<Desc/Clms Page number 1>
Verfahren zur Veredlung, insbesondere zur Verbesserung der mechanischen Eigenschaften, von cellulosehaltigem
Textilgut
Es ist bekannt, beim Veredeln von cellulosehaltigen Textilien, z. B. zwecks Knitterfestmachen oder zur Dimensionsstabilisierung von textilen Flächengebilden aus nativer oder regenerierter Cellulose die- selben mit wässerigen Lösungen von Kunstharzvorkondensaten oder Aldehyden, wie z. B. Formaldehyd in
Gegenwart eines Katalysators zu imprägnieren und gegebenenfalls nach Vortrocknung für kurze Zeit auf über 1000C zu erhitzen. Diese Verfahren haben jedoch den Nachteil, dass dabei die Faserfestigkeit in der Regel beträchtlich herabgesetzt wird.
Es wurde nun gefunden, dass dieser Nachteil vermieden werden und darüber hinaus eine beträchtliche Erhöhung der Faserfestigkeit erzielt werden kann, wenn cellulosehaltiges Textilgut zunächst der Einwir- kung ionisierender Strahlen, insbesondere beschleunigten Elektronen oder elektromagnetischen Strahlen unterworfen und hierauf unter Hitzeeinwirkung mit vernetzenden und/oder harzbildenden chemischen Substanzen behandelt wird, wobei eine permanente Bindung dieser Substanz an das Textilgut bezweckt ist.
Das erfindungsgemässe Verfahren ermöglicht es mit einer relativ geringen Dosis der Bestrahlung, vorzugsweise einer solchen zwischen 105 und 106 Rad (1 Rad = 100 Erg/g), einer Vernetzung bzw. vernetzende Brückenbildung zwischen den C-Atomen der Molekülketten herbeizuführen, so dass ein Abbau der Cellulose in einem das Textilmaterial schädigende Ausmass unterbleibt.
Als vernetzende chemische Substanzen kommen in Betracht : Aldehyde, z. B. Formaldehyd, Adipinaldehyd, Glyoxal ; harzbildende Substanzen wie z. B. Vorkondensate von Formaldehyd und Harnstoff, Thioharnstoff, Äthylenharnstoff und dessen Homologen, Uron, Acetylendiurein und dessen Derivate, Dicyandiamid, Melamin, Phenol und Phenolderivate. Ferner eignen sich Keton-Aldehyd-Vorkondensate, Aziridinylverbindungen, Triazonderivate, Diglycidäther, ebenso können Gemische der genannten harzbildenden Substanzen Verwendung finden.
Das bestrahlte Textilgut kann mit einer wässerigen Lösung oder Dispersion der vernetzenden chemischen Substanzen imprägniert, abgequetscht, auf höhere Temperatur (z. B. 60-100 C) erhitzt, nachgewaschen und nachgetrocknet werden. Es ist aber auch möglich, das bestrahlte Textilgut während einiger Minuten in der Lösung bzw. Dispersion der vernetzenden Substanz zu erhitzen und zu kochen, wodurch eine raschere Bindung dieser Substanz an das Textilmaterial erzielbar ist.
Als ionisierende Strahlen kommen elektromagnetische Strahlen wie Gamma- oder Röntgenstrahlen in Betracht ; als Strahlungsquelle für die Gammastrahlen können z. B. Co und Cs dienen. Ferner eignen sich für das erfindungsgemässe Verfahren beschleunigte Elektronen mit einer Teilchenenergie zwischen 0, 05 und 0, 6 Millionen Elektronenvolt (MeV). Sie können den üblichen Elektronenbeschleunigungsapparaten, z. B. Kaskaden-, Van de Graaf- oder Linearbeschleunigern, entnommen werden ; es können aber auch radioaktive Substanzen, z. B. "Sr Verwendung finden.
Das erfindungsgemässe Verfahren lässt sich auf Textilien aller Art, insbesondere Flächengebilden, anwenden. Es eignen sich in erster Linie Gewebe oder Gewirke aus nativer Cellulose, wie Baumwolle, aber auch Gewebe oder Gewirke aus regenerierter Cellulose oder solche, die Fasern aus natürlicher und regenerierter Cellulose enthalten.
Das Verfahren eignet sich in erster Linie zur Knitterfest-Ausrüstung und zur Dimensionsstabilisierung ;
<Desc/Clms Page number 2>
EMI2.1
EMI2.2
<tb>
<tb>
MethodeKnitterwinkel <SEP> in <SEP> 0 <SEP> Zerrfestigkeit <SEP> in <SEP> g <SEP> Scheuerfestigkeit
<tb> Kette <SEP> Schuss <SEP> Kette <SEP> Schuss <SEP> in <SEP> Touren
<tb> Ausgangsmaterial <SEP> 40 <SEP> 45 <SEP> 630 <SEP> 580 <SEP> 14280
<tb> bestrahltes <SEP> Material <SEP> 95 <SEP> 90 <SEP> 970 <SEP> 910 <SEP> 19830
<tb>
EMI2.3
EMI2.4
<tb>
<tb> Knitterwinkel <SEP> in <SEP> 0 <SEP> Zerrfestigkeit <SEP> in <SEP> g <SEP> Scheuerfestigkeit
<tb> Kette <SEP> Schuss <SEP> Kette <SEP> Schuss <SEP> in <SEP> Touren
<tb> Ausgangsmaterial <SEP> 63 <SEP> 52 <SEP> 752 <SEP> 640 <SEP> 1223
<tb> behandeltes <SEP> Material <SEP> 100 <SEP> 110 <SEP> 995 <SEP> 1060 <SEP> 2460 <SEP>
<tb>
Beispiel 3 : Ein Baumwoll-Musselin-Gewebe wird der Einwirkung beschleunigter Elektronen mit einer Teilchenenergie von 0, 12 MeV ausgesetzt und eine Totaldosis von 105 Rad eingestrahlt.
Sodann
<Desc/Clms Page number 3>
wird das Gewebe mit einer l Öligen wässerigen Lösung von Adipinaldehyd imprägniert, bei 70-80 C getrocknet, nachgewaschen und wieder getrocknet. Die Veränderung der mechanischen Eigenschaften des behandelten Gewebes gegenüber dem Ausgangsmaterial ist aus der nachfolgenden Tabelle ersichtlich :
EMI3.1
<tb>
<tb> Knitterwinkel <SEP> in <SEP> 0 <SEP> Zerrfestigkeit <SEP> in <SEP> g <SEP> Scheuerfestigkeit
<tb> Kette <SEP> Schuss <SEP> Kette <SEP> Schuss <SEP> in <SEP> Touren
<tb> Ausgangsmaterial <SEP> 48 <SEP> 50 <SEP> 480 <SEP> 510 <SEP> 2523
<tb> behandeltes <SEP> Gewebe <SEP> 100 <SEP> 105 <SEP> 630 <SEP> 710 <SEP> 4310 <SEP>
<tb>
Beispiel 4 :
Ein Baumwollimitatpopeline-Gewebe wird der Einwirkung beschleunigter Elektronen mit einerTeilchenenergie von 0, 12 MeV ausgesetzt und eineTotaldosis von 105 Rad eingestrahlt. Sodann
EMI3.2
der getrocknet. Die Veränderung der mechanischen Eigenschaften des behandelten Gewebes gegenüber dem Ausgangsmaterial geht aus der nachfolgenden Tabelle hervor :
EMI3.3
<tb>
<tb> Knitterwinkel <SEP> in <SEP> 0 <SEP> Zerrfestigkeit <SEP> in <SEP> g <SEP> Scheuerfestigkeit
<tb> Kette <SEP> Schuss <SEP> Kette <SEP> Schuss <SEP> in <SEP> Touren
<tb> Ausgangsmaterial <SEP> 49 <SEP> 43 <SEP> 680 <SEP> 590 <SEP> 16770
<tb> behandeltes <SEP> Gewebe <SEP> 100 <SEP> 105 <SEP> 960 <SEP> 730 <SEP> 30 <SEP> 840 <SEP>
<tb>
Beispiel 5 :
Ein Baumwoll-Musselin-Gewebe wird mit Schwefelsäure von 520Bé bei 150C während 10 sec pergamentiert, anschliessend mit Natronlauge 30 Be während 15 sec nachmercerisiert. Die Ware wird nach dem Neutralwaschen in einem wässerigen Bad, welches etwa 1 g 1, 4-Diphenylbenzol enthält, bei 200C behandelt und anschliessend bei 60 - 700C getrocknet. Das Gewebe wird sodann der Einwirkung beschleunigter Elektronen mit einer Teilchenenergie von 0, 12 MeV ausgesetzt und eine Totaldosis von 105 Rad eingestrahlt. Hierauf wird das Gewebe mit einer wässerigen Lösung, enthaltend 150 g/l Aziridinylphosphoniumoxyd imprägniert, abgequetscht, bei 70 - 800C getrocknet, nachgewaschen und wieder getrocknet.
Das behandelte Gewebe weist gegenüber dem Ausgangsmaterial wesentlich veränderte mechanische Eigenschaften auf.
EMI3.4
<tb>
<tb>
Knitterwinkel <SEP> in <SEP> 0 <SEP> Zerrfestigkeit <SEP> in <SEP> g <SEP> Scheuerfestigkeit <SEP>
<tb> Kette <SEP> Schuss <SEP> Kette <SEP> Schuss <SEP> in <SEP> Touren
<tb> Ausgangsmaterial <SEP> 26 <SEP> 18 <SEP> 180 <SEP> 170 <SEP> 3463
<tb> behandeltes <SEP> Material <SEP> 95 <SEP> 90 <SEP> 780 <SEP> 810 <SEP> 7885
<tb>
EMI3.5
phenylbenzol enthält, bei 200C behandelt, bei 60 - 700C getrocknet und hierauf der Einwirkung beschleunigter Elektronen mit einer Teilchenenergie von 0, 12 MeV ausgesetzt, wobei eine Totaldosis von 5 x 105 Rad eingestrahlt wird. Das Gewebe wird sodann mit einer wässerigen Lösung, enthaltend je Liter 150 g eines Melamin-Formaldehyd-Harzes, imprägniert, abgequetscht, bei 70 - 800C getrocknet, nachgewaschen und wieder getrocknet.
Die Veränderung der mechanischen Eigenschaften des behandelten Gewebes gegenüber dem Ausgangsmaterial ist aus der nachfolgenden Tabelle ersichtlich :
EMI3.6
<tb>
<tb> Knitterwinkel <SEP> in <SEP> 0 <SEP> Zerrfestigkeit <SEP> in <SEP> g <SEP> Scheuerfestigkeit
<tb> Kette <SEP> Schuss <SEP> Kette <SEP> Schuss <SEP> in <SEP> Touren
<tb> Ausgangsmaterial <SEP> 47 <SEP> 52 <SEP> nicht <SEP> messbar <SEP> 1990
<tb> behandeltes <SEP> Gewebe <SEP> 95 <SEP> 90 <SEP> 1808 <SEP> 1016 <SEP> 7443
<tb>
<Desc/Clms Page number 4>
Beispiel 7 : Ein in üblicher Weise vorbehandeltes Baumwoll-Marquisette-Gewebe wird der Einwirkung beschleunigter Elektronen mit einer Teilchenenergie von 0, 12 MeV unterworfen, wobei eine Totaldosis von 106 Rad eingestrahlt wird.
Hierauf wird das Gewebe mit einer wässerigen Lösung, enthaltend je Liter 100 cm3 40jagen Formaldehyd, imprägniert, bei 70 - 800C getrocknet, nachgewaschen und wieder getrocknet. Die Veränderung der mechanischen Eigenschaften gegenüber dem Ausgangsmaterial sind aus der nachfolgenden Tabelle ersichtlich :
EMI4.1
<tb>
<tb> Knitterwinkel <SEP> in <SEP> 0 <SEP> Zerrfestigkeit <SEP> in <SEP> g <SEP> Scheuerfestigkeit
<tb> Kette <SEP> Schuss <SEP> Kette <SEP> Schuss <SEP> in <SEP> Touren
<tb> Ausgangsmaterial <SEP> 22 <SEP> 30 <SEP> nicht <SEP> messbar <SEP> 2476
<tb> behandeltes <SEP> Gewebe <SEP> 100 <SEP> 105 <SEP> nicht <SEP> messbar <SEP> 2780
<tb>
PATENTANSPRÜCHE
1.
Verfahren zur Veredelung, insbesondere zur Verbesserung der mechanischen Eigenschaften, von cellulosehaltigem Textilgut, dadurch gekennzeichnet, dass das Textilgut der Einwirkung ionisierender Strahlen, insbesondere beschleunigten Elektronen oder elektromagnetischen Strahlen, unterworfen und danach unter Hitzeeinwirkung mit vernetzenden und/oder harzbildenden chemischen Substanzen behandelt wird.