6.3.2015
Balluff GmbH
Schurwaldstraße 9, 73765 Neuhausen a.d.F.
Titel
Näherungssensor und Verfahren zur Messung des Abstände eines Targets
Die Erfindung geht aus von einem Näherungssensor und einem Verfahren zur Messung des Abstands eines Targets nach der Gattung der unabhängigen Ansprüche.
Stand der Technik
In der Patentschrift EP 1 000 314 B1 wird eine kreiszylindrische Abstandsmessvor- richtung beschrieben, die auf der Ermittlung der Resonanzfrequenz eines Hohlraumresonators beruht. Der Resonator wird aus dem Resonatorgehäuse und dem zu detektierenden Target gebildet. Die physikalische Resonatorlänge setzt sich dabei aus der Länge des Resonatorgehäuses und dem Abstand zum Target zusammen. Wird eine Mindestgröße des zu detektierenden Targets überschritten, ist die Resonanzfrequenz unmittelbar mit der Länge des Resonators verknüpft, woraus auf den Targetabstand geschlossen werden kann. Die genaue Abhängigkeit zwischen Resonatorlänge und Resonanzfrequenz hängt von der vorliegenden Feldverteilung und somit vom verwendeten Hohlleiter-Wellenmode ab. Als entscheidender Faktor beim Entwurf geht dabei die elektrische Permittivität der Hohlleiterfüllung mit ein. Nimmt dieser Wert zu, verkleinern sich einerseits sowohl die Baulänge des
Resonators als auch der benötigte Querschnitt. Andererseits verringert sich mit zunehmender Permittivität aber auch die Reichweite der Abstandsmessvorrichtung.
Bei der beschriebenen Vorrichtung wird als Resonatorrückwand ein metallisiertes Dielektrikum vorgesehen, auf dessen Außenseite sich die Auswertelektronik befindet. Zur Ankopplung der Elektronik an den Resonator wird entweder eine koplanare Schlitzkopplung oder eine Mikrostreifenleitung vorgeschlagen. Die Einkopplung mittels Mikrostreifenleitung ist vor allem dann hilfreich, wenn die Auswertelektronik vom Resonator abgesetzt montiert werden soll, beispielsweise aus Gründen der thermischen Entkopplung. Zusätzlich können entweder ein oder zwei Koppelstellen realisiert werden, je nachdem ob der Resonator im Transmissions- oder im Reflexionsbetrieb verwendet werden soll.
Zur Bestimmung der Resonanzfrequenz enthält die Auswertelektronik einen einstellbaren Oszillator, dessen Frequenz innerhalb einer gewissen Bandbreite linear durchgestimmt und der resultierende Reflexions- oder Transmissionsfaktor des Resonators beobachtet wird. In der Umgebung einer Resonanzfrequenz weisen diese Faktoren starke Variationen auf, die sich systematisch durch Differenzieren nach der Frequenz erkennen lassen. Da schaltungstechnisch durch die Ansteue- rung ein linearer Zusammenhang zwischen Frequenz und Zeit besteht, kann die Ableitung nach der Frequenz mittels einer Ableitung nach der zeit erhalten werden. Übersteigt die so gewonnene zweite Ableitung eine vorgegebene Schwelle, ist eine Resonanz erkannt und die Frequenz wird nicht weiter verstimmt, sondern konstant gehalten und ihr aktueller Wert mittels eines Frequenzzählers ermittelt.
Als alternativer Ansatz zur Frequenzbestimmung wird in der Patentschrift
EP 1 000 314 B1 ein Konzept auf Basis einer geschlossenen Phasenregelschleife (PLL) vorgeschlagen. Hierbei wird die Sollfrequenz über einen direkten digitalen Synthesizer (DOS) als Führungsgröße der PLL vorgegeben. Erkennt nun die De- tektionsschaltung eine Resonanz, ist die Frequenz durch die Einstellungen des digitalen Synthesizers unmittelbar bekannt, wodurch die Zyklusdauer einer Messung
deutlich verkürzt werden kann.
Unabhängig davon, wie die Resonanzfrequenz ermittelt wird, ist bei diesem Resonatorverfahren die Tatsache nachteilig, dass der zu erfassende Abstandsbereich unmittelbar die benötigte Bandbreite der Betriebsfrequenz vorgibt. Für industrielle Sensoren ist die nutzbare Bandbreite fest vorgegeben und somit auch der Abstandsbereich.
Ungeachtet der zulässigen ISM-Bänder (Industrial, Scientific and Medical Band) wird ein Frequenzbereich für den Betrieb zwischen 1 - 100 GHz vorgeschlagen, wobei die Bandbreite ungefähr 2 GHz bzw. 10 % betragen soll. Zusätzlich erweist es sich als schwierig, mit diesem Resonatorkonzept große Abstandsbereiche realisieren zu können. Grund hierfür ist zum einen, dass bei größer werdenden Abständen die Änderungen der Resonanzfrequenz kleiner werden. Zusätzlich führt die kleiner werdende Güte des Resonators nur noch zu schwach ausgeprägten Minima in den Reflexions- oder Transmissionsfaktoren, wodurch die Detektion der zugehörigen Resonanzfrequenzen fehleranfällig wird. Dies ist ersichtlich, wenn die Lage der Resonanzfrequenz in der komplexen Frequenz-Ebene veranschaulicht wird. Mit abnehmender Güte entfernt sich die komplexe Eigenfrequenz von der ω-Achse, wodurch beim Verstimmen des Oszillators keine Singularität mehr durchlaufen werden kann. Die begrenzte Reichweite ist zusätzlich durch die Wahl des verwendeten TE01-Wellenmodes bedingt, da die Feldverteilung um den Hohlleiter in diesem Fall vorwiegend evaneszente Wellen aufweist, die schnell mit zunehmender Entfernung abklingen.
In dem Fachbeitrag von S. Bonerz, W. Bechteler, J. Greif,„Sensorsystem zur Überwachung der Werkzeugplananlage auf Basis von Keramikresonatoren und Hohlleiterstrukturen", ANSYS Conference and 29th CADFEM Users Meeting, 19. - 21. Oktober 2011 , wurde ein Verfahren vorgestellt, bei dem die Ermittlung eines Abstands eines Targets von einem Abstandssensor ebenfalls auf Grundlage eines Hohlleiterresonators basiert. Auch hier bestimmt der zu messende Abstand die
Länge eines Resonators und somit dessen Resonanzfrequenz. Der verwendete Hohlleiter-Wellenmode ist hier der Grundmode TE1 1 eines kreiszylindrischen Hohlleiters. Die Resonanzfrequenz wird durch einen Frequenzsweep anhand einer Messung der aufgenommen Wirkleistung des Resonators ermittelt.
In dem Fachbeitrag von T. F. Bechteler, A. S. A. Bechteler, "The Groove-Guide Oscillator," IEEE Microwave Magazine, Vol. 12, No. 6, Seiten 1 10 - 1 19, Okt. 201 1 , ist ein Abstandsmessverfahren auf Grundlage eines sogenannten Groove-Guide Oscillators beschrieben, das ebenfalls einem Resonatorkonzept entspricht. Obwohl auch hier das Problem der Abstandsmessung auf die Ermittlung von Eigenfrequenzen eines Resonators zurückgeführt wird, unterscheidet sich jedoch dieses System sowohl im Aufbau des Resonators als auch in der vorgeschlagenen Ermittlung der Resonanzfrequenz grundlegend von dem in der Patentschrift EP 1 000 314 B1 beschriebenen Lösungsansatz. Kernstück des bekannten Abstandsensors bildet ein Groove-Guide-Oscillator. Prinzipiell versteht man in der Mikrowellentechnik unter einem Groove-Guide einen Wellenleiter, der zwei sich gegenüberliegende Platten enthält, in die jeweils in Ausbreitungsrichtung eine Kerbe mit rechteckigem Querschnitt eingebracht ist. Die gesamte Anordnung ist symmetrisch bezüglich einer Ebene, deren Normale mit der Verbindungslinie beider Platten zusammenfällt. In dem Raum, der sich durch die Kerben und die leitenden Platten ergibt, können in Richtung der Kerbe ausbreitungsfähige Wellenmoden existieren. Aufgrund der geforderten Symmetrie und der starken Abhängigkeit der Ausbreitungseigenschaften vom Plattenabstand stellt dieser Wellenleiter hohe Anforderungen an die Fertigungsgenauigkeit.
Wesentlich einfacher ist die Fertigung eines alternativ einsetzbaren„halbsymmetrischen" Wellenleiters, bei dem die eine Hälfte der Anordnung vollständig durch eine leitende Ebene ersetzt wird.
Die auch bei den beschriebenen Wellenleitern vorhandene Abhängigkeit der Ausbreitungskonstanten vom Abstand zum Target wird zur Ermittlung des Abstands
herangezogen. Dabei wird zur Realisierung eines Resonators die Kerbe nicht mehr gerade, sondern kreisförmig eingebracht, damit eine kreisförmige Leiterschleife entsteht. Eine Resonanz ergibt sich genau dann, wenn ein ganzzahliges Vielfaches der geführten Wellenlänge gerade dem Leiterumfang entspricht. Da die geführte Wellenlänge eine Funktion des Plattenabstandes und der Frequenz ist, kann die
Resonanzbedingung innerhalb einer gewissen Bandbreite für verschiedene Abstände erfüllt und daraus die Information über den Abstand erhalten werden.
Der Oszillator wird mittels eines Gunn-Elements angeregt, wodurch der Oszillator auf seiner Eigenfrequenz schwingt. Die Frequenzbestimmung erfolgt dann durch ein Heterodynsystem, bei dem die heruntergemischte Eigenfrequenz einem Frequenzzähler zugeführt wird. Konstruktionsbedingt weist der beschriebene Abstandssensor eine große Baugröße auf, da der Durchmesser des Resonators verhältnismäßig groß gewählt werden muss, um die Strahlungsverluste in radialer Richtung klein zu halten. Der Durchmesser des beschriebenen Resonators beträgt für den Betrieb zwischen 8 - 12 GHz 60 mm bei einer Plattengröße von 200 mm x 200 mm. Der damit erzielte Messbereich erstreckt sich von 13 - 15 mm. Wird der Plattenabstand weiter vergrößert, können im betrachteten Frequenzbereich höhere Wellenmoden auftreten, wodurch Mehrdeutigkeit entsteht.
In der Patentschrift DE 10 2010 009 664 A1 ist ein Abstandssensor beschrieben, der einerseits zur Überwachung des Abstands zwischen einer Arbeitsspindel einer Werkzeugmaschine und dem stationären Teil der Werkzeugmaschine und andererseits zur Kontrolle einer Werkzeugplananlage eingesetzt wird. Zusätzlich sind Rückschlüsse auf die Drehzahl der Arbeitsspindel und die Qualität der Spindellager möglich.
Der Abstandssensor enthält eine Hochfrequenzleitung, die mit einem Oszillator und mit einer Reflexionsmesseinrichtung verbunden ist. Die Position der Arbeitsspindel relativ zu der Hochfrequenzleitung beeinflusst das Reflexionsverhalten, sodass aus dem ermittelten Reflexionsfaktor auf den Abstand geschlossen werden kann. Die
Hochfrequenzleitung ist beispielsweise als Mikrostreifenleitung realisiert, die aus flexiblem Material hergestellt ist, welches durch Klebung auf der Oberfläche des stationären Teils der Werkzeugmaschine befestigt wird.
Ein von einem Oszillator bereitgestelltes hochfrequentes Sendesignal wird in die Hochfrequenzleitung eingekoppelt. Ein Teil des Sendesignals wird von einem ersten Richtkoppler ausgekoppelt und einem ersten Leistungsdetektor zugeführt. Der überwiegende Teil des Sendesignals wird nach dem Durchlaufen eines zweiten Richtkopplers in die Hochfrequenzleitung eingespeist.
Das vom Target zurückgestrahlte Reflexionssignal überlagert sich dem Sendesignal. Ein Teil des Reflexionssignals wird vom zweiten Richtkoppler ausgekoppelt und einem zweiten Leistungsdetektor zugeführt. Die beiden Leistungsdetektoren sind mit einer Auswerteeinheit verbunden, welche das Verhältnis der beiden Leistungen ermittelt und ausgibt, woraus ein Maß für den Abstand des Targets gewonnen werden kann.
Zusätzlich kann noch ein dielektrischer Resonator vorgesehen sein, der ein ausgeprägtes Resonanzverhalten des Abstandssensors bewirkt. Eine Veränderung des Abstandes des Targets von dem dielektrischen Resonator hat eine Verschiebung der Resonanzfrequenz des dielektrischen Resonators zur Folge. Die Ermittlung des Abstandes des Targets kann dann zusätzlich oder alternativ auf die Bewertung der Frequenzänderung gestützt werden.
In dem Fachbeitrag von C. Nguyen, S. Kim, Theory,„Analysis and Design of RF In- terferometric Sensors", Springer- Verlag 2012 ist ein interferometrisches Verfahren zum Betreiben eines Abstandssensors beschrieben. Zur Gewinnung der Abstandsinformation wird bei diesen Verfahren die Phasenverschiebung zwischen einem gesendeten und dem empfangenen Signal ausgewertet. Hierbei können Abstände zwischen dem Abstandssensor und dem Target, die größer sind als die halbe Wellenlänge des Signals nicht mehr eindeutig aus der Phasenlage erkannt werden. In
diesem Fachbeitrag wird vorgeschlagen, eine eindeutige Phaseninformation mittels Algorithmen der Signalverarbeitung zu erhalten. Allerdings ist es hierzu notwendig, dass das Target vom Ursprung aus an die zu messende Position verschoben wird, wobei die Phase kontinuierlich aufgezeichnet wird. Ein absolut messender Abstandssensor kann damit nicht realisiert werden.
In dem Fachbeitrag von A. Stelzer et. al.„A Microwave Position Sensor with Sub- millimeter Accuracy", IEEE Transaction on Microwave Theory and Techniques, Vol. 47, No. 12, Dezember 1999, ist ein Hybridverfahren beschrieben, bei dem das in- terferometrische Verfahren mit bekannten Radarverfahren, beispielsweise dem FMCW-Verfahren (Frequency Modulation Continuous Wave) kombiniert wird. Obwohl ein solches Verfahren wieder eine eindeutige Abstandsbestimmung ermöglicht, kann das Verfahren nicht ohne Weiteres zum Ersetzen von bekannten induktiven Abstandssensoren im industriellen Umfeld herangezogen werden. Der Hauptgrund liegt darin, dass typischerweise der minimal mögliche Messabstand über die Bandbreite der Betriebsfrequenz bestimmt wird, sodass nicht bis zur Position null gemessen werden kann. Weiterhin müssen geltende Vorschriften betreffend Emissionen von elektromagnetischer Strahlung beachtet werden. Ein Betrieb ist nur innerhalb eines ISM-Bandes möglich, weshalb nicht frei über die Bandbreite und den daraus resultierenden Minimalabstand entschieden werden kann. Beispielsweise ergibt sich für ein Standardsystem bei der vollen Ausnutzung der zulässigen Bandbreite von 250 MHz des ISM-Bandes bei 24 GHz ein Minimalabstand von 60 cm.
In der nicht veröffentlichten internationalen Anmeldung PCT/DE2013/000342 ist ein Sensor zum Ermitteln der Position bzw. des Abstands eines Targets beschrieben, bei welchem ebenfalls die Mikrowellentechnik zur Positions- bzw. Abstandsmessung herangezogen wird. Der beschriebene Näherungssensor enthält einen Mikrowellenoszillator, der als Ausgangssignal eine Sendewelle bereitstellt, welche der Näherungssensor in Richtung auf das Target als Freiraum-Sendewelle abstrahlt, die das Target, welches elektrisch leitfähig ist oder zumindest eine elektrisch leitfähige Oberfläche aufweist, als Freiraum-Reflexionswelle reflektiert und der Nähe-
rungssensor als Reflexionswelle empfängt. Vorgesehen ist eine Ermittlung des Reflexionsfaktors aus der Sendewelle und der Reflexionswelle, welchen der Näherungssensor als ein Maß für den Abstand bereitstellt. Der beschriebene Näherungssensor zeichnet sich dadurch aus, dass die Sendewelle in einem Hohlleiter als Hohlleiter-Sendewelle geführt ist, dass die Einkopplung der Sendewelle in den
Hohlleiter mit einem Wellenmode vorgesehen ist, der zur Ablösung der Hohlleiter- Sendewelle an der Apertur am vorderen Ende des Hohlleiters in die Freiraum- Sendewelle und zur Propagierung der Freiraum-Sendewelle zum Target führt. Vorgenommen werden können eine Messung mit hoher und eine Messung mit niedri- gerer Auflösung, um Eindeutigkeit über einen größeren Abstand zu erzielen. Bei größeren Abständen tritt eine Mehrdeutigkeit des Phasenwinkels des komplexen Reflexionsfaktors auf. Eine eindeutige Ermittlung des Abstands aus der Phase des Reflexionsfaktors ist deshalb unter Berücksichtigung des Betrags des Reflexionsfaktors vorgesehen, falls innerhalb des vorgegebenen Messbereichs Mehrdeutig- keit der Phase des Reflexionsfaktors vorliegt.
In der nicht veröffentlichten internationalen Anmeldung PCT/DE2014/100464 ist eine Weiterbildung des zuvor im Zusammenhang mit der Offenlegungsschrift PCT/DE2013/000342 beschriebenen Sensors zum Ermitteln der Position bzw. des Abstands eines Targets enthalten. In dem als Sensorkopf eingesetzten Hohlleiter sind ein Sendepfad zur Führung der Sendewelle als eine Hohlleiter-Sendewelle und wenigstens ein vom Sendepfad elektromagnetisch entkoppelter Empfangspfad zur Führung der vom Target reflektierten Reflexionswelle als eine Hohlleiter- Reflexionswelle vorgesehen. Damit steht neben dem Sendepfad gleichzeitig ein vom Sendepfad getrennter Empfangspfad zur Verfügung, sodass zusätzlich oder alternativ zur Messung des Reflexionsfaktors eine Messung des Transmissionsfaktors möglich wird.
Sind neben dem Target keine anderen Gegenstände im Bereich des in der Offen- legungsschrift PCT/DE2013/00034 beschriebenen Näherungssensors vorhanden, an denen parasitäre Reflexionen auftreten können, kann der ermittelte Reflexions-
faktor mittels einer in dem Dokument beschriebenen konformen Abbildung in ein genaues Maß für den Abstand umgerechnet werden. Die Messgenauigkeit verringert sich jedoch, wenn die vom Hohlleiter abgestrahlte Freifeld-Sendewelle nicht nur am Target reflektiert wird, sondern zusätzlich noch an einer Montageplatte, in welcher der Hohlleiter montiert ist. Neben einer einmaligen Reflexion können zusätzlich weitere nachfolgende parasitäre Reflexionen an der Montageplatte und am Target auftreten, bis die Energie der Freiraum-Reflexionswelle abgeklungen ist. Die parasitären Reflexionen beeinflussen das empfangene Reflexionssignal und wirken sich dadurch unmittelbar auf die Messgenauigkeit aus. Insbesondere kann es in Abhängigkeit vom Abstand zum Target und der Einbausituation zu Resonanzeffekten kommen, wodurch die beschriebene konforme Abbildung ebenfalls ein ungenaues Messergebnis liefern kann. Von diesem Effekt ist insbesondere die beschriebene Grob-Messung betroffen, die insbesondere zur Beseitigung der Mehrdeutigkeit bei der auf einer Phasenmessung beruhenden Fein-Messung dient. Als Folge können Messfehler auftreten, die Vielfache der halben Wellenlänge des Mikrowellensignals betragen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Näherungssensor zur Messung des Abstands eines Targets und ein Verfahren zum Betreiben des Näherungssensors anzugeben, die eine hohe Störunempfindlichkeit aufweisen.
Die Aufgabe wird durch die im unabhängigen Anspruch angegebenen Merkmale gelöst.
Offenbarung der Erfindung
Die Erfindung betrifft einen Näherungssensor zur Ermittlung des Abstands eines Targets vom Näherungssensor. Der Näherungssensor strahlt ein Sendesignal als Freifeld-Sendewelle ab, die am Target reflektiert und als Freifeld-Reflexionswelle vom Näherungssensor als Reflexionssignal empfangen wird. Die Ermittlung des Abstands ist aus der Phasenlage des Reflexionssignals in Bezug zur Phasenlage
des Sendesignals vorgesehen.
Der erfindungsgemäße Näherungssensor zeichnet sich dadurch aus, dass eine Umschaltung der Phasenlage des Sendesignals in zeitlicher Folge vorgesehen ist.
Der erfindungsgemäße Näherungssensor weist den Vorteil auf, dass die am Target reflektierte Freifeld-Sendewelle von parasitären Reflexionen getrennt werden kann. Damit wird der beschriebene Einfluss der Umgebung und der Einbausituation des Näherungssensors auf den ermittelten Abstand minimiert und entsprechend die Messgenauigkeit erhöht.
Durch die Umschaltung der Phasenlage des Sendesignals tritt periodisch ein Zustand auf, in welchem die zuvor abgestrahlte Freifeld-Sendewelle noch auf dem Weg zum Target oder bereits als Freifeld-Reflexionswelle zurück zum Näherungssensor ist, sodass das empfangene Reflexionssignal noch die bisherige ursprüngliche Phasenlage aufweist, während das aktuell vorliegende Sendesignal bereits die neue Phasenlage nach der Umschaltung aufweist. Für die Dauer der Laufzeit der Freiraum-Sendewelle vom Näherungssensor bis zum Target und der Freiraum- Reflexionswelle zurück zum Näherungssensor tritt daher bei der Bewertung der Phasenlage des Reflexionssignals in Bezug zur Phasenlage des Sendesignals ein Impuls auf, dessen Dauer exakt dem zu ermittelten Abstand entspricht.
Die Zeit zwischen den Impulsen, die als Impulspause bezeichnet werden kann, liegt ein quasistationärer Zustand vor, bei welchem dem empfangenen Reflexionssignal die ursprüngliche Phasenlage des Sendesignals zugrunde liegt. Eine Ermittlung des Abstands ist prinzipiell auch während dieses quasistationären Zustande gemäß dem Stand der Technik möglich, wobei hierbei jedoch mit der Unsicherheit aufgrund von parasitären Reflexionen gerechnet werden muss.
Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Näherungssensors sind jeweils Gegenstände von abhängigen Ansprüchen.
Eine Ausgestaltung sieht eine periodische Umschaltung der Phasenlage des Sendesignals vor. Die periodische Umschaltung der Phasenlage bringt den Vorteil mit sich, dass eine Vielzahl von Messsignalen erhalten wird, die der Ermittlung des AbStands, beispielsweise im Rahmen einer Mittelwertbildung, zugrunde gelegt werden können.
Die Periodendauer der periodischen Umschaltung liegt vorzugsweise in einem Bereich zwischen 1 Nanosekunde und 500 Nanosekunden, beispielsweise bei 10 ns, der einerseits signaltechnisch mit vergleichsweise einfachen Mitteln handzuhaben ist und der andererseits insbesondere zu einem Verhältnis von Impulsdauer zu Impulspause führt, das eine verhältnismäßig einfache Bewertung der Impulsdauern ermöglicht. Da durch die Periodendauer der Phasenzustände das abgestrahlte Spektrum beeinflusst wird, ist die Periodendauer zusätzlich so zu wählen, dass das Spektrum den geltenden Vorschriften zur Emission elektromagnetischer Energie genügt.
Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung ist vorgesehen, die Phasenlage φ des Sendesignals auf + ψ und - ψ abwechselnd festzulegen. Damit ändert sich die Phasenlage jeweils um einen fest vorgegebenen Wert, der jedoch bei nachfolgenden Messzyklen geändert werden kann, um eine vorteilhafte Auswirkung auf die Impulshöhen zu erzielen, die in einem weiter unten beschriebenen Mischsignal auftreten.
Zur Umschaltung der Phasenlage des Sendesignals ist vorzugsweise ein Phasenschieber vorgesehen, der besonders einfach mittels umschaltbarer Leitungsstücke realisiert werden kann.
Eine Ausgestaltung sieht vor, dass die Frequenz des Sendesignals in einem Bereich von 1 GHz - 30 GHz liegt. Das Sendesignal liegt vorzugsweise wenigstens näherungsweise bei 24 GHz im eingangs beschriebenen ISM-Band.
Eine Weiterbildung des erfindungsgemäßen Näherungssensors sieht vor, dass zur Abstrahlung der Freifeld-Sendewelle ein Hohlleiter vorgesehen ist. Hierbei ist vorzugsweise vorgesehen, dass das Sendesignal im Hohlleiter als Hohlleiter- Sendewelle geführt ist, dass die Einkopplung des Sendesignals als Hohlleiter- Sendewelle in den Hohlleiter mit einem Wellenmode vorgesehen ist, der zur Ablösung der Hohlleiter-Sendewelle an der Apertur am vorderen Ende des Hohlleiters in die Freiraum-Sendewelle und zur Propagierung der Freiraum-Sendewelle zum Target führt. Der Vorteil dieser Weiterbildung liegt darin, dass ein großer Lineari- tätsbereich bei der Ermittlung des Abstands erzielt wird, wobei insbesondere der ermittelte Abstand unabhängig von der Permeabilität des Targets ist.
Vorzugsweise ist als Wellenmode, bei der bevorzugten Verwendung eines kreiszylindrischen Hohlleiters, der TE11 -Mode vorgesehen.
Eine Ausgestaltung des Hohlleiters sieht vor, dass an der Apertur am vorderen Ende des Hohlleiters ein dielektrisches Fenster angeordnet ist, welches das Eindringen von Schmutz in den Hohlleiter verhindert.
Zur Ermittlung des Abstands zwischen dem Näherungssensor und dem Target aus der Phasenlage des Sendesignals und der Phasenlage des empfangenen Reflexionssignals ist vorzugsweise ein Mischer vorgesehen, welcher das Sendesignal mit dem Reflexionssignal mischt und der ein entsprechendes Mischsignal zur Verfügung stellt, welches die Impulsdauern, gefolgt jeweils von den Impulspausen aufweist.
Die Information über den Abstand ist in den Impulsdauern enthalten. Zur Gewinnung eines Maßes für den Abstand ist vorzugsweise ein Tiefpassfilter vorgesehen, das im Ergebnis eine gleitende Integration des Mischsignals durchführt. Anschließend ist vorzugsweise eine Integration vorgesehen, bei welcher die zwischen den Impulsen liegenden Gleichsignalanteile ausgeblendet und nur die Impulsdauern zu einem Mittelwert als Maß für den Abstand integriert werden.
Das Verfahren zum Betreiben des erfindungsgemäßen Näherungssensors sieht eine Mischung des Sendesignals mit dem Reflexionssignal durch eine Multiplikation der beiden Signale vor. Der Mischer stellt dann das Mischsignal bereit.
Eine Ausgestaltung sieht vor, dass die Phasenlage des Sendesignals in Abhängigkeit vom bereits ermittelten Abstand zum Target von einem Wert von ± $i auf einen anderen Wert ± 2 gegebenenfalls adaptiv geändert wird. Damit wird sowohl eine Beeinflussung der Impulshöhen möglich, die im Mischsignal auftreten, als das Auftreten von Impulsen als solches beeinflusst.
Eine Weiterbildung dieser Ausgestaltung sieht vor, dass dann die Phasenlage des Sendesignals auf einen neuen Phasen-Umschaltwert geändert wird, wenn die aktuell vorgegebene Phasenlage des Sendesignals gleich der Phasenverschiebung aufgrund der Laufzeit des Sendesignals wird, damit bei jedem Wechsel der Phasenlage ein Impuls auftreten kann.
Eine vorteilhafte Ausgestaltung des Verfahrens sieht vor, dass das Mischsignal tiefpassgefiltert und dass das tiefpassgefilterte Mischsignal als Maß für den Abstand gewertet wird. Bevorzugt werden jedoch in einer signalverarbeitenden Anordnung zunächst die Gleichanteile des tiefpassgefilterten Signals entfernt, sodass nur die Impulse verbleiben, die dann vorzugsweise zur Mittelwertbildung integriert werden. Dieses integrierte Signal ist ein gemitteltes Maß für den Abstand.
Eine besonders vorteilhafte Weiterbildung des Verfahrens sieht vor, dass der erfindungsgemäße ermittelte Abstand zur Grob-Messung des Abstands wie bei dem Verfahren nach dem Stand der Technik gemäß der nicht veröffentlichten internationalen Anmeldung PCT/DE2013/00034 herangezogen wird und dass damit eine Mehrdeutigkeit bei einer höher aufgelösten Ermittlung des Abstands beseitigt wird.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Näherungssensors und des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Messung des Ab-
stands eines Targets ergeben sich aus der folgenden Beschreibung.
Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt und in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert.
Kurzbeschreibung der Figuren
Figur 1 zeigt eine Skizze eines Teils eines erfindungsgemäßen Näherungssensors, Figur 2 zeigt ein Blockschaltbild des erfindungsgemäßen Näherungssensors, Figur 3 zeigt die Phasenlage eines Sendesignals und die Phasenlage eines Reflexionssignals sowie in einem tiefpassgefilterten Mischsignal auftretende Impulse, Figur 4 zeigt ein erstes mögliches tiefpassgefiltertes Mischsignal, welches im erfindungsgemäßen Näherungssensor auftritt,
Figur 5 zeigt ein anderes mögliches tiefpassgefiltertes Mischsignal, welches im erfindungsgemäßen Näherungssensor auftritt und
Figur 6 zeigt ein weiteres mögliches tiefpassgefiltertes Mischsignal, welches im erfindungsgemäßen Näherungssensor auftritt.
Detaillierte Beschreibung der Ausführungsbeispiele
In Figur 1 ist ein Teil eines erfindungsgemäßen Näherungssensors 10 dargestellt, der auch als Sensorkopf bezeichnet werden kann. Der erfindungsgemäße Näherungssensor 10 erfasst den Abstand D zwischen dem Näherungssensor 10 und einem Target 12.
Vorgesehen ist ein vorzugsweise kreiszylindrisch ausgestalteter Hohlleiter 14, dem ein Wellentypwandler 16 zugeordnet ist. Ein Sendesignal Tx wird vom Wellentyp- wandler 16 in eine Hohlleiter-Sendewelle 18a umgesetzt, die an der Apertur 20 des Hohlleiters 14 am vorderen Ende als Freiraum-Sendewelle 18b abgestrahlt wird. Der Wellentypwandler 16 stellt gleichzeitig ein Reflexionssignal Rx bereit.
Die Einkopplung des Sendesignals Tx in den Hohlleiter 14 erfolgt in einem Wellenmode, der zur Ablösung der Hohlleiter-Sendewelle 18a an der Apertur 20 zur Freiraum-Sendewelle 18b führt. Als Wellenmode ist bei Verwendung eines kreiszylindrischen Hohlleiters vorzugsweise der TE1 1 -Wellenmode vorgesehen. Die Vorgabe des Wellenmodes erfolgt mittels des Wellentypwandlers 16.
Die kreiszylindrische Ausgestaltung des Hohlleiters 14 ermöglicht insbesondere einen einfachen Austausch von bereits vorhandenen Näherungssensoren durch den erfindungsgemäßen Näherungssensor 10. Darüber hinaus können etablierte Befestigungsvorrichtungen weiterhin verwendet werden.
In Figur 1 ist eine Weiterbildung des Hohlleiters 14 gezeigt, gemäß welcher die Apertur 20 mit einem dielektrischen Material 30 geschlossen ist, um das Eindringen von Schmutz in den Hohlleiter 14 zu unterbinden.
Die Freiraum-Sendewelle 18b läuft bis zum Target 12, an dessen elektrisch leitfähiger Oberfläche die Freiraum-Sendewelle 18b als Freiraum-Reflexionswelle 22a, 22b, 22c innerhalb eines Wnkelbereichs in Richtung des Näherungssensors 10 reflektiert wird. Die Freiraum-Reflexionswelle 22a, 22b, 22c gelangt zum großen Teil über die Apertur 20 in den Hohlleiter 14, in welchem die Freiraum-Reflexionswelle 22a, 22b, 22c als Hohlleiter-Reflexionswelle 22d bis zum Wellentypwandler 16 läuft, der aus der Hohlleiter-Reflexionswelle 22d ein Reflexionssignal Rx gewinnt.
Ein zumindest kleiner Teil der Freiraum-Reflexionswelle 22b, 22c kann in Abhängigkeit von den Umgebungsbedingungen und von den Einbauverhältnissen des Hohlleiters 14 beispielsweise auf einen Befestigungsflansch 24 des Hohlleiters 14 auftreffen. Dort wird dieser Anteil der Freiraum-Reflexionswelle 22b, 22c erneut reflektiert und kann, in Abhängigkeit von den geometrischen Verhältnissen, gewissermaßen als parasitäre Freiraum-Sendewelle 26a, 26b nochmals auf das Target 12 treffen, an dessen Oberfläche eine weitere Reflexion auftritt. Dadurch entsteht eine parasitäre Freiraum-Reflexionswelle 28a, 28b, die zumindest teilweise wieder
in die Apertur 20 des Hohlleiters 14 gelangt und sich mit der ursprünglichen Hohlleiter-Reflexionswelle 22d überlagert. Der Reflexionsvorgang kann sich mehrmals wiederholen, bis die Energie der Wellen abgeklungen ist.
Unter der Voraussetzung, dass die Ermittlung des Abstands D auf der Bewertung des Sendesignals Tx und des Reflexionssignals Rx, beispielsweise auf der Ermittlung der Impedanz der überlagerten Wellen oder der Ermittlung des Reflexionsfaktors an einem Tor einer Schaltungsanordnung und/oder auf der Ermittlung des Transmissionsfaktors aus dem Verhältnis des Reflexionssignals Rx zum Sendesignal Tx an zwei Toren und/oder der Ermittlung der Phasenverschiebung zwischen Reflexionssignal Rx und Sendesignal Tx beruht, muss mit einer Verfälschung des Messergebnisses bei dem Auftreten von einer oder mehreren parasitären Freiraum-Reflexionswellen 28a, 28b, ... gerechnet werden, welche durch die Apertur 20 in den Hohlleiter 14 gelangen.
Ein Blockschaltbild des erfindungsgemäßen Näherungssensors 10 ist in Figur 2 gezeigt.
Diejenigen in Figur 2 gezeigten Teile, die mit den in Figur 1 gezeigten Teilen übereinstimmen, sind jeweils mit denselben Bezugszeichen bezeichnet.
Ein Mikrowellengenerator 40 stellt ein Quellen-Sendesignal 18c bereit, welches einem Phasenschieber 42 zur Verfügung gestellt wird. Der Phasenschieber 42 ermöglicht eine Veränderung der Phasenlage ψ des Quellen-Sendesignals 18c. Die Phasenlage ψ kann mittels eines Umschaltsignals 44 geändert werden. Das Umschaltsignal 44 wird von einer Phasenwinkel-Festlegung 46 vorgegeben, die das Umschaltsignal 44 in Abhängigkeit von einem Taktsignal 48 vorgibt, welches von einem Taktgenerator 50 bereitgestellt wird. Vorzugsweise ist eine Umschaltung zwischen den Phasenlagen + ψ und - φ vorgesehen. Der Phasenschieber 42 stellt das Sendesignal Tx bereit. Der Phasenschieber 42 ist vorzugsweise aus umschaltbaren Leitungsstücken aufgebaut, die eine preiswerte Realisierung des Phasen-
schiebers 42 ermöglichen.
Sowohl das Sendesignal Tx als auch das Reflexionssignal Rx werden einem Mischer 52 zugeführt, der das Sendesignal Tx mit dem Reflexionssignal Rx multipli- kativ mischt und als Mischprodukt das Mischsignal 54 bereitstellt.
Das Mischsignal 54 wird einem Integrator 56 zugeführt, der vorzugsweise als Tiefpassfilter realisiert ist und der ein tiefpassgefiltertes Mittelwertsignal TP einer signalverarbeitenden Anordnung 60 zur Verfügung stellt.
Die signalverarbeitende Anordnung 60 stellt ein Ausgangssignal 62 bereit, welches ein Maß für den Abstand D widerspiegelt. Das ermittelte Maß für den Abstand D entsprechend dem Ausgangssignal 62 kann als Analogsignal bereitgestellt werden. Alternativ oder zusätzlich kann das Ausgangssignal 62 als Schaltsignal bereitgestellt werden, welches signalisiert, dass ein bestimmter Abstand D über- bzw. unterschritten ist.
Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung ist vorgesehen, dass das Ausgangssignal 62 dem Phasenschieber 42 zur Verfügung gestellt wird, welcher die Phasenverschiebung $ in Abhängigkeit vom Ausgangssignal 62 festlegt, wobei das Maß für den Abstand D den Betrag der Phasenverschiebung ψ bestimmt.
Die Funktionsweise des erfindungsgemäßen Näherungssensors 10 wird anhand der in Figur 3 gezeigten Zusammenhänge als Funktion der Zeit t näher erläutert.
Ausgegangen wird davon, dass das Taktsignal 48 welches die Phasenumschaltung steuert, beispielsweise eine Frequenz von 100 MHz aufweist. Die Frequenz des Taktsignals 48 muss einerseits hoch genug sein, damit ein einfach zu bewertendes Tastverhältnis von Impulsen zu Gleichanteil von beispielsweise von 1 :50 - 1 :2000 unter der Berücksichtigung der Wellenlänge des Sendesignals Tx und des ermittelten Abstands D resultiert und darf andererseits nicht zu hoch liegen, damit das
Spektrum des Sendesignals Tx in zulässigen Grenzen liegt.
Im gezeigten Ausführungsbeispiel liegt die Periodendauer bei 10 ns bzw. 10.000 ps, wobei beispielhaft von einem Tastverhältnis des Taktsignals 48 von 50% ausgegangen wird.
Im oberen Diagramm ist die Phasenlage des Sendesignals Tx dargestellt, die in einem ersten Zeitintervall t1 der Zeitdauer 5.000 ps auf + φ und in einem zweiten Zeitintervall t2 gleichfalls der Zeitdauer 5.000ps auf - ψ festgelegt sein soll.
Im mittleren Diagramm ist die Phasenlage des daraus resultierenden Reflexionssignals Rx dargestellt, die um eine Phasenverschiebung ^ gegenüber der Phasenlage des Sendesignals Tx aufgrund der Laufzeit des Sendesignals Tx verschoben ist.
Die Ermittlung des Abstands D erfolgt auf der Grundlage einer Ermittlung der Laufzeit der Freifeld-Sendewelle 18b vom Hohlleiter 14 bis zum Target 12 und der vom Target 12 reflektierten Freifeld-Reflexionswelle 22a zurück vom Target 12 zum Hohlleiter 14. Aufgrund des gegebenenfalls Auftretens von parasitären Freiraum- Sendewellen 26a, 26b, ... bzw. von parasitären Freifeld-Reflexionswellen 28a, 28b, ... kann die Messung auf der Grundlage des Sendesignals Tx in Bezug zum Reflexionssignal Rx mit einer Messunsicherheit behaftet sein.
Erfindungsgemäß ist daher die Umschaltung der Phasenlage ψ des Sendesignals Tx vorgesehen. Die Umschaltung der Phasenlage ψ wirkt sich jeweils zu Beginn jedes Zeitintervalls tv1 , tv2 aus. Zu Beginn jedes Zeitintervalls tv1 , tv2 tritt im Mischsignal 54 ein Impuls 70a, 70b auf, der eine bestimmte Zeitdauer PD aufweist, die vom Abstand D abhängt
Die Impulse 70a, 70b entstehen folgendermaßen.
Das Sendesignal Tx soll ein Mikrowellensignal mit einer Frequenz von beispielsweise näherungsweise 24 GHz mit der vorgegebenen Phasenlage sein.
Das Sendesignal Tx:
weist zu jedem Zeitpunkt die bestimmte bekannte Phasenlage auf.
Bei der folgenden Berechnung der Phasenverschiebung bzw. der Phasenverzögerung zwischen dem Sendesignal Tx und dem Reflexionssignal Rx sollen die Amplituden nicht weiter betrachtet werden.
Das Sendesignal Tx läuft als Freiraum-Sendewelle 18a zum Target 12, wird am Target 12 reflektiert und läuft als Freiraum-Reflexionswelle 22a zurück und tritt als
Reflexionssignal Rx auf, welches neben der ursprünglichen Phasenlage
'Ψ aufgrund der Laufzeit tl der Freiraum-Sendewelle 18a und der Freiraum- Reflexionswelle 22a die zusätzliche Phasenverschiebung + ^ erfährt:
Die Phasenverschiebung Ψ bzw. Phasenverzögerung Ψ hängt vom Abstand D ab.
Die Phasenverzögerung Ψ ergibt sich zu: I · SF ■ bzw. zu:
Ψ = (2π/λ) 2D,
wobei c die Lichtgeschwindigkeit und f die Frequenz bzw. λ die Wellenlänge des Sendesignals Tx sind.
Innerhalb des ersten Zeitintervalls tv1 soll ein erstes Sendesignal Tx1 mit der Phasenlage + Φ vorliegen:
Tx1 = a (mt * ψ )_
In diesem Betriebszustand liegt ein erstes Reflexionssignal Rx1 vor:
Rx1 = sin CiiiS' Hi- ψ
Die Mischung des Sendesignals Tx1 im Mischer 52 mit dem Empfangssignal Rx1 , die einer Multiplikation entsprechen soll, ergibt ein Mischsignal 54, aus dem nach einer Tiefpassfilterung das Signal TP mit der relativen Amplitude A1 entsteht:
A1 = Tx1 " Rx1 ~* Λ **-*· $}■ " Λ »*-*· -fr ψ- ') =
Ξ = [ces (— ψ)— {2®s£ 2 ψ ΐ
Im dritten Diagramm von Figur 3 ist dieses resultierende tiefpassgefilterte Signal TP nach der Mischung im Mischer 52 und der Mittelwertbildung im Integrator 56 gezeigt.
Am Ende des ersten Zeitintervalls tv1 erfolgt ein Umschalten der Phasenlage ψ des Sendesignals Tx von + auf - , das sich während eines zweiten Zeitintervalls tv2 demnach zu folgendem zweiten Sendesignal Tx2 ändert:
Das erste Empfangssignal Rx1 , das noch ohne die geänderte Phasenlage φ zwischen dem Hohlleiter 14 und dem Target 12 unterwegs ist, wird nach wie vor durch die Beziehung:
Rx1 = sin (es · + φ beschrieben.
Die Mischung des zweiten Sendesignals Tx2 mit dem ersten Empfangssignal Rx1 führt in diesem Fall nur während der Laufzeit tl des ersten Sendesignals Tx1 vom Hohlleiter 14 zum Target 12 und wieder zurück zum Hohlleiter 14 zu einem Mischsignal 54, aus dem nach einer Tiefpassfilterung das Signal TP mit einer zweiten Amplitude A2 entsteht:
A2 = Tx2■ Rx1 -» stfl *st - } - *· ψ) =
- * [cos C— 2 - ψ;— e©s {lis& · ψ I
A2 = ^ « eos«C2$ ψ)
Die zweite Amplitude A2 des Mischsignals A2, liegt für die Impulsdauer PD vor, deren Dauer der Laufzeit tl entspricht und somit ein Maß für den Abstand D widerspiegelt. Beispielhaft ist angegeben, dass eine Impulsdauer PD=2D/c von 66 ps einem Abstand von 10 mm entspricht.
Aufgrund der Umschaltung der Phasenlage ψ des Sendesignals Tx zu Beginn des zweiten Zeitintervalls tv2 liegt während des gesamten zweiten Zeitintervalls tv2 das zweite Sendesignal Tx2 vor:
das aufgrund der Umschaltung die Phasenlage - ψ aufweist.
Nach der Impulsdauer PD ändert sich das erste Reflexionssignal Rx1 zu einem zweiten Reflexionssignal Rx2, das eine geänderte Phasenlage aufgrund der Änderung der Phasenlage des zweiten Sendesignals Tx2 aufweist:
Rx2 = sfa ψ · fs- .
Im weiteren Verlauf des zweiten Zeitintervalls tv2 ergibt die Mischung des zweiten Sendesignals Tx2 mit dem zweiten Reflexionssignal Rx2 ein Mischsignal 54, aus dem nach einer Tiefpassfilterung das Signal TP mit einer dritten Amplitude A3 entsteht:
A3 = Tx2 · Rx2 -» n ßi — - skii&s— φ - - ψ = * « { s {— — s (Sat— 2φ ψ ]
A3 = ■ ®α ρ
Die dritte Amplitude A3 ist gleich der ersten Amplitude A1 , da wieder ein quasistationärer Zustand ohne Signaltransienten vorliegt.
Am Ende des zweiten Zeitintervalls tv2 erfolgt wieder ein Umschalten der Phasenlage ·ψ des Sendesignals Tx, das dann wieder während des folgenden ersten Zeitintervalls tv1 vorliegen soll.
Rein prinzipiell kann eine andere Phasenänderung ψ als zuvor vorgegeben wer-
den. Wie bereits erwähnt, soll gemäß einer Ausgestaltung vorgesehen sein, dass die Phasenänderung von - auf + erfolgt, sodass wieder das erste Sendesignal Tx1 vorliegt:
Tx1 = sin i ψ}.
Das zweite Reflexionssignal Rx2, das aufgrund der Laufzeit tl noch ohne die Auswirkungen der erneuten Phasenänderung vorliegt, wird nach wie vor durch die Beziehung:
Rx2 = du (mt— *· ψ') beschrieben.
Die Mischung des ersten Sendesignals Tx1 mit dem zweiten Reflexionssignal Rx2 führt während der Laufzeit tl der Freiraum-Sendewelle 18b vom Hohlleiter 14 zum Target 12 und wieder zurück zum Hohlleiter 14 zu einem Mischsignal 54, aus dem nach einer Tiefpassfilterung das Signal TP mit einer vierten Amplitude A4 entsteht:
A4 = Tx1 ■ Rx2 -» sbi öS- * } « sinfai* - * ψ-) = · [cos {+2φ— ψ)— ms (2m ff ]
A4 = ^ - «^Ι^—
Das vierte Ausgangssignal A4 liegt wieder für die Impulsdauer PD vor, deren Dauer der Laufzeit tl entspricht und somit ein Maß für den Abstand D widerspiegelt.
Folglich entstehen am Mischer 52 Impulse nur dann, wenn die Phasenzustandsän- derungen Argumentänderungen der cos-Funktion nach sich ziehen. Die Abwei-
chungen können beim Übergang vom ersten zum zweiten Zeitintervall tv1 , tv2 und wieder beim darauf folgenden Übergang vom zweiten zum ersten Zeitintervall tv2, tv1 auftreten.
Somit ist beim Übergang vom ersten zum zweiten Zeitintervall tv1 , tv2 die Impulshöhe durch den Zusammenhang:
TP = - · C Ö^ -< gegeben, während der Übergang vom zweiten zum ersten Zeitintervall tv2, tv1 durch den Zusammenhang:
TP = - · s©s{2$— beschrieben wird.
Die Funktionsweise des erfindungsgemäßen Näherungssensors 10 wird weiterhin anhand der in den Figuren 4, 5 und 6 gezeigten tiefpassgefilterten Mischsignale TP als Funktion der Zeit t näher erläutert, die bei verschiedenen Abständen D und verschiedenen vorgegebenen Phasenwinkeln auftreten.
In den Figuren 4 - 6 sind jeweils wieder die zwei Zeitintervalle tv1 , tv2 eingetragen, deren Summe der Periodendauer des Taktsignals 48 entspricht.
Gemäß einer Ausgestaltung sollen die beiden Zeitintervalle tv1 , tv2 wieder gleich lang sein.
Gemäß einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung sollen die Zeitintervalle tv1 , tv2 periodisch auftreten.
Die Periodendauer, welche der Summe der beiden Zeitintervalle tv1 , tv2 entspricht, kann zwischen beispielsweise wenigen Nanosekunden bis beispielsweise einigen 100 Nanosekunden liegen. Beispielsweise liegt die Periodendauer wieder bei 10 ns, entsprechend einer Taktfrequenz von 100 MHz. Unter der Voraussetzung, dass beide Zeitintervalle tv1 , tv2 gleich lang sind, beträgt dann jedes Zeitintervall 5 ns bzw. 5.000 ps. Das Umschaltsignal 44 legt die Phasenlage φ des Sendesignals Tx fest, die sich damit im 5 ns -Takt ändert, wobei eine Änderung der Phasenlage ψ des Sendesignals Tx vorzugsweise von + und wieder zurück auf - vorgesehen ist.
In den Figuren 4, 5 und 6 sind die Impulse 70a, 70b sowohl mit einer durchgezogenen Linie als auch strichliniert eingetragen. Die strichliniert eingetragenen Impulse 70a, 70b mit den kürzeren Impulsdauern PD entsprechen hierbei einem Abstand D, der um Lambda/2 geringer ist als der Abstand bei den durchgezogenen Linien.
Wie bereits erwähnt, soll gemäß einer Ausgestaltung vorgesehen sein, dass nur zwei sich periodisch wiederholende Zeitintervalle tv1 , tv2 vorgegeben sein sollen, die gemäß der ebenfalls bereits erwähnten weiteren bevorzugten Ausgestaltung zudem gleich lang sein sollen.
Aufgrund der dargelegten Zusammenhänge sind die relativen Amplituden A1 , A3 der Gleichanteile stets gleich groß und hängen nur von der Phasenverschiebung ψ ab. Bei einer anschließenden Integration des tiefpassgefilterten Signals TP müssen die leicht messbaren Gleichanteile weggelassen werden, damit der Abstand D korrekt ermittelt werden kann.
Die in den Figuren 4 - 6gezeigten Signalverläufe, entsprechend jeweils dem tiefpassgefilterten Signal TP, sind für unterschiedliche Kombinationen von Phasenlagen φ und für unterschiedliche Phasenverzögerungen ψ dargestellt. Neben den Bezeichnungen für die relativen Amplituden A1 , A2, A3, A4 sind jeweils die relativen Zahlenwerte angegeben.
Figur 4 zeigt das tiefpassgefilterte Signal TP für φ = π/4 und ψ = 0.
Figur 5 zeigt das Signal TP für -φ = π/4 und φ = π/4. Generell gilt dieser gezeigte Signalverlauf für den Fall, dass die Phasenlage φ gleich der Phasenverschiebung ψ ist. Hierbei entsteht nur beim Wechsel vom ersten Zeitintervall tv1 auf das zweite Zeitintervall tv2 ein Impuls 70b, während beim Wechsel vom zweiten Zeitintervall tv2 zurück auf das erste Zeitintervall tv1 kein Impuls auftritt.
Gemäß einer Ausgestaltung ist deshalb vorgesehen, die Phasenlage φ von einem ersten Wert ± 1 auf einen anderen Wert ± 2 zu ändern, damit dieser Effekt vermieden wird.
Figur 6 zeigt das tiefpassgefilterte Signal TP für -ψ = π/4 und ψ = π/2.
In diesem Sonderfall sind die Anteile A1 und A3 null und die Impulsamplituden haben gleiche Werte allerdings mit unterschiedlichen Vorzeichen. Nach der Integration von TP würde ein Wert null resultieren, der keine Abstandsbestimmung zulässt. In diesem Fall muss die Phasenlage ± #3. durch ^ ^ ersetzt werden.
Das tiefpassgefilterte Signal TP wird der signalverarbeitenden Anordnung 60 zugeführt, die im Rahmen einer digitalen Signalverarbeitung die genaue Ermittlung des Abstands D ermöglicht. Hierzu wird das tiefpassgefilterte Signal TP zunächst von den Gleichanteilen mit den relativen Amplituden A1 , A3, deren Höhe stets gleich ist, befreit und anschließend integriert, sodass eine Mittelwertbildung der Impulsdauern PD erfolgt, welche die Phasenverschiebung ψ und damit den Abstand D widerspiegeln. Die Integration bzw. Mittelwertbildung gleicht sporadische Messwertschwankungen aus.
Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung ist vorgesehen, dass die erfindungsgemäße Ermittlung des Abstands D, die in Bezug auf den maximalen erfassbaren Abstand D eindeutig ist, zur Grob-Messung des erfindungsgemäßen Näherungssensors 10 herangezogen wird. Mit dieser Maßnahme kann Eindeutigkeit erreicht werden, wenn eine hochaufgelöste Erfassung des Abstands D vorgesehen ist, die
jedoch in Bezug auf den maximalen erfassbaren Abstand D zu einem mehrdeutigen, mit der halben Wellenlänge des Sendesignals Tx sich periodisch wiederholenden Messergebnis führen würde. Als hoch aufgelöstes Verfahren zur Ermittlung des Abstands kann beispielsweise die im Stand der Technik gemäß der nicht veröf- fentlichten internationalen Anmeldung PCT/DE2013/00034 beschriebene Messung herangezogen werden, die auf einer Ermittlung des Reflexionsfaktors beruht. Die erfindungsgemäß vorgesehene Vorgehensweise zur Ermittlung des Abstands kann die im genannten Stand der Technik beschriebene Grob-Messung bzw. Grob- Kalibrierung ersetzen.