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Bekanntlich sind Viskosefäden im Augenblick der Koagulation einer Streckung fähig, welche sie verfeinert. Je nach dieser Streckung können die Einzelfäden verschiedene Querschnitte haben und sie weisen einen um so höheren Glanz auf, je stärker die Streckung ist.
Werden die Fäden bei ihrer Bildung während des Abziehens nicht gestreckt oder ist die Geschwindigkeit des Abziehens geringer als die des Herausdrückens der Viskoselösung, so zeigen die Fäden ein matteres Aussehen und haben eine andere Elastizität. Das eröffnet die Möglichkeit, Fäden zu erhalten, die nach Aussehen, Feinheit und Güte sich mit der Behandlung ändern, der man sie im Augenblick der Bildung unterwirft.
In der Kunstseideerzeugung ist es auch bekannt, dass die Lösungen spinnbarer Viskose, um einen normalen Faden nebst wirtschaftlich lohnender Ausbeute zu geben, noch einen gewissen Grad von Spinnbarkeit mit Rücksicht auf die ziemlich starke Beanspruchung beim mechanischen Abziehen und Strecken im Spinnstuhl aufweisen müssen. Für gewisse, langsam koagulierende Viskoselösungen reichen die engen, den Koagulationsbädern in der Spinnmaschine vorbehaltenen Grenzen nicht aus und sie geben nur unvollkommen erhärtete Fäden. Die geringe Festigkeit einzelner dieser Fäden macht es ihnen unmöglich, die mechanischen, für ihre Beschaffenheit zu starken Beanspruchungen gut zu vertragen und es entstehen so häufige, den Gang unterbrechende Fadenbrüche, dass es vorteilhafter ist, diese Lösungen einfach in den Abfall gehen zu lassen, womit Verluste verbunden sind.
Von diesen Feststellungen ausgehend erweist es sich als wünschenswert, die in den französischen Patentschriften Nr. 410 776 und 442022 beschriebenen Verfahren zu verbessern, welche sich auf die Erzeugung von Fäden aus hydratisierter Zellulose in Massen beziehen, die zum Kardieren, Verspinnen sowie zu gewissen chemischen und anderen Zwecken geeignet sind. Der Grundgedanke der erstgenannten französischen Patentschrift Nr. 410776 war die Erzeugung eines Spinnstoffes in loser Masse, d. i. es wurde die in der Kunstseideerzeugung gebräuchliche Herstellung des einzelnen Fadens unter Führung durch die Herstellung aller aus den Düsen der Maschine austretenden. Fäden in einer Masse ersetzt, welche Fäden dann ohne Rücksicht auf den Bruch einzelner gesammelt wurden.
Nach der französischen Patentschrift Nr. 410776 konnte die Masse zu diesem Zwecke auf ein endloses Transporttuch fallen oder auf Trommeln gewickelt werden.
Die vorliegende Erfindung betrifft die Ausführung der letzterwähnten Verfahrensweis'e.
Die Erfindung bezweckt, eine beträchtliche Zahl Fäden aus Lösungen spinnbarer Viskose durch Koagulation in Bädern bekannter Art herzustellen, welche Fäden alsdann zu einer ununterbrochenen kompakten Masse-Spinngut-vereinigt werden, weiters im Verlauf der Erzeugung selbst den Glanz und die physikalische-Beschaffenheit der hergestellten Fäden selbsttätig willkürlich zu ändern, ohne die Maschine stillsetzen zu müssen, ferner für die Erzeugung von Fäden gewisse Viskoselösungen zu verwenden, die für die Erzeugung der Kunstseide aus den eingangs angeführten Gründen geeignet sind. Die erweiterte Koagulationsgelegenheit und die Einfachheit und Anpassungsfähigkeit der Einrichtung gestatten in jedem Augenblick ohne Unterbrechung der Arbeit mit der grössten Leichtigkeit das für jede Viskoselösung bestgeeignete Strecken und Abziehen zu erzielen.
Die Fadenbrüche be-
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einträchtigen übrigens den Wert des Spinngutes in keiner Weise, weil dieses nachträglich ohnehin geteilt, zerrissen oder'selbst frisch aufgelöst wird.
Der Gang der ganzen Einrichtung wird von einem beliebigen Wechselgetriebe überwacht, z. B. durch Seilscheiben von veränderlichem Durchmesser, welches Wechselgetriebe die Geschwindigkeit der Fäden während ihrer Erzeugung nach Belieben augenblicklich oder allmählich zu ändern gestattet, ohne die Herstellung selbst auch nur für einen Augenblick zu unterbrechen. Das Wechselgetriebe betätigt unmittelbar oder mittelbar den Gang einer Trommel von bestimmten Abmessungen, welche am Austrittsende des Kongulationsbades angeordnet ist und das Spinngut aufnimmt, um es an einen Sammelbehälter weiterzugeben.
Das Wechselgetriebe gestattet, die Geschwindigkeit zu regeln, mit welcher das Spinngut von der Trommel mitgenommen wird und hierdurch selbst augenblicklich das Aussehen und die physikalische Beschaffenheit der Fäden zu ändern. Das Produkt wird mehr oder weniger glänzend, fein und elastisch, mit einem Wort, das Gut kann nach Belieben geändert werden, ohne dass man den Gang der Maschine unterbrechen müsste. Hierdurch wird ermöglicht, die Übelstände und Verluste zu beseitigen, die sonst bei der Kunstseideerzeugung das Abstellen der Spinnvorrichtung mit sich bringt, wenn man von einer Warenbeschaffenheit auf eine
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setzung der Spinnvorrichtung auftreten.
Das erhaltene Spinngut wird übertrocknet, wobei getrachtet wird, möglichst viel von dem mitgerissenen Bad wiederzugewinnen. Gegebenenfalls kann das Gut ein zweites Mal übertrocknet werden, nachdem es mit Wasser angefeuchtet worden ist, um neuerlich verdünntes Bad wiederzugewinnen. Das Spinngut wird dann in die bestgeeignete Form gebracht, um die nachfolgende Behandlung zu erleichtern. Schliesslich wird das Spinngut dem gebräuchlichen Reinigen und Bleichen und gegebenenfalls dem Färben unterworfen und völlig getrocknet.
Für Textilzwecke kann die Teilung des Spinngutes je nach Bedarf vorgenommen werden ; zweckmässig erfolgt sie vor dem Trocknen und nach dem Übertrocknen, da das noch etwas feuchte Gut sich hierfür besonders eignet. Bei Teilung vor der Reinigung und den anderen Operationen entsteht die Gefahr, dass diese Operationen erschwert werden und Fäden sich verwirren, was der guten Ausbeute abträglich ist. Bei Teilung vor dem völligen Trocknen bleiben die Fäden in angenähert paralleler Lage, was für die Textilzwecke, das Kardieren, Kämmen und Spinnen, vorteilhaft ist.
Die Zeichnung veranschaulicht schematisch eine Einrichtung zur Ausführung der Erfindung. Fig. i ist ein lotrechter Schnitt und Fig. 2 eine Draufsicht.
1 bezeichnet den Behälter für das Koagulationsbad von beliebiger Gestalt. Die dargestellte erleichtert dem Arbeiter den Zutritt zu allen Stellen. Der Behälter soll hinreichend gross sein, um ein völliges Koagulieren und Erstarren der Fäden im Bad zu sichern. Der Abstand zwischen den Spinndüsen und dem Austrittsende beträgt etwa I m. 2 bezeichnet die Vorrichtungen mit den Düsen ; diese Vorrichtungen sind beweglich, um die Reinigung und Ingangsetzung zu erleichtern. Während des Betriebes sind die Düsen in das Koagulationsbad getaucht und werden von einem Rohr 3 aus gespeist, von dem sie sämtlich abzweigen und dem die Lösung unter Druck zugeführt wird.
Die Masse der gebildeten Fäden ist bei 4 veranschaulicht ; sie umfasst mehrere tausend Fäden auf einen Meter Breite und wird schräg durch einen grossen Teil des Koagulationsbades bis an das andere Ende des Behälters 1 geführt, wo sie in den Sammelstutzen 5 eintritt und das Spinngut bildet. Dieses Spinngut besteht sonach aus fortlaufenden Fäden oder aus stellenweise gerissenen Fäden, die von der Masse mitgenommenn werden oder auch aus abgerissenen Fadenstücken, die der Arbeiter auf das Spinngut gelegt oder geworfen hat. Nach dem Austritt aus dem Sammelstutzen 5 wird das Spinngut von einer Trommel 6 aufgenommen, an der es infolge seines feuchten Zustandes bereitwillig haftet. Diese Trommel dient zum Abziehen und zum Strecken. Sie erhält ihre Bewegung mittelbar oder unmittelbar von einem Wechselgetriebe 7.
Die Trommel könnte auch zum Aufwickeln des Spinngutes dienen ; sie erhält dann eine Gestalt, welche das nachträgliche leichte Abschieben des gebildeten starken Strähns gestattet.
In dem in der Zeichnung dargestellten Falle dient die Trommel bloss zum Abziehen und ist mit einem unter der Wirkung einer Feder 9 stehenden Abstreicher 8 ausgestattet, der zum Ablösen des Spinngutes von der Trommel dient. 10 bezeichnet den Behälter zur Aufnahme des Spinngutes. 11 ist ein Trog zur Aufnahme der überschüssigen vom Spinngut mitgenommenen Koagulationsflüssigkeit, 12 die die Bewegung vom Wechselgetriebe auf die Trommel übertragende Welle, 13 der Stellhebel für das Wechselgetriebe und 14 die Welle, welche das Wechselgetriebe mit der Triebscheibe verbindet.
Die Einstellung des Wechselgetriebes für schnelleren oder langsameren Gang erteilt der Trommel 6 eine raschere oder langsamere Drehung, so dass das Spinngut rascher oder
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Fäden 4 ohne jede Streckung erzeugt oder mit einer Streckung, die innerhalb gewisser Grenzen beliebig weit getrieben werden kann. Das Spinngut besteht also nach Belieben aus Fäden von mehr oder weniger mattem oder glänzendem Aussehen und von verschiedener Feinheit und Elastizität. Es ist somit möglich, durch einfache Verstellung des Wechselgetriebes und, ohne die Erzeugung auch nur für einen Augenblick zu unterbrechen, das Aussehen und die Beschaffenheit des Spinngutes zu ändern.
Statt des dargestellten Wechselgetriebes mit Scheiben von veränderlichem Durchmesser kann auch irgendein anderes Wechselgetriebe verwendet werden, das die Trommelgeschwindigkeit ohne Gangunterbrechung zu ändern gestattet.
Wie man sieht, ist diese Einrichtung sehr einfach und hat einen nur sehr geringen Kraftbedarf, weil die durch Koagulation sich bildenden Fäden zur Streckung keine nennenswerte Kraft erfordern. Die Handarbeit ist auf das Mindestmass herabgedrückt und die Kosten der Einrichtung sind sehr gering Die so billig hergestellte Spinnzellulose ist in vielen Textil-und chemischen Industrien verwendbar.
PATENT-ANSPRÜCHE : I. Verfahren zur Erzeugung von faserförmigen Produkten von reiner Zellulose in Form von aus Fasern bestehenden Bändern o. dgl., dadurch gekennzeichnet, dass zwecks Erzielung einer Änderung der Stärke der Fasern und insbesondere des mehr oder weniger glänzenden Aussehens derselben die Fasermasse mit einer während des Arbeitsganges und ohne Abstellung der Abziehvorrichtung veränderbaren Geschwindigkeit aus dem Behälter abgezogen wird.