Verfahren zum Erzeugen von Roheisen in einem Schachtofen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Erzeugen von Roheisen in einem Schachtofen, welcher in einem oberen Bereich des Schachtofens mit Rohmaterialien beschickt wird, welche unter Einfluss der Schwerkraft im Schachtofen absinken, wobei ein Teil der Rohmaterialien unter Einwirkung der innerhalb des Schachtofens herrschenden Atmosphäre geschmolzen und/oder zumindest teilweise reduziert wird, und in einem unteren Bereich des Schachtofens ein heißer Gasstrom eingeleitet wird, welcher die innerhalb des Schachtofens herrschende Atmosphäre, insbesondere im Gegenstrom, durchströmt und hinsichtlich der chemischen Zusammensetzung und/oder der Temperatur beeinflusst, wobei ein kalter Gasstrom, insbesondere dem Schachtofenprozess vorgelagert, mindestens einem Wärmetauscher zugeführt wird, in welchem der kalte Gasstrom auf eine Temperatur zu einem heißen Gasstrom erwärmt wird, welche höher ist als 700°C.
Die Erzeugung von Roheisen in Schachtöfen, beispielsweise in Hochöfen, welche im Dauerbetrieb betrieben werden, ist weltweit das gängigste und standardgemäße Verfahren, mit welchem weit über 80 % des weltweiten Bedarfs an Roheisen hergestellt wird. Klassisch im Reduktionsverfahren werden im oberen Bereich des Schachtofens, über die sogenannte Gicht, Rohmaterialien beschickt, dem sogenannten Möller, welcher Eisenerz und optional Kalk, Koks und/oder Kohle und bei Bedarf weitere Zusatzstoffe oder andere oxidische oder metallische Ausgangs-ZEinsatzstoffe umfasst. Durch die Schwerkraft und das diskontinuierliche Beschicken, insbesondere bedingt durch das diskontinuierliche Abstechen und somit Entnahme der flüssigen Stoffe, sinken die Rohmaterialien ab. Durch die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre (reduzierende Bedingung) und bedingt durch die Temperatur, welche in Richtung des unteren Bereichs zunimmt, wird das Eisenerz reduziert. Im unteren Bereich des Schachtofens, insbesondere im Bereich des Einleitens von heißen Gasströmen, sogenanntem Heißwind, und optional weiteren Zusatzstoffen, wie Kohlenstoff und/oder Sauerstoff, herrscht eine Temperatur, welche das Eisenerz bzw. das reduzierte Eisen zum Schmelzen bringt und sich im sogenannten Bereich des Gestells unterschiedliche flüssige Phasen einstellen, welche sich auf unterschiedlichen Ebenen in flüssiges Eisen und eine aufgrund der geringeren Dichte das flüssige Eisen bedeckende schmelzflüssige Schlacke sammelt. Insbesondere über unterschiedliche Abgänge/Anstiche können die flüssigen Phasen jeweils abgezogen werden können, welche weiteren Prozessen zugeführt werden.
Konventionell wird als Heißwind, auch Heißluft genannt, Umgebungsluft als kalter Gasstrom, sogenannter Kaltwind, über einen Kaltstrang angesaugt, auf einen definierten Druck verdichtet und mindestens einem Winderhitzer zugeführt, in welchem die verdichtete Umgebungsluft (Kaltwind) auf eine Temperatur von mindestens 700°C erwärmt wird, welche anschließend dem Hochofen über sogenannte Windformen im unteren Bereich des Schachtofens eingeleitet respektive eingeblasen wird. Wärmetauscher in Form von Winderhitzern, auch Cowper genannt, werden alternierend mit einem Heißgas geflutet, wobei das Heißgas solange in dem Winderhitzer verbleibt, bis eine vorgegebene Temperatur innerhalb des Winderhitzers erzielt wird, anschließend das Heißgas abgeführt und mit verdichteter Umgebungsluft (Kaltwind) geflutet wird und solange in dem Winderhitzer verbleibt, bis eine vordefinierte Temperatur, in der Regel zwischen 700 und 1400°C, erreicht ist, so dass anschließend die heiße Umgebungsluft als Heißwind (heißer Gasstrom) abgezogen und dem Hochofen zugeführt wird. Als wirtschaftliches Verfahren zum Beschicken des Winderhitzers mit Heißgas hat sich die Nutzung des Abwärmestroms, welcher aus der Gicht als sogenanntes Gichtgas abgezogen wird, etabliert, welche im Winderhitzer mit weiteren Gasen (Luft/Erdgas) nachverbrannt wird. Um einen Dauerbetrieb aufrecht zu halten und je nach Größe des Schachtofens, sind mindestens zwei, insbesondere mindestens drei Winderhitzer parallelgeschaltet und entsprechend zu- und abschaltbar, so dass beispielsweise einer der Winderhitzer mit Heißgas geflutet ist und unter Abgabe von Wärme zum Erwärmen des Winderhitzers genutzt wird, ein weiterer Winderhitzer mit Kaltwind geflutet ist und unter Aufnahme von Wärme zu Heißwind erwärmt wird und ein dritter Winderhitzer in Betrieb geschaltet ist und den Hochofen mit Heißwind versorgt. Prinzipiell können auch zwei Winderhitzer eingesetzt werden, die im alternierenden Betrieb geflutet werden.
Bei der kohlenstoffbasierten Erzeugung von Roheisen fällt ein enormer CO2-Ausstoß an, welcher die Umwelt dahingehend belastet, dass sich mit Zunahme des CO2 der Treibhauseffekt in der Atmosphäre verstärkt und dadurch das Klima negativ beeinflusst wird. Seit Jahren machen sich die Betreiber von Schachtöfen Gedanken, wie sie diesen Ausstoß reduzieren können. Verschärft durch nationale/internationale Bestimmungen in Verbindung mit CO2-Auflagen bzw. -Zertifikaten sind die Betreiber dieser Anlagen gezwungen, Maßnahmen zu ergreifen, die ein Betreiben dieser Anlagen unter bestimmten Voraussetzungen weiterhin erlaubt. Auch ein wirtschaftliches Betreiben sollte weiterhin sichergestellt sein.
Unzählige Ansätze sind im Stand der Technik beschrieben, wie über gezielte Zugaben von Medien (fest, flüssig und gasförmig) in einen Schachtofen positiv und reduzierend Einfluss auf den
CO2-Ausstoß genommen werden kann. Beispielhaft sind die Druckschriften CN 101871026 Al und WO 2019/057930 Al genannt.
Neben C02 fallen im konventionellen Schachtofenprozess auch andere, insbesondere „schädliche“ Gasverbindungen und Flüssigkeiten innerhalb eines Stoffflusses an, die nicht nur einen negativen Einfluss im Schachtofenprozess, sondern auch in nachgelagerten Anwendungen (Downstream) haben können. Durch den Einsatz von Luft (kalter Gasstrom, Kaltwind), welcher zu ca. 79 Vol.-% aus Stickstoff besteht und als heißer Gasstrom bzw. Heißwind zum Einblasen in den Schachtofen verwendet wird, trägt dieser temperatur- und druckbedingt, optional im Winderhitzer, in der Atmosphäre des Schachtofens und im Gichtgas zur Bildung von Stickstof- foxid-Emissionen (NOx), Cyanwasserstoff (HCN) und Cyankaliverbindungen bei. Stickstoff verhält sich zudem inert und bewirkt durch seine Anwesenheit keine Optimierung im Prozess. Vielmehr trägt Stickstoff beispielsweise im Gichtgas zu einem reduzierten Heizwert bei und beeinfluss den Wobbeindex (Wl). Der Wirkungsgrad im Schachtofenprozess (inkl. Up- und Downstream) ist durch die Anwesenheit von Stickstoff nicht optimal. Darüber hinaus tragen die gebildeten Stickstoffverbindungen, insbesondere Blausäure (HCN) und Cyankali-Verbindungen, zu erhöhten Stickstoffoxid-Emissionen (NOx) bei der Verwertung, insbesondere bei der Verbrennung des Gichtgases und den daraus gebildeten Gasgemischen bei. Es müssen hohe Aufwände (DeNOx-Anlagen) insbesondere im Kraftwerk oder Sinteranlage betrieben werden, um geltende Abgasgrenzwerte einhalten zu können.
Die Aufgabe der Erfindung ist daher, ein Verfahren zum Erzeugen von Roheisen in einem Schachtofen anzugeben, mit welchem ein optimaler Prozess bereitgestellt werden kann und Stickstoffoxid-Emissionen und andere Stickstoffverbindungen, wie Blausäure oder Cyankali- Verbindungen, reduziert bzw. im Wesentlichen verhindert werden können.
Die Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruches 1 gelöst.
Die Erfinder haben herausgefunden, dass die im bisherigen, konventionellen Prozess angesaugte Luft (kalter Gasstrom, Kaltwind) zum Teil oder vollständig ersetzt werden kann, indem CO2 zugeführt wird. Erfindungsgemäß umfasst der kalte Gasstrom vor der Einleitung in den mindestens einen Wärmetauscher eine CO2-Komponente von mindestens 5 Vol.-%, wobei der kalte Gasstrom neben Verunreinigungen als restliche Komponente Luft und/oder reinen Sauerstoff enthalten kann. Der kalte Gasstrom kann insbesondere mindestens 10 Vol.-%, Vorzugs-
weise mindestens 20 Vol.-%, bevorzugt mindestens 30 Vol.-%, besonders bevorzugt mindestens 40 Vol.-% C02 umfassen, um die Luft-Komponente im kalten Gasstrom zu reduzieren bzw. teilweise oder vollständig zu ersetzen.
Verunreinigungen, insbesondere unvermeidbare Verunreinigungen im Sinne der Erfindung sind Komponenten bzw. Begleitelemente in der Zusammensetzung des kalten Gasstroms/ heißen Gasstroms, welche bis zu 2,0 Vol.-%, insbesondere bis zu 1,5 Vol.-%, vorzugsweise bis zu 1,0 Vol.-% vorhanden sein können, aber keinen nennenswerten Beitrag bzw. nicht ins Gewicht fallen und somit keinen Einfluss auf den Prozess haben. Am Beispiel von Luft sind die Hauptkomponenten Sauerstoff und Stickstoff, wobei als Verunreinigungen Edelgas (Argon) und Kohlendioxid in Summe mit ca. 1 Vol.-% zu nennen sind.
Je nach Schachtofen und/oder Betriebsweise des Schachtofens können Anteile der Luft im kalten Gasstrom durch CO2 guasi substituiert bzw. verdrängt werden, so dass im Volumenstrom bzw. im Stofffluss über den gesamten Prozess betrachtet weniger Stickstoff zugeführt wird bzw. im Umlauf ist. Dadurch ist zum einen eine Reduzierung von NOx, HCN und Cyankali-Verbindungen sichergestellt und zum anderen fällt durch Einsatz von CO2 im kalten Gasstrom die CO2- Bilanzierung über den gesamten Prozess betrachtet positiv aus. CO2 besitzt eine höhere spezifische Wärmekapazität als Luft, welche ca. 26 % höher ist, so dass der Wirkungsgrad des Wärmetauschers respektive des Winderhitzers (Cowper) erhöht werden kann, da mit dem gleichen Volumenstrom eine höhere kalorische Leistungsdichte erreicht werden kann. Zudem ist die Viskosität (kinematisch, dynamisch) von CO2 gegenüber Luft geringer, welche sich vorteilhaft im Wärmetauscher/Winderhitzer sowie im Schachtofen inklusive Up- und Downstream auswirken kann.
Das im Wärmetauscher (Winderhitzer) auf die heute üblichen Temperaturen erhitzte CO2 ist in diesem Temperaturbereich, > 700 bis 1400°C instabil, das heißt, dass es nach dem Einblasen im unteren Bereich des Schachtofens in der sogenannten Wirbelzone in Kontakt mit einem (Ersatz-) Reduktionsmittel unter Verbrauch von fühlbarer Wärme in CO zerfallen würde. Bei einer Reaktion beispielsweise mit Kohlenstoff wird ca. 172 kJ/mol verbraucht. Bei einer Reaktion beispielsweise mit Wasserstoff lediglich ca. 30,9 kJ/mol. Dieser Wärmeverbrauch wird im Wesentlichen durch die gleichzeitig bei der Verbrennung mit Sauerstoff freigewordene Wärme abgedeckt, so dass Netto nach wie vor und je nach Mischungsverhältnis ein erheblicher Energie-
Überschuss vorliegen kann. So steht in der Wirbelzone von Beginn an ein metallurgisch wirksamer, das heißt als Reduktionsmittel verfügbarer optimierter heißer Gasstrom (Heißwind) zur Verfügung, was zusätzlich die Effizienz des Schachtofens steigern kann.
Kohlenstoff wird bereits mit dem CO2 im heißen Gasstrom (Heißwind) durch die Windformen eingeleitet, so dass Rohmaterial, insbesondere der Einsatz beispielsweise von Koks aber auch von zusätzlichem Einblasen von Kohlenstoff, im Vergleich zum konventionellen Betrieb verringert werden kann.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen gehen aus der nachfolgenden Beschreibung hervor. Ein oder mehrere Merkmale aus den Ansprüchen, der Beschreibung wie auch der Zeichnung können mit einem oder mehreren anderen Merkmalen daraus zu weiteren Ausgestaltungen der Erfindung verknüpft werden. Es können auch ein oder mehrere Merkmale aus den unabhängigen Ansprüchen durch ein oder mehrere andere Merkmale verknüpft werden.
Gemäß einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens enthält der kalte Gasstrom (Kaltwind) CO2, Luft und optional reinen Sauerstoff neben Verunreinigungen, wobei der Anteil der Luft auf maximal 50 Vol.-%, insbesondere auf maximal 40 Vol.-%, vorzugsweise auf maximal 30 Vol.-%, bevorzugt auf maximal 20 Vol.-%, besonders bevorzugt auf maximal 10 Vol.-% begrenzt ist. Die teilweise Verwendung von Luft hat beispielsweise den Vorteil, dass der kalte Gasstrom respektive der heiße Gasstrom eine gewisse „Feuchte“ in Form von Wasser bzw. Wasserdampf im Stoffstrom (Heißwind) hat, welche vom Anteil der Luft im kalten/heißen Gasstrom und von den Umgebungsbedingungen abhängt, so dass diese entweder ausreicht oder noch mal gezielt über eine Einleitung von beispielsweise Wasserdampf in den heißen Gasstrom vor der Einleitung des heißen Gasstroms (Heißwind) in den Schachtofen einstellbar ist. Die „Windfeuchte“ kann vorteilhaft für eine ruhige und gleichmäßige Betriebsweise im Schachtofen sein. Durch die Regulation der Windfeuchte kann die Verbrennungstemperatur in der Wirbelzone, die sogenannte RAFT, über die endothermen Eigenschaften gesteuert werden. Gleichzeitig kann die Windfeuchte auch Einfluss auf den Wasserstoffgehalt im Gichtgas haben.
Der optional in den kalten Gasstrom eingeleitete reine Sauerstoff kann auf Temperatur gebracht werden, wobei es als Oxidationsmittel zur Wärmefreisetzung und als Reduktionsmittel, insbesondere Kohlenmonoxid eingesetzt wird, um dadurch die Effizienz durch Erhöhung der Leistungsdichte zu erhöhen. Dieser Effekt beruht zum Teil auf der Tatsache, dass das Verhältnis
von Sauerstoff zu Stickstoff erhöht wird. Bei der Verwendung von CO2 kann auf ein weiteres separates Einblasen von Sauerstoff teilweise oder vollständig zu verzichtet werden. Alternativ kann der optionale reine Sauerstoff auch erst in den heißen Gasstrom (Heißwind) vor der Einleitung des heißen Gasstroms in den Schachtofen eingeleitet werden, um eine mögliche Reaktion mit Luft bzw. dem Stickstoff in der Luft zu NOx, HCN insbesondere im Wärmetauscher zu verhindern. Optional in diesem Zusammenhang soll bedeuten, dass auch kein reiner Sauerstoff weder dem kalten noch dem heißen Gasstrom zugeführt wird.
Gemäß einer alternativen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens enthält der kalte Gastrom (Kaltwind) CO2 und optional reinen Sauerstoff neben Verunreinigungen, wobei der Anteil des CO2 mindestens 70 Vol.-%, insbesondere mindestens 75 Vol.-%, vorzugsweise mindestens 80 Vol.-%, bevorzugt mindestens 85 Vol.-%, besonders bevorzugt mindestens 90 Vol. - % beträgt. Der kalte Gasstrom kann ist guasi lüft- bzw. stickstofffrei, so dass zumindest über den heißen Gasstrom keine NOx-Emissionen im Schachtofen frei werden können und auch das Gichtgas somit frei von Stickstoff und Stickstoffverbindungen ist, so dass das Gichtgas einen besseren Heizwert und bessere Emissionswerte im Vergleich zum konventionellen abgeleiteten Gichtgas aufweist. Aufgrund des im Wesentlichen stickstofffreien Gichtgases ist seine Verwendung nicht nur für die Steigerung der Effizienz des Wärmetauschers (Winderhitzer), sondern auch für eine direkte CO2-Abscheidung oder insbesondere bei sogenannten Oxifuelprozessen nachgelagerte CO2-Abscheidung geeignet.
Der optional in den kalten Gasstrom eingeleitete reine Sauerstoff kann auf Temperatur gebracht werden, wobei es Oxidationsmittel zur Wärmefreisetzung und der Bildung von Reduktionsmittel, insbesondere Kohlenmonoxid (CO) eingesetzt wird, um dadurch die Effizienz durch Erhöhung der Leistungsdichte zu erhöhen. Dieser Effekt beruht zum Teil auf der Tatsache, dass das Verhältnis von Sauerstoff zu Stickstoff erhöht wird. Bei der Verwendung von CO2 kann auf ein weiteres separates Einblasen von Sauerstoff teilweise oder vollständig zu verzichtet werden. Alternativ kann der optionale reine Sauerstoff auch erst in den heißen Gasstrom vor der Einleitung des heißen Gasstroms in den Schachtofen eingeleitet werden. Optional in diesem Zusammenhang soll bedeuten, dass auch kein reiner Sauerstoff weder dem kalten noch dem heißen Gasstrom zugeführt wird. Der kalte ggf. auch der heiße Gasstrom können im Sonderfall nur aus CO2 nebst Verunreinigungen bestehen.
Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das CO2 für den kalten Gasstrom aus einer CO2-Abscheidung bereitgestellt, welche entweder aus einem aus
dem Wärmetauscher respektive Winderhitzer verbrannten Abgases abgeschieden wird oder aus anderen Prozessen, die insbesondere in unmittelbarer Nähe im Hüttenwerk erzeugt bzw. abgeschieden werden können. Andere Prozesse sind beispielsweise die Verwendung/ Abscheidung von CO2 aus einer Direktreduktion (DR), welche an den Schachtofenprozess gekoppelt werden kann (integriertes Hüttenwerk). Alternativ ist auch die Bereitstellung von CO2 als reines technisches Gas oder auch mit geringen Ansprüchen an der Reinheit vorstellbar.
Gemäß einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird in dem unteren Bereich des Schachtofens zusätzlich Wasserstoff eingeleitet. Wasserstoff als sogenanntes Ersatzreduktionsmittel in Verbindung mit dem eingeleiteten CO2 aus dem heißen Gasstrom (Heißwind) kann zur Senkung des Kohle- und Koksbedarfs und somit zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit beisteuern. Der Einsatz von Wasserstoff kann beispielsweise 0,005 bis 0,1 %, insbesondere 0,01 bis 0,08 %, vorzugsweise 0,015 bis 0,07 % pro erzeugter Tonne Roheisen betragen.
Gemäß einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird in dem unteren Bereich des Schachtofens zusätzlich reiner Sauerstoff eingeleitet. Falls der über den heißen Gasstrom (Heißwind) eingeleitete optionale reine Sauerstoff nicht für die Verbrennung ausreicht oder kein zusätzlich reiner Sauerstoff mit dem heißen Gasstrom eingeleitet wird, kann ein separates Einleiten von Sauerstoff erforderlich sein, um die notwendige Energie zum Betrieb des Schachtofens sicherzustellen. Der Einsatz von zusätzlichem Sauerstoff kann beispielsweise 0,1 % bis 13 % pro erzeugter Tonne Roheisen betragen. Bei Betrieb ohne zusätzlichem Sauerstoff wird pro mol CO2 ein halbes mol Sauerstoff aus dem heißen CO2 enthaltendem Gasstrom freigesetzt.
Gemäß einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird in dem unteren Bereich des Schachtofens zusätzlich Kohlenstoff eingeleitet. Falls der über den heißen Gasstrom (Heißwind) eingeleitete Kohlenstoff aus dem CO2 des heißen Gasstroms und/oder der Kohle-/Kok- seinsatz über die Gicht nicht ausreicht, kann ein separates Einleiten von Kohlenstoff erforderlich sein, um einen Wärmeeintrag in den Schachtofen zu generieren, damit das für die Reduktionsreaktionen im Ofen stattfindende Temperaturniveau erreicht wird. Angestrebt werden Temperaturen in der Wirbelzone im Bereich zwischen 1800°C bis 2500°C.
Gemäß einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden der Wasserstoff und der Sauerstoff aus einer (Wasser oder ChloralkalD-Elektrolyse erzeugt und bereitgestellt. Denkbar sind auch andere Wasserstoffguellen, insbesondere das im Koksofengas enthaltene Wasserstoff oder das Koksofengasgemisch an sich. Darüber hinaus ist auch eine Hochtemperatur-
Elektrolyse denkbar, da diese sich gut mit den unterschiedlichsten Wärmequellen eines integrierten Hüttenwerkes integrieren lässt. Der Sauerstoff kann auch aus anderen Quellen, wie z.B. Luftzerlegungsanlagen stammen.
Gemäß einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird, falls Luft dem kalten Gasstrom (Kaltwind) zugeführt werden soll, zumindest die Luft-Komponente des kalten Gasstroms vor der Zusammenführung mit den anderen Komponenten auf einen Druck oberhalb des Umgebungsdrucks verdichtet, bevor die Zusammenführung mit den anderen Komponenten und bevor die Einleitung des kalten Gasstroms in den mindestens einen Wärmetauscher erfolgt. Dass Luft verdichtet in den Wärmetauscher (Winderhitzer) eingeleitet wird, entspricht dem konventionellen Vorgehen. Die Komponenten CO2 und/oder optional reiner Sauerstoff können bereits prozessbedingt mit einem Druck oberhalb des Umgebungsdrucks bereitgestellt werden, so dass diese Komponente(n) nach dem Verdichten dem kalten Gasstrom zugeführt wird (werden), dadurch der Durchsatz durch den Verdichter und damit die Betriebskosten des Verdichters reduziert werden können.
Werden die Komponenten bzw. die Komponente des kalten Gasstroms drucklos bzw. auf Niveau des Umgebungsdrucks bereitgestellt, wird der kalte Gasstrom, insbesondere vollständig, auf einen Druck oberhalb des Umgebungsdrucks verdichtet, bevor die Einleitung des kalten Gasstroms in den mindestens einen Wärmetauscher (Winderhitzer) erfolgt.
Im Folgenden werden konkrete Ausgestaltungen der Erfindung mit Bezugnahme auf die Zeichnung im Detail näher erläutert. Die Zeichnung und begleitende Beschreibung der resultierenden Merkmale sind nicht beschränkend auf die jeweiligen Ausgestaltungen zu lesen, dienen jedoch der Illustration beispielhafter Ausgestaltung. Weiterhin können die jeweiligen Merkmale untereinander wie auch mit Merkmalen der obigen Beschreibung genutzt werden für mögliche weitere Entwicklungen und Verbesserungen der Erfindung, speziell bei zusätzlichen Ausgestaltungen, welche nicht dargestellt sind. Gleiche Teile sind stets mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
Die Zeichnung zeigt in
Figur 1) schematisch einen Hochofen mit einem vorgeschalteten Winderhitzer und entsprechenden Stoffströmen gemäß einer konventionellen Betriebsweise und
Figur 2) schematisch einen Hochofen mit einem vorgeschalteten Winderhitzer und entsprechenden Stoffströmen gemäß einer erfindungsgemäßen Betriebsweise.
In Figur 1 ist schematisch ein konventioneller Hochofen mit einem vorgeschalteten Winderhitzer gezeigt. Symbolisch ist zwar nur ein Winderhitzer (Wärmetauscher) dargestellt, prinzipiell sind mindestens zwei, insbesondere mindestens drei Winderhitzer (Wärmetauscher) in der Peripherie des Schachtofens/Hochofens angeordnet. Die Betriebsweise des bzw. der Wärmetauscher (Winderhitzer) ist Stand der Technik. Konventionell wird Luft aus der Umgebung angesaugt, durch nicht dargestellte Verdichter geführt und verdichtet und als kalter Gasstrom (Kaltwind) in mindestens einen der Wärmetauscher (Winderhitzer) eingeleitet, der bereits eine entsprechende Temperatur aufweist. Der Winderhitzer wird mit Kaltwind geflutet und die im Winderhitzer gespeicherte Wärme wird auf den verdichteten Kaltwind übertragen und nach Erreichen einer vordefinierten Temperatur, in der Regel zwischen 700°C und 1400°C, als heißer Gasstrom (Heißwind) den Windformen (Blasformen, Düsen) eines Schachtofens respektive Hochofens zugeführt, in welchem Roheisen erzeugt wird. Im oberen Bereich des Schachtofens werden über die Gicht Rohmaterialien beschickt, die zur Erzeugung von Roheisen erforderlich sind. Unter Einfluss der Schwerkraft sinken die Rohmaterialien im Schachtofen ab, wobei ein Teil der Rohmaterialien unter Einwirkung der innerhalb des Schachtofens herrschenden Atmosphäre geschmolzen und/oder zumindest teilweise reduziert wird. Im unteren Bereich des Schachtofens wird ein heißer Gasstrom (Heißwind) eingeleitet, welcher die innerhalb des Schachtofens herrschende Atmosphäre im Gegenstrom durchströmt und hinsichtlich der chemischen Zusammensetzung und der Temperatur beeinflusst. Zusätzlich und abhängig von der Betriebsweise können separat zum heißen Gasstrom, Kohlenstoff (kohlenstoffbasierte Zusatzstoffe) und/oder Sauerstoff im unteren Bereich des Schachtofens eingeleitet werden. Auch der Schachtofenprozess und seine Betriebsweise sind Stand der Technik. Konventionell wird Luft mit ca. 79 Vol.- % Stickstoff und ca. 21 Vol.-% als kalter Gasstrom (Kaltwind) respektive heißer Gasstrom (Heißwind) in den Schachtofen eingeleitet. Als Brennstoff und Kohlenstoffträger für die Reduktion des Eisenerzes, dem Primärmaterial aus dem Roheisen im Schachtofen erzeugt werden soll, dienen Koks, welcher wie das Eisenerz jeweils schichtartig oder gemischt über die Gicht in den Schachtofen als Möller eingebracht werden, und bei Bedarf zusätzlich Kohlestaub, welcher zusätzlich insbesondere über die Windformen eingeblasen wird. Alternativ und je nach Anlagenauslegung können auch Heizöl, Erdgas, Koksofengas, Kunststoff oder Wasserstoff beispiels-
weise als Ersatzreduktionsmittel verwendet werden, welche über spezielle Einrichtungen eingedüst werden. Das Gichtgas tritt an der Gicht mit ca. 140°C bis 250°C aus, wobei bei normaler Betriebsweise pro Tonne Roheisen zwischen 1500-1850 Normkubikmeter (Nm3) Gichtgas anfallen kann. Ein Teil des Gichtgases oder das gesamte Gichtgas dient als Brennstoff für den Winderhitzer, welcher mit weiteren Gasen, wie zum Beispiel Erdgas und Luft gemischt und nachverbranntwird. Ein im normalen Betrieb gemessene Zusammensetzung des Gichtgases enthält in Vol.-%: CO mit 21 %, CO2 mit 21 %, H2 mit 2 % und N2 mit 56 %, wovon HCN mit 0,0025 % bis 1,2 % und NOx mit 0,001 % bis 0,15 % betragen kann.
Figur 2 zeigt schematisch denselben konventionellen Schachtofen (Hochofen) mit einem vorgeschalteten Wärmetauscher (Winderhitzer), jedoch mit dem Unterschied, dass erfindungsgemäß CO2 als kalter Gasstrom (Kaltwind) teilweise oder vollständig verwendet wird. Reiner Sauerstoff ist in Figur 2 mit einem * versehen, was bedeuten soll, dass Sauerstoff entweder in den kalten und/oder in den heißen Gasstrom eingeleitet wird, bevor der heiße Gasstrom (Heißwind) in den Schachtofen eingeleitet wird. Alternativ kann auch nur CO2 nebst Verunreinigungen als kalter/heißer Gasstrom verwendet werden oder CO2 in Verbindung mit Luft bis zu maximal 50 Vol.-% und/oder mit reinem Sauerstoff bis zu 30 Vol.-%, hier nicht dargestellt. Das erfindungsgemäße Beispiel in Figur 2 zeigt, dass bei nahezu 100 Vol.-% CO2 zum einen die CO2-Bilanzie- rung des gesamten Prozesses positiv ist und zum anderen Stickstoff im Prozess reduziert werden kann bzw. dieser nicht vorhanden ist, so dass auch nur reduzierte bis keine NOx-Emissio- nen sowie reduzierte bis keine Cyankali-Verbindungen oder Blausäure im Vergleich zur konventionellen Betriebsweise innerhalb des Prozesses anfallen. In einem Versuch wurde Luft vollständig durch CO2 im kalten Gasstrom (Kaltwind) ersetzt, wobei das CO2 aus einem Direktreduktions-Prozess (alternativ Oxifuelprozess) abgeschieden und mit einem Druck von 6 bar bereitgestellt wurde, so dass der konventionell vorhandene (Wind-) Verdichter nicht verwendet werden musste und somit Strom für dieses Aggregat eingespart werden konnte. Im Wärmetauscher (Winderhitzer) wurde das CO2 auf 1200°C erwärmt und als heißer Gasstrom (Heißwind) in den Schachtofen eingeblasen. Des Weiteren wurde Wasserstoff mit bis zu 1000 Nm3/h, insbesondere pro Windform (Blasform), wobei der Hochofen mehrere Wind-/Blasformen aufweisen kann, eingeblasen, wobei insbesondere bei Reduzierung von Wasserstoff zusätzlich Kohlenstoff beispielsweise als Kohlepulver und/oder Sauerstoff separat eingeblasen werden können. Über die Gicht wurde insbesondere zwischen 250 und 400 kg Koks pro erzeugter Tonne Roheisen zugeführt. Pro Tonne Roheisen fiel bis zu 12000 Nm3 Gichtgas an, für welche eine Zusammensetzung ermittelt wurde in Vol.-%: CO2 mit 47 %, CO mit 38 % und H2 mit 15 %. Eine Belastung mit Stickstoff bzw. „schädliche“ NOx-, Cyankali-Verbindungen oder Blausäure waren nicht im
Gichtgas enthalten, so dass dieses einen verbesserten Heizwert und ein besseres Emissionsverhalten aufwies. Der Einsatz von weiteren Gasen, wobei in diesem Fall auf Luft verzichtet und reiner Sauerstoff zur stickstofffreien Verbrennung verwendet wurde, konnte zur Nachverbrennung im Wärmetauscher (Winderhitzer) reduziert werden. Das nach der Verbrennung aus den Winderhitzer abgeleitete Abgas/ Verbrennungsgas eignet sich hervorragend für eine Rückführung, da aufgrund der wenig störenden Komponenten im Abgas das CO2 relativ einfach guasi als CO2- ezyklat dem (Schachtofen-)Prozess wieder zugeführt werden kann.
Die Erfindung ist auch mit Anteilen von Luft und/oder reinem Sauerstoff im kalten Gasstrom (Kaltwind) umsetzbar, da mindestens 5 Vol.-%, insbesondere mindestens 10 Vol.-%, vorzugsweise mindestens 20 Vol.-%, bevorzugt mindestens 30 Vol.-%, besonders bevorzugt mindestens 40 Vol.-% CO2 im kalten Gasstrom (Kaltwind) und damit eine teilweise bis vollständige Substitution der Luft zu einer Reduzierung der durch Stickstoff verursachten NOx-Emissionen führen kann und sich dadurch beispielsweise auch der Wirkungsgrad des (Gesamt-) Prozesses erhöhen/verbessern lässt.
Die Erfindung ist auf jede Art von Schachtofen anwendbar, also nicht nur auf Hochöfen beschränkt, sondern auch in Kupolöfen, Primärenergieöfen, etc. umsetzbar, welche nach dem beschriebenen Wirkprinzip arbeiten.