Sicherheitssystem zur Vermeidung einer falschen Arzneimittelanwendung
Beschreibung
Die Erfindung bezieht sich auf ein Sicherheitssystem zur Vermeidung einer falschen Anwendung eines Arzneimittels, das mit Hilfe einer Applikationsvorrichtung angewendet wird.
Arzneimittel werden in den verschiedensten Darreichungsformen konfektioniert, um beispielsweise eine Tablette oder Pille einzunehmen, einen Wirkstoff zu spritzen, ein Aerosol einzuatmen oder um einen Wirkstoff über die Haut aufzunehmen. Häufig werden zur Einnahme und/oder Anwendung von Arz- neimitteln zusätzliche Applikationsvorrichtungen benötigt, wie beispielsweise ein Inhalator, eine Spritze oder sonstige medizinische Geräte.
Die korrekte Zuordnung eines anzuwendenden Arzneimittels zu einer Applikationsvorrichtung, mit deren Hilfe das Arzneimittel angewendet oder eingenommen wird, ist somit von erheblicher Bedeutung, um eine falsch dosierte Anwendung von Arzneimitteln, Medikamenten bzw. Wirkstoffen oder die Anwendung eines gänzlich falschen Arzneimittels zu unterbinden .
Hierzu ist es unter anderem bekannt, bestimmte Applikationsvorrichtungen, insbesondere Inhalationsgeräte, die mit einer Kartusche, einer Flasche oder einem sonstigen Arzneimittelbehältnis zusammenwirken, derart auszubilden, dass beispielsweise nur eine spezifische Verpackungsform in eine Aufnahmeöffnung einsetzbar und verrastbar ist. Somit können Arzneimittel eines anderen Arzneimittelherstellers nicht mit einer solchen Applikationsvorrichtung eingesetzt werden. Weiterhin können Farbkodierungen auf Arzneimittelver- Packungen sowie den dazugehörigen Applikationsvorrichtungen vorgesehen sein, es können Warnhinweise auf Verpackungen sowie den Beipackzetteln enthalten sein oder die Anwendung besonders kritischer Arzneimittel ist nur dem medizinischen Fachpersonal vorbehalten.
Ausgehend von diesem Stand der Technik ist der Fachmann vor die Aufgabe gestellt, ein Sicherheitssystem der eingangs genannten Art zu schaffen, mit dem in einfacher Weise eine fehlerhafte Anwendung eines Arzneimittels wirksam vermieden ist.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass dem Arzneimittel ein Transponder und der Applikationsvorrichtung ein Lesegerät eines RFID-Systems zugeordnet ist, wobei eine Verwendung der Applikationsvorrichtung nur dann ermöglicht ist, wenn vom RFID-System eine Freigabe ausgegeben ist.
Alternativ wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass der Transponder der Applikationsvorrichtung zugeordnet ist und das Lesegerät an der Verpackungseinheit, vorzugsweise der Sekundärverpackung des Arzneimittels, angebracht ist, um die Öffnung der Verpackung und damit die Anwendung des Arzneimittels zu sperren, wenn eine Freigabe durch das RFID- System fehlt.
Bei RFID (englisch: „radio frequency identification devi- ce" ) -Systemen handelt es sich üblicherweise um einen Transponder, der an oder in einem Gegenstand angeordnet ist und ein korrespondierendes Lesegerät, das mit Hilfe von e- lektromagnetischen Wellen die Anwesenheit des Transponders in einem Erfassungsbereich feststellen kann. Dabei erfolgt eine Identifikation des spezifischen Transponders über eine jeweils individuelle Codierung, so dass eine Individuali- sierung des durch das Lesegerät erfassten Transponders bzw. desjenigen Gegenstandes, dem der Transponder zugeordnet ist, möglich ist.
Ein wichtiger Parameter von RFID-Systemen ist der verwende- tet Frequenzbereich. Genutzt werden der Niederfrequenzbereich (LF, 30-500 kHz) , der Bereich hoher Frequenzen (HF, 3-30 MHz) bzw. sehr hoher Frequenzen (UHF, 300 MHz - 3 GHz) sowie der Bereich der Mikrowellen-Frequenzen (SHF, > 3 GHz und darüber) .
Eine typische Radiofrequenz für erfindungsgemäße RFID- Systeme beträgt 13,65 MHz. Derartige Systeme sind im Stand der Technik bekannt und dienen beispielsweise zur Personenzugangskontrolle, zur Überwachung von Warenflüssen oder als Diebstahl-Sicherheitssystem in Kaufhäusern. LF-Systeme arbeiten häufig mit Frequenzen um 125 kHz und kommen mit hoher (Luft-) Feuchtigkeit und Metall zurecht und werden z. B. für Zugangskontrollen, Wegfahrsperren und Lagerverwaltung verwendet .
Erfindungsgemäß ist nunmehr einem Arzneimittel ein solcher Transponder zugeordnet. Dabei kann der Transponder beispielsweise einer Primärverpackung, wie einer Blisterpa- ckung, in der Arzneimittelkapseln eingeschweißt sind, zuge- ordnet werden oder einer Sekundärverpackung, beispielsweise
einer Pappschachtel, in der eine oder mehrere Blisterpa- ckungen sowie der Beipackzettel eingelegt sind. Hierzu kann der Transponder unter anderem an oder aufgeklebt bzw. einlaminiert oder eingeschweißt werden. Das kontaktlose Ausle- sen bei RFID-Systemen ermöglicht ein verdecktes Anbringen des Transponders , wodurch dieser vor Beschädigungen geschützt ist.
Das zugehörige Lesegerät ist der Applikationsvorrichtung zugeordnet und beispielsweise bei einem Inhalator in das Gehäuse des Inhalators integriert.
Soll nun ein Arzneimittel mit Hilfe der Applikationsvorrichtung eingenommen oder angewendet werden, so kann die Verpackung bzw. das Arzneimittel mit dem zugeordneten
Transponder in den Erfassungsbereich des Lesegerätes an der Applikationsvorrichtung gebracht werden. Das Lesegerät erkennt selbsttätig, dass ein zulässiger Transponder, der ü- ber die entsprechende Codierung für dieses Arzneimittel verfügt, sich im Erfassungsbereicht befindet. Nachfolgend kann von dem Lesegerät ein Freigabesignal ausgegeben werden, um die Benutzung der Vorrichtung zum Zusammenwirken mit dem Arzneimittel freizugeben.
Der Vorteil der Erfindung besteht darin, dass in einfacher Weise mit bekannten Mitteln eine fehlerhafte Anwendung von Arzneimitteln, Medikamenten und dergleichen wirkungsvoll unterbunden ist. Dabei sind Fehlbedienungen oder Fehlinterpretationen ausgeschlossen, da eine Codierung des Tanspon- ders üblicherweise werksseitig erfolgt. Selbstverständlich kann die Applikationsvorrichtung zur Anwendung von Arzneimitteln bzw. das zugeordnete Lesegerät auch derart ausgelegt sein, dass unterschiedliche Arzneimitteln mit jeweils unterschiedlichen Transpondercodes mit der Applikationsvor- richtung zusammenwirken können, wodurch beispielsweise mit
einem Inhalator verschiedene Aerosole, beispielsweise unterschiedlich dosiert für Kinder und Erwachsene, inhaliert werden können .
Im Rahmen der Erfindung ist es mit umfasst, dem anzuwendenden Arzneimittel ein dem Fachmann an sich beliebig gestaltetes Lese- oder Erfassungsgerät zuzuordnen und der Applikationsvorrichtung, mit deren Hilfe das Arzneimittel angewendet wird, den Transponder. Bevorzugt ist das Lesegerät an der Verpackungseinheit, vorzugsweise der Sekundärverpackung, angebracht, um die Öffnung der Verpackung und damit die Anwendung des Arzneimittels zu sperren.
Vorzugsweise erfolgt eine Sperrung der Applikationsvorrich- tung bzw. der Verpackung so lange, wie das Lesegerät kein korrektes Transpondersignal in seinem Erfassungsbereich empfängt. Erst wenn ein zulässiges Arzneimittel bzw. eine zulässige Applikationsvorrichtung mit dem richtigen zugeordneten Transponder vom Lesegerät erkannt wird, kann eine beispielsweise mechanische Sperre aufgehoben oder eine E- lektronik freigeschaltet werden, um z.B. eine Aerosolkartusche oder eine Kapsel mit Inhalationspulver in eine Inhalationsvorrichtung einsetzen zu können.
Prinzipiell ist es auch möglich, nicht die Applikationsvorrichtung selbst bzw. die Verpackung des Arzneimittels mit einem Lesegerät auszustatten, sondern die Applikationsvorrichtung bzw. die Verpackung des Arzneimittels ihrerseits in ein weiteres Behältnis oder ein Gehäuse einzulegen, wo- bei diesem Behältnis/Gehäuse bzw. einem Verschlussmechanismus des Behältnisses/Gehäuses das Lesegerät zugeordnet ist und eine Freigabe bzw. Öffnung erst dann erfolgt, wenn ein zulässiges Arzneimittel bzw. eine zulässige Applikationsvorrichtung mit dem richtigen Tanspondercode im Erfassungs- bereich vorhanden ist.
Zur Erleichterung der Bedienung können optische und/oder akustische Warnmitteilungen ausgegeben werden, wenn ein richtiges bzw. falsches Arzneimittel sich im Erfassungsbe- reich des Lesegerätes befindet. Wird beispielsweise ein Arzneimittel eines falschen Herstellers mit einem nicht freigegebenen Transponder in den Erfassungsbereich des Lesegerätes verbracht, so kann eine rote LED aufleuchten und/oder ein Warnton ausgegeben werden oder eine Sprachmit- teilung, dass das Arzneimittel nicht zulässig ist. Wird das Arzneimittel jedoch als richtig erkannt, kann eine grüne LED aufleuchten und/oder eine entsprechende positive Sprachmitteilung ausgegeben werden.
Die Aussagen des vorangegangenen Abschnittes über optische und/oder akustische Warnmitteilungen gelten sinngemäß auch für den Fall, dass der Transponder der Applikationsvorrichtung und das Lesegerät der Verpackung zugeordnet ist bzw. wenn Lesegerät und Sperrvorrichtung in einem zusätzlichen Behältnis oder Gehäuse untergebracht sind, in die Applikationsvorrichtung oder das Arzneimittel eingelegt werden.
Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und nachstehend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der je- weils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen verwendbar sind. Der Rahmen der Erfindung ist nur durch die Ansprüche definiert.
Die Erfindung wird im Folgenden anhand eines Ausführungs- beispiels mit Bezugnahme auf die Zeichnung näher erläutert.
Die einzige Figur der Zeichnung zeigt eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Sicherheitssystems.
Das Sicherheitssystem 1 dient dazu, die falsche Anwendung oder Einnahme eines Arzneimittels 2 zu vermeiden. Hierzu
ist dem Arzneimittel 2, beispielsweise in einer Faltschachtel mit mehreren Kapseln in einer Blisterpackung, ein Transponder 3 zugeordnet, vorzugsweise in Form eines entsprechenden Magnetstreifens, der an einer Innenseite der Faltschachtel aufgeklebt ist. Des Weiteren ist einer Applikationsvorrichtung 4 ein Lesegerät 5 zugeordnet. Das Arzneimittel 2 muss zur Anwendung oder Einnahme mit der Applikationsvorrichtung 4 zusammenwirken, beispielsweise eine Aerosolkartusche oder eine Kapsel mit Inhalationspulver mit einem Inhalator oder ein in einer Flasche portioniertes flüssiges Medikament mit einer Injektionsvorrichtung.
Das Lesegerät 5 erkennt, ob der Transponder 3 mit einem korrekten Code für das Arzneimittel 2 versehen ist, wobei die Applikationsvorrichtung 4 mit verschiedenen Arzneimitteln 2 mit jeweils unterschiedlichen Transpondern 3 zusammenwirken kann. Wird das Arzneimittel 2 bzw. der zugeordnete Transponder 3 vom Lesegerät 5 als korrekt bewertet, wird die Applikationsvorrichtung 4 mechanisch und/oder elektro- nisch freigeschaltet, um das das Medikament 2 einnehmen o- der anwenden zu können. Gleichzeitig kann über eine Anzeigevorrichtung 6, beispielsweise ein Lautsprecher und/oder eine LED, ein entsprechendes Bestätigungs- oder Ablehnungssignal im Falle eines falschen Arzneimittels 2 ausgegeben werden .
Beispiele
Nachfolgend sind Beispiele für die Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Sicherungssystems für Applikationssysteme aus dem Bereich inhalative Arzneiformen zusammengestellt. Die Beispiele gelten sinngemäß auch für vergleichbare Applikationssysteme aus anderen Bereichen z.B. Injektabilia, mit Medikamenten in Einzeldosisbehältern bzw. Mehrdosisbehältern, die mittels einer bestimmten Applikationsvorrichtung verabreicht werden sollen.
Bei den Beispielen 1-5 ist die Vorrichtung zum Freischalten oder Sperren der Applikationsvorrichtung bzw. für das Erzeugen eines optischen und/oder akustischen Bestätigungsoder Ablehnungssignals jeweils mit dem Lesegerät des RFID- Systems in der Applikationsvorrichtung d.h. dem betreffenden Inhalator verbunden. Dabei kann diese Vorrichtung in den Inhalator selbst integriert sein oder in Form eines zusätzlichen Bauteiles vergleichbar zu Blinding-Devices oder Zusatzgeräten zur Atemzugstriggerung realisiert sein.
1. Einbau Lesegerät in Inhalator für Pulverkapseln z.B. Handihaler® (Boehringer Ingelheim) bzw. andere vergleichbare Einzelkapsel-Inhalatoren
2. Einbau Lesegerät in Inhalator für Einzelblister
3. Einbau Lesegerät in Inhalator für Eindosisbehälter
4. Einbau Lesegerät in Mehrdosispulverinhalator mit austauschbarem Pulverreservoir
5. Einbau Lesegerät in Mehrdosisflüssigkeitsinhalator mit austauschbarem Flüssigkeitsreservoir z.B. Respimat (Boehringer Ingelheim) bzw. andere vergleichbare Inhala-
toren
Beim Beispiel 6 ist die Vorrichtung zum Freischalten oder Sperren der Anwendung bzw. für das Erzeugen eines optischen und/oder akustischen Bestätigungs- oder AbIehnungsSignals mit dem Lesegerät des RFID-Systems in der Verpackung verbunden. Dabei kann diese Vorrichtung in die Verpackung selbst integriert sein oder in Form eines zusätzlichen Bauteiles z.B. in Form eines Kastens oder Käfigs, in den die Verpackung eingesetzt ist, realisiert sein.
6. Einbau Lesegerät in Verpackung für Einzeldosen bzw. für Mehrdosisbehältnisse