Bezeichnung der Erfindung
Beschichtet«* Bauteil
Beschreibung
Gebiet der Erfindung
Die Erfindung betrifft ein beschichtetes Bauteil aus Stahl, insbesondere Wölzlagerbauteil, wobei die Besch ich tu ng Chrom aufweist. Ferner betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung einer solchen Beschichtung auf einem metallischen Substrat.
Hintergrund der Erfindung Ein beschich tes Watzlagerbauteil ist beispielsweise aus der DE 0 2009 023 818 A1 bekannt. Als Beschichtung ist in diesem Fall eine Nickellegierung vorgesehen, weiche durch ein chemisches Abscheideverfahren erzeugt wird und eine Dicke von ca. 2 pm aufweist. Aus der DE 10 2008 017 270 B3 ist eine strukturierte Chfom-Feststoffpartikel- Schicht mit einem Rissnetzwerk bekannt. In welches Festetoffpartikel eingelagert sind. Die Schicht wird elektrolytisch hergestellt und soll für Kolbenringe geeignet sein. Eine mehrlagige, elektrorytisch abgeschiedene Chromschicht ist zum Beispiel aus der DE 10 2009 045 889 A1 bekannt. Die Dicke einzelner Schichtlagen betragt hierbei beispielsweise maximal 7 pm, insbesondere maximal 3 pm. Zusätzlich zu Chrom können die Schichtlagen Fremdionen wie Carbid,
Molybdän-, Vanadium- oder Wolfram-Ionen enthalten. Die Möglichkeit, Schutzschichten durch physikalische Gasphasenabscheidung (PVD) zu erzeugen, ist In der DE 10 2009 045 889 A1 ebenfalls erwähnt. Jedoch sei dieses Herstellungsverfahren wegen der Tatsache, dass es aus wirtschaftlichen Gründen lediglich für für dünne Schichten im Bereich einiger Manometer bis hin zu einigen Mikrometern In Betracht käme, für die Herstellung von Verschleißschutzschichten nicht zu empfehlen.
Verschleißschutzschlchten. die Im PVD (phyaical vapour depoeition)-Verfahren abgeschieden werden, können im Wesentlichem aus Kohlenstoff aufgebaut sein und werden auch als DLC (diamond llke carbon Sc ichte bezeichnet. Ein Beispiel einer solchen Besch ich tu ng ist In der DE 10 2006 029 415 A1 offenbart. Zwischen der Kohlenstoffschicht und dem Grundwerkstoff kann sich eine Stützschlcht befinden, welche beispielsweise Chrom enthalt.
Aufgabe der Erfindung
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Beschichtung eines metallischen Bauteils, beispielsweise Wätzlagerbauteits, insbesondere hinsichtlich der in Zusammenwirkung mil Schmierstoffen relevanten Eigenschaften weiterzuentwickeln.
Zusammenfassung der Erfindung
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein beschichtetes Bauteil mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie durch ein Verfahren zur Herstellung einer Beschichtung mit der» Merkmalen des Anspruchs 9. Im Folgenden im Zusammenhang mit dem Bauteil erläuterte Ausgestaltungen und Vorteile der Erfindung gelten sinngemäß auch für das Herstellungsverfahren und umgekehrt.
Das beschichtete Bauteil weist ein metallisches Substrat sowie eine hierauf Im PVD-Verfahren aufgebrachte Beschickung aus Chrom mit einer Stärke von weniger als 2 um auf. Auf die Chromschicht wird keine weitere Besch ich tu ng aufgebrecht. Es wird jedoch an der Bauteiloberfläche, das heißt an der Oberfläche der Chromechicht, eine Verbindung aus Chrom und mindestens einem weiteren Element gebildet. Diese Verbindung wird entweder Im Rahmen des HersteJIungsprozesses dee Bauteile oder erst nach der Inbetriebnahme des Beuteiis durch die herrschenden Betriebsbedingungen, insbesondere Beaufschlagung mit Schmiermittel, erzeugt Die Dicke der Chromschicht wird durch die Verbindung mit dem weiteren Element praktisch nicht erhöht.
Die Erfindung geht von der Überlegung aus, dass Schmierstoffe in der Wälzlagertechnik sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Lebensdauer eines Lagers haben können. Negative Auswirkungen sind insbesondere durch Abbauprodukte oder Atterungsprodukte von Schmierstoffen denkbar.
Bei SchWIgungsmechanternen an der Oberflache von metallischen Bauteilen kann Wasserstoff eine Rolle spielen. Atomarer Wasserstoff wird bei der galvanischen Abschekjung einer Metallschicht prozessbedingt in die Metallschicht eingebaut, wobei auch eine Diffusion von Wasserstoff in den Grundwerkstoff möglich Ist. Zusätzlich sind während des laufenden Betriebes des Bauteils Einflüssen durch naszlerenden Wasserstoff denkbar. Schädigungsmechanismen durch Wasserstoff werden in der Wälzlagertechnik mit sogenannten weiß anätzenden Rissen oder Bereichen (WEC = white etching cracks; WEA = white etchlng areas) In Verbindung gebracht. Auf diese Thematik wird beispielsweise In dem Dokument WO 2009/065515 A2 eingegangen.
Während nach dem genannten Stand der Technik die Widerstandsfähigkeit einer metallischen Beschichtung, insbesondere Chrombeschichtung, durch Erhöhung der Schichtdicke, durch einen mehrlagigen Aufbau, oder durch den
Einbau von zusätzlichen Beschichtungsbestandteilen optimiert werden soll, ist nach der Erfindung die Schichtdicke auf sehr geringe Werte von maximal 2 pm, vorzugsweise weniger als 1 pm. besonders bevorzugt weniger als 500 nm, beschrankt, wobei die Schicht nicht nasschemisch erzeugt, sondern aus der Gasphase abgeschieden wird.
Die aus der Gasphase abgeschiedene Chromschioht wird im vorliegenden Fall vereinfachend stets als PVD-Schicht bezeichnet, womit sie von einer aus einer wässrigen Phase abgeschiedenen Schicht abgegrenzt wird. Auch Schichten, die nach dem CVD (chemical vapour deposition)- erfahren, dem PA-CVD (physical assisied chemical vapour deposltion}- Verfahren, oder dem O-CVD (metal organic chemical vapour deposltton)-Verfahren hergestellt sind, werden demnach unter den Begriff .PVD-Beschichtung" subsumiert. In allen Fällen hat diese Beschichtung den Vorteil, dass sie eine rissfreie Barriere gegen Umwelteinflüsse, insbesondere gegen Wasserstoff, bildet. Überraschenderwelse hat sich gezeigt, dass die geringe Schichtdicke von unter 2 pm selbst unter extremen Umgebungsbedingungen eine ausreichende Schutzwirkung bietet. An der Beschichtunc^berflache kann das Chrom mit von außen einwirkendem Sauerstoff Chromoxid bHden. Das als Randschicht entstehende Chromoxid bildet einen integralen Bestandteil der Beschichtung des Bauteils, welcher im Laufe des Betriebs des Bauteils anwachsen kann, wobei die gesamte Beschichtung weiterhin als Chromschicht bezeichnet wird.
Gemäß einer vorteilhaften Verfahrensführung wird gegen Ende des Beschichtungsprozesses, welcher in einer Beschichtungskammer stattfindet, die Beschichtungskammer bei einer Temperatur zwischen 130"C und 160'C, insbesondere bei einer Temperatur von ca. 150*C, belüftet, um an der Oberfläche der bereite fertiggestellten Chromschicht gezielt Chromoxid zu bilden. Unter einer Belüftung wird In diesem Zusammenhang auch die Zugabe einer synthetischen, Sauerstoff enthaltenden Gasmischung oder von reinem Sauerstoff verstanden. In jedem Fall sorgt die Sauerstoffzugabe im
angegebenen Temperaturbereich beim Abschluss des Beschichtungsvorganges für die Entstehung einer extrem dicken und dichten Oxidschicht, welche im Betrieb des damit beschichteten BauteHs, insbesondere Lagerbauteils, jegliche nachteilige Wechselwirkung mit schädigenden Elementen oder Verbindungen aus einem Schmierstoff unterbindet.
Ansteile von Sauerstoff kann auch Stickstoff als weiteres Element mit der Chromschicht eine Verbindung eingehen, wobei in diesem Fall Chromnitrid als besonders widerstandsfähige Barriere gegenüber Umwelteinflüssen gebildet wird,
Das Chromnitrid ist im Rahmen der Bildung der insgesamt als Chromschicht bezeichneten PVD-Beschichtung beispielsweise durch ein reaktives PVD- Sputterverfahren aufgebracht, Vorzugsweise liegt das Chromnitrid in der Beschichtung nanokristallkn in Form verschiedener Cr , Phasen vor. Der Anteil der Cr2N-Bindungen betragt hierbei vorzugsweise über 70%. Weitere vorteilhafte Merkmale von Cn , Phasen, wie sie an der Oberfläche der PVD- Beschichtung herstellbar sind, sind zum Beispiel In der DE 10 2004 043 550 B4 offenbart
In bevorzugter Ausgestaltung beträgt die Harte der Beschichtung aus Chrom und mindestens einer Verbindung, welche außer Chrom mindestens ein weiteres Element enthalt, zwischen 800 und 1200 HV 0,3. Die Beschichtung ist vorzugsweise mindestens 100 nm dick.
Das Verfahren zur Herstellung einer Beschichtung umfasst unabhängig vom technischen Anwendungsgebiet folgende Merkmale:
- Ein Werkstück. Insbesondere Walziagerteil. wird aus einem metallischen Substrat gefertigt,
- auf das Substrat wird mittels Gasphasenabscheidung eine Chromsc icht mit einer Stärke von weniger als 2 pm aufgebracht, welche die Werkstückoberflöche bildet und nicht weiter beschichtet wird. Die Chromschicht wird ohne Zwischenschicht direkt auf dem Grundwerkstoff erzeugt und ist - im Anwendungsgebiet Wälzlager - überrotlbar. Bei dem Werkstück handelt es sich beispielsweise um einen Lagerring oder einen Wälzkörper eines Lagers einer Windkraftanlage. Ein besonderer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt neben den herausragenden Schutzelgenschaften der Be Schichtung in der Tatsache, dass durch den Beschichtungsvorgang die Abmessungen des Werkstücks nur in äußerst geringem Maße geändert werden. Die Besch ich tung wird beispielsweise durch Sputtem aufgebracht Im Gegensatz zu elektrochemischen Beschichtungsverfahren hat dies zusätzlich zur Rissfreiheit der Schicht den Vorteil, dass die Schichtdicke an verschiedenen Bereichen der Oberfläche des Werkstücks kaum von der Werkstückgeometrie, beispielsweise Kanten, abhängig ist. Nachfolgend wird ein Ausfuhrungsbeispiel der Erfindung anhand einer Zeichnung näher erläutert. Hierin zeigen jeweils ausschnittsweise in einer schematischen Schnittdarstellung:
Kurze Beschreibung der Zeichnung
Fig. 1 ein erfindungsgemäß mit Chrom im PVD-Verfahren beschichtetes
Baute«. Flg. 2 zum Vergleich ein Bauteil mit galvanisch erzeugter Chromschicht.
Ausführliche Beschreibung der Zeichnung
Ein in Fig. 1 insgesamt mit dem Bezugszeichen 1 gekennzeichnetes Bauteil, nämlich WälzJagerbautell, beispielsweise Innenring, Außenring oder WäfekÖrper, ist aus einem metallischen Grundwerkstoff, auch als Substrat 2 bezeichnet, hergestellt, auf weichen eine Beschtehtung 3 aufgebrecht ist,
Die Beschichtung 3 besteht größtenteils aus Chrom und ist im PVD-Verfahren erzeugt. Die zunächst - unmittelbar nach der Herstellung - als Schicht aus reinem Chrom vorliegende Beschichtung 3 bildet auf ihrer Oberfläche, welche zugleich die Werkstückoberflache darstellt, mit Sauerstoff aus der Umgebung eine Chromoxidschicht 4, welche von einer darunter liegenden, direkt an den Grundwerkstoff, nämlich Wälzlagerstahl, beispielsweise 100Cr6 oder M50NIL, grenzenden Chromschlcht 5 zu unterscheiden ist Die Dicke der ChromoxkJschicht 4 in Relation zur Gesamtdicke der Beschichtung 3 ist in Flg. 1 nicht maßstablich dargestellt. Die Gesamtdicke der Beschichtung 3 beträgt 1 bis 2 pm. Dies gilt für ebene Oberflächenabschnitte des Bauteils 1 ebenso wie für gekrümmte O >erflachenabschnttte, auch mit engen Krümmungsradien von beispielsweise deutlich weniger als 1 mm. Die Beschichtung 3 weist weder Fehlstellen noch Erhebungen, etwa in Form sogenannter Droplets, auf.
Gegenüber schädigenden Umwelteinflüssen, insbesondere Wasserstoff, stellt die Chromoxidschictit 4 eine undurchlässige Barriere dar. Selbst bei einer geringfügigen, nicht bis zum Grundwerkstoff ragenden Verletzung der Beschichtung 3 bleibt deren Schutzwirkung dauerhaft erhalten, da sich eine neue Chromoxidschicht 4 als Diffusionsbamere auf dem Bauteil 1 ausbildet. Die Wirkung der Beschichtung 3 ist neben ihrer Funktion als Sperrschicht auch durch katar tische Wirkung gegeben. Die schützende Wirkung der Beschichtung 3 Ist nicht nur auf die ChromoxkJschlcht 4 zurückzuführen, sondern auch auf die Tatsache, dass aufgrund der Herstellung der Beschichtung 3 per A scheidung aus der Gasphase im Gegensatz zu galvanisch erzeugten Schichten kein Wasserstoff
In die Beschichtung 3 eingebaut ist. Somit ist von vorn herein ausgeschlossen, dass etwaige in der Besch ich tu rtg befindlichen Wasserstoffatome In das Bauteil 1 eindiffundieren. Der Aufbau einer herkömmlichen, elektrochemischen Verschleißschutzschicht Θ ist In Fig. 2 in einer Darstellung analog Flg. 1 veranschaulicht. Im Unterschied zur Beschichtung 3 nach Fig. 1 weist die Verschleißschutzschicht 6 Risse 7 auf. Zumindest ein Teil dieser Risse 7 geht bis zum Grundwerkstoff 2 (Substrat). In den durch die Risse 7 gebildeten Unterbrechungen der Ve schleißschutzschicht Θ können Umwelteinflüsse, insbesondere in Form von Wasserstoff 8, ungehindert am Grundwerkstoff 2 des Bauteils 1 angreifen. Es Ist kein Mechanismus vorhanden, der derartige Einflüsse stoppt. Zusätzlich zum von außen einwirkenden Wasserstoff 8. in Flg. 8 In Form von Punkten eingezeichnet, existiert eine nennenswerte, schädliche Menge an Wasserstoff 8 Innerhalb der Verschleißschutzschicht 6. Dieser Wasserstoff 8 diffundiert im Laufe der Zeit in das Substrat 2 und entfettet dort seine schädigende Wirkung, die letztlich, zusammen mit anderen Einflüssen, insbesondere mechanischer Beanspruchung, zu WEC führen kann. Ein derartiger Schadensmechanismus wird mit der Beschichtung nach Fig. 1 zuverlässig vermieden. Gleichzeitig ist die hauptsächlich aus Chrom bestehende Beschichtung 3 des Bauteils 1 nach Fig. 1 mechanisch hoch belastbar und dauerhaft, ohne Gefahr von Abplatzungen, mit dem Substrat 2 verbunden. Die Härte der Beschichtung 3 beträgt 800 bis 1200 HV 0,05. Bei der Aufbringung der Beschichtung 3 im PVD-Verfahren ist das Bauteil 1 keinen relevanten thermischen Belastungen, etwa durch Überschreitung der Anlasstemperatur des Substrats 2, ausgesetzt. Die Beschichtung 3 wird im Laufe des Herstellungsprozesses weder mit einer weiteren Schutzschicht überzogen noch mechanisch nach bearbeitet.
Bezugezeichenliste
1 Bauteil
2 Substrat Grundwerkstoff
3 Beschreitung
4 ChromoxkJschicht
5 Chromschicht
6 Verachleifischutzschicht
7 Riss
Θ Wasserstoff