Beschreibung
Zuordnung von Leiterplatten auf Bestückungslinien Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Zuord¬ nung von Leiterplatten auf Bestückungslinien zur Bestückung der Leiterplatten oder anderen Baugruppen mit Bauelementen. Weiterhin betrifft die Erfindung eine Steuereinrichtung für eine Fertigungs- oder Montagelinie zur Bestückung von Leiter- platten mit Bauelementen. Außerdem betrifft die Erfindung ein Computerprogrammprodukt und ein computerlesbares Medium.
Insbesondere im Bereich der Elektronikproduktion werden zu fertigende Leiterplatten bzw. Baugruppen auf SMT-Bestückungs- linien durch Oberflächenmontage (surface mounted technology, SMT) hergestellt. Auf Grund von technischen Restriktionen kann aber nicht jede Leiterplatte auf jeder Bestücklinie ge¬ fertigt werden. Die Leiterplatten besitzen auf den Bestückungslinien meist auch unterschiedliche Produktionszeiten. Zudem dürfen die maximalen Produktionszeitkapazitäten der Bestückungslinien nicht überschritten werden.
DE 10 2009 013 353 B3 zeigt ein Verfahren zur Rüstung einer solchen Bestückungslinie.
Die Zuordnung von Leiterplatten auf Bestücklinien eines Bestückungssystems erfolgt üblicherweise manuell oder halbauto¬ matisch, basierend auf Erfahrungswerten oder Heuristiken. Dabei hat es sich in der Praxis gezeigt, dass immer wieder un- ausgewogene Zuordnungen getroffen werden, die eine hohe Aus¬ lastung einer Komponente einer Bestückungslinie mit einer niedrigen Auslastung einer anderen Komponente bedingen, so dass das Bestückungssystem nicht optimal genutzt werden kann. Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine verbesserte
Technik zur Zuordnung von Leiterplatten auf Bestückungslinien bereitzustellen.
Die Erfindung löst diese Aufgabe mittels eines Verfahrens, eines Computerprogrammprodukts und eines Bestückungssystems mit den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche. Unteransprüche geben bevorzugte Ausführungsformen wieder.
Ein Bestückungssystem umfasst mehrere Bestückungslinien zur Bestückung von Leiterplatten mit elektronischen Bauteilen. Ein erfindungsgemäßes Verfahren zur Zuordnung von Leiterplat¬ ten an die Bestückungslinien umfasst Schritte des Erfassens von Anforderungen zur Bestückung mehrerer Leiterplatten mit jeweils zu bestückenden Bauteilen, des Bestimmens einer Menge von Leiterplatten, deren Bauteilevarianzen ein vorbestimmtes Maß übersteigen, wobei eine Bauteilevarianz jeweils die Anzahl unterschiedlicher, auf einer Leiterplatte zu bestücken- der Bauteile repräsentiert, und des Zuordnens der Leiterplat¬ ten an die Bestückungslinien unter den gegebenen Vorgaben mittels ganzzahliger oder gemischt ganzzahliger Linearer Programmierung derart, dass die Leiterplatten der Menge möglichst gleichmäßig über die Bestückungslinien verteilt sind. Anders ausgedrückt ist einer der Parameter der ganzzahligen Linearen Programmierung so gewählt, dass bei der Zuordnung eine Optimierung bezüglich der Gleichverteilung der Leiterplatten der Menge über die Bestückungslinien erfolgt. Komplexe Leiterplatten können identifiziert und in der Menge gesammelt werden, so dass eine Zuordnung übermäßig vieler komplexer Leiterplatten an eine Bestückungslinie vermieden werden kann. So kann insbesondere vermieden werden, dass eine Bestückungslinie häufig umgerüstet werden muss, weil die an der Bestückungslinie vorgehaltenen Bauteile nicht für alle der Bestückungslinie zugeordneten Leiterplatten ausreichend sind. Verfügt die Bestückungslinie über einen Bestückungsau¬ tomaten mit mehreren sogenannten Zuführtischen, so kann während der Produktion eine vergrößerte Anzahl fester Tische ge- bildet werden, die für eine Zuordnung einer Leiterplatte an die Bestückungslinie nicht gewechselt werden müssen. Eine An¬ zahl vorzuhaltender Wechseltische und der damit verbundene Rüst- und Wartungsaufwand können gesenkt werden. Damit können
Kosten in substantiellen Größenordnungen eingespart werden. Das Verfahren lässt sich prinzipiell auf alle Arten von Be¬ stückungssystemen anwenden. In einer bevorzugten Ausführungsform wird einer Bestückungslinie nicht mehr als eine vorbestimmte Anzahl Leiterplatten aus der Menge zugeordnet. Diese vorbestimmte Anzahl kann bei¬ spielsweise bei 1 oder 2 liegen. Durch die Beschränkung kann die Bestückungslinie vor häufigen Eingriffen zum Wechseln von vorgehaltenen Bauteilen aufgrund überhöhter Bauteilevarianzen geschützt werden. In einer Ausführungsform wird die vorbestimmte Anzahl individuell für jede Bestückungslinie auf der Basis von Kennzahlen oder Fertigkeiten jeder Bestückungslinie bestimmt .
In einer weiter bevorzugten Ausführungsform, die mit der letztgenannten Ausführungsform kombinierbar ist, kann einer Bestückungslinie wenigstens eine vorbestimmte Anzahl Leiter¬ platten aus der Menge zugeordnet werden. Dadurch können die bestehenden Kapazitäten der Bestückungslinie sinnvoll ausge¬ nutzt werden. Dies kann dazu beitragen, dass die Leiterplat¬ ten der Menge zeitnah bearbeitet werden können. Auch hier kann eine individuelle Bestimmung der vorbestimmten Anzahl erfolgen .
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird eine Zuordnung einer Leiterplatte an eine Bestückungslinie verhin¬ dert, falls die Bauteilevarianz der symmetrischen Differenz der auf den beiden Leiterplatten zu bestückenden Bauteile ei- ne vorbestimmte Schranke übersteigt. Durch dieses Maß können gemeinsam benutzbare Bauteile beider Leiterplatten berücksichtigt werden, so dass eine verbesserte Bestimmung von Lei¬ terplatten, die sich gegenseitig auf einer Bestückungslinie behindern, möglich ist. Ungünstige Kombinationen von Leiter- platten, die derselben Bestückungslinie zugeordnet sind und zu einem stark gesteigerten Rüstaufwand führen können, können so vermieden werden.
In einer weiteren Ausführungsform wird die Zuordnung nur verhindert, falls auch die Bauteilevarianzen beider Leiterplat¬ ten jeweils eine vorbestimmte Schranke übersteigen. So können nur komplexe Leiterplatten zwangsweise unterschiedlichen Be- stückungslinien zugeordnet werden. Leiterplatten mit geringen Bauteilevarianzen behindern sich gegenseitig erfahrungsgemäß wenig, so dass ein gegenseitiger Ausschluss solcher Leiterplatten nicht erforderlich sein kann. Ferner kann die Zuordnung nur dann verhindert werden, falls auch die Bauteilevarianz der Vereinigungsmenge der auf den beiden Leiterplatten zu bestückenden Bauteile eine vorbestimmte Schranke übersteigt. Dadurch kann berücksichtigt wer¬ den, dass der positive Aspekt gemeinsam benutzbarer Bauteile den negativen Effekt disjunkter Bauteile ganz oder teilweise aufwiegen kann. Die Bestimmung der relativen Verschiedenheit der Leiterplatten kann dadurch weiter verbessert werden.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform umfasst das ganzzahlige lineare Programm Schritte des Ermitteins einer StartZuordnung von Leiterplatten auf Bestückungslinien als aktuelle Zuordnung und des Zuordnens einer ausgewählten Menge von Leiterplatten auf die Bestückungslinien, basierend auf der aktuellen Zuordnung, mittels ganzzahliger oder gemischt ganzzahliger linearer Programmierung. Auch ein großes oder komplexes Zuordnungsproblem, das durch eine große Anzahl unterschiedlicher Leiterplatten, viele unterschiedliche, auf den Leiterplatten zu bestückende Bauteile oder Fertigungsli¬ nien mit unterschiedlichen Eigenschaften bedingt sein kann, kann so in akzeptabler Zeit mit ausreichender Güte getroffen werden. Die Zuordnung der Leiterplatten auf die Bestückungslinien für die StartZuordnung kann zufällig oder gezielt erfolgen. Dabei können beispielsweise die Bestückungslinien ausgewählt werden, die optimiert werden sollen, während die anderen Bestückungslinien konstant gelassen werden. Die
StartZuordnung kann auch durch eine heuristische Zuordnung erfolgen .
In einer Ausgestaltung kann dieses Verfahren iterativ durchgeführt werden, bis die bestimmte Zuordnung eine vorbestimmte Qualität erreicht hat oder eine vorbestimmte Verarbeitungs¬ zeit abgelaufen ist. Dadurch kann eine sukzessive Annäherung an eine optimale Lösung erfolgen.
Ein erfindungsgemäßes Computerprogrammprodukt umfasst Pro¬ grammcodemittel zur Durchführung des beschriebenen Verfahrens, wenn es auf einer Ausführungseinrichtung abläuft oder auf einem computerlesbaren Medium gespeichert ist. Das Compu¬ terprogrammprodukt kann in einer üblichen Programmiersprache (z.B. C++, Java) erstellt sein. Die Verarbeitungseinrichtung kann einen marktüblichen Computer oder Server mit entsprechenden Eingabe-, Ausgabe- und Speichermitteln umfassen.
Eine erfindungsgemäße Steuereinrichtung zur Zuordnung von Leiterplatten an Bestückungslinien eines Bestückungssystems ist dazu eingerichtet, das oben angegebene Verfahren durchzu¬ führen .
Die oben beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile dieser Erfindung sowie die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich im Zusammenhang mit der folgenden Beschreibung der Ausführungsbei- spiele, die im Zusammenhang mit den Zeichnungen näher erläutert werden, wobei:
Fig. 1 ein Bestückungssystem; Fig. 2 eine Veranschaulichung von Bauteilevarianzen von
Leiterplatten aus Fig. 1 ;
Fig. 3 ein Ablaufdiagramm eines ersten Verfahrens; und Fig. 4 ein Ablaufdiagramm eines zweiten Verfahrens als Teil des Verfahrens von Fig. 3 darstellt .
Die Lineare Optimierung ist eines der Hauptverfahren auf dem Gebiet mathematische Optimierung und befasst sich mit der Op¬ timierung linearer Zielfunktionen über einer Menge, die durch lineare Gleichungen und Ungleichungen eingeschränkt ist. Die Lineare Optimierung ist die Grundlage der Lösungsverfahren der (gemischt) ganzzahligen Linearen Optimierung.
Vorteile der Linearen Optimierung:
- Globaler Optimierungsansatz.
Leicht erweiterbar.
Sehr gute kommerzielle Standard-Solver (SCIP, CPLEX, Ilog, Xpress) , die in der Praxis weit verbreitet und be¬ währt sind.
- Für eine ermittelte Lösung ist bekannt, wie weit sie ma¬ ximal von der optimalen Lösung entfernt ist (Gap) .
Figur 1 zeigt ein Bestückungssystem 100. Das Bestückungssys¬ tem 100 umfasst mehrere Bestückungslinien 110 und eine Steu- ereinrichtung 115 zur Zuordnung von Leiterplatten 120 an die Bestückungslinien 110. Jede Bestückungslinie 110 umfasst üb¬ licherweise ein Transportsystem 125 und ein oder mehrere Be¬ stückungsautomaten 130. Jeder Bestückungsautomat 130 umfasst einen oder mehrere Bestückungsköpfe 135, die jeweils dazu eingerichtet sind, von einem konstanten Tisch 140 oder einem variablen Tisch 145 Bauelemente aufzunehmen und an einer vorbestimmten Position auf der Leiterplatte 120 zu positionie¬ ren, die sich auf dem Transportsystem 125 befindet. Während des Bestückungsvorgangs besteht die Leiterplatte 120 bezüglich des Bestückungsautomaten 130 üblicherweise still. Die Tische 140, 145 umfassen jeweils eine Vielzahl Zufüh¬ rungseinrichtungen 150, von denen nur eine exemplarisch dargestellt ist. Jede Zuführungseinrichtung 150 hält einen Vor- rat von Bauteilen 155 eines vorbestimmten Typs bereit. Zwar kann jede Zuführungseinrichtung 150 zur Bereithaltung unterschiedlicher Bauteile 155 konfiguriert werden und unter¬ schiedliche Zuführungseinrichtungen 150 an einem Tisch 140,
145 angebracht werden, jedoch werden die Tische 140, 145 aus Geschwindigkeitsgründen üblicherweise komplett ausgetauscht, wenn ein Bestückungsautomat 130 mit Bauteilen 155 versorgt werden muss, die nicht auf einem der angebrachten Tische 140, 145 vorgehalten sind.
Da ein solcher Wechsel üblicherweise mit einem Produktions¬ stillstand verbunden ist, wird angestrebt, die Zahl der zu wechselnden Tische 140, 145 gering zu halten. Wird ein Tisch während eines Umrüstvorgangs nicht ausgetauscht, so wird er als konstanter Tisch 140 bezeichnet, ansonsten als variabler Tisch 145. Funktionale Unterschiede zwischen einem konstanten Tisch 140 und einem variablen Tisch 145 bestehen ansonsten nicht .
Die Leiterplatte 120 ist mit einer Anzahl unterschiedlicher Bauteile 155 zu bestücken. Um ein häufiges Wechseln von variablen Tischen 145 zu minimieren und idealerweise eine Zahl konstanter Tische 140 zu maximieren, ist die Steuereinrich- tung 115 dazu eingerichtet, die Zuordnung einer Leiterplatte 120 an eine der Bestückungslinien 110 zu optimieren. Dabei müssen üblicherweise spezifische Eigenschaften jeder Bestü¬ ckungslinie 110 bzw. jedes Bestückungsautomaten 130 genauso berücksichtigt werden, wie Eigenschaften der Leiterplatten 120 bzw. der auf ihnen zu bestückenden Bauteile 155.
Figur 2 zeigt eine Veranschaulichung von Bauteilevarianzen von Leiterplatten 120 aus Figur 1. Eine Menge 200 von komplexen Leiterplatten 120 umfasst eine erste Leiterplatte 205, die mit einer ersten Menge 210 von Bauteilen 155 zu bestücken ist, und eine zweite Leiterplatte 215, die mit einer zweiten Menge 220 von Bauteilen 155 aus Figur 1 zu bestücken ist. Beide Leiterplatten 205, 215 entsprechen einer der Leiterplatten 120 aus Figur 1.
Die erste Menge 210 umfasst Bauteile 155 von fünf unter¬ schiedlichen Bauteiltypen, die in der Bestückungslinie 130 in wenigstens fünf unterschiedlichen Zuführungseinrichtungen 150
bereit gehalten werden können. Analog dazu umfasst die zweite Menge 220 ebenfalls Bauelemente 150 fünf unterschiedlicher Bauteiltypen, die in wenigstens fünf unterschiedlichen Zuführungseinrichtungen 150 bereit gehalten werden können. Hori- zontal nebeneinander dargestellte Bauelemente 155 sind zuein¬ ander gleich und werden üblicherweise in derselben Zuführungseinrichtung 150 vorgehalten, wobei im Rahmen des Zuordnungsproblems üblicherweise von einem unendlichen Vorrat vor¬ handener Bauteile 155 eines Bauteiltyps ausgegangen wird.
Die Anzahl der unterschiedlichen Bauteile 155, die auf einer Leiterplatte 205, 215 zu bestücken ist, wird Bauteilevarianz der Leiterplatte 205 bzw. 215 genannt. Die Bauteilevarianz beider Leiterplatten 205, 215 zusammen ist somit die Anzahl unterschiedlicher Bauteile 155, die auf beiden Leiterplatten 205, 215 zu bestücken sind.
Unterschiedliche Bauteile 155 werden im Folgenden auch Bau¬ teiltypen genannt. Auf der ersten Leiterplatte 205 ist also eine erste Menge 225 von Bauteiltypen und auf der zweiten Leiterplatte 215 eine zweite Menge 230 von Bauteiltypen zu bestücken, wobei die Anzahl der in den Mengen 225, 230 enthaltenen Bauteiltypen jeweils der Bauteilvarianz entspricht. Die Bauteilevarianz beider Leiterplatten 205 und 215 zusammen entspricht somit der Anzahl Bauteiltypen in der Vereinigungs¬ menge der Mengen 225 und 230. Obwohl also jede der Leiterplatten 205, 215 jeweils eine Bauteilevarianz von 5 aufweist, liegt die Bauteilevarianz beider Leiterplatten 205, 215 zusammen bei 6, da auf jeder Leiterplatte 120 ein Bauteil 155 eines Bauteiltyps zu bestücken ist, der an der jeweils ande¬ ren Leiterplatte 120 nicht verwendet wird.
Um eine möglichst vorteilhafte Zuordnung von Leiterplatten 120 an die Bestückungslinien 110 zu erreichen, wird ange- strebt, Leiterplatten 205, 215 mit einer besonders hohen Bau¬ teilevarianz möglichst gleichmäßig den Bestückungslinien 110 zuzuordnen. In einer Ausführungsform wird dazu versucht, paarweise Unterschiede zwischen den Anzahlen einer Bestü-
ckungslinie 110 zugeordneter Leiterplatten 120 hoher Bauteilvarianz möglichst zu minimieren. In einer anderen Ausführungsform sind eine untere und eine obere Schranke für die jeweiligen Anzahlen komplexer Leiterplatten 120 auf den Be- stückungslinien 110 vorgegeben. Eine untere Schranke kann beispielsweise 1 oder 2 sein, während eine obere Schranke beispielsweise zwischen 2 und 4 liegen kann. Eine ausreichend gleichmäßige Zuordnung komplexer Leiterplatten 120 an Bestückungslinien 110 kann dann akzeptiert werden, wenn die Anzah- len die vorbestimmten Schranken nicht übersteigen bzw. unterschreiten .
Figur 3 zeigt ein Ablaufdiagramm eines ersten Verfahrens 300 zur Durchführung dieser Zuordnung.
Schritt 305: Zunächst werden Anforderungen zur Zuordnung von Leiterplatten 120 erfasst. Eine Anforderung definiert eine Leiterplatte 120 und die auf ihr zu bestückenden Bauteile 155. Zusätzlich kann eine Anzahl von Randbedingungen angege- ben sein, beispielsweise welche Leiterplatte 110 auf welcher Bestückungslinie 110 bestückt werden kann oder welches Bau¬ element 155 durch die Bestückungslinie 110 verarbeitbar ist. Weitere Randbedingungen finden sich unten bei der Diskussion des mathematischen Hintergrunds.
Schritt 310: Anschließend wird für jede der Leiterplatten 120 eine Bauteilevarianz bestimmt, wie oben mit Bezug auf Figur 2 ausgeführt ist. Schritt 315: Danach wird eine Menge 200 von Leiterplatten 120 bestimmt, deren Bauteilevarianzen besonders hoch sind. Es können insbesondere diejenigen Leiterplatten in die Menge 200 einsortiert werden, deren Bauteilevarianzen über einer vorbestimmten Schwelle liegen. Alternativ dazu können die Leiter- platten 120 auch nach ihren Bauteilevarianzen sortiert und eine vorbestimmte Anzahl der Leiterplatten 120 mit den höchs¬ ten Bauteilevarianzen in die Menge 200 übernommen werden.
Mischformen und andere Vorgehensweisen sind ebenfalls mög¬ lich.
In einer Ausführungsform kann danach unmittelbar eine Zuord- nung von Leiterplatten 120 an Bestückungslinien 110 in einem Schritt 345 durchgeführt werden. Bevorzugterweise wird zuvor jedoch noch bestimmt, welche Leiterplatten 205, 215 der im Schritt 315 bestimmten Menge 200 stark unterschiedliche Men¬ gen 225, 230 von Bauteiltypen erfordern, um solche Leiter- platten 205, 215 möglichst unterschiedlichen Bestückungsli¬ nien 110 zuzuordnen. In einer weiteren Ausführungsform erfolgt diese Bestimmung bereits zu einem früheren Zeitpunkt, so dass die Menge 200 im Schritt 315 derart gebildet wird, dass nur stark unterschiedliche komplexe Leiterplatten 120 in die Menge 200 aufgenommen werden.
Schritt 320: Zur Bestimmung ihrer Unterschiedlichkeit werden zunächst zwei Leiterplatten 120 aus der Menge 200 komplexer Leiterplatten 120 ausgewählt. Bevorzugterweise erfolgt das Auswählen in mehreren iterativen Durchläufen so, dass
schließlich alle Paare von Leiterplatten 120 der Menge 200 bezüglich der Unterschiedlichkeit der auf ihnen zu bestückenden Bauteiltypen überprüft werden können. Bezogen auf das Beispiel von Fig. 2 werden etwa die Leiterplatten 205 und 210 ausgewählt.
Schritt 325: Dann wird bestimmt, ob die Anzahl von Bauteilty¬ pen in jeder Menge 225, 230 von Bauteiltypen, die auf den ausgewählten Leiterplatten 205 und 215 zu bestücken sind, ei- ne vorbestimmte erste Schranke übersteigt. Im Beispiel von
Fig. 2 sind auf beiden Leiterplatten 205 und 230 jeweils fünf Bauteiltypen zu bestücken; die korrespondierenden Mengen 225 und 230 enthalten jeweils 5 Bauteiltypen. Schritt 330: Wird die erste Schranke wie beschrieben über¬ schritten, so fährt das Verfahren mit Schritt 330 fort, in dem überprüft wird, ob die Anzahl der Bauteiltypen der symmetrischen Differenz der Mengen 225 und 230 eine vorbestimmte
zweite Schranke übersteigt. Die symmetrische Differenz der Mengen 225 und 230 umfasst die Vereinigungsmenge der Mengen 225 und 230 abzüglich der Schnittmenge der Mengen 225 und 230. Anders ausgedrückt umfasst die symmetrische Differenz diejenigen Bauteiltypen, die zwischen den Leiterplatten 205 und 215 disjunkt sind, also exklusiv nur in der ersten Menge 225 oder nur in der zweiten Menge 230 vorhanden sind. Im Beispiel von Fig. 2 umfasst die symmetrische Differenz zwei Bau¬ teiltypen .
Schritt 335: Übersteigt die Anzahl der disjunkten Bauteile 155 die zweite Schranke, so wird in Schritt 335 bestimmt, ob die Vereinigungsmenge der Mengen 225 und 230 mehr Bauteilty¬ pen umfasst, als durch eine dritte vorbestimmte Schranke vor- gegeben ist. Im Beispiel von Fig. 2 umfasst die Vereinigungs¬ menge 6 Bauteiltypen. Verläuft auch dieser Test positiv, so wird in einem Schritt 340 die Paarung der ausgewählten Leiterplatten 205 und 215 auf der gleichen Bestückungslinie 110 verhindert .
Verläuft der Test einer der Schritte 325 bis 335 hingegen ne¬ gativ, so wird die Paarung der Leiterplatten 205 und 215 nicht explizit verhindert. Ob die ausgewählten Leiterplatten 205 und 215 im Schritt 245 dann auch der gleichen Bestü- ckungslinie 110 zugeordnet werden, ist dadurch aber noch nicht sicher gestellt. In anderen Ausführungsformen des Verfahrens 300 können auch einer oder mehrere der Schritte 325 bis 335 entfallen; außerdem kann auch eine andere Reihenfolge der Schritte 325 bis 335 angewendet werden.
Schritt 345: Schließlich werden dann die Leiterplatten 120 den Bestückungslinien 110 derart zugeordnet, dass die Leiter¬ platten 120 der im Schritt 315 bestimmten Menge 200 möglichst gleichmäßig über die unterschiedlichen Bestückungslinien 110 verteilt sind. Neben der möglichen Randbedingung der zu vermeidenden Paarung der stark unterschiedlichen Leiterplatten 205, 215 kann die Zuordnung noch weitere Randbedingungen berücksichtigen, insbesondere Eigenheiten eines Bestückungsau-
tomaten 130 einer Bestückungslinie 110, wie etwa die Möglich¬ keit zur Handhabung besonders großer oder besonders kleiner Bauteile 155. Das Zuordnen im Schritt 345 unter den gegebenen Vorgaben erfolgt bevorzugterweise mittels ganzzahliger linearer Program¬ mierung .
Ein einbettendes Verfahren 400 ist in Form eines Ablaufdia- gramms in Figur 4 dargestellt.
Schritt 405: Zunächst wird eine StartZuordnung von Leiter¬ platten 120 auf Bestückungslinien 110 bestimmt und eine aktu¬ elle Zuordnung wird der StartZuordnung gleichgesetzt. Für die Ermittlung der StartZuordnung sind unterschiedliche Heuristi¬ ken möglich, die auch manuelle Vorgaben oder Restriktionen umfassen können.
Schritt 410: Anschließend wird eine Teilmenge von Leiterplat- ten 120 aus den zuzuordnenden Leiterplatten 120 ausgewählt.
Schritt 415: Danach werden dann eine oder mehrere alternative Zuordnungen von Leiterplatten 120 der Teilmenge an die Bestückungslinien 110 gebildet, vorzugsweise mittels ganzzahliger linearer Programmierung. Diese Zuordnung erfolgt auf die mit Bezug auf Figur 3 beschriebene Weise derart, dass die unter¬ schiedlichen komplexen Leiterplatten 120 möglichst gleichmäßig den Bestückungslinien 110 zugeordnet werden. Gleichzeitig soll die Bauelementevarianz aller Bestückungslinien 110 mög- liehst minimiert sein.
Schritt 420: Hier werden die Qualitäten der in Schritt 415 gebildeten Zuordnungen bestimmt bzw. aus den Parametern der linearen Optimierung von Schritt 415 übernommen. Dabei sind üblicherweise einer oder mehrere Qualitätsparameter vorgege¬ ben, die beispielsweise einen Auslastungsgrad eines Bestü¬ ckungsautomaten 130 oder das Verhältnis von konstanten Tischen 140 zu variablen Tischen 145 umfassen können. Im Zusam-
menhang mit dem Verfahren von Figur 3 wird vorzugsweise als einziger Qualitätsparameter die Bauelementevarianz aller Bestückungslinien 110 möglichst minimiert. Schritt 425: Danach wird überprüft, ob ein vorbestimmtes Ab¬ bruchkriterium erreicht ist. Das Abbruchkriterium kann eine Zuordnung einer vorbestimmten Qualität oder das Ablaufen einer vorbestimmten Rechenzeit für das Verfahren 400 umfassen. Schritt 430: Die bestimmten Zuordnungen werden ausgegeben, falls das Abbruchkriterium erfüllt ist.
Schritt 435: Andernfalls können unter den bestimmten Zuord¬ nungen solche ausgewählt werden, die weiter optimiert werden sollen.
Schritt 440: In diesem Fall wird die aktuelle Zuordnung auf eine der zu optimierenden Zuordnungen gesetzt und das Verfahren 400 kann ab dem Schritt 410 erneut durchlaufen. Wurden mehrere optimierbare Zuordnungen ausgewählt, so kann das Ver¬ fahren 400 auch entsprechend mehrfach parallel verzweigt wer¬ den .
Mathematischer Hintergrund
Durch den Einsatz von exakten mathematischen Verfahren lassen sich deutlich bessere Lösungen erzielen als mit bisher in der Praxis verwendeten Heuristiken. Im weiteren Unterschied dazu können mit diesen Verfahren auch gute Produktionszeiten er- reicht werden.
Bei der Zuordnung von Leiterplatten 120 bzw. Baugruppen an eine Bestückungslinie 110 ist zu beachten, dass auf Grund von technischen Restriktionen möglicherweise nicht jede Leiter- platte 120 auf jeder Bestückungslinie 110 gefertigt werden kann. Die Leiterplatten besitzen auf den Bestückungslinien 110 meist auch unterschiedliche Produktionszeiten. Zudem dür-
fen die maximalen Produktionszeitkapazitäten der Bestückungslinien 110 nicht überschritten werden.
Bei der Zuordnung von Leiterplatten 120 auf Bestückungslinien 110 werden üblicherweise folgende Ziele verfolgt:
es sollen möglichst viele Leiterplatten 120 mit konstanten Tischen 140 gefertigt werden können, um den Umrüstaufwand zu reduzieren
die Anzahl der Rüstfamilien an den Bestückungslinien 110 soll möglichst gering sein, um den zeitlichen Umrüstaufwand zu reduzieren
man möchte möglichst wenig Rüstequipment (z.B. Förderer 150) benötigen
die Gesamtproduktionszeit für die Leiterplatten 120 sollte möglichst minimal sein.
Dabei ist eine Rüstfamilie bestimmt als eine Menge von Lei¬ terplatten, die auf einer Bestückungslinie bestückt werden können, ohne die Menge der Bauteiltypen zu ändern, die an der Bestückungslinie für die Bestückung bereit gehalten sind. Die Menge der an der Bestückungslinie bereit gehaltenen Bauteil¬ typen wird auch Rüstung genannt. Es wird üblicherweise davon ausgegangen, dass stets ausreichend viele Bauteile jedes Bau¬ teiltyps an der Bestückungslinie bereit gehalten sind.
Üblicherweise sind einer Bestückungslinie mehr Leiterplatten zugeordnet als von einer Rüstfamilie umfasst sein können, da an der Bestückungslinie nicht beliebig viele Bauteiltypen be
¬ reit gehalten werden können. Die Bestückungslinie wird daher gelegentlich einem Rüstwechsel unterzogen, bei dem die Rüstung für eine erste Rüstfamilie gegen die Rüstung für eine zweite Rüstfamilie gewechselt wird. Je seltener diese Rüst
¬ wechsel sind und je weniger Bauteiltypen bei einem Rüstwechsel gewechselt werden müssen, desto kostengünstiger kann das Bestückungssystem betrieben werden.
geordnet werden soll. Dabei wird MinCountBi g
l üblicherweise sehr niedrig gewählt, in der Regel nur 1.
V/eZ: ^ Assignr l > MinCountBig
reRRi,
mit :
MinCountBig zweite vorbestimmte Anzahl.
Darüber hinaus kann noch gefordert werden, dass einer Bestückungslinie / eine Leiterplatte r nicht zusammen mit einer Leiterplatte r' aus einer Menge RFr l zugeordnet werden soll.
V/eL RF r, j Assignr l + ^ Assignr, < RF r.j
-.RF r, '
Durch Anwendung wenigstens eines dieser Kriterien kann eine verbesserte Verteilung der komplexen Leiterplatten 120 über die Bestückungslinen 110 erzielt werden, so dass Umrüstungen von Bestückungslinien 110 verringert werden können. Außerdem können Produktionszeiten von Leiterplatten 120 im Bestückungssystem 100 verbessert werden. Ferner können die Zuordnungen mit dem beschriebenen Ansatz mittels eines IP-Solvers rascher als bislang bekannt bestimmbar sein.
Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele einge¬ schränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen .