Fluorierungsreagenzien mit (Perfluoralkyl)fluorophosphat-Anion
Die elektrophile Fluorierung ist für die Synthese neuer fluorierter
organischer Moleküle von großer Bedeutung [Organofluorine Chemistry. Principles and Commercial Application, R.E. Banks, B.E. Smart, J.C.
Tatlow (Eds.), Plenum Press, N.Y., London, 1994, S. 42]. Molekulares Fluor (F2) wird seit vielen Jahren zur direkten Fluorierung organischer
Verbindungen eingesetzt. Diese Reaktion ist jedoch aufgrund der hohen Reaktivität des F2 schwer kontrollierbar. Bei der stark exothermen Reaktion entsteht in der Regel eine Mischung verschiedener fluorierter
Nebenprodukte mit einem relativ geringen Anteil des gewünschten
Produkts. Ein weiterer Nachteil bei der Verwendung gasförmigen Fluors sind seine hohe Toxizität, der niedrige Siedepunkt und seine schlechte Löslichkeit in organischen Lösungsmitteln. Um diesen Nachteilen zu begegnen, wurde eine Reihe fluorierter Reagenzien entwickelt, z.B.
Fluoroxytrifluormethan (CF3OF), Acetylhypofluorit (CH3C(0)OF),
Cäsiumfluoroxysulfat (CsSO4F), Xenondifluorid (XeF2), Perchlorylfluorid (FCIO3) [P. Kirsch, Modern Fluoroorganic Chemistry. Synthesis, Reactivity, Applications, WILEY-VCH, 2004]. Nachteile dieser Reagenzien sind ihre geringe Stabilität sowie die gefährliche Handhabung. Aus diesen Gründen werden ständig neue stabile, fluorierte Reagenzien entwickelt, die zur elektrophilen Fluorierung eingesetzt werden können.
Der bedeutendste Fortschritt lag in der Entwicklung sogenannter„NF"- Reagenzien der Formel R2N-F und R3N+-F.
EP 0478210 A1 offenbart N-fluorierte 1 ,4-Diazabicyclo-[2.2.2]octan- Derivate mit Anionen wie Halogeniden, Fluorsulfaten, Alkansulfonaten, Alkylsulfaten, Perfluoralkansulfonaten, insbesondere Triflaten (CF3SO3 ) und Nonaflaten (C4F9S03 "), Arensulfonaten, insbesondere Tosylaten, Alkancarboxylaten, Perfluoralkancarboxylaten, Tetrafluorboraten (BF4 "),
Tetraphenylboraten, Hexafluorophosphaten (PF6 "), Hexafluoroantimonaten, Chloraten und Sulfaten.
Einige solcher NF-Reagenzien sind heute bereits kommerziell erhältlich, z.B. 1-Chlormethyl-4-fluordiazoniabicyclo[2,2,2]octan-bis-tetrafluoroborat (Selectfluor™, F-TEDA-BF4; Verbindung 1) [R.E. Banks, 1998, J. Fluorine Chem. 87: 1-17; J.M. Hart, R.J. Syvret, 1999, J. Fluorine Chem. 100: 157- 161]
oder N-Fluoropyridinium-Salze (NFPy; Verbindung 2) [T. Umemoto, G. Tomiizawa, H. Hachisuka, M. Gitano, 1996, J. Fluorine Chem. 77: 161- 168]:
Selectfluor' NFPy
F-TEDA-BF4
Diese Reagenzien wurden bereits in verschiedenen Reaktionen eingesetzt und zeigen eine gute Aktivität bei der elektrophilen Fluorierung von organischen Substanzen, beispielsweise von aromatischen Verbindungen, Thioethern, Enolestern, Thioglucosiden, Alkenen, heterocyclischen
Verbindungen oder Verbindungen mit aktivierter Methylengruppe [G. S. Lal, G.P. Pez, R.G. Syvret, 1996, Chem. Rev. 96: 1737-1755; P.T. Nyffeler, S.G. Duron, M.D. Burkart, St. P. Vincent, Ch.-H. Wong, 2005, Angew.
Chem. 1 17: 196-217].
Die Fluorierung mit F-TEDA-BF4 findet unter gemäßigten Bedingungen statt, wobei in der Regel mono-fluorierte Produkte in guter Ausbeute
entstehen. In Studien wurde gezeigt, dass die Fluorierungskraft der NF- Reagenzien hauptsächlich von der Struktur des R3N+-F-Kations abhängt [P. Kirsch, Modern Fluoroorganic Chemistry. Synthesis, Reactivity,
Applications; Kapitel 2.1.6., Seite 73ff, WILEY-VCH, 2004], wohingegen der Einfluss des Anions (BF4 ", PF6 " oder CF3S03 ") eher gering ist. Wie weiter unten erläutert, wurde in der vorliegenden Erfindung jedoch gezeigt, dass ein geeignetes Anion die Fluorierungskraft durchaus maßgeblich
beeinflussen kann.
Die Reagenzien F-TEDA-BF4 und NFPy-BF4 weisen jedoch auch Nachteile auf. So ist z.B. die Löslichkeit von F-TEDA-BF4 in Acetonitril eingeschränkt und in gängigen organischen Lösungsmitteln wie niederen Alkoholen, Aceton oder Dichlormethan sehr niedrig [R. P. Singh, J.M. Shreeve, 2004, Acc. Chem. Res. 37: 31-44; P.T. Nyffeler, S.G. Duron, M.D. Burkart R. P. Singh, J.M. Shreeve, St. P. Vincent, Ch.-H. Wong, 2005, Angew. Chem. 117: 196-217], was die praktische Anwendung dieses Fluorierungsreagens einschränkt. Zudem sollten große Mengen F-TEDA-BF4 an einem kühlen, trockenen Ort gelagert werden und nicht auf Temperaturen über 80°C erhitzt werden [R. P. Singh, J.M. Shreeve, 2004, Acc. Chem. Res. 37: 31- 44]. Die garantierte Lagerstabilität beträgt gewöhnlich nicht mehr als ein Jahr.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung war somit das Bereitstellen neuer Fluorierungsreagenzien mit verbesserten Eigenschaften, z.B. bezüglich ihrer Löslichkeit oder ihrer Stabilität.
Überraschenderweise wurde nun gefunden, dass NF- Fluorierungsreagenzien mit verbesserten Eigenschaften erhalten werden können, wenn das Anion durch ein FAP-Anion
((Perfluoralkyl)fluorophosphat-Anion) ersetzt wird.
Ein erster Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist daher die
Verwendung einer Verbindung der Formel (I)
(1+z)+
R1
R2-N (1+z) FAP- R3
(I)
als Fluorierungsreagens, wobei R1 , R2 und R3 jeweils unabhängig voneinander für
- geradkettiges oder verzweigtes Alkyl mit 1-20 C-Atomen,
- gesättigtes, teilweise oder vollständig ungesättigtes Cycloalkyl mit 3-7
C-Atomen, das mit Alkylgruppen mit 1-6 C-Atomen substituiert sein kann,
stehen,
wobei ein oder zwei Reste ausgewählt aus R1 , R2 und R3 vollständig und/ oder ein oder mehrere Reste ausgewählt aus R1 , R2 und R3 teilweise mit Halogenen oder teilweise mit -OR1 , -NR 2, -CN, -C(O)NR 2 oder -S02NR1 2 substituiert sein können,
wobei ein oder zwei nicht benachbarte und nicht a-ständige
Kohlenstoffatome der Reste R1 , R2 und/oder R3 durch Atome und/ oder Atomgruppierungen ausgewählt aus der Gruppe -O-, -S02-, -N+R1 2-, - C(0)NR - oder -S02NR1- ersetzt sein können,
und wobei die Reste R1 , R2 und/oder R3 miteinander verknüpft sein können und mit dem Stickstoff-Atom ein heterocyclisches Ringsystem ausbilden können,
worin R1 für H, nicht, teilweise oder perfluoriertes C bis C6-Alkyl, C3- bis C7-Cycloalkyl, unsubstituiertes oder substituiertes Phenyl und Rr für nicht, teilweise oder perfluoriertes C bis C6-Alkyl, C3- bis C7-Cycloalkyl, unsubstituiertes oder substituiertes Phenyl stehen, und wobei FAP" für ein Anion der Formel (II)
[P(CnF2n+l )yF6-y]" (II)
steht, mit n = 1 bis 8,
y = 1 bis 4, und z für 0, 1 oder 2 steht. Unter einem geradkettigen oder verzweigten Alkyl mit 1-20 C-Atomen wird beispielsweise Methyl, Ethyl, Isopropyl, Propyl, Butyl, sek.-Butyl oder tert.- Butyl, ferner auch Pentyl, 1-, 2- oder 3-Methylbutyl, 1 ,1-, 1 ,2- oder 2,2- Dimethylpropyl, 1-Ethylpropyl, Hexyl, Heptyl, Octyl, Nonyl, Decyl, Undecyl oder Dodecyl verstanden. Wie zuvor beschrieben können diese Reste teilweise mit Halogenen, insbesondere mit -F und/oder -Cl, oder teilweise mit -OR1, -NR1 *2, -CN, -C(O)NR1 2, -SO2NR1 2 substituiert sein.
Gesättigte oder teilweise oder vollständig ungesättigte Cycloalkylgruppen mit 3-7 C-Atomen sind zum Beispiel Cyclopropyl, Cyclobutyl, Cyclopentyl, Cyclohexyl, Cycloheptyl, Cyclopentenyl, Cyclohexenyl, Phenyl,
Cycloheptenyl, welche mit C bis C6-Alkylgruppen substituiert sein können, wobei wiederum die Cycloalkylgruppe oder die mit C bis C6-Alkylgruppen substituierte Cycloalkylgruppe auch mit Halogenatomen wie F, Cl, Br oder I, insbesondere F oder Cl oder mit -OR1, -NRr 2, -CN, -C(O)NR1 2, -SO2NR1 2 substituiert sein kann.
In den Substituenten von R1 , R2 und R3 steht R für H, nicht, teilweise oder perfluoriertes C bis C6-Alkyl, C3- bis C7-Cycloalkyl, unsubstituiertes oder substituiertes Phenyl und R für nicht, teilweise oder perfluoriertes d- bis C6-Alkyl, C3- bis C -Cycloalkyl, unsubstituiertes oder substituiertes Phenyl.
Ohne Einschränkung der Allgemeinheit sind Beispiele für Substituenten von R1 , R2 und R3 daher:
-OCH3l -OCH(CH3)2, -CH2OCH3, -CH2-CH2-O-CH3, -C2H4OCH(CH3)2, -
SO2CH3, -SO2C6H5, -SO2C3H7, -SO2CH(CH3) 2, -SO2CH2CF3, -CH2SO2CH3, -O-C4H8-O-C4H9, -CF3, -C2F5, -C3F7, -C4F9, -C(CF3)3, -CF2SO2CF3, -
C2F4N(C2F5)C2F5, -CHF2) -CH2CF3, -C2F2H3, -C3FH6, -CH2C3F7, -C(CFH2)3 oder -CH2C6H5.
In R1 und R bedeutet substituiertes Phenyl, durch C bis C6-Alkyl, C bis C6-Alkenyl, CN, NR 2) F, Cl, Br, I, Ci-C6-Alkoxy, SCF3, S02CF3 oder SO2NR* 2 substituiertes Phenyl, wobei R* ein nicht, teilweise oder
perfluoriertes C bis C6-Alkyl oder C3- bis C7-Cycloalkyl wie für R1 definiert bedeutet, beispielsweise, o-, m- oder p-Methylphenyl, o-, m- oder p- Ethylphenyl, o-, m- oder p-Propylphenyl, o-, m- oder p-lsopropylphenyl, o-, m- oder p-tert.-Butylphenyl, o-, m- oder p-Methoxyphenyl, o-, m- oder p- Ethoxyphenyl, o-, m-, p-(Trifluormethyl)phenyl, o-, m-, p- (Trifluormethoxy)phenyl, o-, m-, p-(Trifluormethylsulfonyl)phenyl, o-, m- oder p-Fluorphenyl, o-, m- oder p-Chlorphenyl, o-, m- oder p-Bromphenyl, o-, m- oder p-lodphenyl, weiter bevorzugt 2,3-, 2,4-, 2,5-, 2,6-, 3,4- oder 3,5-Dimethylphenyl, 2,3-, 2,4-, 2,5-, 2,6-, 3,4- oder 3,5-Dihydroxyphenyl, 2,3-, 2,4-, 2,5-, 2,6-, 3,4- oder 3,5-Difluorphenyl, 2,3-, 2,4-, 2,5-, 2,6-, 3,4- oder 3,5-Dichlorphenyl, 2,3-, 2,4-, 2,5-, 2,6-, 3,4- oder 3,5-Dibromphenyl, 2,3-, 2,4-, 2,5-, 2,6-, 3,4- oder 3,5-Dimethoxyphenyl, 5-Fluor-2- methylphenyl, 3,4,5-Trimethoxyphenyl oder 2,4,5-Trimethylphenyl.
Bevorzugt bilden R1 , R2 und/ oder R3 mit dem Stickstoff-Atom ein heterocyclisches Ringsystem aus. Solche gesättigten oder ungesättigten Ringsysteme schließen mono- und bicyclische, sowie aromatische
Ringsysteme sein, bei denen zwei der drei Reste R1 , R2 oder R3 einen gemeinsamen Rest darstellen, der über eine Doppelbindung mit dem Stickstoffatom verbunden ist. Als Beispiel hierfür seien Strukturen mit Pyridin-Grundgerüst genannt.
Ein gesättigter oder ungesättigter mono- oder bicyclischer heterocyclischer Rest kann 5 bis 13 Ringglieder enthalten, wobei 1 , 2 oder 3 N- und 1 oder 2 S- oder O-Atome vorliegen können und der heterocyclische Rest ein- oder mehrfach durch C bis C6-Alkyl, CN, NR1* 2, F, Cl, Br, I, C C6-Alkoxy,
S02CF3 oder S02NR1 2 substituiert sein kann, wobei R1 und R
angegebene Bedeutung haben.
Der heterocyclische Rest ist vorzugsweise substituiertes oder
unsubstituiertes 1-, 2- oder 3-Pyrrolyl, 1-, 2-, 4- oder 5-lmidazolyl, 3-, 4- oder 5-Pyrazolyl, 2-, 4- oder 5-Oxazolyl, 3-, 4- oder 5-lsoxazolyl, 2-, 4- oder 5-Thiazolyl, 3-, 4- oder 5-lsothiazolyl, 2-, 3- oder 4-Pyridyl, 2-, 4-, 5- oder 6- Pyrimidinyl, weiterhin bevorzugt 1 ,2,3-Triazol-1-, -4- oder -5-yl, 1 ,2,4- Triazol- -, -4- oder -5-yl, 1- oder 5-Tetrazolyl, 1 ,2,3-Oxadiazol-4- oder -5-yl 1 ,2,4-Oxadiazol-3- oder -5-yl, 1 ,3,4-Thiadiazol-2- oder -5-yl, 1 ,2,4- Thiadiazol-3- oder -5-yl, 1 ,2,3-Thiadiazol-4- oder -5-yl, 3- oder 4- Pyridazinyl, Pyrazinyl, 1-, 2-, 3-, 4-, 5-, 6- oder 7-1 H-lndolyl, 1-, 2-, 4- oder 5-Benzimidazolyl, 1-, 3-, 4-, 5-, 6- oder 7-Benzopyrazolyl, 2-, 4-, 5-, 6- oder 7-Benzoxazolyl, 3-, 4-, 5-, 6- oder 7-Benzisoxazolyl, 2-, 4-, 5-, 6- oder 7- Benzthiazolyl, 2-, 4-, 5-, 6- oder 7-Benzisothiazolyl, 4-, 5-, 6- oder 7-Benz- 2,1 ,3-oxadiazolyl, 1-, 2-, 3-, 4-, 5-, 6-, 7- oder 8-Chinolinyl, 1-, 3-, 4-, 5-, 6-, 7- oder 8-lsochinolinyl, 1-, 2-, 3-, 4- oder 9-Carbazolyl, 1-, 2-, 3-, 4-, 5-, 6-, 7-, 8- oder 9-Acridinyl, 3-, 4-, 5-, 6-, 7- oder 8-Cinnolinyl, 2-, 4-, 5-, 6-, 7- oder 8-Chinazolinyl oder 1-, 2- oder 3-Pyrrolidinyl.
Besonders bevorzugt steht die Verbindung der Formel (I) für eine
Verbindung der Formel (III)
wobei R für
- geradkettiges oder verzweigtes Alkyl mit 1-20 C-Atomen,
- gesättigtes, teilweise oder vollständig ungesättigtes Cycloalkyl mit 3-7
C-Atomen, das mit Alkylgruppen mit 1-6 C-Atomen substituiert sein
kann,
steht,
wobei R vollständig oder teilweise mit Halogenen oder teilweise mit -OR1, -NR1 *2, -CN, -C(O)NR1 2 oder -S02NR1 2 substituiert sein kann,
und wobei ein oder zwei nicht benachbarte und nicht a-ständige
Kohlenstoffatome von R durch Atome und/ oder Atomgruppierungen ausgewählt aus der Gruppe -O-, -S02-, -N+R1 2-, -C(0)NR - oder -SO2NR1- ersetzt sein können,
worin R für H, nicht, teilweise oder perfluoriertes d- bis C6-Alkyl, C3- bis C7-Cycloalkyl, unsubstituiertes oder substituiertes Phenyl und R1* für nicht, teilweise oder perfluoriertes C bis C6-Alkyl, C3- bis C7-Cycloalkyl, unsubstituiertes oder substituiertes Phenyl stehen.
R steht in Formel (III) bevorzugt für ein geradkettiges oder verzweigtes Alkyl mit 1-4 C-Atomen, wobei R teilweise mit Halogenen wie F, Cl, Br oder I, insbesondere Cl, substituiert sein kann.
Beispiele für ein geradkettiges oder verzweigtes Alkyl mit 1-4 C-Atomen sind Methyl, Ethyl, Isopropyl, Propyl, Butyl, sek.-Butyl oder tert.-Butyl. Diese Reste können wie zuvor beschrieben teilweise mit Halogenen,
insbesondere mit -Cl substituiert sein. Beispiele hierfür sind -CHCI2, - CH2CI, -CH2CCI3, -C2CI2H3, -C3CIH6, -CH2C3CI7 oder -C(CCIH2)3.
In einer ganz besonders bevorzugten Ausführungsform steht die
Verbindung der Formel (I) für eine Verbindung der Formel (IV)
(IV).
In einer weiteren ganz besonders bevorzugten Ausführungsform steht die Verbindung der Formel (I für eine Verbindung der Formel (V)
In der vorliegenden Erfindung steht FAP" bevorzugt für ein Anion der Formel (II)
[P(CnF2n+l)yF6-yr (II)
mit n = 1 bis 4,
y = 1 bis 3.
Besonders bevorzugt steht FAP" für [(CF3)3PF3r, [(C2F5)3PF3]",
[(C3F7)3PF3r, [(C4F9)3PF3r, [(CF3)2PF4]- [(C2F5)2PF4r, [(C3F7)2PF4]- oder [(C F9)2PF4r, insbesondere bevorzugt für [(C2F5)3PF3]".
In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der erfindungsgemäßen Verwendung steht die Verbindung der Formel (I) für eine Verbindung der Formel (IVa)
In einer weiteren besonders vorteilhaften Ausführungsform steht die Verbindung der Formel (I) für eine Verbindung der Formel (Va)
Die erfindungsgemäße Verwendung einer Verbindung der Formel (I) als Fluorierungsreagenz hat gegenüber der Verwendung entsprechender Fluorierunsgreagenzien mit BF4 " -Anion verschiedene Vorteile: Die
Verbindungen nach Formel (I) weisen eine verbesserte Stabilität auf und können daher über einen längeren Zeitraum gelagert werden. Außerdem ist die Löslichkeit der Verbindungen in bestimmten organischen
Lösungsmitteln wie Acetonitril, Dichlormethan, Dialkylether,
Ethylenglycoldimethylether (Monoglyme), Bis(2-methoxyethyl)ether
(Diglyme) oder Ν,Ν-Dimethylacetamid erhöht. Damit ist das Einsatzgebiet dieser Fluorierunsgreagenzien breiter. Ein weiterer Vorteil bei der
Verwendung von Fluorierungsreagenzien der Formel (I) ergibt sich durch ihre wesentlich höhere Fluorierungskraft. Daraus resultiert bereits bei Raumtemperatur eine stark erhöhte Reaktionsgeschwindigkeit.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Fluorierung einer nucleophilen organischen Verbindung, dadurch
gekennzeichnet, dass die nucleophile organische Verbindung mit einer Verbindung der Formel (I)
(1+z)+
R1
\ +
R2-N-F (1+z) FAP-
R3
(I)
umgesetzt wird wobei R1 , R2 und R3 jeweils unabhängig voneinander für
- geradkettiges oder verzweigtes Alkyl mit 1-20 C-Atomen,
- gesättigtes, teilweise oder vollständig ungesättigtes Cycloalkyl mit 3-7
C-Atomen, das mit Alkylgruppen mit 1-6 C-Atomen substituiert sein kann,
stehen,
wobei ein oder zwei Reste ausgewählt aus R1 , R2 und R3 vollständig und/ oder ein oder mehrere Reste ausgewählt aus R1, R2 und R3 teilweise mit Halogenen oder teilweise mit -OR1, -NR 2, -CN, -C(0)NR 2 oder -SO2NR1 2 substituiert sein können,
wobei ein oder zwei nicht benachbarte und nicht a-ständige
Kohlenstoffatome der Reste R1 , R2 und/oder R3 durch Atome und/ oder Atomgruppierungen ausgewählt aus der Gruppe -O-, -S02-, -N+R1 2-, - C(0)NR1- oder -SO2NR1- ersetzt sein können,
und wobei die Reste R1 , R2 und/oder R3 miteinander verknüpft sein können und mit dem Stickstoff-Atom ein heterocyclisches Ringsystem ausbilden können,
worin R für H, nicht, teilweise oder perfluoriertes C bis C6-Alkyl, C3- bis C7-Cycloalkyl, unsubstituiertes oder substituiertes Phenyl und R für nicht, teilweise oder perfluoriertes C bis C6-Alkyl, C3- bis C7-Cycloalkyl, unsubstituiertes oder substituiertes Phenyl stehen,
FAP" für ein Anion der Formel (II)
[P(CnF2n+1)yF6-y]- (II)
mit n = 1 bis 8
y = 1 bis 4, und z für 0, 1 oder 2 steht.
In den bevorzugten Ausführungsformen des erfindungsgemäßen
Verfahrens sind R1 , R2 und R3, sowie FAP" wie oben beschrieben definiert.
In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt die Reaktion in einem organischen Lösungsmittel. Hierfür kann jedes gängige organische Lösungsmittel eingesetzt werden. Die Auswahl eines geeigneten Lösungsmittels ist abhängig von der umzusetzenden
organischen Verbindung und kann von einem Fachmann ohne Weiteres getroffen werden. Beispiele für geeignete organische Lösungsmittel sind Acetonitril, Ν,Ν-Dimethylacetamid, Ethylenglycoidimethylether (Monoglyme) oder Dichlormethan.
Besonders bevorzugt wird Acetonitril eingesetzt.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Reaktion in einem lösungsmittelfreien Medium durchgeführt.
Im erfindungsgemäßen Verfahren erfolgt die Reaktion bevorzugt bei einer Temperatur zwischen -20°C bis 120°C, besonders bevorzugt ist eine Temperatur von 0°C bis 40°C. Ganz besonders vorteilhaft wird die
Reaktion bei Raumtemperatur durchgeführt, da Fiuonerungsreagenzien der Formel (I) bei Raumtemperatur besonders stabil und aktiv sind.
Für das erfindungsgemäße Verfahren geeignete nucleophile organische Verbindungen sind Verbindungen mit elektronenreichen Zentren, die mit Elektrophilen reagieren können. Hierzu zählen zum Beispiel Verbindungen mit ungesättigten Kohlenstoffverbindungen im Allgemeinen, aktivierte
Olefine (Aryl-substituierte Alkene, Alkyl- und Silylenolether, Enolester und Enamine), aktivierte Aromaten, Thioglycoside, Thioether, heterocyclische Verbindungen, stabilisierte Carbanionen, bestimmte organometallische Verbindungen und aliphatische Sulphide, Disulphide und Selenide.
Besonders bevorzugt werden aromatische Verbindungen mit einem oder mehreren elektronenschiebenden Substituenten eingesetzt. Unter
elektronenschiebenden Substituenten werden funktionelle Gruppen verstanden, die einen +I-Effekt, d.h. einen positiven induktiven Effekt, über eine σ-Bindung (z.B. Methyl-Gruppen) oder einen +M-Effekt, d.h. einen positiven mesomeren Effekt, über eine ρ-π-Konjugation (z.B. Alkoxy- oder Dialkylamino-Gruppen) ausüben können.
Beispiele hierfür sind Anisol, Phenetol, N,N-Dimethylanilin.
Eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist dadurch gekennzeichnet, dass die nucleophile organische Verbindung 1 ,3- diphenyl-1 ,3-propandion ist.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind auch Verbindungen der Formel (III)
wobei R für
- geradkettiges oder verzweigtes Alkyl mit 1-20 C-Atomen,
- gesättigtes, teilweise oder vollständig ungesättigtes Cycloalkyl mit 3-7
C-Atomen, das mit Alkylgruppen mit 1-6 C-Atomen substituiert sein kann,
steht,
wobei R vollständig oder teilweise mit Halogenen oder teilweise mit -OR1, -NR1*2, -CN, -C(0)NR 2 oder -S02NR 2 substituiert sein kann,
und wobei ein oder zwei nicht benachbarte und nicht a-ständige
Kohlenstoffatome von R durch Atome und/ oder Atomgruppierungen ausgewählt aus der Gruppe -O-, -S02-, -N+R 2-, -C(0)NR1- oder -S02NR1- ersetzt sein können,
worin R1 für H, nicht, teilweise oder perfluoriertes C bis C6-Alkyl, C3- bis C7-Cycloalkyl, unsubstituiertes oder substituiertes Phenyl und R für nicht, teilweise oder perfluoriertes Ci- bis C6-Alkyl, C3- bis C7-Cycloalkyl, unsubstituiertes oder substituiertes Phenyl stehen, und wobei FAP" für ein Anion der allgemeinen Formel (II)
[P(CnF2n+1)yF6-y]- (II)
steht, mit n = 1 bis 8,
y = 1 bis 4.
In Formel (III) der erfindungsgemäßen Verbindungen steht R bevorzugt für ein geradkettiges oder verzweigtes Alkyl mit 1-4 C-Atomen, wobei R vollständig oder teilweise mit Halogenen substituiert sein kann.
Besonders bevorzugt handelt es sich bei den Verbindungen der Formel (III) um Verbindungen der Formel (IV)
Verbindungen der Formel (V) sind ebenfalls Gegenstand der vorliegenden Erfindung
In den Formeln (IV) und (V) steht FAP
" für ein Anion der allgemeinen Formel (II)
steht, mit n = 1 bis 8,
y = 1 bis 4.
Bevorzugt steht FAP" in den Verbindungen der Formeln (III), (IV) und (V) für ein Anion der Formel (II)
[P(CnF2n+1)yF6-y]- (II)
mit n = 1 bis 4,
y = 1 bis 3.
Besonders bevorzugt steht FAP" in den Verbindungen der Formeln (III), (IV) und (V) für [(CF3)3PF3r, [(C2F5)3PF3]-, [(C3F7)3PF3]- [(C4F9)3PF3r,
[(CF3)2PF4r, [(C2F5)2PF4r, [(C3F7)2PF4r oder [(C4F9)2PF4r, insbesondere bevorzugt für [(C2F5)3PF3]\
Insbesondere bevorzugt sind die erfindungsgemäßen Verbindungen ausgewählt aus der Gruppe umfassend die Verbindungen (IVa) und (Va)
(Va) NFPy-FAP.
F-TEDA-FAP und NFPy-FAP können in Analogie zu F-TEDA-BF
4 oder NFPy-BF
4 hergestellt werden. Dies wird im Folgenden beispielhaft dargestellt:
2 [(C2F5)3PF3r
F-TEDA-FAP
N' CH3CN, 10% F2/N2 [(C2F5)3PF3r
NFPy-FAP
F-TEDA-FAP und NFPy-FAP können auch ausgehend von F-TEDA-BF4 beziehungsweise NFPy-BF4 mithilfe einer Anionenaustauschreaktion durch K[(C2F5)3PF3] (KFAP, erhältlich bei Merck KGaA) hergestellt werden.
F-TEDA-FAP und NFPy-FAP weisen gegenüber F-TEDA-BF4 und NFPy- BF4 nicht nur eine verbesserte Stabilität und höhere Löslichkeit in organischen Lösungsmitteln auf, sondern verfügen auch über eine wesentlich höhere Fluorierungskraft. Dies wird anhand der Beispiele 3 und 4 verdeutlicht.
Die folgenden Ausführungsbeispiele sollen die Erfindung erläutern, ohne sie zu begrenzen. Die Erfindung ist im gesamten beanspruchten Bereich
entsprechend ausführbar. Ausgehend von den Beispielen lassen sich auch mögliche Varianten ableiten. So sind die Merkmale und Bedingungen der in den Beispielen beschriebenen Reaktionen auch auf andere, nicht im Detail aufgeführte, aber unter den Schutzbereich der Ansprüche fallende
Reaktionen anwendbar.
Beispiele:
Die 1H und 19F NMR Spektren werden an einem Brucker Avance 300 Spektrometer (Resonanzfrequenz für 1H: 300,13 MHz, für 19F: 282,40 MHz) in Acetonitril-D3 aufgenommen. CCI3F und TMS dienen jeweils für die 19F bzw. 1H NMR-Spektren als Referenzsubstanz.
Tabelle 1. Vergleich der Löslichkeit von F-TEDA-BF4 und F-TEDA-FAP (Verbindung (IVa)); NFPy- BF4 und NFPy-FAP (Verbindung (Va)).
Verbindung Lösungsmittel Löslichkeit
F-TEDA-BF4 CH3CN 1 ,2 %
CH2CI2 unlöslich
Benzol unlöslich
F-TEDA-FAP (IVa) CH3CN 30 %
CH2CI2 unlöslich
Benzol schwach löslich
NFPy-BF4 CH3CN 4,3 %
CH2CI2 unlöslich
Benzol unlöslich
NFPy-FAP (Va) CH3CN 34 %
CH2CI2 0,4 %
Benzol unlöslich
Beispiel 1 :
Herstellung von 1 -Chlormethyl-4-fluordiazoniabicyclo[2,2,2]octan-bis-[tris- (pentafluorethyl)trifluorophosphat], F-TEDA-FAP (Verbindung IVa)
F-TEDA-BF. F-TEDA-FAP
Zu einer Lösung von 0,21 g (0,58 mmol) F-TEDA-BF4 in 50 cm3 CH3CN wird bei Raumtemperatur eine Lösung von 0,56 g (1 ,16 mmol) KFAP in 5 cm3 CH3CN gegeben. Die Reaktionsmischung wird drei Stunden bei Raumtemperatur gerührt. Anschließend wird der weiße Niederschlag abfiltriert. Nach Evaporation des Lösungsmittels erhält man 0,57 g eines weißen Feststoffs. Die Ausbeute an F-TEDA-FAP beträgt 88 %
(Schmelzpunkt 109°C). Die Verbindung wird NMR-spektroskopisch und elementaranalytisch untersucht.
1H NMR (in CD3CN, Referenzsubstanz: TMS), δ [ppm]:
2,1 s (CH3), 4,2 t (6H; 3,5,8-CH2), 4,7 t (6H; 2,6,7-CH2), 5,3 s (CH2CI). 9F NMR (in CD3CN, Referenzsubstanz: CCI3F), δ [ppm]:
49,4 m (FN+), -43,2 d, m (PF), -79,3 m (CF3), -81 ,0 m (2CF3), -86,5 d, m
(PF2), -1 14,7 d, m (CF2), -115,3 d, m (2CF2).
Elementaranalyse:
Gefunden: C 22,65 %, H 1 ,54 %, N 3,82 %
Berechnet für F-TEDA-FAP■ CH3CN: C 22,69 %, H 1 ,54 %, N 3,78 % Die Struktur von F-TEDA-FAP · CH3CN wird durch Röntgenstrukturanalyse bestätigt.
Beispiel 2:
Herstellung von N-Fluorpyridinium Tris(pentafluorethyl)trifluorphosphat NFPy-FAP (Verbindung (Va))
KFAP
NFPy-BF4 NFPy-FAP
Zu einer Lösung von 0,20 g (1 ,08 mmol) NFPy-BF in 5 cm3 CH3CN wird bei Raumtemperatur eine Lösung von 0,52 g (1 ,08 mmol) KFAP in 10 cm3 CH3CN gegeben. Die Reaktionsmischung wird 15 min bei Raumtemperatur gerührt und anschließend auf -20°C abgekühlt. Der weiße Niederschlag wird abfiltriert. Nach Evaporation des Lösungsmittels erhält man 0,54 g eines weißen Feststoffs. Die Ausbeute an NFPy-FAP beträgt 91 %
(Schmelzpunkt: 66°C). Die Verbindung wurde NMR-spektroskopisch und elementaranalytisch untersucht:
1H NMR (in CD3CN, Referenzsubstanz: TMS), δ [ppm]:
8,3 m (2H; 3,5-CH), 8,7 m (1 H; 4-CH), 9,2 m (2H; 2,6-CH).
19F NMR (in CD3CN, Referenzsubstanz: CCI3F), δ [ppm]:
47,9 m (FN+), -43,3 d, m (PF), -79,3 m (CF3), -81 ,0 m (2CF3), -87,0 d, m
(PF2), -114,8 d, m (CF2), -115,4 d, m, (2CF2).
Elementaranalvse:
Gefunden: C 24,30 %, H 0,83 %, N 2,72 %
Berechnet für NFPy-FAP: C 24,33 %, H 0,93 %, N 2,58 %
Beispiel 3:
Lösungsmittelfreie Fluorierung von 1 ,3-diphenyl-1 ,3-propandion mithilfe von F-TEDA-FAP (Verbindung (IVa)) im Vergleich zu F-TEDA-BF4:
Beispiel 4:
Lösungsmittelfreie Fluorierung von 1 ,3-diphenyl-1 ,3-propandion mit NFPy- FAP (Verbindung (Va)) im Vergleich zu NFPy-BF4: