Verfahren zur Herstellung von N- (L-Lysyl-L-arginyl )-N',N'-bis (2-chloräthyl)-p-phenylendiamin
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von N-(L-Lysyl-L-arginyl)-N',N'-bis (2-chlor- äthyl)-p-phenylendiamin (Formel I, siehe Formelblatt) und seiner Säureadditionssalze, dadurch gekennzeichnet, dass man Arginyl - N,N - bis(2-chloräthyl)-p-phenylen- diamin (Formel II) mit dem aktivierten Derivat einer Säure der allgemeinen Formel III, worin R für die Blockierung der a- und E-Aminogruppe des Lysinrestes geeignete Schutzgruppen bedeutet, acyliert, die Schutzgruppen abspaltet und die so erhaltene Verbindung der Formel I gegebenenfalls durch Reaktion mit organischen oder anorganischen Säuren in ihre Säureadditionssalze überführt.
Beim Aufbau der neuen Verbindung der Formel I hat sich für die Blockierung der a- und E-Aminogruppe des Lysinrestes die Carbobenzoxygruppe bewährt, doch können auch andere leicht abspaltbare Schutzgruppen, wie beispielsweise die p-Toluolsulfonyl-, die tert.-Butyloxycarbonyl-, die p-Nitrobenzyloxycarbonyl-, die tert. Amyloxycarbonyl- oder die Triphenylmethylgruppe, verwendet werden. Als aktiviertes Derivat einer Säure der allgemeinen Formel III kommt z. B. ein Säurehalogenid, -azid, -anhydrid, -imidazolid oder ein Ester in Frage.
Die neue Verbindung kann auch in ihre therapeutisch verwertbaren Salze übergeführt werden.
Als Salze kommen solche mit organischen Säuren, wie Essigsäure, Propionsäure, Glykolsäure, Milchsäure, Brenztraubensäure, Malonsäure, Bernsteinsäure, Maleinsäure, Fumarsäure, Weinsäure, Zitronensäure, Benzoesäure, Zimtsäure, Salicylsäure, 2-Phenoxy- oder 2-Acetoxy - benzoesäure, Mandelsäure, Methansulfonsäure, Athansulfonsäure, Hydroxyäthansulfons äure, Benzol- oder Toluolsulfonsäure, Naphthalinsulfonsäure sowie Sulfanilsäure und Salze mit anorganischen Säuren, wie Halogenwasserstoffsäure, z. B. Salzsäure oder Bromwasserstoffsäure, Salpetersäure, Thiocyansäure, Schwefelsäure und Phosphorsäure in Frage.
Es ist bekannt, dass N,N-Bis(2-chloräthyl)-ppheny- lendiamin eine hohe cytostatische Wirksamkeit besitzt, jedoch kann diese Verbindung wegen ihrer starken Toxizität in der Therapie nicht verwendet werden.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, dass die Substitution eines Wasserstoffes der freien Aminogruppe des N,N-Bis(2-chloräthyl)-p-phenylendiamins mit einem L-Lysyl-L-arginylrest eine Herabsetzung der Toxizität zur Folge hat, ohne dass gleichzeitig die cytostatische Wirksamkeit in vivo beeinflusst wird.
N-(L-Lysyl-L-arginyl)-N',N'-bis(2-chloräthyl)-p-pheny- lendiamin zeigt in Zellkulturen nur eine schwache toxische und cytostatische Wirksamkeit. Im Organismus wird das durch den L-Lysyl-L-arginylrest desaktivierte N,N-Bis(2-chloräthyl)-pphenylendiamin gut transportiert und unter dem Einfluss proteolytischer Enzyme, die in den Krebszellen in grösseren Mengen anwesend sind, in seiner aktiven Form freigesetzt.
Ein weiterer Vorteil der nach dem erfindungsgemässen Verfahren hergestellten Verbindung ist, dass das nach der Freisetzung des aktiven Teils der Verbindung erhaltene inaktive Trägermolekül ein nicht toxisches Naturprodukt ist. Schliesslich ist darauf hinzuweisen, dass die Freisetzung des N,N-Bis(2-chloräthyl)-ppheny- lendiamins im Organismus aus N-(L-Lysyl-L-arginyl) N',N'-bis(2-chloräthyl)-p-phenylendiamin nicht voraussehbar war. So ist es bekannt, dass die in der Literatur beschriebenen Aminoacyl-phenylendiamin-Lost-Verbindungen nur eine schwache cytostatische Wirksamkeit besitzen und dass diese Verbindungen durch proteolytische Enzyme nicht abgebaut werden.
N- (L-Lysyl-L- arginyl)-N', N'-bis(2-chloräthyl)-p-phenylendiamin zeichnet sich in vivo durch ausgeprägte cytostatische Eigenschaften bei geringer Toxizität aus.
Es eignet sich für die Behandlung von malignen Tumoren und Sarkomen. Insbesondere findet es in der Therapie von Neoplasmen der lymphatischen und myeloischen Systeme Anwendung, ferner bei anderen Krankheiten, insbesondere des immunologischen Formenkreises, die mit unerwünschter Zellenvermehrung einhergehen.
N-(L-Lysyl-L-arginyl)-N',N'-bis(2-chloräthyl)-p-phe- nylendiamin kann als Arzneimittel allein oder in ent sprechenden Arzneiformen für enterale oder parenterale Verabreichung verwendet werden. Zwecks Herstellung geeigneter Arzneiformen wird dieses mit anorganischen oder organischen, pharmakologisch indifferenten Hilfsstoffen verarbeitet.
Als Hilfsstoffe werden verwendet z. B.
für Tabletten und Dragees: Milchzucker, Stärke, Talk, Stearinsäure usw.
für Sirupe: Rohrzucker-, Invertzucker-, Glucoselösungen u. a.
für Injektionspräparate: Wasser, Alkohole, Glycerin, pflanzliche Öle und dergleichen.
für Suppositorien: natürliche oder gehärtete Öle, Wachse u. a. mehr.
Zudem können die Zubereitungen geeignete Konservierungs-, Stabilisierungs-, Netzmittel, Lösungsvermittler, Süss- und Farbstoffe, Aromantien usw. enthalten.
Die täglich zu verabreichende Dosis soll zwischen 10 und 500 mg betragen.
In dem nachfolgenden Beispiel, welches die Ausführung des Verfahrens erläutert, den Umfang der Erfindung aber in keiner Weise einschränken soll, erfolgen alle Temperaturangaben in Celsiusgraden.
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Beispiel I N-(L-Lysyl-L-arginyl)-N',N'-bis(2-chloräthyl)-p-phe- nylendiamin
Man löst 65 g Na,N-Bis-benzyloxyvarbonyl-L-lysin- 2,4,5-trichlorphenylester und 84 g L-Arginyl-N,N-bis(2chloräthyl)-p-phenylendiamin-dihydrochlorid in 500 ml Dimethylformamid, gibt 14 ml Triäthylamin zu und lässt 16 Stunden bei 250 stehen. Man dampft zur Trockne ein, wäscht den Rückstand mit Diäthyläther und kristallisiert diesen zunächst in Chloroform und dann in Aceton um. Man erhält 77,5 g N-(Na,Nt-Bis-Benzyloxy- carbonyl - L - lysyl-Larginyl)-N',N'-bis(2 - chloräthyl)-p phenylendiamin-hydrochlorid (Smp. 77,50), das man in 1500 ml methanolischer 1N Salzsäure löst, gibt 15 g 10 Die Palladiumkohle zu und hydriert bei normalem Druck.
Man filtriert, dampft zur Trockne ein, wäscht mit Diäthyläther und trocknet zur Gewichtskonstanz ein. N-(L-Lysyl-L-arginyl)-N',N'Lbis (2-chloräthyl)-p-phe- nylendiamin tri-hydrochlorid schmilzt bei 1050 (mit Zers.), [ril20 = +070 in Dimethylformamid.
Beispiel 2 N-(L-Lysyl-L-arginyl)-N',N'-bis(2-chloräthyl)-p phenylendiamin
Man löst 40 g Na-Benzyloxycarbonyl-N-tert.-butyl- oxycarbonyl-L-lysin und 84 g L-Arginyl-N,N-bis(2-chlor äthyl)-p-phenylendiamin-dihydrochlorid in 500 ml Dimethylformamid, kühlt auf 00, gibt 14 ml Triäthylamin zu, filtriert das ausgeschiedene Triäthylamin-hydrochlorid ab, gibt dem Filtrat 20,6 g Dicyclohexylcarbodiimid zu und schüttelt 16 Stunden bei 250. Nach Filtration dampft man das Filtrat zur Trockne ab und kristallisiert den Rückstand aus Chloroform um.
Man erhält 72,5 g N - (Na-Benzyloxycarbonyl-Ns-tert.-butyloxycarbonyl-L- lysyl - L - arginyl)-N',N'-bis(2-chloräthyl)-p-phenylen-di amin-hydrochlorid (Smp. 1590), das man in 1000 ml methanolischer 1N Salzsäure löst, lässt 2 Stunden bei 250 stehen, gibt anschliessend 10 g 10 %ige Palladiumkohle zu und hydriert bei normalem Druck. Man filtriert, konzentriert auf 100 ml und fällt das N-(L=Lysyl- I=arginyl) - N',N' - bis-(2-chloräthyl)-p-phenylendiamin tri-hydrochlorid mit Diäthyläther aus. Smp. 1050 (mit Zers.), [al20 = +1,00 in Dimethylformamid.