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Verfahren zum Schutze lebender Pflanzen und zur Bekämpfung von deren Krankheiten.
Gegenstand vorliegender Erfindung bildet ein Verfahren zum Schutze lebender Pflanzen, ins- besondere von Bäumen und Sträuchern, und zur Bekämpfung von deren Krankheiten.
Für die Bekämpfung von Pflanzenschädlingen sind zahlreiche Verfahren bekannt, welche darin bestehen, Abtötungs- oder Abwehrmittel auf die bedrohten Gewächse aufzubringen. So hat man z. B. vorgeschlagen, die Gewächse mit Gasolin und Stinkasant zu behandeln. Das Gasolin soll dabei die Schäd- linge abtöten und das nach der Behandlung und dem Abdunsten des Lösungsmittels in Pulverform auf den Gewächsen verbleibende Stinkasant soll dann auf Grund seines abstossenden Geruchs und Geschmacks weitere Insekten usw. abhalten, sich auf den Gewächsen niederzulassen. Als Lösungs-bzw. Verdünnungs- und Verteilungsmittel soll dabei mit Vorteil Sauermilch verwendet werden, weil dieselbe besser auf den behandelten Gewächsen haften und die Verdunstung des Gasolins hemmend beeinflussen soll.
Ferner ist es z. B. bekannt, die Gewächse zwecks Bekämpfung der Schädlinge mit Kalk oder
Lösungen von Salzen des Arsens, Kupfers u. dgl. zu bestreichen, bespritzen oder in sonst geeigneter Weise zu behandeln. Um ein möglichstes Festhaften dieser Stoffe auf den Gewächsen zu erzielen und ein Ent- fernen der festen Krustenrückstände durch Witterungseinflüsse, Regen usw. möglichst zu vermeiden, hat man auch vorgeschlagen, den aufzustreichenden bzw. aufzuspritzenden Präparaten, Leim, Kasein,
Dextrin u. dgl. sowie Latex in wässeriger Suspension zuzusetzen. Solche Zusatzstoffe sollen dabei gleich- zeitig auch die in ihnen eingebetteten Abtötungs-oder Abwehrmittel mögliehst lange in wässeriger und damit besonders wirksamer Form erhalten und das Lösungsmittel derselben am Verdunsten verhindern.
Es wurde nun gefunden, dass man aller solcher umständlichen, teilweise auch unvollkommenen und mit nachteiligen Begleiterscheinungen verbundenen Verfahren nicht bedarf, sondern, dass man in weit einfacherer, sicherer und vollkommener Weise Pflanzen vor Schädlingen schützen und desgleichen auch ihre Krankheiten mit Erfolg bekämpfen kann, wenn man die Gewächse mit Gummimilchsäften geeigneter Konzentration und Beschaffenheit behandelt. Die verwandten Gummimilchsäfte können sich dabei sowohl in natürlichem als auch in präserviertem, konserviertem und vulkanisiertem Zustand befinden und konzentriert oder verdünnt zur Anwendung gelangen.
So können z. B. gewisse Obstbaumkrankheiten, welche unter der Bezeichnung Krebs bekannt sind, oder sonstige Beschädigungen der Baumrinde, ob am Stamm, an den Ästen oder an den Wurzeln erfolgreich mit den Gummimilchsäften behandelt werden. Die Gummimilchsäfte werden dabei vorzugs- weise in konzentrierter Form, z. B. mit Hilfe eines Pinsels oder Spatels auf die betreffenden Stellen aufgebracht.
Auffällig günstige Erfolge ergeben sich ebenso wie bei Krebsschäden z. B. auch bei der Behandlung wunder Stellen an Bäumen und Sträuchern, z. B. bei dem bekannten Harzfluss der Steinobstbäume.
Dabei reinigt man zweckmässig zuerst die erkrankten bzw. wunden Stellen, z. B. mit einer Stahlbürste od. dgl., und bedeckt sie hierauf, z. B. durch Bestreichen, mit Gummimilchsaft, z. B. Revultex geeigneter
Konzentration. Das Bestreichen wird dabei zweckmässigerweise mehrmals, z. B. 2-3 mal hintereinander, vorgenommen. Schon nach kurzer Zeit, z. B. nach Verlauf von 8 Tagen, tritt darauf eine vollkommene
Gesundung der erkrankten Bäume ein und der Harzfluss hört in dem Augenblick auf, in welchem der aufgebrachte Gummimilchsaft auf der behandelten Stelle eingetrocknet ist.
In gleicher Weise lassen sich die Uummimilchsäfte bei der Veredelung von Obstbäumen, Rosen, Wein u. dgl. mit Vorteil verwenden. Bisher war in den meisten Fällen einer Veredelung ein Bestreichen der Veredelungsstellen mit Baumwachs erforderlich. Verwendet man statt dessen Gummimilchsäfte, z. B. Revultex geeigneter Konzentration, so wird die Veredelungsstelle gegen die Luft abgeschlossen und der Verwachsungsprozess geht rasch und sicher von statten.
Bei dem Baumschnitt hat sich gezeigt, dass die Wunden in ganz kurzer Zeit vernarben, wenn die Schnittflächen mit Gummimilehsaft behandelt, z. B. bestrichen werden.
Die verschiedenen Pilzkrankheiten von Bäumen, Sträuchern u. dgl., wie z. B. Rost, Peronospora, Meltau usw., können durch eine geeignete Behandlung, z. B. durch Bespritzen mit Gummimilehsäften, z. B. einer etwa 1-5% igen Revultexiösung, wirksam bekämpft werden, ohne dass die behandelten Gewächs dabei irgendwelchen Schaden nehmen. Durch die Behandlung werden die Gewächse und damit auch die Mikroorganismen, von denen die Schädigungen ausgehen, mit einer Gummihaut überzogen, infolge wovon die Schädlinge nach kurzer Zeit ersticken. Besonders wirksam sind dabei schwefelhaltige Gummi- milchsäfte.
Auch zur Bekämpfung und Vertilgung tierischer Schädlinge, z. B. von Blattläusen, Sehildläusen, u. dgl., zumal ausserhalb des Bodens, ist das vorliegende Verfahren ausgezeichnet geeignet. Man kann dabei zweckmässig auch mit weitgehend verdünnten Lösungen der Gummimilchsäfte, z. B. 2% igen Lösungen, arbeiten, welche in geeigneter Weise, z. B. durch Bespritzen, aufgebracht werden. Mit Vorteil
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kann man dabei auch geeignete Zusatzstoffe verwenden, welche, wie z. B. Seifen, Seifenbildner, Soda, Hydrosilikate, Persalze u. dgl., oder Gemische solcher, wie sie z. B. in dem bekannten Waschmittel Persil vorliegen, geeignet sind, die Oberflächenspannung herabzusetzen und die Benetzbarkeit zu erhöhen, oder Zusatzstoffe, welche, wie z. B. Dioxan, unerwünschter Schaumbildung entgegenzuwirken vermögen, oder Zusatzstoffe beider Art.
Zum Versand kommende Pflanzen, Bäume, Sträucher u. dgl., welche bisher entweder mit Erdballen oder sonstigen Schutzumhüllungen vor dem Verderben geschützt werden mussten, werden weit einfacher, billiger und vollkommener dadurch geschützt, dass man die Wurzeln bis zum Wurzelhals in Gummimilchsaft, z. B. eine 2% ige Revultexlösung, eintaucht und so mit einem entsprechenden Überzug versieht. Nach dem Verdunsten des Wassers der Emulsion sind dann sämtliche Wurzeln, auch die feinsten Haarwurzeln, mit einer dünnen Gummihaut umgeben.
Die derart behandelten Gewächse lassen sieh in solchem Zustand dann tage-und wochenlang befördern und aufbewahren, ohne den geringsten Schaden zu nehmen, im Gegenteil, das Wachstum der Gewächse ist von Anfang an ein freudiges, sobald sie wieder in das Erdreich eingestellt worden sind. Das vorliegende Verfahren stellt also gleichzeitig überraschenderweise ein ausgezeichnetes Konservienmgsverfahren für lebende Pflanzen und Gewächse dar, wie es bisher nur für totes Gut, z. B. Lebensmittel, Eier, geerntete Früchte, Käse u. dgl. bekannt gewesen ist.
Der vorteilhafte und konservierende Einfluss einer Behandlung von lebenden Gewachsen mit Gummimilchsäften gemäss vorliegender Erfindung besteht ferner auch darin, dass der erzeugte Überzug hemmend auf die Wasserverdunstung einwirkt, dass er der Kohlensäure der Luft einen verhältnismässig leichten Durchgang gestattet und dass sich zwischen Überzug und Pflanze eine vorteilhaft konzentrierte feuchtwarme Gaszone bildet, welche Assimilation und Wachstum fördert und einer Trocknung entgegenwirkt.
Es wird so eine übermässige und besonders in niederschlagsarmen Jahreszeiten nachteilige Feuchtigkeitsabgabe seitens der Gewächse verhindert und dieselbe derart reduziert, dass die abgegebene Feuchtigkeit auch aus trockenem Boden durch die Gewächse selbst wieder ergänzt werden kann und somit die Pflanzen schädlichen Trockenperioden unter Frischbleiben ausgezeichnet widerstehen können und überhaupt die gesamten Feuchtigkeitsverhältnisse der Gewächse ausgeglichen und in vorteilhafter Weise reguliert werden.
Die Tatsache, dass so dünne Kautsehukschichten, wie sie bei dem vorliegenden Verfahren in Frage kommen, nicht vollkommen undurchlässig für Gase sind, ermöglicht es, diese Behandlungsart auch zum Einschläfern von Pflanzen zu benutzen, in welchem Falle die ganze Oberfläche mit der Kautschukmilch bestrichen wird. Der geringe Gasdurchtritt genügt dann, um die Pfanze während der Dauer der Einschläferung lebend zu erhalten.
In der amerikanischen Patentschrift 1, 624. 089 ist ein kautschukmilchhaltiger Insektenleim beschieben. Dieser unterscheidet sich von den erfindungsgemäss anzuwendenden Kautsehukmilchsäften hinsichtlich seiner Eigenschaften dadurch, dass er dauernd klebrig bleibt, während die Kautschukmilch nach dem Verdampfen des Wassers eine nichtklebrige Haut zurücklässt. Um den Insektenleim vor dem Troekenwerden zu schützen und um seine Klebrigkeit aufrechtzuerhalten, wird so viel von einem nichttrocknenden Öl zugefügt, dass die Masse mehr Öl als Wasser enthält. Demgegenüber handelt es sich bei vorliegender Erfindung um die Verwendung einer Kautschukdispersion, deren Dispersionsmittel im wesentlichen aus Wasser besteht.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zum Schutze lebender Pflanzen, insbesondere Bäumen und Sträuchern, und zur Bekämpfung von deren Krankheiten, dadurch gekennzeichnet, dass man die Pflanzen unter Behandlung mit Gummimilchsäften, welche sich sowohl in natürlichem, wie präserviertem, konserviertem und vulkanisiertem Zustand befinden und konzentriert oder verdünnt zur Anwendung gelangen können, teilweise oder ganz mit einem Häutchen von gegebenenfalls vulkanisiertem Kautschuk überzieht.