<Desc/Clms Page number 1>
Kunststoffhülse für Jagdpatroneh und Verfahren zum
Spritzgiessen derselben
Man weiss, dass die zurzeit bekannten Jagdpatronen, deren Hülse aus Kunststoff besteht, noch nicht alle die guten Eigenschaften besitzen, die sie haben müssen, um von den Jägern angenommen zu werden.
So haften oder kleben die Hülsen dieser Patronen beim Schuss in der Waffe oder weisen Risse und
Spalte auf oder auch Ritze an der Einsatzöffnung des Zündhütchens, das sich unter dem Druck des ent- zündeten Pulvers verschiebt, und diese Vorfälle ereignen sich noch häufiger, wenn diese Schüsse bei tie- fen Temperaturen von -200 bis - 300 oder hohen Temperaturen von +400 bis +500 abgefeuert werden.
So ist man in der Praxis dazu übergegangen, die mittlerweile wirtschaftlich und vorteilhaft gewor- dene Fabrikation dieser ganz aus Kunststoff gefertigten Hülsen aufzugeben, wobei man bei den neuerdings bekanntgewordenen Fabrikaten das metallische Bodenstück beibehalten hat, dessen flacher Teil das Zündhütchen aufnimmt, und nur den röhrenförmigen Teil, der bei den klassischen Hülsen aus Pappkarton besteht, durch einen aus KunststQff ersetzte, wobei das Kunststoffrohr an dem metallischen Bodenstück mit allen bekannten Methoden befestigt wird.
Aber diese letztgenannten Ausführungen ergeben einen Herstellungspreis, der weit über den der klas- sischen "Messing-Pappkarton-Hülsen" liegt, sowohl was die Hülsen selbst betrifft, wie ihre Ladung und ganz besonders den festen Abschluss auf der Geschossladung, der noch keine Sicherheit dafür bietet, dass der Rückstoss statisch genügend regulär ist : Wenn er zu fest sitzt, dann bewirkt er beim Schuss das Aufreissen der Hülse und infolgedessen einen Druckabfall, wenn er ungenügend ist, dann ergeben sich Spätzündungen, deren Nachteile bekannt sind. Handelt es sich letzten Endes um einen Verschluss durch "Um- biegen"des Hülsenrandes, genannt"in Sternform", dann ist zusätzlich eine immer bedenkliche thermische Behandlung erforderlich.
Man hat übrigens festgestellt, dass die Verschlüsse der bekannten Kunststoffhülsen, welche durch photochemische Ausstrahlungen oder durch Alterungsvorgänge und/oder durch Hitzestösse oxydierenden Einflüssen ausgesetzt sind, die Teile oder die Fasern beeinflussten, die durch die Formveränderung des Kunststoffmaterial unter Spannung stehen, und dass sie daher dazu neigten, sich zu verändern, sich auseinanderzudrehen und sogar Risse zu bekommen oder sich halb zu öffnen, was ballistische Nachteile und Spätzündungen ergibt.
Man hat auf verschiedenste Weise versucht, diesen Übelständen abzuhelfen und besonders auf folgende Art :
Die ganze zylindrische Aussenfläche dieser Hülsen wurde mit Vertiefungen versehen, z. B. Längsnuten, welche die Berührungen der äusseren Fläche der Hülsen mit der inneren Fläche des Laderaums verringerten ; wenn eine solche Lösung auch dazu beitrug, das Kleben der Hülse zu vermeiden, dann brachte dies doch den ernsthaften Nachteil mit sich, dass die Pulvergase durch die Kanäle, welche die Nuten bildeten, nach hinten entweicher konnten, und daraus ergab sich ein Druckverlust sowie eine übernormale Erhitzung der Hülse, die sich beim Schuss aufdrehte.
Als man die besonderen Eigenschaften des Kunststoffmaterials, das für die Fabrikation der Jagdpatro-
<Desc/Clms Page number 2>
nenhülsen dient, dem Verwendungszweck mehr anpasste, besonders durch Verbesserung der mechanischen Eigenschaften der Polyäthylene durch chemische Verbindungen von Gemengen dieser Stoffe entsprechend ihren Molekulargewichten oder ihrer Dichte, gelangte man indessen auch zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis.
Die Erfindung verfolgt den Zweck, diesen Nachteilen von der Seite der Zusammensetzung und Verarbeitung des Kunststoffmaterial ! zur Hülse her abzuhelfen. Demnach bezieht sich die Erfindung auf die Zusammensetzung der Masse, aus der die Hülse besteht, und auf Besonderheiten des Giessvorganges zur Herstellung der Hülse aus dieser Masse.
Die Erfindung betrifft also zunächst eineKunststoffhülse für Jagdpatronen, die aus einem Füllstoff ent- haltenden, plastischen Material unter Druck gegossen ist. Gemäss der Erfindung ist diese Hülse dadurch gekennzeichnet, dass das plastische Material aus einer Grundmischung von Kunststoffen verschiedenen Grades von Kristallinität und verschiedenen Molekulargewichtes, wie insbesondere Niederdruck- und Hochdruckpolyäthylen im gegenseitigen Verhältnis von 70 bis 83% zu 30 bis 17% mit Zusätzen von 5 bis 20% Asbestfasern od. dgl., 5 - 20jo Graphit und/oder Glimmer sowie eines schwarzen Farbstoffes besteht.
Weitere Verbesserungen und Varianten in der Zusammensetzung des plastischen Materials und Besonderheiten bei der Herstellung der Hülse aus dem Material sollen im Zuge der weiteren Beschreibung angeführt werden.
Es ist bekannt, dass die Kunststoffe mit hoher Dichte den Nachteil aufweisen, dass sie nach ihrer For-
EMI2.1
Diese Erscheinung (besonders an Polyäthylenen, die mit niedrigem Druck und bei niedrigen Temperaturen nach den als Ziegler oder Phillips bekannten Verfahren verarbeitet werden, oder auch die, welche durch organische Aluminiumverbindungen mit Titanverbindungen als Katalysator des Äthylens verbessert wurden, wie sie die Verfahren der Herren Brown und Gloor angeben) beruht auf der Tatsache, dass die Fähigkeit zur Kristallbildung bei diesen makromolekularen Stoffen durch ihre Behandlung in diesen Verfahren weit unter die Fähigkeit zur Kristailbildung herabgemindert wird, die sie von Natur au besitzen, so dass nach der Formgebung und während einer weiteren Zeitspanne die fertigen Stücke und besonders die Hülse, die der Erfindung zugrunde liegt,
dazu neigen, ihre natürliche Fähigkeit zur Kristallbildung gänzlich oder annähernd wieder zu erlangen, was zur Folge hat, dass sie ihre Form und ihre Eigenschaften dadurch verändern, dass sich in einer Masse von verschiedenen und ungleichartig ausgerichteten sowie verwickelten Makromolekülen Inselchen von Teilen paralleler Ketten bilden und damit den Widerstand verschiedener Punkte des gegossenen Materials verringern.
Wenn diese relativ minimalen Veränderungen für gewisse gegossene Gegenstände auch ohne grosse Bedeutung sind, so ist es doch nicht das gleiche, wenn es sich um eine Hülse für Patronen handelt, die gleichzeitig einer harten Beanspruchung durch starken Druck und hohe Temperaturen ausgesetzt ist, welche die mechanischen und thermischen Eigenschaften des Materials auf das stärkste auf die Probe stellen.
So ergibt es sich, dass diese Punkte geringsten Widerstandes, die an unvorhersehbaren Stellen der Hülse entstehen, beim Auslösen des Schusses entweder einen Spalt oder einen Riss oder ein Aufplatzen bewirken.
Durch die Erfindung werden diese Nachteile ausgeschaltet, da die verwendete Gussmasse auf einer Grundmischung von Kunststoffen verschiedenen Grades von Kristallinität und verschiedenen Molekularge-
EMI2.2
wie insbesondere Niederdruck-und Hochdruckpolyäthylen831o zu 30 bis 17% aufgebaut ist. Diese Prozentsätze werden den beim Abschuss entstehendenDruckverhältnissen genau angepasst.
Dieser Grundmischung werden gewichtsmässig 5 - 10"/0 und mehr feine Fasern oder Pulver von Asbest od. dgl. zugesetzt, um den an vorher nicht bestimmbaren, schwachen Punkten drohenden Entspannungen derKristallisierung desMaterials vorzubeugen. Diese Faserbeimengung dient also als Verstärkung des Materials und als innere Armierung für die mechanische Belastbarkeit der Hülse. Dabei können die Asbestfasern teilweise oder ganz durch Pulver anderer, mineralischer, organischer, z. B. Zellulosematerialien, Textilfasern oder Haarfasem ersetzt werden.
Ferner werden zur Vermeidung desAnhaftens der Hülse an der Wand des Laderaums und um die Masse beim Spritzguss besser gleitfähig zu machen, 5 - 20"/0 Graphit und/oder Glimmer zugesetzt.
Um schliesslich jede Verformung oder Oxydation der leeren oder geladenen Hülsen durch photochemische Strahlungen und/oder durch Alterserscheinungen auszuschliessen, wurde die schwarze Färbung angewendet, die allein eine absolute Abschirmung dieser Strahlen liefert, d. h. eine Färbung, die gemäss der Erfindung dadurch erzielt wurde, dass zwar ein bekannter Zusatz angewendet wurde, dass dieser aber eine neue Verwendung dadurch fand, dass die beschriebene Masse einen Zusatz erhält, der gewichtsmässig
<Desc/Clms Page number 3>
EMI3.1