Verfahren zum Aufbereiten von Schlamm Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Aufbereiten, insbesondere zum Eindicken von Schlamm, insbesondere von Abwasser- und Industrieschlamm, bei dem auf Grund seiner kolloidalen Bestandteile die Ent wässerung und die Umwandlung in eine, z. B. als Kultur erde verwendbare Masse grosse Kosten und Schwierig keiten bereitet.
Bei einem bekannten Verfahren zum Aufbereiten von Klärschlamm wird dieser zum Ausfaulen in Faul türmen gelagert. Der ausgefaulte Schlamm wird in soge- nannten Sickerbecken auf eine wasserdurchlässige Schicht aufgeschichtet und dadurch entwässert. Als wasserdurchlässige Schicht wird hierbei in der Regel Sand oder Kies verwendet, der z.
B. über Ziegelsteinen aufgeschichtet g wird, so dass das aus !dem Schlamm aus- tretende Wasser sich in den Zwischenräumen zwischen den Ziegelsteinen sammeln und von dort abgeführt wer den kann. Der ausgetrocknete Schlamm wird meist ge mahlen und in. manchen Fällen mit Torf oder der gleichen gemischt um anschliessend als Kulturerde ver wendet werden zu können. Das bekannte Verfahren ist sehr aufwendig und sehr zeitraubend.
Es gibt auch indu strielle Verfahren, die, weniger zeitraubend, aber dafür sehr kostspielig sind. Bei einem dieser industriellen Ver fahren wird der Schlamm zum Beispiel verbrannt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Ver fahren zum Aufbereiten, von Schlamm zu schaffen, das mit verhältnismässig einfachen und billigen Mitteln in verhältnismässig kurzer Zeit ohne grossen Arbeitsauf wand durchführbar ist.
Zur Lösung dieser Aufgabe geht die Erfindung von dem bekannten Verfahren aus, bei demder Schlamm auf eine wasserdurchlässige Schicht aufgeschichtet und ent wässert wird.
Das erfindungsgemässe Verfahren ist dadurch ge kennzeichnet, dass vor dem Aufschichten des Schlam mes auf die wasserdurchlässigge Schicht in diese Pflanzen eingepflanzt werden, die an negativ geotrop wachsenden <B>S</B> rossen Wurzeln treiben.
Versuche haben gezeigt, dass p C, insbesondere dann, wenn als wasserdurchlässige Schicht eine nährstoffarme Schicht benutzt wird, die Pflanzen den Schlamm kurzfristig entwässern, mineralisieren und die Kolloide auflösen, wobei der Schlamm in über raschend starkem Masse in seinem Volumen verringert wird<B>'</B> so dass nach äusserst kurzer Zeit sich eine dicke Schlammschicht in eine dünne Erdschicht verwandelt hat, die in ihrer Konsistenz einem normalen trockenen Ackerboden gleicht.
Die Wirkung des neuen Verfahrens kann dadurch erklärt werden-, dass die Pflanze vor dem Aufschichten des gegebenenfalls giftigen Schlammes nach dem Ein pflanzen in die wasserdurchlässige Schicht dort ein wächst und dadurch ;der sich anschliessenden bioche mischen Belastune, durch die Schlammaufschüttung ge wachsen ist. Nach dem Aufschichten des Schlammes zieht die Pflanze zunächst die für ihr Wachstum erfor- derlichcn Nährstoffe und die Feuchtigkeit aus dem Schlammwasser, das in die wasserdurchlässige Schicht eindringt, in der sich jene angesammelt haben.
Gleich zeitig bilden sich an den, den Schlamm durch-dringenden negativ geotrop wachsenden Sprossen der Pflanzen Wur zeln, die Feuchtigkeit und Nährstoff unmittelbar aus dem Schlamm ziehen. Durch, einen bei dem Versuch be obachteten antikolloidalen. Effekt wird der schmierige Schlamm in eine körnige Erde umgewandelt. Eine Er klärung für diesen Effekt ist noch nicht gefunden wor den,. Es wird jedoch vermutet, dass dieser antikolloidale Effekt durch gewisse Ausscheidungen der Wurzeln ver ursacht wird.
Als Pflanzen zum Durchführen des erfindungsge- mässen Verfahrens kommen grundsätzlich alle solche Pflanzen in Frage, die an negativ geotropen, <B>d.</B> h. in bezug auf die Horizontaleibene etwa senkrecht nach oben wachsenden Sprosseln Wurzeln treiben, sobald der Spross mit Feuchtigkeit in Berührung kommt.
Zu solchen Pflanzen gehören alle Arten von Schilfrohr (Phragmites Communis), die Polygonum-, Festuca- und Glyceria-Arten, Spartina Townsendii und -dergleichen.
Bei den bisher durchgeführten Versuchen hat es sich gezeigt, dass bei den bisher verwendeten. Schlämmen mit Schilfrohr besonders vorteilhafte Ergebnisse erzielt wurden. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Schilfrohr mit seinen Wurzeln sehr stark Feuchtigkeit aufseugt und diese über die Blätter schnell und in grossen Mengen an die es umgebende Luft abgibt. Dadurch wird eine sehr schnelle Verdunstung des Schlammwassers und damit ein schnelles Trocknen des<U>Schlammes</U> gefördert.
Auch erfüllt das Schilfrohr in besonderem Masse die oben Crenannte Bedingung, dass die Pflanzen an negativ geo- C <B>g</B> e tropen Sprossen Wurzeln bilden, da es zahlreiche Hahn- knoten (Nodien) entwickelt, die, sobald sie von einer Schlanunschicht bedeckt werden, neue Wurzeln treiben.
Die überraschende und vorteilhafte Wirkung des erfindungsgemässen Verfahrens besteht vor allem darin, dass das Schlammvolumen in sehr kurzer Zeit in einem bisher nicht möglichen Mass verringert wird und dass die Schlammrückstände eine kömige Struktur haben, so dass sie ohne weitere Bearbeitung, zum Beispiel durch Mahlen, als Kulturerde benutzt werden können. Bei bisher durchgeführten Versuchen wurde die Schlamm schicht auf ein Zwanzigstel ihres Volumens innerhalb von<B>8</B> Tagen reduziert und ausgetrocknet, was mit so einfachen Mitteln mit den bekannten Verfahren bisher nicht möglich war.
Ein weiterer besonderer Vorteil der Erfindung be steht darin, dass das sich aus dem Schlamm in der wasserdurchlässigen Schicht absondernde Wasser nicht wie bei den bekannten Verfahren abgeführt werden muss, sondern von der Pflanze selbst aufgenommen wird.
Da dem Fachmann eine ganze Reihe von Pflanzen arten zur Verfügung stehen, kann er die Auswahl der Pflanzen dem jeweiligen, Schlammanfall und seiner Zu sammensetzung anpassen. Der Wegfall der Notwendig keit, das sich absetzende Wasser abzuleiten, hat den Vorteil, dass mit schädlichen Abfallstoffen hochbelaste ter<U>Schlamm</U> aufbereitet werden kann, ohne dass eine Verseuchung, des Grundwassers befürchtet werden muss. Ferner ist es dadurch ohne Schwierigkeiten bei spielsweise möglich, in wasserdichten Becken oder Be hältern radioaktiven oder giftigen Schlamm aufzuberei ten.
Auch kann das Verfahren gemäss der Erfindung zur Aufbereitung von ganz kleinen, aber auch sehr grossen Schlammenoren g ohne grosse Investitionen angewendet werden. Infolg ge der sehr schnellen Aufbereitung des Schlammes und infolge der starken Reduzierung des Volumens können grosse Schlammengen auch auf ver-
hältnismässig kleinen Flächen auffiereitet werden.
Bei einem Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäs- sen Verfahrens wurde der Boden eines wasserdichten Beckens mit einer<B>30</B> bis 40 cm starken Schicht eines nährstoffarinen Kieses bedeckt. In diese wurden in einem Abstand von etwa<B>30</B> cm voneinander Schilfrohrpflan- zen eingepflanzt und etwa 21 Tage zur Gesundung ihrer Wurzeln nur mit Leitungswasser besprengt. Dann wurde die Kiesschicht mit einer<B>15</B> bis 20 cm starken, Indu strieschlämme enthaltenden Abwasserschlanunschicht bedeckt. Die Pflanzen gediehen sehr gut.
Innerhalb von <B>8</B> Tagen schrumpfte die Schlammschicht zu einer etwa <B>1</B> cm starken körnigen und trockenen Schicht zusam men, die in ihrer Konsistenz einem normalen trockenen ,#,ckerboden glich. Die Erfindung bezieht sich auch auf eine Anlage zum Aufbereiten von Schlamm nach dem erfinduncrs- l# ässen Verfahren.
Die erfindungsgemässe Anlage ist ,ein dadurch gekennzeichnet, dass die mit Pflanzen be pflanzte, wasserdurchlässige Schicht in einem Becken angeordnet ist, das mit einem leicht abnehmbaren, vor- zuasweise lichtdurchlässi-en Dach -e-en Regen und Schneefall überdeckbar ist. Hierdurch kann bei Regen und Schneefall verhindert werden, dass der Schlamm wieder mit Wasser an-ereichert wird.
Das Dach kann in insbesondere bei Gewächshäusern bekannter Weise durch eine Kunststoffolie oder dergleichen gebildet wer den, die über ein leicht aufzubauendes, einfaches Ge stell gerollt oder in einer anderen Weise auf diesem an-eordnetwird. Dadurch kann bei eintretendem Regen oder Schneafall der Schlamm schnell und leicht aanz oder teilweise überdeckt werden.
Das Dach kann durch Wände so ergänzt werden, dass die ganze Anlage im Winter vor Kälte geschützt werden kann, so dass das Wachsen der Pflanzen und damit die Aufbereitung des Schlammes im Winter nicht unterbrochen wird. Um hierbei die Ausdünstun der Pflanzen zu fördern, kann bei einer vorteilhaften Aus- führungsforin der Erfindung mindestens ein Ventilator vorgesehen sein, mit dem ein Luftzug durch die ganze Anlage erzeugt werden kann, der die von den Pflanzen verdunstete Feuchtigkeit abführt und trockene Luft in die Anlage hineinzieht. Im Winter kann diese Luft ange wärmt werden, so dass ein regehnässiges Wachstum der Pflanzen auch im Winter gewährleistet ist.