CH712953B1 - Verfahren zur Anpassung eines Prothesenschafts und Prothesenschaft. - Google Patents
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Abstract
Es wird ein Verfahren zur Herstellung eines Prothesenschafts zur Befestigung an einem Extremitätenstumpf (0) geschaffen, welches ohne Hilfe eines Prothesentechnikers durchführbar ist und eine einfache kostengünstige und schnelle und trotzdem bequeme Anpassung des Prothesenschaftes erreicht. Dies wird durch Überziehen eines schlauchförmigen mehrwandigen Prothesenschuhs (10), umfassend eine Hautauflage (100) und eine flexible Schafthülllage (101), welche mittels Verbindungsnähten (102) miteinander einen Zwischenraum (12) bildend verbunden sind, über den Extremitätenstumpf (0), Umhüllen des Prothesenschuhs (10) mit einer zugeschnittenen Aussenschale (11), mit auf einer Schalenaussenfläche angeordneten Verschlusseinrichtung mit Spannmitteln und anschliessendes Spannen der Aussenschale (11) bzw. des Innendurchmessers der Aussenschale (11) um den Prothesenschuh (10), bevor der Zwischenraum (12) zwischen Hautauflage (100) und flexibler Schafthülllage (101) mit einem Schaummaterial ausgeschäumt wird, wodurch eine Schaumlage (12) ausgebildet wird und abschliessendes Aushärten der Schaumlage (12). Weiterhin umfasst die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung einer Prothese mit einem solchen Prothesenschaft und eine damit hergestellte Prothese.
Description
Technisches Gebiet
[0001] Die vorliegende Erfindung beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines Prothesenschafts zur Befestigung an einem Extremitätenstumpf, einen Prothesenschaft für eine Exoprothese zur Befestigung an einem Extremitätenstumpf, ein Verfahren zur Herstellung einer Prothese, mit dem Prothesenschaft und eine Prothese, umfassend einen Prothesenschaft hergestellt mit dem Verfahren.
Stand der Technik
[0002] Weltweit gibt es mehr als 10 Mio. Menschen, die eine Exoprothese in Form einer Handprothese benötigen. Viele von ihnen sind Kinder und Jugendliche, die aber häufig nicht auf eine Prothese zurückgreifen können, was die Lebensführung der Betroffenen deutlich einschränkt. Viele kommerziell erhältliche (bio-) mechanische Hand/- Unterarmprothesen sind zudem ästhetisch und funktionell häufig wenig ansprechend und in der Handhabung sowie Herstellung umständlich. Die Branche ist bestrebt neuartige modulare, qualitativ hochstehende und finanziell erschwingliche Handprothesen herzustellen. Dies ist besonders für Kinder und Jugendliche wichtig, da diese aufgrund von Wachstum und Entwicklung sowie neu entdeckten Bedürfnissen, in kürzeren Abständen Anpassungen benötigen.
[0003] Es ist bekannt, dass für die Herstellung eines individuellen orthopädischen Prothesenschaftes eine Negativform des korrespondierenden Körperteils einer Person hergestellt wird, bevor der eigentliche Prothesenschaft erstellt werden kann. Dies muss heute von einem Orthopädiemechaniker in einer Orthopädiewerkstatt durchgeführt werden, was kostenintensiv und zeitaufwändig ist. Ein erster Prothesenschaft ist dabei erst mehrere Wochen nach Erstellung der Negativform fertig.
[0004] Da bei der Verwendung einer starren Negativform nur die Körperform im unbelasteten Zustand abgeformt wird, können die damit hergestellten Prothesenschäfte meist nicht so verwendet werden. Ein Orthopädiemechaniker benötigt sehr viel Erfahrung und Intuition, damit entsprechende Reliefänderungen aufgrund von Massen- und Volumenverschiebungen am unbelasteten Körperteil antizipiert werden können. In der Praxis muss der erstellte Prothesenschaft noch weiter angepasst werden, damit es beim Prothesenträger nicht zu Druckstellen kommt.
[0005] Entsprechend ist auch bei Kostenreduktion der Exoprothese selbst, die Anpassung eines entsprechenden orthopädischen Hilfsmittels nach wie vor ein zeit- und arbeitsaufwändiger Trial-and-Error-Prozess, bei dem letztlich oft nur suboptimale Ergebnisse erreicht werden. Die Anpassung des Prothesenschaftes ist weiterhin Sache eines Spezialisten, sodass in dieser Richtung keine Kostenreduktion für den Prothesenträger in Sicht ist.
[0006] In letzter Zeit wurde die Qualität der gewünschten Prothesenschäfte verbessert, wobei die interessierenden Körperpartien mit bildgebenden Verfahren abgebildet bzw. mit Scannern elektronisch vermessen werden, sodass ein Prothesenschaft mittels Rechner berechnet und anschliessend hergestellt werden kann. Diese Verfahren sind technisch noch aufwändiger und der Zeitraum bis zum fertigen Prothesenschaft hat sich nicht wesentlich verkürzt. Auch ist noch immer ein Fachmann nötig, welcher die Geräte bedienen und damit einen Prothesenschaft herstellen und anpassen kann, bevor die Exoprothese einsetzbar ist.
Darstellung der Erfindung
[0007] Die vorliegende Erfindung hat sich zur Aufgabe gestellt ein Verfahren zur Anpassung eines Prothesenschaftes an welchem eine Exoprothese befestigbar ist zu schaffen, welches ohne Hilfe eines Prothesentechnikers durchführbar ist und eine einfache kostengünstige und schnelle und trotzdem bequeme Anpassung des Prothesenschaftes erlaubt.
[0008] Es war das Ziel einen Prothesenschaft bzw. eine fertige Prothese herzustellen, welche ohne aufwändige Apparaturen und Verfahrensschritte schnell an einen Extremitätenstumpf bei Raumtemperatur und bei verringerter Wartezeit angepasst werden können, wobei der Prothesenschaft einfach und schnell angezogen und justiert werden kann.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0009] Ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes wird nachstehend im Zusammenhang mit den anliegenden Zeichnungen beschrieben. Figur 1 zeigt eine perspektivische Ansicht eines schlauchförmigen Prothesenschuhs, vernäht aus einer Hautauflage und einer flexiblen Schafthülllage, während Figur 2 eine Aufsicht auf eine zugeschnittene Aussenschale aus einem Kunststoffmaterial vor dem Aufrollen zeigt. Figur 3 zeigt eine perspektivische Ansicht auf den Prothesenschaft mit schlauchförmigem Prothesenschuh, umwickelter Aussenschale und Befestigung einer Verschlusseinrichtung, während der Injektion einer Schaumlage zwischen Hautauflage und flexibler Schafthülllage. Figur 4 zeigt einen Teilschnitt aus Figur 3 im Bereich der distalen Schalenöffnung des Prothesenschaftes. Figur 5 zeigt eine perspektivische Explosionszeichnung einer Prothese umfassend den Prothesenschaft, eine Kupplung und eine Exoprothese, welche hier in Form einer Handprothese ausgebildet ist, nach der Herstellung und vor Befestigung an einem Extremitätenstumpf. Figur 6 zeigt eine perspektivische Explosionszeichnung einer Prothese, wobei die Aussenschale Längsschlitze aufweist und eine abgewandelte Verschlusseinrichtung eingesetzt ist.
Beschreibung
[0010] Der hier vorgestellte Prothesenschaft 1 kann an einem Extremitätenstumpf 0 befestigt werden und umfasst einen schlauchförmigen Prothesenschuh 10, welcher hier in Figur 1 im Detail vorgestellt wird. Der schlauchförmige Prothesenschuh 10 ist flexibel umfassend eine Hautauflage 100 und eine flexible Schafthülllage 101, durch Verbindungsnähte 102 verbunden, ausgebildet. Die Verbindungsnähte 102 werden bevorzugt durch Schweissung und Klebung erstellt. Damit ist ein flexibler doppelwandiger Prothesenschuh 10 erreicht. Dieser Prothesenschuh 10 bzw. die Hautauflage 100 und die flexible Schafthülllage 101 werden anhand eines Schnittmusters hergestellt.
[0011] In Figur 1 ist der Prothesenschuh 10 vor Formung eines doppelwandigen Schlauches gezeigt. Der Prothesenschuh 10 wird dazu, wie mit den beiden Pfeilen angedeutet, umgelegt und die Längsseiten L miteinander verbunden. Dabei umschliesst der schlauchförmige Prothesenschuh 10 den Extremitätenstumpf 0. Hier ist der Prothesenschaft 1 am Beispiel eines Unterarmprothesenschaftes 1 für eine Armprothese bzw. Handprothese gezeigt. Die Verbindung der Hautauflage 100 und der flexiblen Schafthülllage 101 muss derart erfolgen, dass ein später einzufügender Schaum im Zwischenraum zwischen Hautauflage 100 und flexibler Schafthülllage 101 gehalten werden kann.
[0012] Die Hautauflage 100, in Figur 1 der Papierebene zugewandt, ist aus einem elastischen Material hergestellt, welches hautverträglich sein sollte, da es den Extremitätenstumpf 0 umschliessend direkt auf der Haut aufliegt. Beispielsweise kann eine Lage Orthopädiegummi als Hautauflage 100 fungieren. Bevorzugt wird eine Lage Schaumstoff bzw. Elastomerschaumstoff verwendet, welcher mit einem Textilgewebe an der bei Benutzung auf der vom Körper, also dem Extremitätenstumpf 0, abgewandten Seite versehen ist. Beispielsweise kann Fabrifoam ® der Firma Smith & Nephew verwendet werden.
[0013] Wenn ein offenzelliger Elastomerschaumstoff verwendet wird, ist die Hautauflage 100 atmungsaktiv, wobei Feuchtigkeit zum Textilgewebe, also weg von der Haut im Gebrauch diffundieren kann. Die Hautauflage 100 kann aber auch aus einem Thermoplast oder Silikon hergestellt sein.
[0014] Durch die Elastizität der Hautauflage 100 passt sich diese den Körperkonturen, also der Oberfläche des Extremitätenstumpfes 1 optimal an. Durch die Rutschfestigkeit der Elastomerschaumstoffschicht, kann eine Vorfixierung der Hautauflage 100 nach Überzug des schlauchförmigen Prothesenschuhs 10 erreicht werden.
[0015] Die flexible Schafthülllage 101 wird auf die Hautauflage 100 gelegt und im Randbereich an den umlaufenden Verbindungsnähten 102 werden Hautauflage 100 und Schafthülllage 101 miteinander vernäht, verklebt oder verschweisst. Entscheidend ist, dass der Zwischenraum zwischen Hautauflage 100 und Schafthülllage 101 gebildet ist. Als Material für die flexible Schafthülllage 101 kommen reissfeste, strapazierfähige und wasserabweisende Materialien, bevorzugt thermoplastische Kunststoffe wie Polyamid, beispielsweise Nylon, in Frage. Diese können die Schafthülllage 101 in Form eines Gewebes bilden. In Figur 1 ist das Gewebe der Schafthülllage 101 mit einem Karomuster angedeutet. Anstelle von Kunststoffgeweben bzw. Textilien aus Kunststoff kann die Schafthülllage 101 auch aus Leder gebildet werden. Die flexible Schafthülllage 101 und die Hautauflage 100 sind derart zugeschnitten, beispielsweise mittels Schnittmuster, zu wählen, dass beide miteinander im Randbereich verbindbar sind und sich der Zwischenraum ausbilden lässt.
[0016] Ein Vernähen der Hautauflage 100 mit der Schafthülllage 101 kann mit einem Nahtmaterial aus Kunststoff, beispielweise Polyamidfäden geschehen. Auch die Verbindung entlang der Längsseiten L kann durch ein Vernähen erreicht werden. Es ist aber ebenfalls möglich die Längsseiten L zu Verschweisen und auch die Hautauflage 100 und die Schafthülllage 101 nach dem Aufrollen miteinander zu dem schlauchförmigen Prothesenschuh 10 entlang der Längsseiten L zu verbinden. Das Verschweissen der Lagen aus thermoplastischen Kunststoffen kann beispielsweise mittels Ultraschallschweissen erfolgen.
[0017] Nach Fertigstellung des schlauchförmigen Prothesenschuhs 10 wird dieser von distal d in Richtung proximal p über den Extremitätenstumpf 0 gezogen, wie beispielhaft in Fig. 1 mittels Pfeil angedeutet. Es sollten möglichst leichte Materialien für die Hautauflage 100 und die Schafthülllage 101 verwendet werden, damit das Gesamtgewicht des Prothesenschafts 1 möglichst klein bleibt.
[0018] Der Prothesenschaft 1 wird neben dem schlauchförmigen Prothesenschuh 10 von einer Aussenschale 11 mit einer Verschlusseinrichtung 113 und einer in Figur 5 gezeigten Kupplung 2 gebildet. Die Aussenschale 11 umgibt den Prothesenschuh 10 im einsatzbereiten Zustand. In Figur 2 ist ein Zuschnitt der Aussenschale 11 in der Papierebene ausgebreitet beispielhaft gezeigt. Die Aussenschale 11 weist eine Schalenaussenfläche 111 auf und zwei Aussparungen 112 auf, welche im Bereich des Ellenbogens am Armstumpf 0 zu liegen kommen.
[0019] Auf der Schalenaussenfläche 11, von der Papierebene wegweisend, ist die Verschlusseinrichtung 113 schematisch gezeigt angeordnet. Die Schalenaussenfläche 11 ist im fertigen zusammengesetzten Zustand des Prothesenschafts 1 auf der, der Schafthülllage 101 abgewandten Seite des Prothesenschuhs 10 angeordnet. Die Verschlusseinrichtung 113 umfasst hier Spannmittel 1131 in Form einer Mehrzahl von Seilen, welche zwischen einem Verschluss 1133 und einer Mehrzahl von Haltemitteln 1132 gespannt werden können. Die Verschlusseinrichtung 113 bzw. der Verschluss 1133 können in Form des „Boa Closure Binding Systems“ gewählt sein, welches kommerziell erhältlich ist.
[0020] Die Verschlusseinrichtung 113 hat die Aufgabe die Aussenschale 11 nach dem Zusammenrollen entlang der Pfeile um den Prothesenschuh 10 in einer gewünschten Stellung zu halten. Damit gewährleistet die Verschlusseinrichtung 113 die Formgebung der Aussenschale 11 und die Fixierung der Aussenschale 11 am schlauchförmigen mehrwandigen Prothesenschuh 10. Die Aussenschale 11 muss derart formstabil ausgebildet werden, dass zum einen die Verschlusseinrichtung 113 gehalten werden kann und der schlauchförmige Prothesenschuh 10 am Extremitätenstumpf 0 gehalten wird, sodass der Prothesenschuh 10 vor Stössen geschützt wird. Als mögliche Materialien für die Aussenschale 11 kommen verschiedene Kunststoffe in reiner oder faserverstärkter Form, beispielsweise Polyethylen oder Polypropylen in verschiedenen Dichten, in Frage. Bevorzugt wird eine Polypropylenlage mit Polypropylenfasern verstärkt eingesetzt, ein Material, welches unter dem Handelsnamen Curv® von der Firma Propex Fabrics erhältlich ist und beispielsweise in der Herstellung von Koffern genutzt wird. Die Aussenschale 11 muss widerstandsfähig sein und möglichst leicht.
Die Aussenschale 11 muss aber auch derart aufrollbar sein, dass die Aussenschale 11 um den Extremitätenstumpf 0 mit angelegtem Prothesenschuh 10 gelegt werden kann.
[0021] In der Fertigung wird eine Platte des Materials mit einer Schere je nach gewünschter Prothesenschaftgrösse zugeschnitten und um den angelegten Prothesenschuh 10 gestülpt, sodass die Aussenschale 11 den Prothesenschuh 10 im Bereich des Extremitätenstumpfes 0 mindestens teilweise umgibt.
[0022] Dies ist in Figur 3 gezeigt. Mittels Verschlusseinrichtung 113, wird die Aussenschale 11 den Prothesenschuh 10 umgebend gehalten. Vom Verschluss 1133 ausgehende Seile 1131 als Spannmittel 1131 sind um die Aussenschale 11 gelegt und durch Haken 1132 als Haltemittel 1132 geführt. Die Verschlusseinrichtung 113 ist als Seilzugvorrichtung mit entsprechenden Seilen 1131 und den Haken 1132 ausgestaltet. Hier wäre der Einsatz anderer Umlenkelemente möglich. Durch Drehen des Verschlusses 1133 kann die Spannung der Seile 1131 variiert werden, womit der Sitz der Aussenschale 11 variiert werden kann. Die Aussenschale 11 wird in einem ersten Schritt mit einem geringen Spiel relativ zum Prothesenschuh 10 platziert.
[0023] Vor oder nach der Befestigung der Aussenschale 11 wird ein Schlauch S in den Zwischenraum zwischen Hautauflage 100 und flexibler Schafthülllage 101 von der distalen Schalenöffnung 110 her geführt. Dabei durchdringt hier der Schlauch S die Verbindungsnaht 102 zwischen der Hautauflage 100 und der flexiblen Schafthülllage 101. Sobald die Verschlusseinrichtung 113 die Aussenschale 11 um den Prothesenschuh 10 gelegt hält, wird durch den Schlauch S, hier mittels einer angeschlossenen Spritze ein Schaum in den Zwischenraum 12 appliziert.
[0024] Eine Schaumlage 12 wird im Zwischenraum 12 zwischen Hautauflage 100 und flexibler Schafthülllage 101 erzeugt, welche den Zwischenraum 12 füllt, wodurch der schlauchförmige Prothesenschuh 10 von der Aussenschale 11 an den Unterarmstumpf 0 gedrückt wird.
[0025] Als Material zur Schaffung der Schaumlage 12 wird ein schäumbarer Kunststoff, eine Weichschaumlage bildend, verwendet, welcher nach einer kurzen Zeitspanne aushärtet. Bevorzugt wird ein Polyurethanschaum verwendet. Die Schaumlage 12 muss eine ausreichende Flexibilität aufweisen, sodass keine Druckstellen bei der Verwendung auftreten können bzw. das Auftreten minimiert ist. Die Härte, Dichte und der Blähfaktor des Schaums für die Schaumlage 12 können über das Mischverhältniss der beiden Komponenten eingestellt und auf Kundenwünsche optimiert werden.
[0026] Der Prothesenschaft 1 wird durch das Ausschäumen der Schaumlage 12 zwischen Hautauflage 100 und flexibler Schafthülllage 101 ohne grösseren technischen Aufwand samt Aussenschale 11 am Unterarmstumpf 0 mit höchstem Tragekomfort und mit wenig Gewicht befestigt. Durch das Ausschäumen passt sich der Prothesenschuh 10 optimal an den Extremitätenstumpf 0 an.
[0027] Hier wurde ein Mehrkomponentengemisch zur Bildung eines Polyurethanschaumes in die Spritze abgefüllt, wobei durch Zugabe eines Inhibitors die chemische schaumbildende Reaktion verlangsamt wird, sodass die Polyaddition zur Bildung des Schaumes verzögert stattfindet, womit der Einbringdruck des Materials in den Zwischenraum 12 besser kontrollierbar ist. Die Verbindungsnähte 102 bzw. der schlauchförmige Prothesenschuh 10 oder die Hautauflage 100 sind nicht vollständig luftdicht verschlossen, sodass die verdrängte Luft aus dem Zwischenraum 12 ohne speziell angeordnete Auslässe beim Ausschäumen entweichen kann. Alternativ kann eine Öffnung im schlauchförmigen Prothesenschuh 10 angeordnet sein, welche ein kontrolliertes Entweichen der Luft bzw. überschüssigen Schaums gewährleistet.
[0028] Die Schaumlage 12 bildet sich beim Einbringen des Materials unter Druck in allen Richtungen im Zwischenraum 12 aus. Der Prothesenschuh 10 wird dabei zwischen Oberfläche des Extremitätenstumpfes 0 und Innenfläche der Aussenschale 11 geklemmt, bis der Prothesenschuh 10 ausgeschäumt bequem am Extremitätenstumpf 0 anliegt.
[0029] Das Material eignet sich durch sein geringes Gewicht und Thermoisolation auch für schnelle Bewegungsabläufe in unterschiedlicher Umgebung und es wird eine passgenaue und präzise Handhabung des Prothesenschafts 1 gewährleistet. Der resultierende Prothesenschaft 1 ist wesentlich leichter als andere Silikon-umfassende Prothesenschäfte 1, die von einem Orthopädietechniker gemäss Stand der Technik angepasst werden.
[0030] Es ist möglich, dass mehrere Anspritzpunkte für die Injektion des Schaums in den Zwischenraum 12 vorgesehen sind und beispielsweise ein weiterer Schlauch S' für die Injektion des Schaums sorgt. Dies ist in Figur 3 gestrichelt angedeutet. Damit könnte der Schaum an verschiedenen Stellen in den Zwischenraum 12 gleichzeitig oder zeitlich beabstandet eingebracht werden. Wenn unterschiedliche Schaummaterialien bzw. Schaum mit unterschiedlicher Konsistenz verwendet wird, weisen verschiedene Abschnitte der Schaumlage 12 unterschiedliche Härten auf, was gewünscht sein kann.
[0031] Um ein ungewünschtes Vermischen verschiedener Schaummaterialien zu verhindern, kann der Zwischenraum 12 mehrere voneinander getrennte Kammern aufweisen, was nicht dargestellt ist. Der Schaum in den getrennten Kammern, welcher jeweils durch einen Anspritzpunkt in die Kammer des Zwischenraums 12 gelangt, resultiert in unterschiedlichen Härtegraden im Bereich der verschiedenen Kammern.
[0032] Nach dem Ausschäumen wird der mindestens eine Schlauch S entfernt und der Schaum kann vollständig aushärten. Während der Schäumprozess nur Minuten dauert, muss für das komplette Aushärten des Schaums mit einigen Stunden gerechnet werden.
[0033] Nach Fertigstellung und Anpassung des Prothesenschaftes 1 am Extremitätenstumpf 0 kann, wie in Figur 5 ersichtlich, eine Kupplung 2 an der distalen Schalenöffnung 110 der Aussenschale 11 befestigt werden. Die Kupplung 2 wird bevorzugt mittels Verbindungsmitteln 20 der Aussenschale 11 lösbar befestigt, was hier durch Schrauben angedeutet ist, welche in Aussparungen 20 an der Kupplung 2 einschraubbar sind. Die Schrauben queren im befestigten Zustand die Wand der Aussenschale 11 vollständig und ragen in die Aussparungen an der Kupplung 2. Damit ist die hier scheibenförmig ausgeführte Kupplung 2 grösstenteils in der zusammengerollten Aussenschale 11 verdeckt gelagert. Es wäre aber auch möglich die Kupplung 2 an eine Innenfläche und/oder die Schalenaussenfläche 111 der Aussenschale 11 zu kleben oder zu schweissen, also stoffschlüssig zu befestigen. Anstelle der Schrauben können andere Befestigungsmöglichkeiten zur Befestigung der Kupplung 2 an der Aussenschale 11 verwendet werden, beispielsweise ein elastisches Armband oder eine Armklammer, wobei mehrere Stifte durch die Aussenschale 11 in Öffnungen in der Kupplung 2 steckbar sind, sodass eine stabile Verbindung ausbildbar ist.
[0034] An der Kupplung 2 kann eine Exoprothese 3, hier in Form einer Handprothese 3 gezeigt, befestigt werden. Zur Befestigung der Handprothese 3 können Kupplung 2 und Handprothesen 3 aufeinander abgestimmt auf verschiedene Arten ausgebildet sein. Hier ist eine schematisch gezeigte Steckverbindung zwischen der Exoprothese 3 und der Kupplung 2 gezeigt. Bevorzugt sind Kupplung 2 und Handprothese 3 derart ausgebildet, dass die Handprothese mit einer Hand einfach und schnell an- und abkoppelbar ist.
[0035] Die gesamte Einrichtung aus Prothesenschaft 1, Kupplung 2 und Exoprothese 3 wird hier als Prothese bezeichnet. Ein Prothesenträger kann die Prothese nutzen, indem er den Prothesenschaft 1 anlegt, mittels Verschlusseinrichtung 113 einen ausreichenden Sitz sichert und danach die an der Kupplung 2 befestigte Exoprothese 3 nutzt.
[0036] Das Anpassungsverfahren bzw. Herstellungsverfahren eines Prothesenschaftes 1 an einem Extremitätenstumpf 0 lässt sich durch die folgenden Schritte beschreiben.
[0037] Überziehen des schlauchförmigen mehrwandigen Prothesenschuhs 10, umfassend eine Hautauflage 100 und eine flexible Schafthülllage 101, welche mittels Verbindungsnähten 102 miteinander einen Zwischenraum 12 bildend verbunden sind, über den Extremitätenstumpf 0.
Umhüllen der zugeschnitten Aussenschale 11 mit der Verschlusseinrichtung 113, umfassend Spannmittel 1131, Haltemittel 1132 und den mindestens einen Verschluss 1133.
Spannen der Aussenschale 11 bzw. des Innendurchmessers der Aussenschale 11 um den Prothesenschuh 10.
Ausschäumen des Zwischenraumes 12, wobei der Schlauch S vor oder nach dem Überziehen des Prothesenschuhs 10 in den Zwischenraum 12 geführt wird bzw. darin vor dem Ausschäumen angeordnet ist (eingeklebt oder eingenäht), mit einem geeigneten Schaummaterial.
Entfernen des Schlauchs S vom Prothesenschuh 10 und Aushärten der Schaumlage 12.
Befestigung der Kupplung 2 an der Aussenschale 11 mittels der Verbindungsmittel 20 in Form von Schrauben oder Klebstoff.Nach dem Ausschäumen und Aushärten der Schaumlage 12 wird der geschäumte Prothesenschuh 10 und die Aussenschale 11 vom Unterarmstumpf 0 entfernt, bevor die Kupplung 2 befestigt wird, wobei das auch bei angelegtem Prothesenschuh 10 und Aussenschale 11 möglich ist. Damit ist der Prothesenschaft 1 hergestellt.
[0038] Zum Anziehen des Prothesenschaftes 1 zieht der Benutzer den schlauchförmigen ausgeschäumten Prothesenschuh 10 über den Extremitätenstumpf 0. Anschliessend wird die Aussenschale 11 um den ausgeschäumten Prothesenschuh 10 gelegt, indem der Prothesenschuh 10 in den Innenraum der etwa kegelförmig gestalteten Aussenschale 11 von proximal nach distal eingeführt wird. Anschliessend wird die Verschlusseinrichtung 113 derart justiert, dass ein sicherer und bequemer Sitz des Prothesenschaftes 1 am Extremitätenstumpf 0 erreicht ist.
[0039] Es ist auch möglich den Prothesenschuh 10 samt umgebender Aussenschale 11 über den Extremitätenstumpf 0 zu ziehen und danach einfach mit der Verschlusseinrichtung 113 zu verschliessen.
[0040] Die hier gezeigte Verschlusseinrichtung 113 besteht aus einem Seilzugmechanismus aus Spannmitteln 1131 und Haltemitteln 1132 mit einer Verschlusseinrichtung 113 in Spulenform und ermöglicht höchsten Tragekomfort und eine passgenaue Justierbarkeit mit nur einem Handgriff. Die Haltemittel 1132, beispielsweise in Form von Haken oder Schnürösen werden mittels Nieten oder Kleber auf der Schalenaussenfläche 111 der Aussenschale 11 befestigt, sodass die durch die Spannmittel 1131 wirkenden Kräfte abgefangen werden können.
[0041] Alternativ oder ergänzend können Schnallensysteme, Klettverschlüsse oder Gummiexpander, die den optimalen Halt ermöglichen und Druckstellen vermeiden, als Verschlusseinrichtung 113 an der Aussenschale 11 angebracht werden.
[0042] Die Verschlusseinrichtung 113 kann in einer vereinfachten Variante in Form von Klettverschlüssen ausgebildet sein, welche die Schalenaussenfläche 111 der Aussenschale 11 vollständig umschliessend und miteinander einhakend ausgebildet werden können. Es wäre aber auch möglich Haltemittel 1132 in Form von Klettbandklebern mit Schlaufen oder Widerhaken auf der Schalenaussenfläche 111 anzuordnen, welche mit jeweils passenden Klettbändern mit Widerhaken oder Schlaufen (Flauschband) verbindbar sind, wobei eine justierbare Halterung der Aussenschale 11 um den schlauchförmigen Prothesenschuh 10 erreichbar ist.
[0043] Wie in Figur 6 gezeigt, kann die Aussenschale 11 ausgesparte Längsschlitze 114 aufweisen, welche auf der Umfangsfläche verteilt sind. Die Längsschlitze 114 verlaufen von proximalen Ende der Aussenschale in Richtung distalem Ende der Aussenschale 11, wobei sie nicht ganz zur distalen Schalenöffnung 110 bzw. zur Kupplung 2 verlaufen, sondern vorher enden. In der Herstellung kann als Aussenschale 11 ein längsgeschlitztes Kunststoffrohr verwendet werden. Die Anordnung der Verschlusseinrichtung 113 kann wie oben erläutert erfolgen. Durch die Längsschlitze 114 kann eine Verringerung des Durchmessers der Aussenschale 11 und damit eine Anpassung und Befestigung des hier nicht erkennbaren Prothesenschuhs 10 erfolgen.
[0044] Alternativ kann die Aussenschale 11 als Gitterschalung aus Kunststoff ausgeführt sein, welche eine Mehrzahl von Gitterstreben und Freiräumen umfasst. Eine solche Gitterschalung 11 aus Kunststoff ist auch als bionische Gitterstruktur 11 bekannt und ist in der Lage den schlauchförmigen Prothesenschuh 10 zu umgeben und an einem Unterarmstumpf 0 zu halten.
Bezugszeichenliste
[0045] 0 Extremitätenstumpf /Unterarmstumpf 1 Prothesenschaft 10 schlauchförmiger Prothesenschuh 100 Hautauflage 101 flexible Schafthülllage 102 Verbindungsnähte 103 Einfüllöffnung 11 Aussenschale 110 distale Schalenöffnung 111 Schalenaussenfläche 112 Aussparungen 113 Verschlusseinrichtung 1131 Spannmittel/Seile 1132 Haltemittel/Haken 1133 Verschluss 114 Längsschlitze 12 Zwischenraum/Schaumlage 2 Kupplung für Exoprothese 20 Verbindungsmittel der Kupplung 3 Exoprothese/Handprothese S Schlauch p proximal d distal
Claims (14)
1. Verfahren zur Herstellung eines Prothesenschafts (1) zur Befestigung an einem Extremitätenstumpf (0), gekennzeichnet durch die Schritte:
- Überziehen eines schlauchförmigen mehrwandigen Prothesenschuhs (10), umfassend eine Hautauflage (100) und eine flexible Schafthülllage (101), welche mittels Verbindungsnähten (102) miteinander einen Zwischenraum (12) bildend verbunden sind, über den Extremitätenstumpf (0)
- Umhüllen des Prothesenschuhs (10) mit einer zugeschnittenen Aussenschale (11), mit auf einer Schalenaussenfläche (111) angeordneten Verschlusseinrichtung (113) mit Spannmitteln (1131) und anschliessendes
- Spannen der Aussenschale (11) bzw. des Innendurchmessers der Aussenschale (11) um den Prothesenschuh (10), bevor
- der Zwischenraum (12) zwischen Hautauflage (100) und flexibler Schafthülllage (101) mit einem Schaummaterial ausgeschäumt wird, wodurch eine Schaumlage (12) ausgebildet wird und abschliessendes
- Aushärten der Schaumlage (12).
2. Verfahren zur Herstellung eines Prothesenschafts (1) nach Anspruch 1, wobei die Schaumlage (12) durch Injizieren eines schäumbaren Kunststoffmaterials von distal (d) in den Zwischenraum (12) mit einem Schlauch (S), mindestens eine Verbindungsnaht (102) querend, erfolgt und der Schlauch (S) nach der Injektion entfernt wird bzw. abgetrennt wird.
3. Prothesenschaft (1) für eine Exoprothese (3) zur Befestigung an einem Extremitätenstumpf (0), hergestellt mit einem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,dassder Prothesenschaft (1) einen schlauchförmigen mehrwandigen Prothesenschuh (10) mit einer Hautauflage (100) und einer flexiblen Schafthüllllage (101) aufweist, wobei zwischen Hautauflage (100) und Schafthüllllage (101) eine eingeschlossene Schaumlage (12) liegt und der Prothesenschaft (1) eine Aussenschale (11), den Prothesenschuh (10) mindestens teilweise aussen, auf der von der Hautauflage (100) abgewandten Seite umgebend aufweist, wobei an einer Schalenaussenfläche (111) der Aussenschale (11), auf der Seite abgewandt von der Schafthülllage (101) eine Verschlusseinrichtung (113) mit Spannmitteln (1131) angebracht ist, mit welcher der Innendurchmesser der Aussenschale (11) variierbar ist und damit der Sitz des Prothesenschuhs (10) am Extremitätenstumpf (0) einstellbar ist.
4. Prothesenschaft (1) nach Anspruch 3, wobei die Verschlusseinrichtung (113) von Haltemitteln (1132) und aufspannbaren Spannmitteln (1131), welche auf der Schalenaussenfläche (111) angeordnet sind, durch einen Verschluss (1133) einstellbar gebildet ist.
5. Prothesenschaft (1) nach Anspruch 4, wobei die Haltemittel (1132) Haken und/oder Schnürösen sind und mittels Nieten oder Kleber auf der Schalenaussenfläche (111) befestigt sind.
6. Prothesenschaft (1) nach einem der Ansprüche 4 oder 5, wobei die Spannmittel (1131) Seile, insbesondere Kordeln, sind.
7. Prothesenschaft (1) nach einem der Ansprüche 3 bis 6, wobei die Schaumlage (12) von einem schäumbaren Kunststoffmaterial, insbesondere von einem Polyurethanschaum gebildet wird.
8. Prothesenschaft (1) nach einem der Ansprüche 3 bis 7, wobei die Hautauflage (100) aus einem sich den Körperkonturen des Extremitätenstumpfes (0) anpassbarem Material, insbesondere aus einem Elastomerschaumstoff, Silikon oder einem Thermoplast gebildet wird.
9. Prothesenschaft (1) nach einem der Ansprüche 3 bis 8, wobei die Schafthülllage (101) eine Kunststofflage, insbesondere ein Kunststoffgewebe, oder ein Textilgewebe, bevorzugt eine Kunststofflage aus thermoplastischem Kunststoff wie Polyamid umfasst.
10. Prothesenschaft (1) nach einem der Ansprüche 3 bis 9, wobei der Zwischenraum (12) zwischen Hautauflage (100) und flexibler Schafthülllage (101) mehrere voneinander getrennte Kammern aufweist.
11. Verfahren zur Herstellung einer Prothese, mit einem Prothesenschaft (1) nach einem der Ansprüche 3 bis 9 sowie mit einer Kupplung (2) und mit einer Exoprothese (3), wobei nach dem Aushärten der Schaumlage (12) die Kupplung (2) an einer distalen Schalenöffnung (110) der aufgerollten Aussenschale (11) befestigt wird.
12. Verfahren zur Herstellung einer Prothese nach Anspruch 11, wobei die Kupplung (2) mittels Schraubverbindung, umfassend mindestens ein Verbindungsmittel (20) oder mittels Klebe- oder Schweissverbindung befestigt wird.
13. Prothese umfassend einen Prothesenschaft (1)hergestellt mit dem Verfahren gemäss einem der Ansprüche 11 oder 12.
14. Prothese nach Anspruch 13, wobei die Kupplung (2) als Schnellkupplung ausgebildet ist, womit die Exoprothese (3) werkzeugfrei mit einer Hand an- und abkoppelbar ist.
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