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Verfahren zur Herstellung von Leichtbauplatten und Isoliersteinen
Bauplatten werden überwiegend auf der Bindemittelbasis Ton, Zement, Kalk und Gips erzeugt. Bei diesen Bindemitteln handelt es sich um Erzeugnisse, die entweder vor der Plattenformgebung oder nach derselben einem Brennprozess unterzogen werden müssen. So werden z. B. die Bindemittel Zement, Kalk und Gips durch kostspielige Brände gewonnen.
Ganz im Gegensatz hiezu gibt es in der Natur schon einen in chemischer Hinsicht fertig vorliegenden Binder, den natürlichen Anhydrit, der nur noch einer physikalischen Aufbereitung bedarf. Im Gipsbergbau bedeutet der Anhydrit meist ein sehr unliebsames Begleitmineral, das vielerorts noch auf die Halde wandert.
Erst in neuerer Zeit wird dem Anhydrit wieder ein grösseres Interesse entgegengebracht, da sich nämlich zeigte, dass durch Anregerstoffe, meist sulfatische Salzverbindungen, sehr hohe Festigkeiten mit einem guten, feingemahlenen Anhydritbinder sich erreichen lassen. So ist der Anhydritbinder, der ein Fertigprodukt ist und die Anregerstoffe bereits enthält, in mehreren Ländern bereits als Mörtelstoff genormt. Im vorliegenden Verfahren wird nun der Anhydrit, der in vielen Gipsbergwerken - insbesondere, wenn er reichlich MgO enthält und daher für die Zementindustrie nicht verwendbar ist-lästigen Abraum darstellt, als Grundstoff für eine Plattenerzeugung herangezogen.. Bisher wurden Platten a. uf Anhydritbasis nicht hergestellt.
Dies mag wohl darauf zurückzuführen sein, dass reine Anhydritplatten sehr schwer sind und wenn gewichtserleichternde Füllstoffe zugemengt werden, die Festigkeiten wiederum untragbar stark zurückgehen.
Der Anhydritbinder gestattet im Gegensatz Z1.. Zement und Gips nur eine erdfeuchte bis plastische Verarbeitung, da ansonsten keine ausreichenden Festigkeiten und Masshaltigkeit erzielt werden. Eine derartige Verarbeitung erfolgt maschinell im allgemeinen in Pressformen. Auf diesem Weg kann. naturgemäss keine hohe Erzeugungsziffer erreicht werden, eine Tatsache, die ja aus der Ziegelindustrie bekannt ist und wo man aus diesem Grund auf die Herstellung von Ziegeln mittels Strangpresse übergegangen ist.
Es lag nahe, dieses wesentlich günstigere Verfahren auch bei der Anhydritplattengewinnung anzuwenden.
Durch die deutsche Patentschrift Nr. 812414 wird auch ein Verfahren, bei dem der feinstgemahlene Anhydrit durch Kalk bzw. Alaun angeregt und in der Strangpresse verformt wird, geschützt. Man muss ganz besonders vermerken, dass gerade diese Patentschrift ausdrücklich von der Verwendung von Branntgips abrät ; auf der Seite 2, linke Spalte, Zeile 6 ff, wird darauf hingewiesen, dass gebrannter Gips beim Anmachen mit Wasser keine bildsamen Massen gibt. Diese Ansicht wird allgemein in der Fachwelt vertreten und man hat aus diesem Grund bislang auch noch nicht versucht, z. B. Anhydrit-Gipsformkörper auf einer Strangpresse herzustellen, da man dies von vornherein für unmöglich hielt.
Im Gegensatz hiezu besteht vorliegende Erfindung darin, ein Gemisch von Anhydrit und Branntgips (z. B. im Verhältnis l : l), gegebenenfalls unter Verwendung von Sägespänen bzw. Sägemehl, Häcksel, Schilf, Vermiculit usw. als Zuschlag auf der Strangpresse zu Bauplatten zu verarbeiten. Bei dem heutigen, insbesondere durch die letztgenannte Patentschrift bestätigten Stand der Technik ist es alles andere als naheliegend, dem Anhydrit als mengengleiche Komponente Branntgips zuzusetzen, um seine Strangverarbeitung zu verbessern. Trotz der bestehenden deutschen Patentschrift Nr. 812414 wird bis heute noch keine Anhydritplatte am Strang, soweit bekannt, erzeugt.
Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Anhydrit feinstgemahlen sein muss, wie diese Patentschrift dies auch angibt, allerdings ohne Zahlenwerte über die erforderliche Feinheit zu geben. Ein strangpressfähiger Anhydritbinder muss auf Grund eigener
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ist nur in einer Kugelmühle in vielstündiger Mahlung erreichbar, was wirtschaftlich untragbar ist. Diese Schwierigkeit wird nun beseitigt, indem man Branntgips dem nur mittelfein gemahlenen Anhydritbinder zusetzt und diesen Branntgips absichtlich noch vor der Formgebung unter Rekristallisation in Dihydrat überführt. Das entstehende Kalziumsulfatdihydrat ist feinkristallin. Durch die gleichzeitige Pressung in einem Mischkneter oder in der Strangpresse wird aber diese Tendenz der Kristallgrössenbildung unter 0, 002 mm noch erheblich verstärkt.
In diesem Verfahren wird demnach die bisher übliche physikalische Feinmahlung durch eine chemische Erzeugung von Feinstkörnung (Umwandlung Halbhydrat-Dihydrat) ersetzt, so dass eine wirtschaftliche Strangpressverformung nunmehr möglich wird.
Es muss betont werden, dass auch der Branntgips von Haus aus die erforderlichen Feinstkörnungen - überhaupt, wenn es sich um verhältnismässig grob gemahlenen Baugips handelt-nicht enthält. Es wird also bei diesem Verfahren bewusst der Umstand ausgenutzt und sogar gefördert, dass der Branntgips beim Zusammenmischen der Masse mit Wasser zu feinstkörnigem Dihydrat rekristallisiert.
Der Zusatz von erheblichen Anteilen von Branntgips wirkt sich auch auf das resultierende Raumgewicht günstig aus, da der Branntgips (spez. Gewicht = 2, 757) 1000loig in das spezifisch leichtere Dihydrat (spez. Gewicht = 2,31) übergeht, während das Anhydritkorn (spez. Gewicht = 2, 97) nur in seinen Randzonen zu Dihydrat sich hydratisiert, im Kern jedoch der schwere Anhydrit unverändert bleibt. Es wandeln sich bestenfalls 501o Anhydrit des Anhydritbinder in Dihydrat um.
Man könnte entgegenhalten, dass das Dihydrat, das sich aus dem Branntgips noch vor der endgültigen Verformung bereits gebildet hat, nicht mehr zur Verfestigung beiträgt. Dem ist jedoch nicht so, da das erst nach der Verformung auf dem Anhydritkorn sich bildende Dihydrat mit dem schon vorhandenen Feinsthydrat sich gut verbindet. Daher überraschen auch nicht die tatsächlich gefundenen sehr hohen Festigkeiten. Nochmals kurz zusammengefasst ergeben sich bei diesem Verfahren die folgenden grossen Vorteile :
1. Die unwirtschaftliche, physikalische Feinstmahlung des Anhydrits wird ersetzt durch eine chemische Erzeugung von Feinstkörnern (Umwandlung Halbhydrat-- > Dihydrat), so dass eine wirtschaftliche Strangpressverformung möglich wird.
2. Das Raumgewicht der fertigen Bauplatte wird erheblich erniedrigt.
3. Die Platten sind masshaltig und schwinden nach der Verformung nicht.
Zwecks weiterer Herabsetzung des Raumgewichtes kann man statt Vollplatten auch Lochplatten am Strang erzeugen.
Im Folgenden seien einige Beispiele angeführt, ohne die Erfindung darauf zu beschränken.
Die Verwendungsgebiete dieser Platten sind Zwischenwand- und Isolierplatten.
Beispiel l : 6 Teile Anhydritbinder + 2 Teile Branntgips-)-1 Teil Sägespäne+3, 3 Teile Wasser werden gemischt und geknetet und anschliessend durch die Strangpresse geschickt. Die Platten werden bei Zimmertemperatur luftgetrocknet und sind nach rund einer Woche verwendbar.
Raumgewicht der Vollplatte = 1, 26
Druckfestigkeit (nach 4 Wochen) = 150 - 200 kg/cm2
Schwindung = 0
Beispiel 2 : 4 Teile Anhydritbinder + 4 Teile Branntgips + 1 Teil Sägespäne + 4, 5 Teile Wasser werden gemischt und geknetet und durch die Strangpresse geschickt.
Nach einer Woche ergeben sich folgende technologische Werte :
Raumgewicht der Vollplatte = 1, 20
Druckfestigkeit (nach 4 Wochen) = 120 - 150 kg/cm2
Schwindung = 0, 4ado PATENTANSPRÜCHE !
1. Verfahren zur Herstellung von Leichtbauplatten und Isoliersteinen aus mittelfein gemahlenem Anhydritbinder, Branntgips und Wasser, gegebenenfalls unter Hinzufügung von Sägemehl bzw. Sägespänen, Häcksel. Schilf, Vermiculit usw., dadurch gekennzeichnet, dass diese Masse in einer Knetmaschine geknetet und dann auf einer Strangpresse geformt wird.