<Desc/Clms Page number 1>
Verfahren zur Herstellung eines milchähnlichen Kunstproduktes.
Man hat bereits vielfach versucht, aus proteinhaltigen, pflanzlichen Produkten künstliche Milch herzustellen und es gibt verschiedene Vorschriften, mittels welchen dieser Zweck erreicht werden soll. Teile, insbesondere Samen der verschiedensten Pflanzen, werden zu dieser Herstellung herangezogen : Sojabohnen, Erdnüsse, Leguminosen im allgemeinen, insoweit sie nicht zu viel Stärke enthalten, Palmnüsse und Palmkerne, Pinien-und Sesamsamen, die Emulsine der Mandeln, Gluten usw. sind als Ausgangsmaterial vorgeschlagen worden.
Das Material wird bei diesen Verfahren zerkleinert und die Proteine und gegebenenfalls ein grösserer oder geringerer Teil des Fettes, jedoch nie das gesamte Fett, werden in geeigneter Weise dem zerkleinerten Aus-
EMI1.1
Den in dieser Weise erhaltenen Eiweissemulsionen werden weitere erwünschte Bestandteile, wie Kohlehydrate, Mineralsubstanzen, Zitronensäure usw. in genügender Menge zugesetzt, damit das Produkt in seiner Zusammensetzung möglichst mit der tierischen Milch übereinstimme.
Man hatte dabei, zumal wenn man Sojabohnen als Ausgangsmateiial ve. wendete, immer mit einem dem europäischen Gaumen höchst unangenehmen Beigeschmack zu kämpfen. Man hat bei der Herstellung von Milch aus Sojabohnen diesen unangenehmen Geschmack dem Fett zugeschrieben und denselben dadurch zu beheben gesucht, dass man das Fett aus den Sojabohnen vor der Behandlung mit heissem Wasser oder heisser alkalischer Lösung durch Ext. aktionsmittel zu entfernen versucht, oder dass man nach der Behandlung zur Extraktion des Eiweisses das Fett und die Proteinemulsion durch Schleudern möglichst trennte. Die Entfernung des Fettes blieb dabei immer eine sehr mangelhafte. Es wurde dann nachtläglich ein anderes Fett, z. B. Sesamöl, zugesetzt und in der eiweisshaltigen Flüssigkeit emulgiert (britische Patentschrift Nr. 24572 A.
D. 1913).
Das Übel wird aber durch solche Massnahmen nicht beseitigt. Nach wie vor behält die Milch, welche man aus den obengenannten Bohnen, Samen u. dgl., auch nach der geschilderten Entfernung des Fettes gewonnen hat, eben weil diese Entfernung so mangelhaft ist, einen unangenehmen Beigeschmack, der dieselbe, wenn nicht geradezu ungeniessbar, doch wiederwärtig schmeckend macht.
Der Ausgangspunkt der Erfindung bildete u. a. die Erkenntnis, dass die Hauptursache des unangenehmen Geschmackes in der mangelhaften Entfernung des Fettes zu suchen war, wodurch ausser einem gewissen Anteil des Fettes auch Fettsäuren und übelschmeckende Spaltungsprodukte, wie Ester, Ketone usw. im Produkt zurückblieben.
Die Kunstmilch, welche man gemäss dem Verfahren der Erfindung erhält, ist nicht nur zum Konsum geeignet, sondern auch besonders zur Herstellung von Margarine. Bekanntlich werden die pflanzlichen Fette, welche zur Herstellung von Margarine dienen, mit Milch, gewöhnlich mit Magermilch, zusammen gekirnt, u. a. um die Fette in Gestalt der bekannten Butterkügelchen zu erhalten. Die Kunstmilch gemäss der Erfindung ist nun besonders geeignet, die Magermilch bei diesem Kirnverfahren zu ersetzen. Zwar ist es schon vorgeschlagen worden, Kunstmilch nach Emulgierung mit fremden Fetten zur Margarinebereitung zu verwenden (britische Patentschrift Nr. 9626 A.
D. 1915). aber es ist die gewöhnliche Kunstmilch gemeint,
<Desc/Clms Page number 2>
deren Beigeschmack sie zur Margarinebereitung, wobei es so sehr auf das richtige Aroma ankommt, völlig untauglich macht.
Als Ausgangsmaterial für das neue Verfahren ist jedes Pflanzenmaterial geeignet ; worin Protein in genügender Quantität vorkommt. Ein Gehalt an für die Kunstmilchbereitung geeigneten Zuckerarten ist vorteilhaft, wie besonders auch ein Gehalt an Lezithin. Ein Fettgehalt der Ausgangsmaterials schadet nicht, ist aber nicht erforderlich.
Eine vollständige Aufzählung der als Ausgangsmaterial in Betracht kommenden Pflanzenstoffe kann nicht gegeben werden. An erster Stelle sind es Pflanzensamen verschiedener Art, u. a. die, welche schon zur Kunstmilchbereitung empfohlen sind, wie Sojabohnen und-samen, Erdnüsse, Piniensamen, Sesamsamen, Leguminosen im allgemeinen, wofern ihr Stärkegehalt nicht zu hoch ist oder deren Stärke vorher entfernt worden ist, Palmnüsse, Palmkerne, Mandeln usw. Auch Gluten kann sehr gut verwendet werden.
Das Verfahren besteht im folgenden : i. Das Fett des Ausgangsmaterials wird mittels geeigneter Extraktionsmittel, z. B. Benzin, Benzol, vollständig entfernt. Das Extraktionsmittel wird abdestilliert und wieder verwendet, das extrahierte Fett aber wird raffiniert und gebenenfalls, aber erst nach der Raffination, z. B. bei der Herstellung von Konsumkunstmilch, verwendet. Man kann die Raffination des Fettes sehr fördern, wenn man das Ausgangsmaterial vor der Extraktion bis zur vollkommenen Trocknung erhitzt, gegebenenfalls bis zu einer Temperatur, bei welcher die Enzyme unwirksam werden.
Die Farbstoffe, Schleimstoffe und weitere lösliche Eiweissstoffe werden dadurch in einen Zustand übergeführt, in welchem sie durch die angewendeten Extraktionsmittel nicht extrahiert werden.
Natürlich kann das raffinierte Fett, falls es geeignet ist, auch gegebenenfalls nach Härtung zrJt Herstellung von Margarine oder Kunstspeisefett verwendet werden.
2. Der bei der Fettextraktion hinterbliebene Rückstand wird abgetrieben. Dem Rückstande werden in geeigneter Weise die Bitterstoffe entzogen. Es hinterbleiben dann Lezithin, Zucker, geschmacklose Gummiarten, lösliches Eiweiss usw.
3. Der nicht in Alkohol gelöste Teil des Ausgangsmaterials wird in üblicher Weise mit einer schwach alkalischen Lösung behandelt, wodurch das Protein in Lösung geht. Diese Lösung wird mit dem trockenen, von Bitterstoffen befreiten Rückstand des alkoholischen Extraktes vereinigt und gegebenenfalls werden noch Zuckerarten, Mineralsubstanzen usw. zugesetzt.
Es wird z. B. von I00l der Käsefabrikation entstammende Molke ausgegangen ; um daraus ein der Vollmilch ähnliches Kunstprodukt herzustellen, fügt man 7kg extrahiertes, sehr fein gemahlenes und gesiebtes Soja-, Erdnuss-oder Mandelmehl zu. Zwecks Lösung des darin enthaltenen Proteins werden O'I5 kg Natriumbicarbonat und o-2 kg Natriumphosphat zugefügt, worauf man das Gemisch während i bis 2 Stunden auf 50 bis 800 C erwärmt. Hierauf emulgiert man 3 kg eines geeigneten Fettes, wie z. B. Kokosfett, Oleomargarin oder gehärtetes Fett (vorher geschmolzen), in der Flüssigkeit durch heftiges Umrühren. Schliesslich wird die schwach alkalische Flüssigkeit mit Milchsäure versetzt.
Auf diese Weise erhält man ein milch- ähnliches Kunstprodukt, welches ungefähr 3'5% Eiweiss, 4'5 % Milchzucker und 3% Fett enhält und seiner Beschaffenheit und dem Geschmack nach vollkommen mit der Kuhmilch übereinstimmt.
Will man die so erhaltene fettarme Kunstmilch zur Margarinebereitung verwenden, ist sie nun zum Gebrauche fertig und kann süss oder in bekannter Weise gesäuert mit den zur Margarinefabrikation verwendeten Fetten emulgiert werden. Falls man aber Konsummilch bereiten will, so wird der Kunstmagermilch ein geeignetes Fett, z. B. das aus dem Ausgangsmaterial extrahierte und durch Raffination gereinigte (aber nicht das ungereinigte) Fett, in geeigneter Menge zugesetzt und damit emulgiert.
Das Produkt hat überhaupt keinen Beigeschmack und gleicht im Geschmack der tierischen Milch vollkommen, wobei man es ganz in der Hand hat, auch ihre Zusammensetzung ganz ähnlich zu machen. Zuweilen, namentlich, falls im Ausgangsprodukt gefärbte Zuckerarten anwesend waren, ist die Farbe des Produktes mehr oder weniger dunkel. Dies bietet aber bei der Margarine überhaupt keine Schwierigkeit und ist bei der Herstellung von Konsummilch nur ein scheinbarer Nachteil ; es kommt dies überdies wie erwähnt, nur in einzelnen Fällen vor. Die Wahl des Ausgangsmaterials ist hierfür ausschlaggebend ; man kann für die Herstellung von Konsummilch leicht ein Material wählen, welches keine dunkel gefärbten Zuckerarten enthält, oder man bleicht die dunklen Zuckerarten im Alkoholextrakt.
Ein sehr grosser Vorteil des Verfahrens bei der Margarinefabrikation besteht darin, dass die Fabrikation ihre zum Kirnen benötigte Magermilch oft aus Rückständen der zur Herstellung des erforderlichen Fettes benutzten Stoffe bereiten können.
Den nach der obengenannten dreifachen Extraktion des Ausgangsmaterials hinter- bleibenden Rückstand kann man dann noch als Viehfutter benutzen, da hierin meist noch ein ziemlich hoher Gehalt an Eiweiss vorhanden sein wird.
<Desc/Clms Page number 3>
Von den bekannten Verfahren unterscheidet sich das Verfahren der Erfindung demnach dadurch, dass das Ausgangsmaterial, bevor das Protein herausgelöst wird, zwei Extraktionen unterworfen wird, wovon die erste das Fett vollständig aus dem Ausgangsmaterial entfernt und dass die Rückstände beider Extrakte erst mit der Eiweisslösung gemischt werden, nachdem sie einer Raffination unterworfen sind, durch welche die unangenehmen Geschmackstoffe entfernt werden.