Verfahren zum Sterilisieren und Konservieren bakteriell zersetzbarer Stoffe. Gegenstand der Erfindung ist ein Ver fahren zurr Sterilisieren und Konservieren bakteriell zersetzbarer Stoffe, welches da durch gekennzeichnet ist, dass die Stoffe in geschlossenen Gefässen mit Stickoxydul bei Drucken von mehr als 5 Atm. behandelt werden.
Für die Sterilisierung und Konser vierung von Stoffen, welche schädliche, ins besondere pathogene Mikroorganismen nicht enthalten, genügen Druckhöhen zwischen 5 und 25 Atm. Man kann zum Beispiel pa steurisierte, das heisst längere .oder kürzere Zeit auf zum Beispiel 56 bis 851 oder kurze Zeit auf 700 erhitzte oder biorisierte, das heisst in fein verteiltem Zustand kurze Zeit auf.
751 erhitzte und dann rasch abge- kühlte- Milch, welche an sich nicht haltbar ist, sondern schon nach kurzer Zeit infolge der Gegenwart von resistenten Mikroorga nismen, besonders Sporenbildnern der Zer störung anheim fällt, mit Hilfe von Stick- oxydul bei Druckhöhen zwischen 5-und 25 Atm. konservieren.
Auf gleiche Weise kann man auch andere Nahrungs-, Genuss- und Arzneimittel, Impfstoffe, Vaccine usw., vor ausgesetzt, dass sie lebende, schädliche, ins- besondere pathogene Mikroorganismen nicht enthalten und .auch Saprophyten in grösserer Zahl nicht vorhanden sind, ohne schädliche Nebenwirkungen konservieren.
<I>Beispiel 9:</I> 7.00 Teile möglichst steril gemolkene Milch oder die entsprechende Mengp pa steurisierte oder bioarisierte Milch werden in einem Druckgefäss. bei Stickoxydulkonzen- trationen, welche Druckhöhen von 5 Atm. und mehr entsprechen, behandelt. Die Milch kann dann lange Zeit, o@hne @dass schädliche Veränderungen eintreten, aufbewahrt wer den.
Für die Sterilisierung und Konservie rung von Stoffen, bei welchen mit der An wesenheit schädlicher Mikroorganismen zu rechnen ist, werden zweckmässig Stickoxy- duldrucke von mehr als 25 Atm. ange wendet.
Beispiel <I>3:</I> 200 Teile eines Nahrungs-, Genuss- oder Arzneimittels werden in ein Druckgefäss ge bracht und mit Stickoxydul bei einer Kon zentration, welche einem Druck von mehr als 25 Atm. entspricht, gegebenenfalls unter Rühren :
behandelt. Hierbei werden patho- gene und andere vegetative Formen von Mi kroorganismen abgetötet, während gleich zeitig auch die Vegetation von Finnen, Ma den, Würmern und,anderer Lebewesen, so wie die Auskeimung etwa vorhandener Spo ren von Mikroorganismen verhindert wird.
Mit Hilfe von Stickoxydul kann man auch aktive Impfstoffe aus Bakterien her stellen. Hierbei werden die Bakterien selbst abgetötet, während die wirksamen Bestand teile nicht beeinträchtigt werden. Zur Er reichung dieses Zweckes werden Druck höhen von 10 und mehr Atmosphären ange wendet. Beispiel <I>3:</I> Eine, Aufschwemmung einer Bakterien art, in 1 cm-' \? Ösen entlialtend, in physiolo gischer Kochsalzlösung, in 1 1m3 2 Ösen ent haltend, werden in einer mit Wattebausch versehenen Flasche in einen Autoklaven ge bracht.
Nach Evakuierung desselben wird Stickoxydul m einer Konzentration, welche einem Druck von; i0 Atm. oder mehr bei etwa 10' entspricht, eingeführt. Die Behand lung wird gegebenenfalls unter Rühren so lange fortgesetzt, bis keine lebenden Bakte rien mehm vorhanden sind.
Dem Stickoxydul können auch andere gasförmige baktericide Substanzen, z. B. Kohlensäure, Sauerstoff usw., beigemengt werden, jedoch mliss man dann dafür Sorge tragen, dass die zugesetzte Menge an derar tigen Gasen nicht so hoch ;bemessen wird, dass dadurch eine Beeinträchtigung der zu konservierenden Stoffe erfolgen kann. Wenn die zu behandelnden Stoffe verhältnismässig unempfindlich gegen Säurewirkung sind, wie z. B. Fruchtsäfte und Fleisch, so kann mit Vorteil Kohlensäure als Zusatzmittel verwendet werden. Für die Behandlung von Stoffen, welche, wie z. B. Milch, empfind lich gegen Säuren sind, empfiehlt sich die Mitbenutzung von Sauerstoff.
Es ist bemer kenswert, dass Kohlensäure und Sauerstoff, welche für sich allein angewendet zur Ab tötung der vegetativen Formen pathogener Mikrr.oorganismen unbrauchbar sind, in Mi schung mit Sti-ckoxydul eine erhebliche bak- tericide Wirkung gegenüber pathogenen Keimen entfalten, während sie gleichzeitig eine Hemmung der Entwicklung von Sapro phyten, z. B. Sporenbildnern, bewirken.
Mit der Anwendung von Stickoxydul oder von Mischungen von Stickoxydul mit Sauerstoff oder Kohlensäure kann auch eine Behandlung mit. andern sterilisierenden Mit teln kombiniert werden. So kann man zum Beispiel Sti.ckoxy.dul und -chemisch wir kende Mittel, wie Räuchergase, Alkohole, Zuckerarten, harmlose baktericide Säuren, Sauerstoff abspaltende Körper usw., gleich zeitig oder nacheinander auf die betreffende Substanz einwirken lassen.
Hierbei können dio genannten Mittel in viel geringerer Menge als sonst üblich angewendet wer den, so dass zum Beispiel bei Mitve-r- wendung von chemischen Konservierungs- mitteln schädliche Nebenwirkungen dersel ben nicht mehr in Erscheinung treten. Auch durch Einwirkung von Kälte kann die keim tötende Wirkung des Stickoxyduls unter stützt werden. Bereits die Anwendung von Eisschranktemperatur (0 bis -i- 8 C) wirkt vorteilhaft.; besser aber benutzt man Tem peraturen unter 0 C.
Durch kombinierte Anwendung von Stickoxyduloder von Stickoxydul in Gemeinschaft mit andern keimschädlichen Mitteln einerseits und Kältewirkung anderseits kann man auch mit Druckhöhen zwischen 5 und 25 Atm. auskommen, ei Stoffen, welche schädliche Mikroorganismen enthalten und deshalb bei Verwendung von Stickoxydul .allein Druck höhen von mehr als 25 Atm. erfordern würden.
In manchen Fälljn hat sich das Arbeiten bei verschieden hohen Temperaturen und mit verschieden höhen Drucken als sehr vorteilhaft erwiesen. Man kann zum Bei spiel derart verfahren, dass man ein Nah- rungs-, GenuS- oder Arzneimittel zunächst, wie in Beispiel 2- beschrieben, mit St.ick- oxydul, oder auch mit, Mischungen von Stickoxydul mit zum Beispiel Kohlensäure oder Sauerstoff, bei Druckhöhen von mehr als 25 Atm. behandelt, mit der Massgabe,
dass der zu behandelnde Stoff der Einwir kung niedriger Temperaturen, z. B. Eins- schranktemperatur oder solchen unter 0 C unterworfen wird. Hierbei werden patho- gene und andere vegetative Formen von Mikroorganismen abgetötet. Lässt man nun mehr das Gefäss einige Zeit, z.
B. 24 Stun den, beü erhöhten Temperaturen, z: B. 15 bis 201, unter Herabsetzung des Druckes stehen, so wird etwa vorhandenen Sporen Gelegenheit zur Bildung von vegetativen Formen gegeben, welch letztere dann wie der dusch Erniedrigung der Temperatur und Erhöhung des Sticko:xyduldruckes rasch abgetötet werden können.
Bei Durchführung der verschiedenen Anwendungsformen des Verfahrens hat es sich mitunter als vorteilhaft erwiesen, die Luft aus .dem Druckgefäss vor Einführung des Stickoxyduls zu entfernen, was zum Beispiel durch Evakuieren geschehen kann. Diese Massnahme empfiehlt sich insbeson- .der e dann, wenn Oxydation der zu behan delnden Substanz vermieden werden soll. An Stelle von Stickoxydul können auch Stickoxydul liefernde Körper, z. B. Stick- oxydulhydrat, verwendet werden.
Das Verfahren kann überall da ange wendet werden, wo es darauf ankommt, durch Mikroorganismen hervorgerufene che mische Prozesse zu verhindern, zu hemmen oder deren biologische Ursachen zu ver nichten. Unter anderem eignet es sich zum Sterilisieren und Konservieren von Milch, Fleisch, Fetten, Ölen, Früchten, Frucht säften, Gemüsen, Kräutern, Samen, Hopfen, Mosten, frischer und gärender Bierwürze, Organen, Organpräparaten, Drüsen, Seren, Organsäften, Sekreten usw. Auch andere Stoffe, z. B. Seidenraup.encoc.ons mit Lar ven, Pelzwaren usw, können nach der Er findung von lebenden Larven und Puppen befreit und konserviert werden.
Ein besonderer Vorteil des Verfahrens ist auch darin zu erblicken, dass die Sterili- sierung und Konservierung von Nahrungs mitteln und dergleichen unter Erhaltung lebenswichtiger Stoffe, wie z. B. Fermente, Enzyme, Immunkörper, Vitamine usw., vor genommen werden kann.