Orientierungsvorrichtung zum Befestigen an einer Bissschablone beim Herstellen künstlicher Gebisse
Die Erfindung betrifft eine Orientierungsvorrichtung zum Befestigen an einer Bissschablone beim Herstellen künstlicher Gebisse zwecks Bestimmung der Horizontalund Medianebene.
Damit die am Oberkiefer bzw. Unterkiefer bzw. an beliden befestigten Zahnreihen künstlicher Gebisse richtig arbeiten, ist es notwendig, sie gegenüber b, bestimmten Orientierungsebenen auszurichten. Die an den Gebissteilen vorhandenen künstlichen Zähne können als die Arbeitsenden von Schneid- und Mahlwerkzeugen an gesehen en werden.
Wenn die künstlichen Zähne entspre- chend den Bewegungsbahnen der natürlichen Zähne so geschnitten sind, dass sich die Höcker an den Zähnen des Oberkiefers und Unterkiefers bei der Bewegung nicht gegenseitig stören, und durch die Genauigkeit der Ausformung dieser Höcker ein maximaler Schneideeffekt zustande kommt (deutsche Patentschrift Nummer 1 096 543), so kann dieser nur erreicht werden, wenn zuvor die Zahnreihe als Ganzes im Verhältnis zu den sich bewegenden Teilen des menschlichen Kiefers, nämlich dem Kiefergelenk und der Muskulatur richtig eingestellt ist. Die Vorrichtung nach der Erfindung soll diese Einstellung ermöglichen.
Als Koordinatenebenen zur Lagebestimmung eines jeden Gebisspunktes wählt man meist drei Ebenen, von denen eine beim aufrecht stehenden Menschen horizontal liegt, die zweite dazu senkrecht (Medianebene) und die dritte auf beiden senkrecht steht (Frontalebene).
Durch Übereinkunft wurde in der Anthropologie eine Ebene zur Horizontalebene erklärt, welche den tiefsten Punkt des unteren Randes beider Augenhöhlen und den höchsten Punkt beider Gehörgänge berührt.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass man mit dieser sogenannten Frankfurter Horizontalebene im allgemeinen gut zurecht kommt, d. h. dass tatsächlich beim aufrechtstehenden Menschen bis auf geringe Fehlerquellen diese Ebene horizontal liegt. Die Medianebene durchdringt dann das Gesicht von vorn nach hinten. Sie steht senkrecht auf der Horizontalebene. In ihr liegt die Gaumennaht. Zu diesem beiden bestimmten Ebenen kann man sich durch im Einzelfall zu wählende Punkte die Lage der Frontalebene aussuchen, je nachdem, ob man sie durch den unteren Rand der beiden Augenhöhlen oder die Mitte der Gehörgänge verlaufen lassen will. Fest steht nur, dass die Frontalebene senkrecht auf der Horizontalebene und der Medianebene steht.
Ausgangspunkt ist in jedem Falle die obengenannte Horizontalebene.
Die Zahnheilkunde hat in den letzten hundert Jahren sehr viel Mühe darauf verwandt, bei der Herstellung von künstlichen Gebissen die Lage der Gebisspunkte zu diesen Ebenen zu fixieren, denn die Herstellung der Gebisse erfolgt ja ausserhalb des Mundes in Geräten (Artikulatoren), die hinsichtlich der Lage der Werkzeuge und ihrer Bewegung die Verhältnisse der natürlichen Kiefer- und Gelenkbeziehung im Munde wiedergeben sollen.
Zur Einstellung der Artikulatoren benutzte man bisher sogenannte Registriergeräte, umfangreiche, meist bogenförmige Messgeräte, an denen etwa in der Mitte das Gebiss bzw. Vorstufen des G, Gebisses befestigt wur- den, im übrigen aber verstellbarc Stifte angebracht waren, die auf bestimmte Schädelpunkte, z. B. die Definitionspunkte der < rFrankfurter Horizontalebene eingerichtet wurden. Am Patienten wurde die Vorstufe eines Gebisses (Bissschablone) eingesetzt, die Messstäbe eingerichtet, dann das Ganze aus dem Munde des Patienten entfernt und die Übertragung auf die entsprechenden Punkte des Artikulators vorgenommen.
Dass bei dieser Methode Fehler entstehen, geht allein schon daraus hervor, dass die anthropologisch festgelegten Schädelpunkte am lebenden Patienten mit einer Weichteilschicht bedeckt sind, so dass die klare Definition für die Frankfurter Horizontaleb,ene am lebenden Patienten nicht zu realisieren ist. So stimmten denn in der Mehrzahl der Fälle nach Fertigstellung der künstlichen Gebisse Gesichtsmitte und Gebissmitte nicht überein. Hierdurch wird aber nur einer der Fehler der direkten Messmethoden mit Registriergeräten augenfällig.
Selbstverständlich trifft die gleiche Fehlerquelle auch für die übrigen Ebenen, z. B. die Horizontalebene, zu und zeigt sich hier im herabgesetzten Funktionswert der künstlichen Gebisse. Tatsächlich arbeiten wegen dieser Fehlerquellen von allen Zahnärzten in der Welt höchstens nur noch etwa 10 % mit solchen Registriergeräten.
Die meisten behelfen sich ohne Registrierung und versuchen, die sichtbaren Fehler auf andere Weise auszuschalten. Die unsichtbaren Fehler der herabgesetzten Funktion bleiben aber bestehen. Ohne Zweifel kann der volle Funktionsw, ert künstlicher Gebisse aber nur erreicht werden, wenn die technische Herstellung die richtige Lage zu den das Gebiss bewegenden Teilen gewährleistet.
Die Orientierungsvorrichtung nach der Erfindung soll eine einwandfreie Orientierung der künstlichen Ge bisse zu den drei Orientierungsebenen ermöglichen.
Bei der Herstellung künstlicher Gebisse sind Anproben im Munde des Patienten notwendig. Eine dieser Zwischenproben heisst Bissnahme . Bei der Bissnahme werden zwei Bissplatten, meist aus Wachs, am Oberkiefer und Unterkiefer befestigt und im Munde zusammengeklebt. Das aus dem Munde genommene Wachsmodell, die Bissschablone, zeigt dann die Lagebeziehung des Oberkiefers zum Unterkiefer. In dieser Phase der Gebissfertigung soll nun durch das Gerät nach der Erfindung auch die Einstellung des Gebisses auf die Horizontalebene und auf die Sagittalebene erfolgen.
Die erfindungsgemässe Orientierungsvorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, dass sie wenigstens einen Neigungsmesser umfasst.
Der Erfindungsgegenstand ist nachstehend mit Bezug auf die beiliegenden Zeichnungen beispielsweise näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 einen Msenschenschädel mit eingezeichneten Orientierungsebenen,
Fig. 2 eine perspektivische Seitenansicht einer Bissschablone mit aufgesetzter, auf dem Prinzip der Wasserwaage beruhender Orientierungsvorrichtung,
Fig. 3 eine Vorderansicht nach Fig. 2 mit eingesetzter Kugel,
Fig. 4 eine andere Ausführungsform einer Wasser waagenvorrichtung,
Fig. 5 eine Seitenansicht einer Vorrichtung mit einem magnetisch beeinflussten Lotpendel und
Fig. 6 eine Vorderansicht auf die Vorrichtung nach Fig. 5.
In der Zeichnung ist 1 die Frankfurter Horizontalebene, 2 die Medianebene und 3 die Frontalebene. 7 und 8 sind Oberteil und Unterteil der Bissschablone, die bei 30 zusammengeheftet sind.
5 ist der hohle Ringsektor, der die im Munde erstarrende Flüssigkeit 6 enthält. Im Hohlraum 10 kann auf der Oberfläche der erstarrten Masse 6 die Kugel 9 laufen.
Fig. 4 zeigt eine andere Ausführungsform des Ringsektors. Dieser besteht hier aus zwei parallelen Ringsektorrohren 11 und 18, die durch eine Reihe zu ihnen senkrechter Rohre 12-17 verbunden sind.
In Fig. 5 und 6 ist 19 ein Weicheisenstück, das an einem Halter 20 befestigt ist. 21 ist eine Magnetspule, die durch den Schalter 23 in den Stromkreis einer Batterie 22 geschaltet werden kann. Vor dem Magneten 19 hängt um eine am Halter 20 angebrachte Achse 24 drehbar ein, z. B. dreieckiges, als Pendel dienendes Weicheisenblech 25. Mit Ausnahme der Batterie 22 und des Schalters 23 ist die ganze Vorrichtung im Innern der Bissschablone angebracht. Zur Bestimmung der Medianebene kann dort auch noch eine zweite solche Vorrichtung in einer zur ersten senkrechten Ebene untergebracht werden. Die zweite Vorrichtung wird durch besonderen Schalter 26 bedient.
Bei dieser Anordnung braucht der Patient nur kurzzeitig still zu halten. In dieser Zeit wird die Lage des oder der beiden Pendel 25 durch Einlegen des oder der Schalter 23, 26 fixiert. Die Bissschablone wird herausgenommen, ohne die Schalter 23, 26 zu öffnen, so dass die Lage der Ebenen fixiert bleibt.
Als Neigungsmesser kann man beispielsweise eine modifizierte Wasserwaage verwenden. Diese besteht vorzugsweise aus einem im Schnitt rechteckigen hohlen Ringsektor aus durchsichtigem Material, der im Munde des Patienten von vorn über die Bissschablone geschoben und an ihr befestigt wird. Dieser Hohlring ist bis etwa zur halben Höhe mit einer vorzugsweise farbigen Flüssigkeit gefüllt, die im Mund erstarrt. Vor dem Einsetzen des Ringsektors ist die Masse flüssig.
Der Patient wird nach Einsetzen der Wass, erwaage angewiesen, in aufrechter Körperhaltung einen in etwa zwei Meter Entfernung in Augenhöhe liegenden Punkt zu fixieren. Man erreicht damit in der Horizontalebene eine absolut sichere Kopfhaltung und nach dem Erstarren der Flüssigkeit in der Waage die Übertragung der aus dem Mund entnommenen Bissschablonen auf das Modell in gleicher Lage.
Wirkungsgleich mit dem beschriebenen Ringsektor sind mehrere, verschieden gerichtete, quer über das Gebiss gelegte Wasserwaage-Röhren oder beispielsweise Weicheisenlotpendel, die in horizontaler Richtung vor einem Elektromagneten hängen und durch Einschalten des Stroms der Magnetspule in ihrer jeweiligen Lage fixiert werden können.
Von der Medianebene und der Frontalebene liegen anhand der durch Abdrücke im Munde des Patienten gewonnenen Modelle bestimmte Punkte zur Orientie- rung vor. Zur Bestimmung der Medianebene, nämlich der Gesichtsmitte und Gebissmitte kann das dargelegte Gerät auch verwendet werden.
Zu diesem Zwecke wird nach Abschluss der Bestimmung der Horizontalebene in den Ringsektor eine Kugel gelegt, die auf der Oberfläche der erstarrten Flüssigkeit laufen kann. Die Bissschablone wird wieder eingesetzt und der zunächst aufrechtstehende Patient wird angewiesen, den Kopf so zu neigen, dass er mit den Augen einen Punkt auf dem Boden in d, er Ver- bindungslinie zwischen ihm und dem anfangs anvisierten Punkt fixiert. Dadurch gerät die anfangs horizontal liegende Oberfläche der Masse in eine schräge Lage mit einem Übergang zur Senkrechten. Die Kugel rollt dann zu einem Punkt, der in der Medianebene liegt. An diesem Punkt wird die Kugel durch Einfüllen neuer Fixierflüssigkeit in den Ringsektor festgehalten.
Ein weiterer Punkt der Medianebene ist durch die hintere Gaumennaht der Bissnahmeschablone gegeben, so dass die Medianebene durch zwei Punkte und die Tatsache, dass sie senkrecht zur Horizontalebene zu stehen hat, exakt ermittelt werden kann.
Wirkungsgleich wäre ein zweites in einer anderen Ebene schwingendes und von einem zweiten Magneten fixiertes Lotpendel.
Es lassen sich natürlich ausser der Schwerkraft auch andere Kräfte, z. B. die Magnetkraft im Magnetfeld der Erde zu solchen Bestimmungen ausnutzen.