Verfahren zum Anstellen einer Richtwalze einer Richtwalzanlage Beschreibung:
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Anstellen von wenigstens einer anstellbaren Richtwalze einer zum Richten eines Richtguts eingerichteten, mehrere Richtwalzen aufweisenden Richtwalzanlage unter Berücksichtigung von wenigstens einer Richtguteigenschaft des Richtguts.
Beim Richtwalzen eines Richtguts, beispielsweise in Form eines Blechs, eines Bands, einer Tafel, eines Profils, eines Trägers oder dergleichen, werden durch gegensinnige Biegungen des Richtguts Eigenspannungen und Planheitsfehler aus dem Richtgut entfernt. Eine hierfür optimale Anstellung einzelner Richtwalzen einer Richtwalzanlage stellt eine besondere Herausforderung dar, insbesondere da diese Anstellung von der jeweiligen Anlagengeometrie und den jeweiligen Richtguteigenschaften abhängt.
Bestehende Ansätze zur Regelung einer Anstellung von Richtwalzen messen zumeist eine Planheit eines aus einer Richtwalzanlage auslaufenden Richtguts und regeln die Anstellung der Richtwalzen auf Basis der gemessenen Planheit. Hierbei ist nachteilig, dass ein in einer Richtwalzanlage befindlicher
Richtgutabschnitt nicht unter Berücksichtigung seiner Richtguteigenschaften, sondern unter Berücksichtigung von Richtguteigenschaften eines
Richtgutabschnitts gerichtet wird, welcher zuletzt die Richtwalzanlage verlassen hat. Somit werden auftretende Schwankungen in Richtguteigenschaften eines Richtgutabschnitts erst dann erfasst, wenn dieser Richtgutabschnitt die
Richtwalzanlage bereits vollständig durchlaufen hat. Insbesondere wird hierdurch ein Anfangsabschnitt eines Richtguts gewissermaßen ohne Kenntnis seiner exakten Richtguteigenschaften gerichtet, was mit einem relativ hohen
Ausschussrisiko verbunden ist. Insgesamt kann es folglich bei einem solchen Regelungsansatz vorkommen, dass ein Richtgut nicht optimal gerichtet wird, was zu einem erhöhten Ausschuss führen kann.
Es ist des Weiteren aus der Veröffentlichung„Voraussetzungen und Möglichkeiten für die automatisierte Anstellung von Rollenrichtmaschinen unter Anwendung von Mikrorechnern", Wilhelm Guericke et al., Wissenschaftliche Zeitschrift der
Technischen Hochschule Otto von Guericke, Magdeburg, 1983, Heft 1/2 bekannt, aus auf die Richtwalzen einwirkenden Kräften Prozessgrößen zu ermitteln, diese aufzubereiten und aus den Prozessgrößen mit Hilfe eines mathematischen Modells eines Richtprozesses Korrekturwerte für die Anstellung der Richtwalzen zu ermitteln, wodurch während des Richtprozesses eine optimale technologische Steuerung der verwendeten Richtwalzanlage möglich ist.
EP 0 946 312 B1 beschreibt ein Verfahren zum verzögerungslosen und
selbsttätigen Anpassen einer Einstellung von mindestens einer Richtwalze einer Richtwalzanlage an kontinuierlich gemessene Daten des jeweiligen Richtguts ohne Stillsetzung des Richtprozesses.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein optimales Richten von Richtgut zu ermöglichen und einen Ausschuss beim Richten von Richtgut zu reduzieren. Diese Aufgabe wird durch die unabhängigen Ansprüche gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den abhängigen Ansprüchen wiedergegeben, welche jeweils für sich genommen oder in verschiedener Kombination miteinander einen Aspekt der Erfindung darstellen können. Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Anstellen von wenigstens einer anstellbaren Richtwalze einer zum Richten eines Richtguts eingerichteten, mehrere Richtwalzen aufweisenden Richtwalzanlage unter Berücksichtigung von wenigstens einer Richtguteigenschaft des Richtguts, wird die Richtguteigenschaft aus einem Zuordnungen enthaltenden Modell ermittelt, wobei jede Zuordnung wenigstens einen vorab erfassten Wert von zumindest einer Messgröße einerseits und/oder einen aus vorab erfassten Werten für verschiedene Messgrößen
abgeleiteten Zusammenhang andererseits eindeutig einer bestimmten Richtguteigenschaft zuordnet, wobei ein Ist-Wert der Messgröße bzw. ein aus Ist- Werten für verschiedene Messgrößen abgeleiteter Ist-Zusammenhang durch wenigstens eine Testmessung ermittelt wird, und wobei die Richtguteigenschaft aus dem Modell ermittelt wird, indem diejenige Richtguteigenschaft ausgewählt wird, der ein Wert der Messgröße zugeordnet ist, welcher im Wesentlichen dem ermittelten Ist-Wert der Messgröße entspricht, bzw. der ein aus Werten für verschiedene Messgrößen abgeleiteter Zusammenhang zugeordnet ist, welcher im Wesentlichen dem ermittelten Ist-Zusammenhang entspricht.
Erfindungsgemäß kann wenigstens eine Richtgutqualität eines zu richtenden Richtguts statt aus einer direkten Messung der Richtgutqualität an dem zu richtenden Richtgut aus einem vorab erstellten Modell ermittelt werden, in dem einzelnen Richtguteigenschaften wenigstens ein erfasster Wert von zumindest einer Messgröße und/oder ein aus vorab erfassten Werten für verschiedene Messgrößen abgeleiteter Zusammenhang eindeutig zugeordnet ist. Diese
Ermittlung einer bei einem Richtprozess zu berücksichtigen Richtguteigenschaft kann unter sehr geringer Rechenleistung erfolgen und daher auch„online" während eines Richtprozesses durchgeführt werden. Durch einen Abgleich von Ist-Werten bzw. Ist-Zusammenhängen mit in dem Modell enthaltenen Werten bzw. Zusammenhängen kann eine Zuordnung ausgewählt werden, deren Wert bzw. Zusammenhang dem Ist-Wert bzw. Ist-Zusammenhang entspricht. Hierdurch wird automatisch die in der jeweiligen Zuordnung enthaltene Richtguteigenschaft ausgewählt. Ein Zusammenhang kann durch eine zwei oder mehrdimensionale Funktion oder eine wenigstens abschnittweise gegebene Eigenschaft einer solchen Funktion gegeben sein.
Das Modell kann ein analytisches oder ein numerisches Modell sein. Bei einem numerischen Modell können Stützstellen berechnet und anschließend mit Hilfe mehrdimensionaler Regressionsfunktionen beschrieben werden. Ein analytisches Modell und ein numerisches Modell können jeweils zur Erfassung und eindeutigen
Zuordnung wenigstens eines vorab erfassten Werts von zumindest einer
Messgröße einerseits und/oder eines aus vorab erfassten Werten für
verschiedene Messgrößen abgeleiteten Zusammenhangs andererseits zu einer bestimmten Richtguteigenschaft eingerichtet sein, wozu beispielsweise eine Finite-Elemente-Methode eingesetzt werden kann. Die in dem Modell enthaltenen Zuordnungen können empirisch aus entsprechenden Messkampagnen mittels der Richtwalzanlage bzw. gleich oder ähnlich ausgebildeten Richtwalzanlagen oder mittels einer eigens dafür vorgesehenen separaten Testeinrichtung ermittelt werden. Das Modell kann des Weiteren ein Online-Modell oder ein Offline-Modell sein. Das Modell kann eine Datenbank umfassen, in der die Zuordnungen in Form eines Prozesskennfelds enthalten sind, welches die einzelnen
Richtguteigenschaften in eindeutige Beziehungen mit dem jeweilig vorab erfassten Wert von wenigstens einer Messgröße einerseits und/oder dem jeweilig aus vorab erfassten Werten für verschiedene Messgrößen abgeleiteten Zusammenhang andererseits bringt. Es kann in der Datenbank für verschiedene mit der
Richtwalzanlage durchführbare Richtprozesse jeweils ein solches
Prozesskennfeld enthalten sein. Alternativ kann das Modell eine die Zuordnungen enthaltende Lookup-Tabelle umfassen, die in der Datenbank enthalten ist. Die Erstellung der Datenbank kann vor Durchführung der weiteren Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgen.
Eine Richtguteigenschaft kann beispielsweise eine Anfangskrümmung eines zu richtenden Richtguts, ein Elastizitätsmodul eines zu richtenden Richtguts, eine Streckgrenze eines zu richtenden Richtguts oder dergleichen sein.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können auch zwei oder mehrere, insbesondere alle, anstellbaren Richtwalzen einer Richtwalzanlage entsprechend angestellt werden. Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens kann insbesondere eine optimal an die jeweilige Richtguteigenschaften eines zu richtenden Richtguts angepasste Anstellung von Richtwalzen der Richtwalzanlage erfolgen, sobald ein zu richtendes Richtgut in die Richtwalzanlage einläuft. Hierdurch kann das
Richtgut von Beginn an optimal gerichtet werden. Folglich kann gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren ein optimales Richten von Richtgut ermöglicht und der Ausschuss beim Richten in Form von unzureichend gerichtetem Richtgut reduziert werden.
Durchläuft ein Abschnitt eines zu richtenden Richtguts eine Richtwalzanlage, dessen Richtguteigenschaften nicht bekannt sind, wie es bei dem oben
beschriebenen Stand der Technik auftreten kann, kann es dazu kommen, dass sich der Abschnitt in der Richtwalzanlage verkeilt, was mit einer Stillsetzung bzw. einer Einschränkung der Verfügbarkeit der Richtwalzanlage verbunden ist. Durch das erfindungsgemäße Verfahren kann ein solches Verkeilen eines Abschnitts eines zu richtenden Richtguts verhindert werden, da Richtguteigenschaften eines zu richtenden Richtguts vor dem Richten oder unmittelbar zu Beginn des Richtens des zu richtenden Richtguts ermittelbar und zur optimalen Anstellung der
Richtwalzen der Richtwalzanlage berücksichtigbar sind.
Die Testmessung kann mittels wenigstens einer Richtwalze der Richtwalzanlage und einer der Richtwalze zugeordneten AnStelleinrichtung und/oder mittels einer der Richtwalzanlage vorgeschalteten oder separaten Testeinrichtung erfolgen. Die Testeinrichtung kann zumindest einem Teil der Richtwalzanlage nachgebildet oder andersartig ausgebildet sein.
Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung wird als Messgröße ein von einer ausgewählten Richtwalze der Richtwalzanlage während eines Richtbetriebs der Richtwalzanlage erzeugtes Drehmoment, eine auf die ausgewählte Richtwalze während einer Testanstellung der ausgewählten Richtwalze bis zu einer vorgegebenen Eintauchtiefe in dem jeweiligen Richtgut einwirkende Kraft und/oder ein Stellweg der ausgewählten Richtwalze während einer Testanstellung der ausgewählten Richtwalze bis zu einer vorgegebenen Eintauchtiefe in dem jeweiligen Richtgut verwendet. Alternativ oder zusätzlich kann statt der auf die ausgewählte Richtwalze während einer Testanstellung der ausgewählten
Richtwalze bis zu einer vorgegebenen Eintauchtiefe in dem jeweiligen Richtgut einwirkende Kraft die hierbei auf wenigstens eine mit der ausgewählten
Richtwalze zusammenwirkenden, auf der gegenüberliegenden Seite des zu richtenden Richtguts angeordneten Richtwalze einwirkende Kraft als Messgröße verwendet werden. Die ausgewählte Richtwalze kann bezüglich einer
Massenflussrichtung in einem Endbereich, vorzugsweise in einem mittleren Bereich oder besonders bevorzugt in einem Anfangsbereich einer
Richtwalzanlage angeordnet sein. Bei der Testanstellung handelt es sich um eine Anstellung der ausgewählten Richtwalze, welche nicht zum Richten eines zu richtenden Richtguts erfolgt, sondern dazu dient, eine anschließende Anstellung von wenigstens einer Richtwalze der Richtwalzanlage, welche auch die
ausgewählte Richtwalze selbst sein kann, zum Richten eines zu richtenden Richtguts vornehmen zu können. Die jeweilig vorgegebene Eintauchtiefe kann unter Berücksichtigung einer elastischen und/oder plastischen Verformbarkeit des zu richtenden Richtguts festgelegt werden. Die Kraft und der Stellweg können beispielsweise über eine gekoppelte Kraft-Stellweg-Messung erfasst werden, aus der die Abhängigkeit der Kraft von dem Stellweg ableitbar ist. Eine Testanstellung kann vor einem Richten, unmittelbar zu Beginn eines Richtens oder in einer Unterbrechungspause eines Richtvorgangs vorgenommen werden. Durch
Letzteres kann überprüft werden, ob eine erfolgte Anstellung der wenigstens einen Richtwalze der Richtwalzanlage beibehalten werden kann oder geändert werden muss.
Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung wird ein aus Werten für verschiedene Messgrößen abgeleiteter Zusammenhang durch eine
Vergleichsfunktion gebildet, welche mittels einer Ausgleichsrechnung aus den jeweiligen Werten für die verschiedenen Messgrößen abgeleitet wird, wobei ein aus Ist-Werten für verschiedene Messgrößen abgeleiteter Ist-Zusammenhang durch eine Ist-Vergleichsfunktion gebildet wird, welche mittels einer
Ausgleichsrechnung aus den jeweiligen Ist-Werten für die verschiedenen
Messgrößen abgeleitet wird. Als Ausgleichsrechnung kann beispielsweise eine
Regressionsrechnung bzw. ein Curve-Fitting-Verfahren verwendet werden. Nach dieser Ausgestaltung werden somit nicht einzelne Werte sondern Funktionen bzw. diese beschreibende Parameter miteinander verglichen, um eine Zuordnung aus dem Modell auszuwählen.
Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung sieht vor, dass ein Zusammenhang bzw. Ist-Zusammenhang aus einem Wert bzw. Ist-Wert für den Stellweg der
ausgewählten Richtwalze, an dem eine während einer Testanstellung auf die ausgewählte Richtwalze und/oder auf eine mit der ausgewählten Richtwalze zusammenwirkende Richtwalze einwirkende Kraft einen Nullwert verlässt, einem Wert bzw. Ist-Wert für die auf die ausgewählte Richtwalze und/oder auf eine mit der ausgewählten Richtwalze zusammenwirkende Richtwalze während der Testanstellung einwirkende Kraft, ab welcher eine plastische Verformung des zu richtenden Richtguts erfolgt, und einem Wert bzw. Ist-Wert für eine Steigung einer aus einer kombinierten Kraft-Stellweg-Messung während der Testanstellung abgeleiteten Kraft-Stellweg-Kurve im Bereich einer ausschließlich elastischen Verformung des zu richtenden Richtguts abgeleitet wird. Bei einer solchen Kraft- Weg-Messung wird eine auf die ausgewählte Richtwalze einwirkende Kraft in Abhängigkeit des Stellwegs der ausgewählten Richtwalze erfasst. In der Praxis ist der Nullwert der Kraft mit einer Toleranz zu versehen, um einen Wert bzw. Ist- Wert für den Stellweg der ausgewählten Richtwalze nur dann zu erfassen, wenn tatsächlich die ausgewählte Richtwalze in Kontakt mit dem zu richtenden Richtgut kommt. Wäre der Nullwert nicht mit einer Toleranz versehen, könnte es
beispielsweise durch Vibrationen in der Richtwalzanlage zu einer Fehlerfassung entsprechender Werte bzw. Ist-Werte kommen, was es zu verhindern gilt.
Es wird des Weiteren als vorteilhaft erachtet, wenn als ausgewählte Richtwalze eine einlaufseitig an der Richtwalzanlage zuerst mit dem zu richtenden Richtgut in Kontakt kommende Richtwalze verwendet wird. Hierdurch kann wenigstens eine Richtguteigenschaft so früh wie möglich mittels der Richtwalzanlage selbst ermittelt werden, insbesondere bevor ein Richten eines zu richtenden Richtguts
begonnen hat, was mit einer Reduzierung von Ausschuss beim Richten und mit einer Erhöhung der Verfügbarkeit einer Richtwalzanlage einhergeht.
Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung erfolgt das Anstellen der wenigstens einen Richtwalze unter Berücksichtigung einer Dicke des zu richtenden Richtguts. Die Dicke des zu richtenden Richtguts kann separat von der Richtwalzanlage mittels einer geeigneten Erfassungseinrichtung, beispielsweise einem laserbasierten Dickenmesssystem, erfasst werden. Die Dicke eines zu richtenden Richtguts stellt eine für eine optimale Anstellung von Richtwalzen einer Richtwalzanlage wichtige Regelgröße dar.
Vorteilhafterweise erfolgt das Ermitteln der Richtguteigenschaft vor oder zu Beginn eines Richtbetriebs der Richtwalzanlage. Letzteres bedeutet eine Online- Ermittlung der Richtguteigenschaft, so dass hierzu keine Stillsetzung der
Richtwalzanlage erfolgen muss. Hierdurch wird die Produktivität der
Richtwalzanlage gesteigert.
Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung sieht vor, dass die ermittelte
Richtguteigenschaft während eines Richtbetriebs der Richtwalzanlage überwacht wird, wobei bei Feststellung einer Abweichung der Ist-Richtguteigenschaft von der ermittelten Richtguteigenschaft eine Nachregelung der Anstellung der wenigstens einen Richtwalze erfolgt. Die Überwachung der Richtguteigenschaft kann über die gesamte Länge eines zu richtenden Richtguts erfolgen. Diese Ausgestaltung des Verfahrens ist von Vorteil, da Richtguteigenschaften eines zu richtenden Richtguts in der Regel variieren. Dies kann gemäß dieser Ausgestaltung des Verfahrens zur optimalen Anstellung der Richtwalzen der Richtwalzanlage berücksichtigt werden.
Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung wird während eines
Richtbetriebs der Richtwalzanlage ein Elastizitätsmodul eines in der
Richtwalzanlage befindlichen, zu richtenden Richtguts aus den jeweilig von den Richtwalzen erzeugten momentanen Drehmomenten und aus einer aus auf die
Richtwalzen jeweilig einwirkenden Kräften abgeleiteten Streckgrenze des zu richtenden Richtguts abgeleitet. Hiernach kann eine Richtguteigenschaft, nämlich das Elastizitätsmodul, des im Richtbetrieb gerichteten Richtguts ohne Stillsetzung der Richtwalzanlage ermittelt werden. Das ermittelte Elastizitätsmodul kann dazu verwendet werden, die jeweilige Anstellung der Richtwalzen zu regeln. Die Drehzahlen der einzelnen Richtwalzen können unter Berücksichtigung der jeweiligen Anstellung der Richtwalzen geregelt werden, um durch den Kontakt des zu richtenden Richtguts mit den Richtwalzen bzw. durch deren jeweiligen
Drehmomente erzeugte mechanische Spannungen in dem zu richtenden Richtgut weitestgehend zu reduzieren.
Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung sieht vor, dass die in dem Modell enthaltenen Zuordnungen durch vorhergehende Messungen an zu richtenden Richtgütern ermittelt werden, wobei die Messungen mittels der Richtwalzanlage, einer gleich ausgebildeten Richtwalzanlage oder einer separaten Testeinrichtung an verschiedenen Richtgütern durchgeführt werden. Das Modell enthält hiernach empirisch ermittelte Zuordnungen. Es besteht die Möglichkeit, aus aktuellen Ist- Messungen weitere Zuordnungen zu generieren und in dem Modell abzulegen. Das erfindungsgemäße Computerprogramm umfasst auf einem computerlesbaren Datenträger gespeicherte Programmcodemittel, die einen Computer oder eine entsprechende Recheneinheit veranlassen, ein Verfahren gemäß einer der vorgenannten Ausgestaltungen oder einer beliebigen Kombination derselben durchzuführen, wenn sie auf dem Computer bzw. der entsprechenden
Recheneinheit ausgeführt werden. Mit dem Computerprogramm sind die oben mit Bezug auf das Verfahren genannten Vorteile entsprechend verbunden.
Der erfindungsgemäße Datenträger umfasst ein vorgenanntes
Computerprogramm. Mit dem Datenträger sind die oben mit Bezug auf das Verfahren genannten Vorteile entsprechend verbunden.
Das erfindungsgemäße Computersystem zeichnet sich dadurch aus, dass auf ihm ein vorgenanntes Computerprogramm geladen ist. Mit dem Computersystem sind die oben mit Bezug auf das Verfahren genannten Vorteile entsprechend
verbunden.
Im Folgenden wird die Erfindung unter Bezugnahme auf die anliegenden Figuren anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels exemplarisch erläutert, wobei die nachfolgend dargestellten Merkmale sowohl jeweils für sich genommen als auch in verschiedener Kombination miteinander einen Aspekt der Erfindung darstellen können. Es zeigen
Figur 1 : ein beispielhaftes Kraft-Weg-Diagramm, welches aus einer
erfindungsgemäßen Kraft-Weg-Messung abgeleitet worden ist und Figur 2: einen Ablauf eines Ausführungsbeispiels für ein erfindungsgemäßes
Verfahren.
Figur 1 zeigt ein beispielhaftes Kraft-Weg-Diagramm, welches aus einer erfindungsgemäßen Kraft-Weg-Messung abgeleitet worden ist. Auf der Abszisse ist der Stellweg s und auf der Ordinate die auf die zur Kraft-Weg-Messung verwendete ausgewählte Richtwalze einwirkende Kraft F aufgetragen. Bei dem Stellweg So verlässt eine auf die ausgewählte Richtwalze einwirkende Kraft F einen toleranzbehafteten Nullwert. Mit mei ist eine Steigung der aus der Kraft-Weg- Messung abgeleiteten Kraft-Weg -Kurve 1 im annähernd linearen Bereich der Kraft-Weg -Kurve 1 zu Beginn des Eintauchens der ausgewählten Richtwalze in das jeweilige Richtgut bezeichnet, wobei in diesem linearen Bereich eine elastische Verformung des zu richtenden Richtguts erfolgt. Die Kraft Fpi
kennzeichnet eine auf die ausgewählte Richtwalze einwirkende Kraft, ab welcher der annähernd lineare Bereich der Kraft-Weg-Kurve 1 in einen nichtlinearen Bereich der Kraft-Weg-Kurve 1 übergeht, in dem eine plastische Verformung des zu richtenden Richtguts erfolgt.
Figur 2 zeigt einen Ablauf eines Ausführungsbeispiels für ein erfindungsgemäßes Verfahren. In Schritt 10 wird wenigstens ein Wert von zumindest einer Messgröße und/oder von zwei oder mehreren Messgrößen erfasst. In Schritt 20 werden Zuordnungen erstellt, wobei jede Zuordnung wenigstens einen vorab erfassten Wert von zumindest einer Messgröße einerseits und/oder einen aus vorab erfassten Werten für verschiedene Messgrößen abgeleiteten Zusammenhang andererseits eindeutig einer bestimmten Richtguteigenschaft zuordnet. In Schritt 30 werden die Zuordnungen in Form von wenigstens einem Prozesskennfeld in einem Modell abgelegt.
In Schritt 40 wird wenigstens ein Ist-Wert von zumindest einer Messgröße und/oder von zwei oder mehreren Messgrößen erfasst bzw. ein aus erfassten Ist- Werten für verschiedene Messgrößen abgeleitete Ist-Zusammenhänge ermittelt. In Schritt 50 wird der erfasste Ist-Wert bzw. Ist Zusammenhang mit den in dem Modell enthaltenen Zuordnungen abgeglichen, um eine bei einem geplanten Richten eines zu richtenden Richtguts zu berücksichtigende Richtguteigenschaft aus dem Modell zu ermitteln, indem diejenige Richtguteigenschaft ausgewählt wird, der ein Wert der Messgröße zugeordnet ist, welcher im Wesentlichen dem ermittelten Ist-Wert der Messgröße entspricht, bzw. der ein aus Werten für verschiedene Messgrößen abgeleiteter Zusammenhang zugeordnet ist, welcher im Wesentlichen dem ermittelten Ist-Zusammenhang entspricht. In Schritt 60 wird die in Schritt 50 ausgewählte Richtguteigenschaft zur Anstellung der Richtwalzen einer Richtwalzanlage verwendet. Die gestrichelte Linie in Figur 2 deutet eine Testmessung zum Ermitteln eines Ist-Werts bzw. eines Ist-Zusammenhangs an, zu deren Durchführung ein laufender Richtprozess kurzzeitig unterbrochen wird. Diese Testmessung kann zur Aktualisierung bzw. Ergänzung des Modells verwendet werden.
Bezugszeichenliste: 1 Kraft-Weg -Kurve
10 Schritt
20 Schritt
30 Schritt
40 Schritt
50 Schritt
60 Schritt