenden Lacken können Porenbildner bzw. quellende Stoffe zu
gesetzt werden. Z. B. können Polyethylenglycol, Polyvinylpyrrolidon, Cros
carmellose, Cellulose und/oder Carboxymethylstärke verwendet werden.
Als Zerfallshilfsstoff kann z. B. ein spezielles Polyvinylpyrrolidon, das unter
dem Namen Crospovidon® bekannt ist, verwendet werden. Crospividon®
kann von der BASF AG, Ludwigshafen, DE, bezogen werden. Als Füllstoff
für die Überzüge kann z. B. Saccharose verwendet werden. Als Schmier
mittel kann z. B. Magnesiumstearat verwendet werden. Als Dispergierhilfs
mittel kann z. B. Glycerolmonostearat verwendet werden.
Eine den herkömmlichen Darreichungsformen vergleichbare Blutspiegel
kurve des Wirkstoffs läßt sich erreichen, wenn die Freisetzung des Wirk
stoffs im Wesentlichen innerhalb von 30-120, vorzugsweise 30 bis 60 Mi
nuten erfolgt. Der Wirkstoff gelangt dann innerhalb einer kurzen Zeitspan
ne mit hoher Konzentration in die Blutbahn. Bei der erfindungsgemäßen
pharmazeutischen Zubereitung erfolgt also zunächst keine oder nur eine
geringe Freisetzung des Wirkstoffs bzw. der Wirkstoffkombination. Nach
dem die Hülle geöffnet ist, erfolgt die Freisetzung des Wirkstoffs schubar
tig, wobei die Freisetzungsrate des Wirkstoffs steil ansteigt.
Eine solche kurzfristige Freigabe läßt sich beispielsweise erreichen, wenn
dem Kern ein Treibmittel beigegeben ist. Ein solches Treibmittel kann bei
spielsweise aus einer Kombination einer schwachen Säure, beispielsweise
Weinsäure oder Zitronensäure und einem Carbonat oder Hydrogencarbo
nat gebildet werden. Durch eindringende Feuchtigkeit wird Kohlendioxid
freigesetzt, welches die Hülle sprengt. Dies ermöglicht einen raschen wei
teren Wasserzutritt und damit eine rasche Auflösung des Kerns der phar
mazeutischen Zubereitung.
Das Freisetzungsprofil kann vorteilhaft beeinflußt werden, wenn dem inne
ren Kern ein oder mehrere Matrixbildner und Sprengmittel beigegeben
sind. Die Matrixbildner und Sprengmittel können beispielsweise ausge
wählt sein aus der Gruppe, die gebildet wird von Cellulosederivaten, Stär
kederivaten, Alginsäure, Calciumhydrogenphosphat, Polyvinylpyrrolidon.
Die pharmazeutische Zubereitung kann zusätzlich einen oder mehrere
Weichmacher und/oder einen oder mehrere weitere Hilfsstoffe enthalten.
Der Weichmacher kann ausgewählt sein aus der Gruppe, die gebildet wird
von Polyethylenglycol, Dibutylphthalat, Diethylcitrat, Triacetin und Castroöl.
Als Hilfsstoffe können Konservierungs-, Stabilisierung- und/oder Netzmit
tel, Emulgatoren, Salze zur Beeinflussung des osmotischen Druckes,
Puffersubstanzen, Farb- und/oder Aromastoffe enthalten sein. Es können
auch weitere Wirkstoffe enthalten sein, wie z. B. Vitamine und/oder Mine
ralsalze, insbesondere solche, die Stoffwechselvorgänge begünstigen.
Die Dosierungen der Wirkstoffe liegen vorzugsweise zwischen etwa 0.1
und 100 mg pro Tablette, insbesondere zwischen 0.5 und 50 mg, ganz be
sonders zwischen 1 mg und 20 mg. Die tägliche Dosierung liegt vorzugs
weise zwischen etwa 0.5 und 50 mg, insbesondere zwischen 1 und 20 mg
pro Patient, d. h. zwischen 0.14 und 0.29 mg/kg Körpergewicht. Die spezi
elle Dosis für jeden Patienten hängt jedoch von den verschiedensten
Faktoren ab, beispielsweise von der Wirksamkeit der eingesetzten spezi
ellen Verbindung, vom Alter, Körpergewicht, allgemeinem Gesundheitszu
stand, Geschlecht, von der Kost, vom Verabreichungszeitpunkt, von der
Ausscheidungsgeschwindigkeit, Arzneistoffkombination und Schwere der
jeweiligen Erkrankung, welcher die Therapie gilt.
Die erfindungsgemäße pharmazeutische Zubereitung ist bevorzugt in der
Weise gestaltet, daß bis zur 4.-6. Stunde der Einnahme 0-10% des
Wirkstoffs freigesetzt werden. Nach der 4.-6. Stunde erfolgt die Freigabe
des Wirkstoffes als "Burst", d. h. die Gesamtarzneistoffmenge wird schu
bartig innerhalb der folgenden 1-2 Stunden zu mind. 80% freigesetzt.
Die Erfindung wird anhand von Beispielen, unter Bezugnahme auf eine
beigefügte Zeichnung, näher erläutert. Dabei zeigt:
Fig. 1 ein Freisetzungsprofil der erfindungsgemäßen pharmazeutischen
Zubereitung;
Fig. 2 Plasmaspiegelkurven einer Prednison-Referenztablette;
Fig. 3 Plasmaspiegelkurven der erfindungsgemäßen pharmazeutischen
Zubereitung.
Fig. 1 zeigt das Freisetzungsprofil der erfindungsgemäßen pharmazeuti
schen Zubereitung. Eine als Kern dienende Tablette, die Prednison als
Wirkstoff enthielt, wurde jeweils mit verschiedenen Hüllsubstanzen, in
Form eines Films bzw. einer gepreßten Beschichtung umhüllt. Die Tablet
ten wurden in Wasser gegeben und die Freisetzung des Wirkstoffs in Ab
hängigkeit von der Zeit gemessen. Es wird sichtbar, daß während einer er
sten Phase praktisch keine Freisetzung des Wirkstoffs erfolgt. Nach einer
bestimmten Zeit wird die Hülle für die Freisetzungsflüssigkeit durchlässig
und der Wirkstoff wird innerhalb einer kurzen Zeitspanne schubartig frei
gesetzt. Dabei steigt die Freisetzungsrate nach dem Öffnen der Hülle steil
an.
Die Tablette wurde in einer dreifach Crossover Pharmakokinetikstudie ge
gen eine sofort freisetzende Prednisontablette getestet. Hierbei wurde die
erfindungsgemäße pharmazeutische Zubereitung um 20 Uhr von den Pro
banden eingenommen, während die Referenztablette um 2 Uhr morgens
verabreicht wurde. Fig. 2 zeigt die Plasmaspiegelkurven der Prednison-
Referenztablette. Unmittelbar nach der Einnahme der Tablette steigt die
Konzentration des Wirkstoffs im Blutplasma stark an. Durch Ausschei
dungsvorgänge fällt die Konzentration dann über mehrere Stunden wieder
ab. Die Aufnahme des Wirkstoffs erfolgt dabei im Magen bzw. in frühen
Dünndarmabschnitten.
Fig. 3 zeigt die Plasmaspiegelkurve der erfindungsgemäßen pharmazeu
tischen Zubereitung. Die Konzentration im Blutplasma verbleibt in den er
sten 4-5 Stunden nach der Aufnahme bei einem Wert von nahe 0 Nano
gramm/Milliliter. Es folgt ein starker Anstieg der Plasmakonzentration, de
ren Kurvenverlauf näherungsweise dem Anstieg bei einer in Fig. 2 ge
zeigten herkömmlichen Tablette entspricht. Anschließend erfolgt ebenfalls
durch Ausscheidungsvorgänge eine langsame Abnahme der Plasmakon
zentration. Bei der erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zubereitung
erfolgt die Wirkstoffaufnahme im späten Dünndarm bzw. frühen Dickdarm.
Sowohl die maximale Konzentration zum Zeitpunkt des Absorptionsmaxi
mums (Cmax) als auch die Fläche unter der Blutspiegelkurve (AUC) unter
scheiden sich nicht wesentlich voneinander. Die Absorption von Prednison
erfolgt also in den beiden genannten Abschnitten des Gastrointestinal
traktes in gleichem Ausmaß.
In Tabelle 1 sind die Patientenkenndaten für die Prednison-
Referenztablette zusammengefaßt.
Zum Vergleich sind in Tabelle 2 die PK-Daten für die erfindungsgemäße
pharmazeutische Zusammensetzung zusammengefaßt.
Cmax: Plasmakonzentration am Absorptionsmaximum (geometrischer
Mittelwert)
tmax: Zeit bis zum Erreichen des Absorptionsmaximums, gemessen ab der Tablettenaufnahme (geometrischer Mittelwert)
AUCtlast: Fläche unter der Blutspiegelkurve bis zur letzten quantifizierba ren Konzentration.
AUCinf: extrapolierte Fläche unter der Blutspiegelkurve des terminalen Segmentes
AUC: Fläche unter der Blutspiegelkurve (geometrischer Mittelwert)
t1/2: Halbwertszeit der Ausscheidung (berechnet aus dem abstei genden Teil der Kurve)
CV: Coefficient of variation, %
Min: minimaler gemessener Wert
Max: maximaler gemessener Wert
tmax: Zeit bis zum Erreichen des Absorptionsmaximums, gemessen ab der Tablettenaufnahme (geometrischer Mittelwert)
AUCtlast: Fläche unter der Blutspiegelkurve bis zur letzten quantifizierba ren Konzentration.
AUCinf: extrapolierte Fläche unter der Blutspiegelkurve des terminalen Segmentes
AUC: Fläche unter der Blutspiegelkurve (geometrischer Mittelwert)
t1/2: Halbwertszeit der Ausscheidung (berechnet aus dem abstei genden Teil der Kurve)
CV: Coefficient of variation, %
Min: minimaler gemessener Wert
Max: maximaler gemessener Wert
Claims (12)
1. Pharmazeutische Zubereitung mit modifiziertem Freisetzungsprofil,
bei der ein Wirkstoff oder eine Wirkstoffkombination zeitlich verzögert
zur Einnahme der pharmazeutischen Zubereitung durch einen Pati
enten freisetzt wird, in der Weise, daß zunächst für eine bestimmte
Zeit keine oder nur eine geringe Menge des Wirkstoffs oder der
Wirkstoffkombination freigesetzt wird und anschließend der Wirkstoff
oder die Wirkstoffkombination schubartig mit einem steilen Anstieg
der Freisetzungsrate freisetzt wird, wobei der Wirkstoff oder die Wirk
stoffkombination ausgewählt ist aus der Gruppe, die gebildet wird von
Prednisolon, Methylprednisolon, Prednison sowie deren physiologi
schen unbedenklichen Estern.
2. Pharmazeutische Zubereitung nach Anspruch 1, umfassend:
einen Kern, der den Wirkstoff oder die Wirkstoffkombination enthält, und
mindestens eine den Kern umschließende hydrophile, lipophile oder ambiphile Hülle, die gegebenenfalls aus mehreren Segmenten auf gebaut ist.
einen Kern, der den Wirkstoff oder die Wirkstoffkombination enthält, und
mindestens eine den Kern umschließende hydrophile, lipophile oder ambiphile Hülle, die gegebenenfalls aus mehreren Segmenten auf gebaut ist.
3. Pharmazeutische Zubereitung nach Anspruch 1 oder 2, wobei die
Hülle derartig gestalten ist, daß die Freisetzung des Wirkstoffs mit ei
ner zeitlichen Verzögerung von 3 bis 8 Stunden, vorzugsweise 4 bis 6
Stunden, erfolgt.
4. Pharmazeutische Zubereitung nach Anspruch 1, 2 oder 3, wobei die
Hülle als, gegebenenfalls mehrschichtiger, Film ausgebildet ist.
5. Pharmazeutische Zubereitung nach Anspruch 1, 2 oder 3, wobei die
Hülle als gepreßte Beschichtung ausgebildet ist.
6. Pharmazeutische Zubereitung nach Anspruch 1, 2 oder 3, wobei die
Hülle und/oder die den Wirkstoff enthaltende Kernmatrix durch Extru
sion oder Schmelzextrusion aus thermoplastischen oder plastischen
Polymeren ausgebildet wird.
7. Pharmazeutische Zubereitung nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
wobei die Hülle eine oder mehrere Verbindungen enthält, ausgewählt
aus mindestens einer der nachstehend aufgeführten Gruppen:
- a) Polymer oder Copolymer aus Acrylsäure, Methacrylsäure, Al kylacrylat, Alkylmethacrylat,
- b) ii Hydroxypropylmethylcellulose, Hydroxypropylcellulose, Me thylcellulose, Carboxymethylcellulose, Croscarmellose, Po lyvinylalkohol, Polyoxyethylenglykol, Polyvinylpyrrolidon,
- c) Ethylcellulose, Celluloseacetat,
- d) Salze höherer Fettsäuren, Ester aus ein- oder mehrwertigen Alkoholen mit kurz-, mittel- oder längerkettigen gesättigten oder ungesättigten Fettsäuren, mit oder ohne gemeinsame Veresterung mit Phosphatidylcholin, Stearinsäuretriglyceriden, Glycerolbehenat
- e) Polyethylenglykole
- f) Polyoxyethylen-Polyoxypropylen-Mischpolymerisate,
- g) Schellack
8. Pharmazeutische Zubereitung nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
wobei die Freisetzung des Wirkstoffs im wesentlichen innerhalb von
30 bis 120, vorzugsweise 30 bis 60 Minuten erfolgt.
9. Pharmazeutische Zubereitung nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
wobei dem Kern ein Treibmittel beigegeben ist.
10. Pharmazeutische Zubereitung nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
wobei der Kern einen oder mehrere Matrixbildner und/oder Spreng
mittel umfaßt.
11. Pharmazeutische Zubereitung nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
wobei zusätzlich ein oder mehrere Weichmacher und/oder ein oder
mehrere weitere Hilfsstoffe enthalten sind.
12. Pharmazeutische Zubereitung nach einem der Ansprüche 1 bis 11
zur Behandlung rheumatischer Arthritis, Allergien, Asthma, entzündlichen
Darmerkrankungen, insbesondere Morbus Crohn oder Colitis
Ulcerosa.
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DE10012555A DE10012555A1 (de) | 2000-03-15 | 2000-03-15 | Glucocorticoide in einer Modified Release-Formulierung |
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