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Verfahren zum Weichglühen von Stahl durch Pendelglühen
Das Weichglühen von Stahl wird üblicherweise durch Glühen kurz unterhalb oder oberhalb des Haltepunktes AI durchgeführt. Besonders bei legierten Stählen, die auf körnigen Perlit zu glühen sind, sind bei dieser Glühmethode oft sehr lange Glühzeiten erforderlich.
Man hat bereits versucht, die Glühzeit dadurch abzukürzen, dass man die Temperatur des Glühgutes innerhalb des Wärmeofens einige Male
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um das Glühgut schliesslich sehr langsam im Ofen abkühlen zu lassen.
Neuere Untersuchungen ergaben jedoch, dass durch diese Art von Pendelglühen eine nennenswerte Herabsetzung der Glühzeit nicht erreicht wird. Dies trifft besonders für grosse Öfen mit Einsätzen von 10 f und mehr zu, da infolge der ausserordentlichen Trägheit der Ofenmasse nur ein Pendeln in sehr langen Wellen möglich ist.
Eigene Versuche haben nämlich ergeben, dass
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Anzahl der Pendelungen ist. Nur durch ein schnelles Durchlaufen des Haltepunktes A 1 bei der Abkühlung werden nämlich eine Kornverfeinerung und eine Umkristallisation bewirkt, die die Umformung des sehr beständigen lamellaren Perlits in körnigen erleichtern.
Das somit anzustrebende möglichst kurzwellige Pendeln wird nun gemäss der vorliegenden Erfindung so durchgeführt, dass die Abkühlung des Glühgutes jeweils ausserhalb des Ofens erfolgt und nötigenfalls durch künstliche Kühlmittel (z. B. Pressluft) noch beschleunigt wird.
Bei sehr kleinen Abmessungen des Glühgutes, wobei ein schneller Wärmeausgleich gegeben ist, genügt es auch, wenn die jeweilige Abkühlung in einem Teil des Ofens vorgenommen wird, der auf einer Temperatur unterhalb Ar gehalten wird. Dadurch, dass man die Ofentemperatur höher einstellt als die im Glühgut angestrebte Temperatur, kann ausserdem die Erhitzung beschleunigt werden, so dass in gleicher Zeiteinheit eine bedeutend grössere Anzahl von Pendelungen möglich ist. Die Endabkühlung muss bei dem erfindungsgemässen kurzwelligen Pendeln wie üblich langsam innerhalb des Ofens erfolgen, jedoch nur bis kurz unterhalb des Haltepunktes Ar 1 ; ein weiteres Abkühlen im Ofen ist nicht erforderlich, da die Bildung des körnigen Perlits dann bereits abgeschlossen ist.
An sich sind Öfen zum mehrmaligen abwechselnden Erwärmen und Abkühlen von Glühgut, bei denen ein Teil des Ofens eine entsprechend tiefe Temperatur aufweist, bereits bekannt ; die Anwendung derartiger Öfen zum Weichglühen von Stahl ist jedoch bisher nicht angeregt worden.
Ferner wurde festgestellt, dass besonders bei hochlegierten Stählen die Bildung des körnigen Perlits dadurch merklich gefördert wird, dass man zunächst eine oder mehrere Perioden von oberhalb des Haltepunktes Ac 3 bis unterhalb des Haltepunktes Ar 1 und anschliessend aus dem Gebiet zwischen Ac 1 und Ac 3 bis unterhalb Ar 1 mit Abkühlung ausserhalb des Ofens pendeln lässt.
Die praktische Durchführung des erfindunggemässen Pendelglühverfahrens kann auf zweierlei Art erfolgen. Entweder man verwendet einen
Ofen mit fahrbarem Herd, der für die Abkühlung jedesmal auszufahren ist, und lässt nur die End- abkühlung im Ofen erfolgen. Oder man lässt das Glühgut durch eine Reihe hintereinander aufgestellter Öfen laufen, wobei dafür zu sorgen ist, dass es in den Zwischenräumen unterhalb des Haltepunktes Ar 1 abkühlt ; die Endab- kühlung muss dann ebenfalls langsam in einem entsprechend langen Durchlaufofen erfolgen.
Das neue kurzwellige l endelverfahren ergibt neben der bedeutsamen Zeit-und Wärme- ersparnis auch noch eine Gütesteigerung, da, besonders wenn im Durchlaufverfahren ge- arbeitet wird, der angestrebte körnige Perlit viel gleichmässiger und sicherer erreicht wird als bei dem bisherigen Verfahren. Besonders
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Glühen im Walztakt möglich wird. Auch beim Vergüten aus der Walzhitze kann durch Vorschalten einer Durchlauf-Pendelanlage die Gleichmässigkeit und die Qualität des Erzeugnisses
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wesentlich verbessert werden ; die Endabkühlung im Ofen kann dabei natürlich fortfallen, da das Glühgut dann im letzten Ofen bis oberhalb Ac 3 erhitzt, abgeschreckt und anschliessend durchlaufend angelassen wird.
Als weiteres sehr günstiges Anwendungsgebiet sei das Glühen von elektrisch stumpfgeschweissten Ketten zur Beseitigung der grobkörnig gewordenen Schweisszonen genannt ; dabei erlaubt das kurzwellige Pendeln ebenfalls ein Glühen im Schweisstakt, wodurch das beste Ausgangsgefüge für das nachfolgende Vergüten im Durchlaufverfahren erzielt wird.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verfahren zum Weichglühen von Stahl durch Pendelglühen, dadurch gekennzeichnet, dass die jedesmalige Zwischen-Abkühlung bis unterhalb des Haltepunktes Ar 1 in einem Teil des Ofens mit entsprechend tiefer Temperatur oder ganz ausserhalb des Ofens vorgenommen wird.