DE10012347A1 - Vorhang- Auftragsvorrichtung - Google Patents
Vorhang- AuftragsvorrichtungInfo
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Abstract
Eine Vorrichtung (10) zum direkten oder indirekten, einseitigen oder beidseitigen Auftragen von flüssigem oder pastösem Auftragsmedium (16) auf eine Materialbahn (20), insbesondere aus Papier oder Karton, umfasst ein Vorhang-Auftragswerk (12), welches das Auftragsmedium (16) als sich im Wesentlichen schwerkraftbedingt bewegenden Vorhang oder Schleier (18) an die Materialbahn (20) abgibt. Dabei ist die Materialbahn (20) im Bereich des Vorhang-Auftragswerks (12) auf einem ersten vorbestimmten elektrischen Potential (V¶E¶) gehalten. Ferner ist in Laufrichtung (L) der Materialbahn (20) vor dem Vorhang-Auftragswerk (12) eine Elektrodenanordnung (30) mit Abstand von dem Untergrund (U) angeordnet, welche auf einem von dem ersten Potential (V¶E¶) verschiedenen, zweiten vorbestimmten elektrischen Potential (V¶1¶) gehalten ist.
Description
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum einseitigen oder beidseitigen
Auftragen von flüssigem oder pastösem Auftragsmedium auf einen laufen
den Untergrund, umfassend ein Vorhang-Auftragswerk, welches das
Auftragsmedium als sich im Wesentlichen schwerkraftbedingt bewegenden
Vorhang oder Schleier an den Untergrund abgibt, wobei der Untergrund bei
direktem Auftrag die Oberfläche einer Materialbahn, insbesondere aus Papier
oder Karton, und bei indirektem Auftrag die Oberfläche eines Übertrags
elements, vorzugsweise einer Übertragswalze, ist, welches das Auftrags
medium dann an die Oberfläche der Materialbahn überträgt.
Bei der Beschichtung von Materialbahnen unter Einsatz eines Vorhang-
Auftragswerks (in der Fachwelt auch als "Curtain Coating" bekannt) wird
das Auftragsmedium an den Untergrund in Form eines Auftragsmedium-
Vorhangs abgegeben, der sich im Wesentlichen schwerkraftbedingt vom
Auftragswerk zum Untergrund bewegt. Dass das Vorhang-Auftragswerk
sich dabei in einem vorbestimmten Abstand vom Untergrund befindet, hat
unter anderem den Vorteil, dass es beispielsweise bei einem Bahnabriss
einem geringeren Beschädigungsrisiko ausgesetzt ist. Vorhang-Auftrags
werke unterscheiden sich von anderen "kontaktlosen" Auftragswerken,
beispielsweise Freistrahl-Düsenauftragswerken, bei welchen die Bewegung
des Auftragsmediums vom Auftragswerk zum Untergrund hauptsächlich
vom Ausstoßimpuls aus der Abgabedüse des Auftragswerks herrührt,
grundlegend, da die Gestalt des aus der Abgabedüse austretenden Vorhangs
lediglich dem Wechselspiel zwischen der Oberflächenspannung des
Auftragsmediums und der Schwerkraft ausgesetzt ist. Die Oberflächen
spannung versucht dabei, den Vorhang, der bezogen auf sein Volumen bzw.
seine Querschnittsfläche eine sehr große Oberfläche bzw. Umfangslänge
aufweist, zusammenzuziehen, um so seine Oberfläche zu verringern. Diesem
Effekt widersetzt sich lediglich die Schwerkraft, die den Vorhang zu
strecken sucht. Es ist daher leicht einzusehen, dass es umso schwieriger ist,
einen über die gesamte Arbeitsbreite gleichmäßig dicken Auftrgasmedium-
Vorhang zu erhalten, je größer diese Arbeitsbreite ist.
Die Beschichtung von Materialbahnen mittels eines Vorhang-Auftragswerks,
das der Materialbahn das Auftragsmedium als sich im Wesentlichen schwer
kraftbedingt bewegenden Auftragsmedium-Vorhang bzw. -Schleier zuführt,
ist von der Beschichtung von photographischen Filmen, Tonbändern und
dergleichen seit langem bekannt. Allerdings weisen die Materialbahnen auf
diesen Anwendungsgebieten eine erheblich geringere Breite auf, als dies bei
moderenen Anlagen zur Herstellung von Papier- und Pappebahnen der Fall
ist, bei denen Materialbahnbreiten von mehr als 10 m gefordert werden.
Einen über diese Breite gleichmäßig dicken Auftragsmedium-Vorhang bilden
und stabil halten zu können, ist eine Aufgabe, bei der es alles andere als
naheliegt, sich von den vergleichsweise einfach zu kontrollierenden
bekannten schmalen Auftragsmedium-Vorhängen Anregungen für eine
funktionstaugliche Lösung zu erwarten. Darüber hinaus bewegen sich die
Materialbahnen in modernen Anlagen zur Herstellung von Papier- und
Pappebahnen mit Geschwindigkeiten von bis zu 3000 m/min, was ein
Vielfaches der Geschwindigkeit ist, mit der sich die bekannten
schmalen Materialbahnen bewegen, und überdies eine weitere hohe
Belastung für die Stabilität des Auftragsmedium-Vorhangs darstellt.
Die DE 199 03 559 A1 stellt eine ganze Reihe von Wirkprinzipien vor,
welche es ermöglichen sollen, die von der Materialbahn mitgeführte
Luftgrenzschicht unmittelbar vor einem Vorhang-Auftragswerk zu
schwächen. Auf die Möglichkeiten, die Effizienz dieser Wirkprinzipien zu
verbessern, geht diese Druckschrift jedoch nicht ein.
Die WO 97/03009 befasst sich mit dem Problem der Trocknung von
Materialbahnen nach dem Auftrag von Medien, nämlich Druckfarben,
insbesondere im Tief-Rollenoffset- und Flexodruck. Sie schlägt vor, die
Gasmoleküle an der Oberfläche der Materialbahn mittels einer Korona-
Entladung zu ionisieren und zu einer Elektrode hin zu beschleunigen, um
durch den mit diesem "Ionenwind" einhergehenden Gasaustausch an der
Materialbahnoberfläche die Trocknungseffizienz zu erhöhen.
Zum weiteren Stand der Technik sei der Vollständigkeit halber noch auf die
DE 198 03 240 A1 und die DE 198 29 449 A1 verwiesen.
Demgegenüber ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, das "Curtain
Coating" für den Einsatz in Anlagen zur Herstellung oder/und Veredelung
von breiten und sich schnell bewegenden Materialbahnen, vorzugsweise aus
Papier oder Karton, weiter zu verbessern, insbesondere was die Stabili
sierung des Vorhangs anbelangt.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch eine Vorrichtung zum
einseitigen oder beidseitigen Auftragen von flüssigem oder pastösem
Auftragsmedium auf einen laufenden Untergrund, umfassend ein Vorhang-
Auftragswerk, welches das Auftragsmedium als sich im Wesentlichen
schwerkraftbedingt bewegenden Vorhang oder Schleier an den Untergrund
abgibt, wobei der Untergrund bei direktem Auftrag die Oberfläche einer
Materialbahn, insbesondere aus Papier oder Karton, und bei indirektem
Auftrag die Oberfläche eines Übertragselements, vorzugsweise einer
Übertragswalze, ist, welches das Auftragsmedium dann an die Oberfläche
der Materialbahn überträgt, und wobei der Untergrund im Bereich des
Vorhang-Auftragswerks auf einem ersten vorbestimmten elektrischen
Potential gehalten ist und dass in Laufrichtung der Untergrundes vor dem
Vorhang-Auftragswerk eine Elektrodenanordnung mit Abstand von dem
Untergrund angeordnet ist, welche auf einem von dem ersten Potential
verschiedenen, zweiten vorbestimmten elektrischen Potential gehalten ist.
Im Unterschied zu herkömmlichen Vorhang-Auftragsvorrichtungen, bewegt
sich der Auftragsmedium-Vorhang bei der erfindungsgemäßen Vorhang-
Auftragsvorrichtung nicht allein unter dem Einfluss der Schwerkraft bzw.
nicht allein unter dem Einfluss des Ausstoßimpulses von der Abgabedüse
zum Untergrund. Vielmehr wird diese Bewegung durch eine elektrostatische
Kraft unterstützt, welche von dem elektrischen Feld zwischen der Elektro
denanordnung und dem Untergrund auf den Auftragsmedium-Vorhang aus
geübt wird und den Vorhang auf seinem Weg von der Abgabedüse zum
Untergrund zu strecken sucht (Vorstreckung). Daher kann entweder bei
gleichem Abstand zwischen Abgabedüse und Untergrund die Stabilität des
Vorhangs erhöht werden, oder der Abstand zwischen Abgabedüse und
Untergrund bei vorgegebener gewünschter Stabilität größer gewählt
werden.
Insbesondere letzteres ist von Vorteil, wenn man bedenkt, dass sich die
Gesamtstreckung des Auftragsmediums von einer durch die Weite der
Abgabedüse bestimmten Vorhangdicke bis zu der Dicke der letztendlich auf
den Untergrund aufgebrachten Schicht von Auftragsmedium aus dem Pro
dukt der vorstehend beschriebenen Vorstreckung des Vorhangs auf dem
Weg von der Abgabedüse zum Untergrund und der Kontaktstreckung
zusammensetzt, welche vom Unterschied zwischen der Geschwindigkeit
des Vorhangs unmittelbar vor dem Auftreffen auf den Untergrund und der
Laufgeschwindigkeit des Untergrunds beim Kontakt des Auftragsmediums
mit dem Untergrund herrührt. Für die Erzielung einer möglichst gleich
mäßigen Auftragsschicht ist es nämlich von Vorteil, wenn sich die
Gesamtstreckung möglichst gleichmäßig aus Vorstreckung und Kontakt
streckung zusammensetzt. Da der Auftragsmedium-Vorhang umso anfälliger
für äußere Einflüsse ist, beispielsweise für den Einfluss der vom Untergrund
mitgeführten Luftgrenzschicht, je länger der Weg des Auftragsmediums von
der Abgabedüse zum Untergrund ist, läuft dies in der Praxis stets auf den
Wunsch nach einer möglichst starken Vorstreckung hinaus.
Darüber hinaus wird aber von dem elektrischen Feld auf den Vorhang auch
eine Kraft ausgeübt, die eine orthogonal zu dessen Fallbewegungsrichtung
verlaufende Komponente besitzt, d. h. die Elektrodenanordnung zieht den
Vorhang an. Auch diese Kraftkomponente hilft, den Auftragsmedium-
Vorhang gegenüber dem Einfluss der an der Oberfläche des Untergrunds
mitgeführten Luftgrenzschicht zu stabilisieren.
Die Elektrodenanordnung kann wenigstens eine Flachelektrode umfassen.
Dabei kann die Flachelektrode an ihrer zum Untergrund hinweisenden Seite
eine Mehrzahl von Vorsprüngen oder Nadelspitzen aufweisen. Alternativ ist
es jedoch auch möglich, dass die Elektrodenanordnung eine Mehrzahl von
in Querrichtung des Untergrundes einander benachbart angeordneten Einzel
elektroden, vorzugsweise Nadelelektroden, umfasst. Durch den Einsatz von
Nadelspitzen bzw. Nadelelektroden kann erreicht werden, dass die Elektro
denanordnung ihre Umgebung nicht nur durch das bezüglich dem Erdpoten
tial gebildete elektrische Feld beeinflusst, sondern dass es darüber hinaus
auch zu Entladungsvorgängen kommen kann, bei welchen die Umgebungs
luft zumindest teilweise ionisiert wird, und die so entstandenen
Ladungsträger zu einer Aufladung des Auftragsmedium-Vorhangs führen.
Nach einer derartigen Aufladung kann die Bewegung des Auftragsmedium-
Vorhangs noch effektiver durch das elektrische Feld beeinflusst werden.
Um den Einfluss der an der Oberfläche des Untergrunds mitgeführten Luft
grenzschicht auf den Vorhang gering halten zu können, wird vorgeschlagen,
dass der Elektrodenanordnung in Laufrichtung des Untergrundes eine Vor
richtung zur Schwächung der von dem Untergrund mitgeführten Luftgrenz
schicht vorgeordnet ist. Dabei kann die Luftgrenzschicht-Schwächungs
vorrichtung eine Absaugvorrichtung umfassen, mit deren Hilfe die
Luftgrenzschicht aktiv vom laufenden Untergrund entfernt werden kann.
Beispielsweise kann am stromabwärtigen Ende der Absaugvorrichtung ein
mit dem Untergrund in Schleifkontakt stehender Schleppschaber vorgesehen
sein. Dieser Schleppschaber dichtet die Absaugvorrichtung zur Umgebung
hin ab und behindert die Weiterbewegung der Luftgrenzschicht zum Auf
tragswerk hin. Hierdurch wird die in der Luftgrenzschicht mitgeführte Luft
aufgestaut, was den laminaren Charakter der Strömung der Luftgrenzschicht
zumindest teilweise zerstört. Dies erleichtert das Absaugen und erhöht die
Saugeffizienz der Absaugvorrichtung. Somit kann die Luftgrenzschicht durch
die erfindungsgemäß ausgebildete Absaugvorrichtung besonders wirksam
geschwächt, wenn nicht gar vollständig vom Untergrund entfernt werden.
Der Schleppschaber kann als flexible Folie, vorzugsweise aus Kunststoff,
Metallblech oder einem Verbundwerkstoff, ausgebildet sein. Die flexible
Folie schmiegt sich unter der Saugwirkung der Absaugvorrichtung gegen
den Untergrund an, was zum einen die Abdichtung verbessert und zum
anderen dem Aufbau einer neuen Luftgrenzschicht vorbeugt. Ist der
Schleppschaber aus Metallblech gefertigt, so wird vorzugsweise Edelstahl
blech mit einer Dicke von höchstens 0,1 mm eingesetzt. Als vorteilhaft
haben sich aber auch Schleppschaber aus Verbundwerkstoff mit einer
Oberflächenbeschichtung aus Teflon erwiesen. Der Verbundwerkstoff sorgt
dabei für die erforderliche Temperaturbeständigkeit und Flexibilität, während
die Oberflächenbeschichtung aus Teflon für eine geringe Reibung zwischen
dem Schleppschaber und dem laufenden Untergrund sorgt. Ferner kann der
Schleppschaber in Laufrichtung gekrümmt sein, was das elastische Aus
weichen erleichtert und die Reibung mit dem Untergrund weiter mindert.
In Weiterbildung der Erfindung wird vorgeschlagen, dass im Bereich der
Absaugvorrichtung, vorzugsweise zwischen dem stromabwärtigen Ende der
Absaugvorrichtung und dem Schleppschaber, eine weitere Elektrodenanord
nung vorgesehen ist. Auch mit Hilfe dieser weiteren Elektrodenanordnung
kann die vom Untergrund mitgeführte Luftgrenzschicht beeinflusst und
insbesondere geschwächt werden. Vor allem wenn die weitere Elektroden
anordnung eine Mehrzahl von in Querrichtung des Untergrundes einander
benachbart angeordneten Einzelelektroden, vorzugsweise Nadelelektroden,
umfasst, oder wenn die weitere Elektrodenanordnung wenigstens eine
Flachelektrode umfasst, welche an ihrer zum Untergrund hin weisenden
Seite eine Mehrzahl von Vorsprüngen oder Nadelspitzen aufweist, kann es
zwischen den Spitzen der weiteren Elektrodenanordnung und dem Unter
grund ebenfalls zu Entladungsvorgängen kommen. Diese Entladungen stören
die laminare Störung der Luftgrenzschicht und wandeln diese zumindest
teilweise in eine turbulente Strömung um, was das Absaugen der Luftgrenz
schicht erleichtert und somit die Effektivität der Absaugvorrichtung weiter
verbessert. Zur Unterstützung des Entstehens dieser Entladungen wird
vorgeschlagen, dass die weitere Elektrodenanordnung von dem Untergrund
einen Abstand von zwischen etwa 2 mm und etwa 30 mm aufweist.
Die weitere Elektrodenanordnung kann grundsätzlich an eine äußere
Spannungsversorgung angeschlossen sein. Es ist jedoch ebenso möglich,
und konstruktiv sogar einfacher zu realisieren, wenn das elektrische
Potential der weiteren Elektrodenanordnung in der Schwebe gehalten ist
("floating potential"). In diesem Fall wird die weitere Elektrodenanordnung
infolge der von der ersten Elektrodenanordnung ausgehenden Entladungen
aufgeladen und somit ebenfalls auf ein vom Massepotential verschiedenes
Potential gebracht. Zur Reduzierung der Kapazität der weiteren Elektroden
anordnung sowie aus Sicherheitsgründen wird vorgeschlagen, dass die wei
tere Elektrodenanordnung an der Absaugvorrichtung von dieser elektrisch
isoliert angeordnet ist.
Das bzw. die vom Erdpotential verschiedenen, vorbestimmten elektrischen
Potentiale können beispielsweise einen Wert von zwischen 5 kV und etwa
60 kV, vorzugsweise etwa 30 kV aufweisen.
Wie vorstehend bereits erwähnt, wird der Untergrund vorzugsweise auf
Erdpotential gehalten. Dies kann beispielsweise dadurch realisiert werden,
dass ein Gegenelement, vorzugsweise eine Gegenwalze, das bei direktem
Auftrag die Materialbahn im Bereich des Auftragswerks stützt bzw. auf
dessen Oberfläche das Auftragswerk das Auftragsmedium bei indirektem
Auftrag aufbringt, mit einer Elektrode in Kontakt steht, um diese auf dem
zweiten vorbestimmten elektrischen Potential zu halten. Zusätzlich oder
alternative kann jedoch auch vorgesehen sein, dass die Oberfläche des
Gegenelements mit der Elektrode in Schleifkontakt steht. Schließlich ist es
auch noch möglich, dass die Elektrode mit einer Lagerwelle der Gegenwalze
in elektrisch leitendem Kontakt steht. Bei direktem Auftrag kommt als
weitere Alternative hinzu, dass man die Materialbahn mittels einer
beispielsweise als Bahnleitelement ausgebildeten Elektrode auf dem zweiten
vorbestimmten elektrischen Potential, also vorzugsweise dem Erdpotential,
hält.
Aus Sicherheitsgründen wird ferner vorgeschlagen, dass das Vorhang-
Auftragswerk oder/und die Absaugvorrichtung auf einem vorbestimmten
elektrischen Potential, vorzugsweise Erdpotential, gehalten ist.
Die Erfindung wird im Folgenden an einem Ausführungsbeispiel anhand der
beigefügten Zeichnung näher erläutert werden. Es stellt dar:
Fig. 1 eine grob schematische Seitenansicht zur Erläuterung von
Aufbau und Funktion einer erfindungsgemäßen Auftrags
vorrichtung.
In der einzigen Figur ist eine erfindungsgemäße Auftragsvorrichtung
allgemein mit 10 bezeichnet. Sie umfasst ein Vorhang-Auftragswerk 12 mit
einer Abgabedüse 14, aus der Auftragsmedium 16 in Form eines Vorhangs
18 an einen sich in Laufrichtung L bewegenden Untergrund U abgegeben
wird. Der Untergrund U ist im dargestellten Ausführungsbeispiel die
Oberfläche 20a einer Materialbahn 20, die im Bereich des Auftragswerks 12
die Umfangsflächen einer Stützwalze 22 teilweise umschlingt.
Auf seinem Weg von der Abgabedüse 14 zum Untergrund U wird das Auf
tragsmedium 16 beschleunigt. Dies führt zu einer Verringerung der Dicke
des Vorhangs 18 von dem Wert D im Bereich der Abgabedüse 14 auf den
Wert d unmittelbar vor der Auftreffpositon P auf dem Untergrund U
(Vorstreckung). Infolge des Unterschieds zwischen der Geschwindigkeit des
Auftragmedium-Vorhangs 18 unmittelbar vor der Auftreffposition P und der
Laufgeschwindigkeit des Untergrunds U wird das Auftragsmedium 16 beim
Auftreffen auf dem Untergrund U nochmals gestreckt, so dass die auf den
Untergrund U aufgebrachte Auftragsschicht 24 letztendlich die Dicke s
aufweist (Kontaktstreckung). Die Gesamtstreckung des Auftragsmedium 16
ergibt als Produkt der Streckungsfaktoren von Vorstreckung und
Kontaktstreckung.
In der Praxis wird das Auftragsmedium 16 beim Auftreffen auf den Unter
grund U meist stärker gestreckt als auf dem Weg von der Abgabedüse 14
zum Untergrund U, da man im Hinblick auf einen möglichst stabilen Vorhang
18 die Fallstrecke zwischen Abgabedüse 14 und Untergrund U nicht beliebig
groß wählen kann. Eine zu starke Kontaktstreckung wirkt sich aber nach
teilig auf die Gleichmäßigkeit der auf den Untergrund U aufgebrachten
Auftragsschicht 24 aus.
Die erfindungsgemäße Auftragsvorrichtung 10 bietet nun eine Möglichkeit,
mit deren Hilfe man entweder bei gleicher Fallhöhe zwischen Abgabedüse
14 und Untergrund U die Vorstreckung des Vorhangs 18 verstärken kann
bzw. wie man bei gleicher Vorstreckung die Fallhöhe zwischen Abgabedüse
14 und Untergrund U verringern und somit den Vorhang 18 stabilisieren
kann. Und zwar wird erfindungsgemäß der Auftragmedium-Vorhang 18 auf
seinem Weg von der Abgabedüse 14 zum Untergrund U nicht allein der
Schwerkraft überlassen, sondern es werden auf ihn zusätzlich elektro
statische Kräfte ausgeübt. Diese Stärkung der den Vorhang 18 streckenden
Kräfte hat, da die Oberflächenspannung des Auftragsmediums 16, die den
Vorhang 18 im Sinne einer Verringerung von dessen Oberfläche zusammenzuziehen
sucht, konstant bleibt, eine höhere Stabilität des Auftragmedium-
Vorhang 18 zur Folge.
Zur Bereitstellung der elektrostatischen Kräfte ist gemäß Fig. 1 in
Laufrichtung L unmittelbar vor dem Auftragswerk 12 eine Elektroden
anordnung 30 vorgesehen, die beispielsweise eine sich in Querrichtung Q
erstreckende Flachelektrode mit einer Mehrzahl von Nadelspitzen umfassen
kann, oder von einer Mehrzahl von in Querrichtung Q einander benachbart
angeordneten Nadelelektroden 32 gebildet sein kann. An die Elektroden
anordnung 30 wird eine vorbestimmte elektrische Spannung V1 angelegt,
während die sie umgebenden Teile der Auftragsvorrichtung 10, nämlich das
Auftragswerk 12, die Stützwalze 22 und ein bezüglich der Laufrichtung L
stromaufwärts der Elektrodenanordnung 30 vorgesehener Saugkasten 34
zur Schwächung einer von der Materialbahn 20 mitgeführten Luftgrenz
schicht auf Masse- bzw. Erdpotential VE gehalten sind.
Zwischen der Elektrodenanordnung 30 und ihrer auf Erdpotential gehaltenen
Umgebung baut sich nicht nur ein elektrisches Feld auf, sondern es kommt
zwischen den Nadelspitzen bzw. Nadelelektroden 32 und der Umgebung zu
Entladungen, die in Fig. 1 durch die gestrichelten Linien E angedeutet sind.
Infolge dieser Entladungen E wird das Auftragsmedium 16 des Vorhangs 18
elektrisch aufgeladen, so dass es in dem elektrischen Feld zwischen der
Elektrodenanordnung 30 und der Stützwalze 22 zur Stützwalze 22 hin
beschleunigt wird, was die Vorstreckung unterstützt.
Darüber hinaus wird auf den Vorhang 18 infolge der Entladungen E aber
auch eine Kraft ausgeübt, die eine orthogonal zu dessen Fallbewegungs
richtung verlaufende Komponente besitzt. Auch diese Kraftkomponente
hilft, den Auftragsmedium-Vorhang 18 vor dem Einfluss der an der
Oberfläche der Materialbahn 20 mitgeführten Luftgrenzschicht G zu
stabilisieren.
Wie vorstehend bereits angesprochen, dient der Saugkasten 34 zur
Schwächung der Luftgrenzschicht G. Zur Erhöhung der Saugeffizienz ist an
diesem Saugkasten 34 auslaufseitig ein Schleppschaber 36 vorgesehen, der
mit der Oberfläche 20a der Materialbahn 20 in Gleitkontakt steht und den
Saugbereich des Saugkastens 34 auslaufseitig abdichtet. Der Schlepp
schaber 36 kann beispielsweise aus einem mit Teflon beschichteten
Verbundwerkstoff gefertigt sein. Aufgrund des Einsatzes eines Verbund
werkstoffs weist der Schleppschaber 36 ausreichende Temperaturbeständig
keit und Flexibilität, und aufgrund der Oberflächenbeschichtung mit Teflon
ausreichende Reibungsarmut auf.
Erfindungsgemäß ist nun zwischen diesem Schleppschaber 36 und dem
Saugkasten 34 eine weitere Elektrodenanordnung 40 vorgesehen, die an
dem Saugkasten 34 über eine elektrischen Isolierung 42 angebracht ist. Die
weiteren Elektrodenanordnung 40 kann wiederum entweder von einer Flach
elektrode mit einer Mehrzahl von Nadelspitzen oder einer Mehrzahl von in
Querrichtung Q einander benachbart angeordneten Nadelelektroden gebildet
sein. Die Elektrodenanordnung 40 kann grundsätzlich an eine äußere
Spannungsversorgung angeschlossen sein. In dem dargestellten Ausfüh
rungsbeispiel befindet sie sich hinsichtlich ihres elektrischen Potentials
jedoch in einem Schwebezustand ("floating potential"), wird aber infolge der
von der Elektrodenanordnung 30 ausgehenden Entladungen E aufgeladen
und somit ebenfalls auf ein vom Massepotential verschiedenes Potential
gebracht.
Aufgrund des geringen Abstands der Spitzen der Elektrodenanordnung 40
vom Untergrund U genügt die Aufladung der Elektrodenanordnung 40, um
es zwischen den Spitzen der Elektrodenanordnung 40 und dem Untergrund
U ebenfalls zu Entladungen e kommen zu lassen. Diese Entladungen e
stören die laminare Strömung der Luftgrenzschicht G und wandeln diese
zumindest teilweise in eine turbulente Strömung um. Dies erleichtert das
Absaugen der Luftgrenzschicht G von der Oberfläche 20a der Materialbahn
und verbessert somit die Effektivität des Saugkastens 34.
Die Stützwalze 22 kann auf unterschiedliche Art und Weise auf dem Masse
potential VE gehalten werden. Beispielsweise kann die Walzeachse A mit
einem Schleifkontakt in Verbindung stehen, wie er beispielsweise in der
DE 197 33 333 A1 beschrieben ist. Zusätzlich oder alternativ kann jedoch
auch ein mit der Oberfläche 22a der Walze 22 in Verbindung stehender
Schleifkontakt 50 vorgesehen sein. Schließlich kann auch die Materialbahn
20 über beispielsweise von Bahnleitelementen 48 gebildete Kontakte auf
Massepotential VE gehalten werden.
Claims (19)
1. Vorrichtung (10) zum einseitigen oder beidseitigen Auftragen von
flüssigem oder pastösem Auftragsmedium (16) auf einen laufenden
Untergrund (U), umfassend ein Vorhang-Auftragswerk (12), welches
das Auftragsmedium (16) als sich im Wesentlichen schwerkraft
bedingt bewegenden Vorhang oder Schleier (18) an den Untergrund
(U) abgibt,
wobei der Untergrund (U) bei direktem Auftrag die Oberfläche (20a) einer Materialbahn (20), insbesondere aus Papier oder Karton, und bei indirektem Auftrag die Oberfläche eines Übertragselements, vorzugsweise einer Übertragswalze, ist, welches das Auftragsmedium dann an die Oberfläche der Materialbahn überträgt,
dadurch gekennzeichnet, dass der Untergrund (U) im Bereich des Vorhang-Auftragswerks (12) auf einem ersten vorbestimmten elektri schen Potential (VE) gehalten ist und dass in Laufrichtung (L) des Untergrunds (U) vordem Vorhang-Auftragswerk (12) eine Elektroden anordnung (30) mit Abstand von dem Untergrund (U) angeordnet ist, welche auf einem von dem ersten Potential (VE) verschiedenen, zweiten vorbestimmten elektrischen Potential (V1) gehalten ist.
wobei der Untergrund (U) bei direktem Auftrag die Oberfläche (20a) einer Materialbahn (20), insbesondere aus Papier oder Karton, und bei indirektem Auftrag die Oberfläche eines Übertragselements, vorzugsweise einer Übertragswalze, ist, welches das Auftragsmedium dann an die Oberfläche der Materialbahn überträgt,
dadurch gekennzeichnet, dass der Untergrund (U) im Bereich des Vorhang-Auftragswerks (12) auf einem ersten vorbestimmten elektri schen Potential (VE) gehalten ist und dass in Laufrichtung (L) des Untergrunds (U) vordem Vorhang-Auftragswerk (12) eine Elektroden anordnung (30) mit Abstand von dem Untergrund (U) angeordnet ist, welche auf einem von dem ersten Potential (VE) verschiedenen, zweiten vorbestimmten elektrischen Potential (V1) gehalten ist.
2. Auftragsvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Elektrodenanordnung (30) eine
Mehrzahl von in Querrichtung des Untergrundes einander benachbart
angeordneten Einzelelektroden, vorzugsweise Nadelelektroden (32),
umfasst.
3. Auftragsvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Elektrodenanordnung (30) wenig
stens eine Flachelektrode umfasst, welche an ihrer zum Untergrund
hin weisenden Seite eine Mehrzahl von Vorsprüngen oder Nadel
spitzen aufweist.
4. Auftragsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Elektrodenanordnung (30) in
Laufrichtung (L) des Untergrundes (U) eine Vorrichtung (34) zur
Schwächung der von dem Untergrund (U) mitgeführten Luftgrenz
schicht (G) vorgeordnet ist.
5. Auftragsvorrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass die Luftgrenzschicht-Schwächungs
vorrichtung eine Absaugvorrichtung (34) umfasst.
6. Auftragsvorrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass am stromabwärtigen Ende der Absaug
vorrichtung (34) ein mit dem Untergrund (U) in Schleifkontakt
stehender Schleppschaber (36) vorgesehen ist.
7. Auftragsvorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass im Bereich der Luftgrenzschicht-
Schwächungsvorrichtung (34), vorzugsweise zwischen dem strom
abwärtigen Ende der Absaugvorrichtung (34) und dem Schlepp
schaber (36), eine weitere Elektrodenanordnung (40) vorgesehen ist.
8. Auftragsvorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, dass die weitere Elektrodenanordnung (40)
eine Mehrzahl von in Querrichtung des Untergrundes einander
benachbart angeordneten Einzelelektroden, vorzugsweise Nadel
elektroden, umfasst.
9. Auftragsvorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, dass die weitere Elektrodenanordnung (40)
wenigstens eine Flachelektrode umfasst, welche an ihrer zum
Untergrund hin weisenden Seite eine Mehrzahl von Vorsprüngen oder
Nadelspitzen aufweist.
10. Auftragsvorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass die weitere Elektrodenanordnung (40)
von dem Untergrund einen Abstand von zwischen etwa 2 mm und
etwa 30 mm aufweist.
11. Auftragsvorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, dass das elektrische Potential der weiteren
Elektrodenanordnung (40) in der Schwebe gehalten ist.
12. Auftragsvorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, dass die weitere Elektrodenanordnung (40)
an der Luftgrenzschicht-Schwächungsvorrichtung (34) von dieser
elektrisch isoliert (42) angeordnet ist.
13. Auftragsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass ein Gegenelement, vorzugsweise eine
Gegenwalze (22), das bei direktem Auftrag die Materialbahn (20) im
Bereich des Vorhang-Auftragswerks (12) stützt bzw. auf dessen
Oberfläche das Vorhang-Auftragswerk das Auftragsmedium bei indi
rektem Auftrag aufbringt, mit einer Elektrode in Kontakt steht, um
diese auf dem ersten vorbestimmten elektrischen Potential (VE) zu
halten.
14. Auftragsvorrichtung nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche (22a) des Gegen
elements (22) mit der Elektrode (50) in Schleifkontakt steht.
15. Auftragsvorrichtung nach Anspruch 13 oder 14,
dadurch gekennzeichnet, dass die Elektrode mit einer Lagerwelle (A)
der Gegenwalze (22) in Kontakt steht.
16. Auftragsvorrichtung nach einem der Ansprüche 13 bis 15,
dadurch gekennzeichnet, dass bei direktem Auftrag die Materialbahn
(20) von einer beispielsweise als Bahnleitelement (48) ausgebildeten
Elektrode auf dem ersten vorbestimmten elektrischen Potential (VE)
gehalten wird.
17. Auftragsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das zweite vorbestimmte elektrische
Potential (V1) einen Wert von zwischen etwa 5 kV und etwa 60 kV,
vorzugsweise etwa 30 kV, aufweist.
18. Auftragsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das erste vorbestimmte elektrische
Potential (VE) das Erdpotential ist.
19. Auftragsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das Vorhang-Auftragswerk (12)
oder/und die Luftgrenzschicht-Schwächungsvorrichtung (34) auf
einem vorbestimmten elektrischen Potential (VE), vorzugsweise
Erdpotential, gehalten ist.
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