Verfahren zur Kalibrierung von analogisierten Ventilen in einer Druckregelvorrichtung
Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß Oberbegriff von Anspruch 1 sowie eine Kraftfahrzeugbremsdruckregelvorrichtung gemäß Oberbegriff von Anspruch 16.
Es ist unter anderem aus der DE 10 2005 014 097 Al bekannt, in ABS-Steuergeräten für Kraftfahrzeugbremssysteme, aber auch in sogenannten Fahrdynamikreglern mit zusätzlichen Funktionen wie ESP etc., analog regelnde elektrisch ansteuerbare hydraulische Ventile zur Regelung des Hydraulikdrucks einzusetzen. Diese sogenannten Analog/Digital-Ventile (A/D- Ventile) sind im Prinzip herkömmliche elektromagnetische (Solenoid-) Schaltventile, welche mittels eines pulsweiten- modulierten Stroms (PWM) in der Weise angesteuert werden, dass der Ventilstößel eine Schwimmstellung einnimmt. Auf diese Weise ist eine Druckregelung möglich, sofern die Stromansteuerung hinreichend genau und reproduzierbar durchgeführt wird. Dies ist in der Regel dann ohne größere Probleme möglich, wenn der einzuregelnde Druck über einen Drucksensor in Verbindung mit einer Regelschleife eingeregelt werden kann. Erheblich schwieriger ist es, ein entsprechendes Analogregelverfahren ohne einen Drucksensor im zu regelnden Druckkreis vorzunehmen.
Es sind in diesem Zusammenhang schon eine ganze Reihe von Druckregelverfahren bekannt geworden, die sich mit dem Problem der Druckeinstellung eines A/D-Ventils ohne einen Drucksensor im zu regelnden Kreis auseinandersetzen. Bekanntlich ist der Öffnungsstrom des Ventils neben anderen Parametern von der am Ventil anliegenden Druckdifferenz (Differenzdruck) abhängig. Daher muss der Regler, welcher den Öffnungsstrom über die elektrische Stromeinstellung mittels einer elektronischen PWM-Treiberstufe regelt, den Vordruck, den Druck im zu regelnden Kreis (zum Beispiel im Radbremszy-
linder) und den Öffnungsstrom des Ventils kennen. In einer Bremshydraulikvorrichtung, auf die sich die Erfindung bezieht, kann immerhin der Vordruck sensorisch erfasst werden, so dass sich das Problem auf die Ermittlung des Drucks im zu regelnden Kreis reduziert.
Der Öffnungsstrom gibt bekanntlich den Strom eines stromlos offenen Ventils an, welcher gerade ausreicht, bei einem bestimmten Differenzdruck, dass Ventil geschlossen zu halten. Zur Bestimmung der Öffnungsstromkennlinie (Strom über Differenzdruck) oder auch "Kalibrierung" des zur regelnden A/D- Ventils wurde bereits vorgeschlagen, am Band und/oder im Werk und/oder im Fahrzeug zumindest ein einziges Mal ein e- lektronisch gesteuertes Kalibrierverfahren durchzuführen. Dabei werden bestimmte Druckwerte vorgegeben und punktuell Strompunkte bestimmt, welche das Öffnungsstromverhalten des Ventils wiedergeben. Eine dementsprechend gewonnene Kurve bzw. Stützstellen für diese Kurve kann/können dann im Regler des elektronischen Bremssystem für den späteren Gebrauch gespeichert werden. Der vorstehend beschriebene, für jedes einzelne Ventil auf Grund von zu berücksichtigenden geringfügigen Herstellungstoleranzen einzeln durchzuführende Ka- librierprozess benötigt allerdings zusätzliche Zeit und macht den Herstellungsprozess der bei Bremssystemen in großen Mengen gefertigten Ventile insgesamt sehr aufwändig.
Es sind bereits eine ganze Reihe von Verfahren vorgeschlagen worden, mit denen es möglich ist, eine Ermittlung der Öff- nungsstromkennline auch ohne eine Vorkalibrierung des Bremssystems im Werk des Bremssystemherstellers oder am Band des Fahrzeugherstellers vorzunehmen. Diese an sich bekannten Verfahren werden nach dem Einbau in das Fahrzeug selbstätig durch die elektronische Steuerung des Bremssystems und ohne eine externe Druckbeaufschlagung (definierte Messdrücke
etc.) durchgeführt. Einige dieser Verfahren basieren darauf, dass eine Rückführung einer direkten oder indirekten Information über den tatsächlich durch einen bestimmten Ventilstrom hervorgerufenen Raddruck (z.B. von einem Drucksensor) oder über die Stellung des Ventilsstößels (z.B. ein mit einer pick-up Spule gewonnenes Signal des Magnetkreises des Magnetventils) genutzt wird. Nachteilhaft bei den letztgenannten Verfahren ist, dass zusätzliche Kosten für Drucksensoren oder Messspulen entstehen.
Die Erfindung setzt sich zum Ziel, ein Kalibrierverfahren für die Ermittlung von Kalibrierwerten, insbesondere für eine Öffnungsstromkurve, anzugeben, welches nach dem Einbau in ein Kraftfahrzeug selbstständig und automatisch durch das elektronische Steuergerät veranlasst durchgeführt werden kann, wobei dies ohne den Einsatz eines Drucksensors oder eines magnetischen/elektrischen Messeselements erfolgt.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch das Verfahren gemäß Anspruch 1.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird eine Kalibrierung eines elektromagnetischen Ventils (zum Beispiel stromlos offenes oder stromlos geschlossenes Ventil) in einer elektronisch gesteuerten Druckregelvorrichtung vorgenommen, in dem der am zu kalibrierenden Ventil vorherrschende Differenzdruck periodisch moduliert und das an der entsprechenden Ventilspule anliegende elektrische Signal an der Ventilspule oder an einer zusätzlichen Messspule zur Kalibrierung ausgewertet wird. Das elektrische Signal ist insbesondere das e- lektrische Induktionssignal und/oder der Spulenstromverlauf und/oder der Spannungsverlauf an der Ventilspule oder an einer zusätzlichen Messspule.
Während der Kalibrierung wird die Ventilspule bevorzugt mit einem Offsetstrom beaufschlagt. Der Offsetstrom ist ein Strom einer Stromquelle, der während der Kalibriermessung durch das Ventil fließt, damit sich dieses - zum Beispiel durch darauf einwirkende Hydraulikdruckpulse - leichter Öffnen bzw. Schließen lässt. Das bedeutet jedoch nicht, dass dieser Strom zwangsläufig immer konstant bleiben muss. Vielmehr ist es gemäß einem Ausführungsbeispiel des Kalibrierverfahrens so, dass der Strom nach Maßgabe einer Rampe abgesenkt wird. Während einer Kalibriermessung (Aufnahme eines Messpunktes) ist der Strom auch bei einer kontinuierlichen Absenkung noch hinreichend konstant, so dass von einer Messung bzw. Kalibrierung bei konstantem Strom gesprochen werden kann. Es ist aber prinzipiell auch denkbar, eine Kalibriermessung ohne einen Offsetstrom durchzuführen, so lange die Druckpulsationen ausreichen, um eine messbare Ventilreaktion hervorzurufen. Letzteres wird aber eher selten der Fall sein.
Deshalb wird der Ventilspulenstrom bevorzugt mittels eines Stromreglers auf einen (bezogen auf einen bestimmten Zeit-
punkt) vorgegeben Sollwert eingeregelt. Da im allgemeinen ein Regler kein ideales Verhalten zeigt, wird der vom Regler eingeregelte Spulenstrom durch eine hydraulisch provozierte Stößelbewegung verändert. Wird zum Beispiel eine periodische Anregung des Stößels vorgenommen, ergibt sich dann ein periodischer Stromverlauf, dessen Amplitude unter anderem von der Güte des Reglers und der Stärke der Anregung abhängt. Dabei kann der momentane Sollwert auch entsprechend einer Kurve laufend verändert werden, was gemäß dem Verfahren bevorzugt ist. Die Kurve ist besonders einfach eine besonders bevorzugte Gerade oder Rampe.
Bevorzugt wird dabei zur Kalibrierung der durch die Ventilbewegung modulierte Stellwert (zum Beispiel die Spulenspannung) und/oder der Istwert des Stromreglers ausgewertet. Insbesondere wird der Istwert des Reglers ausgewertet, welcher gemäß dem Ausführungsbeispiel der Ventilspulenstrom ist. Es ist aber auch möglich, dass der magnetische Fluss im Bereich des Magnetkreises der Ventilspule mit an sich bekannten Magnetsensormitteln gemessen wird. So kann zum Beispiel eine Pick-Up Spule im Magnetfeld der Spule angeordnet werden .
Eine Kalibrierung des Ventils erfolgt bevorzugt durch Messung des Öffnungs- oder Schließstroms. Der Öffnungs- oder Schließstrom ist insbesondere der Strom, der bei einer Ventilbewegung fließt. Dieser wird bei einem Differenzdruck in der Nähe von 0 bar, insbesondere bei weniger als 0,5 bar, gemessen. Eine Messung bei einem Differenzdruck von genau 0 bar ist gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren prinzipiell nicht möglich, da ein gewisser geringer Differenzdruck zum Öffnen des zu kalibrierenden Ventils benötigt wird.
Wie bereits erwähnt, wird während der Kalibrierung des Ven-
tils vorzugsweise der Ventilspulenstrom zur Erkennung des Schaltpunktes des Ventils, zum Beispiel linear, erhöht oder erniedrigt. Dabei wird der Schaltpunkt des Ventils durch eine Änderung des am Ventil gemessenen elektrischen Signals festgestellt .
Dabei kann es nötig sein, nach einer bevorzugten Verbesserung des Verfahren, den mit dem oben beschriebenen Kalibrierverfahren gewonnene Öffnnungs- oder Schließstromwert derart zu korrigieren (zum Beispiel durch einen Offset) , dass dieser den im Rahmen der Messgenauigkeit genauen Wert für eine Druckdifferenz von 0 bar wiedergibt. Dies Korrektur erhöht die Genauigkeit des Messwertes, da, wie oben bereits erwähnt, eine Messung bei genau 0 bar prinzipbedingt nicht bzw. nur bei Druckpulsation mit hoher Amplitude möglich ist.
Bevorzugt wird der vorstehend erwähnte periodische Differenzdruck durch eine auf das Ventil einwirkende, fördernde Hydraulikpumpe hervorgerufen, welche insbesondere Bestandteil der Druckregelvorrichtung ist.
Dabei kann insbesondere das auf der Förderseite der Hydraulikpumpe austretende Fördermittel, welches auf das Ventil einwirkt, zumindest teilweise aus dem Kreis, in dem der Druck pulsiert, entweichen. Dies Maßnahme bewirkt, dass sich der Druck auf der Seite des Ventils, die dem Pumpenausgang zugewandt ist, nicht kontinuierlich erhöht.
Das Entweichen des Fördermittels aus dem Bereich zwischen Pumpe und Kalibrierventil kann bevorzugt durch ein mit diesem Kreis verbundenes, teilweise geöffnetes weiteres elektromagnetisches Ventil ermöglicht werden.
Bevorzugt handelt es sich bei dem zu kalibrierenden Ventil
um ein Trennventil oder ein Einlassventil eines elektrischen Bremsensteuergerätes .
Überraschenderweise ist es möglich, über zusätzliche Maßnahmen die Amplitude der Differenzdruckänderung zu verstärken. Hierzu wird bevorzugt eine bereits in der Vorrichtung vorhandene Komponente (z.B. Ventil, Rückschlagventil, Blende, Druckspeicher etc.) genutzt. Wird die Amplitude des Differenzdrucks durch diese Maßnahme erhöht, ergibt sich vorteilhaft auch eine Erhöhung der Amplitude oder Amplitudenänderung des zur Kalibrierung ausgewerteten elektrischen Messsignals .
Für die vorstehend beschriebene Verstärkung wird bevorzugt im Falle der Kalibrierung des Einlassventils das Trennventil nur zum Teil geöffnet. Dabei bedeutet "teilweise Öffnen" nicht, dass das Ventil tatsächlich bei jedem Druck offen ist. Vielmehr ist damit gemeint, dass der Ventilstrom so gewählt ist, dass sich das Ventil bei einem bestimmten stromabhängigen Differenzdruck öffnet. Das teilweise Öffnen des zur Verstärkung eingesetzten Trennventils erfolgt also beispielsweise mit einem Ventilstrom, bei dem das Ventil schon bei einem recht geringen Differenzdruck öffnet. Wird alternativ bevorzugt eine Kalibrierung des Trennventils vorgenommen, kann analog das Einlassventil zur Verstärkung der Differenzdruckamplitude teilweise geöffnet werden. Der elektrische Strom, der hierzu durch die Spule des jeweiligen verstärkenden Ventils geleitet wird, besitzt eine Stärke, die einem Öffnungsdruck von bevorzugt etwa 0,5 bis etwa 8 bar entspricht. Besonders bevorzugt liegt dieser Bereich zwischen etwa 2 bis etwa 4 bar.
Bevorzugt wird die Kalibrierung erst nach Einbau der Druckregelvorrichtung in eine Nutzanwendung, insbesondere in ein
Fahrzeug, ohne externe Druckbeaufschlagung automatisch durch die Vorrichtung vorgenommen. Diese Möglichkeit erlaubt den Verzicht auf aufwändige Kalibrierprozesse während der Produktion der Druckregelvorrichtung oder beim Einbau der Druckregelvorrichtung in eine Nutzanwendung (zum Beispiel in ein Kraftfahrzeug) .
Bevorzugt umfasst das Steuergerät eine an sich bekannte Stromregelschaltung, welche insbesondere eine mehrkanalige Stromregelung erlaubt. Besonders bevorzugt ist die Stromregelschaltung mit einer an sich bekannten Messschaltung zur Bestimmung des Spulenstroms ausgestattet. Je nach Ausführung und Komplexität der Strommessschaltung kann der Spulenstrom kontinuierlich oder gemittelt gemessen und ggf. genau eingeregelt werden.
Gemäß dem Verfahren der Erfindung wird der zur Ansteuerung des A/D-Ventils verwendete Stromregler quasi "als Sensor" genutzt. Gleichzeitig wird hydrodynamisch, insbesondere über die Hydraulik des Bremssystems, beispielsweise über die Pumpe des Bremssystems, eine Druckmodulation in der Weise vorgenommen, dass das A/D-Ventil eine Stößelbewegung ausführt. Bevorzugt wird hierzu der Differenzdruck am Ventil periodisch oder gepulst mit einer das A/D-Ventil öffnenden Amplitude moduliert. Die sich in Folge des periodischen Öffnens des Ventils ergebende Stößelbewegung des angesteuerten Ventils führt zu einer Rückwirkung auf den Spulenstrom durch die in der Ventilspule induzierte Spannung. Der Stromregler versucht dann, den durch die hervorgerufene periodische Stößelbewegung veränderten Iststrom wieder auf den vorgegebenen Sollstrom nachzuregeln . Die sich ergebenden Schwingungen des Ventilstroms können dann an Hand des Ventilstroms selbst o- der der Stellgröße (zum Beispiel der Pulsweite etc.) ausgewertet werden.
Für die Kalibrierung wird bevorzugt der Ventilöffnungs- oder -schließpunkt durch Auswertung des Schwingungssignals der Spulenstromkurve bestimmt. Hierzu wird insbesondere die Amplitude der Stromkurve betrachtet. Beginnt sich beispielsweise bei Absenkung des Offsetstroms zu einem bestimmten Zeitpunkt der Ventilstößel zu bewegen, so ist dies an einer höheren Amplitude des Ventilstroms erkennbar. Diese Amplitudenerhöhung erstreckt sich normalerweise auf einen bestimmten begrenzten Offsetstrombereich, in dem das Ventil auf Druckpulsationen empfindlich reagieren kann. Prinzipiell kann die Kurve aber auch hinsichtlich der Frequenz oder anderer Parameter ausgewertet werden, sofern sich eine Ventilbewegung noch ausreichend genau damit erkennen lässt. Der zum Zeitpunkt der so festgestellten Ventilreaktion fließende Offsetstrom entspricht dann ziemlich genau dem gesuchten Kalibrierwert, welcher den Öffnungs- oder Schließstrom bei einem Differenzdruck nahe 0 bar angeben soll.
Das vorstehend beschriebene Verfahren beschreibt eine Möglichkeit, wie der Öffnungs- oder Schließstrom eines Ventils bei einem Differenzdruck von nahe 0 bar gemessen werden kann. Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens wird eine entsprechende Öffnungs- oder Schließstrommessung durchgeführt, welche jedoch für einen Differenzdruck größer als 0 bar repräsentativ ist. Dies ist möglich, in dem insbesondere der zuvor beschriebene Druckabbau an einem anderen Ventil, welches nicht kalibriert wird, zurückgenommen wird, so dass sich der Druck im Bereich zwischen Pumpenausgang und Kalibierventil merklich erhöht. Diese Differenzdruckerhöhung ergibt sich bei der Kalibrierung eines Einlassventils zum Beispiel dann, wenn das Trennventil etwas weiter als bei der oben beschriebenen 0 bar Messung geschlossen wird.
Die Erfindung betrifft auch eine elektronisch gesteuerte Kraftfahrzeugbremsdruckregelvorrichtung mit zumindest einem ABS-Regelprogramm gemäß Anspruch 16. Dabei handelt es sich insbesondere um eine Regelvorrichtung für einen hydraulischen Druck.
Weitere bevorzugte Ausführungsformen ergeben sich aus den Unteransprüchen und der nachfolgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels an Hand der Figuren.
Es zeigen
Fig. 1 eine schematische Darstellung einer Bremsvorrichtung für ABS- und ESP-Regelvorgänge und
Fig. 2 ein Diagramm über den zeitlichen Verlauf des Spulenstroms eines zu kalibrierenden Ventils.
In Fig. 1 ist Tandemhauptzylinder 5 mit Hydraulikeinheit 6 (HCU) eines elektronischen Kraftfahrzeugbremssystems verbunden. Elektronikeinheit 7 (ECU) umfasst ein Mikroprozes- sor/controllersystem, mit dem die im Ventilblock enthaltenen Aktuatoren und Sensoren elektronisch gesteuert bzw. ausgemessen werden können. Hydraulikeinheit 6 umfasst zwei Bremskreise I und II. Ferner umfasst jeder der Bremskreise je zwei Raddruckkreise (A, B bzw. C, D) mit jeweils einem Ein- lass- 3 bzw. 3' und einem Auslassventil 4 bzw. 4'. Die E- lektronik der ECU 7 umfasst einen mehrkanaligen Stromregler, welcher eine unabhängige Regelung der Ströme durch die Spulen der Ventile 2, 2' (Trennventile) und der Einlassventile 3, 3' erlaubt. Bezugszeichen 8 bzw. 8' bezeichnen stromlos geschlossene elektronische Umschaltventile. In der zu Hauptzylinder 5 führenden Hydraulikleitung 8 befindet sich ein
Eingangsdrucksensor 9. Das dargestellte Bremssystem umfasst in den Raddruckkreisen selbst keine weiteren Drucksensoren. Pumpe 1 bzw. 1' kann zum selbstständigen Druckaufbau verwendet werden, zum Beispiel im ASR- oder ESP-FaIl. Wenn Pumpe 1 angeschaltet ist, fördert diese Druckvolumen in Richtung von Leitung 13. Auf Grund des Aufbaus der Pumpe pulsiert der Druck am Ausgang der Pumpe in einem vom Aufbau der hydraulischen Komponenten abhängigen Druckbereich.
Bei der Durchführung des Kalibrierverfahrens wird Pumpe 1 zur Erzeugung von Druckpulsationen am zu kalibrierenden Ventil eingeschaltet. Die Kalibrierung wird nachfolgend am Beispiel des Einlassventils 3 beschrieben. Eine Kalibierung anderer A/D-Ventile, wie etwa des Trennventils 2, kann analog durchgeführt werden. Durch die während der Förderung von Druckmittel mittels der Hydraulikpumpe auftretenden Druckpulsationen ergibt sich an Einlassventil 3 ein periodischer Differenzdruck, welcher bei einem vollständig geschlossenen Einlassventil noch nicht zwangsläufig zu einem Öffnen des Einlassventils führt. Erst wenn der Strom durch die Spule des Trennventils zum Beispiel rampenförmig abgesenkt wird, ergeben sich in einem geeigneten Strombereich periodische Stößelbewegungen. Die Stößelbewegungen treten besonders im Bereich des Kräftegleichgewichts zwischen Federkraft der Rückstellfeder und magnetischer Kraft der Ventilspule auf. Die hier vorzunehmende Kalibriermessung für einen Differenzdruck von 0 bar wird günstigerweise in einem Zustand der Hydraulik durchgeführt, bei der der Druck in Leitung 12 e- benfalls im Bereich des Atmosphärendrucks liegt.
Die Kurven in Fig. 2 stellen den zeitlichen Verlauf des Ventilspulenstroms des Einlassventils 3 dar. Auf der x-Achse des Diagramms ist die Anzahl der aufgenommenen Messwerte abgetragen. Die x-Achse kann auch als Zeitachse verstanden
werden, da die Messpunkte in regelmäßigen, gleichbleibenden Zeitabständen aufgenommen wurden. Die y-Achse stellt den Strom dar, welcher im Stromregler an dem dem Einlassventil 3 zugeordneten Stromkanal gemessen wird.
Bei der Kalibrierung wird zunächst Pumpe 1 eingeschaltet und Trennventil 2 mit einem Strom beaufschlagt, der einem Öffnungsdruck von etwa 3 bar entspricht. Die Druckpulsationen von Pumpe 1 gelangen über Leitung 13 zu Trennventil 2 und werden dort reflektiert. Ein Teil der durch Pumpe 1 geförderten Hydraulikflüssigkeit kann gleichermaßen über Ventil 2 entweichen, so dass sich der mittlere Druck in Leitung 13 nicht weit über 0 bar erhöht (ca. 0 bis 3 bar) . Die verstärkten Druckpulsationen gelangen dann zur der der Pumpe zugewandten Seite von Einlassventil 3.
Zu Beginn der Kalibrierroutine ist Ventil 3 zunächst nahezu mit der vollen Stromstärke bestromt und dadurch im wesentlichen vollständig geschlossen. Da auf der dem Radzylinder zugewandten Seite kein Druck herrscht, baut sich an Ventil 3 eine pulsierende Druckdifferenz auf. Nun wird nach Maßgabe einer Rampe der Sollwert für den Spulenstrom von Ventil 3 reduziert. Noch reichen die Druckpulsationen nicht aus, um eine Bewegung des Stößels von Ventil 3 zu bewirken. Währenddessen wird die Stromkurve von Ventil 3 innerhalb der Elektronikeinheit regelmäßig in kurzen, zeitlich äquidistanten Abständen (n Messpunkte) gemessen und gespeichert. Die gemessenen Stromwerte sind in Fig. 2 als Kurve 15 aufgetragen. Da der PWM-Stromregler leicht schwingt, sind Strompulsationen mit einer vergleichsweise geringen Amplitude von ca. 10 Messeinheiten erkennbar. Während weiter Messpunkte aufgenommen werden wird der Offsetstrom (Sollstrom) in Ventilspule 3 langsam rampenförmig reduziert. In einem bestimmten Strombereich, in dem der Ventilstößel von Ventil 3 durch die Druck-
pulsationen bewegbar ist, verändert sich die aufgenommene Stromkurve. Kurve 16 zeigt den Verlauf des Spulenstroms im eingeschwungenen Zustand und weißt eine Amplitude von über 80 Messeinheiten auf. Aus Gründen der Darstellung befindet sich die Kurve im gleichen Punktebereich wie Kurve 15. Es handelt sich jedoch um Stromwerte, die zu einem späteren Zeitpunkt gemessen worden sind. Der Strombereich des Offsetstroms, bei dem die Stromkurve mit erhöhter Amplitude erkennbar ist, wird als Öffnungsstrom des Ventils bei einer Druckdifferenz von etwa 0 bar verwendet. Der Kalibriervorgang für Ventil 3 ist damit abgeschlossen.
Das vorstehend beschriebene Kalibrierverfahren erlaubt eine Ventilkalibrierung im Kraftfahrzeug. Eine Kalibrierung der Ventile im Werk oder beim Kraftfahrzeughersteller kann vorteilhafterweise entfallen. Es ist besonders zweckmäßig, wenn das oben beschriebene Kalibrierverfahren im Nachlauf des Bremssystems nach dem Abschalten der Zündung oder während der Fahrt in geeigneten Situationen durchgeführt wird. Eine besonders geeignete Situation ist insbesondere dann gegeben, wenn das Fahrzeug gerade einen Beschleunigungsvorgang ausführt. Besonders bevorzugt ist das Verfahren so ausgestaltet, dass ein Abbruch oder eine Unterbrechung des Kalibrierprozesses im Falle einer nicht geeigneten Fahrsituation erfolgt. In diesen nicht geeigneten Fahrsituationen hat eine ordnungsgemäße Funktion der Bremsanlage höchste Priorität. Der Kalibrierwert, welcher für eine Druckdifferenz von 0 bar bestimmt wurde, kann bevorzugt zur Korrektur einer bereits gespeicherten Öffnungsstromkennlinie für das Ventil herangezogen werden.